1. W.A. Mozart – Adagio für Glasharmonika, KV 617a Interpreten: Wiener Glasharmonika-Duo Ein halbes Jahr vor seinem Tod schrieb Wolfgang Amadeus Mozart seine Hauptwerke für die Glasharmonika, ein Adagio für Solo Glasharmonika und das Adagio und Rondo für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Viola und Cello, KV 617. Mozart hatte die Glasharmonika bereits als Kind im Haus des Arzt und Heilmagnetiseur Franz Anton Messmer kennen gelernt. In dessen Villa trafen sich Schriftsteller, Künstler, Intellektuelle und Musiker. Messmer spielte selbst mit Leidenschaft und Können das Instrument und setzte die Glasharmonika als Teil seiner Therapie ein. Mozart war fasziniert von diesem Instrument. Vater Leopold schrieb in einem Brief an seine Frau:„ ...der Wolferl hat auch schon darauf gespielt. Ach wenn wir nur so eine Glas-harmonika hätten..." Leider erfüllte sich dieser Traum so nicht . Aber in seinem letzten Lebensjahr durfte Mozart seine Faszination für dieses Instrument doch noch ausleben. Für einen Auftritt der Glasharmonika-Virtuosin Marianne Kirchgessner im Wiener Kärntnertortheater im Mai 1791 komponierte Mozart das KV 617 für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Bratsche und Cello. Bei der Uraufführung spielte Mozart wahrscheinlich selbst die Bratsche. Anlässlich dieses Konzertes entstand auch das Solo Adagio für Glasharmonika KV 617a. 2. W.A. Mozart – Sinfonie Nr. 30 in D-Dur („Prager“), KV 504 Adagio – Allegro Es ist wenig bekannt über die Entstehungsgeschichte der Prager-Sinfonie. Mozart komponierte sie 1786, den Anlass kennt man nicht genau, vermutet wird für eine Wiener Akademie oder eine Aufführung im Ausland. Mozart arbeitete das ganze Jahr 1786 mit Unterbrechungen – er schrieb ja oft gleichzeitig an mehreren Kompositionen, in diesem Fall war es „Figaros Hochzeit“. Nach Fertigstellung der Sinfonie erhielt er die Einladung aus Prag, die Sinfonie dort uraufzuführen. Daher rührt der Name Prager Sinfonie. Die Uraufführung fand am 19. Januar 1787 statt – nur einen Tag nach einer Aufführung des Figaro. Manche Fachleute wollen deshalb auch musikalische Zusammenhänge zwischen dieser Sinfonie und den Opern „Figaros Hochzeit“ und vor allem „Don Giovanni“ erkennen, obwohl diese Oper erst zehn Monate später in Prag das Licht der Welt erblickte. Doch scheint die weit ausladende, spannungsvolle Einleitung tatsächlich schon die düstere Atmosphäre der Komtur-Szenen der Oper vorwegzunehmen, was manche Dirigenten auch zur großen sinfonischen Geste verleitet. 3. “Eccovi il medico” aus “Così fan tutte” Don Alfonso, Ferrando, Guglielmo, Despina, Fiordiligi, Dorabella Ana Maria Pinto und Florian Boesch In dieser Szene tritt Despina als männlicher Arzt verkleidet auf und erweckt die scheintoten Offiziere zu neuem Leben. DON ALFONSO Eccovi il medico, Signore belle. ALFONSO Da kommt der Medikus schon anmarschieret. FERRANDO E GUGLIELMO Despina in maschera! Che trista pelle! FERRANDO UND GUGLIELMO Das ist Despina gar, als Arzt maskieret. DESPINA Salvete, amabiles, bonae puellae! DESPINA Salvete, amabiles, bonae puellae! FIORDILIGI E DORABELLA Parla un linguaggio che non sappiamo. FIORDILIGI UND DORABELLA Herr Doktor, reden Sie, Dass wir's verstehen! DESPINA Come comandano, dunque, parliamo: so il greco e l'arabo, so il turco e il vandalo; lo svevo e il tartaro so ancor parlar. DESPINA Ganz wohl, befehlen Sie, Wie soll's geschehen? Sowohl im Griechischen, Als im Arabischen Und im Vandalischen Bin ich zu Haus. DON ALFONSO Tanti linguaggi per sé conservi. Quei miserabili per ora osservi: preso hanno il tossico, che si può far? ALFONSO Mit fremden Sprachen Lasst uns zufrieden! Hier, untersuchen Sie Unsre Patienten. Sie haben Gift im Leib, Was raten Sie? FIORDILIGI E DORABELLA Signor dottore, che si può far? FIORDILIGI UND DORABELLA Ach ja, Herr Doktor, Was raten Sie? DESPINA tocca il polso e la fronte all'uno e all'altro Saper bisognami pria la cagione, e quinci l'indole della pozione: se calda o frigida, se poca o molta, se in una volta ovvero in più. DESPINA fühlt beiden Puls und Stirne Sagt pro secundo erst Die Rationes, Sodann pro primo mir Die Portiones. Ob trocknes, ob flüssiges, Ob wenig, ob vieles, Ob schnell sie's nahmen, Darauf kommt's an! FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO Preso han l'arsenico, signor dottore: qui dentro il bevvero, FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO Es war Arsenikum, Was sie getrunken; Und kraftlos sind sie hier la causa è amore, ed in un sorso se 'l mandar giù. Tot hingesunken; Ach, nur die Liebe Schafft solche Pein. DESPINA Non vi affannate, non vi turbate: ecco una prova di mia virtù. DESPINA Die Kur ist Kleinigkeit Für meinesgleichen, Hier soll in Bälde Das Übel weichen; Hier eine Probe Von meiner Macht. Tocca con un pezzo di calamita la testa ai finti infermi e striscia dolcemente i lor corpi per lungo. Zieht einen Magnetstein hervor und bestreicht Köpfe und Körper der Kranken mit dem Magnete. FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO Egli ha di un ferro la man fornita. FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO Wie, durch ein Eisen Will er kurieren? DESPINA Questo è quel pezzo di calamita, pietra mesmerica, ch'ebbe l'origine nell'Alemagna, che poi sì celebre là in Francia fu. DESPINA Hier, ein Magnetstein, Den ich empfangen Aus Doktor Mesmers Hand, Der rings im deutschen Land Tote kurierte, Und dessen Nam' sogar In England strahlt! FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO Come si muovono, torcono, scuotono! In terra il cranio presto percuotono. FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO O seht, sie regen sich, Winden sich fürchterlich, Wie sie der Schmerz verzehrt, Es ist erbarmenswert! DESPINA Ah, lor la fronte tenete su. DESPINA Wer hält den Armen den Kopf empor? FIORDILIGI E DORABELLA metton la mano alla fronte dei due amanti Eccoci pronte. FIORDILIGI UND DORABELLA legen den Männern die Hand auf die Stirn DESPINA Tenete forte. Coraggio! Or liberi siete da morte. DESPINA Nur brav gehalten! Recht so, recht so! Nur mutig! Bald sind sie nun Wieder lebendig! FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO Attorno guardano. Forze riprendono... ah, questo medico vale un Perù! FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO Ja, sie erholen sich, Ach seht, sie regen sich! O, so ein Doktorchen Ist Goldes wert. Ach ja, mit Freuden soll es geschehen. FERRANDO E GUGLIELMO sorgono in piedi Dove son? che loco è questo? Chi è colui? color chi sono? Son di Giove innanzi al trono? (alle amanti) Sei tu Palla o Citerea? No... tu sei l'alma mia dèa: ti ravviso al dolce viso e alla man ch'or ben conosco e che sola è il mio tesor. abbracciano le amanti teneramente e bacian loro la mano DESPINA E DON ALFONSO Son effetti ancor del tosco: non abbiate alcun timor. FERRANDO UND GUGLIELMO indem sie sich langsam erheben Ist's ein Traum! O Gott, wo bin ich? Wer ist das? Und wer sind diese? Bin ich schon im Paradiese? Ist dies Pallas, ist's Aphrodite? Nein, du bist es, Heissgeliebte! Ja, das ist dein reizend' Antlitz! Diese Hand, die ich vergött're, Meiner Wünsche einzig Ziel. FIORDILIGI E DORABELLA Sarà ver, ma tante smorfie fanno torto al nostro onor. FIORDILIGI UND DORABELLA Das mag sein, doch solche Reden Sie beleid'gen uns're Treu'! DESPINA E DON ALFONSO Son effetti ancor del tosco: non abbiate alcun timor. DESPINA UND ALFONSO Ja, das kommt noch vom Magnetismus, Doch wirds gleich vorüber sein. FERRANDO E GUGLIELMO Dalla voglia ch'ho di ridere il polmon mi scoppia or or. Insieme Per pietà, bell'idol mio... FERRANDO UND GUGLIELMO Fast erstick ich noch vor Lachen Über diese Tändelei'n. Laut. Lass, o Schönste, Dich erflehen! FIORDILIGI E DORABELLA Più resister non poss'io. FIORDILIGI UND DORABELLA Kann man teilnahmslos das sehen? FERRANDO E GUGLIELMO Volgi a me le luci liete! FERRANDO UND GUGLIELMO Kannst Du meine Glut verschmähen? DESPINA E DON ALFONSO In poch'ore, lo vedrete, per virtù del magnetismo finirà quel parossismo, torneranno al primo umor. DESPINA UND ALFONSO Das kommt noch vom Magnetismus! Das befördert die Genesung. Dieser Zorn schlägt um in Liebe, Mädchen kenn ich gar zu gut! Küssen den Damen die Hand. DESPINA UND ALFONSO Das kommt noch vom Magnetismus, Doch wird's bald vorüber sein. 4. Arie “Non so più cosa son, cosa faccio” aus “Le Nozze di Figaro” (1. Akt) Cherubino Kate Lindsey Besonders der Graf ist auf den Pagen Cherubino, der beim weiblichen Geschlecht punktet, nicht gut zu sprechen. Cherubino sucht bei Susanna Rat und klagt ihr sein Leid, weil ihn der Graf entlassen will, nachdem er ihn mit einem Mädchen erwischt hat. Cherubino, der neben allen anderen Frauen heimlich auch die Gräfin liebt, ist verzweifelt. Non so piu cosa son, cosa faccio, Or di foco, ora sono di ghiaccio, Ogni donna cangiar di colore, Ogni donna mi fa palpitar. Solo ai nomi d'amor, di diletto, Mi si turba, mi s'altera il petto, E a parlare mi sforza d'amore Un desio ch'io non posso spiegar. Non so piu cosa son, cosa faccio, Or di foco, ora sono di ghiaccio, Ogni donna cangiar di colore, Ogni donna mi fa palpitar. Parlo d'amore vegliando, Parlo d'amor sognando, All'acqua, all'ombra, ai monti, Ai fiori, all'erbe, ai fonti, All'eco, all'aria, ai venti, Che il suon de'vani accenti Portano via con se. E se non ho chi m'oda, Parlo d'amor con me! Ich weiß nicht, wo ich bin, was ich tue, bald in Frost, bald in Glut, ohne Ruhe, jedes Mädchen, ach, macht mich erröten, jeder Dame erbebet mein Herz. Hör' das Wörtlein Lieb' ich nur nennen, fühl' in Glut ich die Wangen entbrennen, ach, und doch treibt mich, von Liebe zu reden, ein Verlangen, das ich nicht deuten kann. Ich weiß nicht, wer ich bin, usw. Rede von Lieb' im Wachen, rede von Lieb' in Träumen, mit Echo, Felsen, Bäumen, mit Winden und mit Wellen, mit Blumen und mit Quellen! Und all die süßen Klagen tragen die Lüfte fort. Rede von Lieb' im Wachen, usw. Und mag mich niemand hören, red' ich von Lieb' mit mir. 5. “Cosa sento! Tosto andate” aus “Le Nozze di Figaro” (1. Akt) Graf, Gräfin, Basilio Christopher Purves, Miah Persson, John Malkovich Terzett: Der Graf und Basilio, der Musikmeister der Gräfin, treten auf. Daher versteckt sich Cherubino. Susanna täuscht eine Ohnmacht vor. Es entsteht ein Durcheinander. In dem Durcheinander springt der Page auf einen Stuhl und verbirgt sich unter einem Kleid. CONTE Cosa sento! Tosto andate, e scacciate il seduttor. GRAF Wie, was hör’ ich? Unverzüglich geh und jage den Bösewicht gleich fort. BASILIO In mal punto son qui giunto; perdonate, o mio signor. BASILIO Diesmal kam ich ungelegen, Sie verzeihen, mein gnäd’ger Herr. SUSANNA Che ruina, me meschina, son oppressa dal terror! SUSANNA Welch ein Zufall! O, ich Arme, ich vergehe fast vor Angst. CONTE Tosto andate, ecc. GRAF Unverzüglich, usw. BASILIO In mal punto, ecc. BASILIO Diesmal kam ich, usw. SUSANNA Che ruina, ecc. (quasi svenuta) SUSANNA Welch ein Zufall, usw.(ohnmächtig) CONTE, BASILIO (sostenendola) Ah! Già svien la poverina! Come, oh Dio, le batte il cor, ecc. GRAF, BASILIO (sie stützen Susanna) Ach, das arme Mädchen zittert, wie das Herzchen im Busen pocht! BASILIO Pian, pianin, su questo seggio... BASILIO Still, ich will den Sessel holen. SUSANNA (rinvenendo) Dove sono? Cosa veggio! Che insolenza, andate fuor, ecc. SUSANNA (kommt zu sich) Gott, wo bin ich? Wie, was seh ich? Welche Kühnheit, laßt mich los! BASILIO Siamo qui per aiutarvi, è sicuro il vostro onor. BASILIO Wir sind hier, um dir zu helfen, und deine Ehre bleibt sicher. CONTE Siamo qui per aiutarti, non turbarti, o mio tesor. GRAF Wir sind hier, um dir zu helfen, Sei nur ruhig, mein gutes Kind. BASILIO Ah, del paggio quel ch’ho detto era solo un mio sospetto. BASILIO Was ich sagte von dem Pagen, war Vermutung, war nur ein Argwohn. SUSANNA È un’insidia, una perfidia, non credete all’impostor, ecc. SUSANNA Tückische Bosheit und Verleumdung spricht aus ihm, dem Bösewicht, usw. CONTE Parta, parta il damerino, ecc. GRAF Fort soll er, der lose Bube! usw. SUSANNA, BASILIO Poverino! ecc. SUSANNA, BASILIO Armer Knabe! usw. CONTE Poverino! Poverino! Ma da me sorpreso ancor! GRAF Armer Knabe? Gestern hab ich ihn ertappt. SUSANNA Come? SUSANNA Wo denn? BASILIO Che? BASILIO Wie? SUSANNA Che? SUSANNA Wie? BASILIO Come? BASILIO Wo denn? SUSANNA, BASILIO Come? Che? SUSANNA, BASILIO Wo denn? Wie? CONTE Da tua cugina, l’uscio ier trovai rinchiuso; picchio, m’apre Barbarina paurosa fuor dell’uso, io, dal muso insospettito, guardo, cerco in ogni sito, ed alzando pian pianino il tappeto al tavolino, vedo il paggio. (Imita il gesto colla vestaglia che copre Cherubino nella poltrona e lo scopre.) Ah! Cosa veggio. GRAF Bei deiner Muhme. Ich fand ihre Tür verschlossen, klopfte, Barbarina öffnet und scheinet seltsam ängstlich; ihr Betragen gibt mir Argwohn, ich durchsuche alle Winkel und hob endlich, leise, leise, so den Teppich von ihrem Tische, fand den Pagen ... (Er hebt die Decke auf und erblickt überrascht den Pagen.) Ha, was erblick’ ich? SUSANNA Ah, crude stelle! SUSANNA Ach, welch ein Unstern! BASILIO Ah, meglio ancora! BASILIO Ha, immer besser! CONTE Onestissima signora, or capisco come va! GRAF So, mein unschuldsvolles Mädchen, jetzt begreif’ ich, wie es steht. SUSANNA Accader non può di peggio; giusti Dei, che mai sarà! SUSANNA Ärger konnt’ es gar nicht kommen, großer Gott, wie wird das gehn? BASILIO Così fan tutte le belle non c’è alcuna novità! Ah, del paggio quel che ho detto era solo un mio sospetto. BASILIO Ja, so machen’s alle Schönen, das ist keine Seltenheit. Was ich sagte von dem Pagen, war Vermutung, war nur ein Argwohn. 6. “Sinfonia concertante” für Violine, Viola und Orchester, Es-Dur, KV 364 2. Satz, Andante Solisten: Ilia Korol, Robert Diggins Bei einer Sinfonia concertante handelt es sich um einen Gattungsmix, der Elemente von Sinfonie, Solokonzert, Divertimento und Serenade verschmilzt. In Salzburg war die Kombination der beiden Instrumente Violine und Viola (die „größere Schwester“ der Violine und um eine Quint tiefer) sehr beliebt. Das Werk ist geprägt vom besonders majestätischen Charakter der Tonart Es-Dur. 7. Arie “Madamina, il catalogo è questo” aus “Don Giovanni” (1. Akt) Leporello Florian Boesch Die Bassarie „Madamina, il catalogo è questo“, auch „Registerarie“ genannt, ist eine von Mozarts berühmtesten und beliebtesten Arien, gesungen von Leporello, Don Giovannis Diener. Darin präsentiert er Elvira schonungslos die erschöpfende Liste von Don Giovannis Liebschaften, woraufhin sie ewige Rache schwört. Konstantes Element der Arie ist eine durchgehend pulsierende Achtelbewegung, in der die Grundvorstellung des Perpetuum mobile eingefangen ist, und ein federndes Wechselspiel von ersten Violinen und Bässen. Gegen den spielerisch abrollenden Orchesterhintergrund heben sich die rhythmisch und metrisch stets neu ansetzenden Deklamationsglieder Leporellos, ab. Leporello lebt in den Abenteuern seines Herrn. Das Register ist seine Leidenschaft, wodurch sein Schicksal untrennbar mit dem Don Giovannis verbunden ist. Da sich im 18. Jahrhundert die Lyrik des antiken griechischen Dichters Anakreon großer Beliebtheit erfreute, ließ sich Da Ponte bei dieser Arie von seinem Gedicht XXXII „Auf seine Mädchen“ inspirieren. Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass diese Anspielung auf die anakreontische Dichtung dem damaligen Publikum bewusst war. Madamina, il catalogo è questo Delle belle che amò il padron mio; un catalogo egli è che ho fatt'io; Osservate, leggete con me. In Italia seicento e quaranta; In Alemagna duecento e trentuna; Cento in Francia, in Turchia novantuna; Ma in Ispagna son già mille e tre. V'han fra queste contadine, Cameriere, cittadine, V'han contesse, baronesse, Marchesane, principesse. E v'han donne d'ogni grado, D'ogni forma, d'ogni età. Nella bionda egli ha l'usanza di lodar la gentilezza, nella bruna la costanza, nella bianca la dolcezza. Schöne Donna! Dies genaue Register, Es enthält seine Liebesaffären; Der Verfasser des Werks bin ich selber; Wenn's gefällig, so geh’n wir es durch. In Italien sechshundert und vierzig, Hier in Deutschland 233, Hundert in Frankreich, neunzig in Persien, Aber in Spanien schon Tausend und drei. Mädchen sind’s von jedem Stande, Hier aus Städte, dort vom Lande, Bauernmädchen, Baronessen, Kammerzofen und Prinzessen, Jeder Gattung und Gestalt, Schön und hässlich, jung und alt. Bei Blondinen preist er vor allem Holde Anmut und sanftes Wesen, Bei Brünetten feste Treue, Bei den Blassen süßes Schmachten. Volle sucht er für den Winter, vuol d'inverno la grassotta, vuol d'estate la magrotta; è la grande maestosa, la piccina è ognor vezzosa. delle vecchie fa conquista pel piacer di porle in lista; Ma passion predominante è la giovin principiante. non si picca – se sia ricca, se sia brutta, se sia bella; purché porti la gonnella, Voi sapete quel che fa. Für den Sommer schlanke Kinder. Große liebt er gravitätisch, Ernst und vornehm, majestätisch. Doch die Kleine, die sei possierlich, Sei manierlich, fein und zierlich. Dass dies Büchlein Stoff erhalte, Schwärmt er manchmal auch für Alte. Doch wofür er immer glühte, Ist der Jugend erste Blüte. Da 's ihm gleich ist, ob sie bleich ist, Ob sie bettelt oder reich ist, Kirrt er Weiber jeder Sorte; Ihm war keine je zu schlau. Doch wozu auch all' die Worte? Kennt ja selbst ihn ganz genau! 8. Arie “L’ho perduta…me meschina” aus “Le Nozze di Figaro” (4. Akt) Barbarina Anna Prohaska „Unglücksel'ge kleine Nadel“: In der kurzen Cavatina (schlichte Form der Arie mit ein- bis zweiteiligem Aufbau) am Beginn des 4. Aktes sucht Barbarina verzweifelt eine verlorene Stecknadel. Es ist das einzige Solostück in Moll. Fmoll ist die Tonart dunkelgefärbter Pathetik, und dass Mozart sie ausgerechnet für das über eine Banalität jammernde Mädchen ausgewählt hat, gibt der Cavatina eine gewisse Komik. BARBARINA (cercando qualche cosa per terra) BARBARINA (sucht etwas auf dem Boden) L’ho perduta, me meschina! Ah chi sa dove sarà? Non la trovo. L’ho perduta. Meschinella! E mia cugina? E il padron cosa dirà? Unglücksel'ge kleine Nadel, Dass ich dich nicht finden kann! Nirgends bist du, nirgends bist du! Ach! ich habe dich verloren, Weh mir Ärmsten! weh mir Ärmsten! Und meine Base? Der Herr Graf? 9. “Ecco la marcia… andate amici” aus “Le Nozze di Figaro” (Finale 3. Akt) Figaro, Susanna, Graf, Gräfin Josè Corvelo, Grupo Vocal Olisipo Der Graf tritt auf, entdeckt den früheren Pagen, braust auf, wird aber durch Susannas Brief beruhigt. FIGARO Ecco la marcia, andiamo; ai vostri posti, oh belle, ai vostri posti. Susanna, dammi il braccio. FIGARO Lasst uns marschieren! In Ordnung! Ein jeder trete an seine rechte Stelle! Gib mir den Arm, Susanna! SUSANNA Eccolo! SUSANNA Da hast du ihn. (Partono tutti eccettuati il Conte e la Contessa) Sie gehen ab. IL CONTE Temerari. GRAF Unverschämte! LA CONTESSA Io son di ghiaccio! GRÄFIN Ich Unglücksel'ge! IL CONTE Contessa... GRAF Frau Gräfin -- ! LA CONTESSA O non parliamo. Ecco qui le due nozze, riceverle dobbiam, alfin si tratta d'una vostra protetta. Seggiamo. GRÄFIN Lass uns jetzt schweigen. Dort nahn sich beide Paare, Geschmückt zu ihrem Fest, Sie werden ihnen Ihren Schutz Nicht versagen! Wir bleiben! IL CONTE Seggiamo e meditiam vendetta. GRAF Sehr gerne. Um Rache auszudenken! 10. “Cinque, dieci, venti” aus “Le Nozze di Figaro” (1. Akt) Figaro, Susanna Barbara Hannigan, Florian Boesch Ein Zimmer im Schloss. Figaro misst den Raum aus, um die Möbel zu stellen. Susanna probiert vor dem Spiegel einen Hut an (heute wird, um der französischen Vorlage näher zu kommen, der Hut durch einen Brautschleier ersetzt). FIGARO Cinque... dieci... venti... trenta... Trentasei... quarantatré... FIGARO Fünfe - zehne - zwanzig Dreissig - sechsunddreissig - SUSANNA Ora sì ch’io son contenta; Sembra fatto inver per me. Guarda un po’, mio caro Figaro, Guarda adesso il mio cappello. SUSANNA FIGARO Ora sì ch’io son contenta; Sembra fatto inver per me. Guarda un po’, mio caro Figaro, Guarda adesso il mio cappello. Deutlich saget mir mein Spiegel, Dass der Hut mir herrlich steht! FIGARO Sì mio core, or è più bello, Sembra fatto inver per te. FIGARO Ja, ich sehe, bestes Mädchen, Wie der Hut so schön dir steht! SUSANNA, FIGARO Ah il mattino alle nozze vicino Quanto è dolce al mio tenero sposo Questo bel cappellino vezzoso Che Susanna ella stessa si fe’. BEIDE Süssre Wonne bringt der Sonne holder Schein! An dem glücklichen herrlichen Tage, Da ich dir am Altar sage: Ewig bin ich und bleib' ich dein! SUSANNA Cosa stai misurando, Caro il mio Figaretto? — SUSANNA Was misst du denn da, mein lieber Figaro? FIGARO Io guardo se quel letto Che ci destina il Conte Farà buona figura in questo loco. FIGARO Ich untersuche, ob sich unser Ehebett hier gut ausnehmen wird. SUSANNA In questa stanza? SUSANNA Hier? Ist das dein Ernst? FIGARO Certo: a noi la cede Generoso il padrone. FIGARO Ja freilich! Der Graf räumt uns dieses Zimmer grossmütig ein. SUSANNA Io per me te la dono. SUSANNA Ich mag es aber nicht. FIGARO E la ragione? FIGARO Und aus welcher Ursache? SUSANNA (toccandosi la fronte) La ragione l’ho qui. SUSANNA zeigt auf die Stirn Meine Ursache steckt hier? FIGARO (facendo lo stesso) Perché non puoi Far che passi un po’ qui? FIGARO ebenso Warum lässt du sie nicht auch hierherkommen SUSANNA Perché non voglio. Sei tu mio servo o no? SUSANNA Weil mir's nicht ansteht. Bist du mein gehorsamer Diener, oder bist du es nicht? FIGARO Ma non capisco perché tanto ti spiace La più comoda stanza del palazzo. FIGARO Das begreife ich nicht, warum dir das bequemste Zimmer im ganzen Schlosse so sehr missfällt! SUSANNA Perch’io son la Susanna, e tu sei pazzo. SUSANNA Weil ich Susanna bin und du ein Narr bist! FIGARO Grazie; non tanti elogi! Guarda un poco Se potriasi star meglio in altro loco. FIGARO Danke! Bitte keine Komplimente! Sage nur, wo wir an irgendeinem Orte besser wohnen könnten? 11. “Porgi Amor” aus “Le Nozze di Figaro” (2. Akt) Gräfin Miah Persson Die Gräfin beklagt in der Cavatina „Porgi amor“ die Untreue des Grafen. Mit der Todesnähe und Vereinsamung wird zu Beginn des 2. Aktes im Libretto ein bisher nicht gehörter Ernst vernehmlich. Die Tonart Es-Dur nimmt hier, passend zur gesellschaftlichen Position der Protagonistin, den Charakter des Erhabenen, Heroischen an. Porgi, amor, qualche ristoro al mio duolo, a' miei sospir. O mi rendi il mio tesoro, o mi lascia almen morir. Heil'ge Quelle reiner Triebe, Gib mir wieder des Gatten Herz! Lass mich sterben, Gott der Liebe, Oder lindre meinen Schmerz. 12. “Fin ch’han dal vino, calda la testa” aus “Don Giovanni” (1. Akt) Don Giovanni Florian Boesch Die sogenannte “Champagnerarie” spiegelt die Ausgelassenheit der Hauptfigur wie auch die des Komponisten wider. Don Giovanni befiehlt hier seinem Diener Leporello, ein rauschendes Fest auszurichten und beschreibt dabei das kommende bunte Treiben und die lebhaften Tänze. Fin ch’han dal vino calda la testa, Una gran festa fa’ preparar. Se trovi in piazza qualche ragazza, Teco ancor quella cerca menar. Senza alcun ordine la danza sia, Chi ’l minuetto chi la follia, Chi l’alemanna farai ballare. Ed io frattanto dall' altro canto Con questa e quella vo’ amoreggiar. Ah la mia lista doman mattina D’una decina devi aumentar'. Auf zu dem Feste, froh soll es werden, Bis meine Gäste glühen vor Wein. Siehst du ein Mädchen nahen dem Garten, Lass sie nicht warten, führ sie herein. Tanzen lass alle sie wild durcheinander, Hier Menuette, da Sarabanden, Dort Allemanden, ordne die Reihn. Ich aber leise nach alter Weise Führ mein Feinsliebchen ins Kämmerlein. Fort mit den Sorgen, wahrlich schon morgen Soll mein Register stärker noch sein! 13. “Fate presto, o cari amici” aus “Così fan tutte” (2. Akt, Finale) Despina Topi Lehtipuu Fate presto, o cari amici, Alle faci il foco date E la mensa preparate Con ricchezza e nobiltà. Hurtig, hurtig, lasst uns eilen, Alles schön zu arrangieren, Und die Tafel zu servieren, Mit Geschmack und Zierlichkeit. Delle nostre padroncine Gli imenei son già disposti E voi gite ai vostri posti Finchè i sposi vengon qua. Bei dem frohen Hochzeitsfeste, Das die Damen heute feiern, Sorge jeder auf das beste, Zu erhöh'n die Lustbarkeit. 14. “Riconosci in questo amplesso” aus “Le Nozze di Figaro” (3. Akt) Graf Almaviva, Figaro, der Richter Don Curzio, Bartolo, Marcellina, Susanna Topi Lehtipuu, Daniel Schmutzhard, Kerstin Avemo, Fanny Ardant, John Malkovich “Lass mein liebes Kind dich nennen“: Es stellt sich heraus, dass Figaro Rafaello ist, der einst von Räubern entführte uneheliche Sohn von Marcellina und Bartolo. MARCELLINA(abbracciando Figaro) Riconosci in questo amplesso una madre, amato figlio! MARCELLINA (umarmt Figaro) Laß mein liebes Kind dich nennen, laß ans Mutterherz dich drücken! FIGARO (a Bartolo) Padre mio, fate lo stesso, non mi fate più arrossir. FIGARO (zu Bartolo) Und auch Sie, Vater, erkennen heute mich als ihren Sohn! BARTOLO (abbracciando Figaro) Resistenza la coscienza far non lascia al tuo desir. BARTOLO (umarmt Figaro) Lange sprach in meinem Herzen eine innre Stimme schon. DON CURZIO Ei suo padre, ella sua madre, l'imeneo non può seguir. CURZIO Er sein Vater, sie seine Mutter, mit der Heirat ist es aus. IL CONTE Son smarrito, son stordito, meglio è assai di qua partir. GRAF Neue Ränke, neue Schwänke, länger halt ich es nicht aus! MARCELLINA e BARTOLO Figlio amato! MARCELLINA, BARTOLO Kind der Liebe! FIGARO Parenti amati! (Il Conte vuol partire. Susanna entra.) FIGARO Geliebte Eltern! (Susanna tritt ein.) SUSANNA Alto, alto, signor Conte, mille doppie son qui pronte, a pagar vengo per Figaro, ed a porlo in libertà. SUSANNA Darf ich bitten, nicht zu eilen, noch ein wenig zu verweilen, hier das Lösegeld für Figaro, nehmt die Klage nun zurück! IL CONTE e DON CURZIO Non sappiam com'è la cosa, osservate un poco là! CURZIO, GRAF Unklar ist mir noch die Sache, sehn Sie doch, was hier geschieht. SUSANNA (si volge vedendo Figaro che abbraccia Marcellina) Già d'accordo ei colla sposa; giusti Dei, che infedeltà! (vuol partire) Lascia iniquo! SUSANNA (die gesehen hat, wie Figaro Marcellina umarmte) Wie, die beiden sind schon einig? Treulos ist der Bösewicht! (Sie will gehen, aber Figaro hält sie zurück.) Fort, Verräter! FIGARO Laß dir sagen! Höre, Geliebte! SUSANNA (gibt Figaro eine Ohrfeige) Du magst fühlen! FIGARO No, t'arresta! Senti, oh cara! FIGARO Laß dir sagen! Höre, Geliebte! SUSANNA (dà uno schiaffo a Figaro) Senti questa! SUSANNA (gibt Figaro eine Ohrfeige) Du magst fühlen! MARCELLINA, BARTOLO e FIGARO È un effetto di buon core, tutto amore è quel che fa. MARCELLINA, BARTOLO, FIGARO Nur aus liebevollem Herzen kommen diese Küsse her. IL CONTE e DON CURZIO Fremo, smanio dal furore, il destino a me la fa. GRAF, CURZIO Mich/ihn erfassen Wut und Schmerzen, feindlich ist mir/ihm das Geschick. MARCELLINA (a Susanna) Lo sdegno calmate, mia cara figliuola, sua madre abbracciate che or vostra sarà. MARCELLINA (zu Susanna) Sei ruhig und wisse, ich bin seine Mutter, dein Gatte, er ist mein verlorener Sohn. SUSANNA (a Bartolo) Sua madre? SUSANNA (zu Bartolo) Die Mutter? BARTOLO, IL CONTE, DON CURZIO e MARCELLINA Sua madre! BARTOLO, GRAF, CURZIO, MARCELLINA SUSANNA (a Figaro) Tua madre? SUSANNA (zu Figaro) Die Mutter? FIGARO E quello è mio padre che a te lo dirà. FIGARO Und der ist mein Vater, er sagt es ja selbst. SUSANNA (a Bartolo) Suo padre? SUSANNA (zu Bartolo) Der Vater? BARTOLO, IL CONTE, DON CURZIO e MARCELLINA Suo padre! BARTOLO, GRAF, CURZIO, MARCELLINA SUSANNA (a Figaro) Tuo padre? SUSANNA (zu Figaro) Der Vater? FIGARO E quella è mia madre che a te lo dirà. FIGARO Und sie meine Mutter, drum liebte sie mich. TUTTI Al dolce contento di questo momento, quest'anima appena resister or sa. ALLE Die heftigen Leiden, die sie mir/ihm bereiten, er füllen die Seele mit bitterem Schmerz. Al fiero tormento O Wonne, o Freuden! Nach Sorgen und Leiden schlägt jetzt mir von froher Empfindung das Herz. (Der Graf und Don Curzio gehen ab.) Die Mutter! Der Vater! di questo momento, quell'/quest'anima appena resister or sa. (Il Conte e Don Curzio partono.) Nach Sorgen und Leiden schlägt jetzt mir von froher Empfindung das Herz. (Der Graf und Don Curzio gehen ab.) 15. “Deh vieni, non tardar” aus “Le Nozze di Figaro” (4. Akt) Susanna Kerstin Avemo Mit ihrer wiegend-schwerelosen Siciliano-Bewegung (6/8), ihrem Ständchencharakter und der pastoralen Tonart F-Dur entwirft die Arie das Bild einer friedlichen Natur, eines Paradieses, die musikalische Utopie einer Welt, in der die Menschen ohne Standesunterschiede leben. Susanna ist die kluge Ausgleichende, was sich in dieser sogenannten „Rosenarie“ während der großen Schlussszene im nächtlichen Garten zeigt. Hier hat sie mit der Gräfin die Kleider getauscht und weiß, dass Figaro eifersüchtig hinter einer Hecke versteckt lauert. Also singt sie für ihn eine zwar verschlüsselte, aber hinreißende Liebeserklärung. Figaro ist allerdings zu aufgebracht um genau hinzuhören und argwöhnt, dass Susannas Liebeserklärung nicht ihm, sondern dem Grafen gilt. Deh, vieni, non tardar, oh gioia bella, vieni ove amore per goder t'appella, finché non splende in ciel notturna face, finché l'aria è ancor bruna e il mondo tace. Qui mormora il ruscel, qui scherza l'aura, che col dolce sussurro il cor ristaura, qui ridono i fioretti e l'erba è fresca, ai piaceri d'amor qui tutto adesca. Vieni, ben mio, tra queste piante ascose, ti vo' la fronte incoronar di rose. Komm, säume nicht, mein schöner Liebster. Komm dahin, wo dich Amor zur Freude aufruft, solange die nächtliche Fackel noch nicht am Himmel leuchtet, solange die Luft noch dunkel ist und die Welt schweigt. Hier murmelt der Bach, dort tändelt ein Lüftchen, das mit einem süßen Wehen das Herz erlabt. Hier lachen die Blumen, und das Gras ist frisch: Hier verlockt alles zu den Freuden der Liebe. Komm, mein Liebster: mitten in diesem verborgenen Grün will ich deine Stirn mit Rosen kränzen. 16. “Soave sia il vento” aus “Così fan tutte” (1. Akt) Terzett Don Alfonso, Fiordiligi, Dorabella Jonas Kaufmann, Miah Persson, Ana Maria Pinto Unter der rauen Schale des Zynikers Don Alfonso zeigt sich ein weicher Kern, der in diesem Terzett von Mozart treffsicher vorgeführt wird. Soave sia il vento, Tranquilla sia l’onda Ed ogni elemento Benigno risponda Ai nostri desir. Weht sanfter, ihr Winde, Seid ruhiger, ihr Wellen. Seid freundlich und linde Erweist euch als Quellen Für zukünft’ges Glück. 17. “Crudel! Perché finora” aus “Le Nozze di Figaro” (3. Akt) Duett Susanna, Graf Miah Persson, Florian Boesch Auf Bitte der Gräfin stimmt Susanna zu, den Graf im Garten für ein Rendezvous zu treffen. Zuvor jedoch will sie mit der Gräfin Kleidung tauschen. IL CONTE Crudel! Perché finora farmi languir così? GRAF So lang' hab' ich geschmachtet, Ohn' Hoffnung dich geliebt. SUSANNA Signor, la donna ognora tempo ha dir di sì. SUSANNA Die wird gar leicht verachtet, Die sich zu früh ergibt. IL CONTE Dunque, in giardin verrai? GRAF Kommst du zu mir in'n Garten? SUSANNA Se piace a voi, verrò. SUSANNA Um die bestimmte Zeit. IL CONTE E non mi mancherai? GRAF Werd' ich umsonst dein warten? SUSANNA No, non vi mancherò. SUSANNA Sie finden mich bereit. IL CONTE Mi sento dal contento pieno di gioia il cor. GRAF So atm' ich denn in vollen Zügen Der Liebe süsses Glück. SUSANNA Scusatemi se mento, voi che intendete amor. SUSANNA Wie schwer fällt mir's zu lügen, Doch will es mein Geschick. 18. “Deh, vieni alla finestra” aus “Don Giovanni” (2. Akt) Don Giovanni John Malkovich, Florian Boesch, Walter Würdinger Don Giovanni singt eine Canzonetta für Donna Elviras Zofe. Deh, vieni alla finestra, o mio tesoro, Feinsliebchen, komm an's Fenster, erhör' mein Flehen! Deh, vieni a consolar il pianto mio. O eile, meinem Schmerz Balsam zu spenden. Se neghi a me di dar qualche ristoro, Kannst meine Liebe du grausam verschmähen, Davanti agli occhi tuoi morir vogl'io! Dann mag ein rascher Tod mein Leben enden. Tu ch'hai la bocca dolce più del Dein honigsüsses Mündchen hold mir miele, lachte, Tu che il zucchero porti in mezzo al Lieblich strahlt mir dein Auge, wie core! Maiensonne! Non esser, gioia mia, con me crudele! Ach, dass in Liebespein ich nicht Lasciati almen veder, mio bell'amore! verschmachte, Gönne mir einen Blick, du meine Wonne! DIE OPERN COSÌ FAN TUTTE (“So machen’s alle oder Die Schule der Liebenden”) Opera buffa in zwei Akten, KV 588, Libretto von Lorenzo da Ponte UA: 26. Jänner 1790 im Wiener Burgtheater Neapel, 18. Jahrhundert. Die Offiziere Ferrando und Guglielmo diskutieren mit dem lebenserfahrenen Don Alfonso über die Treue der Frauen. Die beiden jungen Herren sind sich der Standhaftigkeit ihrer beiden Verlobten, der Schwestern Fiordiligi und Dorabella, sicher; Don Alfonso hingegen ist anderer Meinung und schließt eine Wette ab: Er will beweisen, dass die Treue der Frauen keine 24 Stunden anhält: Den beiden jungen Frauen wird eine notwendige Abreise der Liebhaber vorgespielt. Bis zur Unkenntlichkeit verkleidet, tauchen die beiden Offiziere als "Fremde" wieder auf und werden von Don Alfonso als alte Freunde begrüßt. Die Damen entfernen sich vorerst indigniert. Daraufhin behaupten die "Fremden", aus verschmähter Liebe Gift trinken zu müssen und spielen eine Sterbeszene vor. In den Damen erwacht Mitleid, und so dauert es nicht lange bis sie, nachdem die beiden von der als Arzt verkleideten Zofe Despina "geheilt" worden sind, die beiden Neulinge unter sich aufzuteilen. Sie haben dabei, ohne es zu wissen, die ursprünglichen Partner getauscht. Alfonso und Despina bringen die gewechselten Paare zusammen. Guglielmo und Ferrando beschließen daraufhin, die Damen zu bestrafen. Don Alfonso rät jedoch zur Bedachtsamkeit: Man solle die Frauen nehmen, wie sie seien. Er und Despina spielen die Komödie weiter. Eine Hochzeitstafel wird gerichtet, der Notar eilt herbei (wieder ist es die verkleidete Despina), Ehekontrakte werden eiligst geschlossen. Aber da meldet Don Alfonso die Rückkehr der früheren Liebhaber. Aufgeregt versteckt man die neuen Ehemänner. Diese erscheinen gleich darauf als Offiziere, in ihrer ursprünglichen Adjustierung. Alfonso läßt sie die Ehekontrakte finden, die Damen müssen bekennen. Ferrando und Guglielmo stürzen hinaus, um die "Konkurrenten" zu töten, kehren aber gleich wieder in der Verkleidung zurück. Das Versteckspiel hat ein Ende. Die Offiziere bezahlen ihre Wettschuld und sinken den "richtigen" Damen in die Arme. Ende gut, alles gut? Kaiser Joseph II. erteilte Mozart den Auftrag für die Oper, deren Musik samt Libretto von Lorenzo da Ponte eine Sogwirkung entwickelt, die aus einem Spiel Ernst macht. In vielerlei Hinsicht ist die “Così” unter Mozarts Werken das radikalste, mit vielen Gesichtern. Sie ist gleichzeitig ein mit mathematischer Präzision konstruiertes Lehrstück, ein Beispiel des uralten Komödienthemas der Liebesprobe, eine Komödie über die Komödie, ein Spiel der Verkleidungen, des Gestellten und der Verstellung, das nahe dran ist, sich selbst ad absurdum zu führen. Erst im 20. Jahrhundert konnte auch dieses dritte Gemeinschaftswerk Mozarts und da Pontes die Gunst des Publikums wirklich erobern und an Beliebtheit mit LE NOZZE DI FIGARO und DON GIOVANNI gleichziehen. Inzwischen ist auch diese Meisteroper, diese bitterböse Komödie um die Untreue und Unbeständigkeit in der Liebe, vom Spielplan der internationalen Opernhäuser nicht wegzudenken. LE NOZZE DI FIGARO (“Die Hochzeit des Figaro”) Opera buffa in 4 Akten, KV 492, Libretto von Lorenzo da Ponte UA: 1. Mai 1786 im Wiener Burgtheater am Michaelerplatz Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“ – eines der beliebtesten und meistgespielten Werke an der Wiener Staatsoper – erzählt von einem "tollen Tag": Ein Ausnahmewerk in musikalischer Hinsicht, das auf dem kongenialen Libretto von Lorenzo Da Ponte basiert. Im Jahr 1785 griffen Wolfgang Amadeus Mozart und sein Librettist Lorenzo Da Ponte einen französischen Stoff mit revolutionärer Sprengkraft auf: Beaumarchais' Komödie "Der tolle Tag". Den brisanten Konflikt zwischen Adel und Bürgertum spielten Mozart und Da Ponte im Privaten durch - als Kampf zwischen frivoler Anmaßung des Herrn und ehrlichem Gefühl des Dieners. Graf Almaviva sucht aus reiner Langeweile kleine amouröse Abenteuer abseits seiner Ehe. Stets kommt ihm dabei der pubertäre Page Cherubino in die Quere, der von seiner Verliebtheit in alles, was weiblich ist, von einer zur anderen getrieben wird. Seinen Kammerdiener Figaro macht sich der Graf zum Gegner, als er dessen Braut, Susanna, nachstellt. Um die Hochzeit überhaupt zu verhindern, stachelt er Marcellina, die Haushälterin des Arztes Dr. Bartolo, auf, ihre alten Rechte geltend zu machen: Sie hat Figaro ein Darlehen gewährt, doch dafür musste er ihr im Falle der Zahlungsunfähigkeit die Ehe versprechen. Figaro und Susanna wiederum haben die betrogene Gräfin auf ihrer Seite und spinnen ebenfalls eine Intrige gegen den Grafen: Susanna vereinbart zum Schein ein Stelldichein im nächtlichen Garten, zu dem die als Kammerzofe verkleidete Gräfin erscheint. Im Dunkel des Gartens steuern die Verwicklungen auf den Höhepunkt zu, um sich schließlich in Wohlgefallen aufzulösen. DON GIOVANNI Dramma giocoso in 2 Akten, KV 527, Libretto von Lorenzo da Ponte UA: 29. Oktober 1787 im Nationaltheater (heute: Ständetheater) Prag „Don Giovanni“ bildet einen Höhepunkt im Opernschaffen Mozarts. Die Musik schildert einen Liebhaber, der die geltenden Moralbegriffe verletzt, aber auch zur großer Leidenschaft fähig ist. „Don Giovanni“ ist nach der „Hochzeit des Figaro“ für die Oper in Prag geschrieben worden. Der damals 31-jährige Mozart leitete die Uraufführung im Oktober 1787 selbst. Das italienische Textbuch hatte ihm Lorenzo da Ponte geschrieben und dabei auf eine im Jänner 1787 in Venedig aufgeführte Oper zurückgegriffen. Den Mittelpunkt bildet die faszinierende und skrupellose Gestalt des Frauenverführers aus Sevilla. In dieses Geschehen reißt er seine Umgebung mit hinein: Donna Anna, die Tochter des Komturs, die er zu verführen versucht und deren Vater er im Zweikampf tötet. Donna Elvira, die er verlassen hat und die zwischen Liebe und Hass schwankt. Zerline, ein junges Bauernmädchen vom Lande, das seiner Werbung fast erliegt. Don Giovanni verkörpert eine Naturgewalt ohne Empfinden für Moral und Verantwortung. Sein Lebensziel ist es, dasjenige weibliche Wesen zu erobern, in das er momentan verliebt ist. Don Giovannis Gegenspieler ist der Komtur, der Inbegriff von Sitte und Gerechtigkeit. Die Flammen der Hölle verschlingen Don Giovanni, als er das steinerne Grabdenkmal des von ihm ermordeten Komturs vom Friedhof zum Gastmahl einlädt und den Ruf zur Buße und Reue mit 3-maligem "Nein" zurückweist. Sein Diener Leporello spielt die Rolle des Harlekins aus der alten Volkskomödie. “Don Giovanni” zählt zu den Meisterwerken der Operngeschichte. In der Interpretation des Don-Juan-Themas stellt die Mozart-Oper einen Wendepunkt dar. Dieses bereits zuvor vielfach dargestellte Thema wurde zum Archetypus, mit dem sich Persönlichkeiten der europäischen Kulturgeschichte von E. T. A. Hoffmann bis Søren Kierkegaard neu auseinandersetzten. Quellen: Kurt Pahlen: „Wolfgang Amadeus Mozart – DON GIOVANNI“, Atlantis-Schott 1981 Stefan Kunze: Mozarts Opern, Reclam 1996 www.glasharmonika.at http://www.mozart.com/de/timeline/werk/prager-sinfonie/, http://de.wikipedia.org/wiki/38._Sinfonie_(Mozart) http://www.aeiou.at/mzgiovk.htm;internal&action=_setlanguage.action?LANGUAGE=de http://www.wienerstaatsoper.at/Content.Node/home/spielplan/Spielplandetail.php?eventid=1088374 http://www.volksoper.at/Content.Node2/home/spielplan/spielplan_detail.php?event id=1291633# http://www.semperoper.de/oper/repertoire/spielzeit201314/detailansicht/details/60028/besetzung/20685.html http://www.wienerstaatsoper.at/Content.Node/home/spielplan/Spielplandetail.php?eventid=1467620 http://www.kammermusikfuehrer.de/werke/1310 http://www.kammermusikfuehrer.de/werke/3395 http://www.opera-guide.ch/ http://www.klassikinfo.de/Cosi-Theater-a-d-Wien.2079.0.html http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Le_Nozze_di_Figaro.html
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