AGHZ, Interview Holger Zwink, 03/2015

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Allgemeine Hotel- und
Gastronomie-Zeitung
115. JAHRGANG 7. März 2015 Nr. 10 www.ahgz.de E 1091
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Ein Titel aus dem dfv Matthaes Verlag
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Tian-Gründer Halper
Benedikt Rudolph
„Gastronomie ist
zu fleischlastig“
DHNP-Finalist
im Porträt
Interview, Seite 3
Seite 51
Höhere
Preise wegen
Mindestlohn
Europäischer Hof Baden-Baden
Frischzellenkur für
50 Millionen Euro
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Seite 11
www.ahgz.de/epaper
Größte Internorga aller Zeiten
in der
Gastronomie 13 % höher
UNTEN LINKS
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Berlin kommt auf den Hund
Das hat der Hauptstadt noch gefehlt:
Ein Hunde-Restaurant, wo Vierbeiner
die Wahl zwischen Kängurufleisch und
Lachshaut haben. Auf besondere
Tischsitten legt Johanna Wahlig, Besitzerin der Gaststätte Forsthaus Paulsborn im Grunewald, keinerlei Wert.
Aber das Gästefeedback ist ihr wichtig:
Ein Schwanzwedeln bedeutet Zustimmung, ein Bellen Nachschlag.
uju
Signal
von der ITB
D
Fotos: Michael Zapf (2), Nico Maack (2), Internorga-Hamburg Messe
HEILBRONN.
Seite 2
Editorial
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Von Rolf Westermann,
Chefredakteur
Studie Personalkosten
Der Mindestlohn lässt die
Personalkosten für Betriebe im Gastgewerbe steigen. Das ist das Ergebnis
einer Studie, die die Hochschule Heilbronn mit Unterstützung von DEHOGA und IHA jetzt vorgelegt hat.
Demnach sind die Personalkosten in
der Hotellerie 2015 im Vergleich zum
Vorjahr im Schnitt um 9 Prozent gestiegen, in der Gastronomie um
13 Prozent. Rund zwei Drittel der gestiegenen Personalkosten in der Hotellerie und 82 Prozent in der Gastronomie seien dem Mindestlohn zuzurechnen. Die größten Herausforderungen
sehen Hoteliers und Gastronomen
nicht in den Mehrkosten durch den
Mindestlohn, sondern in der Dokumentationspflicht und dem Aufwand
bei der Umsetzung. DEHOGA-Hauptgeschäftsführerein Ingrid Hartges zur
AHGZ: „Die Studie bestätigt voll die
DEHOGA-Position, insbesondere zur
Arbeitszeitdokumentation, denn demnach sehen 70 Prozent der Hoteliers
und 78 Prozent der Gastronomen darin eine große oder sehr große Herausforderung.“ Auch die genannten Personalkostensteigerungen machten einmal mehr die starke Betroffenheit der
Branche deutlich. Viele Gastgeber wollen die steigenden Kosten mit Preiserhöhungen ausgleichen.
sr
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Fachmesse: Vom 13. bis 18. März dreht sich in Hamburg alles um den Außer-Haus-Markt. 1300 Aussteller präsentieren ihre
Seiten 14 und 21 bis 40
Neuheiten. Was die Fachbesucher erwartet, zeigen die Extra-Seiten der AHGZ
Schäuble zeigt Gesprächsbereitschaft
Erbschaftsteuer
Eckpunkte stehen fest / DEHOGA befürchtet Nachteile für Betriebe
BERLIN. Die derzeitigen Vorschläge zur
Erbschaftsteuerreform von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) könnten auch erhebliche Probleme für das Gastgewerbe bedeuten.
Jürgen Benad, Rechtsexperte des DEHOGA Bundesverbands, kritisiert vor
allem Schäubles Änderungen für die
Neuregelung der sogenannten Lohnsummenregelung.
Schäuble schlägt vor, künftig auf eine Prüfung der Lohnsumme zu verzichten, wenn der Unternehmswert eines Betriebs bis zu 1 Mio. Euro beträgt.
Das geht aus einem Papier des Bundesfinanzministeriums zu den Eckpunkten der Reform hervor, das der AHGZ
vorliegt. Bisher wurden Betriebe mit
bis zu 20 Arbeitnehmern von der Prüfung befreit. „Die Grenze von 1 Mio.
Euro Unternehmenswert halte ich für
zu gering“, betont Benad. „Zudem
geht aus dem Papier nicht hervor, wie
bei einem Unternehmenswert von
mehr als 1 Mio. Euro verfahren wird.“
Die geplante Freigrenze für die Ver-
aus, dass die Vielzahl der gastgewerblichen Unternehmen davon nicht negativ betroffen sein wird. Bundesfinanzminister Schäuble, der sich in dieser
Woche mit den großen Wirtschaftsver-
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schonung des begünstigten Vermögens
bis zu einem Unternehmenswert von
20 Mio. Euro für Großunternehmen
hält der DEHOGA grundsätzlich für
zu gering. Allerdings geht Benad davon
bänden an einen Tisch setzen wollte,
zeigte zu Redaktionsschluss der AHGZ
am Mittwoch Gesprächsbereitschaft,
wies die Kritik an seinen Reformplänen
aber zurück.
sr
ie Stimmung zur ITB ist
gut. Nach dem Tourismusrekord 2014 rechnen Experten auch für dieses Jahr mit einem weiteren Plus.
BTW-Präsident Michael Frenzel geht
von 1,5 bis 2 Prozent
Zuwachs aus.
Von dieser Erfolgsgeschichte wollen alle profitieren.
Nachdem einige Bettensteuer-Satzungen gekippt wurden, lautet das
Zauberwort nun Tourismusabgabe.
Übernachtungsrekorde
alleine
reichten nicht aus, um Deutschlands touristische Infrastruktur in
Schuss zu halten, warnt Reinhard
Meyer, Präsident des Deutschen
Tourismusverbandes (DTV). „Was
bringt das schönste Wellnesshotel
am Ort, wenn die historische Innenstadt bröckelt, das Museum
nicht geöffnet hat und die Grünanlage in armseligem Zustand ist?“ An
einer fairen Finanzierung führe
kein Weg vorbei, meint Meyer.
Im DTV sind Landes- sowie regionale
Tourismusorganisationen,
Stadtstaaten und die kommunalen
Spitzenverbände vertreten. Insofern
ist die Forderung nicht verwunderlich. Allerdings ist sie abzulehnen.
Die Politik versucht immer wieder,
der boomenden Branche Sonderabgaben aufzudrücken. Betriebe zahlen jedoch bereits jede Menge an
den Fiskus. Da sind zusätzliche Museumsabgaben, Grünanlagensteuern oder ein historischer Stadtcent
nicht angebracht. Das wäre keine
faire Finanzierung, sondern eine
einseitige Zusatzbelastung.
Ihr Rolf Westermann
[email protected]
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INTERVIEW 3
Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung
7. März 2015 · Nr. 10
Im Gespräch: Christian Halper, Betreiber der vegetarischen Gourmetrestaurants Tian
„Das Konzept wird sich rechnen“
Herr Halper, seit wann sind Sie Vegetarier?
Halper: Seit März 2012 zu 100 Prozent.
Von 2001 bis 2012 habe ich den vegetarischen Anteil meiner Ernährung kontinuierlich erhöht, weil ich gemerkt
habe, dass es mir schmeckt, nichts fehlt
und es mir körperlich und geistig sehr
gut tut. Übrigens finde ich auch die
Komponenten „naturnah“, „abwechslungsreich“ und „individuell“ wichtig.
Tian-Gründer Christian Halper über die Lust,
Neues zu entwickeln, zu viel Fleisch in der
Gastronomie, den guten Start in München
und seine Expansionspläne.
Ist Bio im Tian zwingend?
Halper: Unser Ziel ist es, möglichst
viele Zutaten in Bio-Qualität zu verwenden. Wenn es ein gewünschtes Produkt in Bio-Qualität gibt, dann hat Bio
den Vorzug.
Sie kommen aus der Finanzwelt und
haben dort ordentlich Geld verdient.
Warum der Schwenk in die Gastronomie, und dort sogar in ein Feld, das bisher kaum beackert ist: die vegetarische
Gourmetgastronomie?
Halper: Weil mich das Thema persönlich über viele Jahre hinweg intensiv beschäftigt hat und sich in mir die
große Sehnsucht entwickelt hat, dass
es mehr Angebote an wohlschmeckendem, vegetarischem Essen geben
soll, und eben gerade auch auf kulinarisch höchstem Niveau. Ich möchte
diesen meines Erachtens sehr sinnvollen Trend zu mehr vegetarischem Essen, aktiv begleiten und unterstützen.
Ich will damit einen Ausgleich schaffen zum derzeit aus meiner Sicht sehr
fleischlastigen Angebot der üblichen
Gastronomie. Ich habe am eigenen
Körper und Geist die vielen positiven
Auswirkungen meiner vegetarischen
Ernährung erfahren und möchte diese Erfahrung gern auch anderen ermöglichen beziehungsweise erleichtern.
Sie sind also vom Saulus zum Paulus
geworden?
Halper: Im Leben jedes Menschen gibt
es, denke ich, verschiedene Entwicklungsabschnitte. Man beschäftigt sich
so lange mit einem Thema bis das Interesse nachlässt und sich andere Bereiche auftun. Sobald das Neue mehr Faszination ausübt als das Alte, ist der
Zeitpunkt reif für einen Wechsel. Und
wenn diese Änderung praktisch möglich erscheint, kann man das auch wagen. Ich habe davor und auch jetzt aus
innerer Überzeugung gehandelt und
das eine ist die Basis für das nächste.
Ich bin für beide Abschnitte dankbar
und werte diese nicht als schlecht oder
gut. Alles hat seine Zeit.
Ihr vegetarisches Gourmetrestaurant
Tian in Wien ist mit einen MichelinStern ausgezeichnet, sind die klassischen
Gourmetführer eigentlich noch wichtig
für Sie?
Halper: Ja, ich finde Gourmetführer
übernehmen eine wichtige Aufgabe,
speziell für neue Gäste. So kann man
sich schon vorab ein Bild machen was
einen erwarten wird. Natürlich sind
Geschmäcker verschieden, aber wenn
man sich mehrere Kommentare durchliest, kann man sich meist eine ganz
gute Vorstellung machen, ob sich ein
Besuch auszahlen könnte.
Ist vegan wichtig für Sie?
Halper: Ja, zirka die Hälfte unserer
Speisekarte ist bewusst vegan. Ich finde
das ist ein wichtiges Thema, und es soll
im Tian auch für Veganer eine attraktive Auswahl geben. Kulinarisch sehe ich
viele Möglichkeiten, auf diesem Gebiet
Neues zu kreieren. Zum Beispiel ist
Kokosfett durch die gesättigten Fettsäuren, die es enthält, toll, um den
„runden“ Geschmack von Sahne in einer neuen, veganen Form abzubilden.
Auch wenn Sie viel eigenes Startkapital mitgebracht haben, rechnen sollten
sich Ihre Unternehmen auf Dauer ja
schon. Schreiben Sie schwarze Zahlen?
Halper: Ja, das ist definitiv das Ziel.
Derzeit sind wir als innovatives Unternehmen noch in der Aufbau- und Investitionsphase. Jeder neue Standort
erfordert erst mal ein Investment. Das
ist wie in der Natur, wenn ein Samen
aufgeht, der noch keine Blätter hat,
dann lebt er von den gespeicherten Reserven. Doch ich bin optimistisch, dass
sich das Konzept rechnet. Immerhin
sind wir in München in den ersten Monaten über den geplanten Einnahmen,
es läuft also gut an.
Quereinsteiger: Christian Halper
Seit November gibt es das Tian in
München im Derag Livinghotel am Viktualienmarkt, wie sind Ihre Erfahrungen nach gut einem Vierteljahr?
Halper: Das Restaurant wird intensiver von den Gästen gebucht und besucht als wir erwartet haben. Als wir
2011 in Wien mit dem Tian begonnen
haben, hat es wesentlich länger gedauert, bis wir abends regelmäßig ausgebucht waren. In München kommt das
jetzt schon öfter vor, obwohl es das Tian in München erst so kurz gibt. Das
macht Freude, und das Team vor Ort
hat auch gleich von Beginn weg mit
Top-Qualität überzeugt, darüber habe
ich mich außerordentlich gefreut.
Zur Einordnung für unsere Leser: Was
ist ein typisches Gericht im Münchner
Tian und wie ist das Preisgefüge?
Halper: Die Gerichte ändern sich, dem
Zyklus der Natur folgend, mit der Saison. Im Winter wäre das beispielsweise
CHRISTIAN HALPER
Geboren 1969 in Wien
Ausbildung Dipl. Ing. Elektround Nachrichtentechnik, privates
Studium des Wertpapierhandels
und der technischen Analyse von
Finanzmärkten
Stationen Aufbau der Fondsgesellschaft Superfond (mit Geschäftspartner Christian Baha).
2010 Verkauf der Superfond-Antei-
gut gemischt. Der Genuss und die
Freude am Neuen stehen für viele im
Mittelpunkt. Wobei, so neu ist vegetarisches Essen im Grunde gar nicht,
denn bis vor hundert Jahren hat sich
der Großteil aller Menschen in Europa
tatsächlich die meiste Zeit vegetarisch
ernährt.
le an Christian Baha. Kauf zweier
Hotels und einer Gärtnerei, die
umgebaut und auf Bio umgestellt
werden. 2011 Eröffnung des vegetarischen Restaurants Tian in Wien.
2014 Eröffnung des Tian Restaurants am Münchner Viktualienmarkt.
Heutige Tätigkeit Eigentümer
Halper Holding GmbH
Foto: Jürgen Hammerschmid
als Vorspeise eine vegane Kürbissuppe
mit Kokos und Ingwer für 6 Euro, als
Hauptspeise eine Variation aus Garganelli und Kräutersaitlingen, garniert
mit Basilikum, Parmesan und Knollenziest für 15 Euro. Es gibt aber auch
lässige Flammkuchen aus dem Steinofen für 13 Euro.
Gibt es den typischen Tian-Gast?
Halper: Soweit ich das bisher beobachten konnte, ist das Publikum sehr
Planen Sie weitere Restaurants?
Halper: Ja, wir sind derzeit beispielsweise in Wien auf der Suche nach einem weiteren Standort für unser Bistro-Konzept, mit dem wir preislich eine möglichst große Gästeschicht ansprechen möchten, um vielen Menschen vegetarisches und veganes Essen
einfach und genussvoll zugänglich zu
machen.
Die Fragen stellte
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Holger Zwink
Redakteur der AHGZ
E-Mail: [email protected]
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Lifestyle-Marke
ESCHBORN. Best Western International
will die Lifestyle-Hotelmarke Vib auf
den Markt bringen. Das neue Hotelkonzept, das von diesem Jahr an in
Nordamerika mit ersten Häusern an
den Start gehen soll, sei auf urbanen
Stil, Technologie und Nachhaltigkeit
fokussiert. Zielgruppe sind moderne
Reisende, die technologieaffin und im
Umfeld von Internet und mobiler
Kommunikation aufgewachsen sind.
Mit der Marke will Best Western der
wachsenden Nachfrage an Hotels in
urbanen Destinationen und veränderten Gästebedürfnissen Rechnung tragen. Vib ist die Kurzversion von „Vibrant“, auf Deutsch „dynamisch“ und
„pulsierend“. Das Konzept stellte Best
Western in dieser Woche auf dem International Hotel Investment Forum in
Berlin vor.
sr
HRS steigt bei
Meetago ein
KÖLN/BONN. HRS beteiligt sich mit seiner Firmenkunden-Marke HRS Corporate am Mice-Vermittler Meetago.
HRS-Geschäftsführer Tobias Ragge
reagiert damit auf den rasanten Wandel beim Buchungsverhalten im Meeting- und Gruppensegment. Den HRSFirmenkunden sollen nun auch in diesem Bereich alle Services entlang der
Wertschöpfungskette angeboten werden. HRS und Meetago wollen eine
vollständige Integration von Miceund Business-Travel-Prozessen in die
Praxis umzusetzen. „Bisher werden lediglich 2 Prozent des Mice-Marktes,
der in Deutschland jedes Jahr über 70
Mrd. Euro Umsatz generiert, professionell erschlossen“, glaubt Ragge. rk
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