Pharmazeutische Chemie - Safinamid Safinamid (Xadago®) Safinamid (Xadago®) erweitert die Palette der Antiparkinson-Arzneistoffe (strukturformel s. Abbildung 1). Es ist indiziert für Patienten, die sich in einem mittleren bis späten Krankheitsstadium befinden und Fluktuationen unter der Standardtherapie Levodopa entwickelt haben. Safinamid wird nur als Add-onTherapeutikum eingesetzt. Die Patienten nehmen das neue Arzneimittel zusätzlich zu ihrer bestehenden Basistherapie ein - entweder Levodopa als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Antiparkinson-Arzneimitteln. Die Therapie sollte mit einer Dosis von 50mg einmal täglich begonnen werden. Bei Bedarf kann die Dosis auf 100mg/Tag einmal täglich gesteigert werden. Die Filmtabletten können unabhängig vom Essen eingenommen werden (Borgohain et al. 2014, Fachinformation Xadago® 2015). Abbildung 1 Safinamid besitzt einen dualen Wirkmechanismus. Die dopaminerge Wirkung geht zurück auf eine Hemmung der Monoaminoxidase B (MAO-B), der MAO-Isoform, die im Gehirn deutlich gegenüber der zweiten Isoform MAO-A überwiegt. Safinamid ist ein selektiver und reversibler MAO-B-Inhibitor, der im Gegensatz zu den irreversiblen Suizid-Inhibitoren wie z.B. dem unselektiven Tranylcypromin (s. Abbildung 2) kompetitiv mit dem natürlichen Substrat, dem Dopamin, um die Bindung im aktiven Zentrum streitet und dieses verdrängt und so zu einem Anstieg der Konzentration von Dopamin im Striatum führt. Ein anderer reversibler MAO-Hemmer ist z.B. Moclobemid (s. Abbildung 2), das allerdings selektiv die Isoform A der MAO inhibiert. Da Safinamid nichtkovalent an die Isoform MAO-B bindet, müssen die Patienten auch keine Tyramin-arme Diät einhalten. Bei zusätzlich vorliegenden depressiven Symptomen des Patienten ist eine Kombination mit einem MAO-A-Inhibitor möglich. Aber auch andere Neurotransmitter als Dopamin sind bei der Parkinson-Erkrankung von Bedeutung, insbesondere dann, wenn Dyskinesien auftreten. Die nichtdopaminerge Wirkkompenente des Safinamids beruht wohl auf einer Hemmung der Freisetzung von Glutamat, dem Neurotransmitter, der eine Hauptrolle bei der Entwicklung motorischer Komplikationen beim Marbus Parkinson einnimmt. Die Hemmung der Glutamat-Freisetzung erfolgt beim Safinamid wahrscheinlich über eine Hemmung von spannungsabhängigen Natrium- und Calcium-Kanälen. Safinamid zeigte in frühen Studien deutlich antkonvulsive Wirkungen, die denen etablierter Antikonvulsiva wie Levetiracetam vergleichbar waren (Strolin Benedetti et al. 1994, Strolin Benedetti et al. 1995, Fariello et al. 1998, Pevarello et al. 1998, Fachinformation Xadago® 2015). Safinamid (= PNU-151774E) wurde bereits in den 1990er Jahren synthetisiert und zunächst hinsichtlich seiner antikonvulsiven Wirkkomponente als mögliches neues Antiepileptikum entwickelt (Pevarello et al. 1998). Die Substanz besitzt eine 2(Benzylamino)propanamid-Struktur (s. Abbildung 2). Hier zeigt sich die 1 CA 1.6.2015 Pharmazeutische Chemie - Safinamid Verwandschaft zum physiologischen Substrat Dopamin. Die p-Hydroxyl-Funktion des Dopamins ist in geschützer Form noch zu erkennen, so liegt beim Safinamid in pPosition keine freie OH-Gruppe vor, vielmehr ist der Sauerstoff in Form eines 3Fluorobenzyl-Ethers vorhanden. Die m-Hydroxyl-Gruppe des Dopamins zur Ausbildung eines Brenzcatechin-Systems fehlt beim Safinamid vollständig. Es liegt ein chirales C-Atom vor. Safinamid ist das reine (S)-Enantiomer. Abbildung 2 Literatur: Borgohain, R. et al. Mov Disorder 2014, 29, 1273 Fachinformation Xadago® 2015, Zambon S.p.A Fariello, R.G. et al. J Pharmacol Exp Ther 2015, 285, 397 Pevarello, P. et al. J Med Chem 1998, 41, 579 Strolin Benedetti, M. et al. 1994, 46, 814 Strolin Benedetti, M. et al. Prog Brain Res 1995, 106, 123 2 CA 1.6.2015
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