Skript zur Vorlesung am 8.4.2015 (Seiten 117–118)

Kapitel 51 Wege im Rn
© R. Plato
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x3
6
3
5
4
Abb. 77: Weg .t cos.2 t/; t sin.2 t//; 0 t 1 und
einige Tangenten
Der grafische Verlauf dieses Weges sowie die Tangenten in den Punkten fE.t/; t D k=20; k D 1; 2; : : : ; 20,
M
sind in Abbildung 77 dargestellt.
Beispiel 51.10. Für den Weg fE.t/ D .cos t; sin t;
t=.2//>; 0 t 7 (vergleiche Beispiel 51.4 auf Seite 115) gilt
fE0 .t/ D
sin t
cos t
1=.2/
!
;
0 t 7:
Der grafische Verlauf dieses Weges sowie die Tangenten in den Punkten fE.t/ für t D 7k=15; k D 1; 2; : : : ;
M
15, sind in Abbildung 78 dargestellt.
Beispiel 51.11. Ein Fahrzeug bewege sich in dem Zeitintervall von a bis b im Raum R3 fort. Zum Zeitpunkt
t mit a < t < b sei die Position fE.t/ 2 R3 , mit den
SI-Einheiten Œ t  D s und Œ fE.t/  D m. Zu einem fest gewähltem Zeitpunkt t bedeutet fE D fE.t C t/ fE.t/
die in dem Zeitintervall von t bis t C t vollzogenene
Positionsänderung, und den Quotienten
fE
t
D
fE.t C t /
t
fE.t /
aus Positionsänderung und der dafür benötigen Zeit
bezeichnet man als Durchschnittsgeschwindigkeit für
fE  D m/s. Für
dieses Zeitintervall, mit der Einheit Œ t
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x
x1
Abb. 78: Weg .cos t; sin t; t=.2//>; 0 t 7 , und
einige Tangenten
t ! 0 konvergiert dieser Differenzenquotient gegen
fE0 .t/, falls der Weg fE im Punkt t differenzierbar ist.
Man bezeichnet dann diesen Grenzwert fE0 .t/ als die
Momentangeschwindigkeit oder nur kurz Geschwindigkeit des Fahrzeugs zum Zeitpunkt t mit der Einheit
Œ fE0  D m/s.
M
51.3 Höhere Ableitungen für Wege
Wir führen nun höhere Ableitungen von Wegen ein. Mit
ihnen lassen sich physikalische Vorgänge wie die Beschleunigung eines bewegten Objekts beschreiben.
Höhere Ableitungen lassen sich rekursiv definieren:
Definition 51.12. Für einen Weg fE W I ! R mit einem Intervall I R als Definitionsbereich setzt man
fE.0/ WD fE. Für n D 1; 2; : : : geht man nun rekursiv so
vor: Falls die .n 1/-te Ableitung fE.n 1/ W I ! R des
Weges fE auf einer Menge der Form f 2 I j j t j < "g
mit einem " > 0 existiert und diese in t 2 I differenzierbar ist, so nennt man
fE.n/ .t/ D .fE.n
1/ 0
/ .t/
die n-te Ableitung oder auch die Ableitung n-ter Ordnung des Weges fE an der Stelle t .
Alternative Notationen für die zweite und dritte Ableitung sind
R
«
fE.t/ D fE00 .t/ D fE.2/ .t/; fE.t/ D fE000 .t/ D fE.3/ .t/:
M
Beispiel 51.13. Ein Objekt bewege sich in dem Zeitintervall von t0 bis t1 im Raum R3 fort. Zum Zeitpunkt
118
© R. Plato
Teil I Mehrdimensionale Differenzialrechnung
t mit t0 < t < t1 sei die Position fE.t/ 2 R3 , mit
den SI-Einheiten Œ t  D s und Œ fE.t/  D m. Der Weg
fE W Œt0 ; t1  ! R3 sei zweimal differenzierbar.
Zu einem fest gewähltem Zeitpunkt t bedeutet
fE0 D fE0 .t C t/ fE0 .t/ die Änderung der Geschwindigkeit in dem Zeitintervall von t bis t C t (hier ist
t > 0 angenommen). Der Quotient
fE0
t
D
fE0 .t C t /
t
Beispiel. a) Für Vektoren vE 2 Rn und x
E 2 Rn beschreibt fE.t/ D x
E C t vE; t 0, eine geradlinige und
gleichförmige Bewegung. Ausgangspunkt ist fE.0/ D xE ,
die konstante Geschwindigkeit ist fE0 .t/ D vE, und eine
E
Beschleunigung liegt nicht vor, d. h. fE00 .t/ 0.
b) Für Vektoren a
E 2 Rn und xE 2 Rn und ein Skalar
2
a; t 0, eine
c 2 R beschreibt fE.t/ D xE C .ct C t2 /E
geradlinige und gleichmäßig beschleunigte Bewegung.
Ausgangspunkt ist fE.0/ D xE , und die Geschwindigkeit
ist fE0 .t/ D .c C t/E
a . Die Beschleunigung ist mit fE00 .t/ aE konstant.
M
Beispiel 51.14. Der Weg fE.t/ D r.cos.!t/; sin.!t//>;
t 0 beschreibt die kreisförmige Rotation eines Massenpunktes um den Ursprung entgegen dem Uhrzeigersinn, mit der Winkelgeschwindigkeit ! > 0 und dem
Abstand r > 0 zum Ursprung. (Für Periode T und Frequenz f gilt T D 2=! und f D 1=T .) Für Geschwindigkeit und Beschleunigung des Weges gilt dann
sin.!t/
;
cos.!t/
cos.!t/
fE00 .t/ D r! 2
sin.!t/
für t 0. Für die Beträge von Geschwindigkeit und
Beschleunigungsvektoren und die Skalarprodukte zwischen beiden Vektoren gilt damit
j fE0 .t/j D r!;
j fE00 .t/j D r! 2 ;
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fE0 .t /
aus dieser Geschwindigkeitsänderung und der dafür benötigen Zeit ist die Durchschnittsbeschleunigung in dem betrachteten Zeitraum, mit der Einheit
Œ fE=t  D m=s2 . Für t ! 0 konvergiert dieser
Differenzenquotient gegen fE00 .t/. Man bezeichnet diesen Grenzwert fE00 .t/ als die Momentanbeschleunigung
oder nur kurz Beschleunigung des bewegten Objekts
zum Zeitpunkt t , mit der Einheit Œ fE00 .t/  D m=s2 .
M
fE0 .t/ D r!
Für r D 1 und ! D 21 ist der grafische Verlauf
dieses Weges in Abbildung 79 dargestellt, inklusive
der Geschwindigkeits- und Beschleunigungsvektoren
in den Punkten fE.t/; t D k=10; k D 1; 2; : : : ; 10.
M
fE0 .t/ fE00 .t/ D 0
für t 0. Geschwindigkeits- und Beschleunigungsvektoren stehen also in diesem Fall senkrecht aufeinander.
Die Beschleunigungsvektoren zeigen dabei in Richtung
des Ursprungs.
1:2
1:2
1:2
Abb. 79: Weg .cos.t=2/; sin.t=2//; 0 t 4 , und
einige Geschwindigkeits- und Beschleunigungsvektoren
Beispiel (Flugbahn Massenpunkt). Die in Beispiel 51.6
auf Seite 115 angegebene Darstellung der Flugbahn eines Massenpunktes lässt sich mit den vorgestellten Begriffen nun leicht herleiten. In der vorliegenden Situation gilt
fE00 .t/ D
0
0 v x
; t 0; fE.0/ D
; fE0 .0/ D
;
g
10
0
wobei diese Identitäten der Reihe nach eine mathematische Beschreibung der konstanten Fallbeschleunigung
und der zu Beginn vorliegenden Position beziehungsweise Geschwindigkeit liefern. Es handelt sich hierbei
also um ein Anfangswertproblem für ein entkoppeltes
System von zwei gewöhnlichen Differenzialgleichungen. Eine zweimalige Integation dieser Differenzialgleichung liefert die Darstellung
fE.t/ D
c1 t C c2
;
gt =2 C c3 t C c4
2
t 0;
mit den vier Integrationskonstanten c1 ; c2 ; c3 ; c4 2 R.
Anpassung an die Anfangsbedinungen liefert dann unmittelbar die in Beispiel 51.6 auf Seite 115 angegebene
Darstellung für fE.t/.
M