KELTEN IN HESSEN INHALT: 1) DER WESTHALLSTATTKREIS - DAS LAND DER FRÜHEN KELTEN (von ca. 750 bis um 400 v.Chr.) 2) DIE ÖSTLICHE WETTERAU (HESSEN) WÄHREND DER HALLSTATTZEIT 3) DIE KELTISCHEN FÜRSTENGRÄBER UND IHRE HERKUNFT: 4) DIE OSTFLANKE DES RHEINISCHEN SCHIEFERGEBIRGES: 5) CHARAKTER UND WESEN DER OPPIDA 6) DIE GERMANEN UND DIE ARCHÄOLOGISCHEN QUELLEN ÜBER DAS GEBIET NÖRDLICH DES MAINS: 7) DAS KELTISCHE MÜNZWESEN AM MITTELRHEIN KURZ VOR ERSCHEINEN DER ERSTEN RÖMER: 1) DER WESTHALLSTATTKREIS - DAS LAND DER FRÜHEN KELTEN (von ca. 750 bis um 400 v.Chr.): Auf dem Boden der Urnenfelderkultur entwickelte sich die Hallstattkultur, die die Forschung in einen westlichen und einen östlichen Kreis unterteilt. Zum westlichen Teil werden die Gebiete von Ostfrankreich bis Bayern gezählt. Beide Teile unterscheiden sich insofern, dass nämlich im Westen restaurative Kräfte am Werke waren, während im Osten dagegen vom Schwarzmeergebiet die Donau heraufkommend fremde Einflüsse (Thrako-Kimmerier?) die dort einheimischen Elemente umzuformen begannen. Von den Kelten erfahren wir erstmals von den Etruskern! In etruskischen Inschriften sind keltische Personennamen seit ca.600 v.Chr. nachgewiesen, darunter der Individualname „celve“, „der Kelte“! Seit der ausgehenden Bronzezeit lebten Kelten in Norditalien in der Lombardei, in Teilen des Piemont und im Tessin. Nach dem 4.Jh.v.Chr. tritt dann der von der ethnischen Bezeichnung abgeleitete Individualname „cale“, „der Gallier“ mehrfach auf. Zum Begriff der Galater: Timaios von Tauromen (ca.350 bis ca.250 v.Chr.) behauptete, der Galatername rührt von Galates, den Sohn der Galateia und des Kyklopen Polyphem her. Er war der erste, der den Galatername einführte. Laut Pseudo-Lukian soll Timaios sage und schreibe 96 Jahre alt geworden sein. Der Begriff der Galater wurde ausschließlich nur für die östliche Keltenschaft gebraucht und nicht für die Kelten West- und Mitteleuropas! Appian machte dagegen die drei Söhne der Galateia und des Polyphem namens Keltos, Illyrios und Galas/Galates zu den namensgebenden Herrscher der Kelten, Illyrer und Galater. Vornehmlich die Griechen sollten mit Galatern später die Kelten meinen, während die Römer sie als Gallier bezeichneten. Die Kelten selbst nannten sich wohl selbst so und wäre somit ein Eigenbegriff. In der Forschung gilt der Westhallstattkreis als der Lebensraum der frühen Kelten, die im griechischen Kulturkreis erstmals um 600/550 v.Chr. in einem griechischen Periplus (von peripléo, das bedeutet „ich umsegele“), der ältesten Schriftquelle über den Westen und Norden erwähnt werden. Dies waren Handbücher für die damalige Seefahrt. Leider ist dieses Handbuch nicht mehr im Original erhalten, das wohl aus der Gründerzeit Massalias stammte. Es ist aber teilweise in Zitaten anderer Autoren erhalten geblieben. Unter anderem erfahren wir, dass sie das Land, das sie zu diesem Zeitpunkt bewohnten von den Ligurern genommen hatten. Doch lassen uns die Quellen im Dunkeln darüber, was eigentlich damals einen Menschen ausmachte, Kelte zu sein oder nicht und woher überhaupt jener Begriff kam, ganz zu schweigen von seiner Bedeutung. Und wie hatte er sich ausgebreitet? Auch ist innerhalb der Forschung umstritten, ob der Westhallstattkreis tatsächlich das Ursprungsgebiet der Kelten darstellt oder nicht. Nur dass es keltisches Land war, ist unbestritten. Sehr wahrscheinlich erhielten die Griechen über die Etrusker, die bekanntlich seit dem 9.Jh.v.Chr. in Kontakt mit den transalpinen Völkern standen erste Nachrichten über die Kelten. Möglicherweise waren es die Etrusker, die den Griechen gegenüber den Namen dieses Volkes bekannt machten. Um 500 v.Chr. erwähnte der antike Geograph und Historiker Hekataios von Milet (ca.560/550 bis 480 v.Chr.) die Kelten als im Hinterland von Massalia lebend. Zugleich bringt die Perigesis des Hekataios den ersten literarischen Beleg des Keltennamens: „Keltoi“. Mit Hekataios setzte eine wahre Nachrichtenflut über Mitteleuropa ein, die den mediterranen Süden erreichte. Hekataios war übrigens persönlich in Massalia gewesen, das heißt, er wusste von was er schrieb. Hekataios war der Sohn Hegesandros und stammte aus altem Adel. Unklar ist, ob er ein direkter Schüler des Anaximanders (ca.601/09 bis 547/46 v.Chr.) war, dessen Erdkarte nach antiker Tradition die erste des Abendlandes gewesen sein soll. Hekataios verbesserte sie später. Herodot aus Halikarnassos (ca.484 bis um 430 v.Chr.) nannte die Kelten zweimal (Buch II, 33 und IV, 49): „Denn der Istros (Donau), der seinen Ursprung im Land der Kelten und bei der Stadt Pyrene hat, geht in seinem Lauf mitten durch Europa. Die Kelten aber wohnen außerhalb der Säulen des Herakles in der Nähe der Kynesier (lebten in Südportugal), die von allen Bewohnern Europas am weitesten wohnen. Indem also der Istros ganz Europa durchströmt, mündet er zuletzt in den Pontos Euxeinos (Schwarzes Meer), da wo Istria liegt, eine Pflanzstadt der Milesier.“ „Denn der Istros strömt durch ganz Europa, vom Lande der Kelten anhebend, die nächst den Kyneten von allen Völkern Europas am weitesten nach Westen zu wohnen, und erst am Ende dieses Landes mündet er seitlich in das Skythenland.“ Herodot schrieb rund zwei Generationen später als Hekataios und erst nach der Seeschlacht vor Alalia 540 v.Chr.. Da er sich wegen der danach einsetzenden etruskischen Blockade selbst kein Bild von der Lage in Mitteleuropa machen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit seinen Angaben über die Kelten auf Hekataios zu beziehen. Herodot selbst kam wegen der etruskisch-carthagischen Seesperre nur bis nach Unteritalien, genauer nach Thurioi, wo er Bürger wurde. Doch trotz seiner ungenauen Beschreibungen lokalisieren die Quellen die Kelten eindeutig in Süddeutschland und Ostfrankreich, also im Gebiet des sogenannten Westhallstattkreises und darüber hinaus. Mit der Stadt an den Quellen der Donau könnte er die Heuneburg gemeint haben, jener Ort, der als bislang einziger keltischer Fürstensitz zeitweise, zur Zeit des Hekataios von Milet, eine Lehmziegelmauer besaß und tatsächlich nicht weit von den Quellen der Donau entfernt liegt und zudem während seiner Blütezeit weit über die Lande hinaus berühmt gewesen sein musste. Eine Alternative wäre der von der Heuneburg nicht weit entfernte Hohenasperg. Doch die archäologischen Befunde sprechen momentan eher für die Heuneburg. Den in seinen Schriften vorkommenden Begriff „Pyrene“ zu deuten, ist dagegen viel schwieriger. Meinte Hekataios/Herodot mit Pyrene den Namen der Stadt oder nicht vielmehr die Pyrenäen im Westen, was wiederum bedeuten würde, dass zumindest Herodot irgendetwas verwechselt haben muss? Oder hatte das seefahrende Volk der Griechen in dem Gebirge namens Pyrene einen Höhenzug gesehen, der vom Golf du Lion über die Cevennen und Vogesen bis zum Schwarzwald gereicht hat und anfangs von See aus nicht erkannten, dass es sich hier um verschiedene unabhängige Gebirge handelte? Dies würde die Widersprüche bei Herodot erklären. Möglicherweise gehörten dazu auch die Alpen, die Herodot bekanntlich auch nicht erwähnte. Benannt wird die Epoche nach dem Ort Hallstatt im Salzkammergut in Oberösterreich. Seit 1573 (!) finden sich in den längst ausgebeuteten Salzstöcken immer wieder Leichen hallstättischer Salzhauer. Nach dendrochronologischen Untersuchungen von Grubenhölzern wurde hier seit spätestens 727 v.Chr. (HaC) Salz abgebaut. Die Phase Hallstatt C dauerte von ca.750 v.Chr. bis ca.620 v.Chr.. Auf HaC folgt die Stufe Hallstatt D1, die bis ca.540 v.Chr. dauerte. Mit HaD1 begann die große Blütezeit der großen Fürstengrabhügel und keltischen Fürstensitze. HaD2 datiert von ca.540 bis 500 v.Chr. und HaD3 von ca.500 bis 450 v.Chr.. Mit Beginn der Keltenzüge um 400 v.Chr. (Frühlatène LtA1 - ca.450 bis 390/80 v.Chr.) endete die Hallstattzeit. Es folgte die Latènezeit mit ihrer Oppidakultur in ihrer Endphase. Dank schriftlichen Überlieferungen aus römischer Zeit weiß man, dass die Germanen vor allem mit Fellen, Sklaven, Bernstein und blondes Frauenhaar für Perücken gehandelt haben. Dies dürfte auch für die frühen Kelten zutreffen. Zusätzlich konnten sie den mediterranen Händler auch Salz, Erze sowie landwirtschaftliche Güter für ihre Kolonien im Westen anbieten. Warum aber erfuhr der Handel ausgerechnet im Bereich des Westhallstattkreises einen so enormen Aufschwung und nicht im benachbarten Osthallstattkreis, wo bislang nur wenige Stücke griechischer und etruskischer Importkeramik bekanntgeworden sind? Um eine Antwort zu erhalten, braucht man eigentlich nur einen kurzen Blick in einen Atlanten mit einer Karte von Mitteleuropa zu werfen und man stellt fest, dass der Westhallstattkreis genau im Mittelpunkt eines großen Fluss- und Seensystems liegt mit den großen Flüssen wie der Rhône, der Seine, der Donau, dem Rhein und des Mains und der beiden großen Seen des Genfer- und des Bodensees. Der Westhallstattkreis war ein einziger nach allen Himmelsrichtungen offener gigantischer Verkehrsknotenpunkt, dessen Landbrücken selten länger als 50km sind. Wer sich irgendwann einmal mit dem Thema „Handel in der Antike“ auseinandergesetzt hat, weiß, dass Gütertransporte über Land sündhaft teuer waren. Nur wenn man Waren über Wasserwege transportieren konnte, waren sie für die Empfänger erschwinglich. Landtransporte waren an die 60-mal teurer als Wassertransporte über die Meere, gegenüber dem Flusshandel 15-mal teurer. Nur Schiffe boten ausreichend große Ladekapazitäten bei wesentlich geringeren Personal- und Futterkosten. Und wenn der betreffende Händler auch noch über Schiffe verfügte, mit denen man zumindest bei günstigem Wind teilweise die großen Flüsse befahren konnte, dann sparte der Händler auch die hohen Verladegebühren in den entsprechenden Verladehäfen am Mittelmeer wie unter anderem Massalia. Auch die Kosten für das an sich kostspielige Treideln konnte er so ebenfalls erheblich reduzieren. Es ist daher nicht abwegig zu behaupten, dass ein Händler von Massalia kommend wahrscheinlich nicht mehr als einen Monat benötigte, um die Heuneburg an der oberen Donau oder die Glauburg in der Wetterau zu erreichen. Wenn man bedenkt, dass beide Orte mitten in Mitteleuropa liegen, wäre dies keine lange Reise gewesen. Im Gegenteil! Über Land konnte der Händler eine Tagesleistung von max. 20km erreichen. Wenn er aber dagegen die Flüsse benutzte, dann konnte er leicht das doppelte Tagespensum erreichen und über die See mindestens das dreifache. Desweiteren ist anzunehmen, dass Kaufleute aus dem griechischen und etruskischen Einflussgebiet persönlich ihre Waren an die Endverbraucher im Westhallstattkreises ablieferten. Somit dürften im Westhallstattkreis Begegnungen Einheimischer mit den Fremden zur Tagesordnung gehört haben. Exoten waren sie für die frühen Kelten mit Sicherheit nicht gewesen. Bestenfalls am Anfang. Da tun sich gerade im Umfeld der Heuneburg interessante Fragen auf. Dazu an anderer Stelle mehr. In Gegensatz zur Bronzezeit waren die Kontakte zwischen dem Süden und Norden während der Hallstattzeit nachweislich intensiv und vor allem von Dauer. Der Westhallstattkreis war weitgehend wirtschaftlich unabhängig, wenngleich Rohstoffe importiert werden mussten, die entweder kaum oder gar nicht vorhanden gewesen waren. Man denke dabei nur an Bronze, dessen Bestandteile aus Kupfer (90%) und Zinn (10%) innerhalb des Westhallstattkreises praktisch nirgends zu finden sind. Mochte das Eisen in dieser Zeit Bronze in vielem abgelöst haben, so wurde es doch für die Herstellung von Blechgeschirr und Schmuck weiterhin benötigt. Zudem wurden Gold, Bernstein und große Mengen an Graphit importiert. Zwar gab es im Rhein und in der Aare ebenfalls Gold, doch scheint es zur Hallstattzeit noch nicht genutzt worden zu sein. Folglich müssen im Westhallstattkreis sehr reiche Menschen gelebt haben, wenn sie diese große Mengen an Bronze und Gold importieren konnten. Wahrscheinlich verdienten sie vor allem am Zwischenhandel. Am Reichtum der „Großen Familien“ litten sicherlich wie so üblich die kleinen Leute. Welche hohen Abgaben mussten sie leisten, um diesen Luxus weniger überhaupt finanzieren zu können? Die keltischen Fürsten saßen auf einem regelrechten sozialen Pulverfass, besonders dann, wenn Missernten dafür sorgten, dass die kleinen Leute nicht mehr ausreichend zu essen hatten. Selbst der später so mächtige römische Kaiser Augustus fürchtete nichts so sehr, als dass die Lebensmitteltransporte von Afrika nach Rom ausblieben. „Brot und Spiele“, dieses geflügelte Wort samt seiner Bedeutung kannten mit Sicherheit auch die mächtigen Fürsten des Westhallstattkreises. Höhensiedlungen wurden nur selten angelegt und ähnelten den Fürstensitzen in keinster Weise. Die „gewöhnlichen“ Höhensiedlungen besaßen eine lockere Bebauung und waren nicht in einzelne Quartiere gegliedert wie die Heuneburg an der oberen Donau. Auch Fremdimporte sucht man hier vergebens. Ein schönes Beispiel hierfür bilden der Fürstensitz auf dem Ipf im Nördlinger Ries und die von ihm nur 4km entfernte befestigte Höhensiedlung auf dem Goldberg. Hier stellt sich sogar die Frage, wer auf dem Goldberg saß, dass er vom Fürsten des Ipfs das Befestigungsrecht bekam? Oder war es umgekehrt? Auffällig ist ebenfalls, dass das Handelsvolumen zwischen dem Westhallstattkreis und dem europäischen Norden bei weitem nicht so groß war wie der Handel mit dem mediterranen Süden. Aus dem Norden bezogen die Westhallstätter in der Regel nur Rohstoffe, die sie selbst verarbeiteten. Dennoch herrschte zwischen dem Westhallstattkreis und dem Norden rege Verbindungen, da man schließlich trotz allem Nachbarn war. Außer Handel konnten miteinander Freundschaften geschlossen und/oder Kriege geführt werden. Je nachdem zu was man gerade Lust hatte. Genau in dieser Epoche wurden die Grundlagen für die später so außerordentlich erfolgreiche Romanisierung West- und Mitteleuropas gelegt. Auffällig dabei ist, dass die Römer, als sie 19 n.Chr. offiziell ihren Plan, Germanien bis zur Elbe in ihr Reich einzugliedern, aufgaben, die ehemaligen rechtsrheinischen Gebiete des Westhallstattkreises mit Ausnahme der Ecke um Würzburg fest in ihren Händen behielten. Zufall? Wie dem auch sei. Die kulturelle Teilung Deutschlands (darunter auch Hessens), die während der Urnenfelderzeit ihren Anfang nahm, setzte sich auch während der römischen Epoche kontinuierlich fort. Ein Prozess, der Deutschland und Hessen auch heute noch prägt. Nachdem wir uns mit den Räumlichkeiten des Westhallstattkreises vertraut gemacht haben, müssen wir uns nun mit einer ganz wichtigen Frage beschäftigen. Wie und wann fing eigentlich alles an? Wie fanden Etrukser, Griechen und Kelten eigentlich zueinander? Im Norden an den Grenzen zum Süden lebten von Ost nach West folgende Völker: Pontische Skythen, Thrako-Kimmerier, VenetoIllyrier, Rätische Alpenvölker, Kelten, Ligurer und Nordiberer. Für die Menschen im eisenzeitlichen Mitteleuropa bedeutete das unvermittelte Auftauchen der ihnen in allen Bereichen kulturell und technisch überlegenen mediterranen Kultur ein großer Schock. Auch in geistig-religiöser Hinsicht, denn das Neue mussten die Völker im Norden erst einmal verarbeiten. Dieser Prozess ging jedoch rasch vor sich, da die Bevölkerung des Nordens eine erstaunliche Anpassungsbereitschaft zeigte und dem Süden vor allem einen interessanten Markt bot; denn schon lange vor der Gründung Massalias und der Ankunft der Etrusker hatte sich auf dem Boden der Urnenfelderkultur eine reiche Schicht gebildet, die in der Lage war, die teuren mediterranen Waren zu bezahlen und vor allem die Handelswege militärisch zu schützen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Das Zentralgrab des mächtigen Fürstengrabhügel Magdalenenberg bei Villingen im Schwarzwald wurde erstmals um das Jahr 616/13 v.Chr. (HaD1) belegt. Die Heuneburg an der oberen Donau wurde um 600 v.Chr. (wieder-)errichtet, also noch vor der Gründung Massalias. Ihre eisenzeitliche Blütezeit erlebte die Heuneburg aber erst danach. Aber auch schon während der mittleren Bronzezeit scheint sie von großer Bedeutung gewesen zu sein. An dieser Entwicklung hatten wie erwähnt die Etrusker und nicht die Griechen ihren entscheidenden Anteil gehabt. Was geschah vor der Gründung von Massalia? Ab der zweiten Hälfte des 7.Jh.v.Chr., also während der orientalischen Phase in Etrurien, tauchen im mutmaßlich schon keltischen Umfeld bislang rund 50 Objekte mediterranen Ursprungs auf, die zum größten Teil mit dem Genuss von Wein in Zusammenhang stehen. Fast alle sind aus Bronze und in Etrurien hergestellt. Bis zum Beginn des 4.Jh.v.Chr. erhöht sich die Anzahl dieser Gefäße bis auf rund 200 Exemplare beträchtlich und folgen der typologischen Entwicklung der etruskischen Produktion. Einige Gegenstände, wie der Krater von Vix oder der Hochdorfer Kessel stammen aus griechischen Werkstätten. Manchmal werden sie von ebenfalls griechischer/attischer Keramik begleitet, aber niemals von etruskischen Keramiken. Der Wein dagegen stammte aller Wahrscheinlichkeit nach anfangs aus Etrurien. Im Süden Galliens handelte man ihn in den typischen Amphoren, die man in Siedlungen oder Schiffswracks vor der provenzialischen Küste fand. Da man diese jedoch nördlich von Lyon bislang noch nicht finden konnte, vermutet man, dass man für Landtransporte Lederschläuche vorzog. In einigen Orten der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit fanden sich nun auch massolitische Amphoren. Die Töpfereien von Massalia blühten kurz nach der Gründung der Stadt auf, dessen Waren sich schon um 580 v.Chr. über die Rhône nach Norden ausbreitete. Besonders das echte Hausgeschirr erfreute sich großer Beliebtheit. Die älteste griechische Scherbe, eine spätkorinthische Scherbe, die man in Mitteleuropa gefunden hat, datiert man um das Jahr 540 v.Chr., also in das zeitliche Umfeld der Seeschlacht vor Alalia. Um 525 v.Chr. begann man um Massalia mit der Anlage eines großen Weinbaugebietes. Erst diese Maßnahme hatte eine deutlich spürbare und sehr rasche Verringerung etruskischer Einfuhren zur Folge. Seitdem mussten die Etrusker die Alpenpässe intensiver nutzen. Gegen Ende des 6.Jh.v.Chr. finden sich schließlich nun eine Fülle ganzer Geschirre chalkidischer und ionischer Keramik für Bankette nach griechischen Vorbild in den Fürstensitzen des Westhallstattkreises. Mit den Weinimporten aus Etrurien und später auch aus Massalia übernahmen die Keltenfürsten auch die Gebräuche ihrer auswärtigen Standesgenossen. Der Wein ersetzte die einheimischen Gebräuche wie Bier oder Met. Das gesamte Zeremoniell des mediterranen Banketts, das Symposium, scheint sehr detailgetreu nachgebildet worden zu sein. Nach der Ausstattung einiger Gräber zu urteilen, wurden die Bestatteten inmitten eines gleichfalls mediterranen Dekors mit Klinen und sogar mit Musikinstrumenten bestattet. In den Gräbern fanden sich nur sehr wenige griechische Keramikscherben, dafür waren aber die meisten Gefäße der Weingeschirre aus Bronze. Der Wein und die neuen Sitten veränderten schließlich auch die keltische Kunst, da nun ein neues ikonographisches Repertoire zur Verfügung stand. In der zweiten Hälfte des 5.Jh.v.Chr. kam es zu einem regelrechten Aufblühen der keltischen Kunst. Besaß man vorher nur einen bescheidenen Vorrat an symbolischen Bildelementen, so tauchen auf einmal eine Vielzahl neuer monströser Wesen und pflanzliche Elemente auf wie Greifen, Sphingen, Mischwesen mit Schlangenkörpern, Palmetten, Lotusblüten und andere, die auf eine orientalische Herkunft hindeuten. Die keltische Kunst begann sich zu orientalisieren. Die entscheidenden Vermittler waren wohl tatsächlich die Etrusker und die Griechen von Massalia. Zudem lebten in der Lombardei und Piemont schon Bevölkerungen keltischer Abstammung, die der Golasecca-Kultur angehörten! Erste Keltenzüge gen Süden sind schon für die Zeit um 600 v.Chr. belegt! Auffallend ist aber, dass die Wandlung der keltischen Kunst erst über ein Jahrhundert nach dem Auftauchen der ersten mediterranen Importwaren massiv einsetzte, davor bestenfalls sporadisch wie die Statue von Hirschlanden andeutet. Im Vergleich zum Ostalpenraum, wo die Situlenkunst schon in Blüte stand, hielten sich die Kelten dagegen noch bis zum Anfang des 5.Jh.v.Chr. gegenüber figürlichen Darstellungen auffallend zurück und wenn, dann benutzte man das alte überlieferte einheimische bronzezeitliche Repertoire. Warum es aber dann zum plötzlichen Wandel kam, ist noch völlig unklar. Dieser Wandel ging zudem nicht planlos vonstatten, sondern erfolgte auf der Basis einer thematisierten Auswahl, die geeignet war, dem System des religiösen Denkens der Kelten einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Es war also keine zufällige Auswahl, sondern eine wohlüberlegte einer religiösen Ikonographie. Hauptverantwortlich für den Wandel waren die Etrusker wie die keltische Kunst der Anfangszeit beweist. Auffallend bleibt aber, dass die keltischen Handwerker dabei auf Formen zurückgriffen, die zwar im 7.Jh.v.Chr. in Etrurien im Umlauf waren aber längst nicht mehr im 5.Jh.v.Chr. Die meisten etruskischen Vorbilder stammten aber aus dem 5.Jh.v.Chr.. Es muss ein geistiger Wandel stattgefunden haben, dass die Kelten von ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Bildern befreite. Auch hierbei dürften die Etrusker wichtige Hilfe geleistet haben. Im 4.Jh.v.Chr. verfügte die keltische Kunst schließlich über eine gänzlich eigenständige Bildersprache. Zwar bezieht sie weiterhin Anregungen aus der Mittelmeerwelt, doch integriert sie diese sofort und derart vollkommen, dass ihre Herkunft fast nicht mehr erkennbar ist. In der Antike standen die Etrusker im Ruf, ein tief religiöses Volk zu sein, doch bezog sich dieser Ruf nicht so sehr auf ein inneres Empfinden als auf den Eifer und die Professionalität bei den rituellen Handlungen. Die etruskische Religion beruhte auf Offenbarungen. Wenn es zu zahlreichen direkten Kontakten zwischen Kelten und Etrusker gekommen ist, dann färbte die religiöse Einstellung der Etrusker mit Sicherheit auf die Kelten ab. „So beschloss das Volk (Etrusker), das vor allen anderen seinen religiösen Gebräuchen gerade deshalb so ergeben war, weil es in ihrer feierlichen Ausgestaltung hervorragte,.....(Livius; Römische Geschichte, Buch V, 6).“ Aber auch die Griechen drückten dank der etruskischen Vorarbeit recht schnell dem Westhallstattkreis ihren Stempel auf. Justinus berichtet: „Von den Griechen lernten die Gallier einen zivilisierten Lebensstil, und sie gaben ihre barbarische Lebensweise auf. Sie begannen ihre Felder zu bestellen und ihre Städte mit Mauern zu umgeben. Sie gewöhnten sich sogar daran, nach Gesetzen zu leben, statt Waffengewalt zu gebrauchen, und begannen Weinreben und Oliven anzubauen. Ihr Fortschritt in Verhalten und Wohlstand war so großartig, dass es aussah, als wäre Gallien ein Teil Griechenlands, und nicht, als hätte Griechenland Gallien kolonisiert (43, 41 bis 42).“ Was wusste man noch über den keltischen Raum? Hören wir uns dazu Diodoros an, der nach Caesar schrieb: „Etwas Eigenartiges und Sonderbares ereignet sich im größten Teil Galliens, das ich meines Erachtens nicht übergehen darf. Von Nordwesten und Norden wehen nämlich öfter so böige und starke Winde, dass sie faustgroße Steine und dichte Sandwolken vom Boden aufwirbeln. Wie ein Orkan brechen sie herein, reißen den Männern Waffen und Kleider weg und werfen die Reiter vom Pferd herab. Da wegen der übergroßen Kälte die klimatischen Bedingungen zu ungünstig sind, wachsen dort weder Wein noch Ölbaum (widerspricht Justinus). Daher bereiten die Gallier, denen diese Erzeugnisse fehlen, ein Getränk aus Gerste, das sogenannte Bier. Als Getränk nehmen sie auch das Wasser, mit dem sie die Honigwaben ausgespült haben. Wein lieben sie über alle Maßen; den Wein, der von den Kaufleuten eingeführt wird, gießen sie unvermischt in sich hinein. Und aus Gier sprechen sie dem Trank unablässig zu, bis sie berauscht in Schlaf oder in einen Zustand von Delirium fallen. Daher nutzen auch viele italische Kaufleute aus gewohnter Habgier die Trunksucht der Gallier als günstige Gelegenheit zur Bereicherung. Diese bringen nämlich den Wein auf den schiffbaren Flüssen mit Schiffen, auf dem flachen Land mit Wagen und bekommen dafür unglaublich viel bezahlt. Denn für eine kleine Kruke Wein bekommen sie einen Sklaven, tauschen also für den Trunk einen Mundschenk ein.....(Diodoros Siculus, Historische Bibliothek 26).“ Galt letzteres auch schon zu Zeiten der Westhallstattfürsten? Aber nicht alle Fremdimporte scheinen aus dem etruskischmassolitischen Raum gekommen sein. In der Späthallstattzeit HaD erscheint erstmals das Haushuhn in Mitteleuropa, aber nur rechts des Rheins! Links des Rheins sind sie bislang noch nicht belegt! Wenn dies so bleibt, dann können sie nur über den östlichen Raum eingeführt worden sein. Was dachten anfangs die rechtsrheinischen Kelten über dieses merkwürdige eierlegende Tier? Ganz zu schweigen vom Hahn, der morgens rechtzeitig zu Sonnenaufgang zu krähen beginnt. Was fand sich an Fremdimporten im Westhallstattraum? Eine kleine Auswahl: Rhodische Bronzekannen und Perlrandschalen des Typs Hohmichele fanden sich in den Prunkgräbern von Vilsingen und Hohmichele Grab VI aus der Stufe HaD1 (ca.620 bis 540 v.Chr.). Perlrandschalen des Typs Hohmichele stammen in Italien aus dem letzten Viertel des 7.Jh.v.Chr.. In der Schicht der Periode IV der Heuneburg fand sich das Bruchstück einer attischen Schale aus der Zeit um 540 v.Chr.. Der griechische Löwenkessel aus dem Prunkgrab von Hochdorf datiert in die Zeit um 530 v.Chr.. Die späthallstattzeitlich und latène-A-zeitliche Siedlung von Hochdorf erbrachte fünf attisch-rotfigurige Scherben aus der Zeit 430/20 v.Chr.. Das Grab von Waldalgesheim datiert an den Übergang von LtB1 zu B2 (LtB - ca.390/380 bis 275 v.Chr.). Der griechische Bronzeeimer datiert um 330/20 v.Chr. In Grab I fanden sich außerdem zwei attisch rotfigurige Kratere aus der Mitte des 4.Jh.v.Chr.. 2) DIE ÖSTLICHE WETTERAU WÄHREND DER HALLSTATTZEIT: (HESSEN) Um 800 v.Chr. kam es in Deutschland zu einem Klimasturz. Es folgten längere Niederschläge und niedrigere Temperaturen. Diese Bedingungen führten zu wiederholten Überschwemmungen in den Talauen, so dass diese als berechenbare Siedlungs- und Wirtschaftsräume wegfielen. Die größten Flüsse wurden zu einer nur schwer zu überwindenden Barriere. Es steht zu vermuten, dass man in gewissen Abständen sogar Stege und kleine Brücken anlegen musste, um überhaupt an das andere Ufer zu gelangen. Dies änderte sich erst wieder für den Zeitraum zwischen 600 bis 400 v.Chr., wobei es um 500 v.Chr. sogar besonders trocken war. Um 720 v.Chr. kommt es in der Wetterau zu deutlichen Vegetationsveränderungen. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden massiv ausgebaut und Buchen wie Eichen gingen stark zurück. Besonders betroffen waren die damals noch unangetasteten Buchenwälder in den Randlagen der Wetterau. Im Vogelsberg existieren Brauneisenvorkommen, doch wurden diese anscheinend in vorgeschichtlicher Zeit nicht genutzt. Daher nimmt man an, dass der Waldrückgang mit einem verstärkten Waldweideeinsatz zu tun hatte. Zudem existierte schon in der Hallstattzeit eine hochentwickelte Landwirtschaft. Auch schuf man in den Auen nun Grünland für das Vieh. So konnte es in der Nähe der Siedlungen bleiben. Die eisenzeitliche Besiedlung des Glauberges begann gegen Ende des 6.Jh.v.Chr. (HaD2 nach HaD3). Man befestigte das 8ha große Plateau mit einer rund 1,5km langen und 3m bis 5,3m breiten Pfostenschlitzmauer vom Typ Altkönig-Preist. Diese Mauer (Mauer I) fiel einem Brand zum Opfer wie auch die hölzernen Bauten im Innenraum. Anscheinend ohne große Unterbrechung errichtete man eine gleichartige Mauer, die bis ins frühe 4.Jh.v.Chr. hinein bestand. Der rund 12ha große und nur durch Erdwälle geschützte Annex am Nordabhang wurde wohl erst im Laufe von LtA (Frühlatène) errichtet. Auf dem Glauberg fand sich bislang ein reichhaltiges, aber qualitativ höchstens durchschnittliches Fundmaterial. Damit steht der Glauberg im deutlichen Gegensatz zu den Fürstensitzen des nordwestalpinen Späthallstattkreises. Bislang fehlt jegliche mediterrane Importkeramik! Vom Glauberg liegen derzeit auch keine bemerkenswerte Hinweise auf Handwerk oder Handel vor! Importkeramik fand sich dagegen in Form einer attischen Scherbe innerhalb einer großen frühlatènezeitlichen Siedlung von HanauKlein-Auheim im Main-Kinzig-Kreis! Sie lag am Fuße einer Basaltkuppe unweit einer Mainfurt. Noch im 19.Jh. konnte man hier den Fluss bei Niedrigwasser durchqueren. Vor Ort fanden sich auch Eisenschlacken und Rohgraphit. Überhaupt scheinen in der Region die Höhensiedlungen bei der Produktion beziehungsweise Verteilung von Gütern keine wichtige Rolle gespielt zu haben. Im näheren Umfeld des Glauberges wurden ca.20 neue eisenzeitliche Siedlungsstellen entdeckt. Im 5.Jh.v.Chr. wurden wie erwähnt die Fürstengräber auf der Glauburg errichtet. Auffallend ist, dass genau in dieser Zeit die waldfreien Flächen vor allem in der östlichen Wetterau zurückgingen! Buche und Eiche erreichten wieder das Niveau der Urnenfelderzeit. Der Beginn ihrer Regeneration muss daher schon um 500 v.Chr. begonnen haben! Im Bereich der Mittelgebirgsrandlagen scheint eine Wüstungsphase eingesetzt zu haben. Das Zentrum der Wetterau wurde dagegen weiterhin intensiv genutzt. Wahrscheinlich wurden die Randlagen zu intensiv genutzt, was zu einer Verschlechterung der Böden führte. Erst um 400 v.Chr. kam es hier erneut zu einer Entwaldungsphase und die Buche ging so stark wie nie zuvor zurück. Dafür verantwortlich dürfte neben Waldweide und Eisenproduktion auch die industrieartig betriebene Salzgewinnung in Bad Nauheim gewesen sein. Salz gewann man aber auch in Ober-Hörgern, am Rande des Vogelsberges und wohl auch in der Bad Orber Gegend im Spessart. In der zentralen Wetterau veränderte sich dagegen nichts. 3) DIE KELTISCHEN FÜRSTENGRÄBER UND IHRE HERKUNFT: In der Nähe solcher Fürstensitze lassen sich grundsätzlich bisweilen riesige Grabhügel finden, die, wie die Ausgrabungen auf der Glauburg eindeutig beweisen, Grabstätten eben jener Burgherren/Fürsten gewesen sein müssen. Die bisweilen prächtig ausgestatteten Grabhügel erreichten Höhen von bis zu 12m mit einem Durchmesser von bis zu 100m. Der Lebensstil jener Fürsten war gänzlich ein anderer als jener der Menschen auf dem flachen Lande. Diese sogenannten Fürstengräber lagen aber nicht immer nahe des betreffenden Fürstensitzes, sondern konnten auch abseits von jenem liegen. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass sie immer noch im Herrschaftsbereich derselben lagen. Es können Mitglieder der jeweiligen Dynastenfamilie in ihnen gelegen haben oder aber auch nur rangniedere Adlige des betreffenden Stammes. Eine andere Frage ist, woher eigentlich die Idee der Prunkgräber kam, wie wir sie zum Beispiel von den Gräbern von Vix, Hochdorf und der Glauburg kennen. Innerhalb der griechischen Kolonialwelt findet man entsprechende Gegenstücke jedenfalls nicht. Dafür aber im etruskisch und thrako-skythischen Raum. Ab dem zweiten Viertel des 7.Jh.v.Chr. tauchten in Etrurien die ersten Prunkgräber auf. Das Zentralgrab des Magdalenenberges bei Villingen wurde 616/13 v.Chr. erstmals belegt, also fast gleichzeitig. Die Gräber in Etrurien gelten als westliches Pendant zu den Königsgräbern von Salamis auf Zypern und/oder Gordion in Zentralanatolien, der alten Hauptstadt Phrygiens, dem Reich des Midas. Hier wie im Westhallstattkreis tritt uns erstmals fast gleichzeitig eine durch Besitz, Macht und Ansehen herausgehobene aristokratische Führungsschicht entgegen, die weitreichende Verbindungen unterhielt und sich in ihrem Lebensstil offenbar an östlichen Vorbildern orientierte. So fand man kürzlich in einem Fürstengrab am Kaiserstuhl ein Schälchen aus millimeterdünnem, leicht bläulichem Glas. In ganz Mitteleuropa gibt es nichts Vergleichbares. Solch klares und feines Glas konnte man zu dieser Zeit nur in Persien herstellen, genauer im 5000km (!) entfernten Susa oder Persepolis. Erreichten gar persische Händler den Westhallstattkreis oder gelangte der Fund über griechisch-etruskische Mittelsmänner ins Land der Kelten? In jedem Fall muss den Keltenfürsten das Persische Reich ein Begriff gewesen sein. Ebenso wie die chinesischen Teilreiche wie Stickereien aus importierter chinesischer Seide, die in den Gräbern des Hohmichele und Hochdorfs, beide in Baden-Württemberg gelegen, belegen. Bezüglich der monumentalen Grabplastik und auch der Grabarchitektur nimmt man heute einen direkten vorderasiatischen Einfluss an. Das ist insofern interessant, als man bis vor nicht allzu langer Zeit noch glaubte, Etrurien wäre zu dieser Zeit ausschließlich griechischen, genauer euböischen, Einfluss ausgesetzt gewesen. Von dieser These darf abschied genommen werden. In den etruskischen Gräbern findet man wie zuvor schon beschrieben Gegenstände, die man normalerweise zu Festlichkeiten nutzt wie Trinkservice und ähnliches.. Dieses und anderes findet sich auch in den Gräbern von Vix, Hochdorf und Glauburg. Im Fürstengrab der Glauburg fand man sogar eine von Kelten imitierte etruskische Schnabelkanne. Davon wurden bislang nur sechs Exemplare gefunden. Wagengräber, wie man eines in Hochdorf gefunden hat, findet man vor allem im östlichen Raum. Aber auch in Italien und Spanien waren sie nicht gänzlich unbekannt. Allein daran sieht man, dass Mitteleuropa und insbesondere der Westhallstattkreis nach allen Seiten hin offen gewesen war. Im RheinMosel-Saar-Kreis gab es solche Fürstensitze wie im Westhallstattkreis nicht. Hier scheinen vielleicht größere befestigte Gutshöfe als solche in Betracht zu kommen. Prunkgräber tauchen hier erst ab der Latènezeit auf. Im Stadtwald von Homburg/Saar in der Flur „Am Roten Hübel“ fand sich 2002 im Bereich eines Grabhügels (Hügel 1) eine der größten keltischen Stelen Mitteleuropas. Im Unterteil annähernd quadratisch und gröber bearbeitet hat sie, sich konisch verjüngend, ab 0,8m Höhe einen feinen Schliff. Trotz fehlender Spitze ist sie noch 2,5m hoch. Hügel 1 hat einen Durchmesser von 18,5m, ist noch 2m hoch mit einem 1,2m breiten Kreisgraben. In Hügel 1 fanden sich zwölf späthallstatt-frühlatènezeitliche Gräber, deren Toten in Holzsärgen bestattet wurden. Da die Stele offensichtlich eingegraben war und keine gewaltsame Zerstörung durch Werkzeuge feststellbar ist, konnte sie von dem zuerst angelegten Grab 10 in das später eingetiefte, dicht daneben gelegene Grab 6 heruntergefallen, dabei zerbrochen und dann als Grababdeckung verwendet worden sein. Die fehlende Abnutzung an den Kanten zeigt, dass sie nicht lange der Witterung ausgesetzt war. Möglicherweise spielte auch sie nur bei der Bestattungszeremonie eine wichtige Rolle und wurde dann wie ein Verstorbener durch Beisetzung im Grabhügel dem Profanen entzogen. Was waren eigentlich die Vorbilder für die keltischen Stelen? Es fällt auf, dass die Glaubergstatue ungewöhnlich gut erhalten ist. Dies spricht dafür, dass sie ebenfalls nicht allzu lange der Witterung ausgesetzt war. Eine interessante Parallele findet sich in Rottenburg. Hier im Innern eines Grabhügels fanden sich zwei Stelen, die zur Abdeckung der Grabschächte mit dem Leichenbrand dienten. Man nimmt daher an, dass diese Stelen nur bei den Bestattungsfeierlichkeiten eine Rolle spielten. Da die Glaubergstatue die gleiche Orientierung wie die beiden Toten aufweist, muss auch diese absichtlich so gelegt worden sein und auch sie scheint nur für die Bestattungsfeierlichkeiten wichtig gewesen zu sein. Wo sie jedoch genau gestanden hatte, ist unklar. Statuen, die denen von Hirschlanden und Glauberg ähnlich sehen, fanden sich unter anderem im „Krieger von Capestrano“ aus den Abruzzen sowie aus Mittelitalien, Etrurien und aus dem Picenum. Übernahm man auch dieselben Bedeutung? Es finden sich jedoch auch Parallelen in Südfrankreich. Wahrscheinlich beeinflussten beide Regionen die Entwicklung der Großplastik nördlich der Alpen. Die Stelen stellten wohl tatsächlich die einst Herrschenden dar, doch erst zu Beginn der römischen Epoche lassen sich zahlreiche Figuren als Götterdarstellungen deuten. Im 7.Jh.v.Chr. werden in Südwestdeutschland erstmals figürliche Stelen bekannt wie zwei unförmige Steine aus einem Gräberfeld aus Rottenburg am Neckar beweisen, in die mit einem Spitzeisen die Linien eines Gesichts und Details im Hals und Brustbereich eingegraben sind. Die Statuen von Glauburg und Hirschlanden waren freistehende Rundplastiken, also keine die mehr in den Boden eingesenkt wurden. Dies war eine Folge des Kontaktes mit dem westlichen Mittelmeerraum. Vor allem die Stele aus Hirschlanden aus der zweiten Hälfte des 6.Jh.v.Chr. beweist eine fortgeschrittene Technik der Steinbearbeitung. Es sind nicht mehr nur einzelne Linien in den Stein eingefurcht, sondern es musste der Stein durch Prellen mit dem Spitzeisen abgearbeitet werden. Ferner wurde das Flacheisen eingesetzt und Teile der Oberfläche wurden überschliffen. Es sind also echte bildhauerische Verfahrensweisen erkennbar. Interessant ist, dass in Italien der gleiche Gestus bei Großskulpturen belegt ist wie in Mitteleuropa. In Italien kommt er darüber hinaus auch in der Kleinplastik vor. In Gegensatz zum Fürstengrab von Hochdorf enthielt das rund 100 Jahre jüngere Grab 1 auf dem Glauberg keine Liege, keinen Wagen und auch kein Ess- und Trinkgeschirr. Auch war die Grabkammer von Grab 1 in Gegensatz zu Hochdorf relativ klein. Dagegen wurde der Glaubergtote wieder mit seinen Waffen bestattet. Der von Hochdorf hatte nur seinen Dolch bei sich. Über den keltischen Glauben wissen Caesar und Lukan interessantes zu berichten, wobei unsicher ist, ob ihre Angaben auch schon für die Hallstatt- und Frühlatènezeit galten, da unklar ist, inwieweit es schon damals Druiden gab. Sicher nachgewiesen sind sie erst für nach 400 v.Chr.! In den Quellen werden sie als „druidae“, „magos“ oder „sacerdos“ bezeichnet. Woher der Name „Druide“ stammt, ist umstritten. Einige leiten ihn vom keltischen Wort „drev“ („Eiche“) ab, aufgrund ihrer priesterlichen Tätigkeit in Eichenhainen. Andere leiten ihn vom altbritischen Wort „dryod“ („Weiser Mann“) ab. „Bei dieser Gelegenheit dürfen wir die wunderbaren Nachrichten von den Galliern nicht mit Stillschweigen übergehen. Die Druiden, so heißen nämlich ihre Zauberer, halten nichts heiliger als die Mistel und den Baum, auf welchen sie wächst, namentlich wenn es die Eiche ist. Sie wählen an sich schon die Eichenhaine, und verrichten ohne deren Laub kein Opfer, so dass es nach griechischer Deutung scheint, sie hätten davon den Namen Druiden erhalten. Ja sie glauben, alles was an den Eichen wächst, sei vom Himmel gesandt, und sehen dies als einen Beweis an, dass die Gottheit selbst sich diesen Baum erwählt habe. Die Mistel ist aber nur sehr selten; hat man sie gefunden, so wird mit großer Feierlichkeit dahin gezogen, und vor allem am sechsten Tag nach dem Neumond, welcher bei ihnen den Anfang der Monate und Jahre, und nach Verlauf von 30 Jahren den eines neuen Saeculums macht, weil alsdann der Mond schon Kräfte genug habe, und noch nicht halb voll sei. Sie nennen diesen Tag mit einem eigenen Wort den allheilenden, breiten Opfer und Mahle unter dem Baum, und führen zwei weiße Stiere hierbei, deren Hörner dann zum ersten Male umbunden werden. Der Priester in weißem Kleid besteigt hierauf den Baum und schneidet mit einer goldenen Sichel die Mistel ab, welche in einem weißen Tuch aufgefangen wird. Sodann opfern sie Tiere, und bitten die Gottheit, sie wolle ihr Geschenk denen, welchen sie es gegeben hat, segnen. Sie glauben, ein von diesem Gewächs bereiteter Trank mache ein jedes unfruchtbare Tier fruchtbar. Auch sei es ein Hilfsmittel gegen alle Gifte. Soviel Verehrung bezeugen oft ganze Völker den gewöhnlichsten Dingen (Plinius; Naturgeschichte; Buch XVI, Kapitel 95, 249 bis 252 – 77 n.Chr.).“ „Noch eine andere Art Eier, von der die griechischen Schriftsteller nichts erwähnen, ist bei den Galliern in großen Ansehen. Zur Sommerzeit nämlich wickeln sich unzählige Schlangen mit Hilfe ihres Geifers und ihres von der Haut abgesonderten Schleims zu einem kunstvollen Knäuel zusammen, welchen man Anguinum nennt. Diesen Geifer und Schleim werfen, nach Aussage der Druiden, die Tiere unter Zischen in die Höhe, man muss ihn, bevor er die Erde berührt, in einem Mantel auffangen, und dann zu Pferde davon eilen, denn die Schlangen schicken sich sogleich zur Verfolgung des Räubers an, und setzen dieselbe so lange fort, bis ihnen ein Fluss in den Weg tritt. Die Echtheit einer solchen eiförmigen Masse wird daran erkannt, dass sie, auch in Gold eingefasst, auf dem Wasser schwimmt. Die in Bemäntelung von Betrügereien schlauen Magier meinen, man müsse die Einsammlung an einem bestimmten Mondtage vornehmen, als ob es in dem Willen des Menschen stände, dass jene Operation der Schlangen gerade damit zusammentreffe. Ich habe ein solches Ei gesehen. Es hatte die Größe eines mittleren kugelrunden Apfels, eine knorpelige Schale, viele napfartige Vertiefungen wie an den Armen der Polypen und das aufgedrückte Zeichen der Druiden. Man empfiehlt es als ein Mittel, Prozesse zu gewinnen und bei Königen Zutritt zu erhalten, ja die eitle Prahlerei geht darin so weit, dass ein römischer Ritter von den Vocontiern, welcher ein solches Ei während eines Prozesses im Busen hatte, von Kaiser Claudius, so viel ich weiß, aus keinem anderen Grunde getötet wurde. Übrigens scheint mir jene Ineinanderwicklung der Schlangen und die dadurch sich kundgebende Eintracht unter diesen bösen Tieren die Ursache zu sein, warum auswärtige Völker ihren Heroldsstab als Friedenszeichen mit Schlangenfiguren umgeben, denn solche Stäbe pflegt man nicht mit Federbüschen zu versehen (Plinius; Naturgeschichte, Buch XIX, Kapitel 12, 52 bis 54).“ „In Gallien existierte sie (die Magie) ganz sicherlich und zwar bis auf unsere Zeiten; denn unter der Regierung des Kaiser Tiberius wurden dort die Druiden und ähnliche Wahrsager und Ärzte abgeschafft. Doch was führe ich dies von einer Kunst an, die sich noch viel bedeutender verbreitete, nämlich selbst den Ozean überschritt und in den leeren Raum der Natur drang? Britannien ist es, wo sie noch jetzt so stark betrieben wird, dass man fast meinen sollte, die Perser hätten die Kenntnisse derselben von daher bekommen. So stimmen in der ganzen Welt, welche sonst aus lauter Gegensätzen besteht und sich selbst in ihren Teilen so unbekannt ist, jene Lehren wunderbar miteinander überein. Man kann den Römern nicht genug danken, dass sie dergleichen frevelhafte Gebräuche, welche die Tötung eines Menschen für das heiligste, das Aufzehren desselben aber für das heilsamste hielten, aufgehoben haben (Plinius; Naturgeschichte; Buch XXX, Kapitel 4, 13).“ „Der Sabina ähnlich ist die Selago. Man sammelt sie ohne Hilfe eines Messers mit der rechten Hand durch die Tunika hindurch, und streckt die linke Hand daraus hervor als ob man etwas stehlen wolle, dabei muss man weiß gekleidet sein, in nackten, sauber gewaschenen Füßen gehen und zuvor mit Brot und Wein geopfert. Das gesammelte Kraut wird in einem neuen Leinentuch nach Hause getragen. Nah der Behauptung der gallischen Druiden soll es gegen alle Übel, und sein Rauch auch gegen alle Augenkrankheiten helfen. Eben diese Druiden nennen ein gewisses, an feuchten Plätzen wachsendes Kraut Samolus. Sammle man dasselbe nüchtern mit der Hand, sehe sich dabei nicht um, lege es nirgends anders hin als in eine Rinne, zerkleinere es darin und lasse es von Schweinen und Rindvieh fressen, so schütze es diese Tiere gegen Krankheiten (Plinius; Naturgeschichte; Buch XXIV, Kapitel 62 bis 63, 103 bis 104).“ „In ganz Gallien gibt es überhaupt nur zwei Klassen von Menschen, die einigermaßen Geltung und Ansehen haben.......Die ersterwähnten beiden Klassen aber sind die Druiden und die Ritter. Die Druiden sind beim Gottesdienst tätig, besorgen die öffentlichen und privaten Opfer und erklären die Satzungen der Religion. Sie haben daher einen großen Zulauf von Jünglingen, die sich bei ihnen ausbilden wollen, und stehen bei den Galliern in hohem Ansehen. Denn sie entscheiden fast über alle öffentlichen und privaten Streitigkeiten. Wurde irgendein Verbrechen begangen, eine Mordtat verübt, handelt es sich um einen Erbschafts- oder Grenzstreit, so sind sie ebenfalls die Richter und bestimmen über Belohnung und Strafe. Wolle sich aber irgend ein Privatmann oder ein Volksstamm ihrem Spruch nicht unterwerfen, schließen sie ihn von den Opfern aus. Dies ist die härteste Strafe, die es bei ihnen gibt. Diejenigen, welche so in den Bann getan sind, werden als Gottlose und Verbrecher behandelt. Jedermann geht ihnen aus dem Weg und meidet ihre Annäherung und Ansprache, um ja nicht durch die Ansteckung Schaden zu erleiden. Weder wird ihnen auf ihre Bitten Recht gesprochen, noch irgend eine Ehrenstelle zuteil. An der Spitze aller Druiden aber steht einer, der unter ihnen das größte Ansehen genießt. Stirbt er, und ist einer da, der sich vor allen anderen an Würde auszeichnet, so folgt ihm dieser nach. Finden sich aber mehrere mit gleichen Ansprüchen, so wird der Streit um den Vorrang durch die Wahl der Druiden, manchmal sogar durch Waffengewalt entschieden. Zu einer bestimmten Zeit des Jahres sitzen die Druiden im Lande der Carnuten, welches man für den Mittelpunkt von ganz Gallien hält, an geweihter Stätte zu Gericht (wo der Ort genau lag, ist umstritten. Einige vermuten ihn bei Dreux nordwestlich von Orléans). Dorthin kommen aus allen Teilen Galliens diejenigen, welche Streitigkeiten haben, und unterwerfen sich ihren Entscheidungen und Rechtssprüchen. Die Lehre der Druiden soll ihren Ursprung in Britannien haben und erst von da nach Gallien gekommen sein. Auch jetzt noch begeben sich alle, denen an einer genaueren Kenntnis der Druidenlehre gelegen ist, meist nach Britannien, um sich dort unterweisen zu lassen. Die Druiden nehmen gewöhnlich nicht am Krieg teil, zahlen auch keine Steuern wie die übrigen und genießen Freiheit vom Heeresdienst und allen anderen Lasten. Diese großen Vorrechte sind für sie Veranlassung, dass viele teils aus freien Stücken sich diesem Stand zuwenden, teils von ihren Eltern und Verwandten dafür bestimmt werden. Dort müssen sie, wie man sagt, eine große Anzahl Verse auswendig lernen Deshalb bringen manche sogar 20 Jahre in dieser Schule zu. Man hält es nämlich nicht für erlaubt, jene Formeln niederzuschreiben, während sich sonst die Gallier fast in allen Dinge, in öffentlichen und privaten Angelegenheiten, des griechischen Alphabets bedienen. Diese Einrichtung haben sie, wie mir scheint, aus zwei Gründen getroffen: einmal wollen sie nicht, dass ihre Lehre unter dem Volk bekannt werde, und dann sollen ihre Jünger nicht im Vertrauen auf die Schrift die Stärkung des Gedächtnisses vernachlässigen. Denn die Erfahrung lehrt, dass die meisten Leute sich auf das Geschriebene verlassen und darüber auf das Auswendiglernen und Behalten des Gelernten nicht die gebührende Sorgfalt verwenden. Ihre (der Druiden) Hauptlehre ist es, dass die menschliche Seele unsterblich sei und nach dem Tode aus einem Körper in den anderen übergehe. Durch diese Lehre wollen sie die Todesfurcht bannen und zur Tapferkeit anfeuern. Überdies stellen sie noch viele Erörterungen an über die Gestirne und deren Lauf, über die Größe der Welt und des Erdkreises, über das Wesen der Dinge wie über die Macht und Gewalt der unsterblichen Götter. In all dem unterrichten sie auch die Jugend......Die ganze gallische Nation ist gottesdienstlichen Gebräuchen sehr ergeben. Wenn daher jemand von einer schweren Krankheit befallen wird oder Schlachten und anderen Gefahren entgegengeht, so pflegt er Menschenopfer darzubringen oder zu geloben und lässt die Druiden die gottesdienstliche Handlung besorgen. Sie glauben nämlich, die unsterblichen Götter könnten nur dadurch besänftigt werden, dass für ein Menschenleben wieder ein Menschenleben geopfert werde. Derartige Opfer sind bei ihnen sogar von Staats wegen eingeführt. Einige Stämme verwenden dabei Gebilde von ungeheurer Größe, deren Glieder aus Reisiggeflecht gebildet und mit lebendigen Menschen angefüllt werden. Hierauf zündet man sie von unten an, die Menschen werden von den Flammen erfasst und geben ihren Geist auf. Man glaubt allerdings, dass die Opferung derjenigen, welche bei Diebstahl, Raub oder sonst einem Verbrechen ergriffen worden sind, den unsterblichen Göttern angenehmer sei. Wenn es aber an solchen Leuten mangelt, versteht man sich auch zur Opferung Unschuldiger. Unter den Göttern verehren sie ganz besonders den Mercurius (Lugus oder Teutates). Er hat die meisten Bildsäulen, er wird als der Erfinder aller Künste gefeiert, er gilt als Geleitsmann auf allen Wegen und Straßen, er soll nach ihrem Glauben auf Gelderwerb und Handel den größten Einfluss ausüben. Nach ihm ehren sie den Apollo (Belenus), Mars (Hesus), Jupiter (Taranius) und die Minerva (Belisana). Von diesen Gottheiten haben sie fast dieselbe Vorstellung wie die übrigen Völker. Apollo vertreibt die Krankheiten, Minerva lehrt die Anfangsgründe der Hand- und Kunstarbeiten, Jupiter ist der König des Himmels, und Mars lenkt die Kriege. Diesem pflegen sie daher die gehoffte Beute zu geloben, wenn sie in eine Schlacht ziehen. Haben sie gesiegt, so opfern sie dann die erbeuteten Tiere, alles übrige aber bringen sie dann an einem Ort zusammen. Bei vielen Völkerschaften kann man aufgetürmte Hügel von solchen Dingen an gewissen Orten erblicken, und es kommt nur höchst selten vor, dass einer unter Nichtachtung der religiösen Satzung Beutestücke entweder bei sich zu verheimlichen oder von dem Haufen zu entwenden wagt. Auch steht auf einem solchen Verbrechen die martervollste Strafe.......Die Gallier rühmen sich insgesamt, vom Vater Dis (Gott der Unterwelt – Die Gallier nahmen an, aus dem finsteren Schoß der Erde als Ureingeborene hervorgegangen zu sein) abzustammen, und berufen sich dabei auf die Lehre der Druiden. Aus diesem Grunde berechnen sie auch alle Zeiträume nicht nach der Zahl der Tage, sondern der Nächte. Geburtstage wie Monats- und Jahresanfänge bestimmen sie so, dass die Nacht beginnt und der Tag folgt (die Gallier waren nicht das einzige Volk im Altertum, die die Zeit in Nächten zählte) (Caesar; Bellum Gallicum VI, 13 bis 14 und 16 bis 18).“ „Nach eurer (der Druiden) Lehre streben die Seelen der Toten nicht zu den stillen Stätten des Erebos und dem fahlen Reich des Dis/Pluto in der Unterwelt. Vielmehr durchwaltet derselbe Atem ihre Glieder in einer anderen Welt. Wenn ihr richtige Erkenntnisse verkündet, so steht der Tod nur in der Mitte eines lange währenden Lebens. Jedenfalls sind die Völker, auf die der große Bär hinabblickt (das heißt die Völker des Nordens), glücklich in ihrem Irrglauben. Bedrängt sie doch nicht die größte aller Ängste, die Todesfurcht. Daher stürzen sich ihre Männer bereitwillig dem Schwert entgegen, nehmen den Tod mutig an und halten für feige ihre Leben zu schonen, das doch wiederkehren wird (Lukan, epische Dichtung über den Bürgerkrieg I, 392ff.).“ „Die Begräbnisse sind entsprechend der gallischen Lebensweise großartig und aufwändig. Alles, was ihrer Ansicht nach den Lebenden teuer war, werfen sie ins Feuer, auch Tiere, und kurz vor unserer Zeit wurden sogar Sklaven und Clienten, von denen bekannt war, sie seien den Toten lieb gewesen, nach Beendigung der richtigen Leichenfeier mit ihnen verbrannt (Caesar; Bellum Gallicum VI, 19).“ Aus der Hallstattzeit sind Doppelbestattungen bekannt wie Grab VI im Hohmichele bei der Heuneburg an der oberen Donau beweist. Ob dies ein Hinweis für Menschenopferung ist, ist jedoch unklar. „Zalmoxis, der die keltischen Druiden die pythagoreische Philosophie gelehrt haben soll (Hippolyt von Rom; Philosophumena I, 2, 22 – 3.Jh.n.Chr.).“ Zalmoxis’ Name bedeutet „Bärenfell“. Die „Lehre des Zalmoxis“ ähnelt stark der pythagoreischen. Unklar ist jedoch, welcher von beiden zuerst lehrte. Auch ist unklar, ob er eine reale Person war und somit tatsächlich die Druidenlehre beeinflusst hatte. In jedem Falle wurde er später zum einzigen Gott der Geten und Daker. Er erinnert stark an Figuren wie des Buddha und Jesus. Herodots’ Berichte über ihn sind zugleich die ältesten über Zalmoxis. „Mit ihrem (der getischen Thraker – auch Indoeuropäer wie die Kelten) Glauben an die Unsterblichkeit hat es diese Bewandtnis. Sie glauben, sie stürben nicht, sondern wer umkomme, der fahre zum Gott Zalmoxis oder Gebleizis, wie einige ihn nennen. Alle vier Jahre entsenden sie einen aus ihrer Zahl, den das Los trifft, als Boten zum Zalmoxis, um diesem zu sagen, was sie vom Gott begehren. Dies geschieht so: Einige stellen sich hin mit Wurfspeeren in der Hand, andere fassen den Mann, den sie entsenden wollen, an Armen und Beinen, schwingen ihn hoch in die Luft, und lassen ihn auf die Spitzen der Speere fallen. Wird er aufgespießt und stirbt, glauben sie, der Gott sein ihnen gnädig gestimmt. Stirbt er aber nicht, so geben sie dem Boten schuld, weil er ein feiger Mann sei, und senden an seiner Stelle einen anderen aus. Ihre Aufträge aber geben sie ihm, wenn er noch lebt. Dieselben Thraken schießen auch, wenn es donnert und blitzt, mit Pfeilen zum Himmel hinauf und bedrohen den Gott und glauben, es gäbe keinen Gott außer dem ihrigen. Wie ich aber von den Hellenen am Hellespont und Pontos erfahren habe, soll dieser Zalmoxis ein Mensch und Sklave des Pythagoras, des Sohnes des Mnesarchos in Samos gewesen sein. Dann soll er freigeworden sein, sich dort ein großes Vermögen erworben haben und damit in sein Vaterland zurückgekehrt sein. Nun führten aber die Thraken ein ärmliches Leben und waren recht einfältig, Zalmoxis hingegen war mit ionischer Lebensart vertraut und verstand sich auf Genüsse, die den Thraken zu fein waren; denn er hatte unter den Hellenen gelebt, und das sogar bei einem der weisesten Männer von Hellas, dem Pythagoras. So richtete er sich einen Saal her, worin er die Vornehmsten des Volkes aufnahm wie in eine Herberge, gab ihnen reichlich zu essen und zu trinken und unterrichtete sie dabei, dass weder er noch sie, seine Trinkgenossen, noch auch ihre Nachkommen sterben, sondern an einen Ort gelangen würden, wo sie ewig in Freuden und Überfluss leben würden. Während er aber so tat und sprach, grub er sich ein Gemach unter der Erde, und als es fertig war, verschwand er aus der Mitte der Thraken, stieg hinab in das unterirdische Gemach und verweilte dort drei Jahre. Sie beklagten und betrauerten ihn wie einen Toten. Aber im vierten Jahr erschien er wieder vor ihnen, und nun glaubten sie alles, was er ihnen sagte. So wird von ihm erzählt. Ich will, was man von diesem unterirdischen Gemach sagt, nicht bestreiten, glaube aber auch nicht recht daran. Mir scheint aber, dass dieser Zalmoxis um viele Jahre früher als Pythagoras gelebt hat. Jedoch sei er ein Mensch gewesen oder eine einheimische Gottheit bei den Geten, genug von ihm (Herodot; Buch IV, Kapitel 94 bis 96).“ Auch Polybios weiß interessantes aus dem italischen Raum zu berichten, dass man vielleicht für den mitteleuropäischen Raum übertragen kann: „Denn wenn bei ihnen einer von den Nobiles stirbt, wird er im Leichenzug ganz feierlich zu den sogenannten Schiffsschnäbeln (rostra, Rednertribüne) aufs Forum gebracht, meist aufrecht sitzend und deutlich sichtbar, selten liegend. Während das ganze Volk ringsum steht, steigt jemand auf die Rostra, wenn ein erwachsener Sohn hinterblieben und anwesend ist, dieser, wenn nicht, ein anderer aus dem Geschlecht und hält eine laudatio funebris über die Tugenden des Verstorbenen und die Taten, die er während seines Lebens vollbracht hat. Dadurch erinnert sich die Menge wieder und stellt sich das Vergangene erneut vor Augen, und zwar nicht nur die, welche bei den Taten dabei waren, sondern auch die Nichtbeteiligten, und sie werden so sehr von Mitgefühl ergriffen, dass der Todesfall nicht nur als ein Verlust für die Leidtragenden, sondern für das ganze Volk erscheint. Wenn sie ihn dann beigesetzt und die Bestattungszeremonien vollzogen haben, stellen sie das Bild des Verstorbenen in einem tempelartigen Gehäuse aus Holz an dem Platz im Hause auf, wo man es am besten sehen kann. Das Bild ist eine Maske, die in ihrer Form und Farbe dem Antlitz des Toten in hohem Maße ähnlich ist. Bei Opferfesten, die der Staat veranstaltet, öffnen sie die Gehäuse und schmücken diese Bilder prächtig, und wenn ein angesehenes Glied der Familie gestorben ist, führen sie sie im Leichenzug mit und setzen sie denen auf, die ihrer Größe und Statur nach dem betreffenden Verstorbenen besonders ähnlich zu sein scheinen. Diese Leute tragen dann auch noch, wenn der Verstorbene Consul und Praetor gewesen ist, Kleider mit einem togae praetextae (Pupursaum), wenn er Censor gewesen ist reine togae purpreae (purpurne), und wenn er einen Triumph gefeiert oder gleichwertige Taten vollbracht hat, tragen sie togae pictae (goldgestickte Kleider). Diese ebengenannten Leute fahren nun auf Wagen; vorweg werden fasces (Rutenbündel), Beile und die übrigen Amtsinsignien getragen entsprechend dem Rang, den der Verstorbene im Staate eingenommen hat. Wenn sie zu den rostra gekommen sind, nehmen alle nacheinander auf elfenbeinernen Sesseln Platz. Ein junger Mann, der nach Ruhm strebt und Sinn für das Bedeutende hat, kann nicht leicht ein schöneres Schauspiel sehen. Wen würde es nämlich nicht beeindrucken, die Bilder von Männern, die wegen ihrer Vollkommenheit berühmt sind, alle zusammen gleichsam als Menschen mit Leib und Seele zu sehen? Welches Schauspiel erschiene schöner? Wenn der Redner seine Rede über den, der beigesetzt werden soll, beendet hat, beginnt er, über die anderen, deren Masken da sind, zu sprechen, indem er mit den ältesten anfängt, und erwähnt die Erfolge und Taten eines jeden. Während so der Ruhm, den die bedeutenden Männer durch ihre Vorzüge erlangt haben, immer wieder erneuert wurde, wird der Ruhm derer, die etwas Bedeutendes geleistet haben, unsterblich gemacht, und das Ansehen derer, die dem Vaterland gute Dienste erwiesen haben, wird dem Volk bekannt und der Nachwelt weitergegeben. Vor allem werden die jungen Leute dazu angespornt, alles für das Gemeinwesen auf sich zu nehmen, um sich den Ruhm zu erwerben, der bedeutenden Männer folgt (Polybios; Historien, Buch VI, 53).“ „Am Strand (in Britannien) standen die feindlichen Reihen, Waffe an Waffe und Mann an Mann. Die Weiber liefen hin und her. Im Leichenkleid, die Haare aufgelöst, Fackeln in den Händen, sahen sie aus wie Furien. Ringsherum die Druiden, die Hände zum Himmel erhoben, Bitten und Verwünschungen ausstoßend. Der ungewohnte Anblick erschreckte unsere Soldaten. Wie gelähmt setzten sie sich ruhig den feindlichen Waffen aus. Da aber sprach ihnen der Führer Mut zu, und sie selber mahnten sich, doch nicht vor einem Haufen von Weibern und Schwärmern zu zittern. Sie griffen an, schlugen die Gegner zu Boden und erstickten sie in ihren eigenen Feuerbränden. Nach erfochtenen Sieg wurde eine Besatzung auf die Insel gelegt und die heiligen Haine zerstört, in denen grauenvolle Kulthandlungen stattfanden. Der religiöse Brauch schrieb nämlich vor, an den Opferaltären das Blut der Kriegsgefangenen zu vergießen und den Willen der Götter aus menschlichen Eingeweiden zu erkunden (Tacitus Annalen; Buch XIV, Kapitel 30).“ „Aber nichts hatte sie so sehr wie der Brand des Capitols im Glauben bestärkt, das Ende für das Reich sei gekommen. Einst sei zwar die Hauptstadt von den Galliern erobert worden, aber da Jupiters Sitz unversehrt geblieben sei, habe das Reich weiterbestanden. Jetzt sei durch das schicksalsgesandte Feuer ein Zeichen himmlischen Zorns gegeben worden, und die Weltherrschaft werde den Völkern jenseits der Alpen verheißen. In lächerlichen Aberglauben verkündeten es jedenfalls die Druidae (Tacitus Historien; Buch IV, 54 – Bataveraufstand).“ Für das 1.Jh.n.Chr. weiß Tacitus über Germanien folgendes zu berichten: „Bei den Totenfeiern meiden sie Prunk; nur darauf achten sie, dass die Leichen berühmter Männer mit bestimmten Holzarten verbrannt werden. Den Scheiterhaufen beladen sie nicht mit Teppichen oder Räucherwerk. Jeden begleiten die Waffen; einigen wird auch das Pferd ins Feuer mitgegeben. Über dem Grab erhebt sich ein Rasenhügel; die Ehre hoher und kunstvoller Denkmäler lehnt man ab: sie sei eine Last für die Toten. Jammer und Tränen währen nur kurz, doch Schmerz und Trauer lange. Den Frauen ziemt Klage, den Männern stilles Gedenken (Tacitus; Germania 27).“ Zum Schluss Homer. Auch er weiß etwas Interessantes zu berichten: „Und da werden ihn (Patroklos) dann die Brüder und Vettern bestatten unter Hügel und Säule. Denn das ist die Ehre der Toten (Ilias, 16.Gesang, 458-459).“ „Dass ihn die lockigen Männer Achaias nach Sitte bestatten, am Hellespont, dem breiten, ein ehrendes Zeichen zu setzen. Künden möge dann mancher der spätgeborenen Menschen, fährt er mit stattlichem Schiff vorbei auf dem funkelnden Meere: „Siehe, das Zeichen gebührt einem langverstorbenen Krieger, der als mächtiger Held von dem strahlenden Hektor erschlagen.“ Mancher verkünde dann so, und mein ist ewiger Nachruhm (Ilias; VII, 85).“ „Nein, so wie eine Säule ganz fest und ohne zu wanken steht auf dem türmenden Hügel verstorbener Männer und Frauen (Ilias; XVII, 43435).“ 4) DIE OSTFLANKE SCHIEFERGEBIRGES: DES RHEINISCHEN Die Ostflanke besteht aus der nordmainischen Mittelgebirgslandschaft des östlichen Westerwaldes, des südlichen Siegerlandes, des Ostabhangs des Rothaargebirges einschließlich des Wittgensteiner Berglandes und der Landschaft an oberer Dill, Lahn, Eder und Sieg In dieser Region finden sich im Gegensatz zum Süden (Taunus, Wetterau und südlichen Westerwald) und Westen (Mittelrhein, Hunsrück und Eifel) keine Grabhügel. Zum nordmainischen Mittelgebirgsraum zählt auch der Taunus sowie die Beckenlandschaften bei Limburg, Wetzlar und Gießen. Die Gebirgszüge verlaufen annähernd in West-Ost-Richtung. Im Westen und Süden wird dieser Mittelgebirgsraum durch Rhein und Main, im Norden durch die Hellwegzone und im Osten durch die Niederhessische Senke begrenzt. Die größten Höhen werden mit bis zu 880m im Hochtaunus und Rothaargebirge erreicht. Diese Gebirgszone präsentiert sich als abwechslungsreiche Landschaft. Aus diesem Grunde sind besonders die Gegensätze zwischen den höheren Mittelgebirgsregionen und den Beckenlandschaften siedlungsgeschichtlich von großer Bedeutung. Eder, Lahn, und Sieg sind die drei größten Flüsse des nordmainischen Mittelgebirgsraumes. Alle drei entspringen im südlichen Rothaargebirge. Die Sieg fließt nach Westen zum südlichen Niederrheingebiet und die Eder nach Osten in Richtung Nordhessen. Die Lahn verläuft anfangs ein Stück nach Osten, dann Richtung Süden, bevor sie bei Gießen nach Westen abbiegt, um letztendlich nahe des Neuwieder Beckens in den Rhein zu münden. In der Urnenfelderzeit gehörten nur die südlichen Bereiche dieses Raumes bis hinauf zum Lahntal mit seinen Beckenlandschaften bei Limburg, Wetzlar, Gießen und Amöneburg zu einer geschlossenen Siedlungslandschaft. Die nördlich anschließenden Gebiete von Westerwald und Rothaargebirge scheinen dagegen kaum besiedelt gewesen zu sein. Die Beckenlandschaften wurden hingegen intensiv besiedelt. Selbst der Taunus war zumindest teilweise erschlossen. Kulturell gehörten diese Gebiete zu verschiedenen Untergruppen der Urnenfelderkultur an, deren nördliche Peripherie sie bildeten. Die westlichen am Rhein gelegenen Teile gehörten bis etwa zum Limburger Becken zur Rheinisch-Schweizerischen-Ostfranzösischen Gruppe der Urnenfelderkultur, während die östlichen Teile zur Untermainisch-Schwäbischen Gruppe zählten. In Gegensatz dazu sind die nördlich beziehungsweise östlich an der nordmainischen Gebirgsraum anschließende Gebiete, darunter Westfalen und Nordhessen, bereits stärker vom norddeutschen Raum beeinflusst worden. Allerdings lassen sich auch hier in unterschiedlicher Form Kontakte zur Urnenfelderkultur nachweisen. Auch zu Beginn der Eisenzeit (Verse Stufe 1) konzentrierte sich die Besiedlung innerhalb des nordmanischen Mittelgebirgsraumes vor allem in den Tal- und Beckenzonen, während Westerwald und Rothaargebirge weiterhin weitgehend unbesiedelt blieben. Wahrscheinlich lag dies an einer um 800 v.Chr. einsetzenden Klimaverschlechterung. Am Mittelrhein bildete sich die Laufelder Gruppe heraus, die, wie zuvor die Rheinisch-SchweizerischeOstfranzösische Gruppe der Urnenfelderkultur, und die westlichen Teile des hessisch-westfälischen Berglandes erfasste. Die östlich anschließenden Gebiete wurden nun Teil der Koberstadter Kultur, während sie zuvor zur Untermainisch-Schwäbischen Gruppe gehörte. In der kulturellen Entwicklung bildet die frühe Eisenzeit eine Fortsetzung der Urnenfelderkultur. Dabei setzten sich im Sachgut die zuvor begonnene Entwicklung fort. Auch die Siedlungsräume blieben weitgehend identisch. Dies ändert sich während der späten Hallstattzeit (Verse Stufe 2). Die archäologisch nachweisbaren Fundstellen nehmen nun stark zu. Einige dieser Fundstellen liegen in großen Höhen, oftmals im Bereich des obersten Quellhorizontes. Somit deutet alles darauf hin, dass die Besiedlung des Berglandes zumindest teilweise über die Höhenwege erfolgte. Den Anfang machten wohl diejenigen Personen, die schon zuvor diesen Raum wenn auch nur saisonal genutzt hatten und diesen daher schon kannten. Auch ist dies ein Hinweis auf eine fortschreitende Klimaverbesserung in dieser Zeit. Vor allem im Wittgensteiner Land konnten in zahlreichen Quellmulden Scherben entdeckt werden, was eine Besiedlung in Einzelhöfen wahrscheinlich macht. Dagegen fehlen bisher aus den inneren Mittelgebirgsregionen Hinweise auf große Ansiedlungen oder Befestigungen. Letztere lagen wohl nur am Rande der Altsiedellandschaften. Daher gibt es nur geringe Anzeichen für die Herausbildung gesellschaftlicher Hierarchien. Sie war wohl daher sehr flach. Bereits in einer frühen Phase der Aufsiedlung entwickelten sich kleine Siedlungskammern entlang der Höhenwege, wobei den Bestattungsplätzen eine gewisse Mittelpunktsfunktion zugekommen ist. So konnten auf dem Gräberfeld von Erndtebrück-Birkenfehl mehrere voneinander getrennte Bestattungsareale festgestellt werden, die vielleicht von unterschiedlichen Hofgemeinschaften belegt worden sind. Es gab aber auch andere Bestattungsbräuche. So wurden die Toten auf dem Fichtenkopf bei Neuhäusel im unmittelbaren Siedlungsumfeld bestattet. Unterschiede im Grabbrauch und dem Sachgut deuten darauf hin, dass der Gebirgsraum aus verschiedenen Richtungen aufgesiedelt wurde. So zeigt das Dillgebiet deutliche Beziehungen zum Mittelrhein beziehungsweise Rhein-Main-Gebiet, während das Siegerland und das Wittgensteiner Land stärkere Einflüsse vom südlichen Niederrhein beziehungsweise von Nordhessen aufweisen. Unklar ist, ob die Eisengewinnung den wichtigsten Antrieb für die Aufsiedlung des Gebirgsraumes darstellte; denn eine wachsende Bevölkerung benötigte fürs Erste andere Dinge als Metalle. Die insgesamt hohe Mobilität dieser Phase führte zur Öffnung der west-ost-gerichteten Höhenwege in dieser Region. Dies wird auch an der Verbreitung einiger Keramikmerkmale deutlich. Die Verbreitungsbilder der sogenannten „Mehrener Strichverzierung“ oder der kalenderbergartigen Reliefverzierung in Verbindung mit kleinen Steilrandtöpfen belegen eine weitgehende Durchdringung des Gebirgsraumes. Gleichzeitig beginnt eine kulturelle Angleichung in dieser Region. Schon zu dieser Zeit beginnt sich damit nördlich des Westhallstattkreises ein einheitlicher Kulturraum zu etablieren, der später bei der Herausbildung der Latènekultur stärker zum Impulsgeber werden sollte. Darüber hinaus bestehen die Verbindungen zum süddeutschen Raum weiterhin. Auch die zuvor beobachtende regionale Untergliederung setzt sich fort. So bleiben unter anderem Gefäße, ausgehend von der Hunsrück-Eifel-Kultur (HEK), auf die westlichen Randlagen des Gebirgsraumes beschränkt, während knubbenverzierte Gefäße vor allem in Mittel- und Nordhessen verbreitet sind. Ab der ausgehenden Späthallstattzeit beziehungsweise der beginnenden Frühlatènezeit (Verse Stufe 3) werden auch abseits der Altsiedellandschaften in den neu erschlossenen Gebieten Höhenbefestigungen angelegt und nehmen bezug auf die Höhenwege. Diese frühen Befestigungen waren aufgrund von entsprechenden Funden wohl Sitze lokaler Gewalten, die über einen weiten Raum miteinander vernetzt waren und ihren Status zumindest über partiell vergleichbaren Kriterien zum Ausdruck brachten. Es wird nun eine zunehmende Hierarchisierung feststellbar. Die Befestigungen waren auch Mittelpunkte für Handel und Handwerk. Ihre verhältnismäßig gleichmäßige Verteilung weist auf Zentren kleinerer Herrschaftsgebiete hin. Gleichzeitig blieben aber auch regionale Gegensätze bestehen. Noch immer trafen sich im hessischwestfälischen Bergland westliche Einflüsse aus der HEK (stich- und glättverzierte Keramik) mit östlichen bis Thüringen (HessischThüringische Strichverzierung) reichenden. Im Gebirgsraum konnten aber bislang kaum reich ausgestattete Gräber entdeckt werden. Das östlichste Prunkgrab ist derzeit dasjenige von Langenscheid, ehemaliges Horhausen, im südlichen Westerwald. Zum erweiterten Umkreis der Begräbnisgattung ist außerdem noch das Wagengrab bei Wetzlar-Schwalbach zu zählen. Welche Rolle spielten hierbei vielleicht die Fürsten vom Glauberg? Hatten sie einst eine Ausbreitung der Prachtentfaltung bei den hiesigen Bestattungen verhindert? Während der ausgehenden Früh- und der beginnenden Mittellatènezeit (Verse Stufe 4 – LtA2/B1) kam es zu einer Umstrukturierung im Siedlungsgefüge des Gebirgsraumes. Einige Höhenbefestigungen wurden aufgegeben. Andere wurden neu gegründet und bestanden bis in die Mittellatènezeit und teilweise darüber hinaus weiter fort. Die neuen Befestigungen sind oft größer als ihre Vorgänger und beziehen sich nicht so sehr auf die Höhenwege, sondern stärker auf Niederungsgebiete wie Flusstäler und Beckenlandschaften. Dies weist auf Veränderungen bei der Siedlungsverteilung und Wegenutzung hin. Der Übergang zwischen beiden Burgenhorizonten ist bisher aber noch nicht geklärt. Es deutet aber vieles auf einen annähernd kontinuierlichen Übergang hin, wobei im Dillgebiet am Beginn von LtB der Heunstein die Burg bei Rittershausen ablöste. In Gegensatz zur Burg bei Rittershausen war der nicht weit entfernte Christenberg im Landkreis Marburg-Biedenkopf kulturell stärker nach Osten ausgerichtet, während die „Burg“ vom Mittelrhein beeinflusst wurde. Auch existierten beide Burgen nicht zeitgleich, das heißt, in der älteren Eisenzeit existierte wohl kein geschlossener Burgenhorizont in der Region! Aufgrund einer um 400 v.Chr. auftretenden Klimaverschlechterung wurden die höheren Mittelgebirgslagen weniger deutlich genutzt. Neben Veränderungen der Siedlungsstruktur sind auch solche in sozialen und technischen Gefüge zu erkennen. Zahlreiche Waffenfunde aus den Siedlungen, darunter vor allem Lanzenspitzen, aber auch Ketten des Schwertgehänges, lassen auf eine wachsende Bedeutung kriegerischer Komponenten schließen, was in Zusammenhang mit den keltischen Wanderungen um 400 v.Chr. stehen kann. Dies wird noch durch die Schwertgräber von Bellnhausen und Geisenheim unterstrichen. Gleichzeitig verbreiten sich technische Neuerungen wie die eiserne Pflugschar, die die Bearbeitung des Ackerbodens gerade auch im steinigen Gebirgsraum wesentlich erleichterte. Dies alles führte gleichzeitig zu einen erhöhten Bedarf an Eisen! Ab der entwickelten Frühlatènezeit lässt sich daher ein deutlicher Anstieg an Verhüttungs- und Schmiedeplätzen im hessisch-westfälischen Bergland nachweisen. Auf eine solche Zunahme der Verhüttungstätigkeit zu dieser Zeit deutet auch eine tiefgreifende Umwandlung der alten Waldlandschaften hin. Die Plätze sind dabei nicht an die Höhenbefestigungen gebunden, sondern auch unbefestigten Siedlungen zuzuordnen. Verhüttungsanlagen fanden sich im Siegerland wie im mittleren Lahntal bei Wetzlar. Die Träger der rasch aufblühenden Eisengewinnung waren Einheimische wie wohl auch Zuwanderer. Da sich das Land vorher nur von Land- und Waldwirtschaft ernährte, dürften anfangs, als das Eisen auch hier Verbreitung fand, nicht genügend Fachleute gelebt haben. Möglicherweise hatten sich daher die „Eisenherren“ die nötigen Arbeitskräfte samt ihren Familien von auswärts geholt. Für diese These sprechen vor allem die späthallstattzeitlichen Frauengräber an der mittleren Lahn zwischen Limburg und Weilburg in denen sich sehr häufig fremder Trachtenschmuck fand. Interessant ist auch, dass sich in diesem Raum zahlreiche Eisenerzlagerstätten von unterschiedlicher Genese finden lassen. Im östlichen Randbereich des Siegerländer Hauptsattels findet man Brauneisen-, beziehungsweise Späteisensteingänge des Unterdevon. Roteisenstein-Grenzlager an der Grenze Mittel/Oberdevon finden sich in der Dill-Mulde. Zudem findet sich rotkieseliger Roteisenstein/Eisenkiesel. Das Dietzhölztal mit seinen Ringwällen „Burg Rittershausen“ und „Heunstein“ gehört zu einem der dichtesten Eisenverhüttungsgebieten im Ostteil des Rheinischen Schiefergebirges. Die Burg bei Rittershausen liegt am Ausgang der mittelalterlichen Eisenstraße, die in das östliche Siegerland bis Hilchenbach führte. Da zur Verhüttung des Eisen Unmengen an Holzkohle notwendig waren, kann man sich vorstellen, wie die Gegend zu dieser Zeit ausgesehen hat: Kahl! Auf 50km² Fläche fanden sich bislang rund 300 Verhüttungsplätze. Das im Dietzhölztal verhüttete Eisenerz wurde aus den fünf bis 10km östlich liegenden Lagerstätten des Schelde- und Nanzenbachtales herangeschafft. Die Fundplätze konnten bis in das 14.Jh.n.Chr. hinein datiert werden. Latènezeitliche Fundplätze konnten aber noch nicht entdeckt werden, nur frühmittelalterliche (ca.565 bis 770 n.Chr. – Platz A6). Überhaupt lassen sich in Deutschland späthallstättische/frühlatènezeitliche Fundstätten nur schwer nachweisen. Ist dies nur Zufall oder kam das Eisen zu dieser Zeit noch aus anderen Regionen? Ab der Mittellatènezeit ändert sich dieses Bild dann ganz entscheidend. Aufwendiger gestaltete Trachtbestandteile werden nicht mehr ausschließlich auf den Höhenbefestigungen gefunden, sondern stammen auch von offenen Siedlungen. Noch immer gehörte das Gebiet des nordmainischen Mittelgebirgsraum zu einen Kulturraum, der den gesamten Mittelgebirgsraum vom Marnegebiet bis nach Böhmen umfasste, was durch die Ausbreitung der Stempelverzierung vom Typ Braubach am deutlichsten wird. Aber es beginnt sich auch eine eigenständige Regionalgruppe zu entwickeln. Deren Geltungsbereich wird am besten durch die Verbreitung der Tutuli vom westhessischen Typ sowie der im plastischen Stil verzierten Gürtelhaken verdeutlicht. Diese Gruppe erstreckte sich vom südlichen Sauerland bis zum Lahntal und vom Dillgebiet bis an den Ostrand des Rothaargebirges. Es ist eine Zeit hoher Dynamik und Innovation. In der ausgehenden Mittel- und Spätlatènezeit verstärkte sich die Siedlungstätigkeit anscheinend noch. Zentraler Bezugspunkt für das hessisch-westfälische Bergland wurde das neuentstandene Oppidum Dünsberg. Oppida finden sich im Lahn-Dill-Kreis nicht. Das nächstgelegene Oppidum ist der erwähnte Dünsberg nordwestlich von Gießen gelegen. Dafür aber kontrollierte die Wallburg auf dem Heunstein die Region, die in die Spätlatènezeit datiert wird. In diesem Raum existieren reiche Erzvorkommen. Generell aber haben die Höhenbefestigungen nun durchschnittlich größere Flächen als zuvor, was ebenfalls auf eine veränderte Siedlungsstruktur hinweist. Die höheren Mittelgebirgslagen wurden erneut wieder verstärkt besiedelt. Der Güteraustausch nahm zu und umfasste auch die unbefestigten Siedlungen. Die Fundstücke zeigen, dass der nordmainische Mittelgebirgsraum als nördliche Peripherie des keltischen Kulturraumes gelten kann. Die Siedlungsentwicklung in diesem Raum durchlief während der Eisenzeit fünf deutlich zu trennende Phasen. Im Mittelalter gehörte das Gebiet zur Grafschaft Siegen-Nassau, dem Land der späteren Stammväter des oranischen Königshauses der Niederländer. Das Eisen war die wichtigste Grundlage ihrer Macht gewesen. Die Region des Dietzhölztales gehört zu den Südostausläufern des Rothaargebirges und somit zur Ostabdachung des Rheinischen Schiefergebirges. Die alte variskische Mittelgebirgslandschaft wurde durch spätere bruchtektonische Beanspruchungen stark verformt. Gemeinsam sind die weiträumig von Südwest nach Nordost streichenden Faltenstrukturen. Ganz überwiegend liegen die Plätze in unmittelbarer Wassernähe und reihen sich perlschnurartig entlang der Bäche auf oder liegen an Quellmulden. Nur ca.10% zeigten keinen direkten Bezug zum Wasser. Höhenlagen zwischen 450 bis 500mNN sind am häufigsten vertreten und die am höchsten gelegenen Plätze liegen alle knapp unter 600mNN. Selten liegen sie auf den Bergrücken, meistens am Hang. Bedauerlicherweise sind von den rund 250 bis 300 aufgefundenen Schlackenplätzen nur 10% absolut intakt und ungestört geblieben, da man in späteren Krisenzeiten immer wieder auf die Eisenschlacke zurückgriff, so auch nach 1945, als man die Eisenschlacke als Wegeschotter nutzte. Dies macht die Datierung dieser Plätze daher so außerordentlich schwierig. 1992 konnte man dennoch die bislang einzige latènezeitliche Verhüttungsstelle sicher nachweisen und zwar an einem Steilhang am „Himmelberg“ bei Haiger-Sechshelden. Hier wurde aber kein Eisen, sondern Kupfer (!) verhüttet. Das Bild über die Eisenzeit in diesem Raum ist wirklich merkwürdig. Man kann dieses Bild vielleicht folgendermaßen erklären: Die Frühzeit der Eisenverhüttung war möglicherweise eine Experimentierzeit, so dass die Forschung heute noch nicht in der Lage ist, die frühe Technologie der Eisenverhüttung zu erkennen. Vielleicht wird sie es auch in der Zukunft nie können. Das wäre allerdings schade. 5) CHARAKTER UND WESEN DER OPPIDA: Um 120 v.Chr. entstanden im von Kelten geprägten mitteleuropäischen Raum überall große keltische Stadtanlagen, die man gemeinhin Oppida nennt, ein von Caesar geprägter Begriff. Worin aber sind Ursachen zu suchen, dass genau zu diesem Zeitpunkt urplötzlich diese Oppida überall entstanden. Um diese Frage beantworten zu können, muß man einen Blick auf die gleichzeitigen Geschehnisse in Gallien richten. In jenen Jahren beherrschte, kaum bekannt, das arvernische Königtum unter Bituitos, Sohn des Licernios, fast ganz Gallien. Sehr bald sollte es zum Krieg mit den Römern kommen, die versuchten, sich in Südgallien auszubreiten. Um 121 v.Chr. entschieden die Römer den Krieg für sich und nahmen Bituitos und seinen Sohn Congennetiacus gefangen. Das war der Untergang des arvernischen Königtums. Eine Niederlage, die die gesamte keltische Welt erschüttern sollte. Das einst bei den Kelten angesehene Königtum verlor erheblich an Ansehen, beziehungsweise der Adel sah dank des von den Römern in Gallien verursachten Machtvakuums seine große Gelegenheit, dem Königtum den Todesstoß zu versetzen, was dem Adel auch gelingen sollte. Als Caesar im Frühjahr 58 v.Chr. in Gallien einrückte, gab es bei den keltischen Stämmen praktisch kein Königtum mehr, wenn man mal vom Sonderfall in Noricum (Österreich) absieht. Ansonsten regierte überall nur der Adel. Was hat nun dieses Ereignis von um 121 v.Chr. mit den Oppida wie dem Dünsberg bei Gießen oder Artaunon im Hochtaunus zu tun? Ganz einfach. Um zu verhindern, dass ein König über einen Stamm wieder zu Macht kommen konnte, errichtete der Adel als Gegengewicht solch riesige politische Gebilde, die ein einzelner oder eine Adelsfamilie kaum mehr alleine kontrollieren konnte. So saßen in diesen neuen Städten immer mehrere Adelsfamilien mit ihrem Gefolge und kontrollierten sich so in allen Bereichen von Politik und Wirtschaft gegenseitig. Zu einer solchen Antwort des Adels gehören auch der 90ha große Dünsberg, die 60ha große Dornburg, die mindestens 26ha große Amöneburg und das sage uns schreibe 330ha große Artaunon (Heidetränke bei Oberursel). In letzteren lebten ständig mindestens 8.600 Menschen. Die hallstattzeitliche Glauburg dagegen war eine klassische Burganlage eines Königs, die auffallend den griechischen Tyrannenstädten ihrer Zeit um 500 v.Chr. gleicht. Aber auch vor den 90 v.Chr. erstmals genannten Germanen, die mit den um 600 v.Chr. erstmals genannten Kelten sehr eng verwandt sind, machte diese Entwicklung nicht halt. Auch sie kannten kein Königtum, als die ersten römischen Truppen in Germanien einmarschierten. Aber dabei blieb es nicht. Auch die keltische Gesellschaft änderte sich radikal. Waren unter dem Königtum noch die Fußtruppen dominierend, so war es jetzt die Reiterei, die denen der mittelalterlichen Ritter auffallend ähnelte. Hatte die einfache Bevölkerung mit dem König einen wichtigen Bündnispartner gegenüber dem Adel, so war jetzt dieselbe dem Adel auf Gedeih und Verderb ausgeliefert wie Caesar in seinen Berichten eindringlich schildert. Natürlich sind auch die großen Kimber- und Teutonenzüge in diesem Zusammenhang zu beachten, die um 113 v.Chr. Italien erreichten. Waren diese Züge etwa auch eine Folge der gigantischen Umwälzungen in der keltischen Welt? In jedem Fall dürften auch diese Züge ihren Anteil auf die Größe der gerade erst neugegründeten Oppida gehabt haben. Für diesen Zeitraum hat sich bei Appian eine bemerkenswerte Begebenheit erhalten. Wohl noch vor 121 v.Chr. traf ein Gesandter des Bituitos einen römischen Consul. Diese Stelle bei Appian (Kelt. 12, 2-3) ist die einzig erhaltene über ein Treffen eines latènezeitlichen keltischen Gesandten mit einem Römer: „Dem Consul Domitius begegnete ein Gesandter des Bituitos, des Königs der Allobroger (richtig der Arverner), in kostbarer Ausstattung, und ihm folgten Speerträger, auch sie geschmückt und Hunde, denn die dortigen Barbaren haben auch Hunde als Leibwache (diese Tiere waren demnach speziell gezüchtete). Auch ein Sänger folgte ihm, der in barbarischen Sang den König Bituitos, dann die Allobroger (= Arverner), dann den Gesandten selbst wegen adeliger Herkunft, Mut und Reichtum pries. Vor allem zu diesem Zweck führen die besonders hervorragenden unter den Gesandten solche Männer mit sich.“ Auffallend ist, dass der keltische Gesandte zu Fuß kam, da kein Pferd in diesem Zusammenhang erwähnt wird, sondern nur die weniger wertvollen Hunde. Anscheinend besaß das Pferd bei den Kelten um 120 v.Chr. noch nicht die Bedeutung wie später zu Caesars Zeiten. Erst die ständigen Niederlagen der Kelten gegen die Römer und das Zusammentreffen mit den Cimbern und Teutonen um 113 v.Chr. ließen die Aufstellung einer starken gallischen Reiterei für sinnvoll erscheinen. Sie bauten sie schließlich so weit aus, dass diese der römischen bald weit überlegen wurde. Von ihrer Struktur her ähnelten sie am Ende fast den mittelalterlichen Ritterheeren. Nur bei den Norikern und Helvetiern konnte sich dagegen keine mächtige Adelsreiterei bilden. In den Alpen war für so eine Einrichtung das Gelände nicht sehr günstig gewesen, nur regional. Caesar benötigte daher nicht umsonst die Hilfe der Germanen, die ebenfalls über eine schlagkräftige Reiterei verfügten. Diese entwickelten nämlich unter Ariovist als Antwort auf die spätkeltische Reiterei einen gemischt kämpfenden Reiter-Fußkämpfer-Verband. Mit Hilfe dieser Neuerung schlug Ariovist 72 v.Chr. die ostgallischen Streitkräfte vernichtend. In Gegensatz zu den Kelten kannten die Germanen keine schlachtenentscheidende Rolle einer Adelsreiterei kannten oder überhaupt einen wie auch immer gearteten mächtigen Adel. Aber trotzdem folgten auch die Germanen dem Zeitgeist. Auch sie ließen kein Königtum zu. Man denke nur an Arminius. Er bekam erst mit seinen Leuten großen Ärger, als er das Königtum über seinen Stamm anstrebte. So gesehen nahmen auch sie an der „westrheinischen Revolution“ teil. Nur in Britannien liefen die Uhren anders. Britannien lag nämlich fern und isoliert von jeglichen südlichen Einflüssen. Hier fanden sich zu Caesars Zeiten sogar noch Streitwagenkämpfer! Nach seinem Sieg kannte der keltische Adel schließlich nur noch einen Gegner, nämlich das Volk. Da das Gegengewicht zum Adel, eben das Königtum, verschwunden war, hatte der Adel letzten Endes ein leichtes Spiel und zu Caesars Zeiten war das Volk schon völlig entrechtet gewesen. Vielleicht entstanden in diesem Zusammenhang Wann die Oppida im einzelnen gegründet wurden, ist weitgehend unklar. Wenn man aber das Oppidum von Manching bei Ingolstadt zum Maßstab nimmt, dann scheinen sie frühestens im 2.Jh.v.Chr. (LtC2) eingesetzt zu haben. Einige Oppida wurden sogar erst nach den Feldzügen Caesars in Gallien gegründet, also erst nach 50 v.Chr.. Woher nun die entscheidenden Impulse für deren Entstehung in Mittel- und Westeuropa kamen, gilt innerhalb der Forschung als umstritten. Die eine Seite vertritt die Meinung, dass „die Idee“ der Oppida über das südfranzösische Gebiet rhôneaufwärts nach Mitteleuropa gelangte. Die andere Seite vertritt dagegen die Meinung, dass „die Idee“ der Oppida von Italien über die Alpen nach Deutschland herüberschwappte. Die Wahrheit dürfte wohl in der Mitte liegen. Der Begriff „oppidum“ wurde durch Caesar geprägt. In seinen Schriften über den Gallischen Krieg erwähnte Caesar zwei Städtetypen in Gallien: die „urbs“ (Großstadt) und das „oppidum“, eine große befestigte Siedlung, die nicht nur auf die keltische Epoche beschränkt ist. Man denke nur an Bonifatius „oppidum Büraburg“ (Nordhessen) aus dem Jahre 741 n.Chr.. Befestigungen aller Art gab es schon früher in Mitteleuropa. Neu jedoch sind die Erdrampen an den Rückseiten der Mauern der Oppida, „ager“ genannt. Diese Erdrampen lassen sich auch bei den zeitgleichen italischen Wehrbauten nachweisen. Ebenfalls neu sind auch die Zangentore, die wohl den Druck der Aufschüttungen auffangen sollten. Diese schützten selbstverständlich auch die Eingänge selbst und zwar sehr effektiv, wie auch Caesar erfahren musste. Während des Gallischen Krieges gelang es ihm und seinen Truppen nicht einmal, ein Oppidum über die Tore einzunehmen. Das einzige Oppidum, dass die römischen Truppen im Sturm nehmen konnten, war Avaricum (B.G.VII). Den Römern gelang es die Stadtmauern zu überwinden, aber eben nicht die Tore. Auffällig sind auch die mehrfach gerade Führung einzelner Mauerabschnitte, die in einem stumpfen Winkel aufeinandertreffen, ohne dass dies die Geländebedingungen zwingend vorschreiben. Die Stadtmauern innerhalb des mediterranen Raumes weisen diesbezüglich Ähnlichkeiten auf. Zudem findet man im mitteleuropäischen Raum erstmals seit dem Neolithikum wieder größere Befestigungen und Siedlungen in den Ebenen wie das Oppidum von Manching nahe Ingolstadt. Südlich kann man das Gegenstück zu Manching im ehemals keltischen Mediolanum, dem heutigen Mailand, finden. Die Oppida waren groß genug, um in Notzeiten auch die Bevölkerung vom Lande aufzunehmen. Größe und Innenbesiedlung sahen in allen Oppida verschieden aus. Von Bibracte, dem ehemaligen Hauptort der Haeduer, und Manching weiß man, dass es sich bei beiden um eine geplante Großsiedlung nach mediterranen Vorbild handelte, ähnlich wie die westhallstattzeitliche Heuneburg an der oberen Donau. Ob jedoch alle Oppida so oder so ähnlich aussahen, ist momentan offen. Bei den meisten Oppida ist aber mit einer dichten Besiedlung zu rechnen. Die Oppida stiegen bald nach ihrer Gründung zu den Warenhauptumschlagsplätzen ihrer Region auf. In ihnen fand die Massenproduktion von Töpferwaren und die Metallverarbeitung statt. Schon alleine für ihre Stadtmauern, vor allem jene vom Typ „Murus Gallicus“, waren Unmengen an Eisennägeln nötig gewesen. Um diesen großen Warenumschlag überhaupt in Gang zu setzen und außerdem zu halten, bedurfte es einer fortgeschrittenen Geldwirtschaft vor allem mit Kleinsilberwerten („Regenbogenschüsselchen“). Auch müssen direkte Handelskontakte zwischen Süddeutschland und der Gallia Cisalpina (Oberitalien) bestanden haben, die über die Alpen hinweg stattfanden. Während der Westhallstattzeit wurde der meiste Fernhandel noch über die Rhône abgewickelt. Von Caesar erfahren wir, dass römische Kaufleute Handelsniederlassungen in den Oppida besaßen: „Als dieser Termin kam, stürmten auf ein Signal hin die Carnuten unter Führung des Cotuatus und Conconnetodumnus, zweier verwegener Menschen, nach Cenabum (Orleans), brachten die römischen Bürger um, die sich dort zu Handelszwecken niedergelassen hatten und plünderten ihr Vermögen. Unter den Toten befand sich C.Fufius Cita, ein römischer Ritter aus gutem Haus, der im Auftrag Caesars die Getreideversorgung geleitet hatte (Bellum Gallicum VII, 3).“ „Daher plünderten sie das Vermögen der römischen Bürger, ermordeten sie oder verschleppten sie in die Sklaverei. Convictolitavis förderte diese Wendung der Dinge zum Schlimmeren und trieb das Volk zur Raserei, um zu erreichen, dass es sich schämte, wieder vernünftig zu werden, nachdem es einmal die Verbrechen hatte geschehen lassen. Sie veranlassten den Militärtribun M.Aristus, der auf dem Weg zu seiner Legion war, die Stadt Caviollonum (Chalonsur-Saône) zu verlassen, und garantierten ihm seine Sicherheit. Die Leute, die sich dort niedergelassen hatten, um Handel zu treiben, zwangen sie, dasselbe zu tun. Auf ihrem Weg griffen sie sie jedoch ständig an und beraubten sie ihres gesamten Gepäcks (B.G.VII, 42).“ Ähnliche griechische und etruskische Handelsniederlassungen dürften auch einst auf den mächtigen Fürstensitzen des Westhallstattkreises existiert haben inklusive derselben Gefahren. Wie die soziale Struktur innerhalb der Oppida aussah, lässt sich nur schwierig bestimmen, da der Forschung diesbezüglich nur eine nennenswerte Quelle zur Verfügung steht, nämlich die Schriften eines Römers namens Caesars. Die Prägeherren der keltischen Münzen stammten in jedem Fall aus der Nobilitas. Auch beherrschte sie weitgehend die Wirtschaft. Ob sie allerdings ihren Hauptwohnsitz in den Oppida hatte, ist unklar. Die wichtigen Entscheidungen fielen in jedem Fall in den Oppida. „Sie brachten daher in Noviodunum die Wachposten und die Leute um, die zu Handelszwecken oder auf der Durchreise dorthin gekommen waren. Ihr Geld und ihre Pferde teilten sie untereinander und sorgten dafür, dass die Geiseln der Stämme nach Bibracte zu dem obersten Beamten gebracht wurden (B.G.VII, 55).“ „Die Haeduer forderten Vercingetorix auf, zu ihnen zu kommen und sich mit ihnen über die Kriegführung zu verständigen. Als ihre Bitte erfüllt wurde, bemühten sie sich darum, selbst den Oberbefehl über den gesamten Krieg zu erhalten. Da es hierüber jedoch zu einem Streit kam, wurde eine Versammlung ganz Galliens nach Bibracte, dem Hauptort der Haeduer, einberufen, zu der von überall her zahlreiche Teilnehmer zusammenkamen. Man ließ die Versammlung über die Frage abstimmen. Sie bestätigte einstimmig Vercingetorix als Oberbefehlshaber (B.G.VII, 63).“ Der Unterschied zur mediterranen Stadtkultur bestand darin, dass in den Oppida Stammesgemeinschaften lebten, beziehungsweise zu solchen gehörten. Sich selbst verwaltende Stadtgemeinschaften wie die römischen „Municipia“ oder „Colonia“ gab es innerhalb des keltischen Machtbereiches nicht. Kommen wir nun zu den sonstigen Zitate Caesars über gallische Oppida, die ich kommentarlos vorstelle. Möge sich der Leser anschließend selbst ein Bild über die innere Struktur eines Oppidums machen. „Von ihnen erfuhr er, dass die Stadt des Cassivellaunus nicht weit von seinem Aufenthaltsort entfernt liege und durch Wälder und Sümpfe gesichert sei. Es habe sich dort eine ziemlich große Zahl von Menschen und Vieh versammelt. Die Britannier bezeichnen einen Ort schon als Stadt, wenn sie in unzugänglichen Waldgebieten eine Stelle mit Wall und Graben befestigt haben, zu der sie sich in der Regel flüchten, wenn sie feindlichen Einfällen ausweichen wollen (B.G.V, 21).“ „Währenddessen sammelte sich in der folgenden Nacht die gesamte Menge der flüchtenden Suessionen in der Stadt (B.G.II, 12).“ „Sie verließen alle Städte und kleineren befestigten Orte und brachten ihre gesamte Habe in eine einzige Stadt, die durch ihre Lage hervorragend geschützt war. Ringsum fielen die Felsen auf allen Seiten steil ab und boten eine gute Fernsicht. Nur an einer Stelle ließen sie einen Zugang frei, der sanft abfiel und nicht mehr als 200 Fuß breit war. (B.G.II, 29).“ „Auf die Nachricht von seinem Eintreffen hin ordnete Acco, das Haupt der Verschwörung, an, dass das Volk sich in den Städten sammeln solle (B.G.VI, 4).“ „Sie stellten sich daher auf dem Marktplatz (Forum) und auf etwas größeren freien Plätzen keilförmig auf (B.G.VII, 28).“ „Die Belger sind von allen erwähnten Stämmen die tapfersten, weil sie von der verfeinerten Lebensweise und hochentwickelten Zivilisation der römischen Provinz am weitesten entfernt sind. Denn nur selten gelangten Händler zu ihnen mit Waren, die die Lebensweise verweichlichen können (B.G.I, 1).“ „Der Grund für diese Expedition lag in seiner Absicht, den Weg durch die Alpen zu öffnen, der für die Handelsleute gewöhnlich mit großen Gefahren und hohen Zollkosten verbunden war (B.G.III, 1).“ „In ganz Gallien gibt es nur zwei Klassen von Männern, die an einigermaßen hervorragender und ehrenvoller Stelle stehen. Denn die untere Volksschicht (plebs) wird fast wie Sklaven behandelt. Sie wagt nicht, selbständig zu handeln, und wird zu keiner Beratung hinzugezogen. Da die meisten unter dem Druck von Schulden oder hohen Steuern leben oder aber durch rechtswidriges Verhalten der Mächtigen bedrängt werden, begeben sie sich in die Sklaverei. Die Adligen besitzen ihnen gegenüber alle Rechte, die ein Herr gegenüber seinen Sklaven hat. Von den erwähnten zwei Klassen ist die eine die der Druiden, die andere die der Ritter. Den Druiden obliegen die Angelegenheiten des Kultes, sie richten die öffentlichen und privaten Opfer aus und interpretieren die religiösen Vorschriften.....Die andere erwähnte Klasse ist die der Ritter. Immer wenn irgend ein Krieg ausbricht und es erforderlich macht, stehen sie alle an der Front. Vor Caesars Eintreffen pflegte fast jährlich der Fall einzutreten, dass sie entweder selbst andere überfielen oder Überfälle zurückschlugen (B.G.VI, 13-20).“ „....unter ihnen auch Diviciacus und Liscus, der bei ihnen (Haeduern) an der Spitze der Regierung stand. Dieses Amt heißt bei den Haeduern Vergobretus, sein Inhaber wird jährlich gewählt und verfügt in seinem Volk Gewalt über Leben und Tod (B.G.I, 16).“ „...Es bestehe höchste Gefahr, denn obwohl sie seit alters her einen einzelnen Mann für das oberste Amt bei den Haeduern zu wählen pflegten, der dann für ein Jahr die königliche Gewalt innehabe, gebe es jetzt zwei, die dieses Amt führten, und jeder von ihnen behaupte, er sei gemäß den Gesetzen gewählt worden. Der eine davon sei Convictolitavis, ein reicher und vornehmer junger Mann, der andere Cotus, der aus einer der ältesten Familie stamme und selbst über bedeutende Macht verfüge. Sein Bruder Valetiacus habe im Jahr zuvor dasselbe Amt bekleidet. Der gesamte Stamm stehe unter Waffen. Der Senat sei gespalten, und ebenso sei das Volk in Clientelen des einen oder des anderen aufgeteilt. Wenn dieser Konflikt weitere Nahrung erhalte, werde es dahin kommen, dass ein Teil des Stammes mit dem anderen kämpfe. Es hänge von seinem (Caesars) Einfluss ab, dass dies nicht eintrete (B.G.VII, 32).“ „Als sich in Decetia fast der gesamte Stamm eingefunden hatte, wurde Caesar darüber unterrichtet, dass bei einer heimlichen Zusammenkunft einiger weniger zu ungesetzlicher Zeit zu einem ungesetzlichen Ort ein Bruder von dem anderen als gewählt ausgerufen worden sei. Da die Gesetze es untersagen, dass zwei Mitglieder einer Familie bei beider Lebzeiten zu Beamten gewählt würden, es auch streng verboten war, dass sie beide in dem Senat saßen, zwang Caesar Cotus daher, die Herrschaft niederzulegen, und ordnete an, dass Convictolitavis, der nach Stammesbrauch in der beamtenlosen Zeit unter dem Vorsitz von Priestern gewählt worden war, das höchste Amt übernehmen solle (B.G.VII, 33).“ „Dennoch planten die Senonen, ein sehr bedeutender Stamm mit großem Einfluss in Gallien, auf Beschluss ihres Senats einen Mordversuch an Carvarinus, den Caesar als König bei ihnen eingesetzt hatte (B.G.V, 54).“ „Als die Nacht dem Ansturm ein Ende setzte, schickte der Remer Iccius, der in der Stadt das Kommando hatte, Boten zu Caesar; als Angehöriger des höchsten Adels besaß er in seinem Volk großes Ansehen und war einer der Gesandten gewesen, die zu Caesar gekommen waren, um über den Frieden zu verhandeln (B.G.II, 6).“ „Dieser Plan wurde von den Helvetiern verraten. Ihren Bräuchen entsprechend zwangen sie Orgetorix, sich in Fesseln zu verantworten. Würde er schuldig gesprochen, müsste er zur Strafe verbrannt werden. Zu dem festgesetzten Gerichtstermin bot Orgetorix seine gesamten Sklaven, etwa 10.000 Mann, von allen Seiten her auf. Desgleichen ließ er alle seine Clienten und Schuldner, über die er in großer Zahl verfügte, dazukommen; mit ihrer Hilfe entzog er sich dem Prozess durch die Flucht. Als der übrige Stamm, der darüber empört war, versuchte, das Recht mit Waffen zu erzwingen, und die Beamten eine Menge Menschen von den Feldern zusammenriefen, kam Orgetorix ums Leben (B.G.I, 4).“ „Es handele sich in der Tat um Dumnorix, der einen Umsturz anstrebe. Tollkühn und verwegen, sei er auf Grund seiner Freigebigkeit beim Volk überaus beliebt. Mehrere Jahre lang habe er die Zölle und die übrigen Abgaben bei den Haeduern für eine geringe Summe gepachtet, weil niemand wage, dagegen zu bieten, wenn er biete. Auf diese Weise habe er sein Vermögen vermehrt und sich umfangreiche Möglichkeiten der Bestechung geschaffen. Er unterhalte auf seine Kosten eine große Zahl von Reitern, die sich immer in seiner Nähe befänden und nicht allein in der Heimat, sondern auch bei den benachbarten Stämmen sei sein Einfluss bedeutend (B.G.VII, 13).“ „Daraufhin brach Caesar zur Stadt Avaricum (Bourges) auf. Sie ist die größte Stadt im Gebiet der Bituriger, am stärksten befestigt und in einer sehr fruchtbaren Landschaft gelegen. Caesar hatte die Zuversicht, er werde den Stamm der Bituriger in seine Gewalt bringen, wenn er Avaricum eingenommen hätte (B.G.VII, 13).“ Caesar beschreibt eine keltische Gesellschaft, deren traditionelle Organisation sich im Umbruch befand, in der es zu heftigen Konfrontationen zwischen Anhängern und Gegnern der neuen Entwicklung kam. Die Entstehung der Oppida hat die keltische Gesellschaft revolutionär umgeformt und damit letztendlich die römische Eroberung ermöglicht. Der Witz an der ganzen Geschichte ist, dass die Blütezeit der Oppida genau in die ersten Jahrzehnte nach der Eroberung Galliens fiel, bevor die Umwandlung Galliens in eine reguläre römische Provinz der Oppidakultur ein Ende bereitete. „Urbs“ und „Oppidum“ lassen sich bei Caesar nicht streng voneinander trennen. Die „urbs“ wird im übrigen nur im siebten Buch des „Bellum Gallicum“ erwähnt, als Caesar die Bedeutung seiner Erfolge im Kriege gegen Vercingetorix hervorheben wollte, um in Rom einen Triumph zu erhalten. In der Regel kannten die Römer nur eine „urbs“: Rom selbst. 6) DIE GERMANEN UND ARCHÄOLOGISCHEN QUELLEN ÜBER GEBIET NÖRDLICH DES MAINS: DIE DAS Um 90 v.Chr. verfasste der griechische Historiker und Geograph Poseidonios von Apameia (135 bis 51 v.Chr.), genannt der Rhodier, die nach Pytheas bislang ältesten genaueren Berichte über Germanien und seinen Bewohnern. Zwar sind seine Berichte wie im Falle Pytheas verloren gegangen, doch haben sich glücklicherweise einige Zitate bei Strabon (63 v. bis 26 n.Chr.), einem griechischen Historiker, erhalten. „Die einen sonderten sie (gemeint sind die Bewohner Galliens) in drei Abteilungen, die sie Aquitanier, Belgen und Kelten nannten. Die Aquitanier sind nicht nur der Sprache, sondern auch der Körperbildung nach gänzlich abweichend und gleichen mehr den Iberern als den Galliern. Die übrigen zeigen zwar in ihrer äußeren Erscheinung gallischen Typus, sind aber nicht alle gleichsprachig, sondern einige zeigen in ihrer Sprache eine kleine Abweichung; auch Staatsverfassung und Lebensführung weisen einen kleinen Unterschied auf (Strabon, Geographika, IV, 176).“ „Die Germanen unterscheiden sich von dem keltischen Stamme nur um weniges durch das Übermaß an Wildheit, Größe und Blondheit, im übrigen sind sie ihm ähnlich an Gestalt, Naturanlage und Lebensgewohnheiten (Strabon, Geographika, VIII, 290).“ „....und bewohnen ein durch den Rhein getrenntes Land, das sich in den meisten Dingen gleicht (Strabon, Geographika, III, 196).“ Poseidonios erhielt seine Informationen über gallische Gewährsleute von Massalia. Interessant an seinen Beobachtungen ist, dass er die Germanen, sowie die Belger und die gallische Kelten als keltische Teilvölker ansieht, von geringfügigen Unterschieden abgesehen. Dabei muss bedacht werden, dass er unter Germanen nur die am Rhein lebenden Stämme meinte. Innergermanische Stämme kannte er nicht. Poseidonios kannte zwar auch die Cimbern und Teutonen, doch beschrieb er sie als eigenständige Volksgruppe, verwendete aber gleichzeitig nur ihre Stammes- beziehungsweise Stammesbundnamen. Das wiederum bedeutet, dass die Betroffenen selbst noch keinen Volksnamen genannt hatten, wenn sie denn selbst einen besaßen. Der nächste antike Autor, der sich ausführlich mit Germanien und Gallien auseinandersetzte, war Caesar, ein Römer! Zuvor waren es allesamt Griechen, die sich mit Germanien und seinen angrenzenden Ländern befassten. Kommen wir nun zu den archäologischen Quellen: Im 7./6.Jh.v.Chr. erreichte das Eisen und die Kenntnisse der Eisenverarbeitung über keltische Importe und der Vermittlung der Nienburger Gruppe Norddeutschland. Man fand nämlich besonders im Gebiet der mittleren Weser zahlreiche hallstattzeitliche Gegenstände wie Bronzegefäße oder Eisenschwerter. Auch übernahm diese Gruppe die hallstattzeitlichen Schmuckformen. Da man diese im Gebiet der nördlicheren Jastorfgruppe nicht findet, gilt die Nienburger Gruppe als nördliche Kontaktzone des Westhallstattkreises. Erst gegen Ende der Jastorfkultur um 300 v.Chr. dreht sich der Kulturstrom, wenngleich die Kontakte zum Süden auch während der Latènezeit bestehen blieben und erst ab 300 v.Chr. beherrschten die Menschen Norddeutschlands die Eisenverarbeitung. In Norddeutschland, jenem Gebiet in dem die Germanenkriege des Augustus tobten, wird die Eisenzeit in drei Hauptstufen unterteilt: a) Stufe Jastorf von ca.600 bis ca.300 v.Chr., b) Stufe Ripdorf von ca.300 bis ca.120 v.Chr. und c) Stufe Seedorf von ca.120 v.Chr. bis zur Zeitenwende. Mit der Jastorfkultur, nicht zu verwechseln mit der Jastorfgruppe, die sich von Jütland im Norden über Schleswig-Holstein bis nach Nordostniedersachsen und im Osten bis nach Westpommern und Nordwestböhmen und im Süden bis zur Mittelgebirgsschwelle ausdehnte, wird eine sozial und kulturell zusammengehörende Großgruppe fassbar, aus der sich unter anderem später die Germanen herleiteten. Wo ihre Westgrenze lag, ist umstritten. Wahrscheinlich irgendwo im Weser-Aller-Bereich. Zur Jastorfkultur gehörten neun Formenkreise. Es handelt sich um die Jastorf-, Nienburger-, Nordjütische-, Mitteljütische-, Südjütische-, Warnow-Odermündungs-, Seengruppe, nördliche Mittelelbe-Havelgruppe und die Elbe-SaaleGruppe. Südniedersachsen gehörte dagegen zeitweise dem Einflussgebiet des keltisch geprägten Hessischen Berglandes und Thüringer Raumes an. Feste Grenzen zwischen den einzelnen Gruppen existierten nicht. Die der Kultur namensgebende Jastorfgruppe erstreckte sich von der westlichen Altmark im Osten bis zum kleinen Elbenebenfluss Seeve bei Harburg und im Süden von der Aller bis nach Westmecklenburg und Ostholstein im Norden. In Norddeutschland standen in vorrömischer Zeit weitgehend nur einfach strukturierte bäuerliche Wirtschaftsbetriebe in lockerer Streuung, die ihren Standort oft verlagerten. Im Flussmarschgebiet zwischen Dollart und unterer Ems wurden im 7.Jh.v.Chr. auf Uferwällen Flachlandsiedlungen errichtet, die aber im 3.Jh.v.Chr. aufgrund von Meeresspiegelschwankungen aufgegeben werden mussten. Erst im 1.Jh.v.Chr. als der Meeresspiegel wieder sank, wurden im fruchtbaren Marschboden erneut Flachlandsiedlungen errichtet. Zu planmäßig errichteten umzäunten Dorfanlagen kam es jedoch erst gegen Ende der vorrömischen Eisenzeit. Im südniedersächsischen Bergland, im oberen Leinetal und Göttinger Becken, an der Grenze zu den Kelten existierte eine intensive Besiedlung der Täler und der Flussauen. In der Übergangsphase von der Spätbronzezeit zur älteren Eisenzeit wurden auf geeigneten Bergvorsprüngen –und plateaus befestigte Höhensiedlungen errichtet, die jedoch spätestens in der mittleren Eisenzeit wieder aufgegeben wurden. In ihrer Mehrzahl dürfte es sich um gewöhnliche Fluchtburgen gehandelt haben. Sie wurden zu einer Zeit angelegt, in der solche Burgen auch in Hessen, Thüringen und dem übrigen Süddeutschland existierten. Eine Ausnahme bildet die ca.10ha große Pippinsburg bei Osterode im südwestlichen Harzvorland. Sie wurde ab der späten Bronzezeit intensiv dauerhaft besiedelt und im Übergangszeitraum zur Eisenzeit auch befestigt. Ihre Blüte erlebte sie zu Beginn der mittleren Eisenzeit nach einer kurzen Unterbrechung. Zu Beginn der jüngeren Eisenzeit bricht die Besiedlung auch hier ab. Auf der Pippinsburg machte man Funde, die nachweislich aus dem Böhmischen Becken stammten. Die Pippinsburg dürfte bei der Förderung und Vermittlung von Kontakten zwischen den südöstlich gelegenen keltischen Bereich und der Jastorfkultur eine wichtige Rolle zugekommen zu sein, zumal sie alles andere als isoliert im südwestlichen Harzvorland lag. Im südlich anschließenden oberen Leinetal sieht der Besiedlungsablauf anders aus. Im Gegensatz zum südwestlichen Harzvorland kommt es während der mittleren Eisenzeit zu einer Siedlungsausdünnung und am Ende der jüngeren Eisenzeit wieder zu einer Aufsiedlung, die bis in die frühe Kaiserzeit hinein kontinuierlich anhielt. Im Harzvorland wurden dagegen die Siedlungen erst wieder ab dem Frühmittelalter aufgesucht. Sind die entsprechenden Siedlungen hier nur noch nicht gefunden worden? Aus Süd –und Westdeutschland importierte Bronzegefäße wurden im Gebiet der mittleren Weser, wo sie häufig auftauchen, als Urnen zweckentfremdet. Aus Thüringen gelangten vor allem stark profilierte Bronzearmringe in dieses Gebiet. Auch fand man einige keltische Münzen. Ansätze einer Geldwirtschaft lassen sich für das vorrömische Norddeutschland bislang jedoch noch nicht erkennen. Auf einem Acker von Förste bei Osterode im Harz fand man eine keltische Münze, die zwischen ca.100 und 50 v.Chr. geprägt wurde. Sie trug keinerlei Prägung. Vom Nominal her ist es ein Viertelstater mit einem Gewicht von 1,97g. Man vermutet ihren Prägeort im Oppidum von Finsterlohr. In Lengede fand man eine keltische Goldmünze, ein Viertelstater von 1,81g Gewicht, der im 1.Jh.v.Chr. im Elsaß oder in der Nordschweiz geprägt wurde. Am Kirchhügel von Bockhorn im Landkreis Friesland fand man eine Silbermünze des Stammes der Coriosolitae. Dieser siedelte im Norden der Bretagne und auf den Kanalinseln, der Heimat des Asterix und des unbeugsamen gallischen Dorfes. Sie wurde um 80 v.Chr. geprägt und gelangte wohl über den Seeweg nach Friesland. Im Raum Duderstadt bei Göttingen fand man eine 5,81g schwere keltische Goldmünze, ein Stater des Stammes der Remer aus Britannien. Auf ihrer Vorderseite weist sie keine Prägung auf, auf der Rückseite ein galoppierendes Pferd über einem Rad. Sie wurde im Süden der Insel nach einer Invasionswelle gallobelgischer Stämme um 40 bis 20 v.Chr. geprägt. In der Umgebung von Fallingbostel wurden zwei Bronzemünzen gefunden. Die eine heute noch existierende Münze war eine Potinmünze von 4,04g Gewicht. Auf der Vorderseite ist ein menschlicher Kopf abgebildet, auf der Rückseite ein Wildschwein mit aufgerichteten Borsten. Sie wurden wohl zwischen 60 und 50 v.Chr. von den Leukern hergestellt, die an der oberen Seine und Maas siedelten. Die Münzen von Fallingbostel dokumentieren das nördlichste Vorkommen dieses Münztyps. In Schulenburg bei Pattensen fand man einen goldenen Halskragen von 17,5cm Durchmesser, der wegen seiner mondsichelähnlichen Form als „Lunula“ bezeichnet wird. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Irland, das im Altertum wegen seiner reichen Goldvorkommen berühmt war. In Niedersachsen fanden sich drei weitere Varianten dieses Typs aber hier nur aus Bronze. Dies ist nur eine kleine Auswahl von Funden aus dem Gebiet der Jastorfkultur. Im metallverarbeitenden Handwerk der Jastorfgruppen gab es keinen eigenen kennzeichnenden Verzierungsstil in Gegensatz zum zeitgleichen keltischen Kulturraum, wo frühzeitig griechische und etruskische Einflüsse das Handwerk inspirierten. Form und Dekor der metallenen Trachtbestandteile sind unkompliziert, zweckorientiert und künstlerisch von geringem Niveau. Nur im Gebiet der Nienburger Gruppe sieht diesbezüglich die Situation ein wenig besser aus. Hier findet man zusätzliche Verzierungselemente, die aus dem großen Reservoir des keltischen Kunsthandwerks entlehnt sind wie zum Beispiel plastische Wirbel. Inwieweit auch geistig-religiöse Elemente von den Kelten übernommen wurden, gilt als umstritten. Die Herstellung und Ausschmückung der Keramik blieb dagegen vom Einfluss der Kelten weitgehend unberührt trotz der vielfältigen Formen. Auffallende Kreationen sucht man in Norddeutschland vergebens. Erst mit dem Auftauchen der Römer ab 16 v.Chr. änderte sich dies. Die Keramiktradition blieb festverwurzelt in bronzezeitlicher Tradition. Doch auch hier hebt sich die Nienburger Gruppe wieder von den anderen Jastorfgruppen ab. Vor allem gilt dies für die sogenannten „Nienburger Tassen“, die geradezu als Leitform dieser Gruppe angesehen werden können. Aufwendige Kultbauten wie man sie im keltischen Bereich zuhauf findet, fehlen hier. Die Toten wurden wie schon zu Zeiten der jüngeren Bronzezeit verbrannt und in Urnen bestattet, manche in Grabhügeln. Körperbestattungen waren hingegen sehr selten. Holzgeräte, Metallgegenstände, Tierknochen und Tongefäße opferte man in kleinen Mooren oder stehenden Gewässern, die im Umkreis von Siedlungen lagen. Auch bezüglich der Moorleichen ist ein kultischer Hintergrund nicht auszuschließen. Aber auch bezüglich der Grabsitte unterschied sich die Nienburger Gruppe von den übrigen Gruppen der Jastorfkultur. Insbesondere westlich der Weser im Oldenburger Land setzte sich während der frühen Eisenzeit die Hügelbestattung durch, in denen die Urnen beigesetzt wurden. Dies kam nicht von ungefähr, da nämlich dieses Gebiet zur Endbronzezeit zum nördlichen Verbreitungsgebiet der Kreisgrabengräber gehörte. Im Gegensatz zu den Hügeln der Jastorfgruppen handelt es sich bei den Nienburger Hügeln um Kollektivgräber, die in der Regel zwei bis zehn Bestattungen enthielten. In Mellinghausen, Landkreis Diepholz, fanden sich sogar 19 Bestattungen. Möglicherweise wurden darin Hofgemeinschaften bestattet. Merkwürdigerweise fehlen östlich der Weser bis in das Harzvorland, das ebenfalls zum Siedlungsraum der Nienburger Gruppe gehörte, die Hügelbestattung fast ganz. Hier finden sich vor allem Flachgräberfelder, die denen der Jastorfgruppe recht ähnlich sind. Während der älteren Eisenzeit findet man im Bereich der mittleren Weser Niederlegungen des Leichenbrandes einzelner Personen in importierten Bronzegefäßen. Im gleichen Zeitraum kommen östlich der Weser auf Nienburger Gebiet die sogenannten „Scheiterhaufengräber“ auf. Diese bestehen aus kleinen Hügeln von fünf bis 10m Durchmesser, die nach der Verbrennung des Leichnams über den Verbrennungsresten aufgeworfen wurden. In der Regel handelte es hierbei um Einzel-, manchmal auch um Doppelbestattungen. Diese Bestattungsform greift bis in die nördliche Niederlande über. In diesen Gräbern finden sich auffallend viele Rückstände keltischer beziehungsweise keltisch beeinflusster Schmuck –und Trachtbestandteile. Sie hielt bis in die jüngere Phase der jüngeren Eisenzeit an und mit der vorangegangenen Hügelbestattung haben diese Gräber nichts zu tun. In der Spätphase der vorrömischen Eisenzeit herrschen dann Brandgrubengräber vor. Im Bereich der Wetterau, dem Land zwischen Untermain und Gießener Becken sah die Situation wie folgt aus: In der zweiten Hälfte des 1.Jh.v.Chr. sickerten nach und nach neue Leute aus dem Osten ins Land. Eine Route dürfte, vom Thüringer Becken ausgehend, ihren Verlauf durch die hessische Senke bis in die nördliche Wetterau genommen haben. Eine östliche Route, insbesondere für die Neusiedler an Main und Kinzig, könnte wiederum von Thüringen ausgehend fuldaaufwärts das südöstliche Vogelsbergland querend und sodann dem Verlauf der Kinzig folgend die Wetterau erreicht haben. 1918 fand man in Muschenheim erstmals im Landkreis Gießen Brandgruben der frühgermanischen Przeworsk-Kultur (Przeworsk liegt in Polen). Diese archäologische Gruppierung entstand an der Wende vom dritten zum 2.Jh.v.Chr. im Raum zwischen Oder, Warthe und Weichsel und begann im Verlauf des 2.Jh.v.Chr. nach Westen vorzustoßen. 1992 fand man schließlich erstmals Spuren dieser Kultur in der südlichen Wetterau in Hanau-Mittelbuchen im Main-KinzigKreis und zwar ein Grubenhaus mit zahlreicher Keramik, auch einheimischer! Weitere Siedlungsplätze dieser Kultur fanden sich in Randstadt-Dauernheim, Grabfunde in Groß-Auheim, Butterstadt und Windecken, alle im Wetteraukreis gelegen. Einheimische Siedlungen mit Funden aus der Przeworsk-Kultur fanden sich in Gettenau, Nieder-Rossbach, Nieder-Weisel und Trais, ebenfalls alle im Wetteraukreis gelegen. Ein geschlossenes ostgermanisches Siedlungsgebiet hat es in dieser Region und in Südhessen aber nie gegeben, vielmehr sind deren Siedlungen in Form von Höfen oder Höfegruppen an die einheimischen Siedlungen angeschlossen oder zwischen sie eingestreut gewesen. Die Neusiedler waren weniger an eine Vertreibung der alten Bevölkerung noch an der Zerstörung der bestehenden Produktionseinrichtungen interessiert, sondern vielmehr an einer Beteiligung an den Gewinnen aus Handel und Produktion etwa in Form von Tributen. Laut Caesar waren die Ubier den Sueben tributpflichtig gewesen. Die arbeitende Saline in Bad Nauheim sowie die Eisenindustrie des Siegerlandes bestanden bis zur Zeitenwende fort. Dass die Besiedlung des Glauberges bei Büdingen, ein ehemaliger Fürstensitz des Westhallstattkreises, kurz vor der Mitte des 1.Jh.v.Chr. abbricht, spricht nicht gegen diese These. Die einst mächtige Festung am Ostrand der Wetterau gelegen, hatte nur das Pech, im Rücken der Neusiedler zu liegen, die wohl deswegen Druck auf die Einheimischen ausübten, diese aufzugeben. Daneben dürfte es zahlreiche Raubzüge der Neusiedler in benachbarten Regionen gegeben haben, zumal sie die Bewirtschaftung der guten Böden weiterhin den Einheimischen überließen. In Gallien sah dies 58 v.Chr. noch anders aus. Da wollte der germanische Heerführer Ariovist für seine Leute noch Land. Vielleicht liegt dies daran, dass wir es hier mit der ersten Generation der Neusiedler zu tun haben und wohl auch der Heerhaufen des Ariovists alles andere als homogen gewesen sein dürfte, das heißt viele dürften ganz andere Bedürfnisse gehabt haben, als immer nur irgendwo Krieg zu führen. Die, die später dann zu den Raubzügen aufbrachen, dürften die Kinder und Enkel der ersten Generation gewesen sein, die von den Höfen ihrer Eltern aus in die Ferne aufbrachen. Es ist zugegeben nicht alles so einfach. Dennoch lässt sich aufgrund des archäologischen Materials erkennen, warum Römer und Griechen sich nicht einig darüber werden konnten, wer denn nun die Germanen eigentlich waren. Die nördlich des Mains siedelnden Kelten müssen an der Ethnogenese der Germanen ebenfalls beteiligt gewesen sein. Nur so ist es zu erklären, warum die griechische Seite darauf beharrte, dass Kelten mit Germanen gleichzusetzen sind. Aber auch die Römer hatten nicht ganz unrecht mit ihrer Gegenthese. Immerhin waren neben der Jastorfkultur und den nordmainischen Kelten, auch die südskandinavischen und die Odergruppen an der Ethnogenese der Germanen beteiligt gewesen. Oder aber der direkte Kontakt mit der keltischen Hochkultur löste die Ethnogenese der Germanen erst aus, was wiederum bedeuten würde, dass sich das Germanentum am keltischen Gegenbild formte. So gesehen wären die Germanen nicht die Erbfeinde, sondern die Erben der Kelten in Mitteleuropa gewesen. Eine völlig neue Sichtweise, die jedoch durch gemeinsame Handwerkstraditionen und Totenbrauchtum durchaus gedeckt werden. Die Genese der um die Zeitenwende genannten germanische Stämme vollzog sich noch vor dem Erscheinen der ersten Römer in Mitteleuropa ab 58 v.Chr., wahrscheinlich schon ab 100 v.Chr., als der keltische Einfluß auf Norddeutschland immer mehr zunahm. Das bedeutet, die Römer können an der Ethnogenese der Germanen wie manche andere Forscher vermuten, nicht beteiligt gewesen sein. Jedoch sorgte die Anwesenheit der Römer bei den Germanen zu einer Herausbildung eines Gemeinschaftsgefühls. Dies fällt an der breiten Waffenbeigabensitte im Niederelbegebiet auf, die sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne um die Zeitenwende vollzog. In der sozialen Rangfolge müssen die Bewaffneten einen großen Aufstieg vollzogen haben als sie die Träger der Kämpfe gegen Rom wurden. Die Wurzeln der Waffenbeigabe liegen aber ebenfalls weiter zurück, so dass man sagen muss, dass das prägende Vorbild nicht Rom und das römische Militär war, sondern der keltische Bewaffnete. Das Aufkommen der Waffengräbersitte ist im Niederelbegebiet nämlich bereits um die Mitte des 1.Jh.v.Chr. gesichert greifbar. Es war zu dieser Zeit die Heimat der Semnonen, Langobarden und Markomannen. Die Waffengräbersitte könnte mit den überlieferten Zügen des Ariovists zusammenhängen, die spätestens um 72 v.Chr. auch Ostgallien erfassten. Viele Schwerter der Jahrzehnte um die Zeitenwende stammten aus keltischen Werkstätten. Auch die germanischen Hiebschwerter der jüngeren vorrömischen Eisenzeit wurden den keltischen und nicht den römischen Waffen angeglichen. Die Germanen nahmen sich tatsächlich den keltischen Reiteradel zum Vorbild und nicht den römischen Soldaten. In diesem Zusammenhang wäre es vielleicht sinnvoll, auch einen Blick auf die Entwicklung des keltischen Königtums zu werfen. Vom 5.Jh.v.Chr., der Zeit des Westhallstattkreises bis zum 1.Jh.v.Chr., der Zeit der großen Oppida, verschob sich die führende Rolle der Kelten vom süddeutschen Raum nach Gallien. Der Germanenname wurde ursprünglich für ein Gebiet gebraucht, das kulturell alles andere als einheitlich war. Dieses Gebiet liegt zwischen Rhein und Elbe sowie nördlich des Mains und den Nord- und Ostseeküsten. Der südliche Raum dieses Gebietes wurde zum Teil bis zur Zeitenwende noch von einer keltischen Oppidakultur beherrscht, der Raum nördlich von Hessen und im Raum Hannover von einer keltisch-germanischen Mischkultur und der Raum nördlich davon von einer Kultur, die mit der keltischen nichts mehr gemein hatte. Dies dürfte Griechen wie Römer irritiert haben. Dazu kommt, dass Kelten wie Germanen zum indoeuropäischen Sprachraum gehörten. Es ist daher damit zu rechen, dass man bis zur Eröffnung der augusteischen Germanenkriege 12 v.Chr. in besagten Raum weitgehend dieselbe Sprache sprach, wobei jede Kleinregion wohl ihre eigenen Dialekte pflegte, ehe es durch die Römer zu massiven Bevölkerungsverschiebungen kam. Die spätere Provinzialisierung großer Teile dieses Gebietes tat dann ihr übriges. Dennoch muss man sich ursprünglich ganz gut miteinander unterhalten haben können, beziehungsweise die meisten beherrschten zahlreiche Dialekte, da es politisch wie wirtschaftlich einfach notwendig war, sich verstehen zu können. Diesbezüglich können sprachliche Verhältnisse wie zu Zeiten der Indianer in Amerika geherrscht haben. Für die Griechen stellten solche Verhältnisse keinerlei Problem dar, da auch Griechenland alles andere als einheitlich war und sich Völker zu den Griechen zählten, die von anderen Griechen wiederum abgelehnt wurden. Anders als in Italien im 1.Jh.v.Chr., wo alles durch Rom gleichgeschaltet wurde. Um es noch verständlicher darzustellen. Man stelle sich vor, zwei Pygmäen, die noch nie in Europa waren, kommen nach Mitteleuropa und man stellt beiden ein und dieselbe Aufgabe. Sind Deutschland und Österreich ein Volk, ja oder nein? Ich kann mir gut vorstellen, dass beide zu unterschiedlichen Ansichten kommen. Der eine sagt ja, weil in beiden Ländern die Sprache, Religion, Kultur und weitgehend auch die Geschichte dieselbe ist. Der andere sagt nein, weil beide Völker durch eine Staatsgrenze getrennt sind, es zwei verschiedene Hauptstädte gibt sowie verschiedene Nationalmannschaften in den einzelnen Sportarten. Römer wie Griechen standen bei der Germanenfrage wohl genau vor demselben Problem. Entschieden wurde dieses Problem durch eine unterschiedliche Weltsicht. Darin ist wohl die Lösung des Problems zu suchen und wohl auch zu finden. Noch einen Aspekt zu den klassischen „Keltenländer“ England und Irland. Neuste Forschungen auf Basis der Genetik haben ergeben, dass dort keine Kelten gelebt haben! Dies hatte auch Caesar schon so gesehen, doch dachte man bislang immer an Propaganda. Die Briten hat er bekanntlich nie wie die Gallier beschrieben. Jetzt werden einige einwenden, dass die Inselbewohner doch dieselbe Sprache gesprochen haben, also indoeuropäisch. Dazu muss man folgendes wissen. In vorrömischer Zeit war diese Sprache in vielen Teilen Europas die Verkehrssprache Nummer eins. Das heißt, wer erfolgreich Handel betreiben wollte, musste die Sprache des Kontinents beherrschen. Auf den Inseln ist die indoeuropäische Sprache wohl schon seit der zweiten Hälfte des 2.Jt.v.Chr. etabliert. Daher kam es im Laufe von ein paar Jahrtausenden zu einer Angleichung der Sprachen zwischen Insel- und Kontinentalbewohner. Es war wohl so wie heute mit dem Englischen. Seit diese Sprache Verkehrssprache Nummer eins geworden ist, finden sich innerhalb der deutschen Sprache immer mehr Anglizismen. Es kann daher durchaus passieren, dass, wenn dies so bleibt, in Deutschland irgendwann in ferner Zukunft nur noch Englisch gesprochen wird, ohne dass es jemals zu einer nennenswerten Einwanderung von Engländern nach Deutschland gekommen ist. Auf den Inseln lebte demnach eine keltisierte einheimische Bevölkerung! 7) DAS KELTISCHE MÜNZWESEN AM MITTELRHEIN KURZ VOR ERSCHEINEN DER ERSTEN RÖMER: Hier wurde Silber schon im frühen 2.Jh.v.Chr. in großer Zahl geprägt und Potin kommt schon in der zweiten Hälfte des 2.Jh.v.Chr. vor, vereinzelt sogar früher. Die ältesten Münzen in diesem Gebiet waren Potinmünzen der Leuci und Remi aus dem Ende des 2.Jh.v.Chr.. Während der Zeit des Gallischen Krieges lösten die Potinmünzen der Treverer die Münzen der Leucer und Remi ab. Zwischen dem Gallischen Krieg und der Ankunft der Römer am Rhein folgten schließlich geprägte Bronzemünzen der Treverer mit Legenden. Sie waren die Vertreter der letzten Phase der latènezeitlichen Münzprägung am Mittelrhein. Auf rechtsrheinischen Gebiet kommen die Potinmünzen der Leuci und Remi vor allem im Rhein-Main-Gebiet nördlich des Mains vor. Dagegen fehlen hier die Potins der Treverer völlig wie auch in der Pfalz. Nur vom Dünsberg im mittleren Lahngebiet und von LünenBeckinghausen an der Lippe sind letztere bekanntgeworden. Dies könnte damit zusammenhängen, dass das Heidetränkoppidum Artaunon bei Oberursel im Vordertaunus schon am Übergang von Latène D1 zu D2 um 85 v.Chr. unterging, also noch vor Entstehen der Potins der Treverer. In Artaunon fand man bislang keine Münze, die sicher in D1 datiert werden kann. So fällt die Produktion des „Nauheimer Typus“ oder „Vogelmännchens“ wahrscheinlich schon vor die Stufe D1 (ca.150 bis 85 v.Chr.). Das Münzspektrum außerhalb des Oppidums sieht im übrigen genauso aus. Im gesamten RheinMain-Gebiet kommen auch kaum Münzen vor, die nach dem Ende Artaunons entstanden sind. Mit dem Ende Artaunons hörten demnach also die Einfuhr von fremden Münzen als auch die Prägung eigener Münzen auf. Ähnliches gilt auch für die Pfalz mit dem Oppidum auf dem Donnersberg als ihrem Zentrum. Es ging nämlich fast gleichzeitig mit Artaunon zugrunde. Rheinhessen folgte erst später derselben negativen Entwicklung. Mit der letzten Stufe der Münzprägung rückt schließlich die Ostgrenze der keltischen Münzwirtschaft weiter nach Westen zurück. Die geprägten Bronzemünzen mit Legenden der Treverer kommen weitgehend nur noch im Moseltal und Luxemburg vor. Sie waren nämlich eher für den lokalen Gebrauch geeignet und eigneten sich weniger für den Transport von größeren Barschaften über längere Entfernungen. Auffällig bleibt jedoch, dass die nun fehlenden Trevererprägungen in der Pfalz, Rheinhessen und Hessen nicht durch neue lokal entstandenen Emissionen ersetzt wurden. Das Ende der Oppidakultur am Mittelrhein brachte somit erhebliche wirtschaftliche Umstellungen mit sich. Die Münzgeldwirtschaft hörte gänzlich auf. Selbst der Umlauf des noch vorhandenen Geldes kann nicht sehr intensiv gewesen sein, da er kein neues aus den benachbarten Gebieten anzog. Die treverischen Potins in Rheinhessen gelangten schon nicht mehr über den Rhein. Selbst die spätesten Münzen vom Dünsberg, also die bronzenen Dreiwirbelstatere des „Bochumer Typs“, die Silbermünzen mit dem „tanzenden Männlein“ sowie der einzigen treverischen Potinmünze aus Hessen tauchen mit einer Ausnahme im Rhein-Main-Gebiet nicht mehr auf. Das Hauptverbreitungsgebiet des „Bochumer Typus“ lag im Gebiet zwischen dem mittleren Lahntal und dem Niederrhein. Dies weist auf eine Neuorientierung nach Norden hin, als die Verbindungen nach Süden, also nach Artaunon, abbrachen. Diese Entwicklung spiegelt auch der Fibeltyp Almgren 18a wider. Mit dem Ende Artaunons wurde die Beweglichkeit der Münzen somit sehr stark eingeschränkt. Hierbei könnte das Einsickern von „suebischen Stammesgruppen“ aus dem Elbegebiet eine Rolle gespielt haben, die unter Ariovist schon seit mindestens 72 v.Chr. in Gallien standen. 58 v.Chr. marschierte Caesar in Gallien ein und drängte die rechtsrheinischen Stämme wieder über den Rhein zurück, 56/55 v.Chr. mussten die Usipeter und Tencterer dem suebischen Druck nachgeben, nach 50 v.Chr. spalteten sich die Chatten von den am Niederrhein ansässigen Bataver ab und wanderten ins mittlere Lahntal ein und 19 v.Chr. mussten sich die Ubier über den Rhein um Köln zurückziehen. Ab der zweiten Hälfte des 1.Jh.v.Chr. sind elbgermanische Hinterlassenschaften auch links des Rheins bekannt. Immerhin kamen die Elbgermanen aus einem Gebiet, das keine Münzwirtschaft kannte. Im Bereich des Dünsberges aber hielt sich wie erwähnt die Münzwirtschaft obwohl hier Kelten und Germanen zusammenlebten. Andererseits eröffnete diese Insel der Münzwirtschaft den Germanen die Möglichkeit eben dieses erstmals kennenzulernen! Dennoch bleibt eine Merkwürdigkeit. An der mittleren Lahn blieb das Oppidum der Kelten samt Münzwirtschaft trotz der Anwesenheit von Elbgermanen bestehen. Aber wieso ging dann das südlich gelegene Artaunon unter? Was geschah zum gleichen Zeitpunkt südlich des Dünsberges? War nun Artaunon schon vor Ankunft der ersten Germanen von den Kelten verlassen worden oder zerstörten hier die anrückenden Germanen die Münzwirtschaft? Aber warum dann auch nicht weiter nördlich? In jedem Fall verlaufen insgesamt gesehen die germanischen Vorstöße parallel zum Untergang der Oppida und deren Münzwirtschaft. Obwohl der wichtige Salinebetrieb von Bad Nauheim bis zum Erscheinen der ersten römischen Truppen fortbestand, findet man selbst hier keine neuen Münzen! Interessant ist auch, dass sich das Verbreitungsgebiet bestimmter Fibeltypen mit bestimmten Münztypen deckt. Münzen als auch Fibeln weisen etwa zur selben Zeit zunehmende Regionalität auf. In Latène D2a (ca.85 bis 55 v.Chr.) hörte der Zufluss in die Pfalz und das Rhein-Main-Gebiet endgültig auf. Gegen Ende, beziehungsweise nach dem Ende des Gallischen Krieges wurde Rheinhessen ebenfalls von der Münzwirtschaft abgekoppelt. Erst mit den augusteischen Eroberungszügen gelangten nach langer Zeit keltische Münzen wieder ins Rhein-Main-Gebiet. Ein Wiederaufleben der einheimischen Münzwirtschaft fand aber nicht statt. Vor allem die sogenannten Aduatuci-Kleinbronzen tauchten auf, die etwa im letzten Jahrzehnt v.Chr. am Niederrhein geprägt wurden und zum normalen Umlauf in Nordgallien gehörten. In dieser Zeit fand schließlich auch die Münzwirtschaft auf dem Dünsberg ihr Ende; denn das Münzspektrum von der hier entstehenden augusteisch-/varianischen Römerstadt WaldgirmesDorlar aus dem ersten Jahrzehnt n.Chr. weist kaum Überschneidungen mit dem des vom Dünsberg auf. AduatuciKleinbronzen und Lugdunum Altarasse finden sich nämlich nicht auf dem Dünsberg und in Waldgirmes fehlt das „tanzende Männlein“ vom Dünsberg. Die Bochumer Regenbogenschüsselchen sind auf dem Dünsberg seltener als am Niederrhein. Die letzte Phase des Münzumlaufes um den Dünsberg scheint demnach nicht sehr intensiv gewesen zu sein. Eine Kontinuität bis zur Errichtung der frührömischen Stadt von Waldgirmes scheint daher hier nicht vorzuliegen. Als sich Rom schließlich 16/19 n.Chr. wieder über den Rhein zurückzog, brach der Münzfluss erneut ab. Um 20/25 n.Chr. errichteten die Römer im Untermaingebiet das Kastell von Hofheim. Es wurde zu einer ersten Insel der römischen Münzwirtschaft in Hessen. Dennoch geriet Hessen bis zur römischen Wiederbesetzung der Wetterau und der Bergstraße unter Vespasian ab 70 n.Chr. ins numismatische Abseits.
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