Präsentation – PR aus Sicht von Journalismus

PUBLIC RELATIONS AUS DER
SICHT VON JOURNALISMUSSTUDIERENDEN
Nicole Gonser & Johann Gründl
Institut für Journalismus & Medienmanagement
FHWien der WKW
20. März 2015
AUSGANGSLAGE
► Journalismus („FremddarstellerInnen“) und Public Relations
(PR) („SelbstdarstellerInnen“) im Spannungsverhältnis
zueinander (Altmeppen et al. 2004; Meier 2007)
► Akademisierung, Professionalisierung und Wachstum von PR
stellen praktische und ethische Herausforderungen an
Journalismus (Burkart & Grimm 2012)
► Forcierung durch (weiterhin) ökonomisch angespannte Situation
im Journalismus, zusammenhängend mit rasanten wie
radikalen Medienumbrüchen (Beck et al. 2010; ZAW 2014 etc.)
AUSGANGSLAGE
► Journalistischer Nachwuchs – Berufskarriere in schwierigem
Umfeld
Medienhäuser in
Krisen bzw.
Wandel
PRWachstum
und JOURAnpassung
Hohe
Anforderung
an
Nachwuchs
Ressourcen für
kritische Arbeit,
Hinterfragen
PR auch als
berufliche
Alternative
ERKENNTNISINTERESSE STUDIE
► Wie sehen Journalismus-Studierende das Verhältnis zwischen
Journalismus und Public Relations?
 Wie urteilen sie über Einflüsse auf die journalistische
Arbeit?
 Wie sehen sie insbesondere die Rolle von Public Relations?
► Übergeordnetes Erkenntnisinteresse: Ableitungen für
Ausbildungsstätte
4
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
STECKBRIEF
► schriftliche Befragung von Journalismus-Studierenden des
Instituts WS 2014/15
► außerplanmäßige Welle einer längsschnittlich konzipierten
Studie (in Kooperation mit der Hochschule Hannover)
► drei Studiengänge
 BA Journalismus & Medienmanagement (VZ)
 BA Content-Produktion & Digitales Medienmanagement (BB)
 MA Journalismus & Neue Medien (BB)
► 1. und 3. Semester
5
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
STECKBRIEF
Bachelor
Bachelor
Content-Produktion &
Master
Journalismus &
Digitales
Journalismus & Neue
Medienmanagement Medienmanagement
Medien
N = 58
N = 29
N = 59
Gesamt
N = 146
Ø-Alter in Jahren
22
25
26
24
SD MW
2,7
8,6
4,1
5,4
Anteil Frauen in %
44
72
64
58
Anteil Männer in %
56
28
36
42
JOUR-Berufserfahrung in %
69
41
83
69
6
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
BERUFSWÜNSCHE
Bachelor
Journalismus &
Medienmanagement
N = 52
Bachelor
Content-Produktion &
Digitales
Medienmanagement
N = 22
Master
Journalismus & Neue
Medien
N = 46
Gesamt
N = 120
29
41
30
32
6
5
7
6
eine Tageszeitung
12
0
11
9
ein Magazin
25
27
35
29
ein Online-Medium
13
14
9
12
6
9
4
6
10
5
4
7
das Fernsehen
das Radio
PR/UK
Sonstiges/weiß nicht
7
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
BERUFSWÜNSCHE
Größte Ablehnung künftiger Arbeitsbereiche betreffen PR und
Unternehmenskommunikation
Auf keinen Fall möchte ich arbeiten für …
2013 (N = 76)
2011 (N = 67)
Weiß nicht
9%
Fernsehen
Online-Medium
4%
7%
Fernsehen
Online-Medium
5%
5%
Tageszeitung
10%
Weiß nicht
34%
Tageszeitung
24%
Radio
15%
PR
35%
Radio
21%
8
PR
31%
ZUSTIMMUNG ZU AUSSAGEN
(N = 144)
In den Medien vermischen sich zunehmend
journalistische Inhalte und PR.
Wirtschaftliche Interessensgruppen beeinflussen
die journalistische Arbeit.
Pressemitteilungen ersetzen zunehmend
Beiträge, die früher von JournalistInnen
recherchiert wurden.
Die Informationen von Pressemitteilungen sind
zuverlässig.
Die Medien sind unabhängig von politischen
Interessensgruppen.
0%
Ablehnung
9
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
neutral
20%
40%
Zustimmung
60%
80%
100%
EIGENSCHAFTEN VON PRESSEMITTEILUNGEN
Vergleich mit deutschen JournalistInnen (Zustimmung in %)
60
50
56
46
40
30
24
27
22
20
20
10
0
Informationen sind zuverlässig
Deutschland 1993
(N = 1.486)
ersetzen zunehmend Beiträge, die
früher von Journalisten recherchiert
wurden
Deutschland 2005
(N = 1.533)
Quelle: Daten für Deutschland aus Weischenberg, Malik & Scholl (2006), S. 286.
10
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
Studierende 2014
(N = 142)
„PRESSEMITTEILUNGEN ERSETZEN
ZUNEHMEND BEITRÄGE, …“ (N = 142)
keine Berufserfahrung
*
mit Berufserfahrung
1. Semester
3. Semester
BA Journalismus & Medienmanagement
BA Content-Produktion & Digitales …
MA Journalismus & Neue Medien
0%
Ablehnung
* Unterschied statistisch signifikant, p < 0.05
11
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
20%
neutral
40%
Zustimmung
60%
80%
100%
SICHT AUF PR UND BERUFSBILD
► Motive: Aufdecken und Veränderung  Sicht auf PR:
besonders kritisch

„In meinem (zukünftigen) Beruf ist es mir wichtig, …“
► „Missstände aufzudecken“
(r = 0,22; p = 0,01)
► „etwas zu verändern“
(r = 0,21; p = 0,01)
► Hohe „journalistische Ethik“  Sicht auf PR: weniger kritisch
(r = -0,166; p = 0,047)
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FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
EXKURS: „JOURNALISTISCHE ETHIK“
„Ich halte es für vertretbar, …“
► „Leuten für vertrauliche Informationen Geld zu bezahlen.“
► „vertrauliche Regierungsunterlagen zu benutzen, ohne dafür die
Genehmigung zu besitzen.“
(r = 0,36; p = 0,00)
► „sich als eine andere Person auszugeben.“
► „Informanten Verschwiegenheit zuzusagen, aber nicht einzuhalten.“
► „unwillige Informanten unter Druck zu setzen, um Informationen zu
►
►
►
►
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bekommen.“
„private Unterlagen (z.B. Briefe, Fotos) von jemandem ohne dessen
Zustimmung zu verwenden.“
„sich als MitarbeiterIn in einem Betrieb/einer Organisation zu betätigen, um
an interne Informationen zu gelangen.“
„eine andere Meinung oder Einstellung vorzugeben, um Informanten
Vertrauen einzuflößen.“
„versteckte Mikrophone oder Kameras zu benutzen.“
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
AUSBLICK
► Methode
Längsschnittliche Betrachtung über mehrere Messzeitpunkte
und im Vergleich Wien-Hannover (2011, 2013, 2015)
 Vertiefung durch Leitfadeninterviews angestrebt (erstmalig
2013 zum Thema „Berufswunsch, Studium und dann Praxis –
Erfahrungen, Studiumsbewertung & Co. “)
 Unterschied Rücklauf zwischen Paper-pencil vs. online
 Plan, auch Studierende von PR-Studiengänge für Vergleich
einzubeziehen

14
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
AUSBLICK
► Inhaltlich/Blick auf Studium/Ausbildung
Skepsis der NachwuchsjournalistInnen gegenüber PR eher
einhergehend mit Lebens- und Berufserfahrung
 noch deutlichere Schärfung des Wissens über die
unterschiedlichen Berufsfelder in Inhalten des Studiums
im Sinne einer „kritische[n] Partnerschaft“ (Burkart & Grimm
2012) bzw. kritischen Achtsamkeit

15
FORSCHUNGSCENTER JOURNALISMUS
VIELEN DANK!
Nicole Gonser
[email protected]
Johann Gründl
[email protected]
Institut für Journalismus &
Medienmanagement
FHWien der WKW
http://journalismusdreinull.at/de
LITERATUR
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Altmeppen, K.-D., Röttger, U. & Bentele, G. (Hrsg.). (2004). Schwierige Verhältnisse: Interdependenzen zwischen
Journalismus und PR. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Beck, K., Reineck, D. & Schubert, C. (2010). Journalistische Qualität in der Wirtschaftskrise. Konstanz: UVK.
Burkart, R. & Grimm, J. (2012). Journalismus und PR: man liebt sich, man liebt sich nicht? Wien/Forschungsnewsletter.
http://forschungsnewsletter.univie.ac.at/index.php?id=138621&tx_ttnews[backPid]=138620&tx_ttnews[tt_news]=504
97&cHash=7b3691e04719064d88b0e6ca18ab8bac [16.03.2015].
Detenber, B.H., Cenite, M., Malik, S. & Neo, R.L. (2012). Examining education and newsroom work experience as
predictors of communication students’ perceptions of journalism ethics. Journalism & Mass Communication Educator,
67 (1), 45–69. doi:10.1177/1077695811428884
Kaltenbrunner, A., Karmasin, M., Kraus, D. & Zimmermann, A. (2008). Der Journalisten-Report II: Österreichs
Medienmacher und ihre Motive. Wien: Facultas.
Mast, C. (2004). Journalismus als Beruf. In ABC des Journalismus: Ein Handbuch (S. 103–132). Konstanz: UVK.
Meier, K. (2007). Journalistik. Konstanz: UVK.
Reinardy, S. & Moore, J. (2007). When do journalists learn about ethics? An examination of introductory and graduating
students’ ethical perceptions. Journalism & Mass Communication Educator, 62 (2), 161–175.
doi:10.1177/107769580706200204
Sanders, K., Hanna, M., Berganza, M.R. & Sanchez Aranda, J.J. (2008). Becoming journalists: A comparison of the
professional attitudes and values of British and Spanish journalism students. European Journal of Communication, 23
(2), 133–152. doi:10.1177/0267323108089219
Weaver, D.H., Beam, R.A., Brownlee, B.J., Voakes, P.S. & Wilhoit, G.C. (2007). The American journalist in the 21st
century: U.S. news people at the dawn of a new millennium. Mahwah: Lawrence Erlbaum.
Weischenberg, S., Malik, M. & Scholl, A. (2006). Die Souffleure der Mediengesellschaft: Report über die Journalisten in
Deutschland. Konstanz: UVK.
ZAW. (2014). Werbeumsätze. Verfügbar unter: http://www.zaw.de/index.php?menuid=33 [Stand: 13.10.2014].