Ostfriesen-Zeitung, Ausgabe: Emden, vom: Donnerstag, 19. März 2015

L A N D K R E I S AUR IC H
A
OSTFRIESEN-ZEITUNG, SEITE 23
Nächsten Schritt zur Zentralklinik getan
POLITIK Kreistag stimmt für Gründung einer Trägergesellschaft und für Vereinbarung mit Betriebsräten
Partner für
Demokratie
gesucht
AURICH - Der Landkreis Au-
Die Ubbo-Emmius-Klinik – im Bild der Standort Aurich – soll zugunsten eines Zentralklinikums in Georgsheil geschlossen werden.
Allerdings gab es in
Aurich deutlich mehr
Gegenstimmen als vergangene Woche im Emder Rat. Kritisiert wurde
fehlende Information der
Öffentlichkeit.
VON MARION LUPPEN
AURICH - Der nächste Schritt
auf dem Weg zur Zentralklinik ist getan: Nach dem Emder Rat hat gestern der Auricher Kreistag der Gründung
einer gemeinsamen Trägergesellschaft des Landkreises
Aurich und der Stadt Emden
zugestimmt. Auch die Absichtsvereinbarung mit den
Betriebsräten der Ubbo-Emmius-Klinik (UEK) Aurich/
Norden sowie des Klinikums
Emden zu arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen wurde von der Mehrheit befürwortet (je 37 JaStimmen).
Allerdings gab es im Kreistag deutlich mehr Gegenstimmen als vergangene Woche im Emder Rat, wo nur ein
Politiker dagegen gestimmt
hatte: Fünf Abgeordnete sag-
Zentralklinik
Der Landkreis Aurich und
die Stadt Emden planen
den Bau eines Zentralkrankenhauses in Georgsheil. Dafür sollen die Ubbo-Emmius-Klinik (UEK)
Aurich/Norden und das
Klinikum Emden geschlossen werden. Beide machen seit Jahren finanzielle Verluste.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO stellte
im Juli 2014 das Ergebnis
der ersten Machbarkeitsstudie vor. Die zweite ist
ten Nein zur Vereinbarung
mit den Betriebsräten, elf
stimmten gegen die Gründung einer Trägergesellschaft. Außerdem enthielten
sich beim ersten Punkt zehn
Abgeordnete der Stimme,
beim zweiten zwei. Widerstand kam vor allem von
Grünen, Linken und GFA/
FDP, teilweise aber auch von
der CDU.
in Arbeit. Die Zentralklinik kostet nach ersten
Schätzungen 180 bis
200 Millionen Euro.
In den Städten Aurich,
Emden und Norden formiert sich Protest. Dort
werden seit Mitte Februar
Unterschriften für den Erhalt der bestehenden
Krankenhäuser und gegen
ein Zentralklinikum in Georgsheil gesammelt. Auch
die Bürgermeister von
Aurich und Norden und
viele Ratsmitglieder aus
Aurich und Norden sind
für den Erhalt der UEK.
Die
Grünen-Politikerin
Angelika Albers vermisst
beim Gesellschaftervertrag
Mitbestimmung der Politik.
Alles solle allein vom Auricher Landrat und vom Emder
Oberbürgermeister entschieden werden. Der Beirat sei
laut Vertrag nichts als ein Debattierclub. „Da weiß ich
nicht, ob ich lachen oder
weinen soll.“ Albers warf
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Landrat Harm-Uwe Weber
(SPD) zudem vor, die Öffentlichkeit zu wenig über die
Pläne für die Zentralklinik zu
informieren.
Weber entgegnete, dass
für April öffentliche Veranstaltungen geplant seien.
Im Übrigen könne auf der Internet-Seite des Landkreises
Aurich jeder die Machbarkeitsstudie einsehen, aktuelle
Informationen zum Thema
abrufen und seine Meinung
äußern: „Viel besser geht es
nicht.“
Das ließen die Kritiker
nicht gelten. Hans-Gerd
Meyerholz (GFA) sagte: „Information in dieser Sache ist
eine Bringschuld und nicht
eine Abholschuld der Bürger.“ Garrelt Agena (Grüne),
ARCHIVBILD: ORTGIES
erklärter Befürworter der
Zentralklinik,
warf
dem
Landrat einen „Mangel an
Gespür für die Interessen
und Bedürfnisse der Öffentlichkeit“ vor. Der Protest in
der Bevölkerung sei eine Folge dieses Kommunikationsversagens. Weber müsse viel
mehr Werbung für das Projekt machen, „damit das in
der Bevölkerung ankommt“.
Dem widersprach Blanka
Seelgen (Linke): „Die Menschen haben keine Angst vor
der Zentralklinik und sind
auch nicht schlecht informiert. Sie verfügen schlicht
und einfach über gesunden
Menschenverstand.“
Gila Altmann (Grüne) holte zum Rundumschlag gegen
die Zentralklinik aus: „Die
Hoffnung, dass in ein neues
Gebäude ein neuer Geist einzieht, ist auf Sand gebaut.“
Alternativen
seien
nicht
ernsthaft geprüft worden,
dies sei der Grundfehler der
Machbarkeitsstudie. Außerdem mache sich niemand
Gedanken über die Verkehrsanbindung: „Man hat das Gefühl, dieses neue Krankenhaus wird aus der Luft per
Helikopter abgesetzt.“
rich unterstützt das Bundesprogramm „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“. Gemeinsam mit den Bürgern werden
in der „Partnerschaft für Demokratie“ auf kommunaler
Ebene Projekte entwickelt
und finanziell unterstützt,
die Toleranz, Teilhabe und
Vielfalt fördern, teilte die
Kreisverwaltung mit. In einem Bürgerforum soll erörtert werden, wo Handlungsbedarf besteht und wie Jugendbeteiligung, Pluralismus
und Demokratie vor Ort gestärkt werden können. Die
Ergebnisse werden zu einer
lokalen Strategie ausgearbeitet, aus der sich die Förderrichtlinien für den Landkreis
Aurich ableiten.
Um eine möglichst rege
Beteiligung aus dem gesamten Kreisgebiet zu ermöglichen, gibt es für die Auftaktveranstaltung zwei Termine:
am Montag, 23. März, ab
18 Uhr in der KVHS Norden
und am 24. März ebenfalls
um 18 Uhr bei der KVHS Aurich. Eine Anmeldung ist erforderlich – für Norden per
E-Mail an [email protected] oder telefonisch unter
04931/924123, für Aurich per
E-Mail an [email protected] oder telefonisch unter 04941/95800.
Kulturtag im
Gulfhof Ihnen
ENGERHAFE - Die Heimatliche Kulturgemeinschaft Südbrookmerland lädt zum Kulturtag 2015 ein. Die Veranstaltung am Freitag, 17. April,
steht unter dem Motto „April,
April, macht was er will“. Beginn ist um 19.30 Uhr im
Gulfhof Ihnen in Engerhafe.
Mitwirkende sind der Gitarrenchor Engerhafe, Grundschüler aus Moordorf, Anita
Franzen, der Gospelchor
Münkeboe, Christine Günnel, die Flötengruppe NeuEkels, Elke Bontjer-Dobertin
und Gerda Lüken. Der Eintritt ist frei.
18 Schüler lasen sich auf Plattdeutsch in die nächste Runde
WETTBEWERB Beim Auricher Kreisentscheid traten 98 Jungen und Mädchen an / Erstmals Einteilung in Nord- und Südkreis
Die Heimatsprache sei
seit einigen Jahren auch
bei den Jüngeren wieder
im Kommen, sagt Organisatorin Angelika Seidel.
MOORHUSEN / WOB - Für
das Vorurteil, Plattdeutsch
sei nur etwas für ältere Semester und bei der Jugend
verpönt, ließen sich beim Auricher Kreisentscheid des
Platt-Lesewettbewerbs in der
Hauptund
Realschule
Moorhusen rein gar keine
Belege finden. Munter trugen
die 98 Schüler ihre Texte vor
und tauschten sich auch abseits der offiziellen Vorlesephase untereinander in der
vermeintlich aussterbenden
Sprache aus.
„Plattdeutsch ist wieder
richtig im Kommen“, sagte
Angelika Seidel, Lehrerin am
Teletta-Groß-Gymnasium in
Leer und Organisatorin der
Veranstaltung, der OZ. In den
letzten 20 Jahren erfreue sich
die Heimatsprache eines immer größeren Zuspruchs. Inzwischen gebe es sogar meh-
Die Gewinner
3. Schuljahr
Nord: Ines Geiken (GS
Moorhusen), Jana Dieling
(GS tom-Brook Südbrookmerland); Süd: Tomke de
Vries (GS Simonswolde),
Jeske Entjer (GS Mittegroßefehn)
4. Schuljahr
Nord: Marie Remmers (GS
Moordorf), Paul Jungenkrüger (GS Wallinghausen); Süd: Hanno Lüpkes
(GS Strackholt), Alina
Schönemann (GS Simonswolde)
5./6. Schuljahr
Alle Gewinner des Auricher Kreisentscheids zeigten bei einer Gruppenaufnahme ihre Urkunden und Präsente.
BILD: BEHRENDS
rere Schulen, in denen einzelne Fächer auf Plattdeutsch
unterrichtet werde. Die frühe
Mehrsprachigkeit wirke sich
sehr positiv auf die Entwicklung der Schüler aus.
Wegen der vielen Teilnehmer in diesem Jahr hatte der
Kreis erstmals in einen Nordund einen Südbereich eingeteilt werden müssen. Insgesamt 24 Schulen hatten sich
am diesjährigen Wettbewerb
beteiligt. In kleinen Gruppen
trugen die Schüler vor der Jury ihre plattdeutschen Geschichten vor. Aus Nord- und
Südgebiet kürte diese pro Al-
tersstufe je zwei Gewinner
(siehe Info-Kasten). Sie dürfen ihre Schulen beim Bezirksentscheid vertreten, der
am 24. April in Leer stattfindet.
Bevor es zur Bekanntgabe
der Gewinner des Kreisent-
Nord: Jannes Reents (IGS
Aurich-West), Jessica Lübben (Gymnasium Ulricianum Aurich); Süd: Simone
Buß (KGS Wiesmoor), Fabian Leerhoff (KGS Großefehn)
7./8. Schuljahr
Nord: Rieke Meinen (IGS
Aurich-West), Femke Strömer (Gymnasium Ulricianum Aurich); Süd: Julia
Heiken, Marco Buss (beide HTG Ihlow)
9. bis 13. Schuljahr
Gesamt: Hannes Langer
(IGS Aurich-West), Dieke
Günther (Gymnasium Ulricianum Aurich)
scheides ging, gab es ein Unterhaltungsprogramm für die
Gäste des Wettbewerbs: Die
Plattdeutsch-AG der Grundschule Moorhusen führte
Sketche auf und die Schulband De Ulricianers spielte
plattdeutsche Lieder.
Persönlich erstellt für: R. H. Jacobs
DONNERSTAG, DEN 19. MÄRZ 2015