Der Naturgefahren-Newsletter Ausgabe 01/15 INHALT Ausgabe 01/2015 3 Vorwort Martin Jordi 4 Automatische Hagelvorwarnung 5 Hochwassertagung Wangen a. A. 6 Leben mit Lawinen 7 Neue Einträge ins Hagelregister 8 Buchtipp 9 Impressum Alleine gut – gemeinsam besser In der Schweiz gibt es zahlreiche Akteure, die sich intensiv mit der Naturgefahrenprävention beschäftigen. Bundesstellen, Wetterdienste, Bildungsinstitutionen, private Organisationen, Firmen und Versicherungen haben es sich gleichermassen zur Aufgabe gemacht, Bevölkerung und Sachwerte vor heftigen Naturereignissen zu schützen. Doch auch beim Schutz vor Naturgefahren gilt der Grundsatz: „Alleine gut – gemeinsam besser.“ Deshalb hat die VKF in der letzten Zeit vermehrt mit verschiedenen Partnern zusammengearbeitet und spannende Projekte realisiert. Sie ist der Ansicht, dass eine intensivere Kooperation dazu beiträgt, sich gegenseitig zu fördern und zu besseren Resultaten führt. Denn gemeinsame Projekte gewinnen an Akzeptanz und können schneller realisiert werden. Darüber hinaus sorgt die partnerschaftliche Zusammenarbeit dafür, dass die entsprechenden Vorhaben eine grössere Wirkung erzielen. Aus diesen Gründen setzt die VKF im Bereich der Naturgefahrenprävention auch künftig auf TeamWork. Nur so können die hohen Ziele erreicht und die bestehenden Massnahmen und Projekte stetig verbessert werden. Martin Jordi Geschäftsbereichsleiter Elementarschaden-Prävention 3 Automatische Hagelvorwarnung Radardaten belegen, dass es in der Schweiz häufiger und intensiver hagelt als früher. Auch die hagelbedingten Gebäudeschäden nehmen zu. Besonders oft betroffen sind dabei exponierte Bauteile wie Lamellenstoren und andere Sonnenschutzelemente. Aus diesem Grund hat die VKF, zusammen mit SRF Meteo und weiteren Partnern, ein modernes Vorwarnsystem entwickelt. Sobald für ein Gebäude akute Hagelgefahr besteht, sendet SRF Meteo ein Signal an eine elektronische Gebäudesteuerung. Daraufhin fahren die Storen automatisch hoch und bleiben verschont. Ist der Hagelschlag vorüber, sorgt ein zweites Signal dafür, dass sich die Storen wieder in ihre gewünschte Position bewegen. Das Signal ist nicht verschlüsselt und kann daher von unterschiedlichen Gebäudesteuerungen verarbeitet werden. Damit das Vorwarnsystem in der Lage ist, Schäden effizient zu verhindern, wird eine höchstmögliche Zuverlässigkeit vorausgesetzt. Deshalb basieren die Prognosen auf äusserst komplexen und aufwändigen Berechnungen. Als Grundlage dienen Wettermodelle mit Radar-, Blitz- und Stationsdaten. Zudem greift das System auf statistische Auswertungen zurück. Insgesamt über 714 Millionen Werte berechnet es pro Tag. Dies ermöglicht, alle 5 Minuten eine aussagekräftige Hagelprognose zu machen. Im Ernstfall wird das Signal sowohl über Internet als auch per SMS an das Steuergerät übermittelt. Derzeit befindet sich das Vorwarnsystem noch in der Testphase. Diese dauert insgesamt drei Jahre und wird Ende 2015 abgeschlossen sein. Es ist beabsichtigt, das System in der nächsten Zeit auf den Markt zu bringen und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. 4 Hochwassertagung Wangen an der Aare Am 28. August führte die VKF zusammen mit Schutzsystemherstellern aus der Privatwirtschaft erstmals eine Hochwasserschutztagung durch. Die einzigartige Überflutungsanlage auf dem Areal der Schweizer Armee in Wangen an der Aare diente dabei als Simulationsobjekt. Die Resonanz der 250 Teilnehmenden war durchweg positiv. Neben der eindrücklichen Flutsimulation schätzten sie die spannenden Vorträge verschiedenster Experten und den regen Informationsaustausch untereinander. Das grosse Medienecho bestätigte zudem das schweizweite Interesse am Thema Hochwasserschutz. Bei der Hochwasserschutztagung handelte es sich um eine einmalige Veranstaltung. Derzeit prüfen die Verantwortlichen jedoch, ob die Überflutungsanlage auch künftig als Testanlage verwendet werden soll. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und die Egli Engineering AG haben einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Dieser sieht vor, Abklärungen zu treffen und anschliessend zu eruieren, ob es zielführend und wirtschaftlich ist, wenn Hersteller mobiler Hochwasserschutzsysteme ihre Produkte auf der Anlage diversen neutralen Tests unterziehen können. 5 Leben mit Lawinen Lawinen gehören zu den gewaltigsten Naturgefahren überhaupt. Ihre Kraft ist verheerend, ihre Wucht zerstörerisch. Im Alpenland Schweiz sind jeden Winter zahlreiche Siedlungen, Tourismus- und Wintersporteinrichtungen sowie Wälder und Verkehrswege dem Lawinenrisiko ausgesetzt. Aus diesem Grund versuchte man hierzulande schon früh, Präventionsmassnahen zu entwickeln und der Gefahr so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Bereits 1953 erarbeitete die Berner Gemeinde Gadmen die erste Gefahrenkarte der Schweiz. Sie legte fest, in welchen Zonen aufgrund hoher Lawinengefahr nicht gebaut werden durfte. Heutzutage hat der Lawinenschutz ein sehr hohes Niveau erreicht und die Gefahrenzonen sind schweizweit klar definiert. Dennoch können die Schneemassen nach wie vor grosse Schäden anrichten. Besonders Ausnahmeereignisse, wie die im Winter 1999, sind nur schwer zu verhindern. Damals betrug der volkswirtschaftliche Schaden über 600 Millionen Franken und 17 Menschen mussten ihr Leben lassen. Folglich dürfen Lawinen keinesfalls als kontrollierbare oder ungefährliche Naturgefahr angesehen werden. Ein Blick auf die durchschnittlichen Gebäudeschäden der Kantone mit kantonaler Gebäudeversicherung zeigt ausserdem, dass beispielsweise die Gebirgskantone Graubünden und Glarus regelmässig grosse Schäden zu verzeichnen haben. Denn hier sind fast 50 Prozent aller durch Naturgefahren verursachten Gebäudeschäden seit dem Jahr 1950 auf Lawinen zurückzuführen. Auch wenn man berücksichtigt, dass die jährliche Schadensumme seit den 50er Jahren kontinuierlich zurückging, ist das Risiko nicht zu unterschätzen. Vor allem, weil neben enormen Sachschäden immer wieder Menschen den Schneemassen zum Opfer fallen. 6 Dünnbleche 21 neue Einträge im Hagelregister Im Rahmen einer Verbandszusammenarbeit hat die VKF mit dem Gebäudetechnikverband Suissetec und dem Institut für Solartechnik SPF Dünnbleche auf ihre Hagelwiderstandsfähigkeit getestet. Die Tests erfolgten nach angepassten VKFPrüfbestimmungen. Die Problematik der Dünnbleche besteht darin, dass sie durch Hagelkörner sehr leicht ästhetische Schäden erleiden. Obwohl sämtliche gängigen Dünnbleche das wichtige Kriterium der „Wasserdichtheit“ auch nach einem heftigen Hagelschlag vollumfänglich erfüllen, werden sie aufgrund der Dellen vielfach als defekt erachtet. Dellen stellen jedoch nur ein ästhetisches Problem dar und beeinflussen die Funktionalität nicht. Demnach zielten die Tests darauf ab, Bleche zu deklarieren, die in der Kategorie „Aussehen“ mindestens der Hagelwiderstandsklasse HW3 entsprechen. 21 der getesteten Bleche konnten der geforderten Hagelwiderstandsklasse HW3 zugeordnet werden. Diese wurden anschliessend den Mitgliedern der „Fachkommission Elementarschutzregister (FER)“ zur abschliessenden Prüfung vorgelegt und ins Hagelregister eingetragen. Damit umfasst das Register eine weitere wichtige Kategorie und deckt immer mehr Bestandteile einer modernen Gebäudehülle ab. 7 Buchtipp Lawinen treten in vielen Gebirgsregionen als lebensbedrohende Naturgefahr in Erscheinung. Für die Sicherung des Lebensraums und der Verkehrswege bestehen zahlreiche technische Schutzmassnahmen. Dazu gehören Lawinenverbauungen, künstliche Auslösungen sowie verschiedene Monitoring- und Warnsysteme. Das Fachbuch „Technischer Lawinenschutz“ bietet dem Leser einen umfassenden Überblick über die Grundlagen des technischen Lawinenschutzes und stellt im Detail die Planungs-, Konstruktions- und Bemessungsmethoden dar. Zudem geht es auf die Erhaltung der Schutzbauwerke und der temporären technischen Massnahmen ein. Führende europäische Experten des technischen Lawinenschutzes haben die Beiträge zu diesem Handbuch verfasst. Die dargestellten Schutzsysteme und Methoden entsprechen dem aktuellen Stand der Technik und basieren auf den normativen Standards in der Schweiz und in Österreich. Das Buch richtet sich an Ingenieure und Planer, die mit der Konzeption und Ausführung von technischen Lawinenschutzmassnahmen betraut sind. Interessierte Leser anderer Fachdisziplinen, die mit Fragen des Lawinenschutzes konfrontiert sind, werden aber ebenfalls angesprochen. ISBN-10: 3-433-02947-4 Hagelregister als App für Tablets Das Schweizerische Hagelregister gibt es ab sofort als kostenlose App für Tablets. Somit können sämtliche im Register enthaltenen Informationen bequem von unterwegs abgerufen werden. Die App ist für die Betriebssysteme iOS, Android und Windows verfügbar. 8 Impressum Der Naturgefahren Newsletter Herausgeber Alle Rechte vorbehalten ® 2015 Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VKF Bundesgasse 20 CH-3001 Bern www.vkf.ch Umsetzung und Gestaltung Silvan Gruber Autoren Silvan Gruber Martin Jordi Rolf Meier 9
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