folgreiche natürliche Waldverjüngung festzustellen. Sie fällt zeitlich

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Grabherr,
Die Dynamik der Brandflächenvegetation des Karwendeis.
folgreiche natürliche Waldverjüngung festzustellen.
Sie fällt
zeitlich mit dem e r s t e n Auftreten der Erica carnea zusammen
(ungünstigstenfalls im 8. bis 10. Jahr nach dem Brand).
b)
Fehlender
Schneeschutz.
Die thermischen Verhältnisse bewirken, daß frische Brand­
böden viel früher als andere Stellen ausapern, wenn der Schnee
von den Hängen nicht ohnehin abrutscht ).
Darauf beruht das Fehlen chionophiler Organismen an solchen
Standorten.
Auf ebenen Stellen, die vor l a n g e r Zeit ab­
gebrannt sind, tauchen sie dagegen oft ungewöhnlich häufig auf,
z. B . Diderma niveum am Achselkopf, auf den Böden von der
Hinterhorn- zur Walderalpe, der Gugger Mauer, des Thaurer
Zunderkopfs usw. Dafür treten die auf winterlichen Transpirations­
schutz eingestellten Pflanzen um so stärker hervor.
Längeren Schneeschutz erfordernde Pflanzen vermögen sich
daher nur sehr schwer auf Brandflächen zu halten. Dies ist einer
der Hauptgründe, warum die Legföhre so außergewöhnlich schwer
und langsam auf abgebrannten Flächen an den Steilhängen der
Kalkalpen sich verjüngt.
1
c)
Lawinen
und
Schneerutschungen.
Nicht nur auf durch Brände bloßgelegten Felsunterlagen,
sondern auch auf Brandwiesen verlieren größere Schneemassen
ihren Halt. Besonders zur Zeit des typischen Brand-Molinietums
sind die Steilhänge durch die dicke Streuauflage wie geglättet.
An vielen Stellen der Kranewitterklamm (z. B . beim „ A l t ­
weiberbrand"), am Achselkopf, am Osthang des Gehrnschrofens
(in der alten Brandfläche „Fleischbank"), in der Gegend des
Arzlerhorns (bei 1200—1500 m ) , bei Thaur, auf der „Platten" im
Halltal und anderswo gehen fast alljährlich Lawinen ab, deren Ein­
zugsgebiet zur Gänze aus Brandflächen besteht, die früher be­
waldet waren.
Der überaus schneereiche Winter 1934/35 zeigte besonders deutlich die
katastrophalen Wirkungen der von Brandflächen abgehenden Lawinen auf die
darunterliegenden Wälder (Tafel II).
J
) In einzelnen, durch Schmelzen und Abrutschen des Schnees entstehenden
und alljählich wiederkehrenden Ausaperungsflecken sieht dann die Einbildungs­
kraft des Volkes allerlei Figuren und Gestalten, die zum Teil sehr volkstümlich
sind. Besonders die Nordkette ist mit solchen Bildern stark belebt, die meistens
im Frühjahr zur Zeit der Föhnstürme an Stellen ausapern, über die (oft vor sehr
langer Zeit) Brände hinweggegangen sind. Diese lassen sich vielfach nur mehr
aus vorhandenen Brandspuren an Felsen nachweisen und aus der Zusammen­
setzung der Vegetation erschließen.
Die höher gelegenen Gestalten (S i n w e 1, R., 1924. Ausaperungsbilder.
Tiroler Heimatblätter, 1. Jg.), wie der „Wasserträger" unterhalb der Gleirschspitze und der „betende Priester" am Solstein, apern größtenteils auf Carex firmaBeständen aus, die auf alten Brandstellen entstanden, während die tiefer gelegenen,
wie der sagenumwobene „Falkenjäger" am Rumerjoch und die „drei Jungfrauen"
auf Hängen entstehen, deren Vegetation aus Calamagroatis waria-reichen Ericacornca-Beständen sehr alter abgebrannter Flächen besteht.