Selbstbestimmt agieren und Marktchancen - Börsen

Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Börsen-Zeitung Nr. 73
B1
Strukturierte Anlageprodukte
Selbstbestimmt agieren und Marktchancen realisieren
Erhöhte Volatilität belebt Handel mit Hebelprodukten – Anleger wissen Vorteile verbriefter Derivate zu schätzen
Börsen-Zeitung, 17.4.2015
Ein Blick auf die Märkte des Jahres
2015 zeigt, dass sich einige bestimmende Trends des Vorjahres fortsetzen. Themen wie der Ölpreis und die
Zinswende in den USA bleiben auf
der Agenda, ebenso die Anleihekäufe
der Europäischen Zentralbank und
der schwache Euro. Zum Jahresbeginn war auch weiterhin eine erhöhte Volatilität zu beobachten – innerhalb der grundsätzlich andauernden
Aufwärtsbewegung der Aktienmärk-
veau für eine Positionierung mit Bonus- oder Discount-Zertifikaten gegeben. Denn diese Produkte bieten individuell wählbare Risikopuffer zur
weiteren Absicherung nach unten
und eröffnen Renditechancen in seitwärts tendierenden und steigenden
Märkten.
Von defensiv bis spekulativ
Wer als Privatanleger solche Überlegungen anstellt und seine Anlageentscheidungen
je
nach Marktlage aktiv
steuert, hat in jedem
Von
Fall eine grundlegende
Ralph Danielski
Wahrheit beherzigt: Im
andauernden Niedrigzinsumfeld lässt sich
nur dann eine nennenswerte Rendite erzielen,
Stellvertretender
wenn man die AnlageVorsitzender der
möglichkeiten an den FiGeschäftsführung der
nanzmärkten
nutzt.
Boerse Stuttgart
Hier steht bei verbriefHolding GmbH
ten Derivaten ein besonders breites Produktspektrum
zur
Verte. Der Volatilitätsindex VDax New fügung, mit dem sich maßgeschneierreichte im Januar immerhin 27,4 derte Investments in eine Vielzahl
Punkte und ging lediglich Ende Fe- von Märkten umsetzen lassen. Anleger können dabei genau die Produkbruar kurzzeitig deutlicher zurück.
te auswählen, die zu ihrer persönlichen Marktmeinung und RisikoneiZweigeteiltes Bild
gung passen – von extrem defensiv
Vor diesem Hintergrund entwi- bis sehr spekulativ.
Entsprechend haben verbriefte Deckelt sich der Handel mit verbrieften
Derivaten an der Börse Stuttgart rivate in Deutschland eine treue An2015 nochmals besser als im Vor- legergemeinde: Der Anteil der Assetjahr, wobei das Bild zweigeteilt ist. klasse in den Depots privater AnleEinerseits belebt die vorhandene Vo- ger liegt kontinuierlich im hohen einlatilität die Aktivitäten kurzfristig ori- stelligen Prozentbereich. Strukturierentierter Anleger: Im Handel mit de- te Produkte werden also aktiv als Derivativen Hebelprodukten waren an potbeimischung genutzt. Dabei ist
der Börse Stuttgart hohe Umsätze zu der Anteil über alle Krisen und
verzeichnen, auch im Vergleich mit Marktschwankungen hinweg stabil
dem ebenfalls starken Beginn des geblieben – die Anleger wissen also
Vorjahres. So wurden im ersten die vielfältigen InvestmentmöglichQuartal 2015 Kundenorders für He- keiten zu schätzen, die ihnen verbelprodukte im Volumen von über briefte Derivate eröffnen. Dabei in5,4 Mrd. Euro ausgeführt – ein Plus formieren sich Privatanleger heute
umfassender denn je und bevorzuvon rund 46 % gegenüber 2014.
Auf der anderen Seite konnte das gen ganz bewusst transparente ProUmsatzniveau bei derivativen Anla- dukte mit einfachen und nachvollgeprodukten gegenüber dem Vor- ziehbaren Strukturen.
jahr nur leicht ausgebaut werden.
Die Ausnahme bildeten Index-ZertifiMehr Informationen
kate, die 2015 als einzige große Zertifikategruppe deutlich stärker geAll dies sind Aspekte, die für einen
handelt wurden – der Umsatz stieg erwachsenen und ausdifferenzierten
hier von Januar bis März gegenüber Markt sprechen. Diesen Markt will
dem Vorjahreszeitraum um rund die Börse Stuttgart als größter börsli56 % auf über 1 Mrd. Euro. Der cher Handelsplatz für verbriefte DeriGrund liegt im derzeit enormen In- vate in Europa auch künftig weiterteresse der Anleger am Basiswert entwickeln – gemeinsam mit den
Rohöl: Da ein Direktinvestment Emittenten und zugeschnitten auf
nicht möglich ist, bieten sich Index- die Bedürfnisse privater Anleger. DaZertifikate an, um an den Preis- bei ist es gerade im Hinblick auf
schwankungen des Rohstoffs zu par- strukturierte Produkte zentral, dass
tizipieren.
Anleger deren Funktionsweise verstehen und in der Lage sind, Chancen
und Risiken richtig einzuschätzen.
Individuelle Risikopuffer
Deshalb erweitert die Börse StuttEs könnte aber im weiteren Ver- gart ihre Informationsangebote konlauf des Jahres auch bei anderen tinuierlich: Eine neue Übersicht aller
strukturierten
Anlageprodukten gelisteten Faktor-Zertifikate und ein
noch zu einer Belebung kommen. verbesserter Knock-out-ProduktfinViele Zertifikateanleger mit mittel- der auf der Internetseite der Börse
fristigem Horizont dürften ange- Stuttgart sind nur zwei aktuelle Beisichts immer neuer Höchststände spiele. Da die technische Analyse bei
der Aktienindizes derzeit eher ab- vielen Privatanlegern auf immer gröwartend agieren. Sollte eine ausge- ßeres Interesse stößt, stellt die Börse
prägte Korrektur stattfinden, wäre Stuttgart im Internet auch einen kosdanach ein geeigneteres Marktni- tenfreien Trading-Desk zur Verfü-
gung, der die wichtigsten Handelssignale und Chartformationen automatisch und in Echtzeit erkennt. Dadurch hilft das Online-Werkzeug,
den Zeitaufwand für die Chartanalyse zu senken, um schneller auf
Marktentwicklungen reagieren zu
können.
Um Privatanlegern bestmögliche
Bedingungen im Handel mit verbrieften Derivaten zu bieten, ist für die
Börse Stuttgart auch die enge Zusammenarbeit mit den Emittenten entscheidend. Ein Beleg hierfür ist die
Initiative Derivate XXL der Börse
Stuttgart, die erstmals einen einheitlichen Schnittstellenstandard für die
Stammdaten verbriefter Derivate geschaffen hat. Dieser wird mittlerweile nicht nur von den deutschen Börsen für strukturierte Produkte genutzt, sondern auch von neun Emittenten. Da gleichzeitig die volumenstärksten Produktkategorien einbezogen sind, deckt Derivate XXL inzwischen mehr als zwei Drittel aller
in Deutschland neu emittierten verbrieften Derivate ab.
Dabei liefern die Emittenten die
Stammdaten eines Produkts – etwa
Basiswert, Barriere oder Basispreis –
über die vereinheitlichte DerivateXXL-Schnittstelle sicher verschlüsselt an die Börse, wo die Daten für
das Listing und den Handel aufberei-
In Stuttgart werden an Europas größter Börse für verbriefte Derivate aktuell
rund 1,3 Millionen strukturierte Produkte gehandelt. Foto: Boerse Stuttgart
tet werden. Dieser standardisierte
und durchgängige Prozess ist für alle
Beteiligten mit erheblich geringerem
Aufwand verbunden als früher: Die
von den Emittenten übermittelten
Daten werden bereits unmittelbar
während des Datenaustauschs geprüft, eine aufwendige Nachbearbei-
tung per Hand an der Börse entfällt
zu großen Teilen. Dadurch wird
auch eine mögliche Fehlerquelle ausgeschaltet und so die Datenqualität
nachhaltig verbessert. Mit Derivate
XXL lässt sich der Gesamtprozess für
das Listing an den Börsenplätzen verkürzen – angesichts der hohen Zahl
an täglich neu emittierten Produkten ein deutlicher Effizienzgewinn.
Letztlich kommt Derivate XXL auch
den Anlegern zugute: Durch die
Standardisierung sind Basiswerte,
Barrieren, Handelszeiten und viele
weitere Stammdaten für jedes Produkt stets auf dem neuesten Stand
und werden auf schnellstem Wege
aktualisiert. Das trägt maßgeblich
zur Verbesserung der Handelsqualität bei.
Umfassende Information plus
höchste Qualitätsstandards im Handel: Nach dieser Formel will die Börse Stuttgart auch künftig die Akzeptanz für verbriefte Derivate stärken.
Die Börse stellt Privatanlegern einen
transparenten und liquiden Marktplatz zur Verfügung, der auch in turbulenten Phasen verlässlich funktioniert. In diesem Umfeld können die
Anleger selbstbestimmt agieren und
mit strukturierten Produkten Marktchancen nutzen – präzise abgestimmt auf den eigenen Anlagehorizont.
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jeden Marktphase zu nutzen – mit Erfolg. Welcher passt am besten zu Ihnen?
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Wertzuwachs. Strebt Jahr für Jahr Kapitalerhalt an.
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Ein attraktiver Wertzuwachs. Die Aktienquote
bewegt sich i. d. R. zwischen 10 und 40 Prozent,
flexible Steuerung mittels Derivate.
MEAG EuroBalance¹,² – für Wachstumsorientierte
AUS DEM INHALT
Selbstbestimmt agieren und
Marktchancen realisieren
Von Ralph Danielski
B1
Trader sehen im MoneyManagement die
Lebensversicherung für ihr Depot
Von Matthias Hüppe
B5
B2
Discount-Zertifikate sind weiter
auf dem Vormarsch
Von Anouch Alexander Wilhelms B6
B2
Bonus-Zertifikate – Neue Kennzahl
erleichtert Beurteilung
Von Christine Romar
B6
B3
Bei Rohstoffinvestments
Rollverluste minimieren
Von Peter Bösenberg
B7
Mittels Express-Zertifikaten
mit Vollgas zum Ziel
Von Nicolai Tietze
B4
Aktienanleihen – Klassiker
gegen das Niedrigzinsumfeld
Von Fabian Blumer
B8
Inflationsprodukte in Zeiten
niedriger Zinsen nutzen
Von Olaf Hummels
B5
Strukturierte Produkte haben
großen Aufschwung erlebt
Von Simone Kahnt-Eckner
Liquidität als Treiber für die
Anleihen- und Aktienmärkte
Von Matthias Kinttof
Hoher Verbriefungsqualität
kommt gesteigerter Wert zu
Von Frank Fiedler
Ein langfristig hoher Wertzuwachs. Die Aktienquote
liegt i. d. R. zwischen 20 und 80 Prozent,
flexible Steuerung mittels Derivate.
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Stand März 2015, sofern nicht anders angegeben.
B 2 Börsen-Zeitung Nr. 73
Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Strukturierte Produkte haben großen Aufschwung erlebt
Das umfangreiche Sortiment kann in die Kategorien Schutz, Optimierung, Partizipation und Hebel eingeteilt werden
Millionen strukturierte Produkte gewachsen, in denen die Banken Anlegergelder in Höhe von rund 80 Mrd.
Euro verwalten. Deutschland ist – gemessen an der Produktzahl – der
größte Markt in Europa. Bezogen
auf die Assets under Management
von 189 Mrd. Euro ist die Schweiz
der größte europäische Markt.
Die große Zahl an Produkten kann
grob in die Kategorien Schutz, Optimierung, Partizipation
und Hebel eingeteilt
werden. Anleger mit geVon
ringer Risikotoleranz finSimone Kahnt-Eckner
den Produkte, die einen
teilweisen oder vollen
Schutz des investierten
Kapitals bieten. Hier
sind als Beispiele BonusZertifikate und Kapitalschutz-Papiere zu nennen, mit denen Anleger
Vorstand Börse Franksehr gut asymmetrische
furt Zertifikate AG
Chance-Risiko-Profile
abbilden können.
Das Produktangebot
gien. Nur durch die kreative Kombi- umfasst auch Anlagezertifikate, mit
nation einer Vielfalt von Anlageins- denen Investoren mit moderater bis
trumenten können Investoren heute hoher Risikotoleranz die Rendite opin jeder Marktlage die für ihre Be- timieren können, selbst wenn die
Märkte seitwärts tendieren. Dazu
dürfnisse richtige Antwort finden.
zählen Discount-Zertifikate, ExpressPapiere oder auch Aktienanleihen.
Als alles begann
Anleger mit mittlerer bis hoher RiNachdem 1990 das erste Indexzer- sikoakzeptanz finden ebenso Struktifikat aufgelegt wurde und 1995 turen, die die Kursentwicklung von
das erste Discount-Zertifikat sein De- Märkten, Rohstoffen, Devisen oder
büt feierte, haben strukturierte Pro- auch Aktien eins zu eins abbilden –
dukte wie Zertifikate, Aktienanlei- wie es beispielsweise Index- und Parhen und Hebelprodukte einen gro- tizipationszertifikate tun. Für Invesßen Aufschwung erlebt. Nicht zu- toren mit einer hohen Risikotoleranz
letzt dank der Innovationskraft der werden Hebelinstrumente angeboEmissionshäuser haben sich die ver- ten, mit denen sie mit einem gerinbrieften Derivate in Deutschland als gen Kapitaleinsatz überproportional
Finanzinstrumente etabliert, mit de- von der Kursentwicklung des Basisnen Investoren präzise dem individu- wertes profitieren oder das Portfolio
ellen Risikoprofil und der individuel- absichern können. Dazu zählen nelen Risikotoleranz entsprechend ei- ben Optionsscheinen auch Knockne Strategie implementieren kön- out-Produkte und Faktor-Zertifikate.
Im Unterschied zu den Differenznen. Im Laufe der vergangenen Jahre ist das Angebot auf mehr als 1,2 kontrakten, den Contracts for DiffeBörsen-Zeitung, 17.4.2015
Niedrige Zinsen und hohe Kursschwankungen an den Finanzmärkten sowie niedrige Budgets für risikobehaftete Anlagen sind für Privatanleger wie auch für professionelle Anleger eine große Herausforderung.
Bei institutionellen Investoren erschweren außerdem die wachsenden regulatorischen Anforderungen
die Umsetzung von Investmentstrate-
rence (CFD), bleibt der Maximalverlust auf den Einsatz beschränkt. Als
die Schweizer Notenbank den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro
am 15. Januar überraschend aufgab,
mussten viele Anleger von CFD erkennen, dass trotz Stop-Loss-Order
Verluste von mehr als dem eingesetzten Kapital möglich sind. Die Anleger wurden nach der Freigabe des
Schweizer Franken mit erheblichen,
in einigen Fällen sogar ruinösen Margin-Nachforderungen seitens der
CFD-Anbieter konfrontiert. Verbriefte Derivate sind hingegen so konstruiert, dass niemals eine Nachschusspflicht besteht. Das maximale Verlustrisiko ist somit immer auf den Kapitaleinsatz beschränkt.
Niedrige Kosten
Das große Produktangebot ermöglicht es den Anlegern, in Märkte, Themen oder auch Rohstoffe zu investieren, die ansonsten schwer zugänglich sind. Und das zu niedrigen Kosten: Eine Studie von 2013 zeigt, dass
die durchschnittliche Emittentenmarge bei lediglich 0,46 % pro Jahr
liegt – deutlich weniger als bei vielen anderen Finanzprodukten. Den
vom Emittenten geschätzten Wert,
den Issuer Estimated Value, weisen
die Emittenten in den Produktinformationsblättern seit dem vergangenen Jahr aus.
Bei Zertifikaten und strukturierten Anleihen handelt es sich rechtlich um Inhaberschuldverschreibungen. Je nach Produktkategorie sind
diese Produkte neben dem allgemeinen Marktrisiko auch dem Ausfallrisiko des Emittenten ausgesetzt. Das
unterscheidet sie vom Sondervermögen der Fonds. Vorsichtige Anleger
haben die Möglichkeit, das sogenannte Emittentenrisiko
durch
pfandbesicherte Produkte zu minimieren. Beliebteste Papiere sind die
mit COSI (Collateral Secured Instruments) besicherten Zertifikate. Das
Markantes Eingangsportal der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB).
Foto: Deutsche Börse AG
Emittentenrisiko wird vermindert,
indem ausgewählte Sicherheiten
wie Anleihen, Cash oder Aktien
beim Zentralverwahrer hinterlegt
werden. Sollte der Emittent bei Verfall des Produkts Zahlungs- oder Lieferschwierigkeiten haben oder die
geforderten Sicherheiten nicht rechtzeitig oder nur mangelhaft leisten,
werden die hinterlegten Sicherheiten umgehend verwertet und zum
Marktwert verkauft.
In dem großen Angebot befinden
sich Produkte, die sich auf Basiswerte beziehen, die nur an ausländischen Börsen gehandelt werden, deren Basiswerte in anderen Zeitzonen
oder unterschiedlichen Währungen
notieren oder auch nur für definierte
Anlegergruppen zugänglich sind wie
beispielsweise in China. Klare Regularien verpflichten die Banken und
Emissionshäuser, für ihre Produkte
während der normalen Handelszeiten laufend An- und Verkaufskurse
mit Mindestangebotsmengen zu stellen, um den Handel jederzeit zu er-
möglichen. Mit der Preisfeststellung
beauftragte Spezialisten sorgen
auch in volatilen Marktphasen für eine faire Preisbildung, die zudem von
der Handelsüberwachungsstelle der
Börse kontrolliert wird.
Investoren kommen zudem über
Börse Frankfurt in den Genuss einer
Qualitätskontrolle, die es in dieser
Form bei den außerbörslichen Handelsplattformen nicht gibt. Das Automatic Trade Control (ATC) sichert
Anlegern ein hohes Maß an Sicherheit, Transparenz und Qualität der
Ausführungen. Dieses in Europa einmalige Kontrollsystem unterzieht
den Börsenhandel mit Anlage- und
Hebelprodukten einer automatischen Kontrolle. Die Orders werden
durch das ATC nach ihrer Ausführung in Echtzeit einer Prüfung durch
verschiedene Routinen unterzogen.
Diese umfangreichen Analysen des
Handelskontrollsystems sind in der
Lage, Auffälligkeiten bei der Preisbildung zu entdecken. Das AutomaticTrade-Control-System kann somit
Emittenten und Anleger gleichermaßen vor unerkannten Fehlorders bewahren.
Die Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 war sicherlich eine Zäsur
für den Markt der strukturierten Produkte. Doch die Branche hat das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen
können, indem die Emittenten seitdem die Transparenz ihrer Produkte
verbessert und durch den sogenannten „Fairness-Kodex“ eine Selbstregulierung vorgenommen haben, die
es in dieser Form in anderen Bereichen der Finanzproduktindustrie
nicht gibt. Die Einhaltung der Regeln wird von einem wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Derivate
Verbandes, der Interessenvertretung
der Branche, überwacht.
Mit der Produktklassifizierung in
Form einer Derivate-Liga, der Festlegung einheitlicher Fachbegriffe, den
Muster-Produktinformationsblättern für alle Zertifikate-Typen, aussagekräftigen Risikokennzahlen für
die meisten strukturierten Produkte
und den Zertifikate-Indizes, die einen Leistungsvergleich mit anderen
Produkten ermöglichen, besitzen
Zertifikate mittlerweile eine größere
Transparenz als fast alle anderen Finanzprodukte.
Zahlreiche Suchtools
Damit sich die Anleger in der Produktvielfalt zurechtfinden, stehen
auf den Finanzportalen zahlreiche
Suchtools zur Verfügung. Außerdem
werden Webinare und Seminare für
Einsteiger und Fortgeschrittene angeboten, unter anderem von den Online-Brokern und der Börse Frankfurt Zertifikate AG. Gute Informationsmöglichkeiten bieten weiterhin
die in verschiedenen deutschen
Großstädten stattfindenden Börsentage sowie die beiden größeren Messen, die World of Trading in Frankfurt und die Invest in Stuttgart.
Liquidität als Treiber
für die Anleihen- und Aktienmärkte
Renditen unterhalb der Nulllinie machen die Kapitalanlage immer schwieriger
mit einem einfachen Zahlenbeispiel
verdeutlichen. Dazu wird für 2015
eine Inflationsrate von 0,4 % und für
2016 von 1,6 % unterstellt. Ab 2017
soll der Wert bei der Zielgröße der
EZB von 2 % liegen.
Verzinst mit 0,16 %
per annum (zehnjährige
Bundesanleihe) führt
dies nach zehn Jahren
Von
zu einem kaufkraftbereiMatthias Kinttof
nigten
Anlagebetrag
von weniger als 85 %.
Real betrachtet wird
sich ein „risikolos“ investierter Kapitalstock unter den genannten Bedingungen innerhalb einer Dekade somit um
Leiter Vertrieb Banken
15 % reduzieren. Anleibei der DZ Bank AG
heinvestoren sehen sich
deshalb dazu genötigt,
Laufzeiten zu verlänhalb Jahren werden nun auch EuroStaatsanleihen in großem Stil direkt gern, schlechtere Bonitäten einzugevon der EZB angekauft. Auf diese hen oder auf andere Assetklassen,
Weise soll insbesondere die ver- wie etwa Aktien, umzusteigen.
Dabei werden die direkten Einflüsmeintliche Deflationsgefahr bekämpft, die schleppende Kreditverga- se des neuen EZB-Programms auf
be wieder stimuliert und die Kon- das Wirtschaftswachstum und die Injunktur der Europäischen Währungs- flation zwar verhältnismäßig überunion (EWU) weiter auf Trab ge- schaubar ausfallen, die indirekten Efbracht werden. An den Kapitalmärk- fekte dürften sich aber positiv auf euten werden die Karten durch die ropäische Unternehmen und die heimischen Aktienmärkte auswirken.
Maßnahmen der EZB neu gemischt.
Dazu gehört beispielsweise der anhaltend schwache Euro, der die ExVeränderte Spielregeln
portaussichten verbessert und damit
So befinden sich die ohnehin die Hoffnung auf steigende Unterschon niedrigen Renditen festver- nehmensgewinne nährt. So wird die
zinslicher Wertpapiere weiter im hohe Nachfrage der EZB viele AnleiSinkflug. Die Nominalrendite zehn- heinvestoren dazu zwingen, ihre Enjähriger Bundesanleihen ist inzwi- gagements in europäischen Staatsanschen auf 0,16 % gefallen. Bei Fällig- leihen zu reduzieren und insbesonkeiten von bis zu sieben Jahren sind dere auf den amerikanischen Bonddie Renditen negativ. Schweizer markt umzuschwenken, mit entspreStaatsanleihen weisen sogar erst ab chenden Folgen für das Angebot an
einer Laufzeit von 15 Jahren positi- Euro und die Nachfrage nach USve Nominalrenditen auf, und selbst Dollar.
Losgelöst von der EZB sind positifür Unternehmensanleihen guter
Qualität bekommen Gläubiger der- ve Impulse auch von den rückläufigen Rohölpreisen zu erwarten. Zum
zeit weniger als 1 % Zinsen.
Sichere positive Realrenditen wer- einen reduzieren sich bei vielen Firden wohl für lange Zeit eine Wunsch- men die Energiekosten, auf der andevorstellung bleiben. Oder anders aus- ren Seite führen abnehmende Ausgagedrückt: Anleger, die nicht dazu be- ben für Energie im Privatbereich tenreit sind, Risiken einzugehen, müs- denziell aber auch zu einem Anstieg
sen reale Wertverluste akzeptieren. des übrigen Konsums. Für DividenDass sich diese keineswegs im margi- dentitel rein fundamental betrachtet
nalen Bereich bewegen, lässt sich also gute Voraussetzungen, wenn an
Börsen-Zeitung, 17.4.2015
Mitte März war es soweit. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei
der Flutung der Märkte mit Liquidität eine neue Phase eingeleitet. Mindestens in den kommenden einein-
Andere sehen das
mit den Spreads nicht
so eng. Wir schon.
Dank Best-Price-Prinzip gewährleisten wir besonders günstige
An- und Verkaufspreise in allen Wertpapierklassen.
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den Aktienmärkten nicht bereits erste Ansätze von übertriebenem Optimismus in Folge der jüngsten geldpolitischen Maßnahmen erkennbar wären. So erwartet die DZ Bank für den
Dax zum Jahresende zwar einen
Stand von um die 12 500 Punkte,
der errechnete faire Wert liegt aber
nur bei 11 100 Zählern. Zwischenzeitliche Rückschläge sind somit
nicht ausgeschlossen.
Statt den Kursen auf hohem Niveau hektisch hinterherzulaufen,
sollte bei einem Einstieg bzw. dem
Aufstocken bestehender Positionen
„Statt den Kursen auf
hohem Niveau
hektisch hinterherzulaufen, sollte bei
einem Einstieg bzw.
dem Aufstocken
bestehender Positionen deshalb strategisch vorgegangen
werden und es
sollten Rücksetzer
abgewartet werden.“
deshalb strategisch vorgegangen
werden und es sollten Rücksetzer abgewartet werden. Für Engagements
kommen dann insbesondere ertragsstarke Aktien mit einer hohen und
nachhaltigen Dividende, wie beispielsweise die sogenannten „Dividendenaristokraten“ in Frage. Hierzu zählt die DZ Bank Unternehmen,
die seit mindestens zehn Jahren ununterbrochen Ausschüttungen geleistet und diese davon in wenigstens
acht Jahren angehoben oder stabil
gehalten haben. Hinzu kommen weitere Kriterien, wie eine erwartete Dividendenrendite von mindestens
3 %, eine Ausschüttungsquote unter
85 % sowie die Erfüllung bestimmter
Bilanzkennzahlen. Zu den Favoriten
unter den Dividendenaristokraten
Fortsetzung Seite B 3
Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Börsen-Zeitung Nr. 73
B3
Hoher Verbriefungsqualität kommt gesteigerter Wert zu
EZB sieht Asset Backed Securities als Wachstumsförderer – Exogene Faktoren beeinflussen Marktentwicklung
und nicht wie beispielsweise eine
Hausfinanzierung über mehr als 30
Jahre. Das verbriefte Forderungsportfolio verfügt zudem über eine hohe Granularität, da es aus vielen kleinen Verträgen zusammengesetzt ist,
die zumeist nur einem Einzelwert
zwischen 11 000 und 14 000 Euro
entsprechen. Dies führt zu einer breiten
Risikoverteilung
und einer weitaus risikoärmeren Struktur als bei
ImmobilienfinanzierunVon
gen. Nicht zuletzt ist das
Frank Fiedler
Kraftfahrzeug als Sicherheit schnell und einfach
zu veräußern und unterliegt geringen Wertschwankungen, so dass
der Restwert auch während der Laufzeit gut zu
Chief Financial Officer
kalkulieren ist.
der Volkswagen
Die Qualität dieser AsFinancial Services AG
setklasse spiegelt sich
im hohen Interesse der
folgreiche Transaktionen die Ausru- Investoren wider. So avancierte die
fezeichen. Das öffentliche Neuemissi- Transaktion Driver 12 der Volkswaonsvolumen von Asset Backed Secu- gen Finanzdienstleister mit einem
rities (ABS) in Europa belief sich im platzierten Volumen von 1,29 Mrd.
vergangenen Jahr auf etwa 70 Mrd. Euro zur größten europäischen AutoEuro. Das waren rund 20 Mrd. Euro ABS-Transaktion seit dem Beginn
mehr als im Vorjahr (plus 35 %). Da- der Finanzkrise. Zum Jahresauftakt
mit konnte erstmals seit 2007 der 2015 verzeichnete die Transaktion
Trend rückläufiger Neuemissionsvo- Driver 13 sogar die höchste Überzeichnung aller bisherigen Emissiolumina gestoppt werden.
nen der Volkswagen Financial Services seit Auflegung des ersten ProNiedrige Zinsaufschläge
gramms Mitte der neunziger Jahre.
Etwa ein Viertel des gesamten
Marktes (16,5 Mrd. Euro) entfiel auf
Wichtig für Refinanzierung
Verbriefungen von Forderungen aus
Finanzierungs- und LeasingverträFür die automobilen Finanzdienstgen von Fahrzeugen, sogenannte Au- leister als Emittent sind Auto-ABS eito-ABS. Diese zeichneten sich durch ne bedeutende Refinanzierungsquelbesonders niedrige Zinsaufschläge le, um Autokäufern attraktive Finanund hohe Überzeichnungen einzel- zierungs- und Leasingkonditionen
ner Transaktionen aus – eine Sonder- anzubieten. Diese Absatzunterstütstellung, die mit der expliziten Eig- zung ist von hoher Bedeutung für
nung von Autofinanzierungen für die Automobilindustrie. Heute werdie Verbriefung erklärt werden den in Deutschland rund drei Viertel
kann. Denn auch wenn das Grund- aller verkauften Fahrzeuge finanprinzip für alle Asset Backed Securi- ziert oder geleast. Das zeigt: Autoties identisch ist, unterscheiden sie ABS tragen maßgeblich zur Untersich durch die Art der verbrieften stützung der Realwirtschaft respektiForderungen erheblich: Finanzie- ve der Automobilindustrie bei.
rungs- und Leasingverträge von Schließlich betrug die durchschnittliFahrzeugen generieren einen gut che Refinanzierung der automobilen
prognostizierbaren Zahlungsstrom Finanzdienstleister über Auto-ABS
und besitzen überschaubare Laufzei- im vergangenen Jahr rund 10 %.
ten. Schließlich läuft eine AutofinanSeit der Subprime-Krise genießen
zierung nur über rund drei Jahre Asset Backed Securities jedoch keiBörsen-Zeitung, 17.4.2015
Für den europäischen Verbriefungsmarkt war 2014 ein ereignisreiches
Jahr. Neben der bereits länger währenden Regulierungsdiskussion waren die Ankündigung des ABS-Ankaufprogrammes durch die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang September sowie einige besonders er-
nen guten Ruf in der Öffentlichkeit.
Denn Verbriefungen zweitklassiger
amerikanischer Immobilienkredite
waren einer der Auslöser der weltweiten Finanzkrise. Wie das Beispiel
Auto-ABS zeigt, ist das Segment der
Asset Backed Securities jedoch deutlich vielschichtiger und sollte differenzierter betrachtet werden. Besonders ausdrucksstark belegen dies die
Ausfallquoten: Lag die Ausfallrate
von ABS aus den USA in den vergangenen sieben Jahren bei 19,2 %, belief sich die vergleichbare Ausfallra-
„Dass hochwertige
Asset Backed Securities den beschriebenen positiven Effekt
auf die Volkswirtschaft haben, bestätigt die Europäische
Zentralbank.“
te europäischer ABS auf nur 1,58 %.
Dieser Wert liegt sogar noch unter
klassischen Unternehmensanleihen.
Deutsche Auto-ABS verzeichneten
während der gesamten Periode nicht
einen einzigen Ausfall. Aus diesem
Grund gilt es bei den Verbriefungen
zwischen qualitativ hoch- und weniger hochwertigen Produkten zu unterscheiden.
Bei den aktuellen Regulierungsbestrebungen zum Securitisation Framework des Baseler Ausschusses
und zum Verordnungsvorschlag der
EU-Kommission zu Geldmarktfonds
ist dies bislang jedoch nicht der Fall.
Dabei ist eine differenziertere Betrachtung des Verbriefungsmarktes
zwingend erforderlich. Nur so lassen
sich negative Auswirkungen auf
funktionierende und risikoarme
Marktstrukturen sowie auf die Realwirtschaft vermeiden. Nach den aktuellen Regulierungsentwürfen des
Baseler Ausschusses müssten Banken für die Investition in Auto-ABS
deutlich mehr Eigenkapital vorhalten als bisher. Der Verordnungsvorschlag für Geldmarktfonds enthält
ein faktisches Verbot der Investition
in Auto-ABS.
Dies würde beide Investorengruppen, welche zusammen rund 60 %
der Investitionen in Auto-ABS tätigen, als Anleger nahezu ausschließen. Darum sind die entwickelten
Regulierungsmaßnahmen mit Blick
auf die deutsche und europäische
Volkswirtschaft, für welche die Automobilwirtschaft einen unverzichtbaren Faktor darstellt, nicht zielführend. Ein bedeutendes Refinanzierungsinstrument der automobilen Finanzdienstleister droht beschädigt
zu werden.
Einschätzung der EZB
Dass hochwertige Asset Backed Securities den beschriebenen positiven
Effekt auf die Volkswirtschaft haben,
bestätigt die Europäische Zentralbank. Im September des letzten Jahres hat sie das „ABS Purchase Programme (ABSPP)“ aufgelegt, ein
zweijähriges Programm, in dessen
Rahmen sie europäische ABS ankaufen möchte. Die Maßnahme ist eine
Folge der unerwartet schwachen
wirtschaftlichen Entwicklung im Eu-
roraum mit einer Verschlechterung
von Wachstums- und Inflationsraten
sowie deren Prognosen. Da ABS –
vor allem in Ländern wie Italien und
Spanien – ein gängiges Refinanzierungsinstrument sind, verspricht
sich die EZB dadurch eine steigende
Kreditvergabe und somit eine Belebung der lokalen Wirtschaft. Denn
ganz im Gegensatz zu den attraktiven und stark nachgefragten AutoABS blieben Banken in Spanien bis
heute zum Teil auf 99 % ihrer ABSVolumina sitzen.
Unpopuläre Transaktionen
Diese unpopulären Transaktionen
benötigen Unterstützung. Dabei war
eine positive Folge des ABSPP für
den europäischen Verbriefungsmarkt bereits im vergangenen Jahr
zu beobachten: Das Stigma, welches
Verbriefungen seit Ausbruch der Finanzkrise anhaftet, konnte abgeschwächt und die Performance europäischer Verbriefungen ins rechte
Licht gerückt werden. Gleichwohl
birgt ein Eingriff in funktionierende
Marktsegmente auch Gefahren.
Denn wenn private Investoren zum
Beispiel durch ein Crowding-out aus
dem Markt gedrängt würden, nähme dieser langfristig Schaden. Bis
zum Jahresende hatte die EZB ein
Volumen von rund 1,75 Mrd. Euro
angekauft.
Die Qualität von Auto-ABS belegen jedoch nicht nur Struktur, Platzierungsvolumina, Überzeichnungen und Spreadeinengungen, sondern insbesondere auch Auszeichnungen unabhängiger Finanzexperten. So haben vier Fachmedien etwa
die erste Auto-ABS-Transaktion von
Volkswagen Financial Services in
China, Driver China one, als beste
Verbriefungstransaktion des Jahres
2014 in Asien ausgezeichnet. Als entscheidender Grund für die Prämierungen wurde stets angeführt, dass
die Transaktion auch in China den
gleichen Strukturprinzipien und Berichten folgte, die weltweit für qualitativ hochwertige ABS stehen.
Es zeigt sich, dass die Marktakteure gesteigerten Wert auf hohe Verbriefungsqualität legen. In Segmenten mit entsprechend hoher Qualität
funktioniert der Markt ausgezeichnet. Deshalb ist für 2015 ceteris paribus mit einem stabilen europäischen
Emissionsvolumen zu rechnen. Allerdings werden auch exogene Marktfaktoren wie das ABS-Ankaufpro-
„Ein bedeutendes
Refinanzierungsinstrument der automobilen Finanzdienstleister droht beschädigt zu werden.“
gramm und die Weiterentwicklung
der Regulierungsdiskussionen darüber entscheiden, wie sich der Markt
in den kommenden Monaten und
Jahren weiterentwickeln wird. Eine
differenzierte Betrachtung des Verbriefungsmarktes ist deshalb zwingend geboten. Denn die Lage des
ABS-Marktes ist über den Kreditfluss
unmittelbar mit der Realwirtschaft
verbunden.
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EINFACH INVESTIEREN UND
WIEDER AUSSTEIGEN.
MIT ROHSTOFF-ZERTIFIKATEN VON HSBC.
Liquidität als Treiber
Fortsetzung von Seite B 2
zählen aus dem Dax derzeit die Deutsche Post und Siemens.
Anleger, die aufgrund der aktuellen Höchststände ein Direktinvestment in Aktien derzeit jedoch scheuen, können alternativ auch über Engagements mit Risikopuffer nachdenken. Hierfür geeignete Produkte
sind beispielsweise Aktienanleihen,
Bonus- und BonusCap-Zertifikate.
Bei Aktienanleihen kommt unabhängig von der Wertentwicklung
des Basiswerts ein Zinsbetrag zur
Auszahlung. Mögliche Kursverluste
der Aktie selbst können auf diese
Weise abgefedert werden. Bonusund BonusCap-Zertifikate zahlen bei
Fälligkeit dagegen einen bestimmten Bonusbetrag aus, sofern der Basiswert die festgesetzte Barriere im
entsprechenden Beobachtungszeit-
„Anleger, die aufgrund der aktuellen
Höchststände ein
Direktinvestment in
Aktien derzeit jedoch
scheuen, können alternativ auch über
Engagements mit
Risikopuffer nachdenken.“
raum nicht berührt oder durchbricht. Gleichzeitig bietet die Variante ohne Cap die Möglichkeit, an einer Aufwärtsbewegung des Underlying unbegrenzt teilzuhaben.
Zudem zeigen die regelmäßig
vom Deutschen Derivate Verband
veröffentlichten
Aktienanleihenund Bonus-Indizes (www.derivateverband.de/DEU/Transparenz/IndexReports) die gute Performance,
die mit diesen Derivatetypen in den
vergangenen Jahren im Vergleich
zum Euro Stoxx 50 zu erzielen war.
Dass Aktienanleihen wesentlich geringere Kursschwankungen aufweisen als die zugrunde liegenden Aktien, wird hieraus ebenfalls deutlich.
Für Zertifikate-Anlagen kommen
als potenzielle Basiswerte wiederum
die bereits genannten Dividendenaristokraten in Frage. So lässt sich
mit einer Aktienanleihe auf die Deutsche Post bei einem aktuellen Aktienkurs von 29,91 Euro (Stand am 8.
April 2015) auf Sicht von sechs Monaten beispielsweise eine aufs Jahr
umgerechnete Rendite von 9,6 % erzielen. Einzige Voraussetzung: Die
Anteile des Unternehmens notieren
bei Fälligkeit der Anleihe auf oder
über 29,41 Euro. In die Verlustzone
geraten Besitzer des Papiers nur
dann, wenn die Aktie am Bewertungstag, dem 18. Dezember 2015,
weniger als 27,42 Euro kostet
(Stand am 8. April 2015).
Bei einem exemplarisch genannten BonusCap-Zertifikat auf Siemens entstehen dagegen nur dann
Verluste, wenn der Basiswert die Barriere von 76 Euro bis zum 16. März
2016 (Bewertungstag) berührt oder
unterschreitet. Dies entspräche bei
einem aktuellen Aktienpreis von
101,40 Euro (Stand am 8. April
2015) aus heutiger Sicht einem Kursrückgang von 25 % (Stand am 8.
April 2015). Bei unverletzter Barriere ergibt sich dagegen eine aufs Jahr
umgerechnete Rendite von 8 %
(Stand am 8. April 2015).
Dabei kann sich etwas Geduld
beim Erwerb von Derivaten übrigens
gleich in zweierlei Hinsicht auszahlen. Zum einen führen etwaige Rückgänge am Aktienmarkt zu einer Absenkung des Einstiegsniveaus und
damit zu einer höheren zu erwartenden Gesamtrendite. Zum anderen
sind „Dips“ oft aber auch mit einem
Anstieg der impliziten Volatilität verbunden, was zu einer zusätzlichen
Verbesserung der Konditionen von
Aktienanleihen und Bonuszertifikaten führen kann. Somit spricht angesichts des Marktumfelds viel für ein
Chance-Risiko-optimiertes Investment mit Hilfe der genannten Zertifikate-Strukturen.
Nichts ist einfacher, als den Lichtschalter an- und auszuschalten. An der Preisentwicklung von Rohstoffen
zu partizipieren darf nicht viel komplizierter sein. Dazu ist es weder notwendig Gold zu Hause zu lagern, noch an
den Terminmärkten Öl-Kontrakte zu erwerben. Einfacher geht es mit Rohstoff-Zertifikaten von HSBC. Denn
Zertifikate auf den Gold-, Silber- oder Ölpreis können Sie in der Regel börsentäglich kaufen oder verkaufen.
Verhält sich der Markt entgegen Ihrer Erwartung, so können Sie schneller reagieren und den Schalter einfach
umlegen. Erhalten Sie den Glanz in Ihrem Depot – mit Rohstoff-Zertifikaten von HSBC.
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Anleger sollten die Währungsrisiken bei Rohstoffen berücksichtigen
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Wertpapiere dar und können eine individuelle Anlageberatung durch die Hausbank nicht ersetzen. Die Basisprospekte und die Endgültigen Bedingungen erhalten Sie über die Internetseite
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B 4 Börsen-Zeitung Nr. 73
Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Mittels Express-Zertifikaten mit Vollgas zum Ziel
Clevere Alternative zum Direktinvestment – Im positiven Fall nach wenigen Monaten eine feste Rückzahlung, selbst wenn die Märkte stillstehen sollten
te-Typ regelmäßig neue Liebhaber
dazu. In der Regel beziehen sich die
Papiere auf Indizes wie beispielsweise den Euro Stoxx 50, den amerikanischen S & P 500 oder den Dax. Aktienkörbe aus einer Region oder Branche, aber
auch Einzelaktien und
seit Neuestem FremdVon
währungen sind ebenNicolai Tietze
falls als Basiswert möglich. Nicht ohne Grund
steht die gesamte Express-Familie in der Beliebtheitsskala aller derivativen
Wertpapiere
ganz weit oben, denn
Produktexperte,
sie ermöglicht PrivatanDeutsche Asset &
legern attraktive ErgebWealth Management
nisse bei überschaubaren Risiken. Dazu müslerweile erreicht, und Anleger rei- sen sich die Kurse noch nicht mal beben sich verwundert die Augen. wegen. Dieser Zertifikate-Typ spielt
Dass der Dax in dieser Schnelligkeit daher besonders in seitwärts tendievon Rekord- zu Rekordhoch eilt, ha- renden Märkten seine Stärke aus.
Die Funktionsweise ist relativ einben sich die meisten Anleger nicht
vorstellen können. Der aktuelle fach zu verstehen: Angenommen, eiTrend wird aber nicht ewig fortsetz- ne x-beliebige Aktie kostet 100 Euro.
bar sein und könnte in einer länge- Der Anleger entscheidet sich, statt
ren Seitwärtsphase münden. Für An- der Aktie ein Express-Zertifikat auf
leger, die der Meinung sind, dass die Aktie zu kaufen, und zahlt dafür
sich die Märkte in Zukunft weiter ebenso 100 Euro. Das Zertifikat hat
eher horizontal bewegen werden, beispielsweise fünf jährliche Beobkönnten Express-Zertifikate das pas- achtungstermine, an denen eine vorzeitige Rückzahlung geprüft wird
sende Anlageprodukt sein.
(siehe dazu das Auszahlungsprofil).
Die Rückzahlungsbeträge steigen im
Kurze Laufzeit möglich
Beispiel jährlich von 110 Euro bis
Express-Zertifikate sind bereits auf 150 Euro. Die Einlösungsschwelseit mehr als zehn Jahren am Markt. le liegt bei 100 Euro. Ein Jahr später
Das Handelsvolumen in der Produkt- am ersten Beobachtungstermin: Die
kategorie lag in Deutschland laut ak- Aktie notiert weiterhin bei 100 Euro.
tueller Börsenumsatzstatistik des Nun passiert Folgendes: Der ZertifiDeutschen Derivate Verbands (DDV) kate-Inhaber erhält 110 Euro zuim Dezember 2014 bei 45,1 Mill. Eu- rück. Er kann sich also über eine Renro. Insgesamt gewinnt der Zertifika- dite von 10 % freuen (abzüglich eiBörsen-Zeitung, 17.4.2015
Der größte deutsche Aktienindex
Dax kennt in den ersten Monaten
dieses Jahres kein Halten mehr. Die
Kursziele vieler Analysten sind mitt-
nes eventuell gezahlten Ausgabeaufschlags), obwohl die Aktie stillstand.
Solange die Aktie auf oder über 100
Euro notiert, erhält der Anleger 110
Euro für das Zertifikat. Auch wenn
die Aktie bei 120 Euro stünde: Mehr
als 110 Euro gibt es nicht. Der Tag,
an dem die 110 Euro gezahlt werden, beziehungsweise auch alle folgenden Beobachtungstermine, steht
von vornherein fest. Kommt es zur
Auszahlung, endet an diesen Tagen
auch die Laufzeit des Express-Zertifikats.
Situation bei Kursrückgang
Was passiert jedoch, wenn die Aktie fällt und nach einem Jahr unter
der Einlösungsschwelle von 100 Euro notiert? In diesem Fall läuft das
Zertifikat ganz normal weiter, und
zwar ein weiteres Jahr. Steht die Aktie am zweiten Beobachtungstermin
auf mindestens 100 Euro, dann
kommt es zur Auszahlung. Und zwar
nicht etwa „nur“ zu 110 Euro, sondern nun zu 120 Euro. Der Anleger
erhält also weitere 10 Euro obendrauf. Steht die Aktie dagegen wiederum unter 100 Euro, passiert das
Gleiche wie ein Jahr zuvor: Die Laufzeit verlängert sich um ein weiteres
Jahr. In der Regel kann dies maximal fünf Jahre geschehen; irgendwann muss es zur Rückzahlung kommen.
Zum Schluss, also nach fünf Jahren, kommt eine Barriere ins Spiel.
Denn selbst wenn am letzten Beobachtungstermin die Aktie im Beispiel
unter 100 Euro notiert, hat der Anleger, anders als bei einer Aktie, nicht
zwangsläufig einen Verlust erlitten.
Entscheidend ist dann eine Verlustschwelle (Barriere), die beispielswei-
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se bei 70 Euro liegen kann und dem
Anleger bereits beim Kauf des Zertifikats bekannt ist. Liegt also die Aktie
am Ende zwischen 70 und 100 Euro,
dann gibt es den Emissionskurs von
100 Euro zurück. Steht die Aktie indessen unter 70 Euro, so erfolgt eine
Auszahlung in der Höhe des Kurses
der Aktie.
Seitwärtsmärkte bevorzugt
Wie die Grafik veranschaulicht,
können Express-Zertifikate vor allem in seitwärts und leicht steigenden Märkten voll überzeugen. In diesen beiden Marktphasen schneidet
der Zertifikate-Besitzer bei positiver
Rendite besser ab als der Aktionär.
Selbst in leicht fallenden Märkten
bis zur Barriere sieht es für ihn im
Gegensatz zum Aktionär besser aus,
da er bis auf einen eventuell gezahlten Ausgabeaufschlag keinen Verlust erleidet. In stark fallenden Märkten stimmt die Zertifikate-Auszahlung, wie die Grafik zeigt, mit jener
der Aktienanleger überein. Das bedeutet, dass der Aktionär nur in stärker steigenden Märkten besser abschneidet, aber dafür auch in der
Bandbreite bis zur Barriere ein deutlich höheres Verlustrisiko tragen
muss.
Der Express-Zertifikate-Anleger
hat, wenn die Zahlung nicht bereits
nach einem Jahr erfolgt ist, somit jedes Jahr wieder von Neuem bis zum
Ende der Laufzeit die Chance auf eine attraktive, steigende Auszahlung.
Nur wenn bis zum Ende der Laufzeit
niemals an einem der Beobachtungstage die Ausgangsschwelle überschritten worden ist, kommt die Barriere ins Spiel. Und erst wenn diese
unterschritten sein sollte, kommt es
zu einem deutlichen Verlust. Ex-
press-Zertifikate sind mit unterschiedlichen Merkmalen ausgestattet, beispielsweise mit halbjährlichen Beobachtungsterminen oder
wie im Beispiel auch mit jährlich fallenden Einlösungsschwellen. Einer
der wichtigsten Faktoren für die Ausgestaltung von Express-Zertifikaten
ist neben der Dividendenrendite vor
allem die Volatilität des Basiswertes.
Bewegt sich dieser mit höheren Ausschlägen, kann der Emittent, in diesem Fall die Deutsche Bank, in der
Regel mit besseren Konditionen aufwarten. Das ist auch der Grund, warum Express-Zertifikate auf Einzelwerte häufig die bessere Ausgestaltung aufweisen können.
Frühzeitiges Laufzeitende
Das häufigste Problem: Bei der
Entscheidung für ein Express-Zertifikat muss sich der Anleger darüber
immer im Klaren sein, dass dessen
Laufzeit unter Umständen früher als
erwartet mit einem Gewinn endet
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Impressum
Börsen-Zeitung
Sonderbeilage
Strukturierte Anlageprodukte
Am 17. April 2015
Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer
Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich)
Technik: Tom Maier
Typografische Umsetzung: Cornelia Scherer
DekaBank Deutsche Girozentrale. Verwaltende Gesellschaft DekaBank Deutsche Girozentrale Luxembourg S.A.
Allein verbindliche Grundlage für den Abschluss einer Vermögensverwaltung mit Investmentfonds sind die jeweiligen
Sonderbedingungen, die Sie bei Ihrer Sparkasse oder Landesbank oder von der DekaBank Deutsche Girozentrale
Luxembourg S.A. und DekaBank, 60625 Frankfurt erhalten.
Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16,
60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115,
Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173.
Geschäftsführung: Ernst Padberg (Vorsitzender), Dr. Jens Zinke
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH;
Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf
Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Börsen-Zeitung Nr. 73
B5
Inflationsprodukte in Zeiten niedriger Zinsen nutzen
Erwartung steigender Inflation rückt Anlagechancen in den Blick – Durch vielfältige Ausgestaltungsvarianten lassen sich unterschiedliche Präferenzen abbilden
Börsen-Zeitung, 17.4.2015
Seit mehr als zwei Jahren fallen die
Inflationsraten sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland – scheinbar ohne einen Boden zu finden. Zuletzt hatte die Inflationsrate im Euroraum die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angepeilte 2-%-Marke im Dezember 2012 überschritten.
Nach 25 Monaten Talfahrt fiel sie im
Januar 2015 mit – 0,6 % auf den bis
dahin tiefsten Stand vom Juli 2009.
Auch in Deutschland ging die Inflationsrate im gleichen Zeitraum zurück: von 2 % im Dezember 2012 auf
– 0,4 % im Januar 2015.
Maßnahmen der EZB
Vor diesem Hintergrund richtet
die Europäische Zentralbank ihr
Hauptaugenmerk darauf, dem Abwärtstrend der Inflation entgegenzuwirken. Durch den Kauf von Staatsanleihen der Euro-Teilnehmerstaaten mit einem Volumen von 1,14
Bill. Euro bis September 2016 will
sie die Inflationsrate wieder an die
2-%-Zielmarke heranführen. Sie
dürfte damit für einen weiteren Renditeschwund bei den Anleihen der
Euro-Staaten sorgen. Da die Ankäufe deutscher Staatsanleihen dabei
den größten Anteil haben werden
(die Verteilung erfolgt nach dem Kapitalschlüssel der nationalen Notenbanken bei der EZB), ist davon auszugehen, dass die Renditen für deutsche Staatspapiere bis Herbst nächsten Jahres überproportional fallen
dürften. Zumal die angekündigte
Haushaltsdisziplin die Ausgabe von
deutschen Staatsanleihen begrenzen
sollte.
Auch wenn immer von der Inflationsrate gesprochen wird, handelt es
sich hierbei um eine Rechengröße,
die die Preisentwicklung verschiedenster Güter eines durchschnittlichen Warenkorbes widerspiegelt.
Deshalb lohnt es sich, die Preisentwicklung der einzelnen Güter genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Inflationskernrate in der Eurozone, das heißt die Inflationsrate ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol
und Tabakwaren, deren Anteil rund
30 % des Warenkorbes der Gesamtin-
„Wenn Anleger vor
dem Hintergrund der
aktuellen geldpolitischen Maßnahmen
der EZB und der Ölpreisentwicklung von
steigenden Preisen
ausgehen, sollten
sie bei ihrer Anlageentscheidung
Inflationsanleihen
berücksichtigen.“
flationsrate ausmacht, verzeichnete
einen deutlich geringeren Rückgang
als die Gesamtinflationsrate: von
1,5 % im Dezember 2012 auf 0,6 %
im Januar 2015. Die große Differenz
erklärt sich hauptsächlich durch die
Ölpreisentwicklung. Der Preis für
ein Barrel der Nordsee-Rohölsorte
Brent ist zwischen dem Jahresende
2012 und Mitte Januar 2015 um
knapp 60 % gesunken. Da Öl in USDollar abgerechnet wird, muss hier
die Veränderung des Euro/US-Dollar-Wechselkurses
berücksichtigt
werden. Selbst bereinigt um Währungskurseffekte beträgt der Ölpreisverfall über 40 %.
Deutlich zeigte sich die Wirkung
des Ölpreisverfalls auf die Inflationsrate bereits in den Jahren 2008 und
2009. Durch den Ölpreiseinbruch
um über 70 % innerhalb von nur
sechs Monaten in der zweiten Jahreshälfte 2008 rutschte die Inflationsrate in der Eurozone 2009 erstmals für
mehrere Monate ins Minus. Als der
Ölpreis wieder anzog, kletterte auch
die Inflationsrate und überschritt
schon Ende 2010 wieder die 2-%Marke.
Ölpreis beeinflusst Inflation
Seit seinem Tiefpunkt Mitte Januar 2015 hat der US-Dollar-Preis für
ein Barrel Brent wieder rund 30 %
zugelegt. Der Anstieg des US-Dollar
gegenüber dem Euro, auch verstärkt
durch die Ankündigung der monetären Lockerung der EZB, erhöhte den
Rohölpreis in Euro damit seitdem
um insgesamt rund 40 %. Wenn sich
diese Preisentwicklung fortsetzt
oder zumindest nicht umkehrt, sollte dies allein die Inflationsrate in der
Eurozone im kommenden Jahr anheben. Gegen ein kurzfristiges erneutes Abfallen des Ölpreises sprechen
weltweite Konflikte, beispielsweise
im Irak und in Syrien. Auch die unklare Lage im Osten der Ukraine so-
Trader sehen im Money-Management
die Lebensversicherung für ihr Depot
Chance, bei niedrigen Inflationsraten eine über die Inflationsrate hinausgehende Verzinsung zu erhalten.
Auch im Falle eines Deflationsjahres
reduziert sich nicht der Anlagebetrag. Je nach Ausgestaltung kann es
lediglich zu einem Ausfall der Zinszahlung kommen.
Beim zweiten Typ
von Inflationsanleihen
erfolgt die Rückzahlung
Von
zu 100 % plus InflationsOlaf Hummels
ausgleich über die Gesamtlaufzeit. Auch hier
gibt es verschiedene Varianten. Vorherrschend
ist der sogenannte „Linker“, der de facto bei alSenior Structurer für
len an die Inflationsrate
Retail-Fundinggekoppelten StaatsanleiProdukte bei der
hen genutzt wird – auch
HSH Nordbank AG
bei den Inflationsanleihen des Bundes. Der Linan sich schon eine große Herausfor- ker friert sozusagen die Kaufkraft
derung bei der Wahl des richtigen zum Auflegezeitpunkt der InflationsAnlagepapieres dar. Wer weiterhin anleihe ein, indem alle Zahlungen
in Zinspapiere investieren möchte der Anleihe zur Kaufkraft zum Aufleund zudem einen Inflationsanstieg gezeitpunkt durchgeführt werden.
für möglich hält, dem bieten inflati- Hierfür wird der Inflationsindex
onsgekoppelte Wertpapiere gute zum jeweiligen Zinszahlungs- oder
Chancen. Grundsätzlich lassen sich Rückzahlungszeitpunkt mit dem Inzwei Arten unterscheiden: Zum ei- dexstand zum Emissionszeitpunkt
nen gibt es Inflationsanleihen, deren der Anleihe ins Verhältnis gesetzt. AlRückzahlung zu 100 % erfolgt. Sie le anstehenden Zinszahlungen sounterscheiden sich damit von klassi- wie der Rückzahlungsbetrag werden
schen festverzinslichen Wertpapie- mit dem resultierenden Quotienten
ren nur in der an die Inflationsrate multipliziert.
Bei positiven Jahresinflationsragekoppelten Verzinsung. In Abhängigkeit von der Entwicklung der In- ten steigt somit die Zinszahlung jeflationsrate erhält der Anleger mehr des Jahr leicht an und zum Laufzeitende erfolgt die Rückzahlung mit
oder weniger Zinsen.
Je nach Ausstattung der Anleihe vollem Inflationsausgleich. Ein Beigibt es eine Mindestverzinsung spiel ist die erste fällige Inflationsan(Floor) und/oder eine Maximalver- leihe des Bundes (WKN 103051),
zinsung (Cap). Innerhalb dieser Zins- die im April 2013 nach sechsjähriger
begrenzungen wird die Inflationsra- Laufzeit zu rund 112,5 % zurückgete, gegebenenfalls mit einem Faktor zahlt wurde und damit 12,5 % Inflatimultipliziert oder auch mit einem onsausgleich enthielt. Beide VarianZinsaufschlag, als Zinssatz gezahlt. ten nutzen in der Regel als InflationsSo erhält der Anleger einen Inflati- maß den Inflationsindex der Eurozoonsausgleich bis zum Cap und hat ne ohne Tabakwaren. Durch die gebei vorhandenem Floor auch die meinsame Währung ist die Inflationswie die bei zu niedrigen Rohölpreisen nicht mehr rentable Förderung
von Schieferöl in den USA sprechen
dagegen.
Für den in Zinspapiere anlegenden sicherheitsorientierten Anleger
stellt die aktuelle Niedrigzinsphase
rate der Eurozone, die zudem Steuerungsgröße der EZB ist, für Anleger
von noch höherer Bedeutung als die
jeweils nationale Inflationsrate und
findet sowohl bei Staatsanleihen als
auch bei Emissionen von Banken Anwendung.
Erwartungen mit einbeziehen
Wenn Anleger vor dem Hintergrund der aktuellen geldpolitischen
Maßnahmen der EZB und der Ölpreisentwicklung von steigenden
Preisen ausgehen, sollten sie bei ihrer Anlageentscheidung Inflationsanleihen berücksichtigen. Aufgrund
der vielfältigen Ausgestaltungsvarianten lassen sich unterschiedliche Erwartungshaltungen und Präferenzen abbilden. Hierbei spielt auch die
„Wer weiterhin in
Zinspapiere investieren möchte und
zudem einen Inflationsanstieg für möglich hält, dem bieten
inflationsgekoppelte
Wertpapiere gute
Chancen.“
Wahl des Emittenten eine wichtige
Rolle, da je nach Bonität des Emittenten das Zinsniveau variiert. Das Bonitätsrisiko des Emittenten sollte der
Anleger bei seiner Anlageentscheidung deshalb in jedem Fall berücksichtigen. Abgesehen davon bieten
sich bei Emissionen von Banken aber
naturgemäß höhere Renditechancen
als bei Staatspapieren, zumindest
wenn man ausschließlich an deutsche Emittenten denkt.
Setzen eines Stop-Loss ist so selbstverständlich wie das Anschnallen im Auto
anleger vom Aktienmarkt fernzuhalten. Beratungsprotokolle, Produktinformationsblätter oder das kommende Kleinanlegerschutzgesetz sind
vom Ansatz gut gemeint, machen
die klassische Wertpapierberatung
jedoch zu einem bürokratischen
und juristischen Akt,
der die Beratung in der
Masse schlichtweg unrentabel macht. Einige
Von
Institute haben in der
Matthias Hüppe
Folge ihre individuelle
Beratung für Retail-Kunden längst eingestellt.
Anleger, die sich trotz
der beschriebenen HinDirektor, Leiter Derivati- dernisse nicht von eives Public Distribution, nem Investment am Aktienmarkt abhalten lasHSBC Trinkaus &
sen, sehen sich oft geBurkhardt AG
zwungen, ihr Vermögen
selbst zu verwalten.
Anleger was? Er meidet die Aktie Und gerade Selbstentscheidern fehlt
und kauft Rentenpapiere. Während oftmals das entsprechende Timing
laut BVI Rentenfonds ihren Nettomit- für den Ein- und im Besonderen für
telzufluss in 2014 gegenüber 2013 den Ausstieg. Die Kunst liegt nicht
verdoppeln konnten, meldet das darin, in Hausse-Phasen vom AnDeutsche Aktieninstitut (DAI) den er- stieg der Aktienmärkte zu profitieneuten Rückgang bei den Aktionä- ren. Bei der Wahl des Verkaufszeitren. Rund eine halbe Million Anle- punktes trennt sich die Spreu vom
ger haben allein im Jahr 2014 der Weizen. Während Gewinne häufig
Aktie den Rücken gekehrt. Nur noch zu früh mitgenommen werden, verknapp 13 % der Bevölkerung sind di- lässt viele Anleger der Mut, sich bei
rekt oder indirekt im Aktienmarkt in- fallenden Notierungen auch mal von
einem Investment zu trennen. Ein revestiert.
Fehlt es den Deutschen an Vertrau- alisierter Verlust wirkt wie ein Fehen in die eigene Wirtschaft? Mitnich- lereingeständnis. Nicht häufig überten, die Bundesbürger sind stolz auf steigen so die (Buch-)Verluste die redie eigene Wirtschaftsleistung und alisierten Gewinne. Eine KombinatiProdukte „Made in Germany“. Was on, die langfristig häufig zu Kapitalverlusten führt.
Börsen-Zeitung, 17.4.2015
Es ist schon paradox, während der
Deutsche Aktienindex (Dax) von
Höchststand zu Höchststand springt
und selbst die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen sich dem Nullpunkt nähert, macht der deutsche
Größere Verluste vermeiden
„Bei der Wahl des Verkaufszeitpunktes
trennt sich die Spreu
vom Weizen.“
fehlt, ist das Vertrauen in die Aktie
als langfristige Kapitalanlage. Die
Furcht vor einem erneuten Börsencrash wiegt weit höher als die Sehnsucht nach Rendite. Befeuert wird
diese Angst durch die sogenannten
„Crash-Propheten“, die infolge von
Korrekturen am Aktienmarkt von
den Covern der Finanzmagazine
und Boulevardzeitung die nächste Finanzkrise prophezeien.
Und auch der Gesetzgeber tut
sein Übriges, den potenziellen Klein-
Hier sollten Anleger von erfolgreichen Tradern lernen: Denn der dauerhafte Erfolg beim Trading liegt in
der Vermeidung größerer Verluste.
Im Rahmen des sogenannten MoneyManagement wird vor einer Investmententscheidung das Risiko (StopLoss) mit der Chance (Kursziel) in
Relation gesetzt. Nur wenn dieses
Verhältnis einen akzeptablen Wert
aufweist, wird gehandelt. Diese Disziplin gilt es auch nach dem Einstieg
aufrechtzuerhalten. Mit Erreichen eines Stop-Loss-Kurses wird die Position in jedem Fall geschlossen. „Verliebe dich nie in eine Aktie“ ist in diesem Bezug eine häufig zitierte Börsenweisheit. Erfolgreiche Trader sehen in ihrem Money-Management
die Lebensversicherung für ihr Depot, und das Setzen eines Stop-Loss
ist so selbstverständlich geworden
wie das Anschnallen im Auto. Privatanleger verlassen sich dagegen zu
häufig auf ihr Bauchgefühl.
Teilkapitalschutz-Zertifikate können eine Möglichkeit sein, mit einem vorab bekannten Verhältnis
von Chance und Risiko zu investieren. Die Funktionsweise ist schnell
erklärt. Teilkapitalschutz-Zertifikate
erlauben die Partizipation an der
Entwicklung von Aktien, Indizes
oder beispielsweise Währungspaaren ohne Anspruch an etwaigen Dividenden. Ein teilweiser Kapitalschutz
beschränkt den maximalen Verlust
des Zertifikates zum Laufzeitende.
Im Gegenzug ist die maximale Auszahlung des Zertifikates in der Regel
auf einen Höchstbetrag (Cap) begrenzt.
So erlaubt beispielsweise ein Teilkapitalschutz-Zertifikat auf die
Münchner Rück mit einer Laufzeit
von 16 Monaten eine Partizipation
an Kursgewinnen der Aktie ausgehend vom Startniveau bei Emission
in Höhe von 16 %. Die Partizipation
an Kursverlusten beträgt maximal
„Während Gewinne
häufig zu früh mitgenommen werden,
verlässt viele Anleger
der Mut, sich bei
fallenden Notierungen auch mal von
einem Investment
zu trennen.“
10 %. Das vorab bekannte Chance-Risiko-Verhältnis kommt besonders risikoaversen Anlegern entgegen, die
sich der Chancen an den Kapitalmärkten bewusst sind, sich jedoch
gegen starke Verluste bereits mit Beginn des Investments absichern wollen. Die Zertifikate sprechen somit
besonders Aktieneinsteiger und Wiederkehrer an, die sich ihrer Schwächen bei der Begrenzung von Verlusten bewusst sind. Aber auch Berater
zeigen Interesse an den Teilkapitalschutz-Strukturen, denn auch manchem Berater fällt es mitunter
schwer, seinen Kunden vom Verkauf
einer Position mit Verlust zu überzeugen, um Schlimmeres zu vermeiden.
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Rund 3.500 Aktien-Anleihen auf deutsche und
europäische Standard- und Nebenwerte sprechen
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B 6 Börsen-Zeitung Nr. 73
Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Discount-Zertifikate sind weiter auf dem Vormarsch
Vor allem in einem volatilen Marktumfeld und aufgrund ihrer Flexibilität können sie ihre Stärken ausspielen
des Produktes wird der Cap festgelegt und damit der maximal mögliche Ertrag (Höchstbetrag). Über die
Art und Höhe der Rückzahlung am
Ende der Laufzeit des Discount-Zertifikats bestimmt allein der Kurs der
zugrunde liegenden Aktie. Schließt
der Aktienkurs am Laufzeitende unter dem festgelegten Cap, dann erfolgt in der Regel die Rückzahlung
durch Lieferung des Basiswertes.
Schließt die Aktie auf
oder oberhalb des Caps,
erzielt das Discount-Zertifikat seinen maximaVon
len Ertrag und die RückAnouch Alexander
zahlung erfolgt in bar
Wilhelms
zum Höchstbetrag. Discount-Zertifikate bieten
insbesondere in Phasen
hoher Volatilitäten attraktive Konditionen.
Je höher die am
Markt erwartete VolatiliZertifikate-Experte bei
tät der Aktie ist, desto
der Commerzbank AG
höher ist der Discount
und damit desto niedriterschiedliche Discount-Zertifikate ger der Preis oder das Einstiegsnian. Und diese zählen bei deutschen veau des Discount-Zertifikates. Je
Zertifikate-Anlegern zu den belieb- länger die verbleibende Laufzeit ist,
desto höher ist auch der Discount.
testen Finanzprodukten.
Am Ende der Laufzeit entspricht der
Kurs des Discount-Zertifikates entweDen Überblick behalten
der dem Kurs der Aktie oder aber
Populär sind vor allem Discount- dem Höchstbetrag. Selbst wenn der
Zertifikate auf Aktien oder Aktienin- Basiswert am Fälligkeitstag deutlich
dizes. Darüber hinaus sind ebenfalls über dem Cap steht, wird maximal
Produkte auf Währungen und Roh- der Höchstbetrag ausgezahlt. Der
stoffe wie Gold oder Öl gefragt. Bei Höchstbetrag kann grundsätzlich
der Auswahl des „richtigen“ Dis- erst am Laufzeitende erreicht wercount-Zertifikats helfen viele darauf den. Der Cap ist somit eine entscheispezialisierte Seiten im Internet wei- dende Variable, mit der die persönliter. Die Anbieter stellen auf eigens che Anlagestrategie umgesetzt werdafür entwickelten Webauftritten den kann. Je niedriger der gewählte
Suchmaschinen zur Verfügung, da- Cap, desto höher ist der Discount bemit Anleger den Überblick behalten. zogen auf die Aktie.
Die während der Laufzeit zu erGrundsätzlich erhalten diese beim
Dividendenzahlungen
Kauf eines Discount-Zertifikats, im wartenden
Gegensatz zu einem Direktinvest- des Basiswertes beeinflussen den Disment, einen Preisnachlass bezie- count ebenfalls, denn je höher die Dihungsweise Discount auf den aktuel- vidende, desto höher ist auch der Dislen Kurs. Bereits bei der Emission count. In Bezug auf Kosten stellen
Börsen-Zeitung, 17.4.2015
Die Zahlen sprechen eine deutliche
Sprache: Um knapp 20 % stieg das in
Discount-Zertifikate investierte Volumen im Jahr 2014. Diese Produkte
spielen vor allem in der Phase der
niedrigen Zinsen ihre Vorteile aus.
Kaum verwunderlich also, dass Discount-Zertifikate weiter auf dem Vormarsch sind. In Deutschland bieten
rund 20 Banken knapp 180 000 un-
Discount-Zertifikate eine preislich attraktive Alternative dar, um strukturiert in Aktien zu investieren. Bei Discount-Zertifikaten fallen als Kosten
lediglich die Spanne zwischen Anund Verkauf an, der sogenannte
Spread. Daneben werden von der depotführenden Bank Kosten für den
Kauf beziehungsweise Verkauf und
für die Verwahrung in Rechnung gestellt. Dies gilt jedoch für alle Wertpapiere und ist somit kein individuelles Merkmal. Hinsichtlich der Handelbarkeit von Discount-Zertifikaten
können Anleger diese mit Aktien vergleichen. Sie sind zumeist börsentäglich zwischen 8 und 22 Uhr handelbar. Der Emittent stellt dabei sicher,
„Da es sich bei
Discount-Zertifikaten, wie bei allen
Zertifikaten, um
Inhaberschuldverschreibungen
handelt, gilt es die
Emittentenbonität
zu berücksichtigen.“
dass immer genügend Zertifikate
handelbar sind. Ein Vorteil für jeden
Kunden, denn er muss sich keine Sorgen über die Liquidität eines Zertifikats machen.
Kein spezieller Anlegertyp
Ein weiterer Vorteil ist, dass Discount-Zertifikate nicht nur für einen
Anlegertyp geeignet sind, denn Investoren können mit diesen Produkten ganz unterschiedliche Anlagestrategien verfolgen. Je nachdem,
welches Zertifikat mit welcher Aus-
gestaltung ausgesucht wird. Grundsätzlich gilt, je nach Wahl des Caps
können sich höhere Renditechancen
oder eine niedrigere Barriere ergeben. Auf Basis dieser zwei Komponenten wird entschieden, welche Anlagestrategie verfolgt wird. Generell
gilt, je höher die maximale Rendite,
desto höher ist die Barriere und vice
versa.
Aus Anlegersicht können drei wesentliche Grundmotive unterschieden werden, die zum Kauf eines Discount-Zertifikats führen. Erstens der
Wunsch zur Umsetzung einer chancenorientierten Anlagestrategie, die
vor allem der Renditeoptimierung
dient. In diesem Fall ist der Anleger
von dem Kurspotenzial einer Aktie
überzeugt, rechnet aber nicht damit,
dass die Aktie über ein bestimmtes
Niveau hinaus steigt. Zweitens die
Umsetzung einer defensiven Anlagestrategie, die sich an sicherheitsorientierte Investoren richtet. Mit einem Discount-Zertifikat kann in die
Aktie zu einem deutlich niedrigeren
Preis investiert werden, woraus sich
eine niedrigere Barriere ergibt. Drittens das Ziel einer konservativen Anlage. Hier wählen Investoren dann einen so niedrigen Cap, dass selbst
Kursverluste der Aktie von 30 oder
gar 40 % nicht zu einem Verlust am
Ende der Laufzeit führen. In diesem
Fall liegen die Renditen allerdings
meist nur geringfügig über denen einer Festgeldanlage.
Die bisher dargestellten Funktionen beziehen sich immer auf das
Laufzeitende. Das Kursverhalten
von Discount-Zertifikaten während
der Laufzeit orientiert sich vor allem
an der Entwicklung der Aktie. Zusätzlich beeinflussen Zinsentwicklungen und Änderungen der Volatilität der Aktie die Kursentwicklung.
Der Einfluss der letztgenannten Faktoren auf die Kursentwicklung reduziert sich jedoch mit abnehmender
Laufzeit. Generell gilt, wenn der
Kurs der Aktie den Cap des Discount-
„Grundsätzlich gilt, je
nach Wahl des Caps
können sich höhere
Renditechancen oder
eine niedrigere
Barriere ergeben.“
Verschiedene Strategien
weise im Detail darstellen. Zunächst
am Beispiel eines Discount-Zertifikats auf den Dax. Die Laufzeit des
Zertifikates endet im Januar 2016.
Ein Anleger, der dieses Zertifikat am
13. März 2015 kaufte, bezahlte einen Preis von 102,56 Euro. Umgerechnet auf den Basiswert bedeutete
dies, dass für den Dax 10 256 Punkte
bezahlt wurden. Dieser Preis liegt damit unterhalb der Notierung des
deutschen Leitindex. Dieser wurde
an diesem Tage mit rund 11 800
Punkten gehandelt. Die maximale
Rendite liegt bei 4,44 % per annum.
Hält der Anleger das Zertifikat bis
zum Ende der Laufzeit im Januar
2016, macht er nur einen Verlust,
wenn der Dax unterhalb seines Einstands notiert, in diesem Fall 10 256
nus-Zertifikat, bei dem der maximale Ertrag zugunsten eines großzügigeren Puffers begrenzt ist. Beim Reverse- Bonus-Zertifikat (mit oder ohne Cap), das den Mechanismus herkömmlicher Bonus-Strukturen umkehrt und Kursverluste in Gewinne
ummünzt, darf der Kurs des Basiswerts nicht bis auf oder über die Barriere steigen.
Der Barriere kommt daher bei allen Bonus-Produkten, ob klassisch,
mit Cap oder als Reverse Bonus, eine herausragende Bedeutung zu.
Nur wenn sie unberührt
Von
bleibt, können die PapieChristine Romar
re ihre Stärken ausspielen. Vielfach jedoch fällt
es Anlegern schwer, einen optimalen Risikopuffer für sich festzuleDirector Warrants &
gen, der sicherstellt,
Certificates bei
dass es bis zum Laufzeitder Citigroup
ende zu keiner VerletGlobal Markets
zung
der
Barriere
Deutschland AG
kommt. Intuitiv klar ist,
dass der Schutzmechadie folgerichtig wieder zunehmend nismus umso größer ist, je weiter die
Barriere vom aktuellen Kurs entfernt
in den Fokus der Anleger rücken.
Zu den etablierten Teilschutz- ist. Gleichzeitig sinkt damit der BoStrukturen zählen dabei neben Dis- nus-Level, also derjenige Ertrag, den
count-Zertifikaten vor allem Bonus- das Zertifikat für SeitwärtsbewegunZertifikate. Klassische Bonus-Zertifi- gen oder leichte Verluste des Basiskate gewähren zum einen eine voll- werts verspricht.
ständige Partizipation an steigenden
Notierungen des zugrunde liegenIntuition reicht nicht
den Basiswerts. Gleichzeitig bietet
ein Bonusinvestment über den SiUmgekehrt sind Bonus-Level, aber
cherheitspuffer einen gewissen auch die Wahrscheinlichkeit einer
Schutz vor fallenden Kursen. Denn Barrierenverletzung umso höher, je
zum Laufzeitende sehen Bonus-Zerti- dichter die Barriere am Kurs des Bafikate in Abhängigkeit von der kon- siswerts liegt. Die Wahrscheinlichkreten Ausstattung auch dann eine keit genauer zu bestimmen, mit der
festgelegte Bonuszahlung vor, wenn die Barriere verletzt und damit der
sich der Basiswert während der Lauf- Bonus-Mechanismus außer Kraft gezeit seitwärts oder moderat abwärts setzt wird, ist aber für Privatanleger
bewegt hat.
– und durchaus auch für Profis – äuVoraussetzung für die Bonuszah- ßerst mühsam und lässt sich nicht
lung ist, dass der Basiswert während mit Intuition erledigen. Denn häufig
der Laufzeit niemals eine zuvor fest- werden Risiken über- oder untergelegte Barriere berührt oder unter- schätzt.
schreitet. Fällt der Basiswert auf
Um Investoren einen Richtwert
oder unter die Barriere, geht der Bo- für die Wahrscheinlichkeit einer Barnusanspruch verloren und das Bo- rierenverletzung an die Hand zu genus-Zertifikat verhält sich genau wie ben, machen die ersten Zertifikateder Basiswert. Entsprechend hohe Emittenten dieses Risiko nun auf eiVerluste können dann drohen. Das nen Blick sichtbar: Die sogenannte
gilt auch für die Variante Capped-Bo- K.-o.-Wahrscheinlichkeit gibt auf täg-
© gettyimages.de
Börsen-Zeitung, 17.4.2015
Mit den Kursen an den Börsen steigt
verständlicherweise auch das Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger. Gerade bei kurz- bis mittelfristigen Engagements in Aktien hat sich die Gefahr von Rücksetzern mittlerweile
deutlich erhöht. Nur konsequent erscheint es da, dass viele Investoren
ihre Risiken reduzieren. Ein gängiges Instrument zur Risikoreduzierung sind Zertifikate mit Teilschutz,
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Wie die Entwicklung im vergangenen Jahr zeigt, werden bereits heute
von zahlreichen Privatanlegern Discount-Zertifikate eingesetzt. Am Beispiel von drei besonders gefragten
Zertifikaten lässt sich die Wirkungs-
Da es sich bei Discount-Zertifikaten, wie bei allen Zertifikaten, um Inhaberschuldverschreibungen handelt, gilt es die Emittentenbonität zu
berücksichtigen. Denn im Falle einer
wirtschaftlichen Schieflage eines
Emittenten kann es schlimmstenfalls
zu einem Totalausfall für den Anleger kommen. Discount-Zertifikate
eignen sich insbesondere für Anleger, die Wert auf eine höhere Rendite als bei Anleihen legen und das Risiko eines Direktinvestments reduzieren möchten. Insbesondere in einem
volatilen Marktumfeld, aufgrund ihrer Flexibilität und durch die Möglichkeit, ganz unterschiedliche Anlagestrategien abzubilden, können Discount-Zertifikate ihre Stärken ausspielen.
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Wirkungsweise im Detail
Punkten. Die Rendite von 4,44 %
p. a. erhält er, wenn der Dax nicht
unterhalb von 10 650 Punkten (Cap)
steht.
Ebenfalls sehr gefragt war ein Discount-Zertifikat auf Lufthansa mit
Laufzeit bis Ende 2015. Die maximale Rendite liegt hier bei 8,72 % p. a.
und der Cap bei 12,00 Euro. Die Aktie notierte bei 13,13 Euro. Das Zertifikat kostete 11,26 Euro, und damit
liegt der Discount bei knapp 15 %.
Notiert die Lufthansa-Aktie im Dezember immer noch oberhalb von
12,00 Euro, streicht der Käufer des
Zertifikats 8,72 % p. a. Rendite ein,
auch wenn sich die Aktie nicht mehr
vom aktuellen Niveau wegbewegt.
Ebenfalls häufig wurde ein Discount-Zertifikat auf Öl gekauft. Basiswert ist genauer gesagt die Nordseesorte Brent und der entsprechende
Future mit Fälligkeit im August
2015. Der Cap liegt bei 50 US-Dollar
und die Rendite maximal bei
10,85 % per annum. Anleger erzielen diese Rendite, wenn der Ölpreis
im August oberhalb von 50 US-Dollar notiert.
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sich sein Einfluss auf den Kurs des
Discount-Zertifikates ab und der
Kurs nähert sich dem entsprechenden Höchstbetrag. Wenn dieser deutlich unterhalb des Caps notiert, orientiert sich der Kursverlauf des Zertifikates fast ausschließlich am Kurs
der Aktie.
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lich aktueller Basis an, mit welcher
Wahrscheinlichkeit die jeweilige Barriere des Zertifikates bis zum Laufzeitende berührt oder unterschritten
wird. Die neue Kennzahl macht es
Anlegern zum einen leichter, die mit
einem bestimmten Zertifikate-Investment verbundenen Risiken realistisch einzuschätzen, statt sich auf
ein bloßes Bauchgefühl zu verlassen. Sie erleichtert zum anderen den
Vergleich von Bonus-Strukturen auf
unterschiedliche Basiswerte mit
sonst gleichen Konditionen. Auch
die Auswahl einer zum persönlichen
Risikoprofil eines Anlegers passenden Kombination aus Bonus-Level
und Barriere auf einen bestimmten
Basiswert wird durch die Betrachtung dieser auch Trigger-Wahrscheinlichkeit genannten Prozentzahl deutlich einfacher.
Mühsames Zusammentragen
Die K.-o.-Wahrscheinlichkeit fasst
dabei zusammen, was Anleger bislang selbst mühsam zusammentragen mussten und vielfach im besten
Fall schätzen konnten. Denn in welchem Ausmaß die Barriere gefährdet ist, hängt einerseits von der Restlaufzeit des Bonus-Zertifikats ab: Je
länger es läuft, desto eher sind große Kursausschläge zu erwarten, die
die Barriere verletzen. Die Restlaufzeit ist dabei vergleichsweise leicht
zu berücksichtigen, denn sie ist eindeutig definiert. Andererseits aber
hängt die Wahrscheinlichkeit einer
Barrierenverletzung entscheidend
davon ab, wie stark der jeweilige Basiswert schwankt. So wird eine Aktie
mit regelmäßig hohen Kursausschlägen eine bestimmte Barriere eher
verletzen, als ein defensives schwankungsarmes Papier ein identisches
Barriere-Niveau durchbrechen wird.
Mehr als diese Faustregel aber haben zumindest Privatanleger selten
zur Hand.
Das ändert sich nun mit der Trigger-Wahrscheinlichkeit.
Denn
Grundlage für die Berechnung ist neben der Restlaufzeit die Schwankungsintensität des jeweiligen Basiswerts. Prinzipiell stehen hier zwei
unterschiedliche Konzepte zur VerfüFortsetzung Seite B 7
Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Börsen-Zeitung Nr. 73
B7
Bei Rohstoffinvestments Rollverluste minimieren
Wie Anleger in Contango-Märkten mit strukturierten Produkten auf Volatilität reagieren und Rollverluste vermeiden können
erwartungsfrei – sie bilden sich immer aus dem Kassapreis zuzüglich
der Finanzierungskosten abzüglich
etwaiger Erträge, die bis zur Fälligkeit auflaufen. Da Finanzterminkontrakte jederzeit vollständig mit einer
Long- oder Short-Position im Kassainstrument und zusätzlicher Kreditaufnahme oder Geldanlage abbildbar sind, stellen Arbitragetransaktionen sofort ein Gleichgewicht zwischen Kassa- und Terminmarkt her,
sobald einer der beiden
relativ über- oder unterbewertet ist. Da diese
Von
hundertprozentige
Peter Bösenberg
Nachbildung von Terminpositionen aufgrund
der Lager- und Lieferproblematik bei Rohstoffen unmöglich ist, fließen in die Preisbildung
Director und Head of
für
Rohstoff-Futures
Public Distribution
auch MarkterwartunGermany & Austria bei gen mit ein.
der Société Générale
Besonders deutlich ist
dies regelmäßig bei Rohöl-Futures zu sehen, dekroökonomischen und geopoliti- ren jeweils nächster Verfalltermin
schen Einflussfaktoren auch Teilneh- (Front Month oder Near-By) als
mer und Struktur von Rohstoffmärk- Gradmesser geopolitischer Unwägten kennen. Denn wer in Rohstoffe barkeiten gilt und daher besonders
investiert, muss spezifische Marktge- schwankungsanfällig, aber auch
gebenheiten wie die sogenannten hochliquide ist. Verbindet man die
Preise verschiedener Futures-FälligRollverluste berücksichtigen.
Mit Ausnahme der vier Edelmetal- keiten eines Rohstoffs miteinander,
le können Anleger bei Rohstoffen ergibt sich eine Termin- oder Fornicht auf den Spot-Preis, sondern wardkurve mit zwei möglichen Fornur auf Terminkontrakte setzen. Die- men.
Die Terminkurve steigt entweder
se Futures verbriefen das Recht bzw.
die Pflicht, eine bestimmte Menge ei- mit den Restlaufzeiten der Kontrakte
nes Rohstoffs zu einem vorab fixier- an (Contango), oder sie fällt kontinuten Termin und festgelegten Preis ierlich ab (Backwardation). Ein bekaufen zu können bzw. liefern zu stimmter Rohstoff bleibt aber nicht
müssen. Weil zum Beispiel die we- ewig in Contango oder Backwardatinigsten Investoren Öl tatsächlich ge- on: Terminkurven werden steiler
liefert bekommen möchten, müssen oder flacher und wechseln auch ihre
sie den Future vor Laufzeitende ver- Struktur. Für beide gilt aber, dass Fukaufen und in einen Future mit einer tures mit kürzerer Laufzeit wesentlängeren Laufzeit wechseln. Mit lich liquider sind als längere Fälligstrukturierten Produkten können An- keiten. Dies macht ihre Preise aussaleger auf Volatilität reagieren und gefähiger und verlässlicher. Zudem
sind es zumeist die kurzen FälligkeiRollverluste minimieren.
ten, die auf positive Nachrichten
oder Krisen besonders stark reagieTermin- oder Forwardkurve
ren. Wer über Futures etwa auf steiDer Terminmarkt für Rohstoffe gende Rohstoffpreise setzt, kauft
weist im Vergleich zu dem für Aktien- folglich einen kurzfristigeren Konindizes einige Besonderheiten auf. trakt. Sofern die Spekulation kurz
Die Preise für Financial Futures sind vor dessen Fälligkeit noch nicht aufBörsen-Zeitung, 17.4.2015
Rohstoffe haben als Instrumente zur
Geldanlage im letzten Jahrzehnt
stark an Bedeutung gewonnen.
Durch ihre geringe Korrelation zu
den klassischen Anlagemärkten –
wie etwa Aktien, Anleihen und Währungen – sind sie für eine effiziente
Diversifizierung mittel- und langfristig ausgerichteter Portfolien unverzichtbar. Für ein erfolgreiches Investment sollten Anleger neben den ma-
Bonus-Zertifikate
Fortsetzung von Seite B 6
gung: Zu unterscheiden ist zwischen
der historischen Volatilität, die sich
für unterschiedliche Zeitspannen
aus den tatsächlichen Kursbewegungen der Vergangenheit berechnen
lässt, und der impliziten Volatilität.
Letztere ist das Maß für die Schwankungen von Wertpapieren und Indizes, die Marktteilnehmer für die Zukunft erwarten. Sie lässt sich für jeden Basiswert und nahezu jede Laufzeit aus den Preisen tatsächlich gehandelter Optionen errechnen.
Implizite Volatilität
Für das Heranziehen der impliziten Volatilität zur Berechnung der
K.-o.-Wahrscheinlichkeit spricht dabei einiges. Da sie auf den Erwartungen der Marktteilnehmer basiert,
zeichnet sie häufig ein treffenderes
Bild der Zukunft, als es der Blick in
die Vergangenheit kann. Das gilt insbesondere für Phasen plötzlich ansteigender Schwankungsintensitäten: Während sich unvermittelte starke Kursausschläge auf die historische Volatilität gerade bei einer Betrachtung mittlerer und längerer
Zeiträume nur langsam und verzögert auswirken, gehen sie in die Erwartungen der Marktteilnehmer –
und damit die implizite Volatilität –
unmittelbar ein. Somit bietet die implizite Volatilität vor allem dann eine bessere Grundlage zur Berechnung der künftigen K.-o.-Wahrscheinlichkeit, wenn sich die Volatilität sprunghaft ändert und sich die
Kennzahl auf Papiere mit mittel- bis
langfristigen Restlaufzeiten bezieht.
Gerade institutionelle Investoren befürworten daher die implizite Volatilität als Grundlage zur Berechnung
der Trigger-Wahrscheinlichkeiten.
Für Citi berechnet die SmartTrade
GmbH deshalb auf der Basis der impliziten Volatilität mittels einer Monte-Carlo-Simulation tagesaktuell die
Wahrscheinlichkeit, mit der jedes
einzelne Bonus-Zertifikat bis zum Ende seiner Laufzeit die Barriere berühren oder unterschreiten wird. Dafür werden jeweils 50 000 Zufallspfa-
de durchgerechnet. SmartTrade
führt die Berechnungen als externe
Stelle komplett unabhängig durch
und erhält dafür von der Citi lediglich die Stammdaten.
Die Angabe der K.-o.-Wahrscheinlichkeit erfolgt in Prozent. Im Extremfall kann sie einen Wert von
0,00 oder 100 % annehmen. Zu beachten ist, dass selbst ein Extremwert von 0,00 keine Garantie für ein
Halten der Barriere impliziert.
Schließlich bleibt die Trigger-Wahrscheinlichkeit bei aller statistisch
umfänglichen Prüfung immer nur
ein Näherungswert und eine Momentaufnahme. Unter den Ergebnissen der 50 000 getesteten Zufallspfade könnte gerade jener fehlen, der
am Ende tatsächlich eintritt. Zudem
können sich Marktbedingungen
sehr schnell ändern und ein Basiswert kann aus unterschiedlichsten
Gründen in extreme Turbulenzen geraten.
Klare Indikation
Auch andere, weniger extreme
Werte sind nicht mehr und nicht weniger als ein statistisches Maß. So besagt eine K.-o.-Wahrscheinlichkeit
von 12 %, dass unter Berücksichtigung der Restlaufzeit und der aktuellen impliziten Volatilität des Basiswerts in 88 von 100 simulierten Fällen keine Verletzung der Barriere
stattfindet. Damit ist die Gefahr für
ein Ausschalten des Bonusmechanismus beim betreffenden Zertifikat gering. Ob das Zertifikat letztendlich
aber zu den 88 % mit intakter Barriere oder doch zu den 12 % zählt, bei
denen die Barriere verletzt wird,
kann die Kennzahl nicht vorhersagen. Dennoch liefert die K.-o.-Wahrscheinlichkeit erstmals eine klare Indikation und einen Richtwert, an
dem sich Anleger künftig wesentlich
besser und einfacher orientieren
und an welchem sie ihre Anlageideen und -entscheidungen überprüfen können.
gegangen ist oder aber von vornherein auf eine längerfristige Preisbewegung abzielt, muss die Position nun
„gerollt“ werden. Dazu wird der „alte“ Kontrakt verkauft und simultan
der „nächste“ Kontrakt gekauft.
Derlei Rolltransaktionen sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das
Gewinn- und Verlustpotenzial der
Position nicht zu unterschätzen. In
einem Contango-Markt entstehen
Rollkosten, da immer ein „günstiger“ Kontrakt verkauft und ein „teurerer“ Kontrakt gekauft werden
„Rohstoffe haben
als Instrumente zur
Geldanlage im letzten Jahrzehnt stark
an Bedeutung
gewonnen.“
muss. Es ist leicht ersichtlich, dass
beim dauerhaften Halten einer LongPosition in einem Contango-Markt
permanent Verluste anfallen, sollte
der Preis des jeweiligen Front Month
nicht steigen. In einem Backwardation-Markt, in dem eine Long-Position
aus einem „teuren“ in einen „günstigeren“ Kontrakt gerollt wird, entstehen hingegen zunächst Rollerträge –
schließlich liegt der Einsatz für den
Kauf des neuen Kontraktes niedriger
als der Erlös aus dem Verkauf der aktuellen Fälligkeit.
Für das Rollen von Short-Positionen ergibt sich naturgemäß ein umgekehrtes Bild: Unter den Bedingun-
gen eines Contango-Marktes kaufen
Anleger stets den „günstigen“ Kontrakt kurz vor Fälligkeit zurück und
eröffnen simultan eine neue ShortPosition im nächsten, „teureren“
Kontrakt. Dies generiert zunächst
Rollerträge, die im ungünstigen Fall
jedoch durch steigende Rohstoffpreise aufgezehrt werden können. In einem Backwardation-Markt sind Anleger hingegen mit einer Short-Position dem Dilemma ausgesetzt, dass
sie einen relativ „teuren“ fälligen
Kontrakt zurückkaufen und die
Short-Position in einem „günstigen“
Kontrakt neu eröffnen müssen. Ihr
persönlicher Break-even-Kurs sinkt
unter diesen Bedingungen, so dass
der Preis des jeweils nächstfälligen
Future-Kontraktes fallen muss, damit ihre Position gewinn- und verlustneutral bleibt.
Beispiel Rohölmarkt
Auch Anleger, die auf steigende
Ölnotierungen setzen wollen, müssen sich der Rollproblematik stellen,
sonst riskieren sie im schlimmsten
Fall bei steigenden Ölpreisen einen
Wertverlust ihres Zertifikats. Dieser
Fall könnte dann eintreten, wenn
der Ölpreis in Contango notiert. Als
Contango wird eine Konstellation
am Terminmarkt bezeichnet, bei der
Preise zur Sofortlieferung (Kassaoder auch Spot-Preis) mit einem starken Abschlag zu Terminpreisen handeln. Dies ist etwa dann der Fall,
wenn für den Dezember-Kontrakt höhere Preise bezahlt werden als für
den im November auslaufenden Kontrakt. Die entgegengesetzte Marktsituation wird Backwardation genannt, kommt aber gerade bei Öl
eher selten vor. Ein wichtiger Grund
dafür, dass Öl mit Liefertermin in
der Zukunft zumeist teurer ist als
zum aktuellen Zeitpunkt, sind die Lagerkosten. Diese beinhalten unter anderem Lagergebühren, Versicherungskosten und Zinsen. Höhere
Preisabschläge am Kassamarkt können aber auch daraus resultieren,
dass am Markt schlicht eine Überversorgung mit dem Rohstoff herrscht,
das Ölangebot also wegen mangelnder Nachfrage nicht vollständig abgesetzt werden kann.
Einen wichtigen Hinweis darauf
liefern die wöchentlich veröffentlichten Öllagerbestände der USA. Contango muss aber nicht zwingend steigende Lagerbestände und Marktüberschüsse widerspiegeln, sondern
kann auch lediglich ein Hinweis auf
eine technische Überverkauftsituation in den vorderen Kontrakten sein.
Dies wäre zum Beispiel dann der
Fall, wenn Marktteilnehmer, die üblicherweise in kurzlaufende Kontrakte investiert sind, wie beispielsweise
Hedgefonds oder Indexinvestoren,
massiv Kapital aus dem Ölmarkt abziehen.
Notiert der Ölpreis in Contango,
so drohen Anlegern, die mit Hilfe
klassischer Zertifikate auf steigende
Ölnotierungen setzen wollen, starke
Rollverluste. Diese kommen zustande, weil noch vor der Fälligkeit des
jeweiligen Terminkontrakts in den
nächstfolgenden Terminkontrakt gerollt werden muss, um eine physische Lieferung des Rohstoffs zu vermeiden. Da aber mit dem Erlös der
November-Kontrakte wegen der Contango-Terminstruktur weniger Dezember-Kontrakte erworben werden
können, liegt nun die Messlatte für
den Spot-Markt hoch: Um mit einem
in Contango notierenden Rohstoff
überhaupt in der Gewinnzone landen zu können, muss der Spot-Preis
in jeder Rollperiode noch stärker steigen, als dies in den Futures bereits
vorweggenommen wurde.
Anleger, die trotz Contango-Situation auf steigende Ölnotierungen setzen wollen, haben daher nur wenige
Möglichkeiten, Rollverluste komplett zu vermeiden. So können sie
beispielsweise in Laufzeit-Zertifikate
und -Optionsscheine investieren, die
sich auf einen bestimmten festen Future-Kontrakt beziehen. Der direkte
Kauf und die Lagerung des Rohstoffs
„Als Contango wird eine Konstellation am
Terminmarkt bezeichnet, bei der Preise zur
Sofortlieferung (Kassa- oder auch SpotPreis) mit einem starken Abschlag zu Terminpreisen handeln.“
sind dagegen nicht nur vielfach teuer und kompliziert, sondern oft auch
schlicht unmöglich. Das Existieren
der Rollverluste legt daher nahe,
dass Anleger, die auf steigende Ölpreise spekulieren möchten, von
dem Aufwärtstrend schon sehr überzeugt sein sollten. Denn nur wenn
die Notierungen besonders dynamisch zunehmen, werden die möglichen Gewinne nicht durch Rollverluste aufgezehrt.
B 8 Börsen-Zeitung Nr. 73
Sonderbeilage
Freitag, 17. April 2015
Aktienanleihen – Klassiker gegen das Niedrigzinsumfeld
Interessant für Anleger, die nach Renditen über dem Sparbuchzins suchen und die Risiken im Vergleich zur Direktanlage reduzieren möchten
der Aktienanleihe festgelegt und errechnet sich, indem der Nennbetrag
durch den Basispreis geteilt wird.
Der Anleger wird bei der Lieferung
also so gestellt, als hätte er die Aktien zum Basispreis und nicht zum
Startwert erworben.
Liegt der Basispreis
unter dem aktuellen
Kurs der zugrunde lieVon
genden Aktie, bietet er
Fabian Blumer
einen Puffer gegen Kursverluste. Je tiefer der Basispreis liegt, desto tiefer darf der Aktienkurs
fallen, bevor der Anleger bei Fälligkeit Aktien
geliefert bekommt. DaZertifikate-Experte der
mit bestimmt der BasisLandesbank Badenpreis das Risiko der AktiWürttemberg (LBBW)
enanleihe.
Einerseits
mindert ein niedriger
(ca. 15 %) weisen höhere Marktan- Basispreis für den Anleger wie beteile auf. Während Aktienanleihen schrieben das Risiko. Allerdings sinjedoch nach wie vor Marktanteile ken gleichzeitig die Kupons der Aktihinzugewinnen, verlieren die beiden anderen großen Anlageklassen
konstant, da für sie im aktuellen
Niedrigzinsumfeld kaum interessante Konditionen dargestellt werden
„Die reine Anzahl von
können.
Börsen-Zeitung, 17.4.2015
Aktienanleihen sind mit knapp 10 %
Marktanteil im November 2014 eine
feste Größe im Markt für Zertifikate.
Nur strukturierte Anleihen (ca.
46 %) und Kapitalschutz-Zertifikate
Funktionsweise
Aktienanleihen sind in ihrer Rückzahlung von der Entwicklung einer
zugrunde liegenden Aktie (Basiswert) abhängig. Sie zahlen einen festen Zins unabhängig von der Entwicklung der Aktie. Am Laufzeitende hängt die Rückzahlung einer Aktienanleihe von ihrem Basispreis ab –
ein zu Beginn der Laufzeit festgelegter Aktienkurs. Schließt die Aktie
am Bewertungstag auf oder über
dem Basispreis, wird die Aktienanleihe zum Nennbetrag zurückgezahlt,
üblicherweise 1 000 Euro. Liegt der
Aktienkurs darunter, werden Aktien
entsprechend dem Bezugsverhältnis
geliefert. Dieses wird bei Emission
aktuell rund 85 000
verschiedenen Aktienanleihen im deutschen Markt erscheint auf den ersten Blick unübersichtlich. Sie relativiert
sich jedoch, sobald
man den Aufbau des
Markts betrachtet.“
enanleihen bei tieferen Basispreisen
und damit die maximal erzielbare
Rendite der Anlage. Der höhere Puf-
fer muss sozusagen mit einer geringeren Rendite erkauft werden.
Der Vorteil einer Aktienanleihe
liegt darin, dass der Anleger ein
Wertpapier erwirbt, das im Gegensatz zur Direktanlage einen Sicherheitspuffer gegen Kursverluste bietet. Außerdem ist die Rendite im Voraus bekannt, sofern die Aktie den Basispreis zum Ende der Laufzeit nicht
unterschreitet. Da die Kuponzahlungen im Voraus festgelegt sind, begrenzen sie die Gesamtrendite nach
oben hin.
Jederzeit zu verkaufen
Aktienanleihen sind in ihrer rechtlichen Form Inhaberschuldverschreibungen, denen ein Zahlungsversprechen des Emittenten zugrunde liegt.
Wird der Emittent während der Laufzeit zahlungsunfähig, ist die Rückzahlung des Wertpapiers in Gefahr.
Aktienanleihen sind im Normalfall
an einer Börse notiert, und es werden während der Handelszeiten kontinuierlich Preise gestellt, so dass die
Wertpapiere während ihrer Laufzeit
jederzeit wieder verkauft werden
können. Liegt der Verkaufskurs allerdings unter dem ursprünglichen Erwerbspreis, entsteht ein Verlust.
Die reine Anzahl von aktuell rund
85 000 verschiedenen Aktienanleihen im deutschen Markt erscheint
auf den ersten Blick unübersichtlich.
Sie relativiert sich jedoch, sobald
man den Aufbau des Markts betrachtet. Da es sich bei Aktienanleihen um
Inhaberschuldverschreibungen von
Banken handelt, sollte im ersten
Schritt durch den Anleger eine Auswahl der relevanten Emittenten erfolgen. Das reduziert die Anzahl der
in Frage kommenden Aktienanleihen deutlich. Die meisten größeren
Emittenten haben ein im Umfang
vergleichbares Angebot. Im Fall der
LBBW handelt es sich dabei um rund
3 700 laufende Produkte. Eine sol-
che Größenordnung ist sinnvoll, um
dem Anleger eine breite Palette an
Basiswerten zu bieten und dabei für
jeden Basiswert eine ausreichend
große Vielfalt an unterschiedlichen
Laufzeiten mit verschiedenen Varianten bei Basispreisen und Zinszahlungen bereitzustellen.
Für Erfolg entscheidend
Für einen Anlageerfolg bei einem
Investment in Aktienanleihen ist neben dem Emittenten die Auswahl
der zugrunde liegenden Aktie entscheidend. Hier muss der Anleger eine Aktie finden, zu der er sich über
eine gewisse Laufzeit eine Marktmeinung bilden kann und zu der er
dann passend die Laufzeit der Akti-
„Der Vorteil einer Aktienanleihe liegt darin, dass der Anleger
ein Wertpapier
erwirbt, das im
Gegensatz zur Direktanlage einen Sicherheitspuffer gegen
Kursverluste bietet.“
enanleihe auswählen kann. Für deren Rückzahlung ist hauptsächlich
entscheidend, dass der Kurs am Laufzeitende nicht unter dem Basispreis
notiert. Gehen Anleger auf der anderen Seite von einem deutlichen Kursanstieg aus, lohnt sich jedoch eher
das direkte Investment in die Aktie
selbst, denn dort ist die Rendite
nach oben hin unbegrenzt. Hat sich
der Anleger für einen Emittenten
und Basiswert entschieden, kann er
die zu ihm und seiner Markteinschätzung passende Konstellation aus
Laufzeit und Risikoparametern wie
Kupon und Basispreis auswählen.
Bei der Auswahl der Produkte lässt
sich beobachten, dass Aktienanleihen mit gleicher Restlaufzeit und
gleichem Basispreis, aber abweichenden Basiswerten unterschiedlich hohe Kupons bieten. Dies liegt daran,
dass die Aktien unterschiedlich volatil sind und unterschiedliche Dividenden zahlen. Beide Parameter gehen
in die Preisbildung der Wertpapiere
mit ein.
Die Volatilität beschreibt die
Schwankungsintensität des Aktienkurses der zugrunde liegenden Aktie. Je höher diese ausfällt, desto
wahrscheinlicher ist eine Andienung
der Aktie am Laufzeitende. Deshalb
sollte bei der Wahl des Basiswerts
gleichzeitig auch die Höhe des Basispreises bedacht werden. Risikoreiche Basiswerte bieten bei vergleichbaren Basispreisen höhere Zinszahlungen. Anleger haben also, wenn
sie nicht von fallenden Kursen während der Laufzeit ausgehen, die Möglichkeit, eine höhere Rendite zu erzielen. Risikoaverse Anleger können
außerdem bei der Wahl des risikoreicheren Basiswerts eine Aktienanleihe mit tieferem Basispreis wählen
und dafür auf einen Teil der Zinszahlungen verzichten. Sie bestimmen so
das Rendite-Risiko-Verhältnis.
Beachtenswerte Alternative
Emittenten bieten neben der klassischen noch verschiedene Varianten von Aktienanleihen an. Ein Beispiel sind Express-Aktienanleihen.
Sie vereinen, wie im Namen erkenntlich, die Vorteile von Express-Zertifikaten und Aktienanleihen. Der Unterschied zur klassischen Aktienanleihe liegt darin, dass regelmäßig,
im Normalfall jährlich, geprüft wird,
ob der Kurs der Aktie auf oder über
einer im Voraus festgelegten Schwelle liegt, dem Bewertungslevel. Trifft
dies zu, wird das Wertpapier vorzeitig zum Nennbetrag zurückgezahlt.
Liegt der Kurs der Aktie unter dem
vorzeitigen Rückzahlungslevel, läuft
die Express-Aktienanleihe weiter
und der feste Zinssatz wird weiterhin bezahlt. Der Anleger hat zum
nächsten Termin wieder die Möglichkeit einer vorzeitigen Rückzahlung.
Die maximale Laufzeit der Ex-
„Emittenten bieten
neben der klassischen noch verschiedene Varianten von
Aktienanleihen an.
Ein Beispiel sind
Express-Aktienanleihen.“
press-Aktienanleihe liegt meist deutlich über der von klassischen Aktienanleihen. Der Anleger hat so häufiger die Möglichkeit einer vorzeitigen
Rückzahlung zum Nennbetrag und
reduziert damit das Risiko einer Lieferung von Aktien. Liegt der Kurs jedoch am letzten Bewertungstag unter dem Basispreis, werden, ebenso
wie bei klassischen Aktienanleihen,
Aktien entsprechend dem Bezugsverhältnis geliefert. Der Anleger wird
damit so gestellt, als hätte er die Aktien zum Basispreis erworben.
Für Anleger, die in der aktuellen
Marktphase nach Renditen über
dem Zins auf Sparbüchern suchen
und ihr Risiko im Vergleich zur Direktanlage reduzieren möchten,
sind Aktienanleihen eine interessante Alternative.