VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. Die Marktsituation des deutschen Fahrradhandels 2014 aus Sicht des VDZ Präsentation anläßlich der ZIV-Pressekonferenz am 18. März 2015 in Berlin Auf Grund der ungewöhnlich frühen „Schönwetterperiode 2014“ brachte das erste Quartal des Jahres dem Fachhandel einen fulminanten Start mit durchgehend zweistelligen Zuwachsraten. Im Verlauf der Saison egalisierte sich das Umsatzplus ein wenig mit Minuszahlen im Juli und August, blieb aber insgesamt positiv. Zum Spätherbst gab es dann, wiederum witterungsbedingt, noch einmal einen Umsatzschub. Das zusammen führte nach dem derzeitigen Kenntnisstand des VDZ für den Fachhandel zu einem Umsatzplus von ca. 10 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Stückzahl der verkauften Räder hat sich in 2014 positiv entwickelt. Hinzu kamen steigende Durchschnittspreise und weiter wachsende Umsätze bei den E-Bikes. Der späte Umsatzschub führte zudem zu einem erfreulichen Abbau der Warenbestände. Das Statistische Bundesamt registriert für den Einzelhandel allgemein in 2014 eine Steigerung von 1,7 %. Vor dem Hintergrund dieser verhaltenen Entwicklung und der hohen Ausstattung der Haushalte mit Fahrrädern ist die Umsatzsteigerung in der Fahrradbranche somit bedeutsam und überdurchschnittlich. Der Trend zum Radfahren hält also an. Der gestiegene Umsatz bei den E-Bikes hat zwar wieder die Umsatzergebnisse im Fahrradhandel positiv beeinflusst, musste aber diesmal nicht, wie in den Vorjahren „die Saison retten“. Auch bei den nicht motorisierten Fahrrädern und in den anderen Sortimentsbereichen konnten ansehnliche Zuwächse verzeichnet werden. 1 PRESSEINFO Wirtschaftliche Entwicklung des Zweiradfachhandels VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. Trotz dieser für die Branche sehr positiven Entwicklung, die die Betriebsergebnisse gestützt hat, gibt es im Handel auch Probleme: Durch Betriebsaufgaben bei dienstleistungsintensiven kleineren Anbietern wird das „Service-Netz“ im Markt ausgedünnt. Das ist nach Auffassung des VDZ für den Gesamtmarkt nachteilig, weil ein möglichst dichtes, für den Nutzer schnell zu erreichendes Service-Angebot für die Akzeptanz des Radfahrens von Bedeutung ist. Für Unruhe bei den „Kleineren“ sorgte auch das Empfinden, bessere Einkaufskonditionen nicht ausreichend nutzen zu können. Die Rendite des Fachhandels ist zwar stabil geblieben, konnte aber nicht in dem Masse verbessert werden, wie die Umsätze dies vermuten lassen. Durch den wachsenden Anteil der E-Bikes am Gesamtumsatz gab es Spannenverluste. Der harte Wettbewerb (zunehmend verschärft durch Internet-Anbieter) drückt auf die Handelsspannen. Zudem müssen vielfach besser qualifizierte Mitarbeiter beschäftigt werden, was zu Kostensteigerungen führt. 2 PRESSEINFO Im Markt tauchen, angelockt durch die positive Entwicklung, zunehmend neue Anbieter auf. Die wachsenden Marktanteile der Internet-Anbieter bewirken für den Fachhandel einen immer härter werdenden Preis-Wettbewerb. Der schnelle technische Wandel und der jährliche Modellwechsel führen beim Handel zu einer beschleunigten Entwertung der „Lagerbestände“. Die wachsenden Umsatzanteile hochwertiger E-Bikes tragen zur Konzentration im Handel bei. Es gibt also deutliche Entwicklungsunterschiede zwischen einzelnen Unternehmensgruppen und Betriebsgrößen. Während die größeren Unternehmen ihre Umsätze deutlicher steigern konnten, haben die Kleineren Marktanteile verloren. VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. Elektromobilität Technischer Fortschritt und neue Nutzerkreise, aber auch neue Anbieter in Produktion und Handel halten den Markt in Bewegung. Zwischenzeitlich gibt es im Markt auch erste „E-Bike-Spezialisten“, die ihre Sortimente auf diesen Sektor begrenzen. Es mehren sich aber auch die Stimmen, die vor einer zu einseitigen Ausrichtung auf die „Elektromobilität“ warnen. Die positive Umsatzentwicklung in den anderen Warengruppen des Fachhandels in 2014 bestätigt, dass auch in den anderen Sortimentsbereichen gute Erträge erwirtschaftet werden können. Es gilt also, weiterhin auch diese Sortimente zu pflegen. Das Preisniveau bei den E-Bikes ist weiterhin stabil, was der Fachhandel auf Innovationen und Verbesserungen zurückführt. Modellpflege macht sich bezahlt. Probleme bereiten „Innovationen“, wenn sie nicht ausgereift sind. Die Anforderungen an den Handel, die von den Kunden gestellt werden, sind hoch. Das gilt für die Intensität der Verkaufsberatungen und die Qualität des Service-Angebots. Auch der Service nach dem Verkauf und die von den Käufern erwartete zügige Abwicklung von Reklamationen sind aufwändig und kostenintensiv. Die Ersatzteilbeschaffung ist oft schwierig und viele Händler haben Probleme mit der Durchsetzung einer sachgerechten und Gesetzeskonformen Kostenübernahme bei der Abwicklung von Gewährleistungsfällen, zumal nicht selten seitens der Marktpartner auf die Vorlieferanten verwiesen wird. Gewünscht wird deshalb im Interesse der Kundenbindung und Verbraucherzufriedenheit eine bessere und effektivere Zusammenarbeit aller Marktpartner. 3 PRESSEINFO Der Anteil der E-Bikes am Umsatz des Fachhandels hat sich in 2014 weiter erhöht und damit auch zur positiven Umsatzentwicklung der Branche beigetragen. Nicht wenige Fachgeschäfte erzielen inzwischen schon 25 % ihrer Umsätze und mehr durch den Verkauf von E-Bikes. VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. E-Commerce In 2014 gab es wieder erwartungsgemäß deutliche Zuwachsraten im „online-Handel“ - diese Entwicklung geht natürlich zu Lasten des stationären Handels. Im Fahrradmarkt erzielen vor allem die E-Commerce-Spezialisten inzwischen beachtliche Umsätze. Der stationäre Handel befasst sich zwangsläufig zunehmend mit diesem Wandel im Markt. E-Commerce ist für den Fachhandel eins der wichtigsten Themen geworden und die Präsenz im Netz ist für die allermeisten Händler inzwischen selbstverständlich, auch aus Gesichtspunkten des Marketings. Positive Erfahrungen machten stationäre Betriebe vor allem mit dem Abverkauf von Sonderposten und beim Zubehörverkauf. Die Kombination von Internetpräsenz und stationärem Leistungsangebot des Fachhandels steht dabei im Focus der Überlegungen. Zudem wird das Internet von einer wachsenden Zahl von Verbrauchern als Informationsquelle vor und nach dem Kauf von Produkten des Zweiradhandels genutzt. Dies führt zu einer größer werdenden Markt- und Preistransparenz. Im Verkaufsgespräch vor Ort werden vor diesem Hintergrund nicht selten Zugeständnisse erforderlich. Die ersten Schritte auf dem Weg zum E-Commerce sind allerdings kostenintensiv und nicht immer gleich von Erfolg begleitet. 4 PRESSEINFO Nach Erhebungen des HDE steigerte der „online-Handel“ in 2014 seine Umsätze um ca. 12 %. In fast allen Branchen (außer Lebensmittel) laufen die Marktanteile dieses Vertriebskanals damit auf die 15 %-Marke zu. VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. Entwicklungstrends Fahrräder Der insgesamt positive Saisonverlauf hat in 2014 wieder zu einer Stabilisierung der verkauften Stückzahlen auch bei „Normalrädern“ geführt. Die Umsätze in diesen Sortimentsbereichen konnten um ca. 5 % gesteigert werden. Rennräder waren weiter rückläufig, Kinder- und Jugendräder entwickelten sich zwar positiv, aber unterproportional. Hier spiegelt sich die sich verändernde Altersstruktur der Bevölkerung wider. E-Bikes „Elektrisch angetriebene Räder“ durchlaufen weiter eine schnelle Entwicklung, nicht zuletzt auch hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und hochwertigen Ausstattung. Das Preisniveau ist stabil - Billigangebote finden in der Regel nicht den erwartenden Zuspruch. Bekleidung/ Helme Die Umsatzentwicklung bei Radbekleidung ist stabil geblieben. Vor allem sportlich orientierte Radfahrer legen Wert auf funktionsgerechte Kleidung. Ein zunehmender Anteil der Radler trägt Helme, die Umsatzentwicklung in dieser Warengruppe ist demzufolge überproportional positiv. Zubehör/Ersatzteile/ Werkstatt Fahrradzubehör und Ersatzteile werden von den Käufern oft auch über das Internet bezogen. Dennoch ist auch hier eine positive Umsatzentwicklung zu verzeichnen. Die Elektronik im Zubehörbereich hält weiter Einzug in den Zweiradmarkt, elektronische Schaltungen stoßen beim Verbraucher auf Interesse, sind aber nach Auffassung einiger Praktiker noch nicht ausgereift. 5 PRESSEINFO Sportliche „High-End-Räder“ waren gefragt. Das ist vor dem Hintergrund der vergleichsweise hohen Marktsättigung ein Erfolg. VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. Werkstatt/Service Die Lohnerlöse in der Werkstatt sind in 2014 gestiegen, dem stehen aber auch deutlich höhere Aufwendungen in der Werkstatt gegenüber (Personalaufwand!). Das Erfordernis der Kostendeckung im Servicebereich ist demzufolge ein wichtiges Thema nicht nur für den Handel selbst, sondern auch für den Markt insgesamt. Dass fachkundige Beratung und Service auf Dauer nicht umsonst zu haben sind, davon muss der Fachhändler überzeugt sein und die Kunden müssen davon überzeugt werden. Wichtig ist dabei, dass diese Leistungen der Anbieter im Markt den Leistungsempfängern angemessen präsentiert und verdeutlicht werden. Statistische Daten Bestand Fahrräder in Deutschland Jährlicher Umsatz 72 Mio. Stck. Fahrräder ca. 2,2 Mrd. € = ca. 4,1 Mio. Stck. Absatz Zubehör, Textilien, Ersatzteile, Werkstatt ca. 1,8 Mrd. € Gesamtumsatz Fahrradbranche ca. 4,0 Mrd. € Marktanteil Fachhandel / Fachmärkte in Stck in Euro 70 % 81 % Umsatzanteil City Bikes in Stck in Euro 22 % 18 % E-Bikes in Stck in Euro 12 % 23 % Trecking/ATB in Stck in Euro 41 % 34 % 6 PRESSEINFO Der für die Akzeptanz des Radfahrens notwendige Service vor Ort ist nicht nur ohne Alternative, sondern ist auch kostenintensiv. Das Handelsgeschäft kann auf Grund des schärfer werdenden Preiswettbewerbs den „Fachhandelsservice“ in der Regel nicht mehr subventionieren. VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e.V. Schlussbemerkung Wegen der guten Umsatzergebnisse des Jahres 2014 sind die Vorgaben für 2015 ambitioniert. Der VDZ hofft, dass sich in diesem Jahr die UmfeldBedingungen für den Zweiradmarkt ähnlich positiv gestalten, wie in 2014 und dass unter dieser Voraussetzung das Vorjahresergebnis wiederholt werden kann. Der Trend zum Radfahren hält weiter an. Der Markt sollte allerdings seitens der Fahrradwirtschaft auch sorgsam gepflegt werden. Das erfordert die Zusammenarbeit der Marktpartner und gegenseitiges Vertrauen. Thomas Kunz Geschäftsführer VDZ Verband des Deutschen Zweiradhandels e. V. 7 PRESSEINFO Der Wertverfall des Euro führt bei dem hohen Anteil importierter Räder und der in der heimischen Produktion verbauten Komponenten aus dem Import wahrscheinlich zu fühlbaren Preissteigerungen. Das wird ein Thema im Markt werden, bei dem Fairness unter den Marktpartnern und Überzeugungsarbeit gegenüber dem Verbraucher gefordert sind.
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