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58. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE),
18. – 21. März 2015, Lübeck
Wechseljahre des Mannes gibt es nicht: Altersbedingter
Testosteronmangel betrifft nur wenige
Lübeck, März 2015 –Wenn ältere Männer über Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Libidoverlust klagen, wird häufig ein altersbedingter Testosteronmangel vermutet. Doch tatsächlich sind in Deutschland nur drei bis
fünf Prozent der Männer über 60 von einem echten Testosteronmangel betroffen. Es gebe keine „Wechseljahre“ beim Mann, erklärt die Deutsche
Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Wann eine Testosteronbehandlung
angezeigt ist, erläutern Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des 58.
Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am
18. März 2015 in Lübeck.
Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes
Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen hat.
Männer über 60 Jahre leiden häufiger an depressiven Verstimmungen, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität und Libidoverlust, seltener auch an
einer Art Hitzewallungen. „Diese Beschwerden können vielfältige Ursachen
haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein Grund sein“,
erklärt Professor Dr. med. Sven Diederich, Ärztlicher Leiter ENDOKRINOLOGIKUM Berlin am Gendarmenmarkt, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, und Vize-Präsident der DGE. „Jedoch haben die meisten
Männer keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Ein solcher kann
etwa dann auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein großer Tumor
der Hirnanhangdrüse, die die Testosteronproduktion reguliert, vorliegen. „In
diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr erfolgreich mit Testosteronpräparaten“, so Professor Diederich.
Pressestelle
Professor Dr. med. Dr. h. c.
Helmut Schatz
(Mediensprecher)
Anna Julia Voormann
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
D-70451 Stuttgart
Telefon: 0711 89 31-380
Telefax: 0711 89 31-167
[email protected]
www.dge2015.de
www.endokrinologie.net
Denn liegt ein wirklicher Hormonmangel vor, ist eine Testosteronbehandlung
begründet. Aber in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen haben nur drei bis
fünf Prozent einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere
Symptome wie erektile Dysfunktion erklärt. Dieser Gruppe, zu denen auch
stark übergewichtige Männer mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten
und/oder erhöhtem Blutzucker gehören, könne durch eine Hormontherapie geholfen werden, betont Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.
Beim Mann sinke der Testosteronspiegel sehr langsam und kontinuierlich ab.
Erst wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Grenzwert unterschreite,
träten Beschwerden auf – und dies auch nicht bei jedem Mann. „Man kann
nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen“, sagt Professor Schatz.
Nichtsdestoweniger sind die vermeintlichen „Wechseljahre des Mannes“ eine
„Modeerkrankung“ und daher ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung
und in den Medien. Unabhängig von den Kontroversen unter Fachleuten wird
mit Hormonprodukten Geld verdient.
Kontrovers diskutiert und weiter erforscht wird, ob und welche Risiken, etwa
kardiovaskuläre Erkrankungen, die Testosterontherapie bei älteren Männern
hat. Die Arzneimittelbehörde in den Vereinigten Staaten (FDA), nicht aber die
in Europa (EMA), fordert von den Herstellern, Warnhinweise in die Beipackzettel aufzunehmen.
Professor Schatz bilanziert: „Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu verschreiben, nur wenn manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprechen,
insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall muss auch individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig kontrolliert werden.“
Literatur:
Professor Dr. med. Sven Diederich: Redemanuskript DGE-Pressekonferenz, 18.03.2015
Terminhinweise:
Pressekonferenz anlässlich des 58. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für
Endokrinologie (DGE)
Termin: Mittwoch, 18. März 2015, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Musik- und Kongresshalle Lübeck, Willy-Brandt-Allee 10, 23554 Lübeck, Raum:
5-6
Thema u.a.
Der Testosteronspiegel im Lebenslauf eines Mannes
Professor Dr. med. Sven Diederich
Weitere Informationen zur Tagung und das Programm finden Sie im Internet unter
www.dge2015.de und http://www.dge2015.de/download/programmpressekonferenz.pdf
Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen
auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen – zum Beispiel
Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und
Eierstöcken – „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut
abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen wie Speichel- oder
Schweißdrüsen ihre Sekrete nach „außen“ ab.