OFFENER BRIEF

-OFFENER
BRIEF-
Greenpeace ev, Hongkongstraße 10, 20457 Hamburg
An den
Vorsitzenden der
Dienstleistungsgewerkschaft
Frank Bsirske
Paula-Thiede-Ufer 10
ver.di
10557 Berlin
Hamburg, 13, Mai 2015
RWE hat Atom-Rückstellungen
und Altersvorsorge von Mitarbeitern verzockt
Sehr geehrter Herr Bsirske,
wir wenden uns heute an Sie als Vorsitzenden von ver.di, als Mitglied im Aufsichtsrat
der RWE AG und als einen der prominentesten und als einen der lautstärksten Kritiker
des .Klmabeitraqs" für alte Braunkohlekraftwerke in den vergangenen Wochen,
In einem Interview mit dem Nachrichten-Sender n-tv hat der Vorstandsvorsitzende des
Stromkonzerns RWE AG, Peter Terium, am Montag erklärt':
VV7r brauchen das Geld, was wir zum Teil in der Braunkohle noch verdienen,
um zukünhig die Versprechungen in Altersteilzeit vorgezogene Ruheregelung,
die wir unseren Mitarbeitern gegeben haben, um den Wandel sozialverträglich
zu gestalten. Das Geld muss noch ausgegeben werden, muss irgendwo
herkommen. Das Gleiche gilt tür die Rückbaufen der Kernkrahwerke und auch
tür die Endlagerung. Das braucht alles Geld und das Geld muss irgendwo
verdient werden, und wenn nicht in der Braunkohle, dann wird's schon sehr
schwierig, um all das zu stemmen.
II
II
Dies ist das erste öffentliche Eingeständnis dafür, dass die von RWE in seinen
Geschäftsberichten ausgewiesenen Rückstellungen gar nicht oder nicht vollständig
existieren, weshalb RWE-Vorstand Terium auf die Notwendigkeit zusätzlicher
Einnahmen aus dem Braunkohlegeschäft verweist. Noch im Mai 2014 hatte Herr
Terium gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt", die Rückstellungen des
Konzerns von mehr als 10 Milliarden Euro reichten aus, Anderslautende Spekulationen
http://www.n-tv.de/wirtschaft/RWE-Chef-C02-Abgabe-bedroht-Existenz-article15076571.html
dpa-Meldung vom 21.05.2015 "RWE-Chef Peter Terium signalisiert Gesprächsbereitschaft zurlösung deroffenen
Fragen um die Kernenergie in_Deutschland."
1
2
Spendenkonto
GLS GemeinschaftsbankeG, BIC GENODEM1GLS, IBAN DE49 4306 0967 0000 0334 01
Greenpeace ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Spenden sind steuerabzugsfähig.
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
nannte Herr Terium "völlig überzogen" und-falsch: "Eine ganze Armee von
Wirtschaftsprüfern macht sich regelmäßig über jede einzelne Bilanzposition
Gedanken." Die Zahlungsverpflichtungen lägen zudem noch weit in der Zukunft und
seien über einen langen Zeitraum verteilt. "Die Mittel stehen zur Verfügung, wenn sie
gebraucht werden", betonte Terium damals noch:
Im Interview gibt Terium zu, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Dramatik der Situation
wird dadurch noch zusätzlich illustriert, dass Terium eingesteht, dass sogar die
Alterssicherung der eigenen Mitarbeiter nicht finanziell abgesichert ist.
Diese Situation ist besonders alarmierend für die Mitarbeiter von RWE, die Sie im
Aufsichtsrat von RWE vertreten sollen. Wir sehen diese Situation als Ergebnis eines
groben Management-Versagens des amtierenden Vorsitzenden Peter Terium sowie
seines Vorgängers Jürgen Großmann, gedeckt durch den Aufsichtsrat, dessen
Mitglied Sie seit vielen Jahren sind.
Peter Teriums Aussagen zeigen deutlich, dass die derzeitige Regelung der
Atomrückstellungen nichtdazu geeignet ist, die Atomkonzerne zu ihrer Verantwortung
zu zwingen. Im Gegenteil, es droht akut eine Situation, in der Kosten für den Rückbau
von RWE-Atomkraftwerken und die Lagerung von RWE-Atommüll anfallen und RWE
sich nicht in der Lage sieht, diese zu übernehmen. Stattdessen könnten
Milliardenkosten auf den Bund bzw. auf die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen
zukommen.
Wir fordern Sie vor diesem Hintergrund dringend dazu auf, öffentlich für Transparenz
bezüglich der Altersversorgung von RWE-Mitarbeitern einzutreten und sich unserer
Forderung nach Sofort-Maßnahmen seitens der Politik anzuschließen, um die bei RWE
noch vorhanden Rückstellungen schnellstmöglich in einen Öffentlich-Rechtlichen
Fonds zu überführen und damit gegen eine mögliche Insolvenzsituation bei RWE
abzusichern .
Mit freundlichen Grüßen
1~~~&lAt6
Brigitte Behrens
Geschäftsführerin Greenpeace eV.
2
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier