Printversion Band 2, Kapitel 1

Funktionierende Infrastrukturen
und Wertschöpfungsketten
als Standortvorteil
VERANTWORTUNG
ALS PARTNER
DER INDUSTRIE
STANDORT ZUKUNF T BAND I
1
Für die junge Generation ist Wirtschaftswachstum wichtig.
Wachstum sichert Arbeitsplätze und damit ihren eigenen
Wohlstand.
Gleichzeitig fordert sie, dass Wachstum gerecht verteilt wird
und nicht zu einer größer werdenden Kluft zwischen Arm und
Reich führt.
Wirtschaftswachstum als Basis
für Wohlstand in Deutschland
Für die Generation der um die 30-Jährigen ist ein gesundes, qualitatives
Wirtschaftswachstum die Basis für eine langfristige und nachhaltige
Absicherung des Wohlstands in Deutschland. Das verwundert nicht, da
93 Prozent von ihnen bereits fest im Berufsleben stehen. Dogmatisch
sind sie nicht – dafür pragmatisch. Umweltbewusstsein soll sich mit Wirtschaftswachstum verbinden. Von ideologischen Schützengräben halten
sie nichts. Und dort wollen sie auch Politik nicht verortet wissen. Wachstum ist für 93 Prozent wichtig – als Basis für einen hohen individuellen
Lebensstandard, den 80 Prozent anstreben. Eine zentrale Voraussetzung
für Wachstum und Wohlstand ist bei 91 Prozent der Befragten die Industrie.
10 STANDORT ZUKUNF T
93 %
ist Wirtschaftswachstum
sehr / eher wichtig
Auch RWE bekennt sich zu Wohlstand und Wachstum und teilt die Überzeugung der Befragten. Nach seiner Einschätzung braucht aber ein im harten Wettbewerb stehender Industriestandort wie Deutschland als Basis
eine funktionierende Infrastruktur sowie regionale und industrielle Wertschöpfungsketten. Oder wie Angela Merkel es in ihrer Regierungserklärung zusammenfasste: „Unser Wohlstand [kann] nur mit einem starken industriellen Fundament aus großen und mittelständischen Unternehmen gesichert
werden, dessen unabdingbare Voraussetzung eine umweltfreundliche, sichere
und bezahlbare Energieversorgung ist“ (Die Bundesregierung: 2014). Gerade
im Hinblick auf die Energiewende dürfen diese Standortfaktoren nicht gefährdet werden. Hier kommt den Unternehmen und den politisch Verantwortlichen eine große Verantwortung zu: Umbau ja, aber ohne finanzielle
Belastungen, die kommende Generationen zu tragen haben und die schon
im Hier und Jetzt zu Abwanderungen von Industriebetrieben mit gravierenden Folgen führen können. Denn eine Verlagerung von Arbeitsplätzen
träfe massiv auch regionale Zulieferer und industrienahe Dienstleister. Die
im Sommer 2014 veröffentlichte Erhebung des Deutschen Industrie- und
Handelskammertags (DIHK: 2014, S. 6) bestätigt diese Sorgen. Im Inland
wird zu wenig investiert, prozentual weit weniger als in anderen Industrieländern. Immerhin 75 Prozent der befragten Unternehmen betrachten
laut DIHK-Untersuchung gestiegene Energiepreise als Investitionsbremse.
Genau die Branchen, die viel Energie benötigen – Metallverarbeitung, Chemie, Baustoffindustrie –, setzen vermehrt auf Wachstum im Ausland. So
lag allein 2012 der Anstieg der Auslandsinvestitionen deutscher Chemieunternehmen um 1,4 Milliarden Euro über dem Inlandswert. Ein Trend, der
die Sorge der Generation um die 30 bestätigt, dass steigende Strompreise
zu einer Abwanderung von Teilen der Industrie führen könnten. Mehr als
die Hälfte der Befragten befürchtet eine solche Entwicklung mit dem
damit verbundenen Damoklesschwert des Arbeitsplatzabbaus. Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit sind für sie folglich ebenso wichtige
Aspekte bei der Diskussion um die zukünftige Stromversorgung.
WIE WICHTIG IST ES IHNEN PERSÖNLICH, IN
DER ZUKUNFT EINEN AUS IHRER SICHT HOHEN
LEBENSSTANDARD ZU HABEN UND SICH
MATERIELLE WÜNSCHE ZU VERWIRKLICHEN?
(IN %)
1 % Völlig unwichtig
27 % Sehr wichtig
19 % Eher
unwichtig
53 % Eher wichtig
Quelle: repr. Umfrage unter 1.000 27- bis 34-Jährigen,
TNS Emnid 2014
STANDORT ZUKUNFT
75 %
sehen laut DIHK
Energiekosten als
Investitionsbremse
Quelle: DIHK (2014)
Unternehmen wie RWE wirken im Hinblick auf die hiesigen Wertschöpfungsketten als eine Art Transmissionsriemen und liefern einen wichtigen
Beitrag zu Wachstum und Wohlstand in Deutschland. An ihren Standorten
fungieren sie als verlässliche Partner für viele kleine und mittelständische
Zulieferunternehmen und sind damit Motor regionaler Wertschöpfung.
POSITIONEN ZUR STUDIE 11
Auf volkswirtschaftlicher Ebene schaffen sie als Lieferant von bezahlbarer
und zuverlässiger Energie die Basis zum Erhalt wichtiger industrieller Wertschöpfungsketten. Denn „erst die intensive Vernetzung […] in leistungsfähigen Wertschöpfungsverbünden erzeugt die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit, die die herausragende Position des Industrielandes Deutschland in der
internationalen Arbeitsteilung ausmacht und sichert“ (BDI: 2014). Aufgrund
ihrer Erfahrung, der Qualifikation ihrer Mitarbeiter1 und ihrer Innovationsfähigkeit sind Unternehmen wie RWE dazu in der Lage, den Brückenschlag
zwischen den „Energiewelten“ konventioneller und erneuerbarer Stromerzeugung zu gestalten. Nicht im Alleingang, sondern eingebunden in die
von der Gesellschaft zu setzenden Rahmenbedingungen. Als einer der
größten privaten Investoren ist RWE beim Aus- und Umbau der Energieinfrastruktur erheblich in Vorleistung gegangen (siehe weitere Details in
Kapitel 3).
Große Herausforderungen
heute und in Zukunft
Für ein Unternehmen wie RWE stellen sich in diesem Zusammenhang vor allem zwei Fragen:
1. Welche Infrastruktur brauchen Deutschland und Europa? Und wie kann RWE hierbei unterstützen?
Die Grundlage für das Gelingen der Energiewende ist das rationale Zusammenwirken Erneuerbarer und konventioneller Energien. Der Ausbau von Wind und Sonne muss einhergehen mit einer veränderten Rollendefinition
von Kohle und Gas. Deren Qualität, gesichert zu jeder Stunde Strom erzeugen zu können, muss in einem sich
verändernden Markt entsprechend honoriert werden. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
(BDEW) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) haben mit dem „dezentralen Leistungsmarkt“ hierfür
ein überzeugendes Modell vorgelegt (weitere Informationen siehe Kapitel 5).
2. Welche Rolle kann ein Unternehmen mit schwindenden Investitionsmöglichkeiten in diesem
Prozess übernehmen?
Rückgängige Erlöse vor allem bei der konventionellen Stromerzeugung prägen die wirtschaftliche Lage von
RWE. Die Realisierung neuer Milliardeninvestitionen tritt somit für die kommenden Jahre in den Hintergrund.
Dessen ungeachtet hat ein Unternehmen mit 66.000 Mitarbeitern erhebliche Potenziale, den Energiemarkt der
Zukunft innovativ, kreativ und für die Gesellschaft gewinnbringend mitzugestalten.
Beispiele gibt es schon jetzt zahlreiche – und zwar in allen Bereichen der Energieversorgung:
Dies sind wichtige erste Schritte. Gleichwohl ist das politisch und gesellschaftlich gewollte Projekt Energiewende auf mehr als 30 Jahre angelegt.
Es wird also insbesondere diejenigen beschäftigen, die heute jung sind.
Getragen wird deren Sicht auf die Energiewende von einem sorgenvollen
Blick in die Zukunft. Rund 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass
es ihnen in 20 Jahren schlechter gehen wird als den heute 50-Jährigen. Ihr
Anspruch ist deshalb klar: Sie glauben, dass ihre Interessen von der Politik
zu wenig gehört werden. Und deshalb fordern sie mehr Generationengerechtigkeit und wollen nicht, dass ihre Generation durch die Energiewende
finanziell überlastet wird.
Deshalb müssen Kräfte gebündelt und Partikularinteressen zu einem gesellschaftlichen Konzept zusammengebracht werden. Lasten müssen ausgewogen verteilt werden. Gerade der Generation um die 30 ist an einer
Unterteilung in Gewinner und Verlierer nicht gelegen.
Dienstleistungen für die Entwicklung von Windenergieprojekten von Partnern
(Betriebsführung, Projektentwicklung)
Holistisches, also ganzheitliches Energiemanagement, um den Prozess vom Energieverkäufer
zum Energiemanager zu begleiten
Entwicklung selbstlernender Steuerungen für Hauskraftwerke
Weiterentwicklung von Technologien im Kraftwerksbereich, wie der optimierten
Rauchgas-Entschwefelungs-Anlage REAplus
Mitarbeit in der Initiative „Bettercoal“, um Arbeits- und Umweltbedingungen in internationalen
Kohlebergwerken und entlang der Lieferkette zu verbessern
Einhaltung internationaler Umwelt- und Sozialstandards als integraler Bestandteil des
Einkaufs von Waren und Dienstleistungen
Unterstützung des gesellschaftlichen Diskurses, zum Beispiel durch die „Energie-Akademie“,
die die RWE Stiftung gemeinsam mit dem Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik ausrichtet
Gründung von Projektgesellschaften mit Beteiligung externer Partner
1
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
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POSITIONEN ZUR STUDIE 13