Nichts mehr übrig für Atomkraft?

RWE-Chef packt aus: Nichts mehr übrig für Atomkraft? | tagesschau.de
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RWE-Chef packt aus
Nichts mehr übrig für Atomkraft?
Stand: 12.05.2015 16:18 Uhr
Gut 35 Milliarden Euro haben die deutschen Stromkonzerne für Abriss und Entsorgung ihrer
Atomkraftwerke zurückgelegt - angeblich. Denn nun hat RWE-Chef Terium eingeräumt: Das
Geld für die Rückstellungen ist noch gar nicht verdient.
Von Jürgen Döschner, WDR-Hörfunk
Was für Norbert Blüm einst die Renten, das waren für die Chefs der großen Energiekonzerne die
Milliarden für Endlagerung und Rückbau der Atomkraftwerke. Die Atomrückstellungen sind sicher,
wiederholten RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW gebetsmühlenartig. Doch nun gibt der Chef des Essener
Energieriesen RWE, Peter Terium, als erster der vier großen Energieversorger zu, dass es mit dieser
Sicherheit nicht so weit her ist. Grund sei die von Energieminister Sigmar Gabriel vorgeschlagene
Klimaabgabe für ältere Braunkohlekraftwerke. "Wenn sie so kommt, auch in der Höhe, wie sie
ursprünglich vorgesehen war, dann trifft das zu 80, 90 Prozent unsere Braunkohle in einem Ausmaß,
wo RWE es nicht mehr stemmen können würde", so Terium.
Geld aus der Braunkohle
RWE-Chef Peter Terium.
In dem Interview mit dem Nachrichtensender n-tv wurde er konkreter: "Wir brauchen das Geld, das wir
in der Braunkohle noch verdienen, um zukünftig die Versprechungen einzuhalten, etwa in Altersteilzeit,
vorgezogener Ruhestand, all das, was wir unseren Mitarbeitern gegeben haben, um den Wandel
sozialverträglich zu gestalten. Das Geld muss irgendwo herkommen. Das gleiche gilt für den Rückbau
der Kernkraftwerke und auch für die Endlagerung. Das braucht alles Geld, und das Geld muss irgendwo
verdient werden - und wenn nicht in der Braunkohle, dann wird es schon sehr schwierig, um all das zu
stemmen."
Greenpeace: Lügengebäude bricht zusammen
file:///C:/Users/Hartmut/AppData/Local/Temp/Low/DVFLVKIV.htm
13.05.2015
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Immerhin: Allein bei RWE geht es um rund 17 Mrd. Euro. Das Geld liegt also nicht in welcher Form
auch immer bereit, sondern muss laut Terium erst noch verdient werden. Für Tobias Münchmeyer von
der Umweltorganisation Greenpeace bricht damit, so wörtlich, "ein Lügengebäude" der Stromkonzerne
in sich zusammen.
"Diese Erklärung von Terium ist eine Bankrotterklärung im Wortsinne. Das bedeutet ja tatsächlich, RWE
hat nicht vorgesorgt, hat nicht das getan, was es über Jahre beteuert hat, dass nämlich Rückstellungen
gebildet würden, die natürlich sicher seien. Sondern Terium macht jetzt sehr deutlich, dass da gar
nichts abgesichert ist, und man jetzt offensichtlich auf Geschäfte in der Zukunft angewiesen ist, um
bestimmte Dinge wie den Rückbau von AKWs und Endlagerung abzudecken. Da tun sich für mich
Abgründe auf."
Duell der Energieriesen mit Gabriel
Zwar sei es aus seiner Sicht auch möglich, dass RWE-Chef Terium mit dieser Aussage lediglich Druck
auf Gabriel und die Bundesregierung ausüben will, um die geplante Klimaabgabe zu verhindern. Doch
auch das sei ein weiterer Beleg dafür, dass die Atomrückstellungen unbedingt transparent gemacht und
in einen öffentlich-rechtlichen Fonds überführt werden müssten.
Audio: RWE stellt Atomrücklagen in
Frage
J. Döschner, WDR, zzt. Hamburg
12.05.2015 15:39 Uhr
Weltatlas | Deutschland
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