Anhang - Thüringer Schachjugend

Ausführlicher Abschlussbericht der Thüringer Delegation zur DEM 2015 in Willingen
Am 23.Mai startete die Thüringer Delegation zu den Deutschen Einzelmeisterschaften nach
Willingen im Sauerland. Thüringen war diesmal durch 19 Mädels und Jungs in den Altersklassen
U10-U18 vertreten. Dazu kamen noch 7 Starter in den beiden offenen Turnieren. Für die meisten
von uns gings zum ersten Mal nach Willingen. Wir hatten vorher fast nur Gutes gehört und unsere
Erwartungen wurden noch übertroffen. Die Spielbedingungen waren hervorragend, die
Hotelzimmer waren überraschend groß und die Essensversorgung lies fast keine Wünsche offen.
Was unsere Laune natürlich auch noch verbesserte war das tolle Abschneiden unserer Schützlinge.
Ganz besonders toll lief es in der U10 wo Thüringen in der Mädchenwertung mit Antonia, Pauline
und Elisa die Plätze 1,2 und 5 holen konnte, was für ein Ergebnis !!! So gab es nach längerer Zeit
mal wieder einen Meistertitel für Thüringen zu feiern. Und gefeiert wurde laut und mit einer eigens
einstudierter Choreografie unseres Teams während der Siegerehrung.
Auch in einigen anderen Altersklassen gab es vordere Platzierungen oder zumindest größere DWZGewinne zu verzeichnen. Auf die einzelnen Spieler gehen ja unsere Trainer in ihren folgenden
Berichten noch ein. Ich als Delegationsleiter möchte auf jeden Fall die Chance nutzen mich bei
unserem Trainerteam zu bedanken. Sie haben unsere Teilnehmer hervorragend auf die einzelnen
Partien vorbereitet und kümmerten sich auch sonst rührend um alles rundherum. Ein Dank geht
auch an die mitgereisten Eltern und Vereinsbetreuer die den Trainern vollständig vertraut haben und
sich nicht in die schachliche Vorbereitung einmischten, was ja nicht immer selbstverständlich ist.
Und natürlich sage ich Danke an unsere Mädels und Jungs, danke für Eure Disziplin während der
gesamten Woche in Willingen. Auch die Organisatoren von der Deutschen Schachjugend möchte
ich loben. Sie haben es wieder geschafft ein Megaevent auf die Beine zu stellen was bei der
gesamten Thüringer Delegation wohl lange in Erinnerung bleiben wird.
Bei der Organisation der Thüringer Delegation zur DEM im Vorfeld und in der Nachbereitung hatte
ich unverzichtbare Mitstreiter. Dankeschön Norbert, Hartmut und Tino, ohne Euch hätte ich die
vielfältigen Aufgaben nicht bewältigen können.
Nach der DEM 2015 ist vor der DEM 2016, es gibt bestimmt noch etwas zu verbessern in der
Thüringer Organisationsarbeit vor, während und nach der DEM. Wir werden dies in der nächsten
Vorstandssitzung der Thüringer Schachjugend besprechen. Hierbei sind natürlich auch die
Meinungen der Teilnehmer, Eltern, Betreuer oder kurz gesagt aller die der Thüringer Schachjugend
helfen wollen gefragt.
Stefan Koch, Delegationsleiter
Thüringer Delegation
Zunächst folgt jetzt ein ganz persönliches Fazit unserer U18 Spielerin
Laura Schirrmeister
Die Deutsche Einzelmeisterschaft 2015 aus meiner
Sicht
Anfangs noch mit Startschwierigkeiten bedingt
durch vergessene Meldebögen und Badelatschen
wurde es auch für die Reisegruppe „Burgtonna“ am
23. Mai 2015 ernst. Ausgestattet mit Filmen und
auch ein wenig Schachvorbereitung ging es dann in
Richtung Willingen.
Angekommen wurden erst einmal die Spielerfotos
für die Internetseite der Deutschen Meisterschaft
gemacht und die Zimmer bezogen. Da es bei der
Zimmerbestellung keine Probleme gab, konnte ich
mit Melanie und Alina ein Zimmer beziehen. Wir
lernten außerdem noch unsere zuständigen Trainer
kennen, in meinem Fall Tiffany, und machten
bereits Termine für die erste Vorbereitung aus.
Am Abend gab es dann für alle u18 SpielerInnen
eine kurze Doping Einweisung, da bei uns in der
Altersklasse Kontrollen durchgeführt wurden, und
anschließend ging es erstmalig zum Abendessen.
Nach dem Abendessen erhielten wir endlich die erste Auslosung und zu meiner
Überraschung gab es in diesem Jahr die Farbe weiß für die „Außenseiter“ an den
ungeraden Brettern. Etwas ärgerlich für mich, da ich bereits beim Vereinstraining von
Sebastian gegen meine Gegnerin vorbereitet wurde, allerdings mit schwarz. Von daher
hieß es dann eine neue Eröffnung zu finden, mit welcher ich erst einmal gegen eine 700
DWZ Punkte stärkere Spielerin nicht schlecht stehe. Da es bis dahin lediglich Partien mit 1.
e4 gab, kam schnell der Vorschlag doch einfach einmal in ersten Zug f4 zu spielen. Da ich
sehr gut bisher mit dem holländischen System mit schwarz zurecht komme, erhofften wir
uns dadurch ein wenig Überraschung und auch eine relativ solide Stellung für mich.
Nach einem reichlichen Frühstück am Sonntagmorgen ging es etwas nervös zur ersten
Runde. Der Plan meine Gegnerin zu verwirren klappte bereits mit dem ersten Zug.
Vollkommen unerwartet überlegte diese knappe zehn Minuten an ihrem ersten Zug. Wenn
auch alles spiegelverkehrt zum eigentlichen Holländer, war ich doch sehr zufrieden mit
meinem Aufbau. Auch die Analyse zeigte eine ausgeglichene Stellung bis zum 18. Zug. Im
19. Zug folgte dann leider eine Ungenauigkeit und damit der Verlust der Partie.
Da die Zeit fortschritt und nicht mehr viel Zeit bis zum Beginn der zweiten Runde blieb,
versuchten Alina und ich die Auslosung der nächsten Runde per Hand zu erahnen. Alina
hatten wir dabei sogar die richtige Gegnerin zu gelost, mir leider nicht.
In der zweiten Runde wurde meine Gegnerin nicht gerade schwächer, hatte sie doch „nur“
500 DWZ Punkte mehr. Vorbereitet wurde ich auf den königsindischen Angriff, auf welchen
ich mit französisch reagieren sollte. Am Brett wurde diesmal ich überrascht: meine
Gegnerin spielte nicht wie erwartet, sondern eröffnete mit d4. Für mich war das toll,
konnte ich doch nun zum zweiten Mal überhaupt in einem Turnier holländisch spielen. Das
Spiel verlief auch dieses mal sehr ausgeglichen bis ich wieder einmal eine Figur einstellte.
Trotz meines Angriff und der schlechteren Zeit meiner Gegnerin, musste ich auch diese
Partie aufgeben.
Die Stimmung beeinflusste dies jedoch nicht, da ich im Vorfeld aufgrund meines
Setzplatzes mit wenig Punkten gerechnet hatte. Außerdem bekam ich an diesem
Nachmittag Besuch von Julia und Anna aus meinem Verein.
Da am nächsten Tag lediglich eine nachmittags Runde anstand, wurde der Abend für
andere Dinge als Schach genutzt.
Am nächsten Morgen schliefen wir dann alle etwas länger. Um die Mittagszeit begannen
wir mit der Vorbereitung und die Wahl der Eröffnung fiel auf Stonewall. Für mich etwas
ganz neues, da ich im Holländer nur das Klassische und das Leningrader System spiele.
Meine Gegnerin hatte 300 DWZ Punkte mehr und war einen Platz vor mir gesetzt, von
daher waren meine Chancen schon besser als in den beiden vorherigen Runden.
Während der Partie stellte ich dann ausnahmsweise einmal keine Figur ein, stattdessen
holte ich mir meinen ersten Punkt.
Die Vorbereitung auf den nächsten Tag ging sehr schnell über die Bühne. Das lag vor
allem daran, dass meine nächste Gegnerin im ersten Zug c4 spielt und ich dadurch wieder
einmal holländisch spielen konnte. Direkt im Anschluss ging es dann auch schon ins Bett,
da erneut eine Doppelrunde auf uns wartete.
Meine Gegnerin, dieses Mal 600 Punkte mehr als ich, spielte wie erwartet c4. Ich spielte
darauf holländisch. Weiß rochierte nicht und ich startete meinen Angriff etwas zu früh. Die
Folge war große Rochade. Ich konnte daraufhin zwar einen Bauer gewinnen, spielte
danach allerdings nicht bedacht genug und stellte, nun in der dritten Partie, eine Figur ein,
woraufhin ich die Partie verlor.
In der fünften Runde und der zweiten an diesem Tag bekam ich eine ähnlich starke
Gegnerin. Wir konnten uns nur kurz vorbereiten, weil auch hier wieder die Auslosung
aufgrund der noch laufenden Partien sehr spät kam. Ich sollte wieder französisch gegen
den königsindischen Angriff spielen. Ich versuchte das vorbereitete umzusetzen, was mir
eher weniger gelang. Meine Gegnerin wusste gegen mich zu spielen und nutze die Fehler
aus, so dass ich bereits im 20. Zug aufgab.
Den Abend verbrachten wir damit Tabu auf englisch zu spielen, was sich durchaus
schwieriger gestaltete als vorher angenommen.
Der Mittwoch begann mit dem Fußballturnier um 10 Uhr. Das erste Spiel ging 0:0 aus. Im
zweiten Spiel durfte dann auch ich ran. Wir spielten ohne Franz und ohne Tom und
trotzdem gewannen wir 2:0. dadurch erhofften wir uns den Einzug in das Halbfinale. Wir
benötigten lediglich einen Sieg, den wir leider nicht erreichten. Zwar ungeschlagen, aber
ohne Einzug in das Halbfinale endete für uns damit das Turnier.
Nun zum schachlichen: da ich mich mit Stonewall sehr wohl fühlte, änderten wir nichts an
der Eröffnung und die Vorbereitung ging wieder schnell. Es wurde nochmal auf Schwächen
eingegangen und alles durch gespielt. In dieser Runde durfte ich endlich gegen eine
Spielerin spielen, die ebenfalls nur eine DWZ von 1100 hatte. Da ich in dem Fall in der
Favoritenrolle war, mit wenigen DWZ Punkten mehr, wollte ich natürlich unbedingt
gewinnen. Das gestaltete sich durchaus schwierig, da meine Gegnerin selbstverständlich
auch einmal gewinnen wollte. Außerdem stellte ich schon wieder einen Springer ein. Da
der Springer natürlich nicht reichte, verlor ich im Verlauf der Partie ärgerlicher Weise einen
ganzen Turm. Meine Gegnerin tat dies allerdings in Zeitnot ebenfalls, wodurch die Partie
wieder ausgeglichen stand. Das Spiel endete in einem komplizierten Endspiel in welchem
wir uns auf ein Remis einigten. Somit hatte ich am Ende des Tages und nach sechs
Runden 1,5 Punkte, womit ich bereits sehr zufrieden war.
Donnerstag erwartete mich wieder eine stärkere Gegnerin. Ich konnte zum ersten Mal
Stonewall mit schwarz spielen und auch gut angreifen. Meine Gegnerin entschied sich für
einen Abtausch, wir kamen schnell ins Endspiel, jedoch lief ich mit dem König falsch und
musste erst meinen Springer opfern und anschließend noch meinen Turm um nicht Matt zu
werden. Mit einem Turm weniger musste ich dann leider aufgeben.
Am Abend stand dann das Blitzturnier an. Die Mannschaft, in der ich spielte, hatte gleich
in der ersten Runde das Glück, gegen die an eins Gesetzten zu spielen. Ich gewann
lediglich eine Partie und das nur, weil mein Gegner das Schach übersehen hat. Immerhin
wurden wir nicht letzte.
Unser ARF-Thüringen Team war da dezent erfolgreicher und belegte am Ende den fünften
Platz.
Den nächsten Morgen erwartete mich eine Spielerin mit 500 Punkten mehr. Sie bereitete
sich gegen mich vor und durch einen Fehler verlor ich bereits sehr früh einen Bauer. Aus
irgendeinem Grund stellte ich dann auch noch einzügig einen Läufer ein. Wie es auch
immer passieren konnte, hatte ich schlagartig wieder eine Leichtfigur mehr. Schachlich war
die Partie demnach von beiden Seiten eher ein Totalschaden. Das Ende vom Lied war, dass
ich Remis bot in einer absolut gewonnen Stellung. Meine Gegnerin nahm an und ich hatte
bereits 2 Punkte, wobei es eigentlich 2,5 hätten sein müssen. Noch ärgerliche allerdings
war, dass eine Spielerin nicht an der Runde teilnahm, was meiner direkten Konkurrentin
um den vorletzten Platz einen kampflosen Punkt bescherte.
Mein Ziel war es also nun, in der letzten Runde noch aufzuholen um nicht letzte zu
werden.
Am Nachmittag spielten Erich, Melanie und ich noch gegen GM Niclas Huschenbeth. Ich
hatte absolut keine Chance, während Erich bis zum bitteren Ende kämpfte und seine doch
sehr gute Stellung gewinnen wollte. Leider verlor er noch im Blitzentscheid.
Nach dem Abendessen nahmen Melanie und ich noch beim Tandem teil. Wir konnten
einige Partien für uns entscheiden, wenn auch mit viel Glück und durch große Zufälle.
Die Vorbereitung auf die letzte Runde wurde auf den Morgen verlegt, da bereits alle
wussten, was sie spielen und wie sie es spielen.
Auch in der letzten Runde spielte ich somit Stonewall mit weiß. Ich konnte mich sehr gut
aufbauen und auch auf dem Königsflügel angreifen. Meine Gegnerin entschied sich im
Zentrum abzutauschen und ich spielte mit. Das Spiel zog sich und die Bretter um uns
wurden alle nacheinander fertig. Ich selbst hatte einen Bauer mehr, welchen ich allerdings
nicht bis zum Ende halten konnte. Wir tauschten alles ab und nach einigen Stunden
standen dann letztlich nur noch die Könige auf dem Brett. Somit war ich punktgleich mit
Anne, selbst die Buchholz stimmten überein. Die zweite Wertung, die Summen-Buchholz,
fiel dann schlechter für mich aus, wodurch ich leider den 24. und somit letzten Platz
belegte.
Am Abend stand noch die Siegerehrung an, welche mir noch in Folge einige Tage
Halsschmerzen bescherte. Immerhin waren wir die lautesten ;)
Ich beendete das Turnier mit 2,5 aus 11 möglichen Punkten. Ich dachte nicht, dass ich so
viele Punkte holen kann. Schade ist nur, dass ich trotz dieser Ausbeute durch die 2.
Wertung auf dem letzten Platz gelandet bin. Außerdem ärgert mich noch etwas meine
verschenkte Partie aus der 8. Runde und dass ich doch sehr oft Figuren eingestellt habe.
Ich habe aber vor allem auch viel Erfahrung sammeln können gegen doch deutlich
stärkere Gegner und auch neue Eröffnungen und Verteidigungen kennenlernen können.
Wurden während des Turniers noch einige (nicht ernstzunehmende) Witze aufgrund einer
Wertzahl gemacht, habe ich es doch erstmalig geschafft diese auf eine 1253 aufzubessern
und meine persönliche „Schallgrenze“ von 1200 zu überschreiten.
Die Deutsche Meisterschaft bot auch die Möglichkeit neue Leute oder auch die Spieler vom
eigenen Bundesland besser kennenzulernen.
Ich hatte sehr viel Spaß in dieser Woche und konnte viel positives mitnehmen, was mich
darauf hoffen lässt im nächsten Jahr an der offenen Deutschen Meisterschaft
teilzunehmen.
Es folgen die Berichte unserer Trainer zu ihren Schützlingen bei der DEM….
Resümee Franz Bräuer
Momchil Kosev spielte seine zweite DEM und sein letztes Jahr in der U10.
An 25 gesetzt konnte man ihm durchaus Außenseiterchancen zutrauen,
schließlich war seine DWZ zuletzt nicht aussagekräftig über seine wahre
Spielstärke. Er begann mit einem Sieg und hatte in Runde 2 die große
Chance den Setzlistenersten zu ärgern. In einer langen Partie, in der er erst
besser und dann auf Remis stand verlor er nach langem Kampf noch
unglücklich. Doch diese Partie spornte ihn noch mehr an, sich gegen die
nominellen Schwergewichte aufzulehnen. In den beiden darauffolgenden
Runden fuhr Momchil zwei schöne Siege ein und lag somit im
Verfolgerfeld. In den nächsten Partien spielte er mal mehr und mal weniger
energisch, was sich in 2/4 Punkten wiederspiegelte. Als ihm klar wurde, dass
er es mit fast Jedem im Feld aufnehmen konnte, zündete er noch einmal und
gewann in Runde 9 und 10. Vor der letzten Runde lag er auf Platz 8. Er spielte wieder eine gute
Partie, gab diese aber etwas zu früh Remis, weil er das Risiko scheute. Da er auch nach der Runde
zum Abschluss des Turniers auf Platz 8 einkam, war dies eine vernünftige Entscheidung und ein
starkes Ergebnis. Momchil hat sich in seinem Spiel verbessert und agierte entschlossener als im
letzten Jahr, auch wenn er manche Partien noch zu schnell ins Remis lenken will bzw. Remis gibt.
Mit Trainingsfleiß und regelmäßiger Spielpraxis könnte er sich auch im kommenden Jahr in der
U12 für die DEM qualifizieren und behaupten.
Momchils gewann eine schöne Partie in Runde 4, in der Vorbereitung und Spielstil gefällig waren:
Kosev,Momchil (1391) - Gericke,Luis (1220)
DEM U10/U10w 2015 Willingen GER (4.16), 25.05.2015
1.d4 d5 2.g3 Sf6 3.Lg2 Lf5 4.c4 c6 5.Sc3 e6 6.Sf3 dxc4 [Das frühe Nehmen ist spielbar, allerdings fühlt sich Momchil
in den entstehenden Stellungsbildern sichtlich wohl.]
7.Se5 Le7 8.0–0 0–0 9.Sxc4 Sbd7 10.e4
XABCDEFGHY
8r+-wq-trk+(
7zpp+nvlpzpp'
6-+p+psn-+&
5+-+-+l+-%
4-+NzPP+-+$
3+-sN-+-zP-#
2PzP-+-zPLzP"
1tR-vLQ+RmK-!
xabcdefghy
Das war die Traumstellung in der Vorbereitung. Dass es so aufs Brett kommen würde, war bei dieser Altersklasse, in der
es generell wenig Partien von den Gegnern gibt, umso erfreulicher.]
10...Lg6 11.a3 Tc8 12.Le3 Te8 13.h3 b5 14.Sd2 Sb6 15.f4 [Der prophylaktischen Züge sind genug getan, nun geht
Momchil zur Bauernwalze über.] 15...h6 16.g4 Sfd7 17.b4 Dc7 18.Tc1 a6 19.De1 Kh8 20.Df2 f5 21.e5
XABCDEFGHY
8-+r+r+-mk(
7+-wqnvl-zp-'
6psnp+p+lzp&
5+p+-zPp+-%
4-zP-zP-zPP+$
3zP-sN-vL-+P#
2-+-sN-wQL+"
1+-tR-+RmK-!
xabcdefghy
Schwarz ist völlig eingeengt und begeht in der Folge nun mehrere Ungenauigkeiten, die Momchil konsequent ausnutzt.]
21...fxg4 22.hxg4 Ld3 23.Tfd1 Lc4 24.Le4 Sd5 25.Sxd5 cxd5 26.Lg6 Tg8 27.Lf7 Tgf8 28.Lxe6 Dc6 29.Lf5 g6
30.Lb1 De6 31.f5 gxf5 32.Lxf5 Dc6 33.Dh2 Tf7 34.e6 Txf5 35.Dxh6+ Kg8 36.Dg6+ Kh8
XABCDEFGHY
8-+r+-+-mk(
7+-+nvl-+-'
6p+q+P+Q+&
5+p+p+r+-%
4-zPlzP-+P+$
3zP-+-vL-+-#
2-+-sN-+-+"
1+-tRR+-mK-!
xabcdefghy
37.exd7 Dxg6 38.dxc8D+ Kh7 39.Dxf5 [und der Rest war natürlich kein Problem.]
1–0
Moritz Weishäutel ging als Mitfavorit in das Turnier. Mit
einem gelungenen Start von 2/2 ging es bereits in Runde 3 an
Brett 1. Er gewann auch diese Partie überzeugend, doch in der
Nachmittagsrunde verlor er dann äußerst unglücklich, nachdem
er seinen Gegner mehrfach nicht erledigt hatte und zum Schluss
unnötigerweise in ein Matt lief. In Runde 5 griff Moritz wieder
an und gewann souverän. In der sechsten Runde erlitt er erneut
einen Rückschlag, nachdem er wieder seinen Gegner überspielt,
den Gewinn jedoch ausgelassen hatte und durch einen Rechenfehler verlor. Doch Moritz'
Kampfgeist war ungebrochen und so holte er mit der Einstellung „Remis ist wie eine Niederlage“
noch einmal zwei wichtige Punkte. Dann folgte die entscheidende neunte Runde, in der er dem
späteren Deutschen Meister in einer komplizierten und hart umkämpften Partie unterlag. Es fehlte
letztendlich doch etwas an Kraft, die Konzentration und Nervenstärke über das gesamte Turnier
durchzuhalten. Mit einem guten Schlussspurt von 1,5/2 landete Moritz schlussendlich auf Platz 9,
wodurch das Minimalziel erreicht wurde. Im nächsten Jahr wird er wieder in der U12 antreten und
kann sicherlich um den Meistertitel mitspielen.
Seine beeindruckendste Partie spielte Moritz in Runde 2, als folgendes geschah:
Bosselmann,Tom Linus (1667) - Weishäutel,Moritz (1966)
DEM U12/U12w 2015 Willingen GER (2.2), 24.05.2015
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.0–0 Sf6 5.d4 Lxd4 6.Sxd4 Sxd4 7.Lg5!? [Üblicher ist hier eigentlich 7.f4. Mit diesem
Zug hatte Moritz bereits Erfahrungen gemacht.]
7...h6 8.Lh4 g5?!
XABCDEFGHY
8r+lwqk+-tr(
7zppzpp+p+-'
6-+-+-sn-zp&
5+-+-zp-zp-%
4-+LsnP+-vL$
3+-+-+-+-#
2PzPP+-zPPzP"
1tRN+Q+RmK-!
xabcdefghy
Dieser logische Zug ist bereits ungenau und führt zu Problemen. 8...d6 wäre besser gewesen. Weiß zog nun
9.f4! [(!) wie aus der Pistole geschossen. Manchem Kiebitz fiel bei diesem Zug die Kinnlade herunter. Es ist nun
besonders stark, wie sich Moritz aus dieser unbequemen Lage herauswurschtelt:] 9...d5! Der einzige Zug! [9...gxh4
10.fxe5 ist wegen der vielen hängenden schwarzen Figuren selbstmörderisch.; 9...Se6 scheitert an 10.Lxe6 dxe6
11.Dxd8+ Kxd8 12.fxg5 und der Druck auf der f-Linie ist zu schlimm für Schwarz.; und 9...gxf4 wird hübsch durch
10.Txf4! widerlegt, da nach 10...exf4 11.Dxd4 Schwarz an der Fesselung des Sf6 zugrunde geht.]
10.exd5 Lg4 [10...gxh4 11.fxe5 Sxd5 12.Dxd4 Le6 wäre ähnlich zur Partie verlaufen.]
11.Dd2 [Eine verrückte Stellung, in der jede Menge Figuren herumhängen. Nicht leicht hier den Durchblick zu
behalten. ]
11...Sxd5!? [11...Se4 12.Dd3 f5 will der Computer sehen, doch so etwas Unklares kann man am Brett kaum spielen
wollen.]
12.fxe5 gxh4 13.Dxd4 Le6
XABCDEFGHY
8r+-wqk+-tr(
7zppzp-+p+-'
6-+-+l+-zp&
5+-+nzP-+-%
4-+LwQ-+-zp$
3+-+-+-+-#
2PzPP+-+PzP"
1tRN+-+RmK-!
xabcdefghy
Schwarz ist minimal schlechter aus der Eröffnung herausgekommen, was bei dem nominellen Spielstärkeunterschied
und der weißen Monster-Vorbereitung ein Pluspunkt ist.]
14.Sa3 Tg8 15.Tad1 c6 16.Td2 Tg4 17.Df2 Db6 18.Dxb6 axb6 19.Sb5 cxb5 20.Lxd5 Lxd5 21.Txd5 [Trotz der
desaströsen Bauernstruktur ist die schwarze Stellung nicht schlechter! Wie Moritz dieses Endspiel für sein Alter nun
behandelt ist wiederum beachtlich.]21...Tb4!
XABCDEFGHY
8r+-+k+-+(
7+p+-+p+-'
6-zp-+-+-zp&
5+p+RzP-+-%
4-tr-+-+-zp$
3+-+-+-+-#
2PzPP+-+PzP"
1+-+-+RmK-!
xabcdefghy
Schwarz schafft es dadurch die weißen Bauern am Damenflügel zu minimieren.
22.Td6 Txa2 23.Txb6 Tbxb2 24.Txb7? [Mit 24.Tf2! hätte Weiß das Endspiel im Gleichgewicht gehalten: 24...Txc2
25.Txc2 Txc2 26.Txb5 Tc7 27.Tb4 h3 28.gxh3=]
24...Txc2 [Die beiden schwarzen Türme auf der zweiten Reihe sind äußerst stark für Schwarz.]
25.Tb8+ Ke7 26.Tb7+ Ke8 27.Tb8+ [27.Tfxf7 war zu prüfen: 27...Txg2+ 28.Kf1 h3! 29.Tbe7+ Kd8 30.Td7+ Kc8
31.Ta7 (31.Tc7+ Kb8 32.Tb7+ Ka8–+) 31...Txa7 32.Txa7 Txh2 ist praktisch wohl gewonnen.]
27...Kd7! [Hier hatte Moritz noch einmal nachgerechnet und festgestellt, dass er sich der Zugwiederholung entziehen
konnte:]
28.Td1+ [28.Txf7+ Ke6 29.Tf6+ Kxe5 30.Tff8 Txg2+ 31.Kf1 Txh2 32.Txb5+ Kd4 und Weiß steht auf matt! 33.Kg1
Tag2+ 34.Kf1 h3–+]
28...Kc7 29.Txb5 Txg2+ 30.Kf1 Tgf2+ 31.Kg1 Tg2+ 32.Kf1 Txh2 33.Tc1+ Kd7 34.Kg1 Tag2+ 35.Kf1 h3
XABCDEFGHY
8-+-+-+-+(
7+-+k+p+-'
6-+-+-+-zp&
5+R+-zP-+-%
4-+-+-+-+$
3+-+-+-+p#
2-+-+-+rtr"
1+-tR-+K+-!
xabcdefghy
Und nun hilft ein dritter Stein bei der Erlegung des weißen Königs.
36.Tb7+ Ke6 37.Tb6+ Kf5 38.Tf6+ Kxe5 39.Tf2 Txf2+ [und Weiß gab auf. Eine Wechselbad der Gefühle, doch zeigte
sie, mit welcher Entschlossenheit und welchem Geschick Moritz in diesem Turnier spielte.]
0–1
Mathias Philipp ging in der U16 als klassischer Außenseiter in seine erste
DEM und wurde letztendlich unter Wert geschlagen. Seine ersten drei Partien
verlor er, wobei in Runde zwei zwischenzeitlich ein Remis drin war. Seinen
ersten Sieg konnte er in Runde vier erringen. Doch leider versprach dieser nicht
den gewünschten Effekt. Um es kurz zu fassen: Pleiten, Pech und Pannen
machten sich in vieler seiner Partien breit und so verlor er eine unglücklicher als
die andere. In der letzten Runde bekam er dann spielfrei, da ein anderer
Teilnehmer vom Turnier bereits abgereist war. Am Ende wurde Mathias 28.
Trotz aller Widrigkeiten strahlte Mathias stets Optimismus aus und wird mit
dieser Einstellung und seinen neu gewonnen Erfahrungen sicherlich auch in
Zukunft um die Spitzenplätze in Thüringen kämpfen und sich vielleicht erneut für eine DEM
qualifizieren können.
Alina Zahn startete nicht mit so hohen Erwartungen ins Turnier
wie in den Jahren zuvor. Ihrem Auftaktsieg in Runde 1 folgte eine
in der Entstehung sehr unglückliche Niederlage und ein
unspektakuläres Remis. Der Start war somit etwas holprig. Doch es
folgte ein fein heraus gespielter Sieg in Runde 4 und ein
unglückliches Remis mit verpassten Gewinnchancen in Runde 5.
Nach einem weiteren unspektakulären Remis in Runde 6 konnte sie
in Runde 7 endlich wieder mit einer guten Partie gewinnen. Gegen Josefine Heinemann – die
spätere Deutsche Meisterin – lieferte Alina in Runde 8 einen harten Kampf, zog aber den Kürzeren.
Durch einen erneut schön herausgespielten Sieg in der letzten Runde und einigen glücklichen
Konstellationen reichte es am Ende noch zu einem versöhnlichen 5.Platz. Es war ein ordentliches
Turnier für Alina, deren akribische, vorbereitungslastige Arbeit sich in vielen Partien auszahlte.
Bestimmt kann sie auch in ihrem letzten U18-Jahr noch einmal um eine Top5-Platzierung spielen.
Ein schöner Schwarzsieg glückte Alina in Runde 7:
Hund,Sarah (1981) - Zahn,Alina (1970)
DEM U18w 2015 Willingen GER (7.5), 28.05.2015
1.e4 e5 2.Lc4 Sf6 3.d3 Lc5 4.Sc3 Sc6 5.f4 exf4 6.Lxf4 d6 7.Sa4?! [Das ist hier unnötig. Besser geschah der natürliche
Entwicklungszug 7.Sf3.]
7...Ld4 8.c3 Le5 9.Lg5 h6 10.Lh4 g5 11.Lf2 Sg4
XABCDEFGHY
8r+lwqk+-tr(
7zppzp-+p+-'
6-+nzp-+-zp&
5+-+-vl-zp-%
4N+L+P+n+$
3+-zPP+-+-#
2PzP-+-vLPzP"
1tR-+QmK-sNR!
xabcdefghy
Alina spielt sehr energisch und möchte die vielen verlorenen Tempi des Weißen schnell bestrafen.
12.Df3 Df6 [Noch stärker geschah 12...De7! mit der Idee f7–f5 energisch folgen zu lassen.]
13.d4 Sxf2 14.Dxf2 Dxf2+ 15.Kxf2 Lg7 16.Sf3 Ld7!
XABCDEFGHY
8r+-+k+-tr(
7zppzpl+pvl-'
6-+nzp-+-zp&
5+-+-+-zp-%
4N+LzPP+-+$
3+-zP-+N+-#
2PzP-+-mKPzP"
1tR-+-+-+R!
xabcdefghy
Weiß hat Entwiklungsvorsprung und droht nun mit Sc6xd4 einen Bauern zu gewinnen. Die Stellung des Sa4 ist äußerst
betrüblich.
17.b3 a6 [17...g4 mit dem anschließenden taktischen Trick ging schon sofort.]
18.Sb2 [18.Ld5 war noch das kleinste Übel, um im Notfall den Sc6 zu beseitigen.]
18...g4! [Nun schlägt Alina taktisch zu!]
19.Sh4 Sxd4! 20.Tac1 Sb5 21.Sd1 0–0–0 22.Sf5 Le5 23.Ke2 The8 24.Lxf7?
X
ABCDEFGHY
8-+ktrr+-+(
7+pzpl+L+-'
6p+-zp-+-zp&
5+n+-vlN+-%
4-+-+P+p+$
3+PzP-+-+-#
2P+-+K+PzP"
1+-tRN+-+R!
xabcdefghy
Danach gibt es einen weiteren taktischen Trick, den Alina schon vorher gesehen hatte.
24...Lxf5 25.exf5 [25.Lxe8 Txe8 26.exf5 Lf4+ ist nur Zugumstellung zur Partie.]
25...Lf4+ 26.Lxe8 Txe8+ 27.Se3 Txe3+ 28.Kf2 Te5 [Der Rest ist nicht mehr so schwer, doch Alina bringt es auch
schön zu Ende.]
29.Tce1 Txf5 30.Te8+ Kd7 31.Tg8 h5 32.c4 Sc3 33.a4 h4 34.Ke1 Te5+ 35.Kf1 Ld2 [und Weiß gab wegen des
unabwendbaren Matts auf.]
0–1
Tim Hoffmann ging altersbedingt zum letzten mal in der U18 an den Start.
Einem guten Remis zum Auftakt folgten eine Niederlage und ein Sieg. Die
kommenden vier Runden verliefen allesamt ärgerlich. In Runde vier kam eine
vorbereitete Variante aufs Brett, doch fand Tim irgendwann nicht mehr die
besten Fortsetzungen, veropferte sich und verlor. In Runde 5 wurde er durch
die gegnerische Vorbereitung überrascht und musste eine herbe Niederlage
quittieren. Dass er nach toller Eröffnung mit Figurengewinn seine Partie in
Runde 6 nicht gewann, ärgerte Tim selbst am meisten. Und in Runde 7
machte er sich das Leben ebenfalls selbst schwer und verlor unnötig. Die
ersehnte Rehabilitation folgte in Runde 8, als er in seiner typischen
strategischen Art und Weise den Gegner langsam zur Strecke brachte. Die
letzte Partie spiegelte dann sein Turnier wieder, in der er nach guter Eröffnung den Faden verlor und
den Gegner ins Spiel kommen ließ. Doch diesmal zog er die Bremse und remisierte. Mit 3,5
Punkten und Platz 25 war Tim alles andere als zufrieden, doch zeigte ihm das Turnier auf, woran er
noch zu arbeiten hat. Als scheidendem Jugendspieler bleibt uns nur ihm auf seinen weiteren Wegen
viel Erfolg zu wünschen und dass der Sprung vom guten zum starken Schachspieler nicht mehr lang
auf sich warten lässt ;-)
Resümee Norbert Reichel
Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe Ha Thanh U14w, Erich U14, Sebastian U12, Elisa U10,
Ana U25B und Sara U25B zu betreuen. Es war eine schöne Zusammenarbeit mit fleißigen
Teilnehmern. Auch wenn sicher nicht jeder mit seinem Abschneiden zufrieden ist, wurde
hart gearbeitet und einiges erreicht. Das widerspiegeln das DWZ Plus aller 6 und bei
einigen auch die Endstände.
Nun der Reihe nach. Ha Thanh spielte ein gutes Turnier. Sie bewies,
dass ihr starkes Spiel bei den Thüringer Meisterschaften keine
Eintagsfliege war. Ihr Abstand zur deutschen Spitze in ihrer Altersklasse
ist nur noch ganz gering, auch wenn das der gute 9. Platz noch nicht
ganz zum Ausdruck bringt. In der letzten Runde hatte sie gegen die
spätere deutsche Meisterin klaren Vorteil und mit etwas mehr
Selbstvertrauen hätte sie das Spiel gewinnen können. Aber sie verlor
schließlich noch.
Nguyen,Ha Thanh (1640) - Schulze,Lara (1820)
XABCDEFGHY
8r+l+k+-tr(
7+-+-+p+p'
6p+pwqp+p+&
5+-+p+-zP-%
4-+n+-+-tR$
3+-sN-+-wQ-#
2PzPP+LzPP+"
1+-mKR+-+-!
xabcdefghy
Weiß ist am Zug. Ha Thanh spielte ängstlich und tauschte die Damen. Stattdessen muss
man den Damentausch vermeiden und Schwarz hätte unlösbare Probleme bekommen:
17. f4 Sb6 (oder 17….Db4 18. Lxc4 dxc4 19. a3 De7 20. Se4) 18. Se4 nebst Sf6+ und
Gewinnstellung
Auch gegen die Nr. 2 vergab sie einen klaren Vorteil, diesmal zum Remis.
Positiv fielen ihr Kampfgeist und ihr Fleiß bei der ‚Vorbereitung auf. Erstmalig arbeitete sie
dabei auch selbstständig am Notebook.
In Runde 2 gelang ihr ein hübscher Sieg, der auf der Vorbereitung basierte:
Nguyen,Ha Thanh (1640) - Grey,Andrea (1424)
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.Sc3 Lg7 6.Le3 a6
Wir hatten gesehen, dass die Gegnerin diesen Zug schon mehrfach angewandt hatte und
fanden in der Vorbereitung folgende Widerlegung. 7.Sd5! e6 8.Sxc6 dxc6 9.Lb6 Dh4
10.Sc7+ Kf8 11.Lc5+ De7 12.Dd8#
Platz 9 und ein DWZ Sprung über die 1700 sind der Lohn für ihre Arbeit. Mit mehr
Selbstvertrauen und Training von Endspielen kann sie noch einiges für Thüringen leisten.
Auch Erich hatte sich ordentlich geschlagen. Leider ist sein
Eröffnungsrepertoire sehr begrenzt und spezifisch, so dass man oft
keine entsprechenden Partien bei den Gegnern finden konnte. Ich
hätte mir etwas mehr Mut zum Wechsel auf das ein oder andere für ihn
fremde System. Was durch gute Vorbereitung möglich ist, zeigte Erich
in folgender Partie:
Gungl,Theo (2103) - Riedel,Erich (1754)
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Sf6 4.e5 Sfd7 5.Ld3 c5 6.c3 Sc6 7.Se2 cxd4
8.cxd4 f6 9.exf6 Sxf6 10.Sf3 Ld6 11.0–0 0–0 12.Lf4 Lxf4 13.Sxf4 Sg4 14.g3 g5 15.Sg2 Df6
16.Le2 Sh6 17.Se3 Sf5 18.Sxf5 exf5 19.Se5 Sxe5 20.dxe5 Dxe5 ½–½
Hervorheben möchte ich noch, dass Erich sehr selbstständig am Notebook gearbeitet hat.
Sebastian wird mit seinem Ergebnis nicht zufrieden sein und hat sich
auch etwas unter Wert verkauft. In speziellen Stellungsstrukturen spielt
er bereits wie eine 1900 und auf der anderen Seite unterliefen ihm
allerdings unerklärliche Patzer. Auch Sebastian begann, selbstständig
mit dem Notebook zu arbeiten. Er war wie immer fleißig und wird bei
systematischem Training seinen Weg gehen.
(1549) Grund,Sebastian (1572) - Brückner,Alexander (1780)
1.Sf3 Sf6 2.g3 g6 3.Lg2 d5 4.c4 Lg7 5.0–0 c6 6.d4 0–0 7.Sc3 Te8
8.cxd5 Sxd5 9.e4 Sb6 10.Le3 [In solchen Stellungen fühlt Sebastian sich wohl. Er hat
keine Angst, den schwarzfeldrigen Läufer zu tauschen, denn er hat einen konkreten Plan.]
10...Sc4 11.Db3 Sxe3 12.fxe3 e6?! 13.Sd2 [13.e5] 13...Dc7 14.e5 Sd7 15.Sce4 Sb6
16.Sd6 Te7 17.S2e4 h6 18.Tf2 Ld7 19.Sc5 Tb8 20.Da3 a6 21.Sdxb7 Sc4 22.Db4 Lc8
23.Dxc4 Lxb7 24.Taf1 Dc8 25.Se4 [25.Txf7 Txf7 26.Txf7 Kxf7 27.Lh3 Ke7 28.Sxe6 Lh8
29.Sg5] 25...Dd7 26.Lh3 Tc8 27.Txf7 Txf7 28.Lxe6 Dc7 29.Txf7 1–0
Elisa spielte eine super Meisterschaft. Nicht nur, weil sie am
Ende in der Altersklasse U10w Platz 5 belegte. Sie ist sehr
fleißig und wissbegierig. Fast vor jeder Runde bereiteten wir
eine neue Eröffnung vor. In den Partien konnte man dann
sehen, dass sie sich nur die Varianten recht gut merken kann,
sondern auch die Ideen schon gut verinnerlicht hat. Ein
Beispiel dafür ist die folgende Partie:
Reuter,Elisa (1133) - Kriuckova,Sonia (1015)
DEM U10/U10w 2015 Willingen GER (6.37), 27.05.2015
1. e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 d6 4.Lxc6+ bxc6 5.0–0 Sf6 6.Te1 e6
7.d3 La6 8.Sc3 Tb8 9.e5 [Elisa zerstört die gegnerische
Bauernstruktur. In der Folge tauscht sie alles ab, um diese
Schwäche dann im Endspiel auszunutzen.]
9...Sd5 10.exd6 [10.Se4] 10...Lxd6 11.Se4 Le7 12.c4! [Vertreibt den starken Springer aus
dem Zentrum und legt die Bauernschwäche c5 fest.] 12...Sf6 13.Dc2 [13.Se5]
13...Dc7 14.b3 0–0 15.Lb2 Sxe4 16.dxe4 Tfd8 17.Tad1 h6 18.Le5! Ld6 19.Lxd6 Txd6
20.Txd6 Dxd6 21.Td1 Dc7 22.e5 [22.Dd3] 22...Td8 23.Txd8+ Dxd8 24.Dd2 Dxd2 25.Sxd2
Kf8 26.Se4 Lc8 27.Sxc5 [Elisa gewann den Bauern und nach 73 Zügen die Partie.] 1-0
Ana spielte ebenfalls ein super Turnier. Mit 4,5 Punkten
aus 9 Runden wurde sie im U25B Turnier bestes Mädchen
U12 und konnte dafür einen Preis in Empfang nehmen. Sie
war sehr fleißig und musste auch viele neue Varianten
lernen. Sie zeichnet sich durch ein gutes
Konzentrationsvermögen und ansprechende Übersicht aus.
Dadurch minimierte sie auf jeden Fall grobe Einsteller.
Wenn sie systematisch trainiert wird, kann sie noch viel erreichen.
Sara hat sehr gute Ansätze. Leider hatte sie durch zu schnelles Spiel
mehrere klar bessere Stellungen weg geschmissen. 3 Punkte waren
zwar unter Wert, aber immer noch ein kleiner DWZ-Zuwachs. Dass sie es
kann zeigte sie in der folgenden Partie:
Schneider,Katharina (1084) - Reichel,Sara (866)
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.Sc3 Lg7 6.Le3 Sf6 7.f3 0–0
8.g4 Db6! [Diesen Zug hatte Sebastian in seiner Partie gegen Simon Li am Brett
gefunden. Leider brachte er sich selbst um die Früchte seiner Arbeit, indem er nach 9.Dd2
falsch reagierte.]
9.b3 Sxg4! [Hier zahlte sich aus, dass ich die Partien meist mit allen ausgewertet hatte.
Sara hatte aufgepasst.] 10.fxg4 Lxd4 [10...Db4] 11.Sa4 Db4+ [11...Da5+] 12.Ld2 Dd6
13.Sc3 Lxc3 [13...Df6] 14.Lxc3 Df4 15.Lg2 d6 [15...De3+] 16.Lf3 De3+ 17.De2 Dxc3+
18.Kf2 Sd4 19.Dd1 Sxc2 20.Tc1 De3+ 21.Kg2 Sd4 22.Tf1 b6 23.h4 Lb7 24.h5 Lxe4
25.Lxe4 Dxe4+ 26.Kh3 De3+ 27.Kh2 Tac8 28.Txc8 Txc8 29.Te1 Df4+ 30.Kg1 Sf3+ 31.Kf1
Sxe1+ 32.Kxe1 Tc1 33.Dxc1 Dxc1+ [Und Sara gewann.]
Insgesamt hat mir die Arbeit mit der Gruppe viel Spaß gemacht. Alle, der Trainer
eingeschlossen, haben eine Menge gelernt.
Resümee Raiko Siebarth
Natalie Pflugradt: Bei ihrer zweiten Teilnahme an der
Deutschen Jugendmeisterschaft erwischte Natalie ein
rabenschwarzes Turnier. Sie verpasste einen guten Start ins
Turnier aufgrund ihrer Nervosität sowie weiteren äußeren
Bedingungen und wurde von Runde zu Runde unsicherer.
Diese Verunsicherung zog sich durch das gesamte Turnier und verhinderte damit ein
besseres Ergebnis. Denn sie kann viel besser Schach spielen, als sie es gezeigt hat.
"Aus Niederlagen muss man gestärkt hervorgehen!" ist ein sehr einprägsames Zitat
und dies sollte sich Natalie zu Herzen nehmen. Jeder erfolgreiche Schachspieler hatte
in seiner Laufbahn ein ähnlich schlimmes Turnier absolviert. Aus solchen
Niederschlägen muss man lernen und sich mentale Stärke erarbeiten, welche ihr in den
kommenden Jahren sicherlich weiterhelfen wird. Des Weiteren muss es Natalie erstmal
verarbeiten, dass es nach den vergangenen sehr erfolgreichen Monaten nicht immer
nur bergauf gehen kann. Überdies bin ich mir sicher, dass sie zu alter Stärke finden
wird und für weitere Erfolge sorgen wird.
Paulines
Pauline
Schmidt:
Qualifikation
zur
Deutschen
Jugendmeisterschaft
verlief
sensationell,
da
sie
zur
Landesmeisterschaft ihr bestes
Schach seit Monaten zelebrierte
(das dachte ich zunächst...). Ihr
Unaufgeregtsein vor, während
sowie nach der Partie hat mich
anfangs sehr beeindruckt, da
Pauline zum ersten Mal an diesem
Mega - Event teilnahm und diese
besondere Atmosphäre in dem
übergroßen Spielsaal miterleben durfte. Zur ersten Hälfte des Turnieres war Pauline
fleißig und konnte 3 Siege aus den ersten 6 Runden auf ihrem Punktekonto
einstreichen. Der Spielfreipunkt aus Runde 7 verhalf Pauline zu einem grandiosen
Schlussspurt. Am vorletzten Spieltag (Doppelrunde 9 und 10) konnte Pauline beide
Partien gewinnen und sie belegte vor der letzten Runde plötzlich Platz 1 der
Mädchenwertung. Die letzte Runde verlor Pauline leider sehr schnell, was sie nicht
wirklich störte - denn nach nicht allzu langer Wartezeit stand fest, dass Pauline den
phänomenalen zweiten Platz der U10w erreichte.
Diese Klasseleistung soll ein Diagramm aus Runde 9 unterstreichen:
Rockmann, Enno - Schmidt, Pauline (Runde 9), DEM U10 2015
XABCDEFGHY
8-tr-+-trk+(
7zp-zpq+-zp-'
6-+-zppsn-zp&
5+-vl-+-+-%
4-+-+P+-+$
3+-+-+-wQP#
2PzP-+-zPP+"
1tRNvL-tR-mK-!
xabcdefgh
17. ... Sh5!
gewinnt, wegen dem Schnittpunkt f2!
Antonia Ziegenfuß: Nach
ihrem
letztjährigen
triumphalen Schlussspurt auf
Rang
2
der
Deutschen
Meisterschaft
bei
den
Mädchen unter 10 Jahren
schaffte es Antonia in den
Deutschen Bundeskader und
bekam einen Freiplatz zur
Deutschen
Jugendmeisterschaft
in
Willingen. Zu Beginn der
Meisterschaft verlief alles nach
Plan, der gute Start mit 2/2
sowie eine tolle, etwas glücklose Partie gegen die Nummer 1 der Setzliste (Leopold
Franziskus Wagner) unterstrich Antonias Titelchancen. Dann folgte die Doppelrunde am
vierten Tag... Ihr gesundheitliches Unwohlsein führte dazu, dass sie gegen Enno
Rockmann unglücklich verlor sowie spielfrei gegen Pauline aufgeben musste. Die
gesamte Delegation machte sich viele Gedanken, ob und wie man "Toni" helfen könnte.
Die besorgten Eltern taten alles, damit es Antonia schnell wieder besser geht. Die
Fürsorge sowie eine kleines 13 - Stunden - Schläfchen Antonias brachten den
erwünschten Effekt. Nicht im Vollbesitz ihrer taktischen Finessen, aber großem
Kampfgeist schaffte es Antonia in den restlichen 4 Runden noch starke 3,5 Punkte zu
erreichen. Caissa meinte es gut mit Antonia und bescherte in der letzten Runde die
Auslosung gegen die direkte Konkurrentin Phuong Thao Vivien Nguyen. An dem letzten
Spieltag schien endlich wieder die Sonne über Antonias Köpfchen, da die Führende
(Pauline) relativ schnell verlor und "Toni" eine klar bessere Stellung verwalten durfte.
Mit ihrem Letztrundensieg schaffte es Antonia (zuletzt 2009 - Diana Hannes U18w)
endlich wieder einen Titel bei der Jugendmeisterschaft nach Thüringen zu holen.
Antonias Freude nach dem Sieg war gedämpft, da sie ein zweizügiges Matt übersehen
hat (die Stellung folgt im Diagramm). Dabei war der Verlauf dieses Meistertitels mit
vielen Höhen und Tiefs gespickt, dass man es kaum für möglich halten konnte, dass es
Antonia mit nur 10 gespielten Runden auf den obersten Platz des Podestes geschafft
hat. Eine sensationelle Leistung!
Ziegenfuß, Antonia - Phuong Thao Vivien Nguyen (Runde 11), DEM U10 2015
XABCDEFGHY
8-+-+-+-+(
7+-+r+-+-'
6-zp-zpR+-+&
5zp-+P+p+p%
4P+P+-mK-mk$
3+P+-+-+-#
2-+-+-+P+"
1+-+-+-+-!
xabcdefghy
39.g3+?!
(mit späterem Matt im 56. Zug)
gewinnt auch, aber 39. Te3 nebst Th3# bzw.
39. Te1 nebst Th1# wäre ebenso schön...
Larissa Ziegenfuß: Zum zweiten Mal in Folge konnte sich Larissa für
die Deutschen Jugendmeisterschaften qualifizieren. Nach dem sie im
Vorjahr schon einige Erfahrungen in der U12 machen konnte, wollte
Larissa in diesem Jahr an einem ruhmreichen Platz auf dem Treppchen
schnuppern. Die Voraussetzungen dafür waren gegeben: gestärktes
Selbstvertrauen vor allem durch ihre vielen guten vorherigen
Ergebnisse bei anderen Turnieren sowie dem Startplatz 5 in der
Mädchenwertung. In Runde 1 bekam sie mit Florian Dietz einen
spielstarken Strategen aus Sachsen - Anhalt zu tun. Die Vorbereitung funktionierte bis
zum Bauerngewinn hervorragend, doch man rechnete nicht mit solch starken Zügen des
Gegners, der mit zunehmenden Verlauf der Partie nicht nur den Bauern, sondern auch
die Partie gewann. In der Folge leistete sich Larissa 3 unnötige Punkteteilungen gegen
vermeintlich schwächere Gegner. In Runde 5 wollte Larissa endlich ihren ersten vollen
Punkt einfahren, sie startete ihren Königsangriff am Königsflügel mit allen möglichen
Kräften ohne beachtet zu haben, dass die Gegnerin ihren König auf den Damenflügel in
Sicherheit gebracht hatte. Nach dieser ebenso vermeidbaren Niederlage einigte sich
Larissa mit direkten Konkurrentinnen wiederholt auf Punkteteilungen. Ihre guten
Stellungen konnte sie nicht zu vollen Punkten machen, da sie mitunter arge Zeitprobleme
hatte. Aber in Runde 9 verdiente sie sich ihren ersten vollen Punkt, denn sie überspielte
ihre Gegnerin. Nach ihrem einzigen Sieg war wohl die Luft raus, aber sie durfte den
Meistertitel ihrer Schwester miterleben und war danach um Antonias Outfit zur
Siegerehrung besorgt. Larissa besitzt gute Fähigkeiten im taktischen sowie strategischen
Bereich, die sie mit etwas Glück zu mehreren vollen Punkten nutzen könnte. Leider gibt
es im Turnierschach eine weitere Variable, die von großer Wichtigkeit ist - und zwar: die
Uhr. Bei Jugendmeisterschaften anzutreten ist eine Herausforderung, die Larissa in den
nächsten Jahren besser meistern wird, da sie ein großes Potenzial besitzt.
Bastian Creß: Zum ersten Mal in seiner noch jungen Schachkarriere
schaffte Bastian den Sprung zur Deutschen Jugendmeisterschaft. Dieses
Großereignis muss ein junger Denker miterlebt haben, denn die vielen
neuen Eröffnungen, Eindrücke sowie Erfahrungen lassen sich mit
monatelangem Training nicht ersetzen. Bastians Start ins Turnier verlief
optimal, da er zwei stärkeren Gegnern in Gewinnstellungen jeweils ein
Remis schenkte. Die nächsten 8 Runden musste Basti gegen Mädchen
antreten, mit denen er einige Probleme hatte. Denn Bastian erzielte lediglich 4 Punkte
aus diesen Partien, bei denen sich Glück und Pech die Waage halten. Mit 5 Punkten aus
11 Runden kann Bastian sehr zufrieden mit seiner ersten Deutschen Jugendmeisterschaft
sein, da er einige neue Eröffnungen ausprobieren bzw. erleben durfte, was ihn sehr
beeindruckt hat. In den letzten Runden wollte er stets ein neues System ausprobieren.
Die Neugier und das stetig wachsende Interesse für dieses atemberaubende Brettspiel
wird sich sehr positiv auf Bastians weitere schachliche Entwicklung auswirken. Das
Erlebnis der Deutschen Jugendmeisterschaft 2015 wird sicherlich nicht seine letzte
Einzelmeisterschaft gewesen sein.
Tom Dittrich: In diesem Jahr startete Tom zum wiederholten
Male bei der Offenen Deutschen Jugendmeisterschaft. Wer kann es
ihm auch verdenken? Denn bei welchem Jugendturnier herrscht so
eine große Dichte an guten Schachspielern und wo findet man
diese einzigartige Turnieratmosphäre? Tom hat sich in den letzten
Monaten zu einem starken Turnierspieler gemausert, was er in
Willingen ebenfalls beweisen wollte. In seinen 9 Runden musste er gegen 3 nominell
schwächere Gegner antreten. Aus diesen 3 Partien holte Tom solide 2,5 Punkte, u.a.
gewann er ein hochinteressantes Endspiel: Randbauer + falscher Läufer. Außerdem konnte
er eine Gegnerin mit einer Wertzahl über 1900, trotz eines Figureneinstellers und eines
zwischenzeitlichen Matts, besiegen. Seine Partien begeisterten das Betreuerzimmer auf
jegliche Art und Weise, da sie nur so vor taktischen Einschlägen, imposanten strategischen
Manövern sowie anregenden Endspielen strotzten. Des Weiteren hatte Tom viele attraktive
Stellungen gegen deutlich bessere Kontrahenten, die er nicht verlieren musste, teilweise
waren diese Gegner sogar in Toms Schlagdistanz. Bei seinem Trainingsfleiß sowie
Spielpensum könnte es in den kommenden Jahren auch zur Qualifikation der Deutschen
Jugendmeisterschaft klappen, es sieht sehr vielversprechend bei Tom aus.
Resümee Tiffany Kinzel
Laura Schirrmeister
Für Laura war es die erste Deutsche Meisterschaft in der Altersklasse
U18. An einem hinteren Setzplatz gesetzt gab es für Laura nichts zu
verlieren, sondern nur zu gewinnen. Für sie begann das Turnier
zunächst sehr unglücklich und so verlor sie, geblendet von der
eigenen Angriffslust, im Mittelspiel gleich ihre Dame. Nachdem sie
nun die eigene Dame stets im Blick behielt, gelang ihr das bei den
anderen Figuren noch nicht so gut. Doch ab der dritten Runde hatte
sie sich dann gefasst und ins Turnier eingefunden. So zwang sie mit
Weiß ihren Gegner alle Figuren auf die 8. und 7. Reihe zu
beschränken und gewann letztendlich durch die Unbeweglichkeit der
schwarzen Steine zwei Figuren. Die weiteren Partien verliefen mit Höhen und Tiefen.
Insgesamt gelang es Laura leider nicht eine einzige Schwarzpartie für sich zu entscheiden.
Die Weißpartien waren jedoch hauptsächlich geprägt von Remis, so wie auch in der letzten
Runde. Dort spielte sie mit ihrer Gegnerin bis zum bitteren Ende, sodass beide mit nur den
Königen das Brett verließen.
Für Laura war es eine schwere Meisterschaft. Doch mit 2,5 Punkten, einer großen Portion
Turniererfahrung, einer Performance von 1400 und einem DWZ-Zuwachs von insgesamt
fast 100 Punkten kann sie auf eine erfolgreiche Meisterschaft zurückblicken.
Nick Henzgen
Auch für Nick war es die erste deutsche Meisterschaft und damit
eine große Herausforderung sich in dem starken und großen
Teilnehmerfeld von 86 Kindern durchzusetzen. Nick konnte super in
die Meisterschaft starten und gewann trotz schneller Spielweise
gleich die ersten beiden Partien. In der 3. Runde durfte er dann am
Live-Brett spielen. Dort musste er sich leider dem überlegeneren
Gegner geschlagen geben. Trotz der Niederlage konnte er sich mit
einem Remis in der vierten Runde wieder fangen, sodass er mit 2,5
Punkten aus 4 Runden nach Turnierstart in den oberen Rängen
wiederzufinden war. Danach folgten ein paar Wackel-Partien, sodass
der ein und andere Punkt auf der Strecke liegen blieb. In einem
spannenden Endspiel mit Qualität mehr in Runde 8, konnte Nick den Punkt schließlich für
sich entscheiden. Mit einem frohen Gemüt und stets bemüht das Beste aus jeder Situation
rauszuholen, trat Nick alle weiteren Partien an. In der letzten Runde erzielte Nick den
entscheidenden Punkt gegen Svenja Butenandt und schoss somit eine direkte
Konkurrentin der U10er Mädels aus dem Rennen.
In der oberen Hälfte des Teilnehmerfeldes gesetzt, konnte sich Nick mit 6 Punkten aus 11
Runden auch zuletzt auf einen starken 33. Platz wiederfinden. Auch er hat durch die
Meisterschaft an DWZ gewonnen.
Theresa Schulz
Theresa ging diesmal im offenen U25A-Turnier an den Start. Dieses
Teilnehmerfeld war ebenfalls sehr groß und stark mit 82 Teilnehmern
besetzt. Nach einem verpassten Einstieg ins Turnier gewann sie in
Runde 3 durch einen grandiosen Abtausch. Mit Läuferpaar und Turm
gegen die Dame gelang es ihr den König am Ende des Spielfeldes zu
bezwingen. Unbelohnt durch den vorherigen Mut und verfolgt vom
Pech, verlor sie die nächsten drei Runden. In Runde 7 kam es dann
zu einem Thüringer Duell zwischen ihr und Tim Vincent, welches
beide direkt im 21. Zug mit einem Remis beendeten. Darauf folgte
noch ein Remis, welches sie im Endspiel leider zu früh einging.
Während der gesamten Meisterschaft wurden Theresas Geduld und Willen unter die Probe
gestellt. Mit 2 Punkten verlief die Meisterschaft leider nicht so wie gewünscht. Trotzdem
wird sie sicherlich einiges bei diesem Turnier gelernt haben, was ihr bei ihrer weiteren
schachlichen Entwicklung helfen wird.
Melanie Grund
Auch in diesem Jahr hatte ich erneut die Freude mit Melanie
zusammenzuarbeiten. Seit ihrem Erfolg im vergangenen Jahr konnte
Sie in der offiziellen Altersklasse U16 nachrücken und musste somit
eine Altersklasse höher als gewohnt spielen. Zu Beginn der
Meisterschaft erschien es als ob sie neue Remis-Königin wird, da sie
gleich mit drei Remis in das Turnier startete. Alle drei Remis
erkämpfte sie sich jedoch gegen DWZ-stärkere Gegnerinnen. In
Runde 4 musste sich Melanie überraschend dem Evans-Gambit
stellen. Sie fand zwar zunächst eine akzeptable Fortsetzung, aber
verlor kurzerhand im Mittelspiel eine Figur und musste sich der
Gegnerin geschlagen geben. Unbeeindruckt davon folgte in Runde 5 dann der erste volle
Punkt durch einen grandiosen Königsangriff unterstützt vom Läuferpaar. Auch Melanie
hatte Schwierigkeiten volle Punkte mit den schwarzen Figuren zu erzielen. Wie auch im
letzten Jahr gelang es Melanie sich in taktische und vorteilhafte Stellungen zu spielen, aber
auch hier fehlten noch die ein oder andere Idee, um den Punkt zu vollenden.
Mit 3,5 Punkten, aber insgesamt 6 ungeschlagen Partien beendet Melanie ihre erste
deutsche Meisterschaft in der Altersklasse U16. Nichts destotrotz bleiben Melanie noch
zwei weitere Jahre, um sich in dieser Altersklasse durchzusetzen und weitere Erfolge zu
erzielen.
Resümee Tom George
Lukas Rapp
Lukas spielte im B-Turnier der Offenen U25 Meisterschaft, um seine
Trainingserfolge nun auch in die Turnierpraxis umzusetzen. Nach
einem starken Auftakt mit 3 / 4 Punkten mit Sieg u.a. gegen einen
1403 DWZ starken Gegner folgte in Runde 5 der Knackpunkt seines
Turniers. Nach sehr stark vorgetragener Eröffnung, in der er mit
Schwarz im Najdorf den Englischen Angriff seiner Gegnerin
lehrbuchartig zerstörte, verpasste er es, den entscheidenden Gewinn
zu finden und musste sich mit einem leicht besseren Endspiel
begnügen. In diesem unterlief ihm ein folgenschwerer Fingerfehler, als
er in der Absicht eine heruntergefallene Figur aufzuheben, seinen eigenen Turm auf einem
ungedeckten Feld abstellte und die Gegnerin auf die Regel „losgelassen – stehengelassen“
reklamierte. Nach Absprache der Schiedsrichter entschieden diese zu Ungunsten von
Lukas und er musste sich unter Tränen geschlagen geben. Auch wenn dieser Sachverhalt
extrem ärgerlich und seitens der Gegnerin an der Grenze zur Unsportlichkeit zu sein
scheint, so ist es doch Lukas selbst anzukreiden, dass er nicht schon vorher den „Sack
zugemacht“ hat, sodass es gar nicht soweit hätte kommen müssen. Die Aufgabe bestand
nun aber darin, hinter die Sache einen Haken zu machen und sich auf die kommenden
Aufgaben zu fokussieren.
In Runde 6 gelang dies jedoch leider überhaupt nicht. Direkt von Beginn an fand Lukas
nicht in die Partie und musste erst einen Bauern und wenig später die ganze Partie
abgeben.
Auch Runde 7 lief nicht wie gewünscht. Erneut erlangte Lukas mit Schwarz im Najdorf
gegen den Englischen Angriff eine vorteilhafte Stellung, setzte seinen Angriff jedoch nicht
konsequent fort und ließ somit Gegenspiel am Königsflügel zu, welches ihn wenig später
auch die Partie kostete. Ärgerlicherweise hatte er nach 15 Zügen immer eine sehr gute
und wünschenswerte Stellung und konnte trotzdem keine der beiden Partien für sich
entscheiden. Mit der kommenden Erfahrung und Arbeit daran wird er aber mit dieser
Eröffnung durchaus noch einige Erfolge feiern können.
Runde 8 war leider erneut nicht erfolgreich, da Lukas eine Variante im Schottischen
Gambit vergessen hatte und dadurch direkt mit Minusbauer weiterkämpfen musste. Der
zweite Bauerneinsteller war dann einer zu viel und die traurige Serie der 4. Niederlage in
Folge war besiegelt.
Wenigstens in der letzten Runde konnte Lukas noch einen vollen Punkt gegen die mit 886
DWZ eingestufte Gegnerin holen und brachte das Turnier somit noch zu einem halbwegs
versöhnlichen Ende. Aus verheißungsvollen 3 / 4 wurden dann letztendlich leider nur 4 / 9
und Platz 44. Auch wenn eine Woche mit Lukas niemals langweilig ist, weil er mit seiner
sympathischen Art doch stets für gute Laune sorgt, ist dies bei einer Woche bei der
Deutschen Meisterschaft im Schach doch nicht alles. Was Lukas nach einstimmiger
Meinung seiner Trainer in Zukunft unbedingt noch verbessern muss, ist seine innere
Unruhe zu besiegen. Zu oft agierte er zu hastig und unüberlegt, sowohl bei der Vor- und
Nachbereitung als auch am Turnierbrett. Wenn er dieses Manko hoffentlich bald abstellen
kann, wird es ihm mit Sicherheit besser gelingen, sein zweifellos vorhandenes Potential
abzurufen.
Marek Reuter
Aufgrund des Freiplatzes seiner Schwester Elisa (U10w) rutschte
Marek Reuter noch in die Thüringer Delegation und wollte sich
im Offenen U25 B - Turnier beweisen.
Nach schwierigem Start mit 0/2 gegen zwei Gegner, die beide
mehr als 400 Punkte höher eingestuft waren, folgte in Runde 3
endlich der erste Sieg. In den Runden 4 und 5 hatte Marek zweimal die exakte
Vorbereitung auf dem Brett und konnte auch zweimal eine Gewinnstellung erlangen.
Leider „schenkte“ er seinen beiden Gegnern jeweils einen halben Punkt, denn beide
Partien endeten remis. Am kuriosesten war die Partie in Runde 4, als er die ganze Partie
lang mit starken Zügen überzeugte und kurz vor dem endgültigen k.o. Schlag in das
Remisangebot seines Gegners einwilligt. Auch nach der Partie hatte Marek keine richtige
Begründung für seine Entscheidung zum Remis. Mit Markes neuer „Geheimwaffe“, der
Caro – Kann – Verteidigung, konnte er in Runde 6 überzeugen und die 200 Punkte höher
bewertete Gegnerin überzeugend schlagen. Ein geschicktes Läufermanöver im Mittelspiel
sicherte entscheidenden Materialvorteil, den er konsequent zum Sieg verwertete. In Runde
7 wartete mit dem 1289er Gegner ein schwieriges Los, doch Marek konnte aus der
vorbereiteten Eröffnung heraus eine dynamische und durchaus interessante Stellung
erreichen. Leider übersah er eine einzügig drohende Springergabel im Mittelspiel, sodass
er zunächst die Qualität und wenig später die Partie aufgeben musste.
In Runde 8 konnten wir durch die Vorbereitung den Gegner direkt nach 6 Zügen
austricksen, und mit einer geschickten Zugfolge einen Läufer gewinnen, den Marek dann
zielstrebig in einen vollen Punkt verwandelte.
Mit einer ihm unbekannten Eröffnung hatte es der Erfurter in der letzten Runde zu tun.
Bereits in den den ersten Zügen opferte der Gegner im Nordischen Gambit zwei Bauern,
die Marek ohne großes Zögern direkt verschlang und keine Angst vor dem drohenden
Angriff hatte. Dass diese Strategie genau die richtige war, zeigte sich in den folgenden
Zügen, denn Weiß gelang es nicht, ausreichende Kompensation nachzuweisen. Mit der
vielleicht besten Partie des Turniers sicherte sich Marek in überzeugender Form den vollen
Punkt gegen den mit 1296 DWZ doch deutlich höher bewerteten Gegner.
Mit 5/9 Punkten kann er mit seinem Turnier sehr zufrieden sein. Oft profitierte Marek von
der Vorbereitung, die nicht selten genau so aufs Brett kam und ihm den psychologischen
Vorteil sicherte. Die Verbesserung seines Startranges um 22 Plätze auf Rang 34, eine DWZ
Performance von 1307 und ein DWZ Zuwachs von unglaublichen 194 Punkten auf nun
1149 sind der verdiente Lohn für ein starkes Turnier des kleinen Denkers von Empor
Erfurt.
Philipp Wolf
Philipp nahm zum ersten Mal in seinem Leben an einer deutschen
Einzelmeisterschaft teil. Er ging laut der Setzliste als klarer Außenseiter
in das Turnier, wollte jedoch im Laufe der 9 Runden zeigen, dass er
durchaus auch mit nominell stärkeren Gegnern mithalten kann und sich
gegen sie zu behaupten weiß.
Direkt in Runde 1 wartete mit Jan-Okke Rockmann der Vizemeister der
U12 aus dem Vorjahr auf ihn und Philipp musste sich nach einer
übersehenen Kombination im Mittelspiel geschlagen geben.
Ähnlich verlief die zweite Runde, als Philipp seinen eigenen Angriff
überschätzte und sich schließlich in einem Endspiel mit zwei Minusbauern befand, das
dann bald nicht mehr zu halten war.
In Runde 3 spielte er mit dem Scheveninger System im Sizilianer eine neue Eröffnung, die
am Vorabend vorbereitet wurde und auch so aufs Brett kam. Philipp spielte eine starke
Partie gegen den fast 600 Punkte höher eingestuften Gegner und hatte nach langem
Kampf ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett. Leider fand er in der Folge nicht die
beste Fortsetzung und musste sich nach sehr langem Kampf geschlagen geben, ein
äußerst ärgerlicher Verlust, gemessen an seiner starken Vorstellung bis zum Endspiel.
Der erste zählbare Erfolg folgte in Runde 4. Nach einer bekannten Variante der
Italienischen Partie zeigte sich Philipp gut vorbereitet und entschärfte jede
Angriffsbemühungen seines Gegners. Der Lohn war der erste halbe Punkt des Turniers
gegen den 1737 DWZ – starken Gegner.
In der fünften Runde folgte das für alle Seiten ungewollte Thüringen - interne Duell gegen
Erich Riedel. Da landesinterne Duelle von den Trainern nicht vorbereitet werden, musste
sich Philipp auf sein Eröffnungsrepertoire aus vorherigen Trainingseinheiten besinnen. Dies
gelang ihm in der Französischen Verteidigung auch recht und gut und er hatte nach 14
Zügen eine ihm vertraute Stellung auf dem Brett. Nach einigen Manövern beider Seiten
unterlief Philipp in Zeitnot leider ein entscheidender Fehler, der von Erich gnadenlos
bestraft wurde.
Französisch sollte auch die Eröffnung für die 6. Runde lauten. Philipp konnte die
Vorbereitung in der Rubinstein – Variante perfekt aufs Brett bringen und erhielt bereits
nach wenigen Zügen einen angenehmen Vorteil und konnte durch einen kleinen taktischen
Trick direkt nach 12 Zügen einen Mehrbauern verbuchen. Nach einer aufregenden Partie,
in der die Bewertung immer mal wieder schwankte, setzte sich Philipp letztendlich nicht
unverdient im Endspiel durch, nachdem er einen groben Patzer seines Gegners
konsequent bestrafte (s.Diagramm) und durfte nach 6 Runden (endlich!) seinen ersten
vollen Punkt einfahren.
(138) Wolf,Philipp (1347) - Viol,Julius (1646) [C10]
DEM U14 2015 Willingen GER (6.23), 27.05.2015
XABCDEFGHY
8-+-+-+-+(
7+-+-+p+p'
6-+-+pmkp+&
5tRP+-+-+-%
4-+K+-+-+$
3+-+-+-tr-#
2-zPP+-+-+"
1+-+-+-+-!
xabcdefghy
Stellung nach 40.Kc4
41. … Tg5?? stellt die Partie ein. 41.b6 Txa5 42.b7 Tf5 43.b8D Tf2 44.Dd8+ Kf5 45.Dd3+ Kg4 46.b4 h5 47.b5
Tf4+ 48.Kc5 Ta4 49.b6 Ta5+ 50.Kb4 Ta2 51.Dc4+
1–0
In Runde 7 folgte eine recht interessante Variante im Nimzo-Indisch, die ihm wohl sogar
auch Siegeschancen einräumte. Letztendlich ist aber auch das Remis gegen einen Gegner
mit 1748 DWZ durchaus in Ordnung.
In Runde 8 wickelte Philipp aufgrund einer falschen Einschätzung seiner Bauernstruktur
direkt im 8. Zug statt in eine vorteilhafte in eine doch sehr komplizierte Stellung ab,
konnte in der Folge keinen aktiven Plan mehr initiieren und musste schließlich dem
durchschlagenden Königsangriff seines Gegners Tribut zollen.
Die 9. und letzte Runde wollte Philipp noch einmal nutzen, um vielleicht auch noch den
zweiten vollen Punkt einzufahren. Eine vorbereitete Variante des klassischen Sizilianers
kam auch wie gewollt aufs Brett und Philipp konnte schon bald seine größte Stärke
anwenden und dem Gegner mit einem taktischen Schlag den Garaus machen.
Mit letztendlich 3 / 9 Punkten und der Verbesserung seines Setzlistenplatzes um 3 Plätze
kann er sehr zufrieden mit seiner Leistung sein. Eine DWZ Performance von 1625 und das
damit verbundene Plus von 119 Punkten auf nun 1466 DWZ ist ein weiterer Lohn für
seinen tollen Trainingsehrgeiz, denn bereits seit Monaten trainiert Philipp bis zu dreimal
pro Woche mit seinen Trainern Raiko Siebarth und Tom George. Er wird auch in den
nächsten Monaten weiter an seinem Schach arbeiten, um so vielleicht auch im nächsten
Jahr wieder Teilnehmer der Deutschen Einzelmeisterschaft zu sein.
Nikita Schubert
Wie viele andere Thüringer spielte auch Nikita Schubert vom ESV Gera
seine erste Deutsche Einzelmeisterschaft. Bereits in den Wochen zuvor
bereitete sich der kleine Denker intensiv auf die Meisterschaft vor, löste
viele Taktikaufgaben, eignete sich Wissen über elementare Endspiele
an und beschäftigte sich mit einigen Eröffnungssystemen. Gut
gewappnet und mit ein bisschen Nervosität (Nikita war das erste mal
für so lange Zeit allein von zu Hause weg) sollte die kommende Woche
also voll im Zeichen der 64 Felder stehen.
Bereits in Runde 1 erwartete ihn ein Hammerlos: die Nummer 2 der
Setzliste, Alexander Krastev (DWZ 1767). Nikita konnte seine Vorbereitung in der
Italienischen „giucco pianissimo“ Variante aufs Brett bringen und auch lange Zeit gut
mithalten. Leider unterlief ihm mit dem Zug seines Schutzbauern 24. ...g5 ein strategisch
schwerwiegender Fehler, der es einem solch starken Spieler wie seinem Gegner leicht
machte, die schwachen weißen Felder rund um den schwarzen König auszunutzen und
Nikita in der Folge keine Chance mehr zu lassen. Nebenbei erwähnt wurde Alexander
Krastev auch Deutscher Meister am Ende, sodass die Niederlage gegen ihn durchaus zu
verkraften ist und umso beachtlicher ist es, wie lange Nikita ihm die Stirn bieten konnte.
Runde 2 bereitete Nikita kaum Probleme. Aus einer soliden Eröffnung heraus konnte er
seine für einen Spieler seines Alters schon sehr starke Behandlung von Endspielen nutzen,
um den vollen Punkt einzufahren.
Der Gegner in Runde 3 spielte eine Variante der Italienischen Partie, die Nikita schon in
einigen Trainingseinheiten vorher gelernt hatte, sodass er die ersten Züge sehr
selbstbewusst und sicher spielen konnte und nach dem 13. Zug eine Stellung auf dem
Brett hatte, die ihm sehr vertraut war, sodass er sich gut auskannte, welcher Plan zu
verfolgen war. Nach gutem Beginn stellte er im Laufe der Partie leider einen Bauern ein,
konnte sich aber durch zähe Verteidigung noch ins Remis retten, was angesichts der 1481
DWZ Punkte seines Gegners aber völlig in Ordnung war.
Die vierte Runde verlief aus der Eröffnung heraus sehr gut für Nikita. Seinem starken
Springer im Zentrum konnte der Gegner nur einen schwachen Läufer entgegenhalten, der
jedoch kaum Felder zur Verfügung hatte. Aufgrund eines kleinen Fehlers in der
Variantenberechnung entschied sich Nikita jedoch leider zu früh, dieses ungleiche
Figurenpaar zu tauschen und musste in der Folge einsehen, dass das ursprünglich
vielversprechende Endspiel nicht mehr als ein Remis hergibt, da Nikitas Plan einen Bauern
zu gewinnen, leider nicht klappte.
Ein wenig verärgert über sich selbst und entsprechend motiviert ging er in Runde 5 mit
dem festen Willen, endlich wieder den vollen Punkt einzufahren. In einer Variante des
Schottischen Gambits verpasste es die Gegnerin, Kompensation für den geopferten Bauern
nachzuweisen, sodass es für Nikita eine verhältnismäßig leichte Aufgabe war, diesen
Materialvorteil in einen vollen Punkt umzumünzen, die er auch standesgemäß erfüllte.
In der 6. Runde ging es nach dem erfolgten Sieg wieder an die vorderen Bretter gegen
entsprechend stärkere Gegner. In einer vorbereiteten Variante hatte Nikita leider den
zweiten vor dem ersten Zug gemacht und durch die fehlende Rochade ermöglichte er
seinem Gegner ein Figurenopfer, wonach die weiße Stellung zwar objektiv immer noch
besser ist, jedoch durch den weißen König in der Mitte Schwarz gute Angriffsaussichten
bietet. Hinzu kam vermutlich noch der psychologische Aspekt, einen kleinen Fehler
gemacht zu haben und wie so oft folgt dann wenig später auch der zweite Fehler, der
Nikita schließlich die Partie kostete.
Runde 7 hielt mit dem Weltmeisterschafts – erfahrenen Ole Zeuner aus Magdeburg (DWZ
1493) einen weiteren schwierigen Gegner parat. Nikita konnte mit Schwarz die
vorbereitete Variante des Fischer – Sosin – Angriffs im Sizilianer aufs Brett bekommen und
erlangte nach 13 Zügen eine gute, dynamische Stellung. Nach einer übersehenen
Kombination musste er jedoch Material abgeben. Leider entschied er sich dafür, eine
ganze Figur zu opfern statt „nur“ einer Qualität, was die Stellung noch durchaus spannend
gehalten hätte. So aber gelang es Ole Zeuner, seinen deutlichen Materialvorteil ins
Endspiel zu bringen und schließlich den rabenschwarzen Mittwoch (0/2) für Nikita zu
besiegeln.
Diesen galt es nun aber für die kommende 8. Runde abzuhaken und sich stattdessen
vollständig auf die neue Partie zu konzentrieren. Nach recht ereignisloser Eröffnung konnte
Nikita durch einen geschickten Bauernhebel einen Angriff am Königsflügel entfachen, der
die Gegnerin in der Verteidigung überforderte und Nikita schließlich den vollen Punkt
sicherte.
In Runde 9 wurde mit Weiß eine moderne Variante des Svechnikov – Sizilianers
vorbereitet, die bis Zug 13 auch exakt so aufs Brett kam. Ein aus Sicht Nikitas etwas
verfrühter Abtausch auf f6 ließ die Partie zunächst verflachen und das Remis schien nahe,
doch Nikita bewies Kampfgeist und lauerte auf einen gegnerischen Fehler, der dann in Zug
30 auch erfolgte und der Geraer fackelte nicht lange, nahm den Springer auf d4 raus, weil
er bereits vorher sah, dass dessen Verteidiger gefesselt war. Ein etwas glücklicher, aber
dennoch schön heraus gespielter Sieg.
Die Auslosung der 10. Runde hielt das Thüringer Duell gegen Antonia Ziegenfuß (U10w)
bereit. Wie üblich, werden diese Duelle nicht vorbereitet, sodass sich die Spieler auf ihr
eigenes Repertoire besinnen müssen. In einer interessanten Variante des Damengambits
kämpften die beiden Nachwuchshoffnungen Thüringens unermüdlich. Das Läuferpaar auf
weißer Seite sicherte Nikita wohl einen kleinen, aber noch nicht entscheidenden Vorteil.
Antonia übersah dann später im Endspiel eine Springergabel, die ihr einen Mehrbauern
und dadurch gute Aussichten auf Gewinn verschafft hätte. Nach langem Kampf endete die
Partie schließlich friedlich in einem Remis. In der Analyse danach merkte man Nikita auch
so langsam die Strapazen, die ein 11ründiges Turnier zwangsläufig mit sich bringt, deutlich
an. Es fiel ihm schwer, sich noch richtig zu konzentrieren. Es ist doch eine enorme
Leistung, die insbesondere die kleinen Denker der U10 und U12 abliefern. Sich 11 Runden
lang mit Partien, die teilweise jenseits der 4 Stunden gespielt werden, zu konzentrieren,
das Gelernte anwenden und dabei immer fokussiert zu bleiben, ist schon aller Ehren wert
und man muss Verständnis dafür haben, wenn gerade zum Ende hin dann die
schachlichen Leistungen ein wenig nachlassen.
Runde 11 sollte für unseren jüngsten Teilnehmer Thüringens aber nochmal eine
schachliche Achterbahn bereithalten, die glücklicherweise mit einem Sieg für Nikita
endete. Die ereignisreiche Partie kann kommentiert am Ende des Berichts nachgelesen
werden.
Mit bärenstarken 6.5/11 Punkten beendete Nikita seine erste Deutsche Einzelmeisterschaft
auf Platz 22 (23 Plätze über seinem Startplatz) und mit einem Punkt über dem anfangs
gesetzten Ziel von 50%. Er darf sich außerdem über einen DWZ Zuwachs von 119 Punkten
auf nun 1335 freuen.
Bemerkenswert ist seine Ruhe, mit der der Neunjährige schon am Brett sitzt. Selten ließ er
sich von externen Einflüssen ablenken, sondern überlegte stets an seiner eigenen Partie.
Nikita ist im kommenden Jahr nochmal in der U10 startberechtigt, was angesichts seiner
diesjährigen Leistung Hoffnung auf mehr macht. Er wird in dem kommenden Jahr
gemeinsam mit seinem „neuen“ Trainer Tom George und seinem Heimtrainer Dieter Hilbig
weiter an seinem schachlichen Können arbeiten und durch einige ausgewählte Turniere
mehr Wettkampfpraxis erhalten. An dieser Stelle sei auch nochmal Dieter Hilbig vom ESV
Gera ausdrücklich gedankt, der sich die ganze Woche sowohl um Nikita als auch um
seinen Zimmerkollegen Nick Henzgen kümmerte und insbesondere abseits des
Schachbrettes dafür sorgte, dass die jüngsten Teilnehmer ein tolles Turnier erleben
durften. Gleichzeitig entlastete er auch das Thüringer Trainerteam, die sich somit
vollständig auf die Arbeit auf dem Brett konzentrieren konnten. Nochmal: Danke, Dieter! :)
Abschließend noch die Partie von Nikita aus der 11. Runde, die wohl unterhaltsamste und
besonders ab dem 22. Zug eine der stärksten Phasen des Geraers.
Simukov,Erik (1422) - Schubert,Nikita (1216) [C88]
DEM U10/U10w 2015 Willingen GER (11.17), 30.05.2015
[Kommentare: Tom George]
X
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 b5 5.Lb3 Sf6 6.0–0 Le7 7.Te1 0–0 8.c3
ABCDEFGHY
8r+lwq-trk+(
7+-zppvlpzpp'
6p+n+-sn-+&
5+p+-zp-+-%
4-+-+P+-+$
3+LzP-+N+-#
2PzP-zP-zPPzP"
1tRNvLQtR-mK-!
xabcdefghy
[An dieser Stelle hatten wir eigentlich den Marshall - Angriff mit 8. ... d5 vorbereitet. Nikita hatte das bei aller
Aufregung allerdings am Brett vergessen und entschied sich für den ruhigeren Zug Lb7.]
8...Lb7 9.d4 d6 10.Sbd2 Dd7 11.Sf1 [Ein klassischer Plan für Weiß. Der Springer soll über g3 oder e3 zum
Königsflügel überführt werden.]
11...Tad8 12.Sg3 h6 13.Sf5 Tfe8? [Nikita übersah hier den kleinen taktischen Trick 13...Sxe4 14.Txe4 (14.Sxe7+ Sxe7
15.Lc2 f5 ...und Schwarz hat einen Bauern mehr:) 14...Dxf5µ]
XABCDEFGHY
8-+-trr+k+(
7+lzpqvlpzp-'
6p+nzp-sn-zp&
5+p+-zpN+-%
4-+-zPP+-+$
3+LzP-+N+-#
2PzP-+-zPPzP"
1tR-vLQtR-mK-!
xabcdefghy
14.S3h4? [¹14.Lxh6 gxh6 15.Sxh6+ Kg7 16.Sf5+ Kg8 17.Dd2 Und Weiß erhält eine sehr gefährliche Initiative am
Königsflügel.]
14...Sh7?? [ein schlimmer Fehler. Der Springer hatte Verteidigungsaufgaben gegen die Felder g4 und h5, die nun von
der weißen Dame besetzt werden können.]
15.Dh5 Lxh4 16.Dg6 Lf6
XABCDEFGHY
8-+-trr+k+(
7+lzpq+pzpn'
6p+nzp-vlQzp&
5+p+-zpN+-%
4-+-zPP+-+$
3+LzP-+-+-#
2PzP-+-zPPzP"
1tR-vL-tR-mK-!
xabcdefghy
17.Lxf7+?? [Weiß ist zu fixiert auf Materialgewinn und vergisst dabei, dass er den Springer auf h4 schon ins Geschäft
gesteckt hat.]
[Zum Gewinn führt: 17.Sxh6+ Kh8 (17...Kf8 18.Dxh7 Tb8 19.d5 und es folgt Dg8+ nebst Dxf7 mit gewinnbringendem
weißen Vorteil) 18.Sxf7+ Kg8 19.Sxd8++–]
17...Kh8 18.Lxe8 Dxe8 19.Dxe8+ Txe8 [Nun hat sich das Geschehen ein wenig beruhigt. Rein arithmetisch ist die
Stellung ausgeglichen. Gewöhnlicherweise sind die zwei Leichtfiguren jedoch stärker als Turm und Bauer.]
20.d5
Se7
21.Sxe7
Txe7
22.a4
bxa4
23.Txa4
Sg5
24.Tb4
c6
25.dxc6
Lxc6
26.f3
Tb7
XABCDEFGHY
8-+-+-+-mk(
7+r+-+-zp-'
6p+lzp-vl-zp&
5+-+-zp-sn-%
4-tR-+P+-+$
3+-zP-+P+-#
2-zP-+-+PzP"
1+-vL-tR-mK-!
xabcdefghy
27.Tc4? [Nach diesem Zug werden die schwarzen Streitkräfte zu aktiv. Nikita spielt die kommenden Züge sehr stark. Er
versteht es, allen schwarzen Figuren maximale Aktivität zu verschaffen.]
[27.Txb7 Lxb7 28.Td1 Le7 29.Kf2=]
27...Lb5 28.Tb4 Tc7 29.Td1 Le7 30.Te1
XABCDEFGHY
8-+-+-+-mk(
7+-tr-vl-zp-'
6p+-zp-+-zp&
5+l+-zp-sn-%
4-tR-+P+-+$
3+-zP-+P+-#
2-zP-+-+PzP"
1+-vL-tR-mK-!
xabcdefghy
Se6! [Der Springer wird optimal verbessert. Die Route e6–c5–d3 stellt ihn auf das wohl beste Feld, das er betreten
kann.]
X
ABCDEFGHY
8-+-+-+-mk(
7+-tr-vl-zp-'
6p+-zp-+-zp&
5+l+-zp-+-%
4-+-+P+-+$
3tR-zPn+P+-#
2-zP-+-+PzP"
1+-vLR+-mK-!
xabcdefghy
31.Tb3 Sc5 32.Ta3 Sd3 33.Td1
d5! [Der Schlüsselzug! Nun ist die Schwäche d6 beseitigt und der Läufer e7 findet ins Spiel zurück. Man beachte die
Aktivität aller schwarzen Figuren im Gegensatz zur unkoordinierten Stellung der weißen.Der Rest ist Formsache.]
34.Ta1 Lc5+ 35.Kf1 Sxc1+ 36.Ke1 Sd3+ 37.Kd2 Sxb2 [Nach etwas verkorkster Eröffnung eine beeindruckende
Endspielführung und deswegen nicht unverdienter Sieg des neunjährigen Nachwuchstalents Nikita Schubert.]
0–1