MARKTKOMMENTAR Hamburg, den 30. April 2015 Dividendenrekordjahr 2015 - Sind Dividenden die „neuen Zinsen“? Noch nie wurden so viele Dividenden am deutschen Aktienmarkt ausgeschüttet wie dieses Jahr. Finanzexperten feiern Dividenden bereits als "neue Zinsen". Dennoch gibt es auch Grund zur Kritik. Aktionäre dürfen sich laut der jährlichen Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in diesem Jahr über einen „warmen DividendenGeldregen“ freuen. Insgesamt 41,7 Milliarden Euro sollen an die Wertpapierbesitzer ausgeschüttet werden. Das sind 13 Prozent mehr als noch im Vorjahr und neun Prozent mehr als im bisherigen Dividenden-Rekordjahr 2008. Zudem ist 2015 das fünfte Jahr in Folge, in dem die Unternehmen bei den Dividendenzahlungen zulegen. Dividendenstudie 2015: Mehr Dividendenzahler und höhere Dividenden Auch die Anzahl der Dividendenzahler in den deutschen Indizes hat sich deutlich erhöht. Knapp 90 Prozent der in DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten Unternehmen schütten dieses Jahr Dividenden aus - auch dies ist ein Rekord. Die größten Dividendenveränderungen erwarten die Anleger im MDAX. Dort erhöhen sich die Ausschüttungen dieses Jahr um 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch Aktionäre von Unternehmen aus dem MDAX-Index können sich freuen, denn alle 50 MDAX-Unternehmen dürften eine Dividende ausschütten. Das geringste Dividendenwachstum erreichen die DAX-Unternehmen. Dennoch erhöhen sich die Dividenden im Vergleich zum Vorjahr auch hier um fast zehn Prozent. Von den 30 im DAX notierten Unternehmen dürften 28 eine Dividende zahlen. DAX versus DAX-Dividenden-Index von Jan. 2000 bis Dez. 2014 Quellen: SIX Financial / Otto M. Schröder Bank AG Die Top-10-Dividendenrenditen von Dax-Unternehmen Quellen: Deutsche Börse AG / Otto M. Schröder Bank AG Die andere Seite der Medaille: Sinkende Dividendenrenditen Die weniger gute Nachricht ist, dass bei den Dividendenrenditen die Tendenz nach unten geht. Die Dividenden können die Kursanstiege der letzten Jahre nicht mitgehen. Die realisierte Rendite, die sich als Quotient aus der Dividende und dem Jahresdurchschnittskurs zusammensetzt, beträgt im Jahr 2015 etwa für die Nebenwerte lediglich drei Prozent - im Vergleich zu sechs Prozent im Jahr 2008. Bei dem DAX liegt die durchschnittliche Dividendenrendite aufgrund der Kurssteigerungen aktuell nur noch bei 2,3 Prozent. Im Gesamtbild gesehen können Dividenden also durchaus eine veritable Einnahmequelle für Aktionäre darstellen, doch eine ähnlich hohe Sicherheit wie Zinsen können sie nicht bieten. Wir raten Investoren besonders auf die Kontinuität der Dividendenzahlungen zu achten und verweisen auf die sogenannten „DividendenAristokraten“ in den USA. Dort haben in den letzten 25 Jahren zehn Prozent der größten Unternehmen jedes Jahr die Ausschüttungen erhöht. In Deutschland hat Fresenius Medical bereits 18 Jahre in Folge die Dividende erhöht. So verlässlich wie fest vereinbarte Zinsen sind Dividenden nicht. Selbst unter Top-Dividendenzahlern sehen wir immer wieder Kürzungen und Ausfälle. Letztendlich kamen zwischen 2006 und 2015 lediglich vier der 14 Top-Zahler - nämlich Siemens, Bayer, Münchener Rück und Volkswagen - ganz ohne Kürzungen aus. Während sich Anleihen, die in der Regel Zinsen zahlen, recht stabil entwickelten, beobachten wir bei Aktien immer wieder deutlichere Marktkorrekturen. Aufgrund des mit Aktien Seite 1 verbundenen Risikos sind für uns Dividenden keine „neuen Zinsen“, sondern ein wesentlicher Ertragsfaktor in einem diversifizierten Portfolio. Volkswirtschaft/ Konjunktur erwartet und so wenige wie seit über einem Jahr nicht mehr. Zuvor wurden zwölf Monate in Folge jeweils mehr als 200.000 neue Arbeitsplätze pro Monat geschaffen. Die Hochkonjunktur seit mehr als zwei Jahrzehnten könnte nun zu Ende gehen. Im ersten Quartal 2015 dürfte die Weltwirtschaft wohl verhaltener zugelegt haben als in der zweiten Jahreshälfte 2014. Ein Blick auf die Regionen zeigt, dass die Konjunkturdynamik in den Industrieländern weiterhin höher ausfällt als in den Schwellenländern. Die US-Notenbank Fed wird im Verlauf von 2015 über die Zinswende entscheiden; wir erwarten eine Zinserhöhung frühestens im September 2015. Das Zinserhöhungstempo sollte jedoch moderat – und damit für Finanzmärkte und Konjunktur vertretbar – ausfallen. Die Stimmen nach einem Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone mehren sich. Allerdings warten laut Internationalem Währungsfonds (IWF) auf Griechenland dann schwere ökonomische Verwerfungen. Das größte Problem sei eine extrem hohe Inflationsrate. Für die restliche Eurozone und die Weltwirtschaft wäre ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro unserer Meinung nach "verkraftbar". Aktienmarkt Die deutsche Binnenkonjunktur entwickelt sich gut. Ein stabiler Arbeitsmarkt und steigende Löhne stärken das Verbrauchervertrauen und treiben den Konsum in die Höhe. 60 ZEW- Indexpunkte Der deutsche Aktienindex bewegt sich seit dem Jahreshoch Mitte April (12.390 Punkte) innerhalb einer Bandbreite von 11.300 und 12.200 Punkten seitwärts. Neben zahlreichen Nachrichten zu den Jahresbilanzen der Unternehmen fehlt es dem Aktienmarkt aktuell an neuen Impulsen, um nachhaltig neue Höchststände zu markieren. US-Berichtssaison - Licht und Schatten? 70 Die jüngsten veröffentlichten Quartalsausweise enthielten Licht und Schatten. Unter anderem haben IBM, DuPont, United Technologies, Google, Microsoft und Verizon einen Blick in die Bilanzen gewährt. Grund für die Gewinnrevisionen einiger US-amerikanischer Konzerne war neben einem wiedererstarkten US-Dollar der gesunkene Ölpreis. 50 40 30 20 10 0 -10 Der DAX scheint seit Wochen zu stagnieren – Richtungssuche auf hohem Niveau Apr 14 Mai 14 Jun 14 Jul 14 Aug 14 Sep 14 Okt 14 Nov 14 Dez 14 Jan 15 Feb 15 Mrz 15 ZEW-Index - von März 2014 bis April 2015 Quellen: ZEW / Otto M. Schröder Bank AG Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im April 2015 verschlechterten sich allerdings erstmals seit Oktober 2014. Der Index fiel gegenüber dem Vormonat um 1,5 Punkte auf einen immer noch hohen Stand von 53,3 Punkten. Dank des Beschäftigungsaufschwungs, Ölpreisverfalls und der Euroschwäche (d.h. verbesserte Exportchancen) bleiben die Konjunkturaussichten in Deutschland nach unserer Einschätzung weiterhin positiv. Trotz jüngster Schwächesignale des US-Arbeitsmarktes: USA weiterhin auf Wachstumskurs Ein eingetrübtes Bild zeigt sich auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt. Die US-Wirtschaft schuf im März 2015 nur noch 126.000 neue Arbeitsplätze, halb so viele wie Gemessen am Shiller-KGV erscheint uns die Bewertung am amerikanischen Aktienmarkt nach wie vor hoch. Die Schere bei der Gewinnentwicklung hat sich im Verhältnis zu Europa stark auseinander bewegt. Hier ist in den nächsten Quartalen eine Gegenbewegung zugunsten europäischer Aktien zu erwarten, wozu der schwache Euro beitragen sollte. Rückenwind dürfte Europas Aktienmarkt durch starke Nettokapitalzuflüsse erhalten, die in den vergangenen Wochen bereits Rekordhöhen erreichten. Rentenmarkt Die Renditeentwicklung an den Euro-Rentenmärkten dürfte primär durch das EZB-Ankaufprogramm geprägt sein, während klassische fundamentale Einflussfaktoren wie die Inflations- oder Konjunkturentwicklung an Bedeutung verlieren. Daher notierte auch der BundFuture erstmalig in seiner Geschichte über 160 Prozent und somit ist die implizite Rendite für ca. zehn Jahre laufende Bund-Papiere erstmals negativ. Seite 2 Die ambitionierten Bewertungen von Unternehmensanleihen mit Investment Grade und die High YieldSegmente in der Eurozone werden durch eine fortgesetzt expansive Geldpolitik und sich verbessernde Fundamentaldaten relativiert. Bei den US-Unternehmensanleihen hingegen bewegen sich die Kreditrisikoprämien nahe ihrem historischen Durchschnitt. Die eingepreisten Risikoprämien sehen wir jedoch aktuell noch als fundamental gerechtfertigt an. Währungen Schweizer Nationalbank kommt Mindestkurs teuer zu stehen Die Befürchtungen, wonach die Schweizerische Nationalbank (SNB) die gewollte Schwächung der eigenen Währung teuer zu stehen kommen würde, haben sich bestätigt. So verringerte sich das Eigenkapital der SNB innerhalb eines Monats von 85 Mrd. Franken auf nur mehr 34 Mrd. Franken. Die Eigenkapitalquote fiel dadurch auf unter sieben Prozent und liegt nun unter dem Satz, der systemrelevanten Banken vorgeschrieben ist. Hätte die SNB noch so einen Monat wie den Januar erlebt, wäre ihr Eigenkapital in den negativen Bereich gerutscht - eine theoretische Insolvenz der Nationalbank hätte gedroht. Offenbar hat die SNB mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses die Reißleine gezogen. Der Euro ist schwach. Und das dürfte auch noch einige Zeit so bleiben. Seit mehreren Wochen bewegt sich die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem amerikanischen Greenback in einer Bandbreite zwischen 1,05 und 1,10 USD/Euro. Viele Marktteilnehmer haben die Erwartungshaltung, dass steigende US-Zinsen zeitnah kommen. Aufgrund schwächerer amerikanischer Konjunkturdaten pendelte der Kurs jedoch wieder Richtung 1,067 USD/Euro. Wir erwarten, dass sich der Euro im Bereich von 1,00 bis 1,13 USD/Euro mittelfristig einpendeln wird. Aktuell profitieren insbesondere Netto-Ölimporteure wie Japan, der Euroraum, die USA, Südkorea, Indien, Indonesien und China von den allgemein niedrigen Energiepreisen. Unsere Erwartung ist, dass sich der Ölpreis (WTI) pro Barrel mittelfristig in dem Bereich 60-70 USD einpendeln dürfte. Strategien im aktuellen Marktumfeld Die unkonventionelle Geldpolitik der Notenbanken und zunehmende Regulierung haben ein herausforderndes Umfeld für verzinsliche Anlagen geschaffen. Dennoch bleiben unseres Erachtens Anleihen eine sehr wichtige Assetklasse, sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren. Wichtiger denn je sind dabei eine profunde Expertise und eine gewachsene Kultur im Umgang mit Risiken. Die anhaltend expansive Geldpolitik und ein sich verbesserndes Wachstumsumfeld sollten die Aktienmärkte in den nächsten Monaten stützen. Globale Aktien werden geringfügig über historischen Niveaus bewertet. Gemessen am zyklusbereinigten Shiller-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) gibt es dabei deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und Regionen. Die Dividendenrenditen ausschüttungsstarker europäischer Unternehmen liegen weiterhin über den Renditen europäischer Anleihen mit hoher Bonität. Aufgrund der anstehenden Berichtssaison empfehlen wir, dividendenstarke Unternehmen an schwachen Kapitalmarkttagen zu erwerben. Die Geldpolitik der Fed sowie der EZB könnten in den kommenden Monaten Auslöser für eine erhöhte Volatilität sein. Daher empfehlen wir, auf eine stringente Kursabsicherung von Aktienpositionen zu achten. Zwischenzeitliche Rücksetzer bei risikobehafteten Assetklassen könnten dann zur Aufstockung von Positionen genutzt werden, denn angesichts der Niedrigzinsphase bleiben Aktien unsere präferierte Geldanlage. Rohstoffmarkt Der Goldpreis liegt mit 1.202 USD pro Feinunze auf einem weiterhin niedrigen Niveau. Gold wirft keine Zinsen ab und wird unattraktiver, wenn z. B. am Anleihemarkt höhere Renditen zu erwirtschaften sind. Da dieses Szenario nicht absehbar ist, fürchten sich Gold-Investoren aktuell nicht vor deutlich weiter sinkenden Preisen für dieses Edelmetall. Seite 3 Rechtliche Hinweise Die hier genannten Informationen wurden von uns sorgfältig zusammengestellt und beruhen zum Teil auf allgemein zugänglichen Quellen und Daten Dritter, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen stellen eine Übersicht und Zusammenfassung ausgewählter Meldungen und Zahlen dar. Die Informationen stellen keine Anlageberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Geldanlagen dar. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt. 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