Mai: Pillen gegen den Leistungsdruck

Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II
www.zeit.de/schulangebote
Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für
die Oberstufe und erscheinen jeden ersten Donnerstag
im Monat. Sie beleuchten ein aktuelles Thema aus der
ZEIT, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur
praktischen Umsetzung im Unterricht.
In Zusammenarbeit mit:
www.dak.de
Thema im Monat Mai 2015:
Pillen gegen den Leistungsdruck
Ritalin zur Prüfungsvorbereitung, Betablocker gegen Lampenfieber: Schüler und Studenten nutzen
immer häufiger Stimulanzien als Lerndroge oder Stimmungsaufheller. Die Nebenwirkungen und Langzeitfolgen des pharmakologischen Neuro-Enhancements sind dabei teils gravierend, die erhoffte Wirkung bleibt oft aus. Wie verbreitet legale und illegale Drogen sind und welche Gründe Beschäftigte für
den Medikamentenmissbrauch angeben, haben zwei Studien zum Doping am Arbeitsplatz und zum
Drogenkonsum in Deutschland erhoben.
Mithilfe dieser Arbeitsblätter ermitteln Ihre Schüler Risiken und Alternativen des Gehirndopings, recherchieren Erfahrungsberichte von Betroffenen, ziehen einen Vergleich zum Doping im Leistungssport und
erörtern neue Ansätze in der Drogenprävention und Drogenpolitik. In einem Twitter-Projekt verarbeiten
die Schüler das Thema Drogen auf einer künstlerischen und persönlichen Ebene.
Inhalt
2Einleitung: Thema und Lernziele
3 Arbeitsblatt 1: Doping am Arbeitsplatz
7 Arbeitsblatt 2: Global Drug Survey – Die Ergebnisse
10 Internetseiten zum Thema
»ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Pillen gegen den Leistungsdruck
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Einleitung: Thema und Lernziele
Es ist längst kein Massenphänomen, aber offensichtlich zeichnet sich ein gefährlicher Trend ab: Die Rede ist von
Gehirndoping. Rund 12 Prozent aller deutschen Beschäftigten, Dunkelziffer eingerechnet, haben schon einmal
verschreibungspflichtige Medikamente ohne medizinische Indikation eingenommen, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern oder Stress abzubauen. Laut DAK-Gesundheitsreport 2015 mit dem Themenschwerpunkt
»Doping am Arbeitsplatz« steigt sowohl das Wissen über pharmakologisches Neuro-Enhancement (pNE)
als auch die Zahl der Konsumenten. Wer im Arbeitsleben zur Pille greift, will meist bei besonderen Anlässen
die Konzentration und Ausdauer steigern oder seine emotionale Stabilität verbessern. Diesen Wunsch haben
auch Schüler und Studenten, die unter Leistungsdruck stehen und deshalb eine besondere Risikogruppe für
Gehirndoping bilden. Stimulanzien wie Ritalin versprechen eine erhöhte Konzentration und weniger Schlafbedürfnis in der Lernphase, Antidepressiva und Betablocker dämpfen die Angst in Prüfungssituationen.
Die Rechnung geht jedoch nicht auf: Untersuchungen zeigen, dass die erhofften Effekte dieser Gehirn-manipulation nur teilweise eintreten. Zudem verursachen diese Psychopharmaka gravierende Langzeitschäden
wie Suchtentwicklung, Herzrhythmusstörungen oder Depressionen. Die Vorstellung einer nebenwirkungsfreien Wunderdroge ist und bleibt eine Illusion: Jedes Mittel, das im Körper physische oder mentale Energien
freisetzt, führt dazu, dass Körper und Psyche diese Energien wieder auffüllen müssen. Wer also tatsächlich
seine Leistungsfähigkeit steigern will, muss unbedenkliche Techniken entwickeln: Meditation, ausreichend
Schlaf, Erholung und Bewegung, Gehirnjogging oder einfach nur ein besseres Zeitmanagement.
Neben der Pflichterfüller-Mentalität, bei der Ritalin als Vernunftdroge dient, um den Anforderungen der
Gesellschaft zu genügen, steht bei den meisten Drogenkonsumenten jedoch der Spaß- und Chillfaktor im
Vordergrund. Dies hat der Global Drug Survey ermittelt, der von ZEIT ONLINE in Deutschland durchgeführt wurde. Hierbei wurden gezielt drogenaffine Menschen angesprochen, um über ihren Konsum Auskunft zu erhalten. Mit dieser bewusst nicht repräsentativen Erhebung will sich der Global Drug Survey
von Studien abgrenzen, die ihre Informationen meist von Strafgefangenen, Süchtigen oder psychisch Erkrankten erheben. Die zugrundeliegende These des Global Drug Surveys, dass es einen verantwortungsvollen, risikoarmen Umgang selbst mit illegalen Drogen geben kann, wird von Kritikern als Verharmlosung
scharf kritisiert. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass immer mehr Staaten die weitgehend erfolglose Prohibitionspraxis verlassen und nach alternativen Wegen in der Drogenprävention und Drogenkontrolle suchen.
Arbeitsblatt 1 enthält einen Auszug des DAK-Gesundheitsreports 2015 zum Thema Doping am Arbeitsplatz. Die Schüler entwerfen Risikoprofile für Gehirndoping, entwickeln Alternativen zum Griff nach der
Pille, recherchieren Fallbeispiele und erörtern ethische Aspekte des Hirndopings im Vergleich zum Doping
im Leistungssport.
In Arbeitsblatt 2 machen sich die Schüler mit den Ergebnissen des Global Drug Survey vertraut. Sie setzen
sich mit dem methodischen Vorgehen der Studie auseinander, positionieren sich zu einem neuen Ansatz
der Drogenprävention, erörtern alternative Wege in der deutschen Drogenpolitik und setzen ihre persönliche Drogenerfahrung künstlerisch in einem Twitter-Projekt um.
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Arbeitsblatt 1
DAK-Gesundheitsreport 2015: Doping am Arbeitsplatz
Drei Millionen Deutsche nehmen verschreibungspflichtige Medikamente, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder um Stress abzubauen.
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Nach dem DAK-Gesundheitsreport 2015 mit dem Themenschwerpunkt »Doping am Arbeitsplatz« ist die
Anzahl der Arbeitnehmer, die Medikamente zum Doping missbraucht haben, in den vergangenen sechs
Jahren gestiegen. Vor allem Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten oder unsicheren Jobs gehören zu den
Risikogruppen für den Medikamentenmissbrauch. Für die Studie hat die DAK-Gesundheit Arzneimitteldaten von 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten analysiert und zusätzlich mehr als 5.000 Berufstätige
im Alter von 20 bis 50 Jahren befragt.
Pharmakologisches Neuro-Enhancement (pNE) ist der Versuch, mittels verschreibungspflichtiger Medikamente die kognitive Leistungsfähigkeit oder das psychische Wohlbefinden zu verbessern oder Ängste und
Nervosität abzubauen. Medikamente, die hierfür missbraucht werden, sind u. a. Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) oder Modafinil, Antidementiva, Antidepressiva und Betablocker. Neben Schülern und
Studierenden gelten vor allem Erwerbstätige als Hauptrisikogruppe.
Der Studie zufolge haben 6,7 Prozent der Berufstätigen, also knapp drei Million Menschen, schon einmal
leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente zum Hirndoping eingenommen. Rechnet
man die Dunkelziffer ein, beträgt der Anteil etwa 12 Prozent. Regelmäßig dopen sich laut Studie knapp
eine Million Berufstätige (1,9 Prozent) und 1,6 Prozent der Schüler. Unter Studenten ist die Zahl der Hirndoper wesentlich höher. Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung hat ermittelt,
dass 5,3 Prozent der befragten Studierenden mit Medikamenten dopen. Zieht man illegale Drogen und
nicht verschreibungs- aber apothekenpflichtige Mittel (z. B. Koffeintabletten) hinzu, bekennen sich 20 Prozent der Studierenden dazu, in den letzten 12 Monaten eines dieser Mittel zur Leistungssteigerung oder
Stimmungsaufhellung genommen zu haben.
Berufstätige nutzen zum Hirndoping am häufigsten Medikamente gegen Angst, Nervosität und Unruhe
(60,6 Prozent) sowie Medikamente gegen Depressionen (34 Prozent). Etwa jeder achte Doper schluckt
Tabletten gegen starke Tagesmüdigkeit. 11,1 Prozent nehmen Betablocker.
Die meisten Konsumenten von Neuro-Enhancer bekommen das entsprechende Medikament als Rezept
von einem Arzt ausgestellt. Eine Analyse von Versichertendaten der DAK-Gesundheit ergab, dass viele
Versicherte hierfür jedoch keine medizinisch nachvollziehbare Begründung in ihrer Patientenhistorie aufweisen. Bei Methylphenidat konnten 10,3 Prozent der Versicherten keine Diagnose vorweisen, die eine
Verschreibung dieses Medikaments begründet, beim Modafinil waren es rund 29 Prozent, beim Antidementivum Piracetam sogar 83 Prozent.
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Jeder siebte Gehirndoper erhält Tabletten von Freunden, Bekannten oder Familienangehörigen, jeder
zwölfte bestellt sie ohne Rezept im Internet. Professor Dr. Klaus Lieb, Facharzt und Direktor der Klinik
für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, warnt: »Der Bezug aus dem World
Wide Web ist riskant. Dort gibt es viele Medikamentenfälschungen, die ohne Rezept abgegeben werden
und der Gesundheit erheblich schaden können.« Der Doping-Experte dämpft zudem die Erwartungen an
das pharmakologische Neuro-Enhancement: »Eine Wunderpille gibt es nicht. Oft zeigen die Medikamente
nur kurzfristige und minimale Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Dem gegenüber stehen hohe
gesundheitliche Risiken wie körperliche Nebenwirkungen bis hin zur Persönlichkeitsveränderung und Abhängigkeit.« Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Nervosität und Schlafstörungen seien
nicht selten – und mögliche Langzeitfolgen noch völlig unklar.
Pharmakologisches Neuro-Enhancement (pNE) ist eine Form des Medikamentenmissbrauchs
durch die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit.
Stimulanzien
Wirkstoff
Therapie
Erhoffter Nutzen
Tatsächliche Auswirkungen bei Gesunden
Methylphenidat
ADHS
Verbesserung der Gedächtnisleistung,
Schlechtere Abspeicherung und Abrufung
erhöhte Wachheit und Konzentration
des Gelernten, falsche Selbsteinschätzung,
(Ritalin)
Gewöhnungseffekt/Sucht
Antidementiva
Modafinil
Narkolepsie
Senkung des Schlafbedürfnisses
Piracetam,
Alzheimer-Demenz
Verbesserung der
Hinweise auf leichte Verschlechterung der
Gedächtnisleistung
Gedächtnisleistung
Stimmungsaufhellung, Überwindung von
Keine Effekte bei Gesunden
Memantin
Antidepressiva
Fluoxetin
Depressionen
Unsicherheit und Schüchternheit
Betablocker
Metoprolol
Bluthochdruck,
Reduzierte Ausschüttung von Stresshormo-
Reduzierung von Angstsymptomen wie Herz-
Herzerkrankungen,
nen, Verminderung von Nervosität
klopfen oder Zittern, Aufregung nimmt ab
Schilddrüsenüber-
und Lampenfieber
funktion
Neuro-Enhancement ist in Unterscheidung zu pNE jeder Versuch (egal mit welchen Mitteln), die kognitive Leistung zu steigern
oder Ängste und Nervosität abzubauen (z. B. Meditation, Koffein, illegale Drogen, Medikamente).
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Die überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen – etwa 83 Prozent – steht pharmakologischem Neuro-Enhancement grundsätzlich ablehnend gegenüber. Sie können sich keine Gründe vorstellen, verschreibungspflichtige Medikamente zum Neuro-Enhancement zu missbrauchen, und/oder sie nehmen Medikamente
nur auf Anraten eines Arztes ein oder versuchen sie sogar generell zu vermeiden.
Bei etwa 10 Prozent der Erwerbstätigen handelt es sich jedoch um prinzipiell Aufgeschlossene – sie können sich vertretbare Gründe für pharmakologisches Neuro-Enhancement vorstellen, beispielsweise um
bei bestimmten Anlässen besonders leistungsfähig zu sein, um Nervosität und Lampenfieber im Beruf
zu bekämpfen, um Stress besser ertragen zu können oder zur Steigerung von Aufmerksamkeit und Konzentration im Beruf. Hauptsächlich aus Angst vor Nebenwirkungen, aber auch mangels Gelegenheiten
haben sie bisher davon abgesehen. Erwerbstätige aus dieser Gruppe müssen als Risikogruppe betrachtet
werden, sie könnten, wenn ihnen ein Medikament mit »vertretbaren« Nebenwirkungen angeboten wird,
leicht zu Konsumenten werden.
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Auslöser für den Griff zur Pille sind meist
hoher Leistungsdruck sowie Stress und
Überlastung. Vier von zehn Dopern gaben
an, bei konkreten Anlässen wie anstehenden Präsentationen oder wichtigen Verhandlungen Medikamente einzunehmen.
Männer versuchen so vor allem, berufliche
Ziele besser zu erreichen. Und sie wollen
auch nach der Arbeit noch Energie für Freizeit und Privates haben. Frauen nehmen
eher Medikamente, damit ihnen die Arbeit
leichter von der Hand geht und sie emotional stabil genug sind.
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Menschen, die an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten oder bei denen Fehler schwerwiegende
Konsequenzen haben können, greifen eher zu leistungssteigenden Medikamenten, zeigt die DAK-Analyse.
Beschäftigte, die viel mit Kunden zu tun haben, nehmen hingegen überwiegend Tabletten zur Stimmungsverbesserung: Fast jede fünfte betroffene Frau nennt viele Kontakte mit Menschen als Grund für den Medikamentenmissbrauch. Vor allem Frauen zwischen 40 und 50 Jahren helfen nach.
Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Topmanager oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen. Die Ergebnisse des DAK-Gesundheitsreports zeigen sogar
den umgekehrten Zusammenhang: Je unsicherer der Arbeitsplatz und je einfacher die Arbeit selbst, desto
höher ist das Risiko für Hirndoping. Eine Rolle spielt das Tätigkeitsniveau der Arbeit: Beschäftigte mit einer
einfachen Tätigkeit haben zu 8,5 Prozent bereits Medikamente zur Leistungssteigerung oder Stimmungsverbesserung eingenommen. Bei Gelernten oder Qualifizierten sind es nur 6,7 Prozent, bei den hochqualifizierten Beschäftigten 5,1 Prozent.
Nach Ansicht von Experten ist neben dem äußeren Druck am Arbeitsplatz auch die innere Haltung entscheidend, wenn es um die Anfälligkeit für das Dopen geht. So seien übertriebene Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit häufig ein Problem. Anstatt zur Pille zu greifen, sei es deshalb wichtig, zu erkennen,
dass Stress-Situationen am Arbeitsplatz nicht völlig vermeidbar sind. Laut DAK-Report ist der Großteil
der Arbeitnehmer hier schon auf dem richtigen Weg: Demnach setzt mehr als jeder Zweite auf eine gute
Organisation bei der Arbeit. 44 Prozent der Beschäftigten achten darauf, ihre Freizeit möglichst sinnvoll zu
verbringen. Sechs von zehn schlafen ausreichend, um besonders leistungsfähig zu sein.
DAK-Gesundheitsreport 2015, https://www.dak.de/dak/bundesweite_themen/Gesundheitsreport_2015-1585966.html
(von der Redaktion gekürzte und für Unterrichtszwecke überarbeitete Fassung)
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Aufgaben
1. Das Textverständnis klären
a. Grenzen Sie die Begriffe »Neuro-Enhancement« und »pharmakologisches Neuro-Enhancement«
voneinander ab, und nennen Sie Beispiele hierfür.
b. Fassen Sie die Ergebnisse des DAK-Gesundheitsreports hinsichtlich Geschlecht und Tätigkeitsniveau der befragten Personen zusammen.
c. Was ist Hirndoping? Formulieren Sie eine prägnante, allgemein verständliche Definition in zwei
bis drei Sätzen.
2. Ein Risikoprofil für Gehirndoping visualisieren und Stellung beziehen
a. Stellen Sie die genannten Begründungen für Gehirndoping im Arbeitsleben in Form einer Mindmap dar. Erschließen Sie aus diesen Informationen, warum neben berufstätigen auch Schüler und
Studenten anfällig für Gehirndoping sind.
b. Ergänzen Sie das Schaubild nun individuell um weitere Aspekte: Welche Lebenssituationen könnten für Sie persönlich zu Risikofaktoren werden?
c. Der Umfrage zufolge sind rund 10 Prozent der Erwerbstätigen gegenüber pNE prinzipiell aufgeschlossen. Erörtern Sie, unter welchen Umständen eine Einnahme von leistungssteigernden
Mitteln vertretbar sein könnte – oder aber warum sie prinzipiell abgelehnt werden sollte –, und
beziehen Sie eine begründete Position zum Gehirndoping.
3. Alternative Lösungsstrategien entwickeln
Tragen Sie zusammen, welche gesundheitlich unbedenklichen Möglichkeiten es zur Leistungssteigerung
und/oder Stimmungsaufhellung gibt. Differenzieren Sie hierbei zwischen Maßnahmen, die Sie persönlich
umsetzen können, und strukturellen Voraussetzungen des schulischen Umfelds oder des Arbeitsplatzes.
4. Die ethische Dimension für pNE erörtern
Der Begriff »Hirndoping« lehnt sich an den Doping-Begriff im Leistungssport an, bei dem sich
unerlaubte Substanzen oder Methoden zur Leistungssteigerung wettbewerbsverzerrend auswirken.
Diskutieren Sie, inwiefern es sich beim Gehirndoping ebenfalls um eine unfaire, betrügerische Praktik handelt oder nicht. Tragen Sie vor diesem Hintergrund Argumente für und gegen ein Verbot von
Neuro-Enhancern an Schulen und Universitäten zusammen, und erörtern Sie zudem den Aspekt der
Verantwortung von Pädagogen, Eltern und Ärzten.
5. Erfahrungen zur Nutzung von Neuro-Enhancern zusammentragen
Recherchieren Sie Fallbeispiele von Personen, die Neuro-Enhancer zu sich genommen haben
(Betroffene aus Ihrem Umfeld oder Erfahrungsberichte in den Medien oder Sozialen Netzwerken).
Fassen Sie dabei insbesondere folgende Aspekte zusammen:
• Welche Erwartung wurde an das Stimulans gestellt, und inwiefern wurde diese erfüllt?
• Welche Nebenwirkungen/negativen Effekte haben die Neuro-Enhancer ausgelöst?
• Welches Fazit zieht die betroffene Person im Rückblick?
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Arbeitsblatt 2
Global Drug Survey: Die Ergebnisse
Viel Cannabis, noch mehr Alkohol und Tabak: Die Ergebnisse des ZEIT ONLINE-Drogenberichts 2014.
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Nehmen Sie Drogen? Das hat ZEIT ONLINE im November 2013 die Leser gefragt und sie aufgerufen, von
ihren Erfahrungen zu berichten. Mehr als 22.000 Menschen in Deutschland haben sich an der anonymen
Befragung beteiligt. Wir wollten wissen, wie Menschen legale und illegale Drogen nutzen, wann, wie häufig und welche Folgen damit für sie verbunden sind. Zudem machten die Umfrage-Teilnehmer Angaben,
wie viel Geld sie für Alkohol, Zigaretten, Cannabis, Ecstasy, Kokain oder andere Drogen ausgeben. Ziel des
Online-Fragebogens war nicht, zu ermitteln, wie hoch der Anteil der Drogen konsumierenden Deutschen
ist. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Vielmehr richteten sich die Fragen gezielt an diejenigen, die
regelmäßig zu legalen oder illegalen Drogen greifen.
Nur selten tauchten in bisherigen Studien zum Drogenkonsum diejenigen auf, die mit Drogen glücklich
leben und gut zurechtkommen. Oft werden Therapeuten, Kliniken und Bundesbehörden befragt, sobald
es um Drogenkonsum mit schwerwiegenden Folgen geht. Dabei werden vor allem Menschen statistisch
erfasst, die süchtig geworden sind oder erkrankten, mit den entsprechenden psychischen und körperlichen Folgen bis hin zum Tod. Der ZEIT ONLINE-Drogenbericht basiert auf der Auswertung des Fragebogens unserer Kooperationspartner des Global Drug Survey. Weltweit haben 78.820 Menschen an der
Befragung des Global Drug Survey 2014 teilgenommen. ZEIT ONLINE konzentriert sich auf die Daten aus
Deutschland.
Drogenkonsum
Im Monat vor dem Global Drug Survey
hatten 54 Prozent der Teilnehmer mindestens eine illegale Droge genommen.
41 Prozent beschränkten sich in diesem
Zeitraum auf legale Drogen wie Tabak
und Alkohol. Das heißt aber nicht, dass
mehr als die Hälfte aller Deutschen illegale Drogen genommen hat – denn die
Ergebnisse sind nicht repräsentativ für
ganz Deutschland. 86 Prozent gaben
an, im Laufe ihres Lebens mindestens
einmal eine illegale Droge probiert zu
haben. 19 Prozent nahmen im letzten
Jahr verschreibungspflichtige Medikamente, die auch als Rauschmittel verwendet werden.
22.359 Teilnehmer des ZEIT ONLINE-Drogenberichts gaben an, zu
welchen Drogen sie in den 12 Monaten vor der Umfrage gegriffen
haben. (Werte in Prozent)
Alkohol
Tabak
Energydrinks mit Koffein
Cannabis
Shisha-Tabak
Ecstasy/MDMA
Amphetamine
Kokain
E-Zigarette (Tabak)
Koffeintabletten
Pilze
LSD
E-Zigarette (Cannabis/THC)
Koffeinpulver
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Offenbar sind für viele Schüler, Studenten und Arbeitnehmer Rauschmittel während oder kurz vor der Arbeit und an der Uni keine Seltenheit.
Rund 10.700 Teilnehmer des ZEIT ONLINE-Drogenberichts machten Angaben zu Drogen im Studium oder in der Ausbildung. Das sind fast die
Hälfte (47 Prozent).
27 Prozent haben mindestens einmal ein bis zwei Stunden vor Schul- oder
Vorlesungsbeginn Drogen genommen, vor allem Alkohol, Cannabis und
Amphetamine. Jeder Dritte (34 Prozent) ist mindestens einmal zur Schule
oder Uni gegangen, ohne nüchtern zu sein. 65 Prozent sind der Meinung,
Lehrer und Professoren sollten über Alkoholkonsum oder andere Substanzen aufklären.
Rund 9.600 Teilnehmer des ZEIT ONLINE-Drogenberichts äußerten sich
zu Drogen am Arbeitsplatz. Das sind fast 43 Prozent. 21 Prozent haben
mindestens einmal ein bis zwei Stunden vor Arbeitsbeginn Drogen genommen, vor allem Cannabis, Alkohol und Amphetamine. Ein Viertel ist
mindestens einmal arbeiten gegangen, ohne nüchtern zu sein.
Informationen zur Erhebung
Der Global Drug Survey ist eine Online-Umfrage, an der Menschen freiwillig und anonym teilnehmen können. Die Daten der Teilnehmer aus
Deutschland sind die Grundlage des ZEIT ONLINE-Drogenberichts. Niemand hat die Befragten gezielt ausgewählt, deshalb sind die Ergebnisse nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Das bedeutet auch,
dass sie keine Rückschlüsse auf den Drogenkonsum aller Deutschen
zulassen. Damit ist die Stichprobe nicht zufällig. Es ist schwierig, wenn
nicht unmöglich, festzustellen, wie sich die Menschen, die mitgemacht
haben, von denen unterscheiden, die sich dagegen entschieden haben
oder nichts von der Umfrage wussten. Da der Global Drug Survey gezielt Menschen anspricht, die legale wie illegale Drogen konsumieren,
sind die Ergebnisse in Richtung dieser Gruppe verschoben. Ebenso muss
berücksichtigt werden, dass Online-Umfragen eher Menschen erreichen,
die ohnehin aktiv im Netz unterwegs sind. Erstellt hat den Global Drug
Survey ein Expertenteam um den britischen Suchtexperten, Mediziner
und Psychiater Adam Winstock. Winstock hat das Projekt als unabhängiges und selbstfinanziertes Institut gegründet, das verspricht, alle Daten
zum Drogenkonsum vertraulich und anonym zu erheben.
Sven Stockrahm, ZEIT ONLINE, 14. 4. 2014,
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-04/global-drug-survey-ergebnisse-deutschland
(gekürzt)
Drogen
22.359 Deutsche haben für den Global
Drug Survey angegeben, welche Drogen
sie wann und wie nehmen.
Die erstaunlichsten Antworten*:
86% haben mindestens einmal illegale
Drogen genommen.
25% probierten
halluzinogene Pilze
Im Jahr vor der Umfrage nahmen…
46%
Cannabis
22%
Ecstasy
13%
Kokain
96%
Alkohol
44% trinken mehr,
als gesund ist.
8% haben ein schweres
Alkoholproblem.
Weniger als 100 Teilnehmer
hatten Erfahrung mit Crystal Meth.
12% wurden im Jahr vor der Umfrage von
der Polizei wegen Drogen durchsucht.
www.zeit.de/drogenbericht
*Nicht repräsentativ für ganz Deutschland,
Detaillierte Daten auf www.zeit.de/drogendaten
Quelle: Global Drug Survey 2014 • © ZEIT ONLINE
Cheers designed by Ryan Beck from the Noun Project
Cannabis
46% der Deutschen, die beim Global Drug
Survey mitgemacht haben, nahmen im Jahr
vor der Umfrage Cannabis.*
Entspannung ist der
Hauptgrund fürs Kiffen.
84%
Die meisten
Cannabis-Nutzer
rauchen Joints.
Jeder zehnte Kiffer baut selbst an.
kostet ein Gramm Cannabis
12€ im Durchschnitt.
Lungenschäden
durch Tabak
sind das größte
verkannte
Gesundheitsrisiko
beim Kiffen.
www.zeit.de/drogenbericht
*Nicht repräsentativ für ganz Deutschland,
Detaillierte Daten zu Cannabis auf www.zeit.de/cannabis
Quelle: Global Drug Survey 2014 • © ZEIT ONLINE
Marijuana designed by Gareth from the Noun Project
Lungs designed by Brennan Novak from the Noun Project
»ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Pillen gegen den Leistungsdruck
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Aufgaben
1. Das Textverständnis klären und kommentieren
a. Erklären Sie, warum der Global Drug Survey 2014 nicht repräsentativ ist, und erschließen Sie
daraus im Umkehrschluss, welche Kriterien eine repräsentative Umfrage erfüllt.
b. Erläutern Sie, welche Methode und welcher gedankliche Ansatz den Global Drug Survey von
herkömmlichen statistischen Erhebungen zum Drogenkonsum unterscheidet.
c. Beurteilen Sie anschließend die Aussagekraft des Global Drug Survey.
2. Eine Expertenmeinung zur Drogenprävention diskutieren
Verharmlosung oder Realitätsnähe? Erörtern Sie folgenden Auszug aus einem ZEIT ONLINE-Interview, in dem ein neuer Ansatz zur Drogenforschung und -prävention gefordert wird:
Adam Winstock: Es ist nicht nur in Ordnung, auch über den Spaßfaktor von Drogen zu reden. Es ist
sogar ein absolutes Muss, wenn man mit Drogennutzern in einen Dialog darüber treten will, wie sie
das verantwortlicher tun könnten. Unser Team arbeitet auf Grundlage der Umfrageergebnisse an
einem Katalog von Empfehlungen, was Nutzer verschiedener Drogen tun könnten, um für sich die
Risiken und Nebenwirkungen zu verringern. ZEIT ONLINE: Finden Sie es in Ordnung, Leuten eine
Anleitung zu geben, wie sie teils illegale Drogen »richtig« nehmen? Winstock: Von Verboten lassen
sich viele sowieso nicht abhalten. Das Tolle ist ja: Die meisten Maßnahmen, die den Drogenkonsum
risikoärmer machen, scheinen den Genussfaktor noch zu erhöhen. Das ist doch fantastisch. So als
würde sich herausstellen, dass Pizzaessen beim Abnehmen hilft.«
Interview mit Adam Winstock, Psychiater und Suchtspezialist, Gründer des Global Drug Survey, ZEIT ONLINE,
14. 4. 2014, http://www.zeit.de/wissen/2014-04/drogen-global-drug-survey-adam-winstock
3. Eine alternative Drogenpolitik für Deutschland erörtern
Der »Krieg gegen die Drogen« wurde von der Global Commission on Drugs Policy für verloren erklärt.
Mehrere Staaten steigen bereits aus der Prohibition aus, auch in Deutschland hat ein Umdenken begonnen. Welche Möglichkeiten hat Deutschland, mit bisher illegalen Drogen umzugehen?
Sammeln Sie in einem Brainstorming Ideen hierfür. Erstellen Sie anschließend in Gruppenarbeit
für eine Maßnahme eine SWOT-Analyse, indem Sie Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses),
Chancen (Opportunities) und Gefahren (Threats) zusammenfassen.
4. Drogenerfahrung in einem Twitter-Projekt künstlerisch aufbereiten
Schildern Sie Ihre Erfahrung mit Drogen oder Ihre Haltung zum Drogenkonsum als Tweet in maximal
140 Zeichen. Sie können völlig frei Assoziationen, Gefühle, Meinungen oder Erlebnisse ausdrücken.
Sammeln Sie die Tweets in einem Hashtag, und lesen Sie die einzelnen Beiträge in verteilten Rollen
vor.
Linktipp zur Umsetzung:
Medienpädagogik: Twitter im Unterricht und anderswo
https://www.medienpaedagogik-praxis.de/2009/07/07/twitter-im-unterricht-und-anderswo
»ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Pillen gegen den Leistungsdruck
Internetseiten zum Thema:
Pillen gegen den Leistungsdruck
ZEIT ONLINE: »Der Spaßfaktor von Drogen kommt in der Forschung zu kurz«
http://www.zeit.de/wissen/2014-04/drogen-global-drug-survey-adam-winstock
ZEIT ONLINE: Pillen schlucken für den Lernrausch
http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2013-07/studie-gehirndoping-studenten
ZEIT ONLINE: Auf den Lernrausch folgt die Einsamkeit
http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2013-03/ritalin-medikament-studenten
DAK-Gesundheit: DAK-Studie: Doping im Job nimmt deutlich zu
http://www.dak.de/dak/bundesweite_themen/Gesundheitsreport_2015-1585966.html
Global Drug Survey
http://www.globaldrugsurvey.com
3sat: Doping mit Folgen
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=41020
YouTube: Gehirndoping mit der Modedroge Ritalin
https://www.youtube.com/watch?v=8FuY5ALiSe8
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IMPRESSUM
Projektleitung: Wiebke Prigge, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG
Projektassistenz: Marlen Handayani, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG
Didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Susanne Patzelt, Wissen beflügelt
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