Automation Kommunikationstechnik Sichere Landung Auf den Erhebungen rund um den Flughafen Zürich blinken in der Nacht rote Lampen. Aufgrund der Distanzen werden diese über eine drahtlose Verbindung vom Tower des Flughafens aus geschaltet: Die letzten 30 Jahre per Funk, heute über ein GSM-Modem. Bild 1: Blinklichter zeigen die Hindernisse rund um den Flughafen Zürich an. J eden Tag landen auf dem Flughafen Zürich rund 380 Flugzeuge – egal ob die Sonne scheint oder Nebel über den Pisten hängt. Der Flughafen liegt in einer leichten Senke nördlich von Zürich und ist von kleinen Hügeln umgeben. Die modernen Flugzeuge werden zwar von Instrumenten sicher auf die Piste geleitet, damit die Piloten aber auch bei Nacht und schlechtem Wetter die Hügel erkennen, sind diese mit Blinklampen markiert: der Hindernisbefeuerung. Insgesamt 28 Blinklichter (Bild 1) sind um den Flughafen Zürich verteilt, meist auf einem rund 20 Meter hohen Mast, der die Bäume überragt. Wer am Abend von einem Aussichtsturm aus das Gelände um den Flughafen betrachtet, sieht, dass die Hindernisbefeuerungen synchron blinken. 850 Millisekunden lang sind die Lampen eingeschaltet, 750 Millisekunden lang ausgeschaltet. Bis vor Kurzem wurden die Lampen über einen Funksender synchronisiert. Das System arbeitete zuverlässig, hatte aber den Nachteil, dass die Techniker der Flughafenbetreiberin keine Rückmeldung bekamen, ob die Lampen auch wirklich funktionieren. Kostenersparnis durch GPRS Heute hat der Flughafen die Funk-Frequenzen abgegeben und die Hindernisbefeuerung wird über ein GSM-Modem eingeschaltet. Diese Lösung hatte die Firma Schmid Automation auf die öffentliche Ausschreibung hin ausgearbeitet und umgesetzt. Die Ingenieure ersetzten sämtliche Steuerungen für die Hindernisbefeuerungen. Jede der neuen Kleinsteuerungen kommuniziert über ein Modem (Bild 2) von Phoenix Contact mit der Zentrale auf dem Flughafen. «Wir nutzen die GPRS-Datenübertragung», sagt Daniel Hutterli, Leiter SoftwareEntwicklung bei Schmid Automation: «Gegenüber einer normalen GSM-Verbindung hat sie den Vorteil, dass nicht über die Verbindungszeit, sondern über die Datenmenge abgerechnet wird. Die Verbindung bleibt immer aufgebaut, und Daten werden dank eines Fernwirkprotokolls nur dann versendet, wenn wirklich etwas übertragen werden muss. Das senkt die Kosten für die Mobilfunkanbindung.» 2 aktuelletechnik.ch 8 | 2012 Transparent für TCP/IP Die Kleinsteuerung kommuniziert über eine EthernetSchnittstelle per TCP/IP mit dem GPRS-Modem. Letzteres überträgt die TCP/IP-Daten ins Mobilfunknetz. Die Flughafenbetreiberin wiederum hat eine Standleitung zum Mobilfunkbetreiber. Über diese werden die Daten anschliessend bis zur Technikzentrale weitergeleitet, wo die Hindernisbefeuerung gesteuert und überwacht wird. Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) schützt die Daten vor unberechtigten Zugriffen. «Das VPN wurde zusammen mit der IT-Abteilung der Flughafenbetreiberin aufgesetzt. Dabei haben wir uns für eine Verschlüsselung mit einem komplexen Passwort entschieden», erklärt Daniel Hutterli. Das Modem von Phoenix Contact würde anstelle des Passworts auch die Authentifizierung über Zertifikate unterstützen. Nicht unterschätzt werden dürfe bei solchen Projekten der administrative Aufwand mit dem Mobilfunk- und Internet-Provider, wenn öffentliche IP-Adressen und Mobilfunkabonnemente für den Kunden beantragt werden müssten, erwähnt Daniel Hutterli. Bei der Hindernisbefeuerung war dies glücklicherweise nicht nötig. Hier sind es die Kleinsteuerungen, welche die Kommunikation mit der Technikzentrale aufbauen und deshalb keine eigene öffentliche IP-Adresse brauchen. Synchronisiert über Zeitsender 2 3 4 Wenn die Flugverkehrsleiter im Tower des Flughafens Zürich die Hindernisbeleuchtungen einschalten, erhalten die 28 über das Gelände verstreuten Anlagen über GPRS den Befehl dazu. Das Fernwirkprotokoll stellt einen genauen Zeitstempel zur Verfügung, der zum gleichzeitigen Einschalten genutzt wird. Von nun an werden die Hindernisbeleuchtungen über den Zeitsender DCF77 (Bild 3) synchronisiert. So blinken sämtliche Lampen simultan, ohne dass kontinuierlich Daten übertragen werden müssen. Auch wenn der Zeitsender ein paar Stunden ausfallen sollte, sind die Uhren der Kleinsteuerungen genau genug, um die Lampen weiterhin synchron zu schalten. Damit die Lampen über Jahre zuverlässig arbeiten, wird zudem nicht ein Relais angesteuert, sondern ein Halbleiterschütz, der ebenfalls von Phoenix Contact geliefert wurde. Hier besteht keine Gefahr, dass nach einer grösseren Anzahl Schaltungen die Relaiskontakte versagen. Bild 2: Über das GSM-Modem (grünes Modul links) kommuniziert die Hindernisbefeuerung mit der Technikzentrale des Flughafens Zürich. Bild 3: GSM-Antenne, DCF77-Empfänger und Dämmerungsschalter sind am Mast angebracht. Bild 4: Ein Flashtrab-Überspannungsschutz leitet bei einem Blitzeinschlag die Überspannung in die Versorgungsleitungen ab. Kleinsteuerung überwacht Funktionsfähigkeit Ein wesentlicher Vorteil der Zweiwegkommunikation ist, dass Werte überwacht und der Zentrale zurückgemeldet werden können. So sind bei den Hindernisbefeuerungen typischerweise drei Lampen pro Turm angebracht. Um zu kontrollieren, ob alle leuchten, mussten früher die Techniker zu jeder der 28 Befeuerungen in der Umgebung fahren. Heute überwacht die Kleinsteuerung den Strom, den die Lampen verbrauchen, und gibt eine Warnung, wenn eine Lampe defekt ist. Auch Blitzeinschläge werden gemeldet. Sowohl der Blitzschutz für die Einspeisung als auch derjenige der Lampen verfügt über einen Signalausgang, der von der Kleinsteuerung ausgelesen werden kann. Eingesetzt werden Flashtrab-Überspannungsschutzmodule (Bild 4) von Phoenix Contact – die sich regelmässig bewähren müssen, denn in die exponierten Masten der Hindernisbefeuerung schlagen oft Blitze ein. Phoenix Contact AG, www.phoenixcontact.ch SINDEX Halle 3.2 / Stand A070 8 | 2012 aktuelletechnik.ch 3
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