Erfurt - Deutsche Gesellschaft eV

„Geschichten der Deutschen Einheit“
‒ Erfurt ‒
Schulveranstaltung, 26. März 2015, Edith-Stein-Schule
Die Deutsche Gesellschaft e. V. startete mit
Unterstützung des Presse- und Informationsamtes der
Bundesregierung ihre bundesweite Veranstaltungsreihe
„Geschichten der Deutschen Einheit“ am Donnerstag,
den 26. März 2015, an der Edith-Stein-Schule in Erfurt.
Knapp 100 Schülerinnen und Schüler nahmen an dem
ersten Zeitzeugengespräch teil.
Hildigund
Neubert,
von
2003
bis
2010
Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
stand ihnen Rede und Antwort. Sie berichtete über ihre
persönlichen Erlebnisse auf dem Weg zur Deutschen Einheit und
ihre ersten Schritte nach der Wiedervereinigung. Frau Neubert ging
ebenfalls auf die künftigen Herausforderungen für die
Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte ein. Als ein
prägendes Ereignis beschrieb sie den Überfall des MfS Ende
November 1987 auf die Berliner Umweltbibliothek im
Gemeindehaus der Zionskirche – nur unweit ihrer Wohnung, die sie
mit ihrer Familie erst wenige Tage zuvor bezogen hatte –, und die sich daran
anschließende Solidarisierungswelle. In ihrer Wohnstube wurde zwei Jahre später
der „Demokratische Aufbruch“ gegründet, über den sie selbstkritisch referierte. Bis
heute blicke sie mit Euphorie auf die hart erkämpfte Deutsche Einheit zurück. Über
das Erreichte sei sie sehr glücklich.
Im Anschluss an das Gespräch hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit,
das Infomobil der Bundesregierung zu besuchen, das auf dem Anger der
thüringischen Landeshauptstadt gastierte und über 25 Jahre Freiheit und Einheit
informierte.
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Podiumsdiskussion, 29. März 2015, Gedenkstätte Andreasstraße
Die deutsche Wiedervereinigung feiert in diesem Jahr ihr 25jähriges Jubiläum. Die
Themen Freiheit und Einheit stehen 2015 mehr denn je im Zentrum. Aus diesem
Grund veranstaltete die Deutsche Gesellschaft e. V. in Kooperation mit der Stiftung
Ettersberg und mit Unterstützung des Presse- und Informationsamtes der
Bundesregierung am 29. März 2015 eine Podiumsdiskussion unter dem Titel
„Geschichten der Deutschen Einheit“.
Auf dem Podium erzählten Wolfgang
Tiefensee, Hildigund Neubert und Prof.
Ines
Geipel
ihre
persönlichen
Geschichten, die sie mit der deutschen
Wiedervereinigung verbinden. Moderiert
wurde der Abend vom Chefredakteur
der Thüringer Allgemeinen Zeitung
Paul-Josef Raue.
Der Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Ettersberg, PD Dr.
Jörg Ganzenmüller nahm eine kurze historische Einordnung vor
und betonte, dass die persönlichen Geschichten erzählt und aus
ihnen gelernt werden müsse. Die Gedenkstätte eigne sich als Ort
der Begegnung und des Austausches. Hier können die
Generationen am historischen Ort zusammenkommen.
Bei der Begrüßung merkte der Erfurter Oberbürgermeister
Andreas Bausewein sogleich an: Ohne die Friedliche
Revolution und die Wiedervereinigung hätte sein Leben einen
ganz anderen Verlauf genommen, und er wäre mit Sicherheit
nicht Chef der Stadtverwaltung geworden. Bausewein sei sehr
dankbar für die Möglichkeit, sich zu Beginn seines Berufslebens
im Jahr 1990 neue Wege gehen zu können und in der Politik zu
engagieren.
Prof. Ines Geipel berichtete von den Limitierungen und Zwängen,
unter denen sie aufgewachsen war. Ihre Leistungssportkarriere
ermöglichte ihr zwar mehr als anderen DDR-Bürgerinnen und
-Bürgern. Dafür habe sie jedoch einen hohen Preis gezahlt.
Deshalb werde sie auch nicht müde, die Verhältnisse in der
sozialistischen Diktatur aufzudecken und aufzuarbeiten.
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Die ehemalige Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen,
Hildigund Neubert, wuchs behütet in einer Pfarrersfamilie auf
und konnte studieren, trotz ihres christlichen Glaubens und des
Engagements ihres Vaters, dem Erfurter Propst Heino Falcke.
Sie schuf sich ihre Nische, und sie sei sehr dankbar, dass ihre
Kinder in Freiheit und Demokratie aufgewachsen sind und sich
ohne Angst vor staatlichen Repressionen verwirklichen können.
In ihrer ehemaligen Eigenschaft als Landesbeauftragte des
Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat sich
Frau Neubert zudem in besonderer Weise bei der Errichtung
der Gedenkstätte Andreasstraße verdient gemacht.
Ebenfalls aus einem christlichen Haushalt stammt Wolfgang
Tiefensee. Der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister,
Bundesverkehrsminister und aktueller Minister für Wissenschaft,
Wirtschaft und Digitale Infrastruktur des Landes Thüringen
berichtete eindrucksvoll von seinem frühen politischen
Engagement und der Zeit nach der Friedlichen Revolution. Er sei
dankbar und stolz auf die Leistung der Menschen in Ost und
West und besonders darauf, dass man auf 25 sehr erfolgreiche
Jahre des gemeinsamen Erfolgs zurückblicken könne.
Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darin, dass die Deutsche Einheit ein Gewinn
für alle Bürgerinnen und Bürger war und sie der untergegangenen DDR keine Träne
nachtrauern. Allerdings gäbe es viel aufzuarbeiten und die Opfer dürften nicht
vergessen werden. Jetzt gelte es, gemeinsam nach vorn zu schauen und die Erfolge
nicht klein zu reden, sondern vielmehr hochzuhalten und gemeinsam auszubauen.
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