Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Loëstrasse 60 7000 Chur 081 257 11 00 www.gr-ref.ch [email protected] Pressespiegel 13/2015 28.3. - 3.4.2015 Kontakt: Stefan Hügli [email protected] Inhalt 1. Bündner Tageszeitungen mit reformierter Brille gelesen 2. ausgewählte Kolumnen aus den Bünder Lokal- und Regionalzeitungen 3. Themen aus überregionalen Zeitungen NZZ, RP und Zeit Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 1. Bündner Tageszeitungen mit reformierter Brille gelesen Bündner Tagblatt vom 28.3.2015, Seite 5.pdf GRAUBÜNDEN S a m s t a g , 2 8. M ä r z 2 0 1 5 HINTERGRUND Auf der Spur des Ulrich Campell Er gilt als bedeutender Reformator, Vorkämpfer des Romanischen, Psalmist und Vater der Bündner Geschichtsschreibung. Und doch gibt es nicht viel über ihn zu lesen: Wer aber war Ulrich Campell? Ein Annäherungsversuch. U Um seine Familie in Susch zu ernähren, zieht der Bauer Chasper Campell, ein harter und kräftiger Mann, immer wieder für die Interessen anderer in den Krieg. Als er aber die Predigten von Philipp Gallicius, dem ersten Reformator des Engadins hört, lässt er vom Söldnertum ab und wird selber zu einem Verfechter der Erneuerungsbewegung. Als Laienprediger beginnt er, die Botschaft der Reformation zu verbreiten und übt dabei harsche Kritik an der Katholischen Kirche. Sein Sohn Ulrich soll ihm nachfolgen und Pfarrer werden. Der Vater übergibt den jungen Mann an Gallicius, der ihn in der Theologie und den alten Sprachen ausbildet. Reformator Wegen seiner Predigten gegen die scholastische Lehre, die vom Dekan des Engadin als Ketzerei gewertet werden, muss Gallicius das Tal schliesslich verlassen. Seinen Schüler, der mittlerweile verheiratet ist, nimmt er mit. In seiner Abwesenheit bringt Ulrichs Frau eine Tochter zur Welt. Das Kind aber ist nicht lebensfähig und wird, weil kein proSerie Ortsgeschichte Spurensuche: die Quellen Neben Gesprächen mit Bündner Historikern basiert dieser Artikel auf Auszügen aus verschiedenen Büchern, Festschriften, Aufsätzen und Lexika. Darunter das Historische Lexikon der Schweiz, das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon, eine Festschrift von Huldrych Blanke mit dem Titel «Die vierfache Bedeutung Durich Chiampells», sowie einer deutschen, stark gekürzten Übersetzung der «Descriptio Raetiae Alpestris», aus der die im Text angegeben Zitate entnommen sind. Es bleibt dabei festzuhalten, dass es bis heute keine vollständige, wissenschaftlich aufgearbeitete moderne Edition des Lebenswerks von Ulrich Campell gibt. (AO) 5 Vizepräsident startet verspätet Die Bergüner haben zwar einen neuen Gemeinde-Vizepräsidenten gewählt, doch e ist noch im Visier des Regierungskommissär BERGÜN Die Gemeindeversammlung von Ber hat am Donnerstagabend Pascal Alter als n Mitglied in den Gemeindevorstand gewählt. Di satzwahl wurde nötig, weil der bisherige Gem de-Vizepräsident Jürg Fasser per 1. April aus Ber wegzieht. Zu seinem Nachfolger wurde Andrea rinett gewählt, der bereits Einsitz im Gemeinde stand hat. Er kann das neue Amt aber frühes Ende Mai antreten, wie der Bergüner Gemeinde sident Peter Nicolay erklärte. Andrea Florinet Mitinhaber der einheimischen Florinett AG, jüngst ins Interesse der kommunalen GPK ger ist. Diese stellte eine für sie nicht nachvollzieh Preiserhöhung der Holzschnitzel für die Fernw meheizung der Gemeinde um rund 30 000 Fran infrage. Die Regierung setzte zur Klärung der S lage einen Regierungskommissär ein. Sein Ber soll bis spätestens Ende Mai vorliegen (im BT). Ferner hat die Gemeindeversammlung ei Kreditbegehren in Höhe von 16 670 Franken für neue Tourismusfinanzierung zugestimmt. Der meindevorstand hat an seinen Sitzungen im zember und Januar beschlossen, zusammen der Gemeinde Filisur ein neues Tourismusgese erstellen. Das Büro Wildhaber Beratung und jektmanagement von Robert Wildhaber in F wird den ersten Entwurf für die Tourismusfinan rung erstellen. Die Gesamtkosten belaufen sich rund 30 000 Franken. Bergün wird mit zwei Dri und Filisur mit einem Drittel des Betrags bela Das neue Tourismusgesetz soll gemäss der schaft zur Gemeindeversammlung noch in die Jahr von der Gemeindeversammlung geneh werden und am 1. Januar 2016 in Kraft treten. Einstimmig sprach sich die Versammlung dem dafür aus, ab 1. Juli eine gemeinsame Adm tration für die Gemeinden Bergün und Filisu führen. (KE) ▸ A N D R E A S OV E R AT H testantischer Priester in der Gegend ist, kurz vor dem Tod vom Grossvater getauft. Dieser Akt des Laienpredigers, für den er von den Altgläubigen im Dorf fast erschlagen, dann aber vor das Gericht des Gotteshausbundes gebracht wird, führt schlussendlich zur Glaubensdisputation von Susch im Jahr 1538. Ulrich Campell kehrt ins Engadin zurück und dokumentiert den Verlauf der Religionsgespräche, aus denen die Prädikanten als gefühlte Sieger hervorgehen. Denn: Immer mehr Engadiner Dörfer bekennen sich in der Folge zum protestantischen Glauben. Ulrich Campells Spur verliert sich zwischenzeitlich. Als sicher aber gilt, dass er 1550 als Pfarrer in sein Heimatdorf Susch – nun mehrheitlich protestantisch – zurückkehrt und seine Arbeit als Reforma- B ü n d n e r Ta g b l a tt KURZ GEMELDET Eine verlorene Spur: Leider ist es uns nicht möglich, Ihnen eine Abbildung des Ullrich Campell (1510-1582) zu präsentieren. Denn: Nach Meinung zeitgenösischer Historiker ist bis heute keine gefunden worden. (FOTO OLIVIA ITEM) tor auch auf weitere Gemeinden ausdehnt. Zernez etwa, oder Zuoz, wo er als Nachfolger seines alten Mentors Gallicius zwei Jahre verbringt. Psalmist Beeindruckt von Jachiam Bifrun, dem Gemeindeschreiber von Samedan, der das neue Testament in die Sprache des Tals übersetzte, und ermutigt von Gallicius verfasst Campell mit «Ün Cudesch da Psalms» das erste Gesangbuch in rätoromanischer Sprache. Obwohl zum Grossteil auf dem Konstanzer Gesangbuch basierend, fügt Campell aus dem Lateinischen übersetzte und in singbares Versmass übertragene Bibelpsalmen sowie einige, teils selbst komponierte geistliche Lieder hinzu. Dabei handelt der Reformator wohl weniger aus Liebe zur Sprache als aus religiösen Beweggründen. Er will den Menschen das Wort Gottes zugänglich machen. Denn eigentlich versteht Campell die Raetier als von den Römern vertriebene Etrusker edler Abstammung, die in der neuen Umgebung nach und nach «verbauert» seien. So schreibt er später: «Dieses (…) brachte auch ihre Sprache auf denjenigen Grad der Barbarei herab, auf welchem sie sich heutzutage befindet.» An seiner Rolle als Mitbegründer der romanischen Schriftsprache ändert das freilich nichts. 1570 wird Campell an die St. Regulakirche in Chur berufen. Es wird eine schwere Zeit, besonders das Predigen in der ihm wenig geläufigen deutschen Sprache belastet ihn. Seine schwierige Situation beklagt er in mehrere Briefe an den Zürcher Antistes Heinrich Bullinger. Dessen Schwiegersohn, der Theologe Josias Simmler, der ein gross angelegtes Geschichtswerk – die «Commentarii Rerum Helveticarum» – über die Eidgenossenschaft plant, überträgt Campell die Aufgabe, die Beiträge über die Bünde Rätiens zu verfassen. In Chur entsteht so der erste, heimatkundliche Teil der «Descriptio Raetiae Alpestris». Campell wandert dabei literarisch von Tal zu Tal. Er beschreibt die Berge, erläutert die Herkunft der Flüsse, erzählt die Ahnengeschichte der wichtigsten Geschlechter und deren Fehden untereinander, versucht sich an der etymologischen Deutung der Ortsnamen, beschreibt Flora und Fauna, weiss aber auch von Sagenfiguren und Legenden zu berichten. Die er zu Lebzeiten aber nicht immer als solche begreift. So schreibt er etwa: «Unsere Alpen haben, obwohl sie von ewigem Schnee bedeckt sind, doch an vielen Orten sonnige Felsen und (…) den Sonnenstrahlen zugewandte Höhlen, die für Drachen geeignet sind.» Chronist Bereits nach vier Jahren verlässt Campell – nachdem man ihm in der Affäre um den als Landesverräter hingerichteten Johannes von Planta fälschlicherweise hetzerisches Verhalten vorgeworfen hatte – tief gekränkt Chur und zieht mit seiner Familie über den Flüelapass zurück ins Engadin. In Tschlin, wo er eine Stelle als Pfarrer annimmt, findet er schliesslich Zeit, den zweiten Teil der «Descriptio Raetiae Alpestris» zu verfassen. Darin arbeitet er die Geschichte des rätischen Volkes von Altertum bis in die Gegenwart auf. Während er sich bei weit zurückliegenden Ereignissen oft auf klassische Autoren wie Aegidius Tschudi, Johannes Stumpf oder Joachim Vadian berufen muss, beruhen die Ausführungen zur Neuzeit auf eigenen Erfahrungen oder den Aussagen von Zeitgenossen. Dies macht seine Schriften zu einer der wichtigsten Quellen der Bündner Geschichte des 16. Jahrhunderts. Späte Anerkennung Sein abgeschlossenes Werk legt Campell schliesslich der Synode und dem Bundestag vor, erhält aber nicht das Geld – das er nach dem Tod des eigentlichen Initiators Simmler benötigt – um den Druck zu finanzieren. So stirbt Campell 1582 mit der Befürchtung, sein Lebenswerk werde mit ihm untergehen. Und beinahe wäre es so gekommen. Denn spätere Chronisten bedienen sich zwar alle seiner Manuskripte, doch verhalf keiner ihnen zum Druck. So ist es erstaunlich, dass die Schriften beinahe vollständig wiedergefunden und dann, im 19. Jahrhundert, erstmals publiziert wurden. So erlangte Ulrich Campell am Ende doch noch die späte Anerkennung als Reformator, Psalmist, Vorkämpfer der romanischen Sprache. Und: als Vater der Bündner Geschichtsschreibung. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Gemeindeversammlung Ferrera Die Jahresrechnung 2014 wurde mit einem Ertragsübersc von 36 876.22 Franken genehmigt. Einem Landverkauf ab einer Gemeindeparzelle in Innerferr wurde gemäss Mitteilung ebenso zugestimmt w der Revision der Taxordnung. Neu wird dabei d aufbereitete Brennholz nicht mehr zu stark vergünstigten Preisen abgegeben. Weitere Revisionspunkte waren Anpassungen bei den Maschinenansätzen, die durch Ersatz- und Neu anschaffungen verändert wurden. Die Statuten Region Viamala wurden behandelt und genehm INSERAT Apfelschaumwein, das ideale Apérogetränk. Köstlich im Geschmack, mit wenig Alkohol (7 %vol). Erhältlich im Getränkehandel und bei Coop Ostschweiz. Tradition seit 1895 Mosterei Möhl AG, 9320 Arbon A p f e l s ä f t «Ein unspezifischer Baukörper» Walser erstaunt, wie wenig sich das Architekturbüro mit dem Ort Vals und seiner Landschaft befasst hat. Die architektonische Auseinandersetzung sei «oberflächlich». Ein Glashaus, 380 Meter hoch, ohne Bezug zur Umgebung und Geschichte Europas bauen zu wollen. «Das hat aber nichts mit Vals zu tun und wird früher oder später von einem anderen Projekt übertrumpft. Da braucht es mehr als Höhe.» Das Projekt schaffe im 1000-Seelen-Ort eine neue Welt, die sich nicht in die bestehende integriere. Da gebe es kei- Anders die Valser Therme des Haldensteiner Architekten Peter Zumthor. Diese erachtet Walser als äusserst gelungen. Zumthor habe mit der Felsentherme auch etwas Einmaliges schaffen wollen. Allerdings sei er sensibel mit dem Ort umgegangen und habe sich eine Therme Bündner Tagblatt vom 28.3.2015, Seite 3.pdf Davos habe den Charakter einer Stadt, ausserdem wäre der Turm von 105 Metern eingebettet in eine Landschaft mit anderen grossen Bauwerken. «In Davos gäbe es einen städtischen Kontext», erklärt Walser. «Doch selbst dieser würde niemals für 380 Meter ausreichen.» TAG E B U C H VO M S C H I F F Jedes Mal noch nervös vor dem ersten Ton ▸ A L I NA H E N D RY über die Musikreise «Ut unum sint» des Gymnasiums Kloster Disentis Nach einem Tag Pause haben wir am Donnerstagabend das siebte Konzert auf unserer Reise gesungen – im Hohen Dom zu Mainz. Als wir in die Kirche einzogen, war ich extrem überrascht: mit so vielen Zu- hörern hatte ich nicht gerechnet. Das war eine tolle Motivation, wieder vom ersten Ton an alles zu geben. Auch wenn nach sechs Konzerten eine gewisse Routine eingekehrt ist und uns das Stück vertraut geworden ist, bin ich aufgeregt, bevor ich den ersten Ton gesungen habe. Schliesslich ist jedes Konzert von der Akustik her anders, und auch Schlemmen nach dem Singen: Die Schüler erwartet nach dem Konzert zurück auf dem Schiff ein reichhaltiges Buffet. (ZVG) wie man selber gerade «drauf ist», spielt eine Rolle. Schon nach dem dritten oder vierten Ton sehen wir am Gesicht von unserem Dirigenten Clau Scherrer, ob er zufrieden ist. Das Konzert in Mainz war für mich bisher das beste, das wir gesungen haben. Wir kamen total «happy» zurück auf das Schiff! Wie jeden Abend erwartete uns dort ein tolles Buffet. Am Donnerstag gab es Bami Goreng mit gebratenem Tofu, Schweinefilet im Serrano-Mantel, Hoki-Filet mit Wok-Gemüse und ein riesiges Salat- und Dessert-Buffet – bestimmt haben wir alle während dieser Woche ein paar Kilo zugenommen. Ein bisschen Bewegung tat danach gut: Unser Sportlehrer Jacob Berger lud im Salon zum TangoTanz ein. Nach einem Drink an der Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Bar gingen wir dann in die Kabinen – schliesslich wollte ich früh an Deck stehen, um die Ankunft in Köln zu erleben. Wie wir auf die Kathedrale zugefahren sind – das war ein toller Moment. Jetzt sind wir am Ziel unserer Reise. Köln ist die grösste Stadt auf der Tournee, und der Dom gefällt mir sehr gut. Ich bin extrem gespannt auf das Konzert. ALINA HENDRY besucht die 6. Klasse des Gymnasiums Kloster Disentis, das mit seinem Chor rheinabwärts zu Konzerten in Deutschland fährt. INSERAT eröffn Komm Tom L dieser ich zu Stadtp nicht Mayrh Käsew Einma deutli erhoff von B dies zu Die dr Geme Roma Podiu Roma der Ka Laaxe 10 KUL Nachtrag_Bündner Tagblatt vom 30.3.2015, Seite 10.pdf B ü n d n e r Ta g b l a tt «Hexenjagd» von Arthur Miller am Theater St. Gallen Im bigotten Städtchen Salem ist der Teufel los: Das Theater St. Gallen zeigt Arthur Millers «Hexenjagd» als packendes Psychodrama um Frömmlerei, Teufelsangst und Verfolgungshysterie. Die Premiere vom Samstag bestach durch eindringliche schauspielerische Leistungen. Glaube, Fleiss und Gehorsam herrschen in Neuengland im Jahr 1692: Die Männer und Frauen von Salem singen Kirchenlieder. Wer nicht regelmässig zum Gottesdienst kommt, wird angeprangert. Vergnügungen sind verpönt. Doch die Fassade trügt: Mädchen tanzen nachts nackt im Wald, während die Haushälterin des Pfarrers am Feuer Beschwörungsformeln murmelt. Und der Bauer John Proctor, sonst ein senkrechter Mann, verfällt der sexuellen Begierde und begeht Ehebruch mit seiner jungen Magd Abigail. Ausgerechnet Pastor Parris (Tobias Fend) wird Zeuge des okkulten Rituals im Wald, bei dem auch seine Tochter Betty (Wendy Michelle Güntensberger) und Abigail mitmachen. Um der Strafe zu entgehen, täuschen die Mädchen Schock, Ohnmacht und Krankheit vor. Allen voran die kokett-durchtriebene Abigail, packend charakterisiert von Danielle Green. Bald macht in Salem das Gerücht von Hexerei und einem Teufelsbund die Runde. Dieses auf historischen Fakten basierende Szenario hat Arthur Miller in seinem Stück aus dem Jahr 1953 psychologisch meisterhaft entworfen. Als wäre dies nicht genug, setzt Regisseur Krzysztof Minkowski noch einen drauf. «Hexenjagd» ist Arthur Millers meistgespieltes Werk. Der amerikanische Autor veröffentlichte es 1953 vor dem Hintergrund der hysterischen Kommunistenverfolgung durch den Ausschuss des Senators McCarthy, von der auch Miller persönlich betroffen war. (SDA) K U LT U R NO T I Z E N Brillante und ausdrucksstarke Sängerin u KONZERTREZENSION L Ein grosser Konzertabend im Thea setzten Gla J ▸ CHRISTIAN ALBRECHT 20 Jahre nach ihrer ersten Titelrolle, und neun Jahre nach der unverhofft Besucherrekord in Freiburg Das 29. Intereingetretenen Möglichkeit zum nationale Filmfestival Freiburg (FIFF) hat einen Durchbruch in die internationale neuen Besucherrekord aufgestellt: Über 40 000 Opernliga in einer tragenden Rolle Filmfans besuchten das Festival in den in einem renommierten Haus, feiervergangenen acht Tagen. Der mexikanische Film te die Bündner Mezzosopranistin «González» von Christian Díaz Pardo gewann den am vergangenen Freitagabend ihr Grossen Preis Regard d’or im Wert von Bühnenjubiläum. Es entpuppte sich 30 000 Franken. Die Jury hält den Film für als ein fast persönlich-familiäres gesellschaftlich relevant, humorvoll, überraschend Heimspiel vor vollen Rängen: «Ich und provozierend. Den Publikumspreis heimste möchte mit diesem Konzert jedem, der Film «Corn Island» des georgischen Regisseurs der heute da ist, und allen, die mein George Ovashvili ein. Die nächste Ausgabe des FIFF Leben mit der Musik geprägt haben findet vom 12. bis 19. März 2016 statt. und prägen, von ganzem Herzen Danke sagen», schreibt Maria RicPressespiegel M4Music sehr erfolgreich Die 18. Ausgabe des carda Wesseling im Programmheft. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Ihre Familie, Angehörigen, ihre Popmusikfestivals M4Music des Migros-Kulturprozents ist erfolgreich über die Bühnen gegangen. Fangemeinde mitsamt einem «RoVom 26. bis 28. März haben in Zürich und Lausanne senkavalier», der ihr oftmals einen neben Sänge ten au gend g zeptio abend rigen K Belcan Doch d für die sonde cantolen V und Be Ouver Rossin rentol -schlu ausser Arien zetti ( Bolena («Norm zu hör Ein Maria eine so Urnengang nur wenige Wochen nach Fukushima stattgefunden und ihnen die entsprechenden Sitzgewinne eingetragen hatte. Im Übrigen entspricht Bündner Tagblatt vom das Luzerner Resultat aber genau dem zenden Mantel der Regierenden und der Mächtigen zu flüchten – ein Trend, der oft auch schon in den nahen übrigen europäischen Demokratien zu be30.3.2015, Seite 2.pdf obachten war. Genau diesem Trend landete und mit einem deutliche stand zum neuen SVP-Kandidate auch zum politisch angeschla parteilosen bisherigen Regierun Schwerzmann in den zweiten L E S E R B R I E F E Zu den Christenmorden, zu Fremdsprachenunterricht und zur AHV Die Jahrhundertschande Europas Die Ermordung von jährlich über 100 000 Christen (Zahlen von der OSZE) wird von den europäischen Medien totgeschwiegen. Auch in der Schweiz zeigt sich kein fundierter Widerstand gegen diese Barbarei, noch weniger als in den «christlichen Ländern» von Nord- und Südamerika. Eine Christianophobie dieser Grössenordnung müsste unsere sogenannten Eliten unbedingt auf den Plan rufen. Nach den Schätzungen der OSZE entfallen mehr als 90 Prozent dieser Massakrierungen aus Glaubensgründen auf Islamisten. Warum versteift sich die gesamte europäische Politkaste auf das Schönreden dieser Gräueltaten, ja auf die offensichtliche Förderung der Islamisierung Europas? Der Islam darf nicht mit den Landeskirchen gleichgestellt werden, denn das würde gleichzeitig die Anerkennung der Scharia, also des islamischen Gesetzes bedeuten, das für jeden Moslem über den schweizerischen Gesetzen steht. Wer vor den Gräueltaten eines Boko Haram, des IS (Islamischer Staat), der El Kaida und andern islamistischen Untergruppen die Augen verschliesst, handelt grob fahrlässig und hat den imperialistischen Charakter des Islam nicht verstanden. Für den Islam gibt es nie ein friedliches Miteinander mit andern Religionen. Er zielt seit seinen Anfängen darauf ab, jede andere Religion zu unterdrücken, sobald er dazu zahlenmässig in der Lage ist. Mit diesem Leserbrief sollen die heutigen Amtsträger wachgerüttelt werden. Die bisher geübte «Laissez-faire-Politik» ist für unsere Nachkommen brandgefährlich. Die Masseneinwanderung von Moslems führt unweigerlich zu konfliktbeladenen Parallelgesellschaften, weil diese Zuwanderer nicht assimiliert werden können, wie die bisherige Praxis deutlich zeigt. ▸ HEINZ KLAUS, MORISSEN Wiederwahl statt Kindeswohl Wer auch nur im Entferntesten mit Schulkindern zu tun hat, steht zu 100 Prozent hinter dem Anliegen der Initianten der Fremdspracheninitiative. Eine Fremdsprache auf der Primarstufe ist eindeutig genug! Es geht vergessen, dass für die Deutschschweizer Kinder die in der Schule angewendete Schriftsprache nicht(!) die Muttersprache ist, sondern bereits eine erste Fremdsprache! Abgesehen davon müssen ausländische Kinder, die in der multikulturellen Schweiz leben, somit von Anfang an zwei Fremdsprachen lernen. Das macht dann insgesamt, bis Ende Primarschule, vier. Macht das Sinn? Nun wollen einige Grossräte dieses überaus wichtige Anliegen dem Volk vorenthalten und das miss- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden glückte Fremdsprachenkon tieren. Sie verstecken sich rechtlichen Argumenten. Vo bei nirgends die Rede. Das is vertretung, sondern Volk dung. Das Volk soll selber Das Volk ist mündig und si tens so klug wie ihre Vertret ment. Es gibt keinen Grund dieser Entscheidung aussen ausser vielleicht die Eigenin ger Grossrätinnen und Gross len in ihren Kreisen schliessl wählt werden und – das Ers dabei –, sie sind dafür sog Kindeswohl zu opfern. ▸ NICOLE SAAGER-WIDMER, UND MUTTER, IGIS Düstere Aussicht für die AHV Jetzt funktioniert das Umla AHV nicht mehr, die Ausgab ser als die Einnahmen. Die In lionen-Erbschaften besteue AHV» kommt genau im r ment. Entgegen den häufige gen, sind KMU nicht gefährd tive sieht Ermässigungen fü terbestand und den Erhalt de ze vor. ▸ MARTIN A. LIECHTI, MAUR Konzerngewinn auf rund 163.8 Millionen Franken. Ganz zur Freude der PS-Inhaber und des Kantons, die mit einer Dividende von 38 Franken beziehungsweise einer Ausschüttung von 95 Millionen Franken am Geschäftsergebnis beteiligt waren. nalbank eine grosse Belastung für die Bank. Diese treffe die GKB hart. Dennoch könne man künftigen Herausforderungen mit Zuversicht und aus einer Position der Stärke entgegentreten. Entscheidend sei jedoch weiterhin den Fokus auf die Tobler für das leibliche Wohl der Gäste. 600 Kilogramm Fleisch, 450 Kilogramm Gemüse und 450 Kilogramm Reis wurden dafür verwendet. Für Unterhaltung sorgte die die Konzert Band der Fluggesellschaft Swiss, die unter der Leitung von Bündner Tagblatt vom 30.3.2015, Seite 3.pdf Wechsel im Bankrat das E Mit Christoph Caviezel und Thomas Huber präsentierte die GKB zwei neue Bankräte. Sie übernehmen das Amt per 1. April. (FLA) len, Idee TAG E B U C H VO M S C H I F F Musikalischer Hochgenuss im Kölner Dom ▸ G A B R I E L A T O M A S C H E T TB E RT H E R über die Musikreise «Ut unum sint» des Gymnasiums Kloster Disentis. Ich hatte die Möglichkeit, an der Reise von Basel bis Köln auf dem Gästeschiff teilzunehmen. So ergaben sich enge Begegnungen mit den Jugendlichen. Jeden Tag erwarteten wir mit Spannung das nächste Konzert, wie das Werk sich in den verschiedenen Kirchen mit deren unterschiedlichen Akustik auswirken würde. Wir erlebten, wie alle beteiligten Schüler, Musiker, die Solistinnen Judith und Letizia Scherrer, das Ensemble deCanto, der Dirigent Clau Scherrer, der Komponist Lorenz Dangel sowie die Lehrer- 600 Zuhörer hatten die Schülerinnen und Schüler am Freitag im Kölner Dom. (ZVG) schaft immer enger zu einer Lebens- und Konzertgemeinschaft zusammenwuchsen. In den Besprechungen vor und nach den Konzerten hatten alle nur das eine Ziel: Das nächste Konzert soll mindestens ebenso gut gelingen wie das letzte. In den Proben vor den Konzerten wurde immer wieder an einigen Stellen des Werks gefeilt. Die Jugendlichen und die Musiker befolgten dabei geduldig und präzise die Wünsche von Clau Scherrer und Lorenz Dangel. Von Disentis bis Mainz: Nach jedem Konzert waren alle sehr glücklich, ihre sich selbst gestellten hohen Anforderungen erreicht zu haben. Am Freitagabend dann der Höhepunkt, das Konzert in Köln. Der Zuspruch war überwältigend: 600 Zuhörerinnen und Zuhörer kamen, um der Friedensvesper zu lauschen. Völlig euphorisiert über diesen grandiosen Abschluss der Chortournee liefen die Schülerinnen und Schüler singend zum Schiff zurück und feierten den Erfolg bis nach Mitternacht. Wie an allen Orten Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden spendeten auch die Zuhörer in Köln stehend einen grosszügigen Beifall. Mich hat insbesondere die hervorragende musikalische Leistung der Sängerinnen und Sänger sowie der Musiker begeistert. Beeindruckt war ich auch über die Ordnung und Disziplin der Jugendlichen, die eine Woche auf engem Lebensraum miteinander zurechtkommen mussten und dazu noch eine dermassen grossartige Höchstleistung vollbrachten. Dabei wurden sie von der verständnisvollen, aber auch einer Ordnung fordernden Lehrerschaft unterstützt. Die Tournee war ein aussergewöhnlicher Erfolg mit dem erreichten Ziel: Ut unum sint – dass sie eins seien. Gabriela Tomaschett-Berther ist CVP-Grossrätin. Rund Frau Mich die F mer nen ses a Kind desh wied spät Die P gross Welc Für m ker K Verb Bank bünd rung ein G Anla den bind Alois Grau KU Brüc Jahr Brüc word Ende musikalischer estival Arosa am et. Zum Abschluss weizerischen uhörer. ... . . . . ......... Seite 13 schlechter Leistungsausweis. Zufrieden ist Mario Davatz auch nicht mit diesem Resultat seiner ersten Saison als Direktor der Bergbahnen Grüsch-Danusa. Als Quereinsteiger im Tourismus hat der 40-jährige in wenigen Monaten zu akzeptieren Am Ostermontag geht die Saison auf der Schwänzelegg zu Ende. Der Verwaltungsrat und Ex-Banker Davatz haben das «Portfolio» für die Zukunft geschnürt. «Die Beschneiung der Talabfahrt und die G R A U B Ü N D E N . ................ Seite 3 S C H W E I Z ............ Fleischkons in der Schw leicht gestie Farbenfrohe Tempel-Einweihung In Zizers ist am Samstag ein neuer Hindu-Tempel eröffnet worden. Der Hindu-Verein Graubünden hat dafür eine Langerhalle im Industriegebiet umbauen lassen. Mit Musik, Tanz und Gebet wurde am Samstag der neue Hindu-Tempel vom Hindu-Verein Graubünden in Zizers eröffnet. In seiner Rede lobte der eigens dafür aus Sri Lanka eingeflogene Priester die Religionsfreiheit der Schweiz und zeigte sich erfreut über den neuen Treffpunkt für die rund 150 Familien aus der Region. Ebenfalls an der Feier anwesend war Regierungsratspräsident Martin Jäger, der dem Hindu-Verein die Glückwünsche und Grüsse der Regierung überbrachte und sich über die zahlreichen Jugendlichen freute, die anwesend waren. Entstanden ist der neue Tempel aus einer ehemaligen Lagerhalle im Industriegebiet Rheinrütenen. Unterstützt wurde der Umbau unter anderem mit Materialspenden der beteiligten Handwerksunternehmen. Nebst Reden wurden aber auch klassische Tempeltänze von den Schwestern Sarvaganthasenay und Ravaganthasenay Yohasenan gezeigt. (BT) E N . ........... Seite 3 cken e ein Buch welchem te und deren ... . . . . ........ Seite 28 ands Mal findet Ende nda-Springur statt. 153 Bars sorgen für ng – und das in ten Freinacht. ... . . . . ......... Seite 11 h Thusis ... . . . . ......... Seite 17 ren Rückhalt in der B hält. Laut den Organ die neue Hymne auc Feierlichkeit und e wahren. (SDA) Bündner Tagblatt vom 31.3.2015, Seite 1.pdf wählte Bündner ent Thomas icht für die SVP alratswahlkampf möchte mich auf nzentrieren.» rd in Bündner erste Ausgabe 016 ausgetragen. in. Danusa als Familienskigebiet weiterentwickeln möchte. Wo sich der Danusa-Fuchs und (Oster-)Hase gute Nacht sagen, sollen sich auch Grosseltern und Enkel wohlfühlen. Farbenfroh und grazil: Ravanganthasenay Yohasenan lernt, seit sie drei Jahre alt ist, die traditionellen Tänze. (FOTO SABINE-CLAUDIA NOLD) GRAUBÜNDEN Seite 3 CHUR Seite 11 KULTUR Seite 13 SPORT Seite 15 LEBENSMITTEL 52 Fleisch haben Schwe Schweizer im verg durchschnittlich ver 460 Gramm oder 0,9 als im Vorjahr. Die St sichtigt nur das in de kaufte Fleisch – w kaufstourismus dürf Fleischkonsum noch Trotzdem konsumie im europäischen Ve Fleisch. 2012 lag di ihrem Pro-Kopf-Kon viertletzten Platz. (SD S C H W E I Z ............ INSERAT ihre Bündn adresse für weinBeratu www.vonsalis-wein.ch G R A U B Ü N D E N . ................ Seite 5 SCHWEIZ Seite 18 Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden WELT Seite 20 RADIO/TV Seite 25 WETT Die Programmkonzeption hingegen hätte an Spannung gewonnen, wenn darin mehr Gegensätze in Bezug auf Tempo, Ausdruck und Musikstil enthalten gewesen wären. Nicht von ungefähr punktete das Duo am meisten mit den drei atmo- Bündner Tagblatt vom 31.3.2015, Seite 13.pdf Geschwisterduo: Die beiden Gitarristinnen Luana (links) und Elina Grenacher spielen bereits seit vier Jahren mit grossem Erfolg zusammen. eine breite Akzeptanz des Gebotenen fest. So dürfte auch das kommende Festival wiederum zu einem lustvollen und unterhaltsamen Spaziergang durch die Musik inmitten einer grossartigen Winter-Bergwelt werden. Nobelpreisträger Tomas Tranströmer verstorben Der schwedische Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer ist tot. Der Lyriker starb am Donnerstag im Alter von 83 Jahren. Seine Arbeiten zeichneten sich durch Schlichtheit, Korrektheit und treffende Metaphern aus. Der Autor hatte im Jahr 2011 die wichtigste Literaturauszeichnung der Welt erhalten und zuvor seit Jahren als einer der Favoriten gegolten. Die Arbeiten des Lyrikers wurden in rund 60 Sprachen übersetzt. Das Gesamtwerk Tranströmers, der nach einem schweren Schlaganfall vor 24 Jahren sprechbehindert war, ist mit rund 100 Texten auf 500 Seiten überschaubar. Geboren wurde Tomas Tranströmer am 15. April 1931 als Sohn einer Volksschullehrerin und eines Journalisten in Stockholm. Er widmete sich dem Studium von Literaturgeschichte und Poetik, Religionsgeschichte und Psychologie an der Uni Stockholm. Zu dieser Zeit veröffentlichte er auch seine ersten Gedichte in verschiedenen Zeitschriften. 1954 erschien dann die erste Gedichtsammlung, eines der meistbeachteten Debüts des Jahrzehnts. Dennoch sollte es noch fast drei Jahrzehnte dauern, ehe die Kritik auch international auf Tranströmer aufmerksam wurde. 1958 heiratete Tranströmer Monica Bladh, mit der er ab dann in Stockholm lebte. Mit den folgenden Gedichtsammlungen Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre festigte er bei Kritik und Leserschaft den Ruf als einer der bedeutendsten Lyriker seiner Generation. Meister der Verknappung Zu dieser Zeit arbeitete Tranströmer zunächst als Anstaltspsychologe für jugendliche Strafgefangene. Von 1966 bis zu seinem ersten Schlaganfall schrieb er Gedichte, halbtags war er als Berufsberater in verschiedenen Arbeitsämtern tätig. Robert Bly machte den Dichter schliesslich in den USA bekannt. Heute liegen Texte von Tranströmer in über 60 Sprachen vor. Die meisten der Arbeiten zeichnen sich durch Schlichtheit, Konkretion und treffende Metaphern aus. «Wo andere hundert Worte machen würden und zehn genügten, da gibt uns Tranströmer ein einziges», meinte der Kritiker Heinrich Detering in der «FAZ» über Tranströmers «Das grosse Rätsel». Der schwedische Schriftstellerkollege Lars Gustafsson schrieb in «Dagens Nyheter»: «Er ist ein Mystiker, ein Dichter, der Null gesehen hat, den leeren Punkt im Zentrum, ohne den nichts ist.» Zur Rebellion ungeeignet Im Gefolge der 68er-Bewegung hatten sich viele Leser von Tranströmer abgewandt. Seine zuversichtliche, wenig konfrontative Poesie leiste keinen Beitrag zu den Tagesdiskussionen, lautete der Vorwurf der Kri- tiker damals. Tranströmer hatte gekontert, dass sein Schaffen nicht auf Ideologien, sondern auf Visionen zurückzuführen sei. In den vergangenen Jahren war Tranströmers Genie jedoch weitgehend unbestritten, laut Schwedens grösster Zeitung «Aftonbladet» war er der «Poet, den alle lieben». Und bei der Bekanntgabe des Nobelpreises brandete allgemeiner Jubel auf. (SDA) Für se erhält d gegebe Schau ner». Abend Vielfac Für M vielen unter a hielt d gazin « Jahres In rin un ausgez zösisc den Go KUL Meister der Verknappung: Nun ist der schwedische Lyriker und Nobelpreisträger Tomas Tranströmer im Alter von 83 Jahren verstorben. (KEYSTONE) Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Kinoc Woche amerik spielte 54 Mill n. Ist das den? Wie nn diese Weile an den und würden? en Eltern st dieses rdig. er sieben n zuminBerufen e Fremdwerden? Mathe ist olen. inn?! OSTERS ür eine SVPBT vom erletzenn Ziel, zu hen. Ich ir telefopersönes mich eil ich im n musste, ten entschuldigen. Eine Entschuldigung den vom Kunden erwarteten Respekt Herausgeberin: kann eine Verletzung nicht ungesche- entgegenbringen. Wenn die Schweiz Somedia (Südostschweiz Presse und hen machen. Sie kann aber vielleicht zur nicht besser aufpasst, dann schiesst die- Print AG). Heilung beitragen. Kurz: Es tut mir leid. ses Mal der Tell daneben und tötet den Verleger: Hanspeter Lebrument. Wenn ich das nächste Mal bete «Und Knaben, CEO: Andrea Masüger. und neue Vögte werden das GeBündner Tagblatt vom 31.3.2015, Seite 2.pdf Redaktionsleitung: vergib uns unsere Schuld», dann weiss schick aller bestimmen. Larissa M. Bieler ich, dass ich diese Bitte ganz konkret und ▸ ARMIN BRÜSCH, THUSIS (Chefredaktorin, lmb), Norbert Waser ganz persönlich nötig habe. ▸ RUEDI KUONI, LANDQUART Dorf der Mächtigen? Was ist bloss los mit der Bankenwelt? Es macht den Anschein, als verlieren die Banken auch noch den kleinen Rest von Anstand. Das Verhalten ist wie eine gejagte Herde Schafe, wenn das Erste über die Klippe springt, dann folgen ihm alle anderen in den Abgrund. Hinter vorgehaltener Hand spricht man von null Verzinsung auch für private Konten. Es ist anzunehmen, dass die Negativ-ZinsEinführung für alle so sicher ist, wie das Amen in der Kirche. Man weiss, dass die grossen Konzerne längst das Gefühl für Anstand und Wertschätzung verloren haben. Man bekommt unweigerlich das Gefühl, dass man ein Konto hat, das nur noch dazu dient, die Geldgier anderer zu stillen. Man erntet nur das, was man gesät hat, und das werden nicht Früchte im Sinne der Kunden sein. Man wird Wege finden, die Abzocke zu umgehen, indem Es ist keine Überraschung, dass sich Remo Stoffel und Pius Truffer wie gewohnt überall in Szene setzen: Sich in den Medien zum Mittelpunkt hervordrängen, Verwirrung stiften, mit Ankündigungen brüsten und hemmungslosen Versprechungen. Der Kern des Lebens eines Dorfes sind seine Einwohner. Vals ist nicht der Besitz nur der Valser, die in Vals leben, Vals ist Heimat aller Valser! Auch denen muss mit Respekt entsprochen werden. Die Zukunft eines Bergdorfes darf doch nicht in den Händen einzelner Personen liegen, auch nicht von Finanzmagnaten. Noch ist es nicht zu, noch läuten die Glocken vom Kirchturm, noch dürfen Bauern, Bauern sein. Doch wir wehren uns gegen eine Fremdbestimmung durch einen überdimensionierten Turm, der von Reichen und Betuchten bevölkert werden soll. Vals soll «enges Tal – weite Welt» bleiben. ▸ GERDA SCHEU, VALS (Stv. Chefredaktor, nw). Redaktionsadressen: Bündner Tagblatt, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 50 50, E-Mail: [email protected]. Verlag: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50, E-Mail: [email protected]. Kundenservice/Abo: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 0844 226 226, E-Mail: [email protected]. Inserate: Somedia Promotion, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 58 58, E-Mail: [email protected] Reichweite: 167000 Leser (MACHBasic 2014-2). Abopreise unter: www.buendnertagblatt.ch/aboservice Die irgendwie geartete Verwertung von in diesem Titel abgedruckten Inseraten oder Teilen davon, insbesondere durch Einspeisung in einen Online-Dienst, durch dazu nicht autorisierte Dritte, ist untersagt. Jeder Verstoss wird von der Werbegesellschaft nach Rücksprache mit dem Verlag gerichtlich verfolgt. © Somedia Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden «wirtschaftlich lohnenden Anreizen» gehört laut den Initianten ein Bundesbeitrag von einem Franken pro Kuh und Tag, das heisst 365 Franken pro Kuh und Jahr. Neutrale Haltung von Bio Grischun Bio Grischun begrüsst die Haltung von behornten Kühen und Ziegen grundsätzlich. «Zur Initiative neh- schiedene und langjährige Präsident des Bündner Bauernverbandes, Nationalrat Hansjörg Hassler, ein Bio-Bauer der ersten Stunde, nimmt bezüglich der Initiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere» (Hornkuh-Initiative) ebenfalls eine neutrale Haltung ein. «Ich bin nicht dagegen, vertrete aber die Auffassung, dass der Markt he und Rinder Mehrkosten zur Folge haben können. Da behornte Tiere infolge eines erhöhten Verletzungsrisikos grössere Ausläufe benötigten, komme der Neubau eines Laufstalls teurer zu stehen. über, als er überzeugt ist, dass für die Zukunft der Berglandwirtschaft und der kleinen Verarbeitungsbetriebe die Wertigkeit der Produkte von entscheidender Bedeutung sein werden und nicht die Direktzahlungen des Bundes. Deshalb würde auch für ihn ein Franken pro Hornkuh und Tag in die falsche Richtung führen. Bündner Tagblatt 31.3.2015, Seite 5.pdf Ein Rappen mehrvom von der Sennerei Martin Bienerth, der zusammen mit seiner Frau Maria Meyer seit 2001 Hannes Ineichen als erfahrener Klassenlehrer die Hauptverantwortung innehaben. Profitieren werden die neuen Talentschülerinnen und Talentschüler auch von der räumlichen Organisation. Gemäss Hauptschulleiter Martin Flütsch wird die neue Talentklasse in den Räumlichkeiten des Sportgymnasiums Davos unterrichtet. Insgesamt hatten sich 22 Kinder aus der ganzen Region für die erste Davoser Talentklasse angemeldet. (BT) Neue Heimat für Götter und Menschen Der Hindu-Verein Graubünden hat einen neuen Tempel in Zizers. Nach mehrmonatigen Bauarbeiten wird die Einweihung mit zahlreichen Festlichkeiten begangen. So auch am vergangenen Samstag. Der Hindu-Verein Graubünden begrüsste am Samstagabend geladene Gäste aus Politik, Kirche und Wirtschaft in seinen neuen Räumlichkeiten im Industriegebiet Rheinrütenen in Zizers. Bei traditioneller Musik und im Schein von Öllampen nahmen Gäste sowie zahlreiche Vereinsmitglieder an der hinduistischen Eröffnungszeremonie teil. In den vergangenen Monaten ist hier aus einer ehemaligen Lagerhalle ein farbenfroher Tempel entstanden. Trommeln, Holzblasinstrumente und Glockengeläut begleiteten die Mantren des eigens aus Sri Lanka eingeflogenen Priesters. Dieser betonte in seiner Rede seine grosse Dankbarkeit, dass jede Religion in der Schweiz frei ausgeübt werden darf. Religion sei für ihn ein Beitrag zu innerem Frieden und zu vernünftigem, hilfsbereitem Umgang miteinander. Der Priester Kagendrasharma Nageswarakurukkal, der für den Zizerser Tempel zuständig ist, zeigte sich hocherfreut über den neuen Treffpunkt für rund 150 Familien aus Graubünden, dem Glarnerland und dem südlichen St. Gallen. von profitieren können, dass auch im neuen Versammlungshaus klassische Werte gelebt und Traditionen gepflegt werden, wozu auch Mehrsprachigkeit und Bildung gehören. Die Integration der tamilischen Bevölkerung in Graubünden habe der Verein in den vergangenen Jahrzehnten bereits «gut gemeistert». Verschiedene Rednerinnen und Redner der reformierten Landeskirche erinnerten an die bald dreissigjährige Der Tag der offenen Tür findet am 30. Mai statt. INSERAT Grusswort der Regierung Farbenfroh: Der neue Tempel in Zizers wurde unter anderem mit klassischen Tänzen eingeweiht. (FOTO SABINE-CLAUDIA NOLD) Geschichte der Flüchtlinge aus Sri Lanka in Graubünden. So betonte Daniela Troxler von der Fachstelle Migration, Integration und Flüchtlingsarbeit, dass die offenen Türen und die Gastfreundschaft während der Renovation und der Herstellung der Götterfiguren auf grosses Interesse in der Bündner Bevölkerung gestossen sind. MIRIAM NEUBERT Regierungsratspräsident Martin Jäger überbrachte dem Verein Grüsse und Glückwünsche der Bündner Regierung. Er freute sich über die Anwesenheit zahlreicher Jugendlicher, die da- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Telechargiar tar App Store e Google Play INA PURSCHIDA DIGITALA CUN VIDEOS ED EMISSIUNS DA LA REGIUN www.rtr.ch/play Bündner Kosten kommen. Von Rock über Pop bis hin zu Disco wird alles abgedeckt. Internationale Top-Cover- und Tributebands von Pink, Depeche Mode, den BeeGees, AC/DC und weiteren Stars und weltbeTagblatt vom 2.4.2015, Seite kannten Bands, werden die «Alpenwelt in Davos Klosters zum Beben bringen», heisst es in einer Mitteilung (BT) Musik und Lesung auf der Lenzerheide Mit Musik von Giovanni Battista Pergolesi stimmt das Ensemble le phénix heute Abend um 20 Uhr auf der Lenzerheide in die Kar- und Ostertage ein. In diesem Jahr wird in der evangelischen Kirche das «Stabat Mater» von Giovanni Battista Pergolesi (1710 – 1736) dargeboten. Pergolesis letztes Werk wurde zu einem der bekanntesten Stücke des 18. Jahrhunderts. Heute wird eine Version mit einer Sängerin und einem Sänger erklingen. Das Ensemble wird auf Originalinstrumenten musizieren, in historischer Stimmung und einem schlichten, reinen, klaren Klangideal folgen. Hinzu kommen biblische und literarische Texte, vorgetragen von Pfrn. Ute Latuski-Ramm und Pfr. Markus Ramm. Die Lesung nimmt die Mütter und Väter mit ihrer Freude und ihrem Leid in den Blick. Denn die Mutter Jesu ist in der Historie nicht die erste und die letzte Mutter, die den Tod ihres Kindes beweint, so eine Mitteilung. Das Ensemble le phénix wurde von dem Cellisten Mathias Kleiböhmer mitbegründet und ist Graubünden beheimatet. Solisten sind Nuria Richner (Sopran) und Stefan Wieland (Alt). (BT) F R E I TAG 3. April Start zur Buchmesse auf der Lenzerheide Zum siebten Mal verwandelt sich die Lobby im Hotel «Schweizerhof Lenzerheide» in eine Bücherschau und internationale Kulturschaffende bringen ihre Geschichten und Songs über Ostern auf die Heide. Es sei eine Art Höhepunkt der winterlichen Kultursaison nach der Reihe «Talk am Berg», heisst es in einer Mitteilung. Vom 3. bis 6. April sind die Türen zu Anlässen und zum Büchermeer im Hotel für alle kostenlos geöffnet. Aus Österreich reist das Trio «BaldWiena FolsWaisen» mit Wienerlieder an. Aus Münster (Deutschland) kommt der Wilsberg-Erfinder Jürgen Am Ostersamstag, 4. April, kann man im Hotel «Wa bekannte Klavierkonzerte und drei bemerkensw bekannte junge Pianisten erleben. Den Weg an de philharmonie Graubünden finden Moye Kolodin (B Choo über das «Klavierfestival Internationaler Kon zwei Jahre junge Pianistinnen und Pianisten präsen bewerbsgedanken in den Vordergrund zu stellen: D durch (öffentliche) Meisterkurse und Auftritte unte Kammerphilharmonie Graubünden gefördert. In Fl in Ravensburg, Memmingen und Lindau) wollen sic einem Konzerthighlight bewähren: Mozarts berühm 13.pdf Kehrer und die Bestsellerautorin Sandra Lüpkes. Aus Basel findet die PoetrySlammerin Daniela Dill den Weg in die Heide. Aus Rhäzüns und Zürich reisen die Gebrüder Todisco an. Diese beiden machen am Karfreitag, 3. April, den Auftakt zur Buchmesse. (BT) ▸ www.schweizerhof-lenzerheide.ch S A M S TAG 4. April Candinas und Sisera stellen in Chur aus In der Galerie Cuadro 22 in Chur wird am Samstag um 18.30 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Jacinta Candinas und Luca Siserea eröffnet. Die bildende Künstlerin und der Jazzmusiker zeigen dabei gemeinsam entstandene Arbeiten aus den letzten Jahren, die sie unter anderem nach Kairo und New York geführt haben. Durch poetische Klangobjekte, Videos und Gemälde werden dem Besucher der gemeinsame Schaffensprozess wie auch die individuelle Handschrift der Künstler offenbart, so eine Mitteilung. Das Bündner Künstlerpaar lebt und arbeitet in Luzern. (BT) Champian Fulton Trio spielt in Klosters Die New Yorker Sängerin und Pianistin Champian Fulton ist am Samstag zu Gast im Kulturschuppen Klosters. Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr. Die Vokalistin sei schon früh durch Talent und künstlerische Reife aufgefallen, heisst es in einer Mitteilung. Obwohl immer noch erst Mitte 20, verfügt Champian über die Stimme, die ihr in den klassischen Standards grosse natürliche Durchsetzungskraft verleiht. Sie spielte bereits mit Meistern wie Jimmy Cobb, Lou Donaldson, Louis Hayes und anderen Jazzgrößen. Beeinflusst wurde Champian Fulton nach eigenen Worten von Dinah Washington, ebenso wie von Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Sarah Va American vokalisti The B in Pon Die Top B Samstag Kongress sina. Ihr Rock’n’Ro dem Leb Jahre ver vom erst Baseballs moderne packen o der Band Songs un stimmun ment Rih Rock´n R interpret Youtube zählige und inter spielt. M kauften knapp ei dafür mit tin in Fi Schweiz, gen und Österreic zweite knüpfte n gängers a Platzieru SONN 5. April Chor verab Am Aben schiedet ziell von Hassler. D en sparen, gen», sag- friedliche Präsidentschafts- und Parlamentswahl vom Wochenende als «historisch». Amtlichen Angaben zufolge und dem scheidenden Präsidenten zu seinem staatsmännischen Format gratulieren. Der christliche Amtsinhaber mokratischen ten. Die Amts stattfinden. Bündner Tagblatt vom 2.4.2015, Seite 2.pdf r Fremdspracheninitiative, zu Ostern, zur Aufsicht über die Kesb und zur Erbschaftssteuerinitiative Nein sprachlich ertschinger, t Frau Berta anerkenm heutigen fordert sein erfahren anerkennt Schülerinm heutigen rfordert ist. Die mit der rgeschlagea Rumanthrend, weil n im Untererkunft abhsprachige ste Fremditalienisches erst vier nsichtliche eichberechündens ist eptabel. Sie ht. Namentassung zur Bundesebekonzept inSchweiz in doch nicht nach einer Annahme oder Ablehnung der Fremdspracheninitiative in Graubünden zeigen. Graubünden könnte sich also mit einer Annahme der Initiative erst recht sprachlich isolieren und müsste das Sprachenkonzept im Nachhinein gegebenenfalls erneut ändern. Der Grosse Rat befindet in der Aprilsession über die Gültigkeit der Fremdspracheninitiative. Wir sind überzeugt, dass er sich seiner Verantwortung und der Tragweite seiner Entscheidung bewusst ist. Kor. 15,14). Wer sein Leben Jesus Christus anvertraut und seine Erlösung annimmt, wird nach dem Tod aufwachen und ewig mit Gott leben. Dies ist die Botschaft von Ostern, die jeder als Geschenk annehmen kann. ▸ URS CADRUVI, GENERALSEKRETÄR LIA RUMANTSCHA In den letzten Jahren wurde das Thema der unmenschlichen Behandlung vieler Mündel in der Vergangenheit viel diskutiert und auch bedauert. Die Frage ist: Wie konnte es zu solchen Zuständen kommen? Und die Antwort war ganz klar, dass die Vormundschaftbehörden eines Dorfes alle Machtbefugnisse hatten, um eine Massnahme zu verordnen, durchzuführen und zu kontrollieren. Die Opfer hatten keine Instanz, an welche sie sich wenden konnten, wenn entweder die Massnahme oder der Vollzug kritikwürdig war. So hat man die von «Amateuren» geführten Vormundschaftbehörden ersetzt mit einer von «Profis» geführten Kesb (Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde). Aber das System ist gleich geblieben. Die Kesb definiert Massnahmen, ist zuständig für die juristische Abklärung und die Überwachung der Massnahmen. Also wieder ein System in dem der Bock den Gärtner spielt. Die Kesb gehört also ganz klar Ostern – Aufwachen nach dem Tod Viele freuen sich an Ostern auf das Aufwachen der Natur vom Winterschlaf. Ostern ist aber ein Fest des Aufwachens nach dem Tod. Jesus Christus ist drei Tage nach seinem Tod aufgewacht und auferstanden. Ein einmaliges Geschehen in der Menschheitsgeschichte. Jesus starb nicht wie ein anderer Mensch. Er starb stellvertretend für die Sünden aller Menschen. Seine Auferstehung ist die Garantie für ein Leben nach dem Tod und der Beweis seiner Erlösung. Der Glaube an den auferstandenen Christus ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Paulus schreibt den Korinthern: «Wäre Jesus nicht von den Toten auferstanden, so wäre euer Glaube völlig wertlos» (1. ▸ BERNHARD DURA, CHUR Verdingkinder und Kesb einer Gerichtsbarkeit unterstellt, wie es die Polizei auch ist. Will die Polizei jemanden länger als 48 Stunden inhaftieren, braucht sie einen Richterbeschluss. Und genau dasselbe sollte auch bei der Kesb so angewandt werden, jede Massnahme, der widersprochen wird, muss vor dem Zivilgericht behandelt werden, und die Kesb muss dann dem Richter belegen, wieso welche Massnahme angeordnet wurde, und die Opfer können ihre Version vor einem neutralen Richter anbringen. So wird auch die Kesb diszipliniert, Kompromisse zu finden. ▸ STEPHAN WILDISEN, IGIS Erbschaftssteuer mildert Konzentration Der Starökonom Thomas Piketty weist zu Recht darauf hin, dass die Vermögenskonzentration hierzulande sehr ausgeprägt ist. Hier kann die Erbschaftssteuerinitiative korrigierend eingreifen. Dabei geht es nicht darum, Familienbetriebe zu bedrängen; der Gesetzgeber wird die vorgesehenen Schutzklauseln bestimmt angemessen umsetzen. Nein, die Initiative hilft unserer AHV, die dringend zusätzliche Mittel braucht. Gefährdet sind weniger die KMU-Arbeitsplätze, als die ausreichende Sicherung von Renten für eine Mehrheit, die nicht mit Millionen-Erbschaften rechnen kann. ▸ MARTIN A. LIECHTI, MAUR (ZH) Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden IMPRE Herausge Somedia (S Print AG). Verleger: CEO: Andr Redaktio Larissa M. (Chefredak (Stv. Chefre Redaktio Bündner Ta Sommerau Telefon 081 redaktion@ Verlag: So strasse 32, 7 E-Mail: ver Kundense Sommerau Tel. 0844 22 E-Mail: abo Inserate: Sommerau Telefon 081 inserate@s Reichwei Basic 2014- Abopreis tagblatt.ch Die irgendwie g abgedruckten I dere durch Eins dazu nicht auto stoss wird von d che mit dem Ve © Somedia tion helfen und sie nicht noch gen entspricht. Der produzierte Strom wird vom zusätzlich belasten», ist auch Jürg staatlichen Förderprogramm KEV zu kostendeckenden Einspeisetarifen übernommen. Die InvesMichel, Direktor des Bündner Gewerbeverbandes, überzeugt. AuchBündner tition von rund 1.3 vom Millionen Franken soll damit7.pdf Tagblatt 2.4.2015, Seite n wenn es nur ein Tag sei, würde dieüber die nächsten 20 Jahre amortisiert werden. (BT) Antrag ser trotzdem für Einbussen sorgen. isation Zudem werde der 1. Mai in Graubüneiner den kaum begangen. «Viele Arbeitmittei- geber zeigen sich heute schon grosson, die zügig, wenn jemand den Tag der wortet, Arbeit feiern will», so Michel. BISTUM CHUR Der Rat der Laientheologen und Diakone (RLD) im Bistum Chur hat sich kürzlich zur konstituierenden Sitzung der Amtsperiode 20152018 eingefunden. Das berichtet «kath.ch». Auch der neue Priesterrat hätte sich in diesem Frühling konstituieren soll. Die Wahlen der Delegierten seiölfe, welche in den Zeitungen en jedoch in verschiedenen Dekanaten noch nicht durchgeführt worden. Der Churer Bischofsvikar Jon Leserinnen und Lesern. seph Bonnemain hofft, wie er auf Anfrage von «kath.ch» erklärte, dass der Priesterrat im Herbst Grau- le Personen sich gestern wohl zur konstituiert werden kann. ch er- Eröffnung getroffen haben? Auch die «Novitats» veröffentIn seiner Grussbotschaft an den RLD betonte Bilichte auf Facebook eine Sonderschof Vitus Huonder «wie sehr ihm die Bedeutung meldung. Noch bevor der endgültides Glaubenszeugnisses zur christlichen Familie ichtete ge Entscheid für den Hotelneubau am Herzen liegt, und das gerade in der heutigen abogen am Fusse der Rothornbahn in LenZeit, die Familie in ihrer Ursprungsform den Schutz Calan- zerheide überhaupt gefallen ist, der Kirche bedarf», heisst es auf der Homepage des . Falls drohte dem Projekt das Aus. Grund Bistums Chur. Angeregt durch diese Worte, werde del an- sei ein äusserst seltener Laufkäfer der Rat die Lehrverkündigung «Ehe und Familie» in so auf «Carabus auratus canolensis», der den Mittelpunkt seiner Beratungen stellen, hält der Wie vie- sich angesiedelt habe. (ZC) neue Präsident des Ausschusses des RLD, Martin Pedrazzoli-Kälin, in der Mitteilung des Bistums fest. Die Tagung wurde mit der Wahl des neuen Ausschusses fortgesetzt. Anschliessend konstituierte sich der Ausschuss selber, Pedrazzoli wurde als neuer Präsident des Ausschusses des RLD bestimmt. Der Bischof bestätigte diese Entscheidung. Ende vergangenes Jahr hat der Bischof von Chur den Priesterrat verkleinert und den Einfluss der «Laientheologen und ständigen Diakone» auf das Gremium unterbunden. Die Mitglieder des Priesterrates sollen neu ausschliesslich durch Priester und Ordensleute bestellt werden. (BT) mission geführt dem es legal ist, die Menschen absichtlich in die n nützen dies mit Vergnügen aus. (YB) Rat der Laientheologen und Diakone konstituiert KURZ GEMELDET Osterfest in Lenzerheide Beim Schulhaus in Lenzerheide findet am Ostersamstag von 14 bis 16.30 Uhr das Osterfest für die ganze Familie statt. Ab 16.30 Uhr ist das Kinderkonzert mit Liedermacher Linard Bardill in der Mehrzweckhalle Lenzerheide. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden ÜNDEN 9 Bündner Tagblatt Bvom 2.4.2015, Seite 9.pdf ündn e r Ta g b l a tt für die ch etabliert Christian Cebulj ist neuer Rektor der THC egion Viamala als Bike-Region mer so motiviert wie am ersten Tag. l.) RKLI) ert, die n einer uch ein ktor Ernd den en des e kleine ahlt Gem Fachwar es, em die er sich zum Treffpunkt für Gleichgesinnte entwickelt», erklärt Johannes Nidecker. Auch in Bezug auf dieses Ziel seien sie auf einem guten Weg. «Wir konnten eine gute Basis schaffen, auf der es sich aufbauen lässt.» Ausgedehnte Touren So sind Johannes und Matthias Nidecker und Martin Gerber seit rund einem Jahr aktive Mitglieder im Mountainbike-Verein Viamala. «Wir wollen uns gemeinsam mit anderen Interessierten für den BikeSport in der Region engagieren», sagt Martin Gerber. Und die drei Männer bleiben auch auf persönlicher Ebene «am Puls des BikeSports». Alle drei haben inzwischen die Ausbildung zum Swiss-CyclingGuide abgeschlossen. Die qualifizierten Guides bieten geführte Touren in der Region aber auch darüber hinaus an. «Wir erachten den ganzen Kanton als Bike-Region», betont Martin Gerber. Mit Thusis als Ausgangspunkt liessen sich tolle Kombinationen für Bike-Touren in der Region und mit Abstechern zum Beispiel nach Davos oder ins Engadin zusammenstellen. Und nicht zuletzt warten die Biker aus Leidenschaft auch regelmässig mit Events am Schützenweg 1 auf. Ein Frühlingsfest für Biker Zum dritten Mal veranstaltet das Team der Viamala Sportwerkstatt am Samstag, 11. April, ein buntes Frühlingsfest. Bereits um 5.45 Uhr steht eine geführte Early-Bird-Tour auf dem Programm. Tagsüber werden in und um das Geschäftslokal diverse Attraktionen für Gross und Klein geboten. Auch die neusten Mode- und Techniktrends werden präsentiert. Am Abend wird die Sportwerkstatt zum Konzertlokal und die Bühne für die Band Äl Jawala freigegeben. (BT) www.viamalasportwerkstatt.ch CHUR Der Religionspädagoge Christian Cebulj ist zum neuen Rektor der Theologischen Hochschule Chur (THC) gewählt worden. Er folgt auf die Dogmatikerin Eva-Maria Faber, deren zweite Amtszeit mit dem Frühjahrssemester 2015 zu Ende geht. Dies teilte die THC gemäss dem katholischen Medienzentrum kath.ch auf ihrer Homepage mit. Der Grosskanzler der Theologischen Hochschule Chur, Bischof Vitus Huonder, ernannte Cebulj mit Datum vom 19. März für die nächste Amtsperiode 2015 bis 2019. Sein Amt als Rektor tritt Cebulj am 1. August an. Er ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Katechetik an der THC. Zudem wirkt er als Dozent an der Pädagogischen Hochschule Graubünden. (BT) 23-jähriger Arbeiter tödlich verunfallt ST. MORITZ Ein 23-jähriger Mann aus Italien ist am Dienstagnachmittag in St. Moritz bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Er wurde in einem Warenlift von einem umstürzenden Kühlschrank getroffen und tödlich verletzt, wie die Kantonspolizei gestern mitteilte. Der Mann lud einen rund zwei Meter hohen Kühlschrank in den Warenlift. Danach begab er sich in den hinteren Teil des Liftes. Eine weitere anwesende Person schickte den Lift in das untere Stockwerk. Aus noch nicht geklärten Gründen stoppte der Lift kurz vor der Ankunft im unteren Stockwerk. Die Lifttüre war blockiert. Drei Arbeitskollegen die von oben her in den Lift schauten, sahen, dass der Kühlschrank waagrecht auf dem Verunfallten lag. Die Kollegen versuchten den 23-Jährigen anzusprechen. Dieser reagierte jedoch nicht, wie es weiter heisst. Die Lifttüre konnte mit Spreizwerkzeug durch die Feuerwehr St. Moritz geöffnet werden. Die anwesenden Notärzte der Rettung Oberengadin und der Rega konnten beim Verunfallten trotz unverzüglicher Reanimation nur noch den Tod feststellen. Für die Betreuung der Arbeitskollegen und der Angehörigen war ein Mitglied des Care Teams Grischun vor Ort. (BT) KURZ GEMELDET Vorlesung im Kinderlab Das Kinderlab in Landquart lädt am Mittwoch, 15. April, um 18.30–19.30 Uhr zur Vorlesung «Bionik – geniale Erfindungen Pressespiegel der Natur abgeschaut» in der Bibliothek Landquart. Informationen: www.kinderlab-landquart.ch Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden legt werden soll, bleibt unbeantwortet. Die Kommission hat nun zusätzliche Berichte beantragt, die bei der Entscheidungsfindung helfen sollen. Ziel der SGK ist, in fünf Sondersitzungen die Vorlage fertig zu behandeln, damit sie im Herbst noch vor den Wahlen in den Ständerat kommt. (wan) ten, dass Frauen ein Jahr früher in Rente gehen als Männer. Es handelt sich um ein Powerplay der Sozialde mokraten. Dazu bemühen sie Argu mente, die nichts mit dem Renten alter zu tun haben. Zum Beispiel kann die von ihnen verlangte Lohngleich heit nicht vom Staat hergestellt wer den. Unterschätzen bürgerliche Politiker und die Arbeitnehmer die Befindlichkeit des Volkes? Die Erfahrung mit gescheiterten Ren tenrevisionen zeigt, dass Vorlagen kei ne Chancen haben, die nicht ausba lanciert sind und bei denen nicht Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Alte und Junge einen Beitrag leisten. Berset ein ausgewogenes Paket präsentiert hat? Ich persönlich finde die Vorlage sehr gut. Sie versucht zu kompensieren und die Verluste gleichmässig zu ver teilen. Sie ist modern, weil sie weg von der Erhöhung der Lohnnebenkosten will, hin zu einer stärker steuerfinan zierten Vorsorge. Südostschweiz vom 28.3.2015, Seite 15.pdf Flugzeugabsturz: Schockierend. Auch weil CH AKWs nicht sicher wären gegen gezielten Absturz eines Flugzeugs. #Atomausstieg.» Politische Propaganda am fal schen Platz. Dies löste einen Shit storm auf Twitter aus. (rit) Expedition Europa Im Bibelgürtel Eine Kolumne von Martin Leidenfrost * D en niederländischen Bibelgür tel suchte ich, weil ich an seine Existenz nicht glauben konnte. Da soll sich durch ein mehrheitlich konfessionsloses Land, in dem nur noch 16 Prozent Protestanten sind, ein Siedlungsband streng calvinisti scher Gemeinden ziehen? Mit Sonn tagsruhe und Fluchverbot? Mit einer tiefen theologischen Tageszeitung? Mit einer stabil im Parlament ver tretenen Kleinpartei, die im Partei programm «alle Abgötterei und falsche Religion abzuwehren und auszurotten» gelobt? Nun ja, mitten in den erzliberalen Niederlanden fand ich genau das. In den Buchhandlungen diente ein Drittel der Erbauung des Christen menschen. Da die orthodoxe Calvini stin keine Hosen trägt, hatte ich mir die Frauen wie die amerikanischen Amish vorgestellt. Welch Irrtum: Die Calvinistinnen, die mir lächelnd entgegen radelten, trugen eng anlie gendes Tuch, perfekt tailliert, die schwarzen Röcke endeten über dem Knie. Der Bibelgürtel ist erotisch. Auf Urk kam ich, weil die Partei der strengen Calvinisten – ähnlich wie im Iran – von einer geistlichen Autorität geführt wird; der Ajatollah der «Staatkundig Gereformeerden Partij» predigt im Hafenstädtchen am Ijssel meer. «Auf Urk», so drücken sich auch die Urker aus, denn das frühere Fischerdorf war eine Insel. Durch Trockenlegungen an die Kunstregion Flevoland angeschlossen, angrenzend an die Kunstgemeinde «Nordoostpolder», beweist dieses pittoreske Gassengewirr mit Leucht turm, dass man auch am Rande einer MegaAgglomeration ein Inselgefühl leben kann. Urk hat die höchste Geburtenrate in den Niederlanden. 93 Prozent der demnächst schon 20 000 Seelen gehen sonntags in die Kirche. Auch ich tat am Sonntag nichts anderes. Die acht «hervormden» Gotteshäuser liberalcalvinistischer Richtung streifte ich nur. Weiter besichtigte ich Kirchen der folgenden Glaubensgemeinschaften: der «Refor mierten Gemeinde», der «Niederlän disch Reformierten Kirche», der «Reformierten Gemeinde in den Niederlanden», der «Freien Refor mierten Gemeinde» und der «Befrei ten Reformierten Kirchen». Die Gottesdienste, die ich besuchte, dauerten anderthalb Stunden. Das war fast nur Predigt, das Kirchenvolk sang nur ein Dutzend Psalmverse. Manchmal stieg ein grosses Rascheln aus Damenhandtaschen auf, und dann naschten vor allem die Kinder Bonbons. Ich bekam einmal Karamell geschenkt, einmal Erdbeer, einmal Traubenzucker. Ein weiteres Bonbon verpasste ich trancebedingt. In der «Eben Haëzerkerk» – «Christlich Reformierte Kirchen», sechs Bethäuser in Urk – hörte ich den Vertreter des Ajatollahs predigen. Dominee Kater musste zwei Wochen geprobt haben, so ausdifferenziert wa ren seine in den Himmel hinaufgezo gene, vom Himmel heruntergezärtel te, mit dem Zeigefinger in den Saal ge piekten Gesten. Inhaltlich ging es um nichts, äusserlich sah der Sermon wie eine Parodie auf Chaplins HitlerParo die aus. «Wofür brauuucht man die Saat?», fragte Kater bebend. «Um Wei zen maaahlen zu können!», schrie er ergriffen, «um Brooot backen zu kön nen.» Orthodoxen Calvinismus reinster Güte erfuhr ich in der «Alten Refor mierten Kirche»: Ich sass in einem Meer schwarzer Damenhüte, vom schwarz gekleideten Prediger auf der Kanzel waren nicht einmal die Hände zu sehen. Er bewegte sich kein einzi ges Mal, er sang die gesamte Predigt. Auch dieser Gottesdienst endete mit dem rituellen Auszug einiger Männer Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden in Schwarz, ernst und hager. Wir stan den alle bereit zum Hinausströmen, froren in unserer Hinausgehbewe gung ein, auch unsere Blicke froren ein. Wir wagten die Männer in Schwarz nicht anzusehen. Erst als wir sie hatten abgehen hören, lösten wir uns aus der Starre. All das war mir fremd, dennoch er trug ich Holland nirgendwo so gut wie im Bibelgürtel. Abends flanierend, zogen mich die einsehbaren Wohn zimmer der Calvinisten an. Ich sah elegante Herrschaften in behaglichen Idyllen sitzen, umgeben von unzähli gen Lampen. All diese Lampen spen deten warmes, gedämpftes, immerzu gemässigtes Licht. Überhaupt diese Mässigung! Wie ruhig die lesenden Calvinisten in ihren Ohrensesseln sas sen, wie konzentriert! Ich suche jetzt auch solche Lampen. * Martin Leidenfrost, österreichischer Autor, geboren 1972, streift kreuz und quer durch den Kontinent und erzählt in seiner Kolumne «Expedition Europa», was zusammenwächst und was auseinanderstrebt, wo Europa funktioniert und wo es kracht. 26 Südostschweiz vom 28.3.2015, Seite 26.pdf KULTUR REGION Südostschweiz «Ich gros und Vera Kirc Gem E von Christian Ruch r hat viel vor – aber auch viel zu bieten: Ulrich Weis sert, der neue Kirchen musiker der Evangelisch reformierten Kirchgemein de Davos Platz. Am 1.Februar hat er seine Stelle angetreten, und bereits morgen Sonntag wird er sein Antritts konzert geben (siehe Kasten). «Es wird ein spritziges Programm zu hören, aber auch zu sehen sein», verspricht Weissert. Denn sein Orgelspiel wird von Albrecht Volz’ üppiger Perkussion begleitet, um Werke von der Barockzeit bis zur Gegenwart zu Gehör zu bringen. Die ungewöhnliche Kombination Or gel/Vibrafon/Schlagwerk verspricht eine Begegnung mit Musik abseits aus getretener Pfade. Drei Schwerpunkte Bevor der 1960 geborene Weissert ins Landwassertal kam, wirkte er 20 Jahre in der Schwarzwälder Gemeinde Al pirsbach, wo er die renommierten Kloster und Kreuzgangkonzerte leite te. «Aber nach so langer Zeit am glei chen Ort war es für mich wichtig, an derswo noch mal etwas Neues zu be ginnen», meint der neue Davoser Kir chenmusiker. Sein Pflichtenheft ent hält drei Schwerpunkte: das Wirken als Organist, die Leitung des Chors St.Johann und die Organisation der Konzertreihe «Davoser Abendmusi ken». Weissert ist in der traditionellen Kirchenmusik ebenso zu Hause wie im Schaffen heutiger Komponisten. Berührungsängste mit der angeblich so schwierigen zeitgenössischen Mu sik kennt er nicht. «Nehmen Sie zum Beispiel den britischen Komponisten John Rutter. Sein Werk bietet eine wunderbare Mischung aus Jazz, Klas sik und Filmmusik. Am 19.Dezember werden wir sein ‘Magnificat’ auffüh ren.» Wichtig sei, dass zeitgenössische Kompositionen für und mit Laien rea lisierbar seien. Zudem seien auch als modern geltende Komponisten be reits so etwas wie Klassiker. «Olivier Messiaen wird heute als der Bach des 20.Jahrhunderts bezeichnet, und sein Orgelwerk findet ein grosses Publi kum.» Doch wie steht es um die Kirchen musik? Hat sie angesichts des fort Ulrich Kirchen Fünf berei Sein Arbeitsplatz: In der Kirche St. Johann in Davos gibt Organist Ulrich Weissert eine Kostprobe seines Könnens. Bild Marco Hartmann Abseits der ausgetretenen Pfade Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Davos Platz hat einen neuen Kirchenmusiker. Ulrich Weissert stammt aus dem Schwarzwald und sieht Musik als Teil der Bildung. schreitenden Bedeutungsverlusts der Kirchen eine Zukunft? «Ich mache mir da keine grossen Sorgen», ant wortet Weissert. «Kirchenmusik ist et was wunderbar Verbindendes. Denn bei ihr geht es nicht so sehr um ka tholisch oder evangelisch, sondern um richtige und falsche Töne.» Und auch an Nachwuchs fehle es nicht. «Hier in Davos melden sich immer wieder neue Sängerinnen und Sänger für den Chor, die Lust auf traditionel le Kirchenmusik haben und gerade nicht das singen wollen, was ich als ‘SacroPop’ bezeichne. Die Musik hält jene Leute bei der Stange, die für die Kirche sonst vielleicht bereits verlo ren wären.» Er glaube, dass die Musik geschichte entscheiden werde, was überlebensfähig sei. «Das war in der Vergangenheit auch schon so. Im Pietismus gab es Gesangbücher mit 500 Melodien, im heutigen sind da von rund zwei Dutzend übrig geblie ben.» «Musikpädagogik ist Sozialarbeit» Ziel des neuen Davoser Kirchen musikers ist es, «traditionelle Eckpunk te» zu setzen, wie es Weissert nennt. «Dazu gehören sicher Weihnachts und Passionskonzerte. Ich plane beispiels weise, 2016 Johann Sebastian Bachs berühmtes Weihnachtsoratorium auf zuführen.» Weissert geht es allerdings nicht darum, nur Bekanntes zu bieten. «Wer das macht, läuft Gefahr, dass die klassische Musik nur noch Unterhal tung ist. Ich setze auf eine grosse Band breite und eine starke Verankerung der Kirchenmusik in der Gemeinde arbeit.» Ein ganz wichtiger Aspekt sei die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. «Musikpädagogik ist Sozial und Bil dungsarbeit», glaubt Weissert. «Ju gendliche, die ein Instrument lernen oder in einem Chor singen, hängen in dieser Zeit nicht am Bahnhof herum. Und ausländische Kinder lernen leich ter Deutsch, wenn sie in dieser Sprache singen können.» Musik fördere die so ziale Kompetenz, sie sei nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern gehö re zum Bildungskanon. Wer Weissert sprechen hört, spürt seine Begeisterung für die Musik. Und so geht auch der Besuch der «Südost schweiz» nicht vorüber, ohne dass der neue Davoser Kirchenmusiker an der Orgel eine Kostprobe gibt und beweist, dass er Jazz genauso beherrscht wie Bach. Ulrich sche K laden i Konze nach D in Plan • Morg 20 Uhr fon, Or recht V und Ul von Ba Schlüt • Sam «Musik Instrum Jahrhu Alpirsb • Sonn «Blech ohne W Alpirsb (Orgel) Mende Michel • Sonn 20 Uhr Joach Ulrich Rheinb Alain u • Sam 20 Uhr nificat» merorc Werke Der Ein Konze Sind wir Heutigen noch beziehungsfähig? Autor Stephan Mathys zeigt ab 7. April die Produktion «Alles ist gut» im Theater Klibühni in Chur. Das Stück ist ein Spiel das den Beziehungsalltag zwischen Mann und Frau thematisiert. Auf der Bühne stehen René Schnoz und Patricia Pasqua Pressespiegel von Maya Höneisen Die Basis des Stücks «Alles ist gut» ist eigentlich ganz einfach: Mädchen trifft Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden den in der Wirklichkeit und diskutieren plötzlich über ihre eigene Beziehung, bis die Fetzen fliegen. versuchen. Als Mann sei er selber über zeugt, dass Beziehungsdiskussionen eigentlich in der Katastrophe enden würden, auch wenn er sein Stück in den, ein wanderu chen Wie schauer h wissen nur wenige. Oft erhalten ngsten Mitarbeiter kurz vor Mitht noch Mails vom Chef, die sie end beantworten. Morgens um 4 eldet sich Burkhalter dann schon mit Antworten und Fragen. halter egeben agt SBB-Chef Andreas Meyer. «Es ht die Frage, wie viele Schalter len, sondern wie unsere Kunden lette kaufen. Wir sehen ein sehr Wachstum auf den automatiKanälen.» Die Schalter entwickelh immer mehr von der Verkaufsatungsstelle. JAHREN soll der Swisspass Smartfähig sein, womit die Abos auf andy mitgetragen werden könie Verlagerung hin zu elektroniKanälen erfolge also sowieso. «Ich die Entwicklung ist dieselbe wie gverkehr», sagt Meyer. «Am Aneines Berufslebens habe ich genicht mehr einzuchecken und ket am Automaten zu holen, sei kbar. Heute finde ich es mühsam, ich das Ticket nicht auf dem hone habe.» Die SBB stellten aber n Zukunft genügend persönliche stellen zur Verfügung. mans, bis 2014 Aussenminister der Nie- Kontakte, hofft Burkhalter, werden helderlande und heute erster Vizepräsident fen, die Probleme der Schweiz mit der und Stellvertreter Junckers, lernte Burk- EU zu lösen. Er pflegt zu sagen: «Das halter im Zusammenhang mit dem Ab- Menschliche macht 60 Prozent der Beschuss derSüdostschweiz Boeing 777 der Malaysia Air- 29.3.2015, ziehungen aus.» Ein7.pdf Schuss Clooney vom Seite lines in der Ostukraine kennen. Jyrki Ka- kann dabei nur nützlich sein. Freikirchler feiern Megaparty im Hallenstadion Zweitägige Plattform für konservative Wertvorstellungen VON SARAH SERAFINI ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Am 14. und 15. Mai hält die umstrittene Freikirche ICF (International Christian Fellowship) ihre Jahreskonferenz im Hallenstadion ab. Über 4000 Evangelikale aus ganz Europa werden erwartet, die an diesen zwei Tagen ein ekstatisches Fest feiern. Die «ICF Conference» findet in dieser Form zum fünften Mal statt. Jedes Jahr ist die Zahl der Konferenz-Besucher gewachsen. Darum wird der Event seit 2013 im Hallenstadion durchgeführt, wo die Miete rund 100 000 Franken pro Tag beträgt. Unter den Hauptreferenten sind Mike Pilavachi, ein Pastor aus England, der in einem Interview angab, dass Homosexualität vor Gott nicht richtig sei, und Dr. Robi Sonderegger aus Australien, der laut Beschrieb «Wissenschaft mit den Wahrheiten der Bibel kombiniert». Beide Redner stehen in der Tradition der charis- matischen Freikirche und vertreten konservative Wertvorstellungen. Die neocharismatische Freikirche ICF plant die zweitägige Konferenz im Hallenstadion als bombastischen Event mit Rockkonzerten, Elektrobässen und hingebungsvollen Vorträgen. DIE SEKTENFACHSTELLE Infosekta bewertet die ICF kritisch. Fachstellen-Mitarbeiterin Regina Spiess sagt: «Die an den Predigten erteilten christlichen Ratschläge haben wenig mit der individuellen Situation zu tun. Viele Gläubige führen die Schwierigkeiten bei der Umsetzung auf ihr mangelndes Vermögen oder den eigenen schwachen Glauben zurück.» Nicolas Legler, ICF-Sprecher, sagt: «Mit der jährlichen Konferenz haben wir die Möglichkeit, einmal pro Jahr alle Leiter aus dem Movement zusammen zu haben und als ICF-Familie gemeinsam zu feiern.» (SAR) Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Schweiz am Sonntag, Nr. 86, 29. März 2015 Südostschweiz vom 29.3.2015, Seite 9.pdf GESCHICHTSDEBATTE 9 | «Die Neutralität kam nicht über Nacht» Die Schweiz streitet über ihre Geschichte: Was taugen die Mythen? Kulturminister Alain Berset bezieht Stellung Die Geschichte ist zum Wahlkampfthema geworden. Linke und Rechte kämpfen um Deutungshoheit – und Bundesrat Alain Berset freut sich über die Debatte. dem Initiativ- und Referendumsrecht, dem Proporzwahlrecht, der Meinungsfreiheit. Aber ihre Wurzeln hat diese moderne Schweiz doch vor dem 19. Jahrhundert. Natürlich gab es Schutzverträge zwischen den Kantonen. Doch bis 1798 gab es Kantone und Untertanen. Napoleon machte dann die Schweiz zu einem zentralistischen Einheitsstaat. Das war ein Schock. 1803 ermöglichte er mit der Mediationsverfassung ein föderalistischeres Gebilde. Bis 1848 war die Situation sehr kompliziert. Es kam zum Krieg. Stabilisiert wurde die Situation erst mit der Gründung des Bundesstaats. Es sind in erster Linie die danach entstandenen Institutionen, die unser vielfältiges Land zusammenhalten und die Grundlage unseres Erfolgs bilden. Deshalb müssen wir diesen Institutionen besonders Sorge tragen. VON OTHMAR VON MATT UND ALAN CASSIDY ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Herr Bundesrat, ärgern Sie sich über die Geschichtsdebatte? Alain Berset: Nein, wieso sollte ich? Es ist Wahljahr, es stehen grössere Probleme an – und Linke und Rechte machen Politik mit der Geschichte. Es ist eine gute Sache, dass nun eine solche Debatte aufkommt. Sie erzählt viel über unser Land. Es ist interessant zu sehen, wie wir alle die Vergangenheit durchsuchen, um die heutige Welt zu erklären. In einer Erinnerungsnation wie der Schweiz ist es wichtig, dass sich auch die Politik mit diesen Fragen befasst. Wie wichtig sind Diskussionen über Geschichte? Ich finde es zentral, dass die Schweiz solche Diskussionen führt. In gewissen Ländern entscheidet die Regierung, was Geschichte ist. Bei uns hingegen diskutieren alle mit: Parteien, Politiker, Historiker und die Bevölkerung. Darf man Geschichte instrumentalisieren? Über Geschichte darf, soll man diskutieren. Dazu gehören Mythen. Sie organisieren eine Gesellschaft. Wir sollten dabei aber die historische Realität nie ausblenden. Und es braucht das Eingeständnis: Am stärksten prägen uns heute wohl Ereignisse, die gar nicht so weit zurückliegen. Den Fall der Mauer in Berlin spüren wir viel direkter als Ereignisse, die Jahrhunderte zurückliegen. Und doch fragen sich viele: Was bringt diese Diskussion? Geschichtsbewusstsein ist unverzichtbar. Ohne Vorstellung der eigenen Herkunft kann eine Gemeinschaft wohl nicht leben. Man muss wissen, wie man wurde, wer man ist. Als Mensch und als Land. Ohne Idee des Früher kein Halt im Jetzt. Die Geschichte zeigt uns zum Beispiel, wie die Schweiz sich zum Land von heute entwickelt hat. Ein kluger Umgang mit unseren Nachbarn, auch wirtschaftliche Verflechtung mit ihnen, waren dabei zentral. Und doch konzentriert sich die Debatte in diesem Jubiläenjahr auf die Schlachten von Morgarten und Marignano, gefolgt vom Wiener Kongress. All die Ereignisse sind wichtig. Ich habe diese Woche die Ausstellung im Landesmuseum über Marignano eröffnet. Die historische Schlacht ist das eine, ihre politischen Folgen das andere. Auf Marignano folgte der «Ewige Frieden» mit Frankreich. Er brachte der alten Schweiz, die schon damals politisch stark mit Europa verflochten war, eine stabile Beziehung zu einem ihrer wichtigsten Nachbarn. Welche Begriffe leiten Sie aus der Schweizer Geschichte ab? Realismus und Pragmatismus. In entscheidenden Situationen blieben unsere Vorfahren immer sehr realistisch in der Beurteilung ihrer Möglichkeiten. Sie waren pragmatisch im Umgang mit Nachbarn. Und sie suchten pragmatisch Lösungen. Was heisst das für die Gegenwart? Dass die Schweiz bei Verhandlungen in Brüssel bewusst nicht mit erhobenem Zeigefinger auftritt, wie es derzeit die Griechen tun? Mit Marignano verbinden viele Schweizer etwas anderes: den Beginn der Neutralität. Ich stamme aus Freiburg, einem Kanton, der noch lange nach Marignano Söldner nach Frankreich schickte. Das war nicht besonders neutral. Und in anderen Kantonen war es gleich. Das ist eine historische Realität. Zu behaupten, es seien nach Marignano keine Eidgenossen mehr an europäischen Schlachten beteiligt gewesen, ist falsch. Die Neutralität begann nicht über Nacht. Schaltet sich in die Geschichtsdebatte ein: SP-Bundesrat Alain Berset, Innenund Kulturminister. SANDRA ARDIZZONE Morgarten, Marignano und der Wiener Kongress gelten bei den Linken als nationalkonservativ besetzte Jubiläen. Teilen Sie diese Einschätzung? Jede Generation interpretiert aus ihrer Situation heraus die Geschichte, zieht ihre Schlüsse daraus, begründet auch politische Sichtweisen. Das tat auch der Bundesrat, als er Ende des 19. Jahrhunderts das Jahr 1291 als Ursprung der Schweiz definierte. Er hätte auch ein anderes Datum wählen können. Das war politisch bedingte Geschichte per Dekret – aber durchaus verständlich, angesichts der damaligen internen Spannungen. Gerade das Kriegsende ist vielen Leuten noch nahe – weil sie eine persönliche Beziehung dazu haben. Mein Grossvater stand selber als Soldat an der Grenze. Auch 1848 ist ein zentrales Datum für die Schweiz: Die einzige liberale Revolution in Europa, die erfolgreich war. Das mindert aber nicht die Bedeutung früherer Ereignisse. Der Bundesrat macht aber selber eine Abstufung: In Antworten auf Vorstösse im Parlament wird klar, dass er 1848 eine höhere Bedeutung zumisst als anderen Daten. Alle Parteien, alle Parlamentarier und Bundesräte ziehen ihre politische Legitimität aus der Bundesverfassung von 1848, die vom Volk mehrmals angenommen wurde. Natürlich ist ihre Bedeutung sehr gross. « ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Wir müssen uns vielleicht stärker als andere Länder immer wieder daran erinnern, was uns verbindet.» ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Die Linke versucht, der konservativen Geschichtsdeutung eigene Jubiläen entgegenzusetzen: das Ende des Zweiten Weltkriegs und 1848 als Beginn der modernen Schweiz. Generell und auch heute gehen wir pragmatisch vor, versuchen, das Gegenüber zu verstehen und unseren Spielraum abzuschätzen. Wir wollen die beste Lösung finden für die Schweiz. Unterscheidet uns die starke Beschäftigung mit Geschichte von anderen Ländern? Wir müssen uns – vielleicht stärker als andere – immer wieder daran erinnern, was uns verbindet. Denn wir sind ein vielfältiges Land. Es gab Zeiten, in denen der Zusammenhalt gefährdet war. Die Bundesstaatsgründung war eine Revolution. Ich stamme aus einem Kanton, der zu den Verlierern des Sonderbundkriegs von 1847 gehörte. In Belfaux, wo ich heute wohne, hatte General Dufour sein Hauptquartier, dort nahm er die Kapitulation Freiburgs entgegen. Das waren keine demokratischen und föderalistisch geordneten Verhältnisse, das war Krieg. Und das machte es nötig, sich auf Ereignisse zu besinnen, die weiter zurücklagen, die etwas Verbindendes hatten. Und zwar für alle, auch für die Verlierer. Für viele Linke beginnt die Schweiz erst im 19. Jahrhundert. Was bedeuten die Alten Eidgenossen für Sie? Die Reformation riss die alte Schweiz ab dem 16. Jahrhundert fast auseinander. Der Konfessionsstreit zwang die Kantone, sich aus den Religionskriegen in Europa herauszuhalten, um nicht die Allianzen untereinander zu gefährden. Dieses «Stillesitzen» war für die Entwicklung der Neutralität von entscheidender Bedeutung. Die Alten Eidgenossen waren da klug und pragmatisch. Eine grosse Leistung. Im Schweizer Verständnis scheint es nur zwei Varianten zu geben: Entweder wird die eigene Geschichte kleingeredet oder überhöht. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Doch wir dürfen unsere eigenen Leistungen nicht unterschätzen. Seit 1848 haben wir eine eigene Rechtsordnung und Verfassung. Wir sind hier zu Hause, es ist unser Land, wir können uns selber organisieren. Dafür haben wir unser politisches System aufgebaut mit der direkten Demokratie, der Gewaltentrennung, Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Aggressives Auftreten passt nicht zur Schweiz? Laut herumschreien hilft wenig. Wir wollen eine Lösung mit dem wichtigsten Handelspartner finden, mit dem wir auch kulturell eng verflochten sind. Es ist aussergewöhnlich, dass sich ein Bundesrat aktiv historisch zu Wort meldet. Weshalb tun Sie das? Die Historiker sind die Spezialisten, aber die Regierung kann sich – wie die übrige Bevölkerung auch – für Geschichte interessieren und sich in die Debatte einbringen. Es ist unsere gemeinsame Geschichte. Welche geschichtlichen Ereignisse interessierten Sie als Kind in der Schule? In der Primarschule haben mich die Helvetier besonders stark interessiert. Ich fand es spannend, dass sie ihre Siedlungen und Felder zerstörten, bevor sie loszogen, um sich anderswo ein neues Leben aufzubauen. Ihr Auszug scheiterte. Geprägt haben mich auch die Geschichten des 20. Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen. Und die Gründung der modernen Schweiz von 1848? Das Interesse für das 19. Jahrhundert kam erst, als ich bereits Politiker war. 16 Südostschweiz vom 30.3.2015, Seite 16.pdf KULTUR REGION Südostschweiz | Montag, 30. März 2015 «Das Gebet ist die Waffe der kämpfenden Kirche» Im Rahmen der Reihe «Geistesgrössen Graubündens» erläutert der Historiker Jan-Andrea Bernhard die Bedeutung des Engadiner Gelehrten Rosius à Porta (1734–1806). D von Jan-Andrea Bernhard* as Unterengadin hat durch rund vier Jahrhunderte mehr reformierte Geistliche als alle anderen Gebiete Graubündens hervorgebracht. Der in Ftan geborene Petrus Dominicus Rosius à Porta ist freilich eine Ausnahmeerscheinung in jeder Hinsicht. Nach der ersten Schulbildung absolvierte er Studien in Bern, zog dann aber weiter nach Ungarn und Siebenbürgen. Nach seiner Rückkehr und Ordination wirkte er während 50 Jahren als Pfarrer in Deutsch-, Italienisch- und Romanischbünden. Bekannt geworden ist à Porta vor allem durch seine zweibändige «Historia Reformationis Ecclesiarum Raeticarum» (Chur/Lindau, 1771–1777), die bis heute Grundlage sämtlicher historischer Forschungen Graubündens vor 1770 ist. So erstaunt es, dass im «Lexicon istoric retic» unter dem Abschnitt Istoriografia Rosius à Porta nicht einmal erwähnt wird. Während Nott da Porta mit seiner «Chronica rhetica» (Scuol, Geistesgrössen Graubündens suedostschweiz.ch/dossier 1742) – ein aus historiografischer Sicht absolut unbedeutendes Werk – behandelt wird, wird die bahnbrechende «Historia Reformationis» mit keinem Wort bedacht. Auch in der «Istorgia Grischuna» wird er kaum erwähnt. Die jüngsten rätoromanischen historischen Standardwerke räumen offenbar dem Engadiner Gelehrten keine besondere Stellung ein. Bereits im 19.Jahrhundert fiel die Bedeutung à Portas immer mehr der Vergessenheit anheim. Von der Aufklärung beeinflusst Die erste Schulbildung genoss à Porta bei den beiden Ftaner Ortsgeistlichen Sebastian Secca und Johann Rosius à Porta, die beide durch herrnhuterisches Gedankengut geprägt waren. Aufgrund seiner ausserordentlichen Begabung zog er 1751 nach Bern und später – als erster Student Graubündens und der Schweiz – nach Debrecen (Ungarn) und Nagyenyed/Aiud (Siebenbürgen). Während à Porta bereits fliessend Rätoromanisch, Deutsch und Lateinisch sprach, eignete er sich in Die umfassende Bildung à Portas ist bemerkenswert: Setzte er sich doch mit sämtlichen geistigen Strömungen der Aufklärung auseinander. den Studienjahren auch die Sprachen Griechisch, Hebräisch, Französisch, Ungarisch und Walachisch (Rumänisch) an. Seine Korrespondenz ist bis heute lebendiges Zeugnis dafür. Abgeschlossen hat à Porta seine Lehr- und Studienjahre im Norden Siebenbürgens, wo er eine Buchdruckeranlehre absolvierte. Später sollte er in S-chanf eine eigene Druckerei betreiben. Die umfassende Bildung à Portas ist bemerkenswert: Setzte er sich doch mit sämtlichen geistigen Strömungen der Aufklärung auseinander. Theologisch eine liberale Haltung des altreformatorischen Glaubens vertretend, widmete er sich der unitarischen Theologie gleichermassen wie dem französischen Rationalismus. So studierte er in Debrecen beim international bekannten Physiker und Mathematiker István Hatvani. Es erstaunt nicht, dass er sich eine für seine Zeit bemerkenswerte Bibliothek von etwa 700 Titeln anschaffte, mit Werken aus allen geistesgeschichtlichen Strömungen seiner Zeit wie auch früherer Zeiten. Die Schüler seiner Privatschule wurden damit kenntnisreich unterrichtet. Kein Geringerer als der Gründer der Bündner Kantonsschule, Peter Saluz (1758– 1808), war einst Schüler bei dem Polyhistor à Porta. Ein wahrer Schatz an Quellen Seit Beginn der Sechzigerjahre des 18.Jahrhunderts sammelte à Porta Quellen zur Bündner Kirchen-, Geistesund Literaturgeschichte. Manche seiner historiografischen Werke blieben ungedruckt, so zum Beispiel seine rätoromanische und italienische Literaturgeschichte, die bis heute von unschätzbarem Wert sind. Dank ihm blieb Material erhalten, das ein reiches Zeugnis abgibt, wie das Leben als reformierte Minderheit in den Untertanenlanden in Wirklichkeit war. Das Titelblatt eines seiner Werke: Das «Compendio» ist die italienische Zusammenfassung von Rosius à Portas «Historia Reformationis» und war besonders für den Schulgebrauch Pressebild bestimmt. Gedruckt wurden hingegen die beiden ersten Teile der bahnbrechenden «Historia Reformationis», wobei à Porta unter «reformatio» auch katholische oder aufklärerische Reformbemühungen verstand. Bahnbrechend ist das Werk darum, weil unzählige Quellen verwertet und extenso gedruckt wurden, von denen viele heute als verloren gelten. Zudem hat er als erster Bündner die Erkenntnisse der historisch-kritischen Methode seiner Zeit angewandt. So verarbeitete er möglichst alle bekannten Quellen in möglichst umfassender Weise, wobei er besonders um eine unparteiische und ob- jektive Geschichtsschreibung bemüht war. Ein wahrer Schatz an Quellen bieten zudem seine Untersuchungen zur (Kirchen-)Geschichte in den ehemaligen Untertanenlanden. Gerade die Darstellung von historisch bis heute schwer belasteten Ereignissen wie des Veltliner Mordes beziehungsweise des Sacro macello (1620) zeugen, im Vergleich mit seinen Zeitgenossen, von einer erstaunlich objektiven Geschichtsschreibung. Reformierte Bündner vertrieben In die Geschichte eingegangen ist à Porta schliesslich wegen seines Ein- satzes für die letzten Reformierten von Chiavenna. Als Pfarrer von Castasegna betreute er die rund 300 reformierten Gläubigen, die etwa 15 Prozent der Bevölkerung Chiavennas ausmachten. Trotz Toleranzpatent (1781) von Kaiser Joseph II. waren die Reformierten immer mehr konfessionalistischen Anfechtungen ausgesetzt. Die Politisierung der konfessionellen Frage führte schliesslich dazu, dass im Jahr 1793, im Angesicht europaweiter Forderungen nach Toleranz, die reformierten Bündner unter mysteriösen Umständen aus ihren eigenen Untertanenlanden vertrieben wurden. À Portas Devise «Das Gebet ist die Waffe der kämpfenden Kirche» verbot es ihm, deswegen politisch aktiv zu werden. Dennoch hat er sich ein bleibendes Verdienst erworben, da durch seine erhaltene Korrespondenz, seine Berichte der dramatischen Ereignisse sowie seine kirchengeschichtlichen Studien unschätzbares Material erhalten blieb, das ein reiches Zeugnis abgibt, wie das Leben als reformierte Minderheit in den Untertanenlanden in Wirklichkeit war. Sonst wäre wohl auch dies vergessen worden. * Jan-Andrea Bernhard ist evangelischreformierter Pfarrer in Castrisch/Riein sowie Lehrbeauftragter an der theologischen und philosophischen Fakultät der Universität Zürich. Im Rahmen der Reihe «Geistesgrössen Graubündens» schreiben Historikerinnen und Historiker in loser Folge über Persönlichkeiten aus der Geschichte Graubündens, die den Kanton massgeblich geprägt oder sich besonders hervorgetan haben – sei dies auf sozialer, politischer, kultureller oder wissenschaftlicher Ebene. INS E R AT Aktueller Deal: Vom Greenhorn zum Grill-Sheriff - Grillkurs, nur Fr. 75.– anstatt Fr. 150.– 50% RA B A TT Gutschein kaufen auf deal.suedostschweiz.ch oder bei Somedia Promotion Chur Pressespiegel und einlösen bei Mebo-Service AG in Chur. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Dieses Inserat gilt nicht als Gutschein B Südostschweiz vomdas 31.3.2015, 18.pdf Vals, DorfSeite der Mächtigen? Ausgabe vom 27. März Zum Artikel «Braucht es so ein Projekt?» Es ist keine Überraschung, dass sich Remo Stoffel und Pius Truffer wie gewohnt überall in Szene setzen: sich in den Medien in den Mittelpunkt drängen, Verwirrung stiften, sich mit Ankündigungen und hemmungslosen Versprechungen brüsten. Der Kern des Lebens eines Dorfes sind seine Einwohner. Vals ist nicht der Besitz nur der Valser, die in Vals leben, Vals ist Heimat aller Valser! Auch denen muss mit Respekt begegnet werden. Die Zukunft eines Bergdorfes darf doch nicht in den Händen einzelner Personen liegen, auch nicht von Finanzmagnaten. Noch ist es nicht zu spät, noch läuten die Glocken vom Kirchturm, noch dürfen Bauern Bauern sein. Doch wir wehren uns gegen eine Fremdbestimmung durch einen überdimensionierten Turm, der von Reichen und Betuchten bevölkert werden soll. Vals soll «enges Tal – weite Welt» bleiben. bin ich schon sehr erstaunt, dass schon nach wenigen Tagen der detaillierte Ablauf des Absturzes bekannt gegeben wurde. Es ist nicht seriös, wenn der Staatsanwalt aufgrund einiger Wortfetzen und Geräusche auf dem Cockpit Voice Recorder ein Ablaufszenario bastelt. Solange die Blackbox mit den Flugdaten nicht gefunden und ausgewertet ist, sind dies alles nur Speku- Gasse Ausga Zum Ar das eige Josias G Nation zum Na (NFA) f schen d tonen s Geberk der Sta Wirksa Bundes die Geb Leserbild: Was knipst da Gerda Scheu aus Vals Berichterstattung: Auf Tadel folgt Lob Ausgabe vom 30. März Zum Kommentar «Der Wert der Zeitung» So wie ich die Berichterstattung über den Absturz der HM 17 kritisiert habe, haben Sie mein volles Lob für den Kommentar über den Absturz von 4U9525. Als langjähriger Flugunfall-Untersuchungsleiter Vom Auslöser der Kamera aufgeschreckt beäugt ein Rud Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Alberto Giacomettis Todestag zum 50.Mal. Vom 3. bis 12. April setzen sich zwölf Anlässe mit dem Kulturerbe des Tales auseinander, erinnern an die Künstlerfamilie Giacometti und the matisieren kommende Ereignisse. So entwickelt das Centro Giacometti der zeit eine interaktive App, auf der Wohnorte und Staffeleistandorte der Holzskulpturen von Ugo Giacometti und Patrik Giovanoli vorgestellt. Viel versprechend klingt eine Veranstal tung im HotelRestaurant «Val d’Arca» in Stampa. Iolanda Giovanoli erinnert dort mit Anekdoten und Geschichten an vergangene Zeiten. Ins Hotel «Schweizerhof» in Maloja lockt eine Begegnung mit dem zeitgenössischen Giacometti nach.» Eine geführte Wanderung Kunstfestival Bergell. Von morgen Freitag, 3. April, bis Sonntag, ermöglicht eine 12. April. Detailliertes Programm unter www.kunstfestival.ch. Entdeckungsreise Die Veranstaltungen finden bis auf Südostschweiz vom 2.4.2015, Seite 21.pdf zu Bergeller Bauern eine Ausnahme auf Deutsch und Italienisch statt. und Tieren. nua für die Zeit vom 2. Dezember bis 27.Februar 2016 an den Kunstschaf fenden Sven Egert. Der 34Jährige ist in Chur geboren und aufgewachsen. Seit 2014 ist er Aktivmitglied bei Visarte Graubünden, dem Berufsver band der visuell schaffenden Künstler. Egert lebt und arbeitet heute in Chur und Luzern. (so) Klassikgrössen beehren das Flimsfestival Die britische Sopranistin Emma Kirkby eröffnet am Sonntag zusammen mit dem Orchester Le Phénix das Flimsfestival. Die Veranstalter laden zu insgesamt 26 Konzerten in Flims und Umgebung. «Es gibt Künstler, die kann man nicht einfach buchen, nicht für viel Geld und nicht für Tausende Zusatzleistun gen – man kann sie nur überzeugen mit einer Idee, einer Kombination, einer Begeisterung, die sie spüren», schreibt Mathias Kleiböhmer, Inten dant des Flimsfestivals, in seiner Me dienmitteilung. Die deutsche Klarinet tistin Sabine Meyer zum Beispiel kön ne jeden Abend irgendwo auf der Welt spielen, aber sie komme am 23.Juli mit dem Carmina Quartett nach Flims. Ebenfalls eine Grösse der Klassik szene konnte Kleiböhmer für den Auf takt des Flimsfestivals verpflichten: die britische Sopranistin Emma Kirkby. Sie wird zusammen mit dem Orchester Le Phénix am Sonntag, 5.April, um 17 Uhr in der reformierten Kirche in Flims Werke von Antonio Vivaldi, Giovanni Battista Pergolesi und Henry Purcell zu Gehör bringen. Musikalisch breit gefächert Insgesamt 26 Konzerte umfasst das diesjährige Flimsfestival. Die meisten davon finden Mitte Juli statt. Musika lisch reicht das Spektrum von der Re naissance, dem Barock und der Klassik über den Jazz, Flamenco und Salsa bis zum Ländler. Den Bereich Flamenco deckt beispielsweise Nina Corti ab. Zu sammen mit dem Flamencotänzer Ale jandro Granados, dem FlamencoSän ger Manuel Gago und weiteren Musi kern steht die Schweizer Flamenco Tänzerin am Sonntag, 24.Mai, um 17 Uhr im Hotel «Waldhaus» in Flims auf der Bühne. Ländler erklingt am Sonntag, 12.Ju li, um 17 Uhr auf dem Heuboden von Biobauer Schmid in Scheia. Auf dem Programm steht die Streichmusik Al der, die Appenzeller Volksmusik zum Besten geben wird. Einen Ausflug in die Welt der Klez mermusik unternimmt das Flimsfesti val mit dem Konzert der Band Shash likh. Das Trio aus Dresden tritt am Mittwoch, 22.Juli, um 19 Uhr im Hotel «Adula» in Flims auf. In der Besetzung Klarinette, Gitarre und Bass spielt das Ensemble Traditionals, Bearbeitungen und Eigenkompositionen. Heinz Holliger spielt Oboe Als weiteren Höhepunkt des Festivals erwähnt Kleiböhmer den Auftritt von Heinz Holliger am Samstag, 15.August, um 20 Uhr in der reformierten Kirche in Flims. Der Schweizer Oboist, Diri gent und Komponist habe sowohl auf dem Gebiet der Alten Musik als auch Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden für die Neue Musik Bahnbrechendes geleistet, schreibt Kleiböhmer. «Er machte die Oboe zum StarInstrument, dirigiert auf höchstem Niveau und komponiert obendrein Erstaunliches.» Oboist Holliger spielt seine Komposi tion «Meta Arca», Werke von Johann Sebastian Bach, Sándor Veress und Jan Dismas Zelenka. (so) Das vollständige Festivalprogramm findet sich im Internet unter www.flimsfestival.ch. Ticketreservation unter www.starticket.ch und unter der Telefonnummer 0900 325 325. Südostschweiz vom 2.4.2015, Seite 25.pdf Südostschweiz | Donnerstag, 2. April 2015 Die Chronologie der Karwoche Was feiern Christen an Ostern? Regelmässige Umfragen zeigen, die Bedeutung des Osterfestes ist vielen nicht geläufig. Dabei gründet sich die gesamte christliche Lehre auf die Geschehnisse der Osterwoche: Jesus Kreuzigung und Auferstehung von den Toten. Der Versuch der Rekonstruktion eines historischen Krimis. 25 Tipps Lebensstationen in einem Buch Wer sich für das Leben Jesu interessiert, ist das Buch «Jesus Christus – Die Biografie» von Peter Seewald ein guter Lesetipp. Der Journalist Seewald besucht die biblischen Stätten in Israel und beschreibt in einem Mix aus Reisetagebuch, Interview und Biografie die Lebensstationen von Jesus und die religiösen Hintergründe der damaligen Zeit. (cb) P von Christian Bauer almsonntag, April im Jahr 30 nach Christus: Zigtausende Pilger strömen aus allen Teilen des Landes nach Jerusalem, um das jüdische Pessachfest zu feiern, dem Gedenkfest an den schicksalshaften Auszug aus Ägypten unter Moses. Die Lage ist angespannt. Die römischen Besatzer und die jüdischen Hohenpriester befürchten Unruhen. Es brodelt im Land, die Menschen erwarten den Messias und die Befreiung von den Römern. Jesus reitet auf einem Esel in die Stadt – eine Provokation für die Hohenpriester. Damit erfüllt er die Prophezeiung aus dem Alten Testament, dass der Messias auf einem Esel reitend erscheinen werde. Zuvor hat er Lazarus von den Toten erweckt. Die Menge strömt herbei, um den Mann des Wunders zu sehen. Sie breiten ihre Kleider und Palmzweige vor seinen Füssen aus. «Gelobt sei der da kommt im Namen des Herren», rufen sie. Die Machthaber haben ein Auge auf ihn. Jemand, der als der erwartete Messias gefeiert wird, können sie nicht dulden. Montag vor Ostern: Der Vorhof des Tempels quillt über vor Menschen, die Opferlämmer kaufen und Geld wechseln. Ein florierendes Geschäft, das mehr der eigenen Bereicherung dient, als zur Ehre Gottes. «Mein Haus soll ein Bethaus sein, ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus», ruft Jesus und vertreibt die Händler aus dem Tempel. Eine Provokation an die Priester. Dienstag vor Ostern: Jesus predigt im Tempel, wohin die Menschen kommen, um ihm zuzuhören. Sie wollen wissen, was dieser charismatische Wundertäter zu sagen hat. Pharisäer und Schriftgelehrte versuchen, Jesus mit theologischen Fangfragen zu einer Gotteslästerung zu bewegen. BÜCHERTIPP Peter Seewald: «Jesus Christus – Die Biografie». Droemer Knaur Verlag. 704 Seiten. 45 Franken. Ein Schaf erzählt biblische Geschichten In den mehrteiligen Büchern erlebt die neugierige Rica die bekanntesten biblischen Geschichten hautnah: Sie ist dabei, als Noah die Arche baut und erlebt auf ihr die grosse Flut. An der Seite der Hirten erfährt sie von einem Engel die Geburt des lang ersehnten Retters und kuschelt sich danach an den kleinen Jesus. In einer der neusten Geschichten – «Jesus und die Kinder» von Katharina Mauder – erzählt Rica vom lieben Jesus und warum ihn die Kinder mögen. Die Geschichten sind besonders für Kinder ab drei Jahren geeignet. (so) Die grosse Kluft Mittwoch vor Ostern: Jesus wird zur Bedrohung für die Hohenpriester, die in ihm eine Gefahr für ihre Macht sehen. Hohepriester Kaiphas beschliesst, Jesus zu töten. Die Zeit drängt: «Es darf auf keinem Fall während der Festtage geschehen, damit es nicht zu Unruhen im Volk kommt.» Am Abend findet ein Festmal für Jesus und seine Jünger im Hause Simon des Aussätzigen statt. Maria Magdalena salbt sein Haupt mit wertvollem Öl. Judas Iskariot ist erbost über diese verschwenderische Tat. Mit dem Geld, so meint er, hätte man Armen helfen können. «Die Frau hat ein gutes Werk an mir getan. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit», weisst ihr Jesus zurecht. Die Kluft zwischen Judas und Jesus wird grösser. Er geht zu den Hohenpriestern und bietet an, Jesus zu verraten. «Was wollt ihr mir geben?» Man bietet ihm dreissig Silberlinge. Gründonnerstag: Der Höhepunkt des Pessachfestes, die Menschen kommen zusammen, um gemeinsam das jüdische Festmahl zu zelebrieren. Jesus feiert mit seinen zwölf Jüngern. Jesus weiss, es ist ein Abschiedsfest, die Jünger ahnen von der der drohenden Gefahr nichts. Der Tisch ist mit den traditionellen Speisen gedeckt: ungesäuertes Brot, Bitterkraut, der Brei Haroset und Wein. Als Zeichen seiner Liebe wäscht Jesus den Jüngern die Füsse. «Liebet einander, wie ich euch geliebt habe», trägt er ihnen auf. Judas schleicht sich davon, um Jesus zu verraten. Jesus segnet das Brot: «Nehmet, das ist mein Leib.» Er segnet den Wein: «Nehmet, das ist mein LEBEN Ein bekanntest Bild für Christen: die Kreuzigung von Jesus. Bild Christian Bauer Blut.» Mit seinen zwölf Gefährten zieht Jesus aus der Altstadt durch das Kidron-Tal zum Garten Gethsemane. Er ist verzweifelt. Inmitten der alten Olivenbäume zieht er sich zum Beten zurück. «Mein Vater, ists möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber», bittet er. Doch er erkennt: «Nicht wie ich will, sondern wie du willst.» Derweil zieht eine Kohorte mit Schwertern und Stangen herbei, angeführt durch Judas Iskariot, der seinen ehemaligen Herrn durch einen Kuss verrät. Es kommt zum Tumult, bei dem die Jünger Jesus zu verteidigen suchen. Petrus haut mit seinem Schwert einem Knecht das Ohr ab. Jesus gebietet Einhalt. «Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen.» Jesus heilt den Knecht und geht mit ihnen. Der qualvolle Tod Karfreitag: Jesus vor dem Hohen Rat. Die Verhandlung ist ein Schauspiel: das Urteil ist schon getroffen. Falsche Zeugen werden geladen, Jesus verhöhnt, geschlagen, doch er schweigt. Nur einmal spricht Jesus. Hohepriester Kaiphas: «Bist du der Sohn Gottes?» – «Du sagst es!» Nun hat Kaiphas, was er braucht: eine Gotteslästerung. Kaiphas möchte den Tod des Aufwieglers, doch er darf nach römischem Recht aber keine Todesurteile fällen. Sie führen Jesus zum Stadthalter Pontius Pilatus, der allerdings keinen Grund findet, Jesus töten zu lassen. Doch Pilaus kann sich keine Unruhe in Jerusalem erlauben. Was soll er ma- Auf einen Felsen, der aussieht wie ein Totenschädel legen die römischen Knechte Jesus auf das Kreuz und treiben Nägel in Handgelenke und Füsse. chen? Traditionell wird an diesem Tag einem Gefangenen die Freiheit geschenkt. «Wen soll ich euch losgeben, Barabbas oder Jesus?» Die Menge, angestachelt von den Hohenpriestern, möchte Barabbas Freilassung. Jesus wird verurteilt und gefoltert. Die Knechte dreschen mit Peitschen auf ihn ein, die Haut und Fleischstücke aus seinem Körper reissen. Sie setzen ihm eine Dornenkrone auf. Geschunden und erschöpft nimmt er sein Kreuz und trägt es zur Richtstätte Golgatha ausserhalb der befestigten Stadt. Jesus fällt mehrmals, die Menge hat sich am Zugweg versammelt. Simon von Cyrene trägt das Kreuz für den erschöpften Jesus. Auf dem kleinen Felsen, der aussieht wie ein Totenschädel legen die römischen Knechte Jesus auf das Kreuz und treiben Nägel in Handgelenke und Füsse. Der Tod am Kreuz ist qualvoll. Atemnot, Durchblutungsstörung, Erschöpfung. Ein Unwetter zieht auf. Um drei Uhr nachmittags stirbt Jesus mit den Worten «Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.» Die Sonne verdunkelt sich, ein Erdbeben erschüttert Jerusalem. Dann legt man Jesus in ein neues Grab und verschliesst es mit einem Stein. Ostersonntag: Maria Magdalena geht zum Grab. Der Stein ist weggerollt, der Leichnam verschwunden. «Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.» Das Unerklärliche ist geschehen. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden BÜCHERTIPP Katharina Mauder: «Jesus und die Kinder». Ernst Kaufmann Verlag. 12 Seiten. 3.90 Franken. Plädoyer für Person Jesu Seit über 2000 Jahren lässt er die Menschen nicht los und ist für viele ein täglicher Begleiter: Jesus Christus. Doch wer war er? Im Buch «Jesus» hat der Heidelberger Professor Klaus Berger ein Plädoyer für die der Person Jesu geschrieben. (so) BÜCHERTIPP Klaus Berger: «Jesus». Pattloch Verlag. 704 Seiten. 29.90 Franken. da musica Sedrun siu concert annual 2015 agl Eurovision Music Contest. Ils concerts han liug sonda, ils 28 da mars e dumengia da Pastgas, ilsQuotidiana 5 d’avrel min tgamai allas 20.15 en sala da scola a Se differentas tiaras dall’Europa, per las sicants giuvens ch’exerciteschan sut la qualas ella ha mintgamai preparau in toc bitgetta da Hanspeter Bircher vegnan a da musica. Tgi enconuscha buc il toc delectar vus cun entginas producziuns. Barcelona da Freddy Mercury Mont Nus fagein in cordial beinvegni a nies vom 27.3.2015, Seite e13 (Nachtrag).pdf serrat Cabaillé, ni il marsch Arnhem per concert annual ella Val Tujetsch. Ils Russ a Sagogn (abc) Cun perfecziun, ardur e pissiun: Aschia savess ins circumscriver la moda da cantar dil quartet che sepresenta vendergis proxim ella baselgia reformada da Sagogn. Igl ensemble vocal «Vi vat» da St. Petersburg interpretescha ovras ord la liturgia ortodoxa e canzuns popula ras russas. Els ein gia stai pliras gadas en Surselva. Ed era a Sagogn han els gia con certau. Ils quater cantadurs sesanflan da present sin ina turnea tras l’Europa centra la. Il menader e fundatur digl ensemble, il bariton Victor Stupnev, vegn bugen puspei en Surselva damai ch’el sa che la popula ziun ha ina affecziun pil cant. Il quartet se numna «Vivat» ed aschia presentan els era lur repertori: Musica viva, virtuosa e voca la che vegn a far impressiun. Ils solists dal Il quartet che sepresenta vendergis proxim a Sagogn. Dretg il menader musical Victor MAD Stupnev che ha gia cantau pliras gadas en nossa regiun. la metropola russa St. Petersburg vulan schar tedlar en lur concerts ovras sacralas da cumponists ch’ein buca schi enconu schents el vest. Igl ensemble da Victor Stupnev s’auda tier ina uniun da canta durs solists che han absolviu il renomau conservatori da St. Petersburg e che lavu ran sco docents e solists els megliers tea ters dalla tiara. Sin lur turneas retscheivan els adina puspei ils medems lauds: segir tad stilistica, homogenitad ed accent sillas pintgas caussas colligiau cun in volumen vocal impressiunont. Il program ch’els vegnan a presentar a Sagogn cumpeglia ovras ord la liturgia ortodoxa naven dil 14avel tschentaner tochen tiel temps mo dern sco era musica sacrala e profana dil baroc tochen tier canzuns da jazz e popu laras. L’entrada als concerts da «Vivat» ei sco usitau libra. Ei vegn priu si ina collec ta. Igl ensemble rimna quella gada per la staziun intensiva per neonatologia dil spi tal d’affons «St. Nikolaja Tschudotvorza» a St. Peterspurg. Igl ensemble vocal «Vivat» cun solists da St. Petersburg concertescha vendergis, ils 27 da mars 2015 allas 20.00 ella baselgia reformada da Sagogn. Tuns musica fan surstar ig tori. Quest jamna con scha Harpar TRIN Ap (anr/hh) La Trin dil mard pli ils statuts La vischnaun las siat visc quels. Dalla meins quater dil Plaun ei Grischun ch’ pievel concer constituziun spectivamein ziun regiuna reclama FREITAG & SAMSTAG 27.–28.03.2015 <wm>10CAsNsjY0sDQ30jUwMLE0NAAA_ATmTQ8AAAA=</wm> <wm>10CFXKIQ7DQAxE0RPZmrG9sbaGVVgUVVVA2JKouPdH3ZYVfOmDt23VFL_u636szyJ6mgDRicre1bMc0EgruLmB7UYLI-f_caEjph1fI3AxH6QExZY5LdF8UR9njGvsD31frw_6y-4agAAAAA==</wm> ANGEBOT GILT AN DEN ANGEGEBENEN DATEN. Pressespiegel IN HAUSHALTSÜBLICHEN MENGEN UND SOLANGE VORRAT. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden LA QUOTIDIANA Quotidiana vom 31.3.2015, Seite 13.pdf MARDI, IL Il Fegl parochial grischun cumpara Naven dil fenadur 2015 en 10 000 exemplars (anr/gc) Suenter onns da prepara ziun – igl emprem sin impuls dil Cussegl pastoral grischun e lu decisivamein, era finazialmein, sut l’egida dil Corpus Catholicum (baselgia catolica dil Gri schun) – e cun agid da gruppas da pla nisaziun e projectaziun cumpara il Fegl parochial grischun inaga il meins na ven dil fenadur d’uonn. Entschiet vegn cun 10 000 exemplars. L’ediziun vegni lu a crescher en cuort sin 14 000. Purtadra dil Fegl parochial grischun ei in’uniun gest fundada. Sco redactura ei Sabine Claudia Nold vegnida tscharnida. Il Fegl parochial grischun triling serva sco organ d’informaziun per tuttas instituziuns dalla baselgia catolica dil Grischun. Sabine Claudia Nold ei redactura Sco redactura dil Fegl parochial grischun ei Sabine Claudia Nold, Favugn, vegnida presentada. Ella ei teologa evangelica, hagi denton era studegiau teologia catolica e seigi sesocialisada bein ella baselgia catolica. L’elecziun d’ina teologa evangelica sco redactura dil fegl parochial catolic ha – sco quei ch’igl ei stau d’udir da pliras varts en la radunonza – svegliau ton dubis sco damondas e schizun resalvas, schebein ella hagi il fundus necessari per redeger in fegl parochial roman-catolic. Ella presenta las maximas da siu concept redacziunal. Finamira primara ei da rinforzar la cardientscha persunala en loialitad viers la baselgia catolica. In grond sustegn dat ad ella era la cumissiun redacziunala sut l’egida da Wally Bäbi ch’ei s’engaschada era sco presidenta dil Cussegl pastoral grischun enormamein per in fegl parochial cantunal. Lein sperar ch’ei mondi tut bein e ch’adina dapli pleivs fetschien part dil fegl parochial. Coordinatura dalla part interna (pleivs) ei Vreni Lötscher-Collenberg, Aschera. La stampa procura l’interpresa Casanova a Cuera. Siu menader, Stefan Bühler, skizzescha co quei duei funcziunar. Sil fenadur ei l’emprema numera da preparar ed edir. – A quels biars ch’ein s’engaschai per la projectaziun, la realisaziun e la finanziaziun dil Fegl parochial grischun vegn engraziau. Ei entscheiva cun 20 pleivs La radunonza da fundaziun dall’uniunpurtadra dil Fegl parochial grischun ha giu liug venderdis vargau a Cuera sut l’egida dil president dil di Edwin Büsser, Eigias/Landquart. 20 pleivs seigien sedeclaradas promtas da sustener ed han era abonnau tochen ussa quei fegl parochial. Denter quellas secattan sis sursilvanas (Flem-Trin, Glion, Lumnezia miez, Sagogn, Schluein e Val S. Pieder – deplorablamein neginas sur Glion e dalla Cadi). Per perschuader tuttas pleivs da cooperar ei vegniu ediu igl atun vargau ina numera d’emprova. Statutas, uniunpurtadra e suprastonza La deliberaziun dallas statutas dall’uniun-purtadra dil Fegl parochial grischun dat buca gronda discussiun. Finamira dall’uniun ei d’edir mintga meins il Fegl parochial grischun sco portavusch dallas instituziuns catolicas cantunalas (ordinariat, Corpus Catholicum, pleivs ed ils posts specials dalla baselgia catolica). L’approbaziun dallas statutas succeda unanimamain. Sco president dall’uniun-purtadra vegn Edwin Büsser eligius. En suprastonza vegnan tscharni: Wally Bäbi, Flem (che presidiescha era la gruppa redacziu- nala); Maria Bühler, Favugn; Raimund Städle, Cuera e sur Jürg Stuck, plevon a S. Murezi. Revisurs da quen: Urs Bundi, Cazas, e Helmut Bauschatz, Termin. Grondas spetgas Las spetgas el Fegl parochial grischun ein – sco quei ch’igl ei secristallisau ella discussiun finala – fetg grondas. Buca meins era il giavisch e la speronza ch’el semovi sper puncto orientaziun ed informaziun sin in ferm e solid funs roman-catolic per rinforzar la cardientscha tier il singul ed ellas pleivs grischunas. ■ RADIO 15.03 SOUNDCHECK (REP.) 20.03 RADIOARCHIV ■ RADIO RUMANTSCH 10.15 RADIONOVELA Vic Hendry e sia ovra voluminusa Paucs scrivents en Rumantschia han scrit tant sco il tuatschin Vic Hendry. El ha bandunà il terrester la fin da l'onn passà en la bella vegliadetgna da 94 onns. Eran ses texts a l'entschatta anc bloccants e magari plain sumeglias, sche eran ses texts l'atun da sia vita splimads fin giu sin l'oss. Sut la pel va il cuntegn da las «Brevs passas» ch’el aveva scrit suenter la mort prematura da ses figl. In bun ami dal scrivent tuatschin era l'anteriur rectur da la scola chantunala Lorenzo Chrubini, alias Jovanotti, ha in Arnold Spescha. Da ses contacts persunals e Pressespiegel disc nov: da Lorenzo 2015 udis in per sia correspundenza cun Vic Hendry ed intocs novs. E musica nova datti er daLandeskirche Graubünden Evangelisch-reformierte Bibi Vaplan, Carlos Leal e Texas. Redacziun: Jachen Prevost Vita capita – episoda 657 Per tgi èn ils daners? Mintga mais van dad in conto daners sin in auter conto. Pajaments regulars na duessan atgnamain betg far surstar in banchier sco Remo Casty. Dentant exact quai fan quests pajaments. Ma tge pajaments? Naven dil fenadur d’uonn cumpara el mintga meins. «Cul vent» il disc nov da Bibi Vaplan 19.00 NOSS CHORS MAD 06.00 06.06 06.30 06.40 06.50 07.00 07.06 07.30 07.40 07.50 08.00 08.06 08.30 08.40 09.00 09.05 09.15 09.30 09.45 10.00 10.15 10.30 10.55 11.00 Novitads Actual la damaun Novitads Impuls dal di cun Silvio Camenisch Revista da medias/Meteo Novitads Actual la damaun Novitads Kikeri6 Revista da medias/Meteo Novitads Actual la damaun Novitads Il chavazzin dal di Novitads La cuppina Chalender La truvaglia Tge chaussas Novitads Radionovela Famus e glorius Rep. Impuls dal di Novitads rev l’ord (cc) L ina revis linguas. T ta dal c vischnan ritori lin ment da nanza l l’onn 201 rala dal p d’ina re mancava lisar las d za ussa se l’ordinaz La ver linguas p tisticas p cretamai dumond qualas la stica trad tschient. sco pura main pu pertschie èn ruman Sco plur passa 20 abitan là talianas. Las d nov sin p ma da re vegnan mesadad Retscher dastgan suenter 1 valan la furmada monolin vischnan las datas main ent ras visch 11.45 12.00 12.06 12.25 12.30 13.00 14.00 14.03 15.00 15.03 16.00 16.03 16.30 16.50 17.00 17.06 17.50 18.00 18.06 18.15 19.00 20.00 20.03 21.00 21.03 22.00 Tota Nov Act Pre SRF Las Nov Rep Nov Rep Nov Sem Pro Pre Nov Act Me Nov RTR SRF Nos Nov Rad Nov Mu Nov SURMEIR Quotidiana vom 1.4.2015, Seite 11.pdf MESEMNA, IL Emigraziun e fugiteivs èn igl tema central Origen Festival Cultural 2015 DA GION NUTEGN STGIER / ANR La stad da giubileum è Riom igl li da producziun digl Origen Festival Cultural. Igl nov teater, igl casti ed igl schler da schurmetg èn las tribunas per las passa 100 producziuns. Per veia è eneda daple er la gruppa «Commedia Origen» tgi dat magari allas producziuns pi seriousas ena cunterpeisa divertenta. Antschet ò l’istorgia da success digl Origen Festival Cultural la stad 2005 cugl teater sot tschiel avert «Francesco». Oz diesch onns pi tard è igl festival la pi gronda occurrenza cultura la digl antier Grischun ed ena organisa ziun culturala tgi ò er sa fatg en nom sen camp naziunal. An chel decenni ò Giovanni Netzer, igl iniziant digl festival, adegna puspe fatg experimaints cun preschentar las producziuns an lis sin gulars. Uscheia è el sto sen Gelgia, agl Lai da Marmorera ed alla staziun da Tu ritg per numnar angal treis da chels lis noua tgi las producziuns on attratg mel las e mellas aspectatours. Ossa chesta stad mossa Giovanni Netzer l’attasche dadad tar Riom, cun aveir li, cun pacas excepziuns, tot las preschentaziuns ain ten la vischnanca noua tgi Origen ò do micil siva digl 2011. Adegna gia chella fegnameira Graztga agl grond sustign da diversas fundaziuns, da blers donatours generous e la bagnvuglientscha digl mang public ò Origen savia cumprar igl 2011 igl bagn «Sontga Crousch» a Riom. Sen en grond areal agl our dalla vischnanca da Riom sa cattan ena gronda tgesa ed ena clavadei ra istorica. Gia biagia chels dus objects veva avant 155 ons Lurintg Carisch, en Surmiran tgi era emigro a Paris, nia retg scu commersant e turno puspe an sies li nateiv a Riom. Giovanni Netzer è allou ra er sto ple tgi ventirevel tgi Origen ò gia l’occasiun da surpiglier igl bagn «Sontga Crousch» dallas mongias domenicanas da Menzingen. Pigl iniziant digl Origen Festival Cultural era bagnspert cler tgi sia fegnameira seia da far or dalla clavadeira ena tgesa da teater per uscheia pudeir giuier sur igl antier onn. Las lavours von ossa gio ainten la fasa finala e per l’an tschatta dalla stad culturala duess igl nov bietg da teater cun 210 plazs esser pront. Er chesta stad èn dalla parteida a Riom saltunzas e saltunzs digls ballets statals d’Amsterdam, Hamburg e Vienna. Fugiteivs: en tema siva tgi dat umans Igls davos diesch onns ò Giovanni Netzer adegna tscharnia en tema biblic per sias producziuns ed adegna er fatg la punt tar igl preschaint. Chegl fò el er chesta stad cun deditgier las producziuns agl tema «exodus», detg pi tgapibel all’emigraziun. Oz seia chegl en tema mundial, en fatg tgi succeda mintga de e la realitad per nun dumbrevlas persungas, ò detg Giovanni Netzer ier tar la conferenza da medias a Coira. Er igls Grischuns seian en pievel d’emigrants, uscheia vegia per exaimpel Alberto Giacometti, igl sculptour dalla Bergiaglia, gia dad eir a Paris per daventar en grond artist. La legenda da Gisep totga tar egna dallas pi belas dalla litteratura mundiala, ò accentuo Giovanni Netzer. Er el vegia gia da bandunar igl sies datge sa cun vender igls sies diesch oters frars el ed igl frar pitschen Benjamin an Egipta. Solt survign planget en post fix tar Origen Muvimaint, chegl seia gio tschentaners la pi simpla moda per s’exprimer, ò detg Giovanni Netzer. An cumbinaziun cun solt davainta igl muvimaint tar ena ex pressiun fitg particulara e cunzont tga pibla per mintgign. Uscheia realise schan quatter coreografs digls ballets statals d’Amsterdam, Hamburg e Vien na aposta per Origen quatter produczi uns da solt tgi vignan preschentadas chesta stad a Riom aint igl casti. Tottas quatter producziuns on an ena moda u l’otra er connex tar l’emigraziun. Egn da chels coreografs è er Juanjo Arques, igl Spagnol tgi vo ad Amsterdam da success a success cun sies saltunzs e sal tunzas. Per el seia ena onour da pudeir puspe neir a Riom cun ena gruppa. In augurada vign la «Clavadeira» a Riom MAD cun l’opra «Benjamin», messa an notas da Gion Antoni Derungs ed interpre tada digl Ensemble Vocal Origen tgi stat scu adegna sot la direcziun da Clau Scherrer. Per Origen seia chegl er en omagi agl cumponist sursilvan tgi vess chest onn 80 onns, ò detg Giovanni Netzer. Da Müstair anfignen Turitg sen veia èn alloura er chesta stad igls cume diants dalla «Commedia Origen» tgi rachintan l’istorgia dall’arca Noah an ena moda divertenta. An sia moda ex prima alloura Peter Zumthor, egn digls miglers batterists dalla Svizra scu tgi el vei an tungs singulars l’emigraziun. Scu adegna cumpeglia igl program digl Origen Festival Cultural er la «Laudes» e la «Complet», las occurren zas da cant gregorian dalla gruppa «Cantori», noua tgi Rudi Netzer segna per la direcziun. SA Av h (anr) Uo nonis au Valleissu 1500 onn tra egl O ziun. Avo bilar, ha d’avat Jos la il dece 75 onns. la Confe sper igl a avat territ sas ad el) tier l’elec duit adm Igl av Roduit, ri davart leu maun pi perqu La baselg denton detti den Tenor Jean-Ma SaintM gelisaziu tivar la g baselgia. um che d’esser sp gia locala seigi imp dumand in di il su duit. Co el ferm c bazia da nun ch’e S a (rtr) L l’onn pa quai è b scriva l’o portg è v da. In ver da charn tga abita charn pu La popu zunt cha reclama Oster-Knaller! Lammrack im Kühlregal, ca. 350 g, per 100 g Pressespiegel Spargeln weiss Cantine Due Palme Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Herkunft siehe Verpackung, 1 kg Selvarossa Salice Salentino DOC Riserva Chesterfi Quotidiana vom 1.4.2015, Seite 7.pdf LEXICON ISTORIC RETIC MESEMNA, ILS 1 DA AVRIGL 2015 7 Dals origins al temp modern tempriv Istorgia da la diocesa da Cuira, part 1 L’uvestgieu da Cuira (episcopatus/ diocesis Curiensis) ha appartegnì il pli tard – e probablamain senza interrup ziun – da ca. l’onn 451 fin al Contract da Verdun (843) a l’archidiocesa da Milaun, alura a quella da Magonza fin il 1803/18. Patrocinis: 10avel tschientaner S. Gliezi, dapi il 11avel tschientaner S. Gliezi e S. Flurin. Sedia episcopala e catedrala: Curt episcopala a Cuira. Temp medieval Dal 5avel tschientaner dateschan restanzas d’ina baselgia al pe da la catedrala odierna e d’ina chombra sepulcrala, reservada pro bablamain als uvestgs, da la baselgia da S. Steivan a l’ost da la Curt episcopala. L’onn 451 ha signà l’uvestg da Com ina brev si nodala, redigida da l’uvestg da Milaun per mauns dal papa Leo I, era en num da l’uvestg absent Asinio da Cuira (pro [...] Asinione ecclesiae Curiensis primae Rhae tiae episcopo). L’uvestgieu da Cuira, men ziunà per l’emprima giada en quest docu ment, è eventualmain vegnì fundà gia en il quart tschientaner. El è sa sviluppà per gronda part a l’intern dals cunfins da la provinzia Raetia prima. En il 7avel tschien taner èn parts da la diocesa da Cuira, situa das al sid dal Lai da Constanza, vegnidas attribuidas a l’uvestgieu da Constanza. Dal 6avel–8avel tschientaner han ils Zaccons/ Victorids occupà, per part en uniun persu nala, l’episcopat e l’uffizi dal preses. Suen ter il 806 ha Carl il Grond fatg da la Rezia in contadi francon; el ha separà la pussan za ecclesiastica da quella civila ed ils bains episcopals dal quels dal contadi. L’uve stgieu da Cuira ha ertà parts dals bains im perials carolingics en Rezia. L’imperatur Otto I ha privilegià l’uvestg Hartpert sur tut a l’intern da la citad da Cuira ed en Bergiaglia ed ha stgaffì las premissas per la posiziun dominanta dals uvestgs da Cuira sco signurs feudals e prinzis imperials du rant il temp autmedieval ed il temp medie val tardiv, savens en disfavur da la pastora ziun. Il 1079/80, durant la dispita d’investi tura, è Norbert, il candidat imperial per l’episcopat, sa fatg valair malgrà l’interdict visavi Ulrich II, aderent dal papa; Ulrich II è daventà il successur da Norbert. Ils uvestgs suandants han pudì mitschar dals embrugls d’investitura. L’uvestg Adelgott (1151–60) ha refurmà las claustras da Ca zas, Müstair e Schänis ed ha promovì la claustra da S. Gliezi a Cuira. Durant il Rodel dals uvestgs da Cuira. temp dals Hohenstaufens han ils uvestgs da Cuira surveglià ils pass retics en servetsch da la curt roiala, provocond qua tras tscher nas dublas e disturbis en la vita ecclesiasti ca. Durant l’interregn (1254/56–73) ha l’uvestg Heinrich III de Montfort stuì sa defender cunter la noblezza indigena. Il 1277 ha l’uvestg Konrad III de Belmont clamà ils dominicans a Cuira ed ha promo vì, cunter la resistenza dal clerus secular, lur activitad pastorala e la fundaziun da lur claustra da S. Nicolai. Il 1300 ha l’uvestg Siegfried von Gelnhausen cumprà liber la chastellanaria imperiala da Cuira dals bar uns de Vaz ed è daventà nunzi da Heinrich VII en l’Italia. Il 1347 ha l’uvestg Ulrich V Ribi prendì partida per Carl IV e cunter Ludwig il Bavarais, effectuond qua tras l’annexiun parziala dal chapitel catedral tras il marches Ludwig von Brandenburg e garantind gronds privilegis a l’uvestg. Il ferm schisma ha mess diversas giadas mal perina l’uvestgieu ed il chapitel catedral, per exempel il 1388 en occasiun d’ina tscherna dubla suenter la mort da l’uvestg Johannes II Ministri. Numerus uvestgs ac tivs durant il 14avel e 15avel tschientaner eran gronds cumbattants (per exempel Hartmann II de WerdenbergSargans), au ters eran giurists e teologs cultivads (per exempel Peter I Gelyto, Johannes III Am bundii, Johannes IV Naso, Leonhard Wis mair) en servetsch da l’Imperi ed enga schads durant ils concils da Constanza (1414–18) e da Basilea (1431–49). Activs savens a l’exteriur, stuevan els tralaschar lur duairs spirituals e territorials u surlaschar quels a vicaris generals. Lur privilegis ave van rinforzà il domini prinziepiscopal e gi dà a promover il traffic da transit en il ter ritori curretic; da l’autra vart avevan els pe rò era schendrà contracts cuntradictorics e provocà confusiuns en dumondas da dretg. Fitg cumplexa era la relaziun tranter ils uvestgs e la Chasa d’Austria (Habsburgais) che vuleva stabilir l’urden e far valair sia predominanza entaifer il territori retic da vent da l’Austria e, suenter il 1363, era da vent dal Tirol. Il 14avel tschientaner ha cumenzà ina nova epoca en l’istorgia da l’uvestgieu e dal chapitel catedral da Cuira. Las dretgiras au tas e la citad da Cuira aspiravan a l’autono mia, s’unind successivamain a la Lia da la Chadé e cumbattond il domini episcopal (il 1422 e 1435 han ils da Cuira assaglì il chastè episcopal). In conflict prorut, surtut en consequenza da la Faida da Schons, (LIR) La curt episcopala en il 17avel tschientaner. (Detagl d’ina tavla d’altar en la catedrala da Cuira). tranter il chapitel catedral e la Lia da la Chadé d’ina vart e Heinrich von Hewen, uvestg da Constanza ed administratur da Cuira, da l’autra vart, ha mess la diocesa da Cuira en ina gronda crisa enturn il 1450. Anc pli fitg ha la Guerra svabaisa (1499) sdarlossà la confidanza tranter l’uvestgieu e la Lia da la Chadé. Al domini feudal dal prinziuvestgieu da Cuira appartegnevan la citad da Cuira, ils Quatter Vitgs, la Ber giaglia, il Surses, l’Engiadina, la Tumlea stga, il Puschlav, la Val Müstair ed il Vnu ost, en il temp autmedieval temporarmain era Clavenna e Buorm, en pli bains spar pagliads a l’exteriur da quest territori, per exempel en il signuradi da Flums. Tranter ils vasals e ministerials dal prinziuvestgieu eran las famiglias reticas las pli pussantas. La diocesa spirituala tanscheva dal Vnuost fin en la Val d’Ursera e dal Vorarl berg respectivamain da la Planira da la Linth fin en il Mesauc, ma senza la Val Puschlav. A la fin dal temp medieval era l’uvestgieu da Cuira dividì en otg decanats cun 183 pravendas. La pietusadad sa reflec tescha indirectamain en l’art sacral, en per duns ed en la liturgia. Menziun speziala tranter las claustras reticas dal temp medie val meritan quellas da Mustér, Mariamunt, Müstair, Faveras, Cazas, S. Gliezi, Curval da e S. Nicolai. Il chapitel catedral da Cui ra è attestà dapi l’onn 940. Lothar Deplazes Temp modern tempriv Sut l’uvestg Paul Ziegler era prorut in con flict avert, imminent dapi il temp medieval tardiv, tranter l’uvestgieu e la citad da Cui ra. La refurmaziun, introducida a Cuira enturn il 1525, aveva contribuì sia part a quest conflict. Ils Artitgels da Glion dal 1524 e dal 1526 avevan limità il domini episcopal a la Curt episcopala da Cuira (part declerada anc il 1514 exemta da la ci tad da Cuira tras l’imperatur Maximilian I), a la Fürstenburg en il Tirol, al signuradi da Grossengstingen en Svevia (vendì il 1717 a la claustra da Zwiefalten) ed a varsaquantas restanzas da ses anteriur domini secular en il Grischun, per exempel en la Val Müstair, a Vaz ed a Farschno. Ils members dal chapi tel catedral, restads a Cuira, avevan admi nistrà la diocesa durant l’absenza da l’uvestg en ils onns 1524–41 e garantì, sut circum stanzas disfavuraivlas, la survivenza da l’uvestgieu. La Lia da la Chadé, da quel temp anc prevalentamain catolica, aveva pretendì en ses Sis Artitgels, stipulads en oc casiun da la tscherna da l’uvestg Lucius Iter l’october 1541, ina vaira coadministraziun da la diocesa. L’approvaziun dals artitgels tras l’uvestg aveva garantì sia cuntinuitad ed effectuà il 1543 la renconuschientscha da la suveranitad episcopala sur la Curt episco pala a Cuira. Dapi il 1550 aveva ina maio ritad da las vischnancas grischunas adoptà la cretta refurmada. La coadministraziun seculara da la Lia da la Chadé è stada pia il pretsch, acceptà era da la Sontga Sedia, per la survivenza da l’uvestgieu da Cuira en la Republica dividida politicamain e confes siunalmain. Ils ulteriurs territoris da la dio cesa en il Tirol, il Vorarlberg, il Principadi dal Liechtenstein e la Val d’Ursera èn re stads catolics. Las emprimas tentativas d’ina refurma interna n’èn betg vegnidas interprendidas dals uvestg da Cuira: Carlo Borromeo ha visità il Mesauc (1581), ed ils emprims nunzis papals a Lucerna han fatg pressiun sin il chapitel catedral cun il sustegn dals tschintg lieus catolics da la Confederaziun. Pir l’uvestg Johannes V Flugi (1601–27) ha però procurà per las refurmas necessarias en il senn dal Concil da Trent: disciplina dal clerus, nominaziun da missiunaris cha putschins, consolidaziun da la cretta cato lica. Ils chaputschins èn reussids a revivifi tgar la vita religiusa en diversas pravendas bandunadas u mal pastoradas. A partir dal 1621 han operà, sut la protecziun da l’Au stria, chaputschins da la Germania dal Sid (Fidelis von Sigmaringen) en la Lia da las Diesch Dretgiras. En il Surmeir e Mesauc èn stads activs numerus missiunaris oriunds da las provinzas da Brescha e da Milaun. Suenter il 1640 èn pliras baselgias filialas vegnidas transfurmadas en praven das. Las recatolisaziuns, effectuadas durant il temp dals Scumbigls grischuns sut cir cumstanzas favuraivlas, èn però stadas da curta durada. L’intent d’eriger en Surselva, sut l’avat da Mustér, ina quasidiocesa cun 18 pravendas ha chattà l’opposiziun da l’uvestg il 1656 ed ha fatg uschia naufragi. La situaziun finanziala n’ha betg permess d’engaschar uvestgs auxiliars: ils uvestgs vi sitavan sezs lur diocesa. L’intenziun da recuperar il possess d’avant il 1524 n’è betg reussida: ni il Con tract da Lindau, conclus il 1622 sut pres Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden siun da l’Austria, ni ils 18 artitgels stipulads il 1623 tras il nunzi Alessandro Scappi n’han pudì restituir l’uvestgieu. Sut l’uvestg Johannes VI Flugi d’Aspermont (1636– 61) è sa stabilida la relaziun tranter las duas confessiuns oravant tut en consequenza dals stretgs contacts politics da las Trais Lias cun l’Austria. L’engaschament dals missiu naris chaputschins en l’intschess da lingua rumantscha ha permess da consolidar la confessiun catolica en las vischnancas cato licas e per part era en quellas confessiunal main maschadadas. Las relaziuns cun l’Im peri, interruttas en il 16avel tschientaner, èn puspè vegnidas stabilidas sut la protec ziun austriaca: a partir dal 1654 èn ils prin ziuvestgs da Cuira puspè sa laschads repre schentar a las dietas imperialas. L’emprova aventurusa d’occupar la Curt a Cuira cun forza militara, interprendida dal colonel Johann Peter Guler ils 18 da schaner 1656, ha chattà la ferma resistenza da la citad da Cuira refurmada. Las bunas relaziuns da las Trais Lias e da l’uvestgieu da Cuira cun l’Austria han manà ad in modus vivendi vers la fin dal 17avel ed en il 18avel tschien taner e garantì la stabilitad en fatgs confes siunals. Ils uvestgs n’han betg pli giurà ils Sis Artitgels dal 1541 e l’imperatur è sa la schà substituir a partir dal 1728 tras in cu missari a las tschernas da l’uvestg. Ils uvestgs da Cuira han fatg frunt senza suc cess a la baselgia naziunala illuministica da Joseph II en il Tirol ed en il Vorarlberg. Els han stuì acceptar la plipart dals dictats, tranter auter la liquidaziun da pliras clau stras. La tentativa austriaca da far da las parts da l’uvestgieu da Cuira en il Tirol ed en il Vorarlberg ina nova diocesa cun sedia a Feldkirch n’è dentant betg reussida. Il re schim ecclesiastic dal prinzi ha provocà cuntraversas era en il Principadi da Liech tenstein. Divers plans d’instituir in seminari dio cesan a Cuira n’èn betg vegnids realisads. Ils students da teologia dal Grischun han perquai frequentà dapi l’entschatta dal 16avel tschientaner surtut ils collegis dals gesuits a Lucerna ed a Friburg, ma era il Collegium Helveticum a Milaun (a partir dal 1579), il collegi dals gesuits a Dillingen (1610) ed il Collegi da S. Barbara a Vien na (1624). Il 1649 è vegnida fundada a l’in tern da la diocesa da Cuira il collegi dals ge suits a Feldkirch. La recepziun en il chapi tel catedral pretendeva in origin aristocra tic u in titel academic. La refurmaziun ave va provocà ina gronda perdita d’entradas ed il dumber dals canonis residenzials era sa diminuì. Ils statuts, decretads il 1598 tras il nunzi Giovanni della Torre, avevan fixà il dumber dals canonis catedrals (titu lars da las dignitads) a sis, ils ulteriurs 18 commembers dal chapitel catedral, che na residiavan betg a Cuira (extraresidenzials), avevan il dretg da participar a l’elecziun da l’uvestg. Il prevost vegniva provedì da la se dia apostolica, il decan elegì dal chapitel, il cantor ed il custos da l’uvestg. Ils Artitgels da Glion dal 1524 e 1526 avevan limità fer mamain l’influenza da las dretgiras dioce sanas. Il vicari general era a medem temp in canoni resident ed in uffiziant. El era en gaschà en il 16avel tschientaner mo tempo rarmain ed era entrà en uffizi pir en il 17avel/18avel tschientaner (puspè senza interrupziun). Il Vorarlberg, il Vnuost, il Mesauc, il Surmeir e la Surselva avevan mintgamai in vicari ch’exortava il clerus a la disciplina, infurmava la curia episcopala ed organisava conferenzas pastoralas. Pierre Surchat Lexicon Istoric Retic Il LIR cumpiglia bundant 3100 arti tgels (geografics, tematics, artitgels da famiglias e biografias) davart l’istorgia grischuna/retica e la Rumantschia. Editura: Fundaziun Lexicon Istoric Svizzer; versiun online: www.elir.ch; versiun stampada: www.casanova.ch u en mintga libraria. 26 Quotidiana vom 2.4.2015, Seite 27x.pdf GIEVGIA, ILS 2 DA AVRIGL 2015 Pastgas ei dapertut DAD URSICIN G. G. DERUNGS S criver aschia po parer naiv! Cu il Proxim Orient e l’Africa settentriuala brischan e rescan da purtar dapertut il fiug dil terrorissem dil Califat ded Al-Baghdadi, la Isis. De quei Al-Baghdadi ch’ha empriu siu mistregn ellas perschuns americanas digl Irak. En quei Irak ch’ei ius en tocca cun la davosa uiara e daventaus ina tauna per il terrur. T uttina, Pastgas ei dapertut, e duei era vegnir celebrau dapertut. Il terrorissem less ual ch’il mund renunziass a Pastgas ed emblidass che quei ei ina fiasta de pasch e d’empermischun de veta. El less ch’il mund emblidass che Pastgas ei dapertut. E de tuts. Cert, la cardientscha pascala ella levada de Jesus de Nazaret ha siu origin en in liug precis, ed ei ligiada ad ina historia precisa, de quei um ch’ha viviu el Proxim Orient, ella Palestina avon duamelli onns. Cun quella cardientscha ei Pastgas ligiada. Pastgas ei perquei buc ina «idea» neblusa senza temps e senza liug, ina fantasia che nescha da spiritualitads nundefinidas e nundefiniblas che savessen perquei era buca resister all’uiara ch’il terrorissem declara a tut quei ch’ei bi. P astgas ei dapertut e de tuts, perquei ch’ella transcenda era quella cardientscha sezza. Pastgas ei buca la proprietad ded ina religiun, ni ded ina confessiun. Quella fiasta ei buc ina proprietad cristiana. Ella ei buca serrada en in dogma. Il sulet privilegi cristian, sch’ins less schon discuorer de pri- vilegis, ei quel d’astgar annunziar che la levada de Jesus seigi de tuts. Pastgas transcenda era il liug de siu origin, sco quei ch’ella transcenda nies temps, gie schizun nies calender. Igl ei significativ che Pastgas croda buca sin in datum fix sco Nadal. Ina naschientscha succeda en in liug e dad in cert datum, aschia ch’ei veva in senn, schebi buca raschuns historicas, da fixar la naschientscha de Jesus sils 25 de december. Per Pastgas han ins anflau ina cunvegnientscha: l’emprema dumengia suenter l’emprema glina pleina de primavera. Las fasas della glina daventan aschia enzatgei sc’in criteri «super partes» per definir il «temps» de Pastgas. vv. 64–66). La risposta ei fetg articulada, sil funs della teologia de Tumasch d’Aquino, mo humanamein – vul dir, è senza referiment a Diu – adina actuala. Detg en moda scursanida: esser el dretg liug, emporta buca sch’igl ei pli ault ni pli bass, ni «cheu» ni «leu». «Ault» ni «bass», quei ein insumma categorias che vegnan neu dal dubius spért de rivalitads. La cardientscha metta Diu el giug e precisescha cul poet: «En sia voluntad ei nossa pasch» (v. 85). R esta denton ch’il carstgaun secuntenta buc e cala buca da desiderar. E duei è buca far quei! Quei ch’ins ei e quei ch’ins sa e duei esser – quei ei «il dretg liug», mo che quei ei in liug aviert, pér a formulaziun «Pastgas ei dapertut» anfla ina analogia, ina da contonscher. «Identitad», quei ei buc ina bastiun serrada si anocorrespondenza ed en in senn in viars e definida inaga per adina. Il ulteriur commentari el tierz cant carstgaun ei vivs – e perquei è pér dil Paradiso della Divina Commesin via, buc arrivaus. Sia identitad dia de Dante: «…ogni dove in cieei «avegnir», ed exista mo ensemen lo è paradiso» (vv. 88–89: …mintga liug en tschiel ei paradis). Dan- cun auters, tuts quels auters che san «restituir» a mintgin l’atgna te sesanfla cun Beatrice all’entschatta dil viadi el Paradiso, cheu fatscha ch’ins vesa sez mai. Mo en quei dar e retscheiver essan nus – el «tschiel della glina», il pli bass detg teologicamein – «en sia voscalem, concepius tenor il model luntad ch’ei nossa pasch», essan astronomic de lez temps. La danus el «dretg liug». Denton aschia monda de Dante ei enzaco tipica stuein nus era buc esser zatgei che per il patertgar human, memia human, buca madirau o. Numnada- nus essan buc. mein il patertgar el senn de rivaliein turnar, per finir, a Pastgas tads e de concurrenza. Ils evangelis ch’ei dapertut e de tuts. «Il raquentan ch’ei deva quei schizun dretg liug» per tuts. Ei dat, sco denter ils giuvnals de Jesus, numnadamein la damonda tgi che seigi detg, buca «proprietaris» de quella fiasta. Per tuts ei Pastgas era «aveil pli grond. El cant dil Paradiso gnir» viers il qual ils cartents camidamonda Dante: «Vus ch’essas nan ensemen cun biars auters cheu beai, desidereis vus buc in liug pli ault per veser pli bia ed es- ch’ein – sco els ein, era els en lur identitad aviarta – «el dretg liug». ser pli ‘amitgs’ de Diu?» (Par III, L La mai (cc) A T ras infurm abitadis e duas emn archeolog semen cu l’Universit fatschas p surbajegia glier las z tschna visc chombra l’onn 1964 struir chas dal Rain si vitg – in c fossas a c temp da fi l’engrondi «Unterem gic docum 2012, fasti dem temp collina Cre Per avai ad in accu connex cun turs han in da territor cun differ vegnì radio ras hectara calas (rada da èsi stà p terren enta strucziuns L Revisiun parziala da la lescha davart ils dis da paus publics Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden (cp) A denta da r gnids inolt cunter em Quels èn s siuns dal p das ha l’Ins connex cu ha ella pub stanza èn – che 2013 ve ils posts da tut 564 recl 2. ausgewählte Kolumnen aus den Lokal- und Regionalzeitungen Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Europas samt 35 000 Quadratmeter grosser Parkanlage im Bergdorf realisieren wollen. Doch auch für Visionen braucht es Businesspläne. K_Bündner Stattdessen wurden aus 200 Millio- Nicht einmal die Verfügbarkeit des Bodens, auf dem gebaut werden soll, scheint geklärt. Da kann man nicht anders als ratlos staunen. Tagblatt vom 28.3.2015, Sonderbar mutet auch Stoffels Äus- würde sich Letzteres wünschen, Ersteres ist anzunehmen. Luzi Bürkli ist Redaktor. Seite 2.pdf [email protected] Z U M S O N N TAG Die sanfte Macht ▸ N I K L AU S S C H U B E RT über Jesu Einzug in Jerusalem E s geht auf Palmsonntag zu, wo der Evangelist Jesus einen König nennt, der in Jerusalem einzieht. Ich sehe das Bild der Zürcher Malerin Helen Dahm vor mit, das bei meiner Mutter hängt, und erinnere mich an die Worte einer Betrachterin, die Jesu Ritt auf einer Eselin so kommentierte: «Wie feindselig die Stadt über Jesus aufragt.» Wenn ich an die Geschichte von Jesu Einzug in Jerusalem auf dem Rücken einer Eselin denke, bin ich irritiert. Unter einem König stelle ich mir etwas anderes vor. Als Schweizer ist mir zwar das Königtum unbekannt, ich weiss nur, dass ein König heutzutage viel kostet, nichts zu sagen hat und der Klatschpresse als Seitenfüller dient. Aber in der Zeit Jesu war «König» ein bekannter Begriff und verkörperte Macht und Einfluss. Der Evangelist Matthäus brauchte den Begriff des Königs für Jesus, um damit Jesu Machtfülle auszudrücken. Aber Jesus zieht nicht mit einem Pferd, sondern auf einem Esel in Jerusalem ein, und Matthäus nimmt bei der Beschreibung von Jesu Einzug in Jerusalem die Worte des Propheten Jesaja auf. Dieser hatte geschrieben: «Sein König kommt zu dir, sanft, und auf einem Esel reitend.» Das widerspricht den landläufigen Vorstellungen von der Macht eines Königs. Man fühlt sich an Auftritte eines Popstars eines oder einer Staatslenkenden erinnert, wenn es heisst: «Eine riesige Menschenmenge hatte auf dem Weg ihre Kleider ausgebreitet, einige schnitten Zweige von den Bäumen und breiteten sie auf dem Weg aus.» Anders herrscht ein von Ludwig Uhland beschriebener König: «Dort sass ein stolzer König, an Land und Siegen reich, er sass auf seinem Throne, so finster und so bleich; denn was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wut, und was spricht,ist Geissel, und was er schreibt, ist Blut.» Ein Blick ins vergangene Jahrhundert gibt zu denken und gibt der eingangs erwähnten Betrachterin des Bildes recht: Der Friedensnobelpreisträger Martin Luther King wurde ermordet, Hitler vom Volk gewählt. N I K L A U S S C H U B E R T ist Theologe. Er lebt in Davos Dorf. L E S E R B R I E F E Zum Hotel-Projekt in Vals und zur Wahl des Bauernpräsidenten Stoffel und 300 Mio. genügen nicht Ein wenig Verrücktsein mag ab und zu dem Leben sein gewisses Etwas geben. Doch wenn eine Dorfgemeinschaft betroffen ist, sind Besonnenheit und Integrität gefragt. Stoffel und Truffer präsentieren nun als Investoren ein Hotel-Projekt und wollen 300 Mio. Franken dafür berappen – notabene ohne Banken. Eine einfache Rechnung mit den vorliegenden Angaben genügt, um zu wissen, dass es sich um eine billige PR-Kiste handelt: 18 m x 31 m x 381 m = 212 598 m3 x 3000 CHF = 637 Mio. Die 3000 CHF/m3 sind bescheiden, angesichts der 5-SternTräume. Würde es nicht um Vals gehen, könnte man über diese Verrücktheit schweigen. Aber es geht um die Zukunft eines Dorfes. Die Politiker, Behörden und die Justiz in Graubünden sind gefragt. Die Verantwortung dem Stimmvolk zuzuschieben ist zu einfach. Luftschlösser benötigen bekanntlich keine Baubewilligun- gen, aber Vals vielleicht bald einen Wachtmeister Studer. PS: Die Gemeinde Vals gewährt Stoffels Priora ein Darlehen über acht Millionen – ungesichert. ▸ MARCEL MEYER, VALS Grossartige Vision oder Hirngespinst? Der Turmbau zu Vals wird momentan heiss diskutiert. Dabei gleicht Remo Stoffel immer mehr der alten Dame in Dürrenmatts Theaterstück. Jene war allerdings mit einem Opfer zufrieden. Herr Stoffel aber will ein ganzes Dorf. Skrupellos wird eine ganze Gemeinde dem Profilierungswahn von Einzelnen geopfert. Sie wollen sich ein Denkmal setzen, koste es was es wolle. Seit der Grossinvestor die Dorfjugend mit Chicken Nuggets und Bier gekauft hat, geht ein tiefer Graben durch das Dorf. Gewisse Leute grüssen sich nicht mehr, die Hotelübernachtungen sind seit den Wirren massiv gesunken, es geht wirtPressespiegel schaftlich bergab und es herrscht Katzenjammer. Die Akteure haben das einst prosperierende ZumthorProjekt an die Wand gefahren. Turm hin oder her, könnte man mit dem vielen Geld nicht etwas Besseres, Passenderes bauen – etwas für alle und nicht nur für Schwerreiche? ▸ LYDIA BAPST-JÖRGER, LUVEN/VALS CVP enttäuscht Die CVP Graubünden nimmt das Resultat der Wahl des Präsidenten des Bündner Bauernverbandes (BBV) enttäuscht zur Kenntnis. Der Kandidat der CVP, Curdin Capeder aus Cumbel, hätte dem Verband frischen Wind gebracht. Die CVP Graubünden freut sich aber über die Wiederwahl von Curdin Capeder in den Vorstand des BBV und gratuliert ihm herzlich dazu! Die CVP Graubünden wird sich weiterhin aktiv für die Landwirtschaft engagieren ▸ RETO CRAMERI, MEDIENVERANTWORTLICHER CVP GRAUBÜNDEN Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden K_EngadinerPost vom 28.3.2015, Seite 15a.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden K_PrättigauerHerrschäftler vom 28.3.2015, Seite 13.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden K_Quotidiana vomGIEVGIA, 2.4.2015, Seite 27.pdf ILS 2 DA AVRIGL 2015 indemnisanova lingia ziun (tud.) (latin) citad en Russia s PLAID PER LA DUMENGIA s s 7 chemic nichel w ad per oactiv segn d‘auto per l‘Austria s s emprim vocal da l‘alfabet 2 flum en Svizra Centrala s w N A K A N A E U R O P O L L P I S T O L A A T E T L A T U R S A C A O N A L A DM D A U N A N A L E S N L T O B O E A L A R D L C B A U T O N D I D A E R S I R A R N E O E L E A R S A N D R O T N I D O A N La crusch vegn – mo buca persula L DA FR. SILVIO DERAGISCH, CAPUTSCHIN, TUMEGL C ons da nus portan il segn dal la crusch entuorn culiez! Ei quei mo moda, ni ei quei era in confess? Saver confessar era la do lur e la mort ell’atgna veta, quei ei nuota aschi lev. In cuort text d’in autur nunenconuschent sa gidar nus da capir il simbol dalla crusch in tec pli profund. L hliaziun da la cruschera s 6 da mars 2015 L E V E N T 27 S T E F A N O 5 oluziuns dal legn cruschà èn d’in n ils 30 d’avrigl 2015 a la: acziun La Quotidiana, Via erau 32, 7007 Cuira u per mail a l’adressa redacziun@laquoti h redacziun da La Quotidiana scha a lecturas e lecturs bun ment e buna fortuna a la tscher la solu ziun da la cruschera tada. Redacziun La Quotidiana a crusch cun siu lenn ensi ed engiu unescha il mund ed il tschiel. Enras quella uniun restan dolur e mort, per quel che sa crer, buca mo ina caussa da quest mund. Bein pitescha il carstgaun. Mo el astga era sefidar che la crusch cheu sin tiara vegn buca persula sur da nus. Ei vegn era adi na quel che penda vid la crusch, Jesus da Nazaret. L a crusch cun siu lenn envi ed en neu cumpeglia vargau e futur. Contas vulneraziuns porta scadin carstgaun en sesez dapi l’affonza! E mirein nus oz viaden el futur fa la si tuaziun en nies mund malruasseivel e plein disgrazias ed uiaras tema. Era gl’affon Jesus ha dall’entschatta dalla veta cheu sin tiara sentiu il stuschau ora dalla cuminonza cun nescher en ina paupra casa avon ils mirs da Bet lehem. Ed era suenter sia levada da mort en veta ha el profetisau a ses giuvnals buca mo bi e bien, mobein era stuer pitir en num da sia buna nuviala. a crusch cun siu lenn che va sin tuts mauns embratscha ils vivs ed ils morts. Sco misericordei vel bab ella semeglia, che embra tscha siu fegl che retuorna puspei a casa, aschia stenda era il crucifigau o sia bratscha enviers il malfa tschent che roga Jesus per perdun. Quei muossa a nus che Dieus ei entras siu fegl Jesus Cristus pli gronds che tutta cuolpa. EL offere scha al carstgaun l’embratschada a vivs e morts – e nus carstgauns cheu sin tiara envida el d’acceptar quella embratschada. H endry Spescha da Domat ha relaschau a nus 1958 ils suandonts plaids: En tes mauns Nus curdein en Tes mauns Bab en tschiel e sin tiara ed essan salvai. Nus clamein si tier Tei dal profund dalla tiara ed essan spindrai. Nus cartein enten Tei. En Tes mauns nus ensiara! Nus essan semtgai. V enderdis sogn. Sogns ei quei di perquei che Dieus fa nus sogns e salvs entras il pitir e murir da siu fegl Jesus. Ord quella per spectiva savein nus celebrar oz, venderdis sogn, cun tutta per schuasiun la liturgia dalla crusch. Ord quella perspectiva savein nus purtar sco confess ina pintga crusch entuorn culiez. OVITADS WWW.RTR.CH O da Transocean ha udagnà il pli bler ger da Transocean, Steven Newa gudagnà l’onn passà 14,2 mil nunspetgà ha era gì influenza sin las aczias. fegl ha descrit quel, uschia in pledader da Lur valita è s’augmentada per 8,8%.Pressespiegel la polizia. Dapli na vul la polizia betg com munitgar or da «raschuns tacticas da re Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden tschertga». In procuratur public ha inter rogà il delinquent probabel. In mort ed otg blessads en Svizra tras 3. Themen aus überregionalen Zeitungen NZZ, RP und Zeit Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden , die ich nach Kräften und so lange wie mögmeiner Erinnerung zu speichern suche – wenn ich eigentlich glaube, dass man Freude erinnern kann. Sie ist dem Vergessen geDenn aus irgendeinem unerklärlichen bewahrt unser Gedächtnis Leid und Kumnd käut sie genüsslich wieder, während smomente sich bald einmal im Nichts aufAls wäre das Glück seiner Natur nach zerch, kurzlebig, geneigt, mit dem ersten Winduf und davon zu fliegen, während die Trauer uerhaft niederlässt und Wurzeln schlägt. ......................................................................................... Eseddin, 1976 im Nildelta geboren, ist Schriftstellerin und in. Auf Deutsch ist ihr Roman «Hinter dem Paradies» erhältüngstes Werk, «Jabal al-zumurrud», erschien 2014. – Aus ischen von as. ähne Madrid auf den Cervantes-Effekt ch wenn er und seine Mitarbeiter kaum weieweise brauchten. rund einem Jahr machten sich Archäoloorensiker und Historiker unter internationaufsehen daran, die genaue Stelle des Grabes hen. Zum Einsatz kamen unter anderem ein dargerät und eine Endoskopie-Kamera. ggeber und Träger des rund 115 000 Euro Projektes war die Stadt Madrid, die zuvor mit dem Orden und dem Erzbistum verhanatte. Die Nonnen fürchteten, sie würden in Klausurleben gestört und müssten die Knoegen ihren Willen freigeben. Mit Recht, beKommentatoren. Sie nannten die Suche Cervantes-Zirkus» oder forderten dazu auf, der Schlagzeilen das Werk des Universalzu lesen. Die Stadt habe nur die Absicht, das des Dichters kommerziell zu nutzen und als ouristische Attraktion zu vermarkten. ge es nach der Stadtverwaltung, stünde am ril 2016 tatsächlich alles bereit für den ern weltweiten Andrang der Cervantes-Fans. die Krypta mit der Grabnische ist Eigentum initarierinnen-Ordens. Nun laufen erneut ndlungen über die künftige Präsentation des s, einen öffentlichen Zugang und die Verteier Einnahmen. Das Viertel, in dem das Klosht, ist als «Literaturviertel» bekannt. Wähes Siglo de Oro, des spanischen Barockzeitund danach lebten dort ausser Cervantes so ge Autoren wie Quevedo, Gongora, ´ Caldela Barca oder Lope de Vega. Spaniens Kulister Jose´ Ignacio Wert träumt bereits von nden wie in Stratford-upon-Avon: «Das wird Stadt beleben wie Shakespeares Grab, das ulturellen Pilgerstätte Englands geworden Cervantes, seinerzeit in Armut gestorben, ne grosse Feierlichkeiten bestattet worden. tun, je nachdem, wie viel Druck unsere Fingerkuppen ausüben oder wie oberflächlich sie über die Dinge hinwegfahren. Die Ausstellung macht bewusst, wie viele Übersetzungsmöglichkeiten es gibt. NZZ Vielleicht besteht die Grundlage von55.pdf Vervom 28.3.2015, Seite ständnis ja darin, zu akzeptieren, wie schwierig es ist, auch nur annähernd «fast» dasselbe zu sagen. Presque la mˆeme chose, La Kunsthalle Mulhouse. Bis 10. Mai 2015. Fussball in Basel, missraten uha. V Wären die Ausstellungsmacher Fussballspieler, müsste man ihnen die rote Karte zeigen. Ihre Schau zum Thema Fussball ist etwa so missraten wie Marco Strellers legendärer Strafstoss gegen die Ukraine an der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Nur hatte der junge Basler damals keine Zeit zum Überlegen. Was nur hat das Historische Museum Basel, in der Schweiz immerhin eines der führenden öffentlichen Häuser für Vergangenheitsvermittlung, dazu bewogen, in der Barfüsserkirche eine derart ahistorische und oberflächliche Schau zu präsentieren, deren Ästhetik unweigerlich an die Werbebilder von Uefa und Fifa erinnert? Will man einen Teil des Besucherstroms des St.-Jakob-Parks ins Museum umleiten? Man sieht in der internationalen Koproduktion, die für den Basler Standort mit Material zum FC Basel angereichert worden ist, vor allem Spieler in Siegerpose und entzückte Fans. Pflichtschuldig werden das Problem der Gewalt und die Kommerzialisierung angeschnitten. Unter Letzterer verstehen die Kuratoren nicht mehr als die Werbespots der Ausrüsterfirmen, die man sich nochmals anschauen kann. Die Geschichte der Fan-Kulturen dagegen, der Spieltaktiken, des globalisierten Spielermarkts, der Trainingsmethoden, der sozialen Herkunft des Publikums, ferner Themen wie Doping, Frauenfussball, Männlichkeit, Regionalismus, Nationalismus und Homoerotik und so weiter – keine Spur davon. Nur einen Gedanken hat sich die Ausstellung gemacht: Sie vertritt die altbekannte und ausgereizte These, dass der Fussball eine Religion sei. So sieht man also immer wieder betende Fans und Spieler, die den Blick zum Himmel richten, einen neapolitanischen MaradonaAltar, prächtige neue Stadien, die eigentlich «Kathedralen» seien, und Fan-Friedhöfe (ja, die gibt es tatsächlich). Dass die Ausstellung in einer umgenutzten Kirche untergebracht ist, ändert jedoch nichts daran, dass die Analogie nicht trägt: Anders als der Gläubige von seinem Gott erhofft sich der Fan von seinem Klub weder das ewige Leben noch Gesundheit. Er wünscht sich, dass sein Team Glück hat und gewinnt. Gott hat Support nicht nötig. Historisches Museum Basel, Barfüsserkirche: Fussball – Glaube. Liebe. Hoffnung. Bis 16. August 2015. KUNST- UND ARCHITEKTURREZENSIONEN Aktuelle Besprechungen auf NZZ.CH. www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/kunstÂarchitektur/ Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 58 Wissen NZZ vom 29.3.2015, Seite 58.pdf NZZ am Sonntag 29. März 2015 Heilige Sünderin Sie liebte das Leben, wurde vom Papst als sittenlose Nonne beschimpft und später zur Heiligen erklärt. Vor 500 Jahren wurde die erste Kirchenlehrerin Teresa von Ávila in Spanien geboren. Von Nina Streeck U nzüchtig sei sie, fröne ihren «ausschweifenden Gelüs ten», diese «schmutzige und sittenlose Nonne»: Was Papst Gregor XIII. 1578 über Teresa von Ávila sagt, denken seinerzeit viele kirchliche Würdenträger. Die Inquisition verfolgt das Wirken der spanischen Ordens frau misstrauisch, der Ordensgeneral, ihr Vorgesetzter, will sie in die Verbannung schi cken. Keine 45 Jahre später, 1622, erklärt Gregor XV. sie zur Heiligen; 1970 ernennt Papst Paul VI. sie zur Kirchenlehrerin, als erste von vier Frauen, denen ein prägender Einfluss auf die katholische Theologie zuge standen wird: eine besondere Ehre. Heiligkeit hat die junge Teresa weniger im Sinn, als sie sich zum Eintritt ins Kloster ent schliesst, sondern durchaus auch den Wunsch, einer Ehe – und damit der Unter werfung unter einen Mann – zu entgehen. Sie fürchte die Heirat, wird sie in ihren Lebens erinnerungen schreiben, das Bild ihrer Mut ter vor Augen, die als 14-Jährige heiratet und 20 Jahre später stirbt; da hat sie zehn Kinder zur Welt gebracht. Teresa, geboren vor 500 Jahren, am 28.März 1515, ist ihr drittes. Ehe oder Kloster? Als Nonne zu leben, erscheint Teresa ebenfalls nicht sehr ver lockend. Wie die Mutter verschlingt sie begeistert Ritterromane, sie ist lebenslustig, schminkt sich gerne. Zwar ist sie als neunjäh riges Mädchen mit ihrem Lieblingsbruder Rodrigo von zu Hause ausgerissen, um im Land der Mauren als christliche Märtyrerin zu sterben, sie hat mit ihren Freundinnen gespielt, Einsiedlerin zu sein – doch sind das bloss typische Kinderspiele damals; Ehre und Rechtgläubigkeit werden Anfang des 16.Jahrhunderts in Ávila hochgehalten. Als der Vater, ein adliger Kaufmann, die 16-Jäh rige nach dem Tod d er Mutter als Schülerin ins Augustinerinnenkloster schickt, wird sie bald krank und muss zum Vater heimkehren. Innere Zerreissprobe Vom geistlichen Leben fühlt sie sich angezo gen und abgestossen zugleich, leidet Gewis sensqualen und sieht sich als Sünderin. Ein einhalb Jahre schwankt sie, ob sie Nonne werden soll. Schliesslich will sie sich «zum Eintritt zwingen», obwohl sie den endgülti gen Schritt als «Gewalt gegen mich selbst» empfindet, wie sie später schreibt. In einer Novembernacht im Jahr 1535 schleicht sie sich von daheim fort, denn der Vater hat Angst um ihre Gesundheit und möchte sie nicht gehen lassen. Sie wählt das Kloster zur Menschwerdung in Ávila, weil dort schon ihre beste Freundin lebt. Obwohl Teresa nun zum Klosterleben fest entschlossen ist, bleibt sie innerlich lange Jahre zerrissen. Erst mit fast 40 Jahren wird sich das ändern. Im Menschwerdungskloster gehört Teresa zu den Bessergestellten, hat eine eigene Wohnung und Bedienstete. Viele adlige Familien aus Ávila bringen ihre Töchter dort Leben wie Eremiten In einem Wohnhaus in Ávila gründet Teresa 1562 das erste Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen. Sie und ihre Mitschwestern wollten zur Ordensregel der Karmeliten zurückkehren, welche bereits die Eremiten auf dem Berg Karmel im 13. Jahrhundert befolgt hatten. (nst.) unter, wenn sie sich nicht standesgemäss verheiraten lassen. Die Nonnen leben nicht in Klausur, sondern empfangen Besucher und dürfen das Kloster auch verlassen. Teresa ist beliebt, hat viele Freundinnen, beteiligt sich rege an Klatsch und Tratsch – und leidet doch unter der «Zerreissprobe, die daher kam, dass ich gleichzeitig mit Gott und der Welt verkehren wollte». Wieder wird sie krank, schlimm diesmal. Die Ärzte wissen keinen Rat, Teresa fällt in Ohnmacht, wird schon für tot gehalten. Als sie nach drei Tagen wieder erwacht, ist sie gelähmt. Es dauert Jahre, bis die Lähmungen ganz ver schwinden; an ihrem inneren Zwiespalt ändert sich nichts. Zwar vernimmt Teresa einen hartnäckigen Ruf Gottes und fühlt sich zum inneren Gebet hingezogen, doch locken auch die angenehmen Seiten des Kloster lebens. Freiheit im Kloster Unerwartet kommt schliesslich die Wende. Wegen eines Festes ist im Kloster eine Skulp tur des leidenden Jesus aufgestellt. Für Teresa wird der Anblick zu ihrer ersten mys tischen Erfahrung, zahllose werden folgen. Heute gilt sie als grösste christliche Mystike rin: «Aufgelöst in Tränen, warf ich mich vor ihm nieder und flehte ihn an, mir ein für alle Mal die Kraft zu geben, ihn nicht mehr zu be leidigen», schreibt Teresa. Von da an ist alles anders. Die weltlichen Vergnügungen sind nun belanglos, sie verlässt sich ganz auf Gott, und das innere Gebet wird ihr lebenswichtig: «Den Weg zu verlieren, bedeutet nichts an deres, als vom inneren Beten abzulassen.» Sie sucht Beistand, einen geistlichen Begleiter, mit dem sie über ihre Erfahrungen reden kann. Ihr fällt es schwer, in Worte zu fassen, was sie erlebt. Ein Engel habe ihr Herz mit einem goldenen Pfeil durchbohrt und sie «ganz und gar brennend vor starker Gottesliebe» zurückgelassen, schreibt sie und spricht von den «Augen der Seele». Bei ihren Gesprächspartnern stösst sie teils auf Verständnis, teils auf Unverständnis – doch nichts mehr kann sie beirren. Mit einigen Mitschwestern heckt sie die Idee aus, ein neues Kloster zu gründen. Eines, in dem sie ein gottgemässes Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen können, nicht abge lenkt durch weltliche Versuchungen wie im Kloster zur Menschwerdung: in Stille, arm, und ohne Schuhe, wie es die Bettelmönche vorgemacht hatten. Im Gebet wird Teresa klar, dass sie den Plan umsetzen muss. Als sich die Nachricht verbreitet, halten die meisten in Ávila sie für verrückt oder lachen sie aus. Und sie misstrauen der Sache: eine Gemeinschaft von Frauen, von der Aussen welt abgeschirmt lebend? Ohne finanzielle Absicherung? Würden sie, die Bürger Ávilas, die Nonnen nicht durchfüttern müssen? Listig plant Teresa die Gründung. Zwei Mitschwestern geben ihre Mitgift, ihr Bruder Lorenzo spendet weitere Gelder, die jüngste Schwester Juana und ihr Schwager kaufen ein Haus, angeblich, um es selbst zu bezie hen. Einige Ordensmänner unterstützen ihr Vorhaben und verhelfen ihr zu einer päpst lichen Genehmigung. Als die Renovierung des Hauses abgeschlossen ist, verlässt Teresa am 24.August 1562 mit vier Mitschwestern heimlich ihr altes Kloster und zieht in das neue Haus ein. Sie feiern eine Messe, errich ten ein Tabernakel. San José soll das Kloster heissen, «unbeschuhte Karmelitinnen» nennen sich die Schwestern. In Ávila herrscht grosse Aufregung. Aufge brachte Bürger werfen Steine gegen die Tür, die Schwestern werden beim Rat der Stadt angezeigt, Teresa muss unverzüglich ins alte Kloster zurückkehren. Monatelang liegen sich Teresa und ihre Helfer mit den Männern Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden der Stadt in den Haaren. Teresa bleibt stur – und darf schliesslich zurück in ihr neues Kloster. Zwar leben die Schwestern in Armut, in kleinen Zellen mit Strohsack, Wasch schüssel und Bücherbrett, doch für Teresa bedeutet ihr neues Leben Freiheit: von Stan desdünkel, Prestige, Titeln, Ehre, Konventio nen – und von der Bevormundung durch andere, vornehmlich Männer. Zeitlebens ärgert es sie, als Frau in Kirche und Gesell schaft nicht mitwirken zu dürfen wie ein Mann: «Aber es wird die Zeit kommen, da man starke und zu allem Guten begabte Geis ter nicht mehr zurückstösst, nur weil es Frauen sind», hofft sie. Abends bringt sie ihre Gedanken über Geistliches zu Papier, obwohl sie Gefahr NZZ vom 29.3.2015, Seite 59.pdf AKG IMAGES Gesunde... Fortsetzung von Seite 57 Die Mystikerin Teresa von Ávila wurde am 28. März 1515 geboren. Gegen den Widerstand der Kirche und von der Inquisition bedroht, gründete sie ein eigenes Kloster, das der «unbeschuhten Karmelitinnen». Am 27. September 1970 wurde sie zur ersten Kirchenlehrerin der katholischen Kirche ernannt. und Schlaganfall gelten. Wer dagegen Kohlenhydrate in der Ernährung reduziert, kann mit sinkenden Blutfettwerten rechnen. Uns mit diesem Umstand zu arrangieren, wäre ganz einfach. «Wir müssten uns nur wieder so ernähren wie in den 1960er Jahren. Diese Massnahme alleine würde den Leuten helfen, ihre Pfunde zu verlieren», sagt Teicholz. Das bestätigt die Wissenschaft. Fütterungsversuche zeigen, dass Tiere, die dreissig oder mehr Prozent ihres täglichen Kalorienbedarfs mittels Kohlenhydraten deckten, dick wurden. Senkten die Forscher die Tagesdosis jedoch auf fünfzehn Prozent oder weniger, waren sie normalgewichtig. «Es ist schwierig zu sagen, warum das so ist», sagt Christian Wolfrum vom Institut für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit der ETH Zürich. Fest steht auch, dass die Theorie von den bösen gesättigten Fetten wissenschaftlich nicht haltbar ist. «Die Idee, dass ihr Konsum zu Herz-Kreislauf-Krankheiten führt, konnte nicht bewiesen werden», sagt Teicholz. «Gesättigte Fettsäuren an sich sind nicht schlecht», sagt auch Wolfrum. Wer sie aber teilweise durch die in Pflanzen und in Fisch vorkommenden ungesättigten Fettsäuren ersetzt, lebt gesünder. Darum präzisiert Wolfrum: «Im direkten Vergleich schneiden ungesättigte Fettsäuren besser ab. Die wirken sich günstig auf den Metabolismus aus.» Wie genau sie das machen, ist noch unklar. Ihre Wirkung entfalten sie jedoch nur, wenn sie im Originalzustand daherkommen. «Der regelmässige Konsum von Fisch steigert die Lebenserwartung, aber ob die Einnahme von Fischöl-Kapseln dazu führt, ist unbekannt», sagt Ristow. Nach einem halben Jahrhundert der intensiven Forschung gibt es erstaunlich wenige gesicherte Fakten über die gesundheitlichen Auswirkungen der Ernährung. Das liegt mitunter am komplexen Aufbau der täglichen Nahrung und den noch komplexeren Vorgängen innerhalb unserer Körpers während der Verdauung und der Aufnahme. Am besten wäre es, wenn man einer Gruppe Menschen zehn Jahre lang jeden Tag nur Kohlenhydrate, der zweiten Gruppe nur Fleisch und der dritten nur Fisch vorsetzen würde. «Aber so etwas hält niemand durch. Ausserdem wäre das ethisch nicht vertretbar», sagt Wolfrum. Darum lassen sich beim Menschen durch Studien meist nur Korrelationen aufzeigen. Kausale Zusammenhänge herzustellen, ist dagegen fast unmöglich. Ebenso unsicher ist die Faktenlage beim Cholesterin. Es gilt gemeinhin als ein Verursacher des Herzinfarktes. Darum war unter anderem in den Ernährungsempfehlungen der USA und der Schweiz jahrzehntelang eine Obergrenze von 300 Milligramm (rund zwei Eier) pro Tag festgesetzt. Wer mehr 59 davon zu sich nehme, schaufle sich sein eigenes Grab. Inzwischen zeigte sich jedoch, dass der Konsum von cholesterinhaltigen Nahrungsmitteln wie Eiern, Butter oder Käse den Cholesterinwert im Blut nicht ansteigen lässt. «Der Körper reguliert die Aufnahme selbst und blockt es bei Bedarf schon an der Darmwand ab», sagt Wolfrum. Das hat im Februar auch das Gesundheitsdepartement der USA eingesehen. In seiner neusten Ernährungsempfehlung kippt es die Tageslimite und schreibt stattdessen: «Cholesterin ist ein für die Überkonsumierung unbedenklicher Nährstoff.» In den Schweizer Ernährungsempfehlungen hat sich diese Erkenntnis fast unbemerkt von der Öffentlichkeit bereits 2012 im 6.Schweizerischen Ernährungsbericht durchgesetzt. Dort heisst es: «Aus wissenschaftlicher Sicht kann keine konkrete Beschränkung der Zufuhr von Cholesterin in mg/Tag empfohlen werden.» Grossmutter hat es schon immer gewusst. Und auch bei Margarine lag sie richtig. Sie hat den Butterersatz nämlich nie gegessen. Lange Zeit war das tatsächlich nicht zu empfehlen. Denn Margarinen enthielten bis vor einigen Jahren noch die sogenannten Transfette. Sie entstehen als Nebenprodukt, wenn Pflanzenöle chemisch so verändert werden, dass sie bei Raumtemperatur fest sind. In den letzten Jahren hat sich der Verdacht bestätigt, dass Transfette Arterienverkalkung und Typ-2-Diabetes fördern. Darum ist in der Schweiz gesetzlich festgelegt, dass Öl- oder Fettprodukte nicht mehr als 2 Prozent künstlich erzeugte Transfette enthalten dürfen. Die hiesigen Margarine-Produzenten setzen stattdessen feste Bestandteile aus Palmöl ein. In den USA sind Transfette inzwischen ebenfalls verboten. Die Industrie setzt beim Ersatz jedoch nicht auf ein Naturprodukt, sondern weiterhin auf die chemische Umwandlung von pflanzlichen Ölen. Mit einem alternativen Verfahren entstehen dabei sogenannte interesterifizierte Fette, die bei Zimmertemperatur hart sind. Ob sie negative Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben, ist noch nicht untersucht. Damit bleibt die Margarine auch in Zukunft ein umstrittenes Nahrungsmittel. Die bescheidene Erkenntnis von jahrzehntelanger Ernährungsforschung lautet also wie folgt: Grossmutters Küche ist die beste. Oder, wie es die Bestsellerautorin Nina Teicholz formuliert: «Esst, was ihr all die Jahre vermieden habt: Butter, Eier, Käse, Fleisch. Diese Nahrungsmittel machen satt, und sie sind gesund.» In den letzten Jahren hat sich der Verdacht bestätigt, dass Transfette Arterienverkalkung und Typ-2Diabetes fördern. So isst man gesund Sechs Regeln, die als gesichert gelten Kalorienzufuhr Wer dem Körper mehr Kalorien zuführt, als er verbraucht, nimmt zu. Übergewicht In Kombination mit regelmässigem Ausdauersport ist etwas Übergewicht nicht schlimm, sondern wirkt HerzKreislauf-Erkrankungen entgegen. Speiseplan Ein abwechslungsreicher Speiseplan ist besser als eine einseitige Diät. läuft, die Aufmerksamkeit der Inquisition auf sich zu ziehen, die solche Schriften verbietet, besonders wenn sie in Volkssprache und von einer Frau ohne Studium verfasst werden. Berühmt wird ihre Schrift «Die innere Burg», in der sie beschreibt, wie nach Durchschreiten von sieben Wohnungen der Seele im eigenen Innersten Gott zu finden ist. Endlich findet sie die Stille, die sie in ihrem alten Kloster vermisst hat. Doch allzu lange währt die Ruhe nicht. 1567 fordert der Ordensgeneral der Karmeliten sie auf, weitere Klöster zu gründen. Sie macht sich auf den Weg und erschafft bis zu ihrem Tod 1582 15 Frauenund 16 Männerklöster in Spanien. Dies, obwohl sie immer wieder krank ist, wohl auch psychisch – sie spricht selbst von «qualvoller Melancholie» und «schwärzester Dunkelheit in der Seele» –, und obwohl sie unter Kirchenleuten nicht nur Freunde hat. Zuletzt gelingt es ihr und ihren Freunden auch, den Papst zu überzeugen. Zwei Jahre nachdem Gregor XIII. Teresa als «sittenlose Nonne» verunglimpft hat, erlaubt er, dass sich die unbeschuhten Karmeliten von den beschuhten ganz lösen und eine eigene Ordensgemeinschaft bilden. Literatur: Alois Prinz, Teresa von Ávila. Die Biografie, Berlin 2014. Linda Maria Koldau, Teresa von Ávila: Agentin Gottes 1515–1582, München 2014. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Mediterrane Ernährung Eine mediterrane Ernährung wirkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegen (Olivenöl, Nüsse, Fisch, Gemüse, Früchte und etwas Wein). Fisch Fisch ist gesund und verringert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Cholesterin Cholesterinreiche Ernährung erhöht das Risiko von Herz-KreislaufErkrankungen nicht. Neuö Zürcör Zäitung EINMAL UM DAS LEBEN GEREIST NZZ vom 30.3.2015, Seite 33.pdf Zum Tod des schwedischen OSTERFESTSPIELE BADEN-BADEN OPERNHAUS ZÜRICH Ein «Rosenkavalier» ohne Lebenstiefe zum Auftakt «Giselle» – ein Ballett romantischer Geisterbräute Dichters Tomas Tranströmer Vertieftes Master-Studium als Spezialität Feuilleton, Seite 34 Feuilleton, Seite 34 Feuilleton, Seite 35 Seite 41 CAMPUS Das Kopftuch und die Freiheit der Frauen Der Entscheid des deutschen Bundesverfassungsgerichts ist ein falsches Signal. Von Necla Kelek Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat kürzlich pauschale Kopftuchverbote für Lehrpersonen in öffentlichen Schulen für verfassungswidrig erklärt – und so dafür gesorgt, dass ein alter Streit wiederaufflammt. – Die Soziologin Necla Kelek nimmt Stellung. Das deutsche Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat entschieden, dass das Grundrecht auf Glaubensfreiheit es auch Lehrerinnen in öffentlichen Schulen grundsätzlich erlaubt, aus religiösen Gründen ein Kopftuch zu tragen; Verbote dürften nur in konkret zu prüfenden Einzelfällen ausgesprochen werden. Mit seinem Beschluss hat das Gericht in die Debatte darüber, welcher Islam zu Deutschland gehört, eingegriffen. Und es hat, wie Regina Mönch in der «FAZ» schreibt, die Debatte «ausgerechnet in jenen Teil des öffentlichen Raumes verlegt, in dem gerade nicht offen und fair und folgenlos darüber gestritten werden kann: in die Schulen». Auch Alice Schwarzer in der «Emma» oder Andrea Seibel in der «Welt» empören sich darüber, auf diese Weise ein «Symbol der Unfreiheit» zu legitimieren. Manche männliche Kommentatoren wie Heribert Prantl («Süddeutsche Zeitung») sehen es hingegen ähnlich wie Ali Kizilkaya, Vorsitzender des konservativen deutschen Islamrats, der sagte: «Eine kopftuchtragende Lehrerin ist ein positives Rollenmodell für muslimische Mädchen.» Prantl schreibt: «Wenn eine muslimische Lehrerin, die für diesen Staat und seine Grundordnung einsteht, ein Kopftuch trägt – dann ist das eine gute Botschaft.» Vertreter der Linkspartei begrüssen den Richterspruch ebenso wie die Alternative für Deutschland (AfD) als «klug», während die Sozialdemokraten sich über dessen Einschätzung streiten und die CDU ihn kritisiert. Schlag ins Gesicht Für mich ist dieser Entscheid ein Schlag ins Gesicht aller muslimischen Mädchen, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen. Die Entscheidung ist lebensfremd, weil sie vorgibt, tolerant gegenüber Religionen zu sein, dabei aber den Schutz von Frauen und Kindern vernachlässigt. Es bestärkt die konservativen und reaktionären Kräfte im Islam, die behaupten, das Kopftuch sei die einer muslimischen Frau angemessene oder vorgeschriebene Kleidung. Es ist wie Asche im Mund, aber der Jahrzehnte währende Streit um das Kopftuch ist aus mehreren Gründen eine Art Lackmustest für die Reformfähigkeit des Islams. Das Gericht mischt sich zudem in die innermuslimische Debatte um die Frage ein, ob die Verschleierung eine Propheten- oder eine Pascha-Tradition ist. Selbst diejenigen, die den Koran wörtlich nehmen, finden im Koran keine eindeutigen Verse für die Verschleierung. Der die Brust schützende Schleier, als nächtlicher Schutz der Frauen des Propheten gegen übergriffige Männer empfohlen, ist längst das Manifest der Apartheid, ein besitzanzeigendes Stück Stoff geworden. Liberale muslimische Frauen in aller Welt wehren sich gegen diese Bevormundung. Doch das Gericht hat sich auf die Seite der konservativen Männer geschlagen und fällt damit diesen Frauen in den Rücken. Angesichts dessen, dass sich Schüler und Eltern – wie ein anderer höchstrichterlicher Entscheid vor zwanzig Jahren besagt – gegen Kruzifixe an den Wänden von Klassenzimmern aussprechen können, erscheint der neue Karlsruher Beschluss verstörend. Zumal es um einen Ort geht, an dem der Staat Kindern Freiheit, Selbstverantwortung und Gleichberechtigung nahezubringen hat. Die Befürworter des Urteils verweisen auf die vorgebliche Freiheit der Frauen, sich kleiden zu dürfen, wie sie wollen. Sie argumentieren für Toleranz – in Verkennung der autoritativen Texte, der Geschichte und der islamischen Tradition. Das Kopftuch ist in muslimischen Ländern wie Saudiarabien und Iran Zwang und zu keiner Zeit und nirgendwo ein Zeichen von Emanzipation oder Freiheit gewesen. Wer meint, das Kopftuch sei eine Mode, sollte auch zur Kenntnis nehmen, dass die Befreiung vom Kopftuch in muslimischen Ländern seit mehr als hundert Jahren ein Kampf um Frauenrechte war und ist. Das Kopftuch sei nicht, so Heribert Prantl, «aus gefährlichem Stoff», sondern nur «ein kleines Bekenntnis, ein religiöses Symbol». Ja, das stimmt, Führt das Kopftuch in Schulen zur Konfliktverschärfung? Blick in die Turnhalle einer Berliner Haupt- und Realschule. es ist ein religiöses Symbol, aber nicht annähernd so harmlos, wie Prantl meint. Die negative Wirkung der Verschleierung auf das gesellschaftliche Miteinander wird bagatellisiert, ist aber gewiss. Ich behaupte: Je mehr Frauen Kopftuch tragen, desto weniger werden sie ihr eigenes Leben führen, berufstätig und selbständig sein können. Von den politischen Funktionsträgerinnen, die ihr Kopftuch als Uniform tragen und vor die Gerichte ziehen, einmal abgesehen. Indizien Für Deutschland kann ich die negativen Auswirkungen nicht beweisen, weil es keine Studien dazu gibt. Ich kann nur mit einer kleinen Beobachtung dienen. Vor zwei Wochen habe ich in einem Nachhilfeprojekt in Berlin-Neukölln mit einem Dutzend türkischer und arabischer Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren über ihre Zukunftsaussichten gesprochen. Alle gingen noch zur Schule und äusserten den Wunsch, eine Ausbildung zu machen oder zu studieren. Aber fast alle waren sich darüber im Klaren, dass dies nur ein frommer Wunsch bleiben wird. Sie sahen ihre Zukunft eher so: Sobald sie etwa 16 sind, werden die Väter sie von der Schule nehmen, sie werden einen Cousin oder einen von den Eltern ausgewählten Mann heiraten. Dann werden sie Kinder bekommen und in ein paar Jahren arbeiten gehen müssen, weil das Geld für das Auto, die Wohnung oder die Hochzeit der Schwester oder des Bruders gebraucht wird. Sie werden Kopftuch tragen, weil die Familie es so will, und putzen gehen müssen, weil sie nichts lernen durften. In Neukölln oder im Wedding sind das, wie ich aus langjähriger Beobachtung weiss, die typischen Lebensläufe junger muslimischer Frauen, die in traditionellen Familien leben. Ein anderes Indiz aus der Türkei. Seit dem Regierungsantritt der AKP stieg die Zahl der kopftuchtragenden Frauen von geschätzt einem Drittel auf zwei Drittel. Gleichzeitig sank die Erwerbsquote von Frauen im gleichen Zeitraum von knapp 50 auf derzeit 22 Prozent. (Zum Vergleich: In der Schweiz lag sie 2012 bei 73,6 Prozent.) Das ist direkte Folge einer Politik, die die Frauen unter den Schleier zwängt und dorthin zurückhaben will, wo sie nach traditionellem Verständnis «freiwillig» hingehört, nämlich ins Haus. Je strenggläubiger die Männer der Familie sind, desto weniger können Frauen ohne die Erlaubnis der Männer das Haus überhaupt verlassen. Natürlich gibt es Frauen, die das Kopftuch aus Überzeugung, mit Stolz oder aus Tradition tragen. Solange sie es im privaten Rahmen für sich tun, ist das ohne Frage ein Grundrecht. In Deutschland ist man so frei, sich zu unterwerfen. Für andere Frauen erscheint die Verhüllung identitätsstiftend. In ihrer Wirkung ist sie eine Selbstausgrenzung, wie etwa die zurzeit modischen Tattoos es auch sind. Man will der Umwelt zeigen: Ich bin nicht wie ihr. Bei einigen Frauen macht der zu knappen Jeans und engem T-Shirt getragene «türban» auch nicht den Eindruck, als wollten sich die Trägerinnen schamvoll verhüllen. Im Gegenteil: Die provozierend dekorativen Kopfaufbauten erscheinen wie ein verborgenes erotisches Versprechen einer noch gebändigten Mähne. Irrtümer Die Debatte um das Kopftuch im Schuldienst wird seit 1998 vor Gericht geführt. Begonnen hat den Streit die aus Afghanistan stammende Lehrerin Fereshta Ludin, die mit und für Milli Görüs tätig gewesen ist. Der konservative Islamverband versucht systematisch, islamischen Sitten und Regeln auf allen Ebenen eine Art legalen Status zu verschaffen. Ob für das Kopftuch, das Schächten, gegen den Schwimmunterricht für Mädchen, für Gebetsräume in Schulen – stets wird durch die Anrufung von Gerichten versucht, in Musterprozessen religiöse Rechte einzuklagen. Was auf politischer Ebene wie in der Deutschen Islamkonferenz nicht durchsetzbar scheint, wird vor Gericht gebracht. Der Weg scheint lang, aber wie der jüngste Entscheid des Verfassungsgerichts zeigt, erfolgreich zu sein. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden MICHAEL TRIPPEL / LAIF Auch auf politischer Ebene kommen die Vertreter des politischen Islams ihrem Ziel allmählich näher. Es ist ihnen gelungen, dass die unabhängigen säkularen Kräfte aus der Deutschen Islamkonferenz entlassen wurden und nur noch die Verbände von der Regierung als Vertreter der Muslime akzeptiert werden. Die grosse Koalition – besonders die Sozialdemokraten tun sich da hervor – agiert gegenüber den Verbandsvertretern verständnisvoll und wohlwollend. Das ist in der gegenwärtigen Situation, in der der politische Islam auf internationaler Ebene immer aggressiver und bedrohlicher vorgeht – und zum Beispiel in der Türkei islamische Politiker die Demokratie zu erdrosseln scheinen –, verwunderlich. Es wäre wünschenswert, wenn auch die Sozialdemokraten die unabhängigen muslimischen Kräfte an Universitäten und in der Öffentlichkeit stärkten. Die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU hat realisiert, dass es jetzt darum gehen muss, die muslimischen Kräfte, die eine Reform ihrer Religion einfordern, zu stärken. Sie hat eine Konferenz organisiert, in der unabhängige säkulare Muslime ihre Positionen formulieren können. Durch den Karlsruher Gerichtsbeschluss ist der Kampf gegen das Kopftuch in der Schule wieder auf der Agenda. Die Verankerung des Kopftuchs im öffentlichen Leben ist für den konservativen Islam von enormer Bedeutung, symbolisiert es doch die Akzeptanz der ungleichen Behandlung von Männern und Frauen durch die westliche Gesellschaft. Und es ist das Zeichen eines anderen Gesellschaftsmodells. Wir sollten diese Auseinandersetzung ernst nehmen und nicht den Irrtum begehen, dies nur als eine Auseinandersetzung um Toleranz und Vielfalt zu deuten. Es geht um die Freiheit von Frauen und den säkularen Staat. ....................................................................................................... Dr. Necla Kelek, geboren in Istanbul, lebt als Sozialwissenschafterin und Publizistin in Berlin. 2012 sind die Bücher «Chaos der Kulturen. Die Debatte um Islam und Integration» sowie «Hurriya heisst Freiheit. Die arabische Revolte und die Frauen – eine Reise durch Ägypten, Tunesien und Marokko» (beide bei Kiepenheuer und Witsch) erschienen. 62 LITERATUR UND KUNST NZZ vom 30.3.2015, Seite 62.pdf Neuö Zürcör Zäitung Samstag, 28. März 2015 V Nr. 73 Im frommen Spiel mit Gott Vor fünfhundert Jahren wurde die spanische Mystikerin Teresa von Avila geboren Als Heilige und Kirchenlehrerin gilt sie in der katholischen Kirche, aber auch darüber hinaus hat die Mystikerin und Karmelitin Verehrer gefunden: Vor fünfhundert Jahren, am 28. März 1515, wurde Teresa von Avila geboren. Bernhard Lang Der «Libro de la vida» ist das erste und zweifellos lebendigste Werk der Teresa von Avila. 1565 entstanden, gehört es zu den grossen Autobiografien der Weltliteratur. Die Autorin schildert ihre Jugendstreiche, erzählt von ihrem Vater, der ihren Eintritt in das Frauenkloster Santa Maria de la Encarnacion ´ in ihrer kastilischen Heimatstadt Avila nicht verhindern konnte, sie berichtet von den Zuständen im Kloster und zuletzt von ihrem Auszug und der Gründung eines eigenen kleinen Konvents. Gleichzeitig erfahren wir vielerlei über das Gebetsleben der Nonne. Mit dem von ihr ohnehin nur halb verstandenen lateinischen Stundengebet unzufrieden, ergänzt sie es durch «inneres Gebet», durch stille Andacht zu Gott, den sie als unsichtbaren Freund stets in ihrer Nähe weiss. Teresa spricht nicht nur zu ihrem göttlichen Gegenüber, sondern vernimmt auch seine Worte, die sie eifrig notiert. Es sind Worte des Trostes und der Ermutigung. Sie nimmt den Freund als schöne männliche Gestalt wahr, dessen Augenfarbe ihr – zu ihrem Leidwesen – verborgen bleibt. Den König fangen Teresas Autobiografie bietet das Bild einer klugen, tatkräftigen, im Umgang mit anderen geschickten und vor allem selbstbewussten Frau. Auch ihrem unsichtbaren göttlichen Freund gegenüber bleibt sie erstaunlich stark. In dem «Weg der Vollkommenheit», einer ihrer geistlichen Schriften, vergleicht sie das heilige Spiel der Frömmigkeit mit dem Schachspiel, das sie in ihrer Jugend gepflegt hat. Da gilt es, den König mattzusetzen und einzufangen. Das muss der Dame gelingen, die alle anderen Schachfiguren einsetzt, um dieses Ziel zu erreichen. «Wie sehr ist es uns erlaubt, dieses Spiel zu spielen!», belehrt sie ihre Mitschwestern. «Wie schnell werden wir diesen göttlichen König schachmattsetzen, wenn wir es oft spielen, so dass er uns nicht mehr entkommen kann. Ja es auch gar nicht will.» Keine Spur von Unterwerfung, sondern ein fröhliches Zugehen auf Christus. Man fühlt sich an Mechthild von Magdeburg erinnert, eine Mystikerin des 13. Jahrhunderts, deren Umgang mit Christus von ähnlicher Unbefangenheit geprägt war. Nach Teresas Tod im Jahr 1582 setzt eine intensive Beschäftigung mit ihren Schriften und ihrer Person ein. 1622 wurde sie heiliggesprochen und ihr Fest auf den 15. Oktober festgelegt. Im Zeitalter des Barock galt Teresa ihren katholischen Verehrern als eine Heilige, die die fast handgreifliche Präsenz Gottes in der Welt belegt. Diese Auffassung fand ihren klassischen Ausdruck in Giovanni Lorenzo Berninis berühmter – 1652 fertiggestellter – Marmorskulptur, die eine Art Gottesrausch zur Anschauung bringt: Ein Engel zielt mit einem Liebespfeil auf das Herz der Heiligen; sie wirft den Kopf in den Nacken und öffnet den Mund, verzückt und entrückt – wie beim Höhepunkt eines Liebesakts. Die Szene ist Teresas Autobiografie entnommen und wurde zum Symbol der Sinnlichkeit des barocken Katholizismus. Teresa blieb keineswegs nur eine katholische Kultfigur. Sie fand viele protestantische Verehrer. Als gebildete, selbstverantwortliche Gläubige, die von der priesterlichen Mittlerschaft zwischen Gott und Mensch nichts hielt, erschien sie ihnen. Teresa konnte kühne Sätze schreiben: «Wie wenig braucht man bei Dir Mittelspersonen», sagt sie zu Christus. Pietisten wie Gerhard Tersteegen (1697–1769) haben Teresas «Vida» geschätzt und die Lektüre Glaubensgenossen empfohlen. Tersteegen selbst hat grosse Teile des Buches für seine «Auserlesenen Lebensbeschreibungen heiliger Seelen» übersetzt. Pietisten lasen keine Romane, sondern wahre Geschichten von wahren Helden und Heldinnen des Glaubens. Und manche waren sich sicher: Hätte Teresa im 18. Jahrhundert im protestantischen Deutschland oder in der Schweiz gelebt, wäre sie ohne Zweifel eine Pietistin geworden, an der Lavater seine Freude gehabt hätte. Zu Teresas Lebzeiten kam die «Vida» in die Hände der Inquisition, die daran nichts Ungutes fand. Strenger fällt Jahrhunderte später das Urteil eines Harvard-Professors aus. Für die Gifford-Vorlesungen über «Die Vielfalt religiöser Erfahrung», die William James 1901 und 1902 in Edinburg hielt, bot ihm Teresas «Buch des Lebens» viel Stoff. Der Psychologe und Philosoph nutzte die eingehenden Beschreibungen seelischer Zustände. So sehr er Teresas feine Beobachtungsgabe, ihre fast unerschöpfliche Energie und ihren eleganten literari- Verzückt und entrückt: Spaniens Schutzpatronin Teresa von Avila, wie Gian Lorenzo Bernini sie vor gut dreieinhalb Jahrhunderten imaginiert hat. schen Stil bewunderte, so wenig kam er zu einem freundlichen Urteil. Er hielt die Heilige für eine Frau, die zwar über unglaubliches Talent verfügt, doch ihre Schaffenskraft auf einen Gegenstand gerichtet habe, der James trivial und armselig erschien – nämlich auf die Gründung von Klöstern, deren Insassinnen sich der Meditation hingaben, aber sich keinen sozialen Aufgaben widmeten. Nach William James ist Teresas Vorstellung von Religion «die eines endlosen amourösen Flirts» mit ihrem göttlichen Geliebten. Doch enthielt er sich grundsätzlich eines Urteils über religiöse Liebesphantasien. Als Utilitarist und Pragmatiker wollte er nicht Erlebnisse, sondern Ergebnisse bewerten; und die Ergebnisse der Lebensarbeit der Heiligen waren nun einmal die Klostergründungen. James schrieb in einer Zeit, in der Religion in wissenschaftliche Kritik geraten war. Es ist die Zeit eines Friedrich Nietzsche und eines Sigmund Freud, die Zeit, in der Religionskritiker das geistige Leben beherrschten. James wollte Religion nur dann gelten lassen, wenn sie gute Früchte bringt, und darunter verstand er einen Beitrag zur Schaffung einer gerechten Gesellschaft. Eine Psychoanalytikerin Alle, die in der Gegenwart, hundert Jahre nach James, über Teresa von Avila schreiben, bringen ihr grösseres Wohlwollen und sogar Bewunderung entgegen. Unsere Zeit ist toleranter geworden. Man lässt auch Klostergründungen als Leistung gelten, die zur geistigen und religiösen Kultur der Welt beiträgt. Religionskritik ist nicht verstummt, doch Spiritualität erfreut sich grosser Beliebtheit. Klöster gelten als Horte der Stille, der Besinnung, der spirituellen Einkehr, und damit als Alternative zur hektischen, rastlosen Welt. Und Teresa wird als starke Frau gefeiert, besonders von einer Pariser Psychoanalytikerin – in einem Roman. Angesichts der terroristischen Zerstörung der Twin Towers in New York im September 2001 fängt die atheistische Psychoanalytikerin Sylvia Leclercq an, sich mit Religion zu beschäftigen. Sie stösst auf das Werk der spanischen Mystikerin, einer Kranken, die im Glauben die ihr gemässe und wirkungsvollste Therapie findet. Leclercq entdeckt, wie Teresas Liebesverlangen sich in der Liebe zu Christus erfüllt. Christus erscheint als idealer Partner im Innern der Seele, der «inneren Burg», wie Teresa schreibt. Leclercq entziffert die erotischen Bilder, die die Mystikerin nur wenig verhüllt. Aus ihrer Beziehung zum menschgewordenen Gott gewinnt Teresa fast übermenschliche Kraft, mit der sie einen neuen Orden organisiert und vielen Menschen ihrer Zeit neue Lebensmöglichkeiten eröffnet. Religiöses Erleben kann lebensdienliche Funktion haben. Leclercq will nicht sagen, Teresa könne dem heutigen Menschen als Vorbild dienen. Vielmehr lade die Begegnung mit Teresa dazu ein, den Ort der idealen Liebe in der Psyche neu zu durchdenken. Teresas Beheimatung in einer inneren Burg mache sie menschlicher als unsere heimatlosen, nihilistischen Zeitgenossen. Wir könnten uns nicht mit ihr identifizieren, sie aber doch – lieben. Leclercq bekennt sich zu Teresa, bezeichnet sie als Mitbewohnerin und nennt sie «mon amour». Als Heldin und Ich-Erzählerin des 2008 erschienenen Romans «Ther ´ ese ` mon amour» von Julia Kristeva ist Sylvia Leclercq eine fiktive Gestalt. Mit ihrer Hilfe gelingt es der Autorin, Teresas Leben und Werk mit psychoanalytischer Schärfe zu durchdringen und die Bedeutung der Heiligen für die heutige Zeit zu ermessen. Kristevas Roman erhebt Teresa zur symbolischen Repräsentantin der gläubigen Menschen. Er zählt in der Gegenwart zu den anspruchsvollsten Auseinandersetzungen mit der Mystikerin. Bücher zum Geburtstag Die Lektüre von Kristevas Roman ist indes nur Fortgeschrittenen in Sachen Teresa von Avila zu empfehlen. Eine Vorbereitung empfiehlt sich. Anfänger lesen mit Gewinn die kleine Anthologie teresianischer Worte und Briefexzerpte, die Alois Prinz zusammengestellt hat. Wer tiefer eindringen möchte, kann jetzt auf eine gut ausgestattete zweibändige Werkausgabe zurückgreifen. Sie bietet den Text von Teresas Gesamtwerk in der von Ulrich Dobhan und Elisabeth Peeters besorgten Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden INTERFOTO Neuübersetzung, die bisher nur in der Form von Taschenbüchern erhältlich war. Diese Ausgabe lädt zum Schmökern nicht zuletzt in Teresas Briefen ein. Und wer besonders mutig ist, mag sich an Teresas spirituellen Klassiker wagen: «Wohnungen der Inneren Burg». Zwei neue Biografien – eine von Alois Prinz, eine von Linda Maria Koldau – schildern das Leben der kastilischen Karmelitin. Prinz würzt seinen Text mit philosophischen und psychologischen Reflexionen, in denen Friedrich Nietzsche, Eugen Drewermann und Peter Sloterdijk zu Wort kommen. Koldau bringt mehr wörtliche Zitate aus Teresas Werk und würdigt die Heilige stärker als theologische Denkerin – und als Mitbegründerin der spanischen Literatur. Prinz hat ein biografisches Feuilleton geschrieben, Koldau ein klassisches Sachbuch; beide informieren präzise und in lesbarem Stil. Mehr noch als die Lektüre biografischer Darstellungen ist die Lektüre der Autobiografie zu empfehlen. Nur sie vermag wirklich etwas von Teresa von Avilas Freundschaft mit Gott, ihrer Freundlichkeit im Umgang mit anderen und von ihrer unbeirrbaren Willenskraft zu vermitteln. Die «Vida» hat in früheren Zeiten geradezu als Werbeschrift für den Orden der Karmelitinnen gewirkt. Junge Frauen, so heisst es, hätten mit dem Buch in der Hand an die Pforte des Klosters geklopft und um Aufnahme gebeten. Das mag in einzelnen Fällen noch heute so sein, doch fehlt dem Orden der Nachwuchs. «Wohin können Menschen heute gehen, die zu Teresas Zeiten ins Kloster gegangen sind?», fragt Alois Prinz. Er lässt die Frage offen. Teresa von Avila: Werke und Briefe. Gesamtausgabe. Herausgegeben von Ulrich Dobhan und Elisabeth Peeters. Mit einem Geleitwort von Mariano Delgado. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2015. Zwei Bände, 1915 und 1344 S., Fr. 229.–. Teresa von Avila: Was lieben heisst. Gedanken für ein gutes Leben. Herausgegeben von Alois Prinz. Insel-Verlag, Berlin 2015. 120 S., Fr. 11.90. Linda Maria Koldau: Teresa von Avila. Agentin Gottes 1515–1582. Eine Biografie. Verlag C. H. Beck, München 2014. 316 S., Fr. 37.90. Alois Prinz: Teresa von Avila. Die Biografie. Insel-Verlag, Berlin 2014. 267 S., Fr. 34.90. 42 FEUILLETON NZZ vom 31.3.2015, Seite 42.pdf Neuö Zürcör Zäitung Dienstag, 31. März 2015 V Nr NEUE DVD ............................................................................................... Walhalla! owd. V In Zeiten von zum Grossteil computerge rierten Fantasy-Spektakeln ist er rar geworden: Abenteuerfilm alter Schule, mit echten Ker einer holden Maid, sinistren Schurken und Schwerterklirren. Der in Hollywood gesch Schweizer Regisseur Claudio Fäh segelt im F wasser des neuen Wikinger-Booms und hat «Northmen – A Viking Saga» ein prächtiges St Seemannsgarn vorgelegt. Im Jahre 873 landet Trupp in ihrer Heimat verstossener Nordmän nicht etwa in Lindisfarne, dessen Kloster sie plündern gedachten, sondern wird in Schottl nach einem Schiffbruch an die Küste gespült. D nimmt die wilde Horde eine Königstochter als G sel und behauptet sich mithilfe eines wehrha Mönchs gegen die Schergen des auf Rache sinn den Monarchen, wobei sich neue Allianzen geben. Mit grosser kinematografischer Kelle an richtet in Südafrika, das überzeugend die sch schen Highlands mimt, bietet der Film krache Unterhaltung – nicht mehr, aber auch nicht w ger. Das Bonusmaterial, nicht ganz so «monum tal» wie versprochen, enthält ein wenig Hin grundwissen vom Set, kurze Interviews mit d Regisseur und den Schauspielern sowie ei Musikclip der schwedischen Heavy-Metal-B Amon Amarth, welche für den Soundtrack ver wortlich zeichnet – etwas für ganz harte Jungs. Northmen – A Viking Saga. Regie: Claudio Fäh. Ascot Elite 2015. Der Puls des Monumentalen Sie nahen sich, die schwankenden Gestalten – das «Schutzbefohlenen»-Ensemble in der Weihestunde des Burgtheaters. REINHARD MAXIMILIAN WERNER / BURGTHEATER Das Nicken im Nacken Flucht und Fluch – Michael Thalheimer am Tatort: «Die Schutzbefohlenen» von Elfriede Jelinek in Wien Den Asylsuchenden, die vor über zwei Jahren in der Wiener Votivkirche ihr Lager aufschlugen, gibt Elfriede Jelinek eine antikisierende Chorstimme. Unter die Haut geht diese am Burgtheater nicht, aller wortgewaltigen Lautstärke zum Trotz. Barbara Villiger Heilig Ist es die Angst davor, auf heiklem Terrain Fehler zu machen? Der Regisseur Michael Thalheimer will offenbar das Risiko minimieren, wenn er nun, ein knappes Jahr nach der Mannheimer Uraufführung, «Die Schutzbefohlenen» auf die Bühne des Burgtheaters bringt, das übrigens in Sichtdistanz zum Ort jenes Geschehens steht, dem die österreichische Nobelpreisträgerin ihre flutende Wortgewalt widmet. Ein Blick zurück: Vor der Votivkirche auf dem Rasen des Sigmund-Freud-Parks hatten Ende 2012 Asylbewerber ihre Zelte aufgeschlagen, um gegen die schlechten Bedingungen in einem Auffangzentrum zu protestieren; nach der polizeilichen Räumung zogen sie sich ins Kircheninnere zurück und froren dort eine Weile weiter. Gebot der Correctness Was danach mit ihnen geschah, rapportiert das aktuelle Burgtheater-Programmheft. Seine Lektüre sei all jenen ans Herz gelegt, welche eines haben für die Flüchtlinge, von denen mittlerweile geschätzte 50 Millionen weltweit unterwegs sind. Bloss darf man heutzutage gar nicht mehr «Flüchtlinge» sagen. Es gilt als politisch inkorrekt, weshalb man sich entscheiden muss zwischen «Geflüchtete» und «Refugees». Momentan jedenfalls, denn auch diese Begriffe dürften ihre Berechtigung bald verlieren: Die Halbwertszeit wird immer kürzer. Mehr als Verlegenheitslösungen bringt das Correctness-Gebot ja auch kaum hervor. Die Suche nach der richtigen Bezeichnung dieser welthistorischen Opfermassen – Achtung, auch «Opfer» ist problematisch, seit das Wort als Schimpfwort auftritt – bezeugt doch vor allem ein schlechtes Gewissen dem tatsächlichen Problem gegenüber. Und wie lässt sich dieses Problem, das eine humanitäre Katastrophe ist, auf der Bühne adäquat darstellen? Der Text, den Elfriede Jelinek auf ihrer Homepage veröffentlicht hatte, erlebte seine «Urlesung» in der Hamburger St.-Pauli-Kirche unter Beteiligung des Thalia-Theaters, das ihn später auch uraufführte (bei Theater der Welt in Mannheim). Die Inszenierung von Nicolas Stemann, unterdessen im Thalia-Repertoire, bezieht Laien mit ein: Migranten mit prekärem Status. Ein Kunstgriff in die Wirklichkeit, der Kritik hervorrief – Betroffene lösen Betroffenheit aus; aber hilft es ihnen, wenn aus ihrer Selbstdarstellung vor allem Blossstellung resultiert? Diese Zwickmühle dachte Michael Thalheimer zu vermeiden, der sie in einem VorabInterview als «missratene Pose» oder «exhibitionistischen Porno» geisselte – und die Flucht nach vorn ergriff: mit Volldampf in die Kunst. Wäre es nicht verfänglich wie so manches in dem Zusammenhang, der natürlich auch die Lampedusa-Tragödie einbezieht, man müsste sagen: Thalheimer erleidet Schiffbruch. Das Schiff ist beim Bühnenbildner Olaf Altmann ein Kirchenschiff. Das in die Rückwand geschnittene bühnenhohe Kreuz filtert nicht nur Licht ins Dunkel. Der Spalt erlaubt auch den Figuren, einer nach der andern, jeder individuell, auf die Bühne zu drängen – um dort sogleich ins Wasser zu fallen: Die schwarzen Gestalten, deren Köpfe Plastic verklebt, bringen das Planschbecken theatralisch effektvoll in Wellenbewegung. Schön. Bereits mit dem Einsetzen der Musik aber, einem Minimalgemisch aus Klassik und Pop, schleicht sich ein erster Verdacht von Kunstgewerblichkeit ein; mit dem Aufdrehen des Verstärkers bekräftigt er sich. Und nach zehn Minuten ist so ziemlich alles vorgemacht oder durchgespielt, was Thalheimer zu bieten hat. Wie Aischylos in den «Schutzflehenden», auf die sich Jelinek bezieht, installiert er den Chor als eigentlichen Protagonisten – und schlittert damit definitiv in die kunstgewerbliche Falle. Sprechchöre erfreuen sich seit der Eroberung von Profibühnen durch Doku-Laien einer wenig überraschenden Beliebtheit, denn dank ihnen lassen sich schauspielerische Mängel verstecken – darum erinnern sie auch stets an Schülertheater. Die Ausnahme von der Regel hiess einst Einar Schleef; ihn wünschte man sich geradezu sehnlich herbei während der mit anderthalb Stunden vergleichsweise kurzen Thalheimer-Übung. Und wehmütig konnte man auch an Christoph Schlingensief denken. Jelinek plus Burg: Da gewinnt nur, wer etwas wagt. Die Klage als Anklage Thalheimer jedoch bleibt auf der sicheren Seite. Natürlich: Was sein Ensemble chorisch intoniert, kommt in ehrfurchterheischend perfekter Sprachgestaltung über die Rampe. Wir verstehen jeden Kalauer des unbekümmert vor sich hin assoziierenden, auf sprachlich glitschigem Grund ingeniös ausrutschenden und im nächstplacierten Fettnäpfchen zwischenlandenden Texts, für den die Autorin nebst Aischylos und Ovid (Europa!) auch eine Broschüre des Bundesministeriums plünderte, Titel: «Zusammenleben in Österreich», und Heidegger (er «muss sein, denn ich kann es nicht allein»). Aber sei’s die geballte Wucht des Chors oder seien’s solistische Passagen, wie sie Thalheimer zur Abwechslung einrückt: Vor den immergleichen Klagen, die, unterstützt von einer unzweideutigen Gruppenchoreografie, als Anklage laut, lauter, am lautesten ins Publikum schallen, bleibt niemandem etwas anderes übrig, als unentwegt zu nicken. Wer spricht eigentlich? Meistens sind es, sagen wir’s korrekt, Refugees. Freilich tun sie es mit einer Selbstsicherheit, die von jelinekschem Bewusstsein kündet. Sie prangern die Verhältnisse an oder bitten um Hilfe; sie erzählen von den Grausamkeiten, die zur Flucht aus der Heimat zwangen, und vom Fluch der Demütigungen, die sie als Migranten erleiden. Vor lauter Nicken beginnt der Nacken zu schmerzen. (Sorry, das war jetzt inkorrekt.) Manchmal – an den seltenen Stellen, bei denen Ironie das generell regierende Pathos durchbricht – erklingt die gemeine Selbstgerechtigkeit der Einheimischen, und zwar gerne auch in Form einer wienerisch gefärbten Einzelstimme, die das vorzügliche Burgtheaterensemble jeweils kurz aus dem Korsett des Klage-Kollektivs befreit. Doch grösstenteils verhindert Thalheimer individuelle Figurenzeichnung. Sonst ein Meister darin, Figuren auf ihren Kern zu reduzieren, stellt sich der Regisseur diesmal selbst ein Bein. Und während man – immerfort nickend – noch grübelt, warum sich nur Ermüdung einstellt und so gar keine Traurigkeit über das überlaut heraufbeschworene Los der Migranten, trippelt langsam eine raumgreifende Krinoline samt schulterfreiem Decollet ´ e´ bis zur Mitte der Rampe (Kostüme: Katrin Lea Tag): «Lascia ch’io pianga», beginnt die Sängerin und bewirkt mit ihrer Arie, welche urplötzlich alle Trauer der Welt in sich einschliesst und an den Saal weitergibt, einen sofortigen NickStopp. Bei Elfriede Jelinek kommen zwei Blitzeinbürgerungen vor; eine betrifft die im Kontext von Opel, Magna und Sberbank auftauchende JelzinTochter (Thalheimer dampft zünftig ein), die andere eine ungenannt bleibende russische Sopranistin, von der jeder weiss, um wen es sich handelt. Ausgerechnet der Gesang dieser Diva schürt Emotionen, derweil Thalheimers Sprechchor sie verunmöglicht. Das mag vorsätzlicher Zynismus sein, klingt aber täuschend ähnlich wie eine Kapitulation des Burgtheaters vor der Playback-Oper. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Hay. V Auf dem Betonplateau mit Ausblick auf weite Meer, umgeben von einer kargen Naturla schaft, ist der Geist ganz bei sich. Dies war das sinnen des Architekten Louis Kahn, als er 1959 Grundriss des Salk-Instituts an der kalifornisc Küste entwarf: eine Stätte der Wissenschaft, den grossen Fragen des Menschseins Luft z Atmen geben sollte. Wie sich eine Philosophie Bauens in direkter emotionaler Erfahrbarkeit drücken kann, offenbaren in monumentaler schaulichkeit die Filmessays in «Die Kathedr der Kultur». Bestehend aus sechs von Regisseu wie Robert Redford, Margreth Olin und Mic Madsen jeweils eigenständig gedrehten Hom gen an Meisterwerke der Architektur, ist der F eine sehr persönliche Sammlung. Ob die Sta bibliothek in St. Petersburg inmitten eines tob den Verkehrs-Hotspots oder das verblüffende K turkraftwerk Centre Georges Pompidou in Par immerzu nehmen die Gebäude die sie umgebe Dynamik des Ortes auf. Dass wahrscheinlich der Film dazu imstande ist, jene Ströme durch Zement spürbar zu machen, liest sich allen vo am kompositorisch stärksten Beitrag von W Wenders zur Berliner Philharmonie ab. Ber eine einzige Einstellung fängt die gesamte Idee Indem die Kamera dem Lauf eines Knaben du die weiten und sonnigen Flure folgt, wird man Durchlässigkeit der organischen Gebäudean nung gewahr. Es ist die Utopie einer offenen gleichen Gesellschaft, gemeisselt in Stein. Die Kathedralen der Kultur. Regie: Wim Wenders, Michael Glawo Robert Redford, Karim Ainouz, Michael Madsen, Margreth Olin. N 2014. ANZEIGE Muttertagskonzert mit Khatia Buniatishvili Luzerner Sinfonieorchester LSO Lawrence Foster, Leitung Khatia Buniatishvili, Klavier Lisa Schatzman, Violine <wm>10CAsNsja1NLU01DU3MDY0MAUAjqFsjg8AAAA=</wm> <wm>10CFXKIQ7DMBBE0ROtNePxOussrMKigircJAru_VHbsIJPvt6-pxfcPbbnsb3Shw_aAhGedC8DPTVYGMzvjQr6SqkRUf3PW2u1N2D-jEHGmJRJVjl7qLzP6wNcBQzVcgAAAA==</wm> Sonntag, 10. Mai 2015 | 11.00 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal Cherubini: Ouvertüre aus «Ali-Baba ...» Beethoven: Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur Kodály: «Tänze aus Galánta» Bartók: Rhapsodie Nr. 2 Weinberg: Rhapsodie op. 47 Nr. 1 LSO-Ticket-Line 041 226 05 15 [email protected] Online buchen: www.sinfonieorchester.ch www.kkl-luzern.ch NZZ vom 2.4.2015, Seite 22.pdf MEINUNG & DEBATTE Donnerstag, 2. April 2015 V Nr. 77 Neuö Zürcör Zäitung GASTKOMMENTAR Bildung ist keine Gulaschsuppe Wo die Grenzen zwischen Schule und Leben verwischen, wird Lernen möglich. Von Laura Saia Die Frage danach, was an einer Volksschule gelernt werden soll, ist hochpolitisch. Die Debatte über den Lehrplan 21 bestätigt die Komplexität bezüglich dieser Entscheidungen, wobei die Diskussionen darüber nahezu einem Verkaufsgespräch an der Frischfleischtheke gleichen: Welche Sprachen dürfen es denn sein? Möchten Sie noch ein wenig Geschichte oder lieber Religionsunterricht? Darf ich Ihnen ein bisschen Werkunterricht zum Probieren geben, oder soll ich Ihnen gleich 500 Gramm Mathematik einpacken? Selbst das Beiziehen eines Einkaufszettels würde wohl kaum Abhilfe verschaffen. Bildung kennt eben weder Aktionspreise noch Waagschalen. Bildung kennt kein Rezeptbuch, das minuziös vorgibt, wie viel und was ein Kind braucht, um gebildet zu werden. Sinnliches Lernen PAOLO VERZONE / VU ABLEAU: STOLZER DIENST AM VATERLAND 4/4 des Mediterranen – erst recht, wenn eine Akademie auch weibliche Kadetten ausbildet. Rekrutinnen und Rekruten anwerben, dann käme ihr die wunderbar komponierte Aufaolo Verzone nahe der Ausbildungsstätte in Piräus geschossen hat, wohl bestens zupass. andes lassen das frische Weiss und Blau und der weite Atem des Bildes nichts ahnen. TEN VON LESERINNEN UND LESERN ................................................................................................................................................................................... on ifer uze st een ZZ en so ss, et ng pfss en llen Es er, m- re heen er uf nne lb at, ute zu nshn. bt .. n eeh ins or g es eine lapidare Antwort: Im BAG (Bundesamt für Gesundheit) findet sich im Kader kein einziger Arzt! Daniel Schlossberg, Zürich Facharzt FMH Innere Medizin «Echte» und «unechte» Schweizer Rund um die Migrationsdebatte zur Schweizer Fussball-Nationalmannschaft (NZZ 30. 3. 15) stelle ich fest, dass sich eine grosse Heuchelei ausbreitet: Die Schweizer holen sich ausländische Gastarbeiter, um ihren Wohlstand zu mehren. Nach vielen Jahren meist harter Arbeit werden diese und ihre hier geborenen Kinder möglicherweise eingebürgert. Die Schweizer machen dann aus Nichtschweizern Schweizer. Und danach sollen sie doch keine Schweizer sein oder unterscheidbar zwischen «echt» und «unecht»? Wer macht denn diese Unterscheidung? Und wie viele von denen, die sich als «echte» Schweizer aufspielen, haben tatsächlich nur Schweizer Vorfahren bis 1848 oder 1291? Etwa ein Nationalspieler wie Stephan Lichtsteiner? Man bürgert die Migranten ein und sagt anschliessend: Eigentlich wollen wir euch doch nicht so richtig. Dann sollte man die Einbürgerung abschaffen. Franz Liebermann, Feldmeilen «Alkohol, Glace und zu wenig Velowege» Der Beitrag (NZZ 18. 3. 15) regt mich zu einigen Bemerkungen aus Sicht eines Velofahrers an. Ich fahre leidenschaftlich gerne Velo. Sei es in der Freizeit, sei es für Besorgungen oder als Teil des Arbeitsweges. Das Wort «Leiden» wird allerdings recht gut bedient, von dem, was unsere Verantwortlichen unter «Velowegen» in den Agglomerationen Winterthur (Wohnort) beziehungsweise Zürich (Arbeitsort) verstehen: holprige Kanten am Übergang zu anderen Verkehrsflächen, bei denen anzunehmen ist, dass der Planer, der sie «verbrochen» hat, noch nie selber mit einem Velo darübergefahren ist. Schlaglöcher oder ungeteerte Bereiche, die nach einem vollgefederten Mountainbike rufen. Besonders, wenn man einmal eine Schulteroperation hatte, bemerkt man, wie es auf diesen «Holperpisten» dauernd schüttelt und schlägt. Es gibt noch viel zu tun, um die Attraktivität des Radwegnetzes zu steigern – auch die Durchgängigkeit des Netzes ist dabei ein wichtiges Argument. Ich hoffe hier auch bei leeren Staatskassen auf baldige nachhaltige Besserung, denn im Umsteigen aufs Velo liegt ein enormes Potenzial. Olivier Ch. Kappeler, Wiesendangen Zwei Bürgerliche in den Ständerat Den Einsatz von Leserbriefschreiber Hans Rudolf Haegi (NZZ 19. 3. 15) für Ständeratskandidat Ruedi Noser weiss dieser sicher zu schätzen. Immerhin würde kein bürgerlich denkender Mensch im Kanton Zürich Ruedi Noser von der Liste streichen. Das braucht die bürgerlich denkenden Menschen jedoch nicht zu hindern, auch den SVP-Kandidaten zu wählen. Damit wären wieder zwei bürgerliche Vertreter des Kantons im Ständerat. Und diese werden dort dringend benötigt, besonders nach dem Debakel über die Neugestaltung des Finanzausgleichs zwischen Bund und Kantonen (NFA), angezettelt und mitgetragen vom Freiburger SP-Ständerat Christian Levrat. Ein vermehrt bürgerlich politisierender Ständerat ist ein Gebot der Stunde. Und nun noch ein Wort zum Kandidaten der SVP: Hans-Ueli Vogt ist ein integrer, gradliniger, zurückhaltender, demokratisch denkender und handelnder Mensch. Ausserdem verfügt er über eine weit überdurchschnittliche Intelligenz und einen beachtlichen Leistungsausweis. Die Verunglimpfung seiner Person durch Hans Rudolf Haegi gleicht der Diffamierung von Silvia Steiner durch ein unbekanntes Komitee, was zu Recht heftig kritisiert wird. Kerim Volkovyskii, Zürich Ganz grundlegend strebt der Lehrplan nach einer «elementaren und ganzheitlichen Bildung» – so steht es in dessen einleitenden Kapiteln. Geistige, gefühlsmässige und körperliche Bildung sollen dabei uniform gefördert werden. Die Volksschule ist durchaus darauf bedacht, neben dem Unterricht in klassischen Promotionsfächern wie Deutsch und Mathematik einen Unterricht zu ermöglichen, der musische Fähigkeiten fördert, dies unter anderem in den Fächern Handarbeit, Werken und Hauswirtschaft; bei Mangel an finanziellen Mitteln aber wurden schon in der Vergangenheit und werden auch gegenwärtig oft Letztere vom Bildungsangebot gestrichen. Musisch kommt vom Griechischen «mousikos», ´ was die Beschäftigung mit der Kunst meint. Tendieren wir bei Geldmangel stets zur Abschaffung ebendieser musischen, sich mit der Kunst beschäftigenden Fächer, so ist dies viel mehr als die Abschaffung von Kunstunterricht an sich. Es meint die Abkehr vom sinnlichen Lernen, die Verabschiedung einer Pädagogik, welche eine ganzheitliche Bildung verfolgt. Es ist die Abwendung von freudigem, lustvollem und sinnenhaftem Begreifen und Verstehen der Welt. Es ist die Negierung eines Wissenskonstruktionsprozesses, welcher durch seine Fülle an Kreativität und Lebendigkeit fühlbar, hörbar, riechbar und deshalb wahrnehmbar werden könnte. Musische Fächer sind Bildungsangebote, welche weitaus mehr umfassen als die simple Herstellung eines Kleiderbügels, das Nähen eines Kapuzenpullovers oder die Zubereitung von Älplermagronen. Es ist durchaus möglich, dass ein Schüler im Werkunterricht mehr mathematisches Wissen erwirbt als im Mathematikunterricht selbst. Der Grund könnte darin liegen, dass er plötzlich versteht, welche Bedeutung die Exaktheit des rechten Winkels beim Bauen seines selbstentworfenen Büchergestells bekommt. Es kann sein, dass eine Schülerin dank dem Handarbeitsunterricht erstmals die Lust am Lesen entdeckt, ist sie doch derart von Mode und Design angetan, dass sie nun wöchentlich die von der Handarbeitslehrerin mitgebrachte Modezeitschrift verschlingt. Die Förderung von Sprachfertigkeiten ist meines Erachtens nirgends so ergiebig wie beim gemeinsamen Zubereiten eines Mittagessens im Hauswirtschaftsunterricht. Ich selbst habe die Geschichte rund um die Masseinheiten erst begriffen, als ich beim Herstellen des Omelettenteigs Deziliter mit Litern verwechselte und der Teig rein von der Menge und Konsistenz her dann eher einem Mehlsuppen-Essen für hundert Soldaten der Schweizer Armee glich. Und ist es nicht so, dass fremdsprachige Kinder in den musischen Fächern mehr an Wortschatz und Satzbaustrukturen lernen als beim Lösen des x-ten Arbeitsblattes? Nämlich deshalb, weil das, was sie gerade tun, im Moment des Erlebens Sinn ergibt? Schule und Leben Musische Fächer werden im Volksmund nicht deshalb «Plauschfächer» genannt, weil die Schülerinnen und Schüler sich darüber freuen, nichts Anstrengendes tun zu müssen, sondern weil das, was sie im Rahmen dieser Fachbereiche hören, sehen, lesen, bauen, kochen, organisieren und vortragen, tatsächlich Plausch macht. Denn dort, wo etwas lebendig und echt wird, wo die Grenzen zwischen Schule und Leben verwischen, wird lernen möglich. Kunstfächer sind keine Plauschfächer. Es sind Bildungsangebote, in denen Kinder und Jugendliche intensiv Mathematik und Sprache betreiben. Es sind Fächer, in denen sie lernen, sich mitzuteilen und Gemeinschaftliches zu pflegen. Es sind Fächer, in denen Kinder und Jugendliche die Fähigkeit erlangen, etwas vorher nie Dagewesenes und somit Einzigartiges zu kreieren. Es sind Fächer, in denen Schülerinnen und Schüler, angeregt durch Kreativität und Erfindungsgabe, echte Fragen an das Leben und die Menschen entwickeln können. Es sind Fächer, in denen Kinder und Jugendliche zu kleinen fabelhaften Künstlern werden, auch wenn dabei alles andere als «gepläuschelt» wird. Bildung ist keine Gulaschsuppe, die nach Rezept gekocht wird. Sie darf aber genauso viel Freude bereiten wie die Zubereitung eines Eintopfes. Mögen die Finanzvorsteher der jeweiligen Schulgemeinden daran erinnert werden. ............................................................................................................................. Laura Saia ist Sekundarlehrerin in Winterthur. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Neuö Zürcör Zäitung DAS BUCH AUF 49.pdf DER BÜHNE NZZ vom 2.4.2015, Seite SALZBURGER OSTERFESTSPIELE NACH DER WENDE Das Operndoppel «Cavalleria rusticana» und «I Pagliacci» Film nach «Als wir träumten» von Clemens Meyer Luc Perceval inszeniert «Die Blechtrommmel» in Hamburg General Motors bringt den Onstar-Dienst nach Europa Feuilleton, Seite 50 Film, Seite 51 Feuilleton, Seite 53 Seite 60 MOBIL V DIGITAL Putins Dienerin Die russisch-orthodoxe Kirche glaubt weiterhin an eine heilsgeschichtliche Auserwähltheit Russlands. Von Jörg Himmelreich Wer meint, dass das russisch-orthodoxe Denken jemals verschwunden war, irrt. Selbst der religionsfeindliche Sowjetkommunismus war eine ins Weltlich-Politische verwandelte irdische Ideologie der russischen Orthodoxie. Heute schafft diese den Goldgrund für Putins autokratisches Regime und sein Expansionsstreben. In der kommenden Woche werden viele Millionen Russen in mehrstündigen Gottesdiensten wie jedes Jahr das russische Osterfest feiern. Es ist das höchste Fest der russisch-orthodoxen Kirche. Im Gegensatz zu den westlichen Kirchen braucht sich die orthodoxe Kirche über den Zuspruch in der Bevölkerung nicht zu beklagen. Mehr als zwei Drittel der Russen bekennen sich zu ihr. Das zeigt an, wie tief die Kirche heute wieder in Russland verankert ist. Ein übergreifendes Band Ihr Verhältnis zum Staat war seit je ein fundamental anderes als in Westeuropa. Ja Putins wiederbelebter russischer Expansionismus heute ist gar nicht zu verstehen ohne die elementare Bedeutung der russischen Kirche und ihres orthodoxen Religionsverständnisses gerade für diese Politik. Putins Aggression überrascht uns auch deswegen, weil wir verkannt haben, wie tief die politische Theologie der orthodoxen Kirche das politische Selbstverständnis Russlands auch heute wieder so prägt, wie sie es schon Jahrhunderte zuvor getan hat. Die Verfolgung und Enteignung der Kirche zu Zeiten des Sowjetkommunismus nimmt sich dagegen nur als eine oberflächliche, temporäre und kurze Unterbrechung von siebzig Jahren aus. Als der Kiewer Grossfürst Wladimir im Jahre 988 den orthodoxen Glauben des damaligen oströmischen Byzanz annahm und durch Massentaufen seine Bevölkerung zwang, ihm zu folgen, war das eine historische Weichenstellung. Sie wirkt bis heute nach. Zum einen begründete sie in Zeiten der damaligen Konkurrenz mit anderen russischen Teilfürstentümern und Städten in der Kiewer Rus erstmals ein übergreifendes vereinigendes Band. Denn der orthodoxe Glaube verbreitete sich schnell. So stiftete er in den Wirren und Kämpfen der einzelnen Teilfürstentümer in der Kiewer Rus eine gemeinsame Identität, die es politisch und kulturell noch nicht gab. Und das gilt auch heute noch: Wer sich in dem Vielvölkerstaat Russland als wahrer Russe versteht, bekennt sich zur orthodoxen Kirche. Das Bekenntnis zur orthodoxen Kirche ist oft mehr ein nationales denn ein religiöses. Das «Dritte Rom» Zum anderen begann mit der byzantinischen Taufe die wesentliche Abweichung Russlands vom Weg der westeuropäischen Geschichte. In Westeuropa kämpften im Mittelalter machtbewusste weströmische Päpste mit deutschen Königen im Investiturstreit um die politische Vorrangstellung von Staat und Kirche. Im oströmischen Konstantinopel galt dagegen das von Kaiser Konstantin (270/288–337) begründete Prinzip der Harmonie zwischen Staat und Kirche, der «Symphonia». Zu den Zeiten der Taufe Wladimirs sah sich die orthodoxe Kirche in Byzanz schon derart von weströmischem Katholizismus im Westen und gleichzeitig vom osmanischen Islam im Osten religiös bedrängt, dass spätestens dann byzantinische Kaiser zu Schutzherren der orthodoxen Kirche erwuchsen. Ein Gang nach Canossa, mit dem der deutsche König Heinrich IV. im Jahre 1077 den römischen Papst Gregor VII. darum bat, seine kirchliche Verbannung aufzuheben – das war in Byzanz wie auch später in Kiew undenkbar. Die die westeuropäische Geschichte so prägende und im Investiturstreit ausgefochtene Trennung von Staat und Kirche und die Unterscheidung zwischen der Gewalt des Papstes und der des Kaisers waren dem orthodoxen Verhältnis von Staat und Kirche völlig fremd. Wie die Kaiser in Byzanz verstanden sich die Kiewer Fürsten von Anfang an auch als Schutzherren der orthodoxen Kirche. Dies erst recht, als 1453 Konstantinopel in die Hände der Osmanen fiel. Das Grossfürstentum Moskau war unter Wassili II. (1415–1462) und Iwan III. (1440–1505) dabei, die einzelnen Teilfürstentümer und Städte der Rus zu «sammeln», die sich Die orthodoxe Kirche, die zu Sowjetzeiten und darüber hinaus in Ruinen lag (hier 1998 in Krapiviye), erstrahlt heute in neuer Pracht und Macht. gerade von der Mongolenherrschaft der «Goldenen Horde» befreiten, und zur neuen russischen Vormacht aufzusteigen. Moskau war damit zum einzigen und letzten sicheren politischen Hort des orthodoxen Glaubens geworden. Die russische orthodoxe Kirche löste sich von der Vormundschaft des byzantinischen Patriarchats und wurde autokephal. Dankbar pries die orthodoxe Kirche Moskau als das «Dritte Rom». Der Mönch Filofej (1465–1542) aus Pskow formulierte schon 1510 eine politische Theorie russischer Herrschaft, deren Kontinuität bis heute fortwirkt: «Alle christlichen Reiche sind vergangen und sind zusammen übergegangen in das Eine Reich unseres Herrn: Das ist das Russische Reich. Denn zwei Rome sind gefallen, aber das dritte steht, und ein viertes wird es nicht geben.» So ruhten alle Hoffnungen, diese Welt zu erlösen, alleine auf Moskau – so zumindest der Glaube von Kirche und Staat in Russland. Wie schon der byzantinische Kaiser Justinian (482–565) zuvor seine Herrschaft unmittelbar von Gott abgeleitet hatte, beanspruchten jetzt auch die Moskauer Grossfürsten als Schutzherren der Kirche Vertreter Gottes auf Erden zu sein. Damit rechtfertigte die russische Kirche die politische Autokratie aller russischen Herrscher gleichsam religiös. Denn die Autokratie war eben gottgewollt. Das Erbe von Byzanz begründete auf diese Weise das politische Selbstverständnis einer heilsgeschichtlichen Auserwähltheit Russlands – auch das herrscht bis heute ungebrochen und ununterbrochen vor. Die Zaren kamen gleichsam einem messianischen Auftrag nach, die Menschen zu er....................................................................................................... «TANNHÄUSER»-VERBOT IN SIBIRIEN (dpa) V Nach wochenlangem Streit um eine Inszenierung von Richard Wagners «Tannhäuser» hat das Moskauer Kulturministerium den Direktor des Theaters von Nowosibirsk entlassen. Boris Mesdritsch habe sich Anweisungen widersetzt, umstrittene Szenen in der Inszenierung von Timofej Kuljabin zu ändern. Das Ministerium reagierte damit auf Kritik der russisch-orthodoxen Kirche, die dem Theater eine absichtliche Verletzung religiöser Gefühle vorwirft. In einer Szene der Aufführung ist Jesus als Filmfigur mit halbnackten Frauen zu sehen. Als Nachfolger Mesdritschs, der die Produktion bis zuletzt verteidigte, wurde der Oligarch Wladimir Kechman eingesetzt. lösen und orthodoxe Christen zu schützen, wenn sie das russische Zarenreich über die Jahrhunderte hinweg in alle Himmelsrichtungen ausdehnten. Besser liessen sich geopolitische Ambitionen nicht verbrämen. Die orthodoxe Kirche lieferte die religiöse Rechtfertigung für zaristische Autokratie und für russischen Expansionsdrang. Orthodoxie und Sowjetkommunismus Zwar gab es in der Kirche immer wieder Versuche, dieses Verhältnis zum Staat zu reformieren. So forderte der einflussreiche Patriarch Nikon (1605–1681) noch einmal den Primat der geistlichen Herrschaft und das Recht der Kirche, in weltlich-politischen Fragen mitzusprechen, wurde aber 1660 seines Amtes enthoben. Am Ende änderte sich die grundsätzliche Unterwerfung der Kirche unter die Zarenherrschaft nicht. Im Gegenteil: Ihre verbliebene Eigenständigkeit wurde fortwährend beschnitten. Peter der Grosse schaffte das Amt des Patriarchen ganz ab, übertrug die Leitung der Kirche 1721 dem «Heiligsten Dirigierenden Synod», gliederte den Synod in die staatliche Verwaltung ein und beraubte damit die Kirche endgültig ihrer Unabhängigkeit. Diesen aufklärerischen Kurs setzten seine Nachfolger, insbesondere Katharina die Grosse, fort. Die Kirche war ein selbstverständlicher Teil Russlands und der zaristischen Autokratie geworden, in der Gesellschaft marginalisierte sie sich. Im aufkommenden Nationalismus im Russland des 19. Jahrhunderts, dessen Bevölkerung nur zu 44 Prozent aus ethnischen Russen bestand, sah die übrige Bevölkerung sie zumeist als Instrument zaristischer Autokratie zur Unterdrückung und Russifizierung. Kein Wunder, dass die russische Revolution 1917 mit dem Zarentum auch die orthodoxe Kirche hinwegfegte. Der Kirchenbesitz wurde eingezogen, Geistliche wurden verfolgt und Religion zur Privatsache erklärt. Die Kirche fristete in der UdSSR ein Schattendasein. Erst mit dem Millennium der Christianisierung der Rus 1988 gewann sie unter Gorbatschow wieder an Bedeutung und erhielt ihren Grundbesitz zurück. Seitdem kann kein russischer Präsident auf sie verzichten, wenn es darum geht, wieder eine nationale grossrussische Identität zu stiften. Wie in der jahrhundertelangen Vergangenheit ist die orthodoxe Kirche auch heute wieder Dienerin ihres Herrn. Diese jahrhundertealte Staatsideologie der orthodoxen Kirche ist tief in die russische Herr- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden ABBAS / MAGNUM schaftspsychologie eingraviert. Auch die aufgeklärteren Zaren, wie Peter I. und Katharina II., haben mit ihren Expansionen des Zarenreichs im 18. Jahrhundert auf sie aufgebaut. Selbst der Sowjetkommunismus trug orthodoxe Herrschaftsmerkmale. Er war am Ende nichts anderes als eine ins Weltlich-Politische verwandelte irdische Ideologie der russischen Orthodoxie, so wie sie der Mönch Filofej schon 400 Jahre früher formuliert hatte. Die messianische Heilserwartung des «Dritten Rom» entspricht dem weltlichen Befreiungsgedanken der kommunistischen Ideologie. Als «letztes Rom» der Christenheit allein im Besitz der letzten absoluten Wahrheit zu sein, verweist auf den totalitären Anspruch des Sowjetkommunismus. Die orthodoxe Rechtfertigung russischer Autokratie setzt sich in der Sowjetdiktatur Lenins, Stalins und ihrer Nachfolger fort. Und Trotzkis Ideologie der kommunistischen Weltrevolution begründet den sowjetischen Imperialismus genauso wie die russische Orthodoxie den Imperialismus der Zaren. Wie schon seit Wladimirs Taufe 988 die russische Orthodoxie auch dazu diente, Ziele politischer Macht der russischen Herrschaft nur zu verkleiden, so war auch unter Stalin die Ideologie des Sowjetkommunismus nur noch notdürftige moralische Hülle nackter Gewaltausübung. Orthodoxie und Sowjetkommunismus bilden als Zwillingspaar über ein Jahrtausend hinweg die wesentliche Legitimationsquelle russischer Autokratie und russischer Expansion. Im Besitz des rechten Glaubens So bildet die historische, orthodoxe Herrschaftsideologie auch heute wieder den Goldgrund für Putins autokratisches Regime und seinen wiederbelebten russischen Expansionismus. Wer im orthodoxen Alleinbesitz letzter Wahrheiten ist, kann ernsthafte und dauerhafte Kompromisse nicht zulassen. Denn solche setzen Toleranz gegenüber anderen, gleichberechtigten Wahrheiten voraus. Das macht die fortdauernde Gefährlichkeit dieser tief verankerten, orthodox gerechtfertigten russischen Herrschaftspsychologie aus. Wer im Rahmen eines missionarischen Auftrags für sich das politische Recht in Anspruch nimmt, alleine den rechten Glauben zu verbreiten, der kennt keine Grenzen. ....................................................................................................... Jörg Himmelreich lehrt politische Wissenschaft an der JacobsUniversität in Bremen. Vom Wert des Lebens DIE ZEIT Zeit vom 1.4.2015, Seite 1.pdf Forscher, Philosophen und Künstler beschreiben: Gerade das Wissen um den Tod ist der stärkste Antrieb, nach einem Leben zu suchen, das diesen Namen auch verdient S. 29–31 PREIS DEUTSCHLAND 4,50 € WOCHENZEITUNG FÜR POLITIK WIRTSCHAFT WISSEN UND KULTUR Di kom So Ra für lieb Von S Dossi Ostern Titelbild: Sandro Botticelli »Die Geburt der Venus« um 1482, Ausschnitt: Windgott Zephir und Brise Aura; Uffizien, Florenz; Foto: Erich Lessing/akg Vom Wert des Lebens DACHZEILE Forscher, Philosophen und Künstler erklären: Gerade das Wissen um den Tod ist der stärkste Antrieb, nach einem Leben zu suchen, das diesen Namen auch verdient S. 29–31 MEIS Ein vor Reg He Von S Feuill PROM DAS ECHO AUF DIE FLUGKATASTROPHE Extremismus der Erregung E Die Mediengesellschaft braucht Regeln zur Wahrung der Besonnenheit in besinnungslosen Zeiten s ist ein Gefühl des Entsetzens, das nun, da die Live‑Ticker wieder schweigen, die Sondersendungen und Spezialausgaben verschwunden sind, zurückbleibt. Was ist eigentlich pas‑ siert? Der Pilot Andreas L. hat sein Flugzeug zur Waffe gemacht, womöglich bewusst 149 Menschen und sich selbst getötet. Aber ganz sicher kann man auch jetzt, in jenen Stunden, da dieser Text geschrieben wird, nicht sein. Noch sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Noch ist der zweite Flugschreiber nicht gefunden. Noch fehlt ein erkennbares Motiv, das den Schrecken des Unerklärbaren zumindest erklärbar machen und damit scheinbar bannen könnte. Aber was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass auf die Katastrophe des Flugzeugabsturzes, online wie offline, ein Ausbruch medialer Hysterie folgte, ein allgemeines Ad‑hoc‑Reagieren und permanentes Sofort‑Kommentieren, das niemanden sonderlich gut aussehen ließ. Die Journalisten nicht, die trauernde Angehö‑ rige und geschockte Schüler fotografierten und filmten. Die Experten und Pseudo‑Experten nicht, die wild über technische Ursachen, ein ver‑ meintliches Gewitter in den französischen Alpen oder die Seelenlage des Piloten spekulierten. Aber auch die Medienkritiker und die professionellen Apokalyptiker der Branche nicht, weil auch ihre Reaktionen im Angesicht der Katastrophe etwas Kommentaren. Und jetzt, Tage nach der Kata‑ vakuum. Die Folge ist, dass man sich möglichst rasch die Bilder beschafft, die man bekommen strophe? Was wissen wir heute? Offensichtlich geworden ist, dass die Bericht‑ kann, um Ereignisnähe zu simulieren – vom erstattung in Zeiten der Katastrophe eine offene weinenden Nachbarn bis hin zu dem Wohnhaus Flanke besitzt: Ungewissheit im Verbund mit des Piloten und seiner Eltern in Montabaur. Die schlechte Nachricht lautet also, dass die einem Geschwindigkeitsrausch, der im digitalen Zeitalter eine neue Stufe erreicht hat und die böse Mediengesellschaft eine angemessene Katastro‑ Absicht gar nicht braucht. Diese doppelte Gemen‑ phendidaktik, einen klugen Umgang mit der gelage – elementare Ungewissheit bei gleichzeitig plötzlichen, der totalen Präsenz des Schreckens erst gefordertem Sofort‑Sendezwang – erzeugt unver‑ noch lernen muss. Es gilt in einer Zeit, in der uns meidlich ein vierfaches Informationsvakuum, das aus einem globalen Pool der Daten und Doku‑ die Grenzüberschreitungen der letzten Tage mente täglich aufwühlende Bilder erreichen, auch auf Extremereignisse gleicher‑ erklärbar (wenn auch nicht maßen besonnen und mitfüh‑ »besser«) macht. lend zu reagieren – sonst ent‑ Wer meint, pausenlos be‑ steht ein Stichflammen‑Jour‑ richten zu müssen, manövriert nalismus und eine gesellschaft‑ sich in ein Nachrichtenvakuum Die Belagerung von liche Stimmung des letztlich hinein, was dazu führt, dass Montabaur, Wirtschaft, S. 23 folgenlosen Dauerentsetzens. man Pseudo‑News präsentiert, Restrisiko Mensch, Das heißt: Die Mediengesell‑ aber doch vielleicht gar nicht Feuilleton, S. 40 schaft der digitalen Moderne wirklich Neues zu sagen hat. Leserbriefe, S. 77 braucht, paradox genug, Re‑ Was hilft es, wenn man gleich‑ geln zur Sicherung der Beson‑ sam live erfährt, dass die Web‑ nenheit in besinnungslosen site von Germanwings gerade nicht erreichbar ist oder Stefan Raab beschlossen Zeiten. Sie muss dem emotionalen Extrem – sei es eine Flugzeugkatastrophe, ein Amoklauf, ein Ent‑ hat, seine Sendung ausfallen zu lassen? Das Zusammentreffen von Katastrophe und hauptungsvideo, ein Attentat – auf eine Weise rascher publizistischer Reaktion bedingt notwen‑ begegnen, die nicht selbst in einem Extremismus dig ein Faktizitätsvakuum: Man weiß wenig sicher, der Erregung versinkt und sich in eine Art mentale will aber doch Gewissheiten präsentieren. Das war Geiselhaft des Schreckens begibt. Zum Thema Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden VON BERNHARD PÖRKSEN gezeigt. Zum einen ist mir kein Beispiel der jünge‑ ren Katastrophenberichterstattung erinnerlich, das auch branchenintern so viel Kritik und Kopf‑ schütteln ausgelöst hätte, so viele Debatten und öffentliche Diskussionen über unverpixelte Fotos, die Namensnennung des Piloten, die Macht und Moral der Medien. Zum anderen hat sich das Medienpublikum selbst in einer bislang unbekannten Unmittelbar‑ keit zugeschaltet. Das muss man nicht pauschal feiern, denn auch diejenigen, die sich da artikulie‑ ren, sind – wie alle Akteure in der öffentlichen Arena – anfällig für Manipulationen, Einflüste‑ rungen, Stimmungen. Und doch verschieben sich hier die Machtverhältnisse. Selbst die Chefredak‑ teure der größten deutschen Boulevardzeitungen sahen sich in der vergangenen Woche gezwungen, auf den Unmut im Netz zu reagieren. Noch watschte man die Einsprüche selbstbewusst als das Gerede von »Moralaposteln« ohne fundierte Medienkenntnis ab, aber schon allein der Zwang zur Auseinandersetzung macht deutlich, dass neben die vierte Gewalt des Journalismus heute die fünfte Gewalt der vernetzten vielen getreten ist, die Medien beobachten und kritisieren. Das mag manchmal mühsam sein, mitunter brutal und ungerecht, aber auch inspirierend und lehrreich. Im Idealfall entsteht so – Schritt für Schritt – eine redaktionelle Gesellschaft (Cordt Schnibben), die sich über ethisch‑moralische Eros Hunde Eros‑C Verdac gestürm schloss tiers w Pauli o gelnatz Abend, nachts liebens schlafen man do Kleine Fot Friz/photo Zeitverla 20079 H Telefon 0 DieZeit@ ZEIT O ZEIT‑Ste ABONN Tel. 040 Fax 040 E‑Mail: a PREISE DKR 45, Kanaren CHF 7.3 L 4,80/H WISSEN 1. APRIL 2015 D I E Z E I T No 1 4 Zeit vom 1.4.2015, Seite 29.pdf Weltmacht Huhn Vom bunten Dschungelvieh zum globalen Nutztier – wie das Huhn um die Welt ging S. 34 KinderZEIT Hase, Frosch und Teddybär: Das sind Eure (Zer-)Kuscheltiere S. 37 29 Titel: Vom Wert des Lebens Wie ist das Leben entstanden? Darauf haben Forscher keine Antwort. Sie können sich kaum einigen, was das ist – und sind gerade deshalb erfolgreich D en Test kennt jedes Kind: Lebt die reglose Fliege da auf der Fensterbank noch? Einfach mal anstupsen. Fliegt sie davon, lebt sie. Bleibt sie sitzen, ist sie tot. So sieht intuitive Verhaltensforschung aus zu der zentralen Frage: Was ist das, Leben? Für den Chemiker ist Leben ein einfacher Cocktail: Man nehme viel Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff mit reichlich Stickstoff, dazu eine Prise Phosphor und Schwefel, ein paar Salze, ein Gran Kobalt, Zink und Mangan – und fertig sind wir alle. Für den Evolutionsbiologen entsteht daraus ein Erfolgsrezept: Kaum zeigen sich erste primitive Lebensformen, wimmelt es schon allerorten – Bakterien, Einzeller, Pilze bevölkern den Planeten, schließlich auch Pflanzen und Tiere. Eine ausgewogene Mischung der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde sei die Voraussetzung für die Entstehung von Leben, glaubte der griechische Philosoph Empedokles. 2500 Jahre später will es Stanley L. Miller genauer wissen: Es ist das Jahr 1951, und der Chemiestudent hat das Glück, einen Platz in der Vorlesung des Nobelpreisträgers Harold Urey an der Kent Hall University von Chicago zu ergattern. Der Starprofessor für Chemie referiert darüber, wie in der Uratmosphäre der frühen Erde aus Gasen wie Wasserstoff, Methan und Ammoniak organische Verbindungen entstanden sein könnten. Eine überzeugende Definition des Lebens gibt es bis heute nicht Urey äußert nur Mutmaßungen, aber sie entfesseln den Ehrgeiz des jungen Miller. Der 22-Jährige bittet den Nobelpreisträger, einen Laborversuch durchführen zu dürfen, der später als »Ursuppenexperiment« in die Wissenschaftsgeschichte eingehen wird. Das Ergebnis ist sensationell: Schafft man eine energiereiche Atmosphäre aus Gasen und Wasserdampf, entstehen tatsächlich organische Verbindungen, unter anderem Aminosäuren. So ließen sich die Anfänge des Lebens auf der Erde erklären. Aus Molekülbausteinen, so die Theorie, werden komplexe Moleküle. Sie stehen am Anfang einer Kette von Zufällen und Zwischenfällen, die schließlich zu etwas Unvorstellbarem führen: zu Leben. »An welcher Stelle setzt der entscheidende pflanzen, sie stehen in Wechselwirkung mit ihrer Übergang von toter zu lebender Materie ein?«, Umwelt und stellen ein stabiles Fließgleichgewicht fragt der Chemiker Helmut Schwarz von der Tech- dar, das dem thermodynamischen Drang zur Unnischen Universität Berlin, einer der Besten seines ordnung, der Entropie, widersteht. Doch kein einFaches. »Das können wir bis heute nicht sagen.« ziges dieser Kriterien ist exklusiv nur Lebewesen vorbehalten. Auch Kristalle Und auch Stanley Miller lüftekönnen wachsen, auch Robote das letzte Geheimnis nicht: ter können sich reproduzieren, »Wir wissen nicht, wie das Leauch ein Wasserfall stellt ein ben begann.« Fließgleichgewicht dar. Nur Lange haben Biologen diewenn mehrere Eigenschaften se Leerstelle mit allerhand Vozugleich erfüllt sind, gilt etwas kabeln gefüllt: Vis vitalis, eine als »lebendig«. geheimnisvolle »Lebenskraft« Was bedeutet das eigentlich, Während die Biologen seitpostulierte 1774 der Mannlebendig sein? her einen beständigen Indiheimer Botaniker Friedrich Vier Antworten aus vier zienbeweis führen, bei dem alCasimir Medicus. Im 18. Disziplinen S. 30 lein die Verdichtung der ArguJahrhundert stritten die Namente den Verdächtigen dingturforscher wütend darüber, Ein Gespräch mit dem fest macht, fallen einige ihrer ob es nicht zwei völlig vonBiologen und Philosophen zentralen Gewissheiten gerade einander getrennte WissenAndreas Weber über das in sich zusammen. schaftsbereiche geben müsse: Leben auf der Kippe S. 31 Jahrhundertelang haben den des Belebten und den des Forscher versucht, das Leben Unbelebten. Wir sehnen uns im Alltag zu ordnen. Doch in ihren ArAls »Lehre vom Leben« ernach Lebendigkeit. chiven lösen sich die Etiketten findet der Bremer Arzt GottDoch die Philosophie weiß: auf. Heute ist unklarer denn je, fried Reinhold Treviranus Sie lässt sich weder planen was eigentlich eine »Art« ist. 1802 das Fach Biologie. Er noch festhalten S. 31 Das lange Zeit entscheidende schreibt: »Die Gegenstände Kriterium war aus dem Leben unserer Nachforschungen solgegriffen: Ein und derselben len die verschiedenen Formen und Erscheinungen des Lebens seyn, die Bedin- Art gehört an, wer miteinander fruchtbare Nachgungen und Gesetze, unter welchen dieser Zu- kommen zeugen kann. Jetzt finden Genetiker imstand statt findet, und die Ursachen, wodurch mer häufiger Zwischenformen, Übergänge, Unschärfen. Was Anatomen über Jahrhunderte wederselbe bewirkt wird.« Sollte man nicht vermuten, dass die Biologie gen seiner Ähnlichkeit als verwandt einordneten, mehr als 200 Jahre später zu sagen wüsste, was enttarnen Genetiker als verschiedenen Arten anLeben eigentlich ist? Doch genau das ist der wunde gehörig. Wo historisch eine Art zu existieren aufPunkt der Disziplin: Eine überzeugende Definition hörte und die Evolution eine andere an ihre Stelle des Lebens gibt es bis heute nicht. Der französische rückte, ist ebenso schwer zu entscheiden. Auch das »Buch des Lebens«, wie euphorisierte Molekularbiologe und Nobelpreisträger François Jacob meinte sogar, »Leben« sei gar kein wissen- Molekularbiologen das Genom nannten, ist keine schaftlicher Begriff, den man für die Forschung strukturierte Lektüre. Mögen wir auch das Buchstabieren immer rasanter beherrschen, die Sätze nutzbar machen könne. Natürlich gibt es einschlägige Definitionen. verschwimmen vor unseren Augen. Der Mönch Üblicherweise wird Leben phänomenologisch be- Gregor Mendel schrieb seine Vererbungsgesetze schrieben, also als Sammlung verschiedener Eigen- auf, ohne zu wissen, dass es Gene gibt. Der dänische schaften: Lebewesen haben einen Stoffwechsel, sie Botaniker Wilhelm Johannsen formulierte das können wachsen, sich differenzieren und fort- Prinzip des Gens, ohne zu wissen, dass die DNA Inhalt die Erbsubstanz ist. Heute kennen wir alle molekularen Details. Und wieder gilt: Je genauer wir hinsehen, desto rigoroser entziehen sich uns einst klar definierte Begriffe. Was ist ein Gen? Die Einheit, die Mendels Erbsen gelb oder grün, rund oder schrumpelig werden lässt? Ja, es gibt solche Gene – aber es gibt auch ganz andere. Solche, die gleich mehrere Eigenschaften beeinflussen, solche, die andere Gene kontrollieren. Solche, die nur im Kontext anderer Gene zum Gen werden. Mögen sich Art- und Genbegriff auch in Auflösung befinden, in der Praxis sind sie gewaltige Motoren der Biologie, der Wissenschaft vom Leben. Im Mai 2010 veröffentlichte der amerikanische Molekularbiologe J. Craig Venter ein spektakuläres Experiment. Er hatte das Erbgut eines Mikroorganismus in einen Datensatz überführt. Venter gelang die Rückübersetzung der digitalen Information in ein Biomolekül. Übertragen in die Zellhülle einer fremden Bakterienart, übernimmt das Kunstmolekül das Kommando und verwandelt die fremden Mikroben in jene Art, von der die Vorlage für die synthetische DNA stammte. »Mein Gott – es lebt«, kommentiert die Frankfurter Rundschau. Das Leben gehe zwar weiter, heißt es im Naturwissenschaftler-Onlineforum Edge, doch es werde »nie mehr wie vorher sein«. Der konvertierte Organismus, befindet Venter, sei »die erste sich selbst replizierende Spezies, deren Eltern eine Computerdatei« seien. Ist Leben nichts anderes als Information? 21 Gramm – ist das die Differenz zwischen Leben und Tod? Venter habe gar kein neues Leben erfunden, widerspricht der Nobelpreisträger David Baltimore, »er hat es nachgemacht«. Auch der Wissenschaftshistoriker Hans-Jörg Rheinberger betrachtet das Experiment pragmatisch: »Das ist nicht die Erzeugung von Leben, sondern nur die Erzeugung eines Makromoleküls von erheblicher Dimension.« Wenn sich Leben durch seine Neukonstruktion nicht fassen lässt, dann vielleicht durch die Erforschung seines Verlöschens. Was geschieht im Tod? Entflieht das Leben? Kann man das nachweisen? Im Krankenhaus von Haverhill stellte der amerikanische Mediziner Duncan MacDougall ein Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden VON ULRICH SCHNABEL UND ANDREAS SENTKER Krankenbett auf eine große Balkenwaage. Es ist der 10. April 1901, einer der Patienten liegt im Sterben. Der Mann hat eingewilligt, mit seinem Tod der Wissenschaft zu dienen. Um 17.30 Uhr beginnt das Experiment, MacDougall protokolliert penibel jede Veränderung. Um 21.10 Uhr tritt der Tod ein. »Genau mit der letzten Bewegung seiner Atemmuskeln und im selben Moment mit der letzten Bewegung seiner Gesichtsmuskeln fiel das Ende des Waagebalkens auf die untere Begrenzungsmarke«, notiert der Arzt. »Um die Waage wieder auszugleichen, war später das Gewicht von zwei Silberdollar nötig.« 21 Gramm – das Gewicht des Lebens? MacDougalls Messung – das zeigen spätere Versuche – erweist sich als großer Irrtum. Die moderne Medizin versteht den Tod ohnehin längst nicht mehr als Zeitpunkt, sondern als Prozess (siehe Seite 30). Das hat Folgen: Über die Frage, wann ein Mensch tot ist, streiten Philosophen, Juristen und Mediziner seit Jahrzehnten. Reicht es aus, dass das Gehirn seine Aktivität einstellt? Oder muss das Herz stehen bleiben? Der Begriff Hirntod wird 1968 geprägt. Jetzt können Mediziner einen Körper, der lebende Organe birgt, für tot erklären und die Organe für verfügbar. Beendet ist die Debatte damit ebenso wenig wie der Streit um den Anfang des Lebens. Jede Weltregion, jede Kultur hat darauf eigene Antworten. In Deutschland beginnt das menschliche Leben mit der Verschmelzung der Kerne von Ei- und Samenzelle. In Großbritannien und Israel sieht man es anders, denn schließlich wird aus einer befruchteten Eizelle gar nichts, lässt man sie im Labor einer Fortpflanzungsklinik liegen. Juristisch beginnt das Leben in London und Tel Aviv, wenn sich die Zelle in die Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat, wenn sie tatsächlich auf dem Weg zur Menschwerdung ist – und nicht nur Potenzial bleibt. Ist Leben also nur eine Frage der Perspektive? »Was ist der Unterschied zwischen meinem Leben und dem Leben meiner Zellen?«, fragt sich der Wissenschaftshistoriker Rheinberger. »Mein Leben ist ein permanenter Selbstvergewisserungsprozess, geprägt dadurch, dass die Zukunft nicht antizipierbar ist. Stellen Sie sich vor, Sie wüssten am Anfang schon, was am Ende rauskommt. Dann würden Sie sich nicht lebendig fühlen.« www.zeit.de/audio Fotos (Ausschnitte): S. Tetu/Ag. Focus; C. von Enzberg (2.+ 4. o.); A. Ackermann/Ag. Focus; O. Mark/Ag. Focus; M. Sher/Anzenberger; E. Kashi/VII; H. Eisenberger/Look-Foto (v. o. l.) Wir, mittendrin Wir haben ein intuitives Gespür für Lebendigkeit – sie berührt uns, auch beim Betrachten dieser Bilder Zeit vom 1.4.2015, Seite 30.pdf 30 WISSEN Vom Wert des Lebens 1. APRIL 2015 D I E Z E I T No 14 Trauern, Entdecken, Spüren – bei intensiven Erfahrungen sind Menschen besonders lebendig Was heißt das eigentlich, lebendig sein? Sich mit der Welt verändern Lebendig sein kann man nicht für sich alleine Bis zum letzten Augenblick genießen M Fotos (Ausschnitte): Joker/SZ Photo; Christiane von Enzberg (2); Dorothee Deiss/Ostkreuz (v. o. l.); Jürgen Bauer, ddp (m.); privat (2, u.) Wer tagtäglich mit dem Tod konfrontiert ist, feiert umso mehr sein Dasein VON HARTMUT ROSA echanisierte Versteinerung, schrieb der So stehn wie Klöster, in denen ich gefangen war«, dichtet ziologe Max Weber im Jahre 1905, drohe Rilke im Stundenbuch: Das ist der Zustand der De unserem Zeitalter. Um zu verstehen, was pression, des NichtLebendigen. »Da draußen ist alles Lebendigkeit bedeutet, ist es hilfreich, sich die Gegen stumm, tot, bleich und leer und in mir selbst ist eben begriffe vor Augen zu führen. Das Steinerne und das so alles kalt und starr«: Das ist die Welterfahrung me Mechanische. Das Tote, Verknöcherte, Erstarrte, Verding- chanisierter Versteinerung. lichte. Lebendigkeit ist eine Beziehungsform, eine Art Lebendigkeit ist eine Beziehungsform, die sich der und Weise, auf die Welt, auf die Menschen und Din Logik der Steigerung und Optimierung, der Beherr ge bezogen, mit ihnen in Kontakt zu sein. schung und Kontrolle widersetzt. Wer Lebendigkeit ist ein Austauschverhältnis. sein Leben unter Kontrolle hat, ist tot. Lebendigsein kann man nicht für sich Wer sein Leben systematisch darauf alleine, sondern nur in Beziehung – das anlegt, seine Weltreichweite zu vergrö Andere muss aber kein Mensch sein, es ßern – mehr Wissen, bessere Kontakte, kann auch ein Tier, ein Wald, ein Buch einen leistungsfähigeren und attrakti oder ein Lied sein. Aber die Beziehung veren Körper, ein höheres Einkommen muss über das Instrumentelle und Kausa zu haben –, verliert Stück für Stück le hinausgehen. seine Lebendigkeit, denn das Leben, das Der Soziologe Etwas zu brauchen oder zu nutzen, Hartmut Rosa ist das Unverfügbare, NichtAkkumu auch etwas zu gestalten oder von etwas forscht in Jena lierbare. Eine Gesellschaftsform, die die beeinflusst zu werden stiftet noch keine und Erfurt über unablässige Akkumulation und Opti Lebendigkeit. Lebendig werde ich erst, Resonanzen mierung von sozialen, ökonomischen, wenn das Andere da draußen mit mir so kulturellen und körperlichen Ressour in Beziehung tritt, dass ich durch diese cen erfordert, um die schimärische Ver Beziehung selbst verändert werde, dass ich mich dabei heißung lebendiger Weltbeziehungen aufrechterhal und darin verwandle. Lebendigkeit ist deshalb Anver- ten zu können, führt zu mechanisierter Versteinerung. wandlung von Welt, nicht bloß Aneignung von Stoff. Das Nachdenken über Lebendigkeit führt deshalb Lebendigkeit ist ein erotisches Weltverhältnis. Für zur Systemfrage. Herbert Marcuse bestand das größte Verhängnis der ka pitalistischen Moderne darin, Eros und Libido auf das sexuelle Erleben zu reduzieren. Dabei gehe die Erfahrung verloren, dass auch die Arbeit, dass die Kunst, sogar die Pflege und die Trauer uns lebendig mit der Welt ver binden können. Lebendigsein bedeutet, über vibrierende Resonanz drähte verbunden zu sein, in einem Antwortverhältnis zum Leben zu stehen. »Ich bin ein Blasser, allem Abge löster, und ein Verschmähter jeder Schar, und alle Dinge E igentlich wollte ich Mediziner werden, hängt mit der Unschuld des Kindes zusam aber das Einzige, vor dem ich wirklich men, mit seiner Chancenlosigkeit gegenüber Angst hatte, war die Anatomie, das dem Täter. Wie man so etwas emotional verarbei Präparieren von Leichen. Um zu sehen, ob ich das kann, habe ich mich gleich im ersten tet? Ehrlich gesagt: Einen besonderen Ver oder zweiten Semester als Student im rechts arbeitungsprozess habe ich gar nicht. Das medizinischen Institut verdungen. Dort gehört eben zum Job. Und man setzt seine musste ich die Leichen annehmen, sie regis Betroffenheit ja um, gibt sich besonders viel Mühe, das Geschehen mi trieren und so weiter. Die ersten nutiös zu analysieren und zur Tage waren nicht einfach. Aber Aufklärung beizutragen, bis mit der Zeit gewöhnt man sich hin zum Auftritt in der Ge daran. Im Umgang mit Leichen richtsverhandlung. Dieses Auf hilft es am meisten, sie anzufas klärenkönnen schafft ein emo sen und sich selbst daran zu tionales Gegengewicht, das schaffen zu machen. Später habe immer stärker wird, während ich das auch bei Staatsanwälten die psychische Last im Laufe immer wieder beobachtet: Um Rechtsmediziner der Zeit geringer wird. zu verhindern, dass denen die Bernd Brinkmann Wie lange dauert der Tod? Knie weich werden, ist es das hat in seinem Der Laie denkt meist, der Über Beste, sie bei der Sektion einzu Alltag tausende gang vom Leben zum Tod sei spannen. Die bekommen dann Leichen gesehen eine scharfe Grenze. Dabei ist es einen Kittel, Handschuhe und ein gradueller Übergang. Der müssen zum Beispiel Organe Sterbeprozess kann innerhalb von Sekunden wiegen. Das hilft. Im rechtsmedizinischen Institut in Ham stattfinden, kann aber auch Minuten, Stun burg, wo ich später gearbeitet habe, hatten wir den oder Tage dauern. Am empfindlichsten etwa 3000 Leichen im Jahr, da sah man am ist das Gehirn. Wird jemand fünf oder sechs Tag acht bis zehn Tote. Aber natürlich berührt Minuten lang gewürgt, bekommt das Hirn keinen Sauerstoff mehr und stirbt. Danach nicht jeder Tod gleichermaßen. Am schlimmsten ist es bei Kindern. sterben die einzelnen Organe in einer gestaf Wenn die einem Gewaltverbrechen zum felten Ordnung. Die Muskeln leben zum Opfer gefallen sind, ist man auch als Rechts Beispiel noch acht bis zehn Stunden, deshalb mediziner extrem berührt, manche fangen kann bei der Sektion einer Leiche plötzlich an zu weinen. Viele packt die Wut. Das der Herzmuskel anfangen zu zucken. Auch Hautzellen überleben relativ lange. Und die Spermien sind sogar noch bis zu zwei Tage nach dem Tod zeugungsfähig. W Wenn man sich diesen graduellen Übergang vor Augen führt, dann ist das in meinen Augen auch ein gutes Argument für die Organtransplantation. Da durch kann man einem anderen Menschen zu mehr Leben verhelfen und zugleich dafür sorgen, dass die eigenen Organe weiterleben. Das sind aus meiner Sicht zwei Aspekte, die ich extrem reizvoll finde. Nein, niedergedrückt bin ich durch so viel Be schäftigung mit dem Tod nicht. Ich meine sogar, sagen zu können: Man lebt bewusster. Aus Sicht der Rechtsmedizin ist Leben eine wunderbare Al ternative. Angesichts dieses grausamen, unabän derlichen und gnadenlosen Ereignisses Tod nimmt man das freudige Leben, mit allem, was dazu gehört, bewusster wahr. Ich habe kaum ein mal Menschen irgendwo ausgelassener feiern se hen als bei Feiern in der Rechtsmedizin oder der Pathologie. Ich kann zwar nicht genau sagen, wa rum, aber vielleicht hängt das mit dem Beruf zu sammen. Man genießt all das Schöne, das das Leben zu bieten hat, bis zum letzten Augenblick. »Lebendigkeit« ist für mich übrigens etwas deut lich anderes als nur biologisches »Leben«. Nehmen Sie etwa die Liebe: Beziehungen, in denen man so vor sich hin lebt, gibt es viele, aber eine lebendige Beziehung fühlt sich anders an. Dazu gehört die ganze Palette der Emotionen, auch der Streit, sonst wäre die Beziehung nicht lebendig. Andererseits kann natürlich gerade das zu Überreaktionen führen, zu Eifersucht, vielleicht sogar am Ende zu einem Tötungsdelikt. Ein Mord aus Eifersucht wäre damit, wenn Sie so wollen, ein Ausweis besonderer Leben digkeit. Das heißt, Lebendigkeit ist nicht nur schön, sie kann auch ganz schrecklich sein. Die Balance halten Die Nähe in der Ferne spüren Für Kinder kann Mama auch auf dem Bildschirm lebendig sein VON BERND BRINKMANN Das Leben ist ohne die dauernde Gegenwart des Todes nicht zu haben VON VERA KING Im Alltag von Jugendlichen wiederum sind as wir als lebendig empfinden, verändert sich, auch die Vorstellung von kindlicher Gleichaltrige virtuell immer dabei, und nicht nur das: oder jugendlicher Lebendigkeit. Kinder In den Netzwerken Aufmerksamkeit zu erzeugen, gelten in der Vorstellung Erwachsener noch als unver den anderen zu folgen und zu prüfen, wie man an stellter lebendig, als besonders authentisch oder natür kommt, ist für viele unabdingbar. Jugendliche finden lich. Zur Spontaneität gehören in diesem Bild von das mitunter zweischneidig: Da ist der Genuss, im Kindheit der lebendige Ausdruck, Spiel und Bewe mer begleitet zu sein, sich selbst in den digitalen gung. Mit dem Bild der Jugend verbinden sich dann Reaktionen der anderen zu erleben. Aber beklagt wird vitaler Aufbruch und Erneuerung: »Gute Jugend der Verlust des lebendigen Austauschs, in den Worten glaubt, dass sie Flügel habe und dass alles Rechte auf einer Jugendlichen: »Ich find’s zum Beispiel so scha ihre herbrausende Ankunft warte«, de, dass alles über WhatsApp passiert und schrieb der Philosoph Ernst Bloch. nicht mehr persönlich.« Heute tragen die Flügel immer mehr Aber digitale oder reale Ferne bedeu in virtuelle Erfahrungen und digital er ten, ob nun bei jungen oder älteren schließbare fremde Welten. Fernes wird Menschen, eben nicht einfach Verlust digital in Nahes verwandelt. Damit ver oder Gewinn. Der ferne Mensch kann ändert sich der Charakter von Erfahrung sich leiblich nah und lebendig anfühlen, als Kern des Lebendigen, und es wandelt kann auch digital starke Empfindungen sich auch der lebendige Zugang zur Welt, Bildungsforscherin auslösen. Folgenreich ist dabei, dass sich der Bezug zum anderen Menschen. Wir Vera King geht in der digitalen Epoche die Bedeutungen wissen noch wenig darüber, wie sich etwa der Frage nach, von Nähe und Distanz verschieben, etwa die Kommunikation über Skype auswirkt, wie aus Kindern für das, was man Ablösung von den El wenn Mutter und Kind länger getrennt Erwachsene werden tern nennt. sind. Entfernung wird jedenfalls insofern Wenn Heranwachsende ferne Welten überwunden, als das Kind die Mutter zu und neue Beziehungen im virtuellen sich herholen kann, das bedeutet eine neue Form von Raum erkunden, während sie daheim sind, entstehen Lebendigkeit. Aber die Präsenz ist zugleich beschränkt. neue innere Bilder von Getrenntheit und Bezogen Wie frustrierend dies sein kann, lässt sich bei Klein heit, von Verlorenem und Bewahrtem. Wenn alles kindern beobachten, die ihre Eltern am Bildschirm zu schnell vergeht, aber gespeichert bleibt, wenn Formen umarmen versuchen. von An und Abwesenheit sich vervielfältigen, wirkt Allerdings ist leibliche Anwesenheit auch kein Garant sich das auf Bindungen, Selbstständigkeit und den für kommunikative Zuwendung. In Hessen werden Bezug zur Welt aus: Und die Erfahrung von Leben Eltern auf Plakaten aufgefordert, häufiger mit ihren digkeit wandelt sich. Kindern zu sprechen, statt in deren Beisein per Handy mit anderen zu kommunizieren. S ie, die nicht atmet, beginnt doch zu dem die Bildhauer durch das Studium der atmen!«, rief der griechische Sophist Anatomie und der Gefühlsregungen perfek Callistratos angesichts einer Bronze te Abbilder des Lebens zu erzeugen ver statue des Praxiteles voller Bewunderung. mochten, verzichteten sie auf die lebensnahe Seit der Antike kreist das Kunstgespräch um Bemalung ihrer Skulpturen. Die Kunst verspricht Lebendigkeit, um die Lebendigkeit von Malerei und Skulptur. Die italienische Renaissance schließt daran dieses Versprechen sogleich zu brechen, und leidenschaftlich an. In seinem Malereitraktat gewinnt gerade dadurch Autonomie – vor von 1435 fordert der Humanist Leon Battista allem gegenüber der lebendigen Präsenz der Alberti, lebende Körper lebendig darzustel Ikonen und Reliquien. Francesco Petrarca fand für diese Brechung schon len. Die Toten hingegen sollten im 14. Jahrhundert die passen ganz und gar tot erscheinen; alles den Worte. In seinen Gedich an ihnen hänge schlaff herab. ten an Laura lobt er den Maler Doch was sind die Merkmale des Simone Martini für das Bildnis Lebendigen? Für Alberti ist die der Verstorbenen, in dem nicht Antwort klar: autonome Bewe nur ihre Seele sichtbar werde. gung und Wahrnehmung. Da Die Geliebte scheine sogar zu mit folgt er der unbestrittenen sehen und zu hören. Umso naturphilosophischen Autorität Der Kunsthistoriker schwerer wiegt die bittere Frage des Aristoteles. Frank Fehrenbach des folgenden Sonetts: Aber Die Kunst der Frühen Neu spürt in Hamburg warum antwortet das Porträt zeit hat Alberti nicht den Gefal der Lebendigkeit denn nicht? len getan, säuberlich das Tote in der Kunst nach vom Lebendigen zu unterschei Im fiktiven Leben des Kunst den. Zahlreich sind stattdessen werks erfahren die Betrachter ihre Bilder und Skulpturen, die diesen Unter eigene Lebendigkeit – mal gesteigert, mal ge schied aushebeln – tanzende Skelette, unru fährdet. Wie die schrecklichschöne Medusa hige Verstorbene. Genau in dem Moment, in entzieht das scheinbar zum Leben erweckte Kunstwerk dem bewundernden Betrachter Lebenskraft und verwandelt ihn in einen be wegungslosen Stein. Diese Wirkung haben etwa Michelangelos Skulpturen im 16. Jahr hundert auf den Florentiner Anton Francesco Doni. Die lebendigen, wie weiche Haut er scheinenden Farben Tizians hingegen besitzen Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden VON FRANK FEHRENBACH die Kraft, sogar das erkaltete Blut der Alten wieder zu erwärmen und in Wallung zu versetzen, meint der Venezianer Lodovico Dolce. Die Lebendigkeit von Kunstwerk und Betrachter ist seither Gegenstand eines komplexen Tausch handels. Auch im Körper des Betrachters, betont Leonardo da Vinci, halten sich Tod und Leben in einer labilen Balance. Das Leben ist ohne die dauern de Gegenwart des Todes nicht zu haben. Auch darin sind Bilder – vorbildlich. ANZEIGE Das scheinbare Leben der Bilder ermöglicht jene Distanz, die Aby Warburg prägnant in die Formel fasste: »Du lebst und thust mir nichts.« Heute verschwindet diese Distanz; lebendiges Vor bild und Abbild verschmelzen zunehmend. Noch nie waren lebende Tiere und Pflanzen als künstle risches »Material« so präsent. In jeder ihrer For men aber kreist die Kunst, solange es sie gibt, um ihr rätselhaftes Zentrum: das Leben. Zeit vom 1.4.2015, Seite 31.pdf 1 . A P R I L 2015 Vom Wert des Lebens D I E Z E I T No 14 WISSEN 31 Auf der Kippe Nicht zu fassen »Leben muss scheitern können, sonst ist es kein Leben«, sagt der Biologe und Philosoph Andreas Weber Wenn einem mal wieder alles versteinert und grau vorkommt, sucht man nach Lebendigkeit. Aber sobald man sie festzuhalten versucht, zerrinnt sie sofort VON ELISABETH VON THADDEN DIE ZEIT: Viele Biologen meiden den kein Interesse an seinem Überleben, wäre ihm Begriff der Lebendigkeit, Sie halten ihn das egal. für zentral. Was ist das für Sie: lebendig? ZEIT: Interesse, Bedeutung, Identität – sind das Andreas Weber: So schwer sich die Wissenschaft nicht einfach nur andere, poetischere Begriffe für mit der Definition tun mag, so sehr haben altbekannte biologische Prozesse? wir doch alle ein intuitives Grundgefühl, was Weber: Nein, denn erst diese Betrachtung schafft es heißt, lebendig zu sein. Das können wir in eine Verbindung zwischen dem Forscher und der Regel nämlich ziemlich schnell erkennen: seinem Gegenstand. Wir verstehen die Verletz Wir gehen hin und fassen es an. Und wenn es lichkeit eines anderen Lebewesens, weil wir selbst dann wegspringt oder uns angreift, dann ist es in einem verletzlichen Körper stecken und diese lebendig. Sorge um die eigene Identität kennen. Für mich ZEIT: Wie ist das bei Pflanzen? Oder bei Mikro ist das ein wichtiges Instrument der Erkenntnis – das aber heute überhaupt nicht genutzt wird. organismen? Die rennen ja nicht weg. Weber: Doch, auch sie reagieren, wenn auch in Die Biologie steht damit am selben Punkt, an anderen Zeiträumen. Wenn ich an einer Pflanze dem die Physik Anfang des 20. Jahrhunderts ein Blatt abreiße, wächst vielleicht ein neues stand: Es geht darum, festzustellen, dass es zwi nach. Selbst bei Bakterien sehen wir, dass sie vor schen dem Beobachter und dem, was er beobach unangenehmen Reizen fliehen. Allgemein ge tet, eine Verbindung gibt, die das Beobachtete sprochen: Das Lebendige ist das, was ein Interes zugleich verändert. se an sich selbst hat, das um sich besorgt ist und ZEIT: Ist das lediglich ein Wechsel der philoso dementsprechend reagiert. Und das berührt uns: phischen Perspektive, oder hat das auch prak Weil wir nämlich selber lebendig sind und diese tische Auswirkungen? Sorge um die eigene Verletzlichkeit teilen. Weber: Im Rahmen des derzeitigen biowissen ZEIT: Aber ein moderner Biologe fühlt sich von schaftlichen Paradigmas erklären wir das Leben, indem wir es auf kausalmechanische Prinzipien seinen Experimenten wohl kaum noch berührt. Weber: Das ist ja das Problem. Für mich leidet zurückführen. Man könnte sagen: Um das Leben die Biologie darunter, dass sie das zentrale Faszi dige zu verstehen, übersetzen wir es in tote Mecha nosum des Lebens ausgeklammert hat. Sie nennt nismen. Und auf der anderen Seite stellen wir fest: sich zwar »Lebenswissenschaft«, aber ausgerech Unsere Zivilisation produziert Tod. Tierarten sterben aus, die natürliche Vielfalt net mit dem Begriff des Lebendig stirbt, die Natur wird weggefressen ... seins kann sie nichts anfangen. Je Weil wir das Leben nicht richtig ver denfalls nicht im Labor. Vom Leben stehen, verstehen wir auch nicht, was berühren lässt man sich hauptsäch uns mit anderen Lebewesen verbin lich privat und zu Hause – von den det. Und wir verstehen uns letztlich Kindern, dem Partner, dem Haus selbst nicht richtig. tier, gerne auch im Urlaub. Aber in der Wissenschaft hat das angeblich ZEIT: Das klingt jetzt aber sehr nach nichts zu suchen. ÖkoRomantik. ZEIT: Damit ist die Biologie aber Von Andreas Weber Weber: Überhaupt nicht. Ein tiefe erscheint im Mai sehr erfolgreich. res Verständnis des Lebens garan das neue Buch tiert keine heile Welt. Es konfron Weber: Sicher, in den vergangenen hundert Jahren hat die Biologie gro »Enlivenment. Eine tiert uns eher mit etwas, wovor wir als Individuen immer weglaufen: ße Fortschritte gemacht. Und mit Kultur des Lebens« ihrer kausalmechanischen Erklärung des Lebens hat die moderne Biologie ja durchaus recht, die ist ja nicht falsch. Aber es ist eben nur die halbe Wahrheit. Dabei wird et was Wesentliches ausgeblendet, das wir brauchen, um zu verstehen, was Leben ist und was es heißt, lebendig zu sein. ZEIT: Üblicherweise wird Leben über seine Ei genschaften – Stoffwechsel, Reproduktion, Wachstum – definiert. Reicht das nicht? Weber: Das Entscheidende fehlt. Der Biologe und Philosoph Francisco Varela hat den Begriff der Autopoiesis eingeführt. Er sagte: Leben ist ein Prozess der Herstellung einer Identität. ZEIT: Inwiefern hat eine Zelle eine Identität? Weber: Damit ist nicht gemeint, die Zelle hätte ein Bewusstsein oder so etwas. Aber sie hat eine Tendenz, in der Form, in der sie existiert, wei ter zu existieren oder diese Form noch zu ver größern. ZEIT: Viele Biologen würden sagen: Das ist das Prinzip der Selbstorganisation. Weber: Nein, das ist eben mehr. Es ist eine Form der Selbstorganisation, bei der etwas auftaucht, was bei chemischen Reaktionen nicht da ist: Nämlich das Interesse eines eigenen Zusammen haltes. Eine Zelle muss sich immer wieder selbst aufbauen, weil sie sich sonst auflöst. ZEIT: Warum sollte sie sich auflösen? Weber: Aus der Physik wissen wir, dass Materie aufgrund des Dranges zur Entropie immer dem niedrigsten Energiezustand zustrebt. Dagegen muss die Zelle ständig anarbeiten. Ein lebender Organismus ist gewissermaßen ständig auf der Kippe und darum besorgt, sich selbst aufrecht zuerhalten. Damit entsteht ein Interesse an der eigenen Identität. Und es kommt die Kategorie der Bedeutung ins Spiel: Der um sich selbst be sorgte Organismus bewertet alles, was von außen kommt, entweder als gut oder schlecht. Hätte er nämlich mit dem Sterben. ZEIT: Dem Sterben? Weber: Ja. Unser System hat sich doch auf die Fahnen geschrieben, den Tod zu beseitigen. Wir versuchen, ihn durch medizinischen Fortschritt zu bannen, durch Ablenkung, Arbeit, Konsum oder Zudröhnen zu verdrängen. Und gerade diese krampfhafte Negierung des Todes beraubt uns unserer Lebendigkeit. Denn zum Leben ge hört nun mal der Tod. Leben ist untrennbar damit verbunden, dass es scheitern kann, ja, dass es irgendwann scheitern muss! Sonst ist es kein Leben. ZEIT: Gerade das Scheitern versuchen wir mit großem Aufwand zu vermeiden ... Weber: ... und müssen die Erfahrung machen, dass das nicht geht. Leben ist immer auf der Kip pe, ist immer vom Zerfall bedroht, ist nie voll kommen. Und gerade dieses ständige Scheitern Können ist ein Motor von Imagination, von Kreativität, von möglicher Schöpfung. ZEIT: Leben als Drahtseilakt, der immer schief gehen kann? Weber: Ja, und das ist schon auf der grundlegen den biologischen Ebene so. Denn auch unser Körper ist ja keinesfalls stabil. Wir haben zwar das Gefühl einer dauerhaften Identität, dabei verwandeln wir uns auf materieller Ebene per manent. Ich nehme Kohlenstoff aus der Nah rung auf und baue ihn in meine Körperzellen ein. Ich atme Kohlenstoff aus, der zuvor Teil meines Körpers war. Ich setze mich immer wie der neu zusammen. Was stabil bleibt, ist meine Identität und das Interesse, weiter zu existieren. Auf materieller Ebene dagegen bin ich ständig im Durchfluss, ich sterbe dauernd und werde zugleich neu geboren. Das ist doch irre! Das Gespräch führte ULRICH SCHNABEL W as ist das Leben? Weder die Medizin weiß es noch die Chemie, und auch für die Biologie ist es ein Rätsel. Für Phi losophie, Kunst, Reli gion und Literatur aber ist das Leben eine immer wieder offene Frage, sie drängen danach, seinen Wert, sein Gelingen, seine Schönheit und seinen Schrecken zu ergründen. Aus der Frage entstehen existenzielle Bilder: Adam, der in der Kuppel der Sixtinischen Kapelle durch eine Berührung seines Schöpfers erwacht. Oder die Vorstellung, dass das Leben ein Kuss des Himmels sei und der Atem des Schöpfers das Ge schöpf lebendig mache. Aber was heißt lebendig? In einer Gesellschaft, die den Tod nicht akzeptieren will, wird allent halben nach dem lebendigen Leben gefahndet. Leben heißt beschwörend der jüngste preisgekrön te Roman von David Wagner, der ohne Pathos von einem Schwerkranken erzählt und von dessen Gefühl der Lebendigkeit. Liebes Leben heißt der letzte Erzählungsband der Nobelpreisträgerin Alice Munro, in dem sie die »ersten, letzten und per sönlichsten Dinge« aufspürt. Und in ihrer Kampf schrift Du sollst nicht funktionieren macht Ariane von Schirach gegen Leute mobil, die so leblos und oberflächenflach sind wie ihre Bildschirme. Lebendigkeit? Ist das etwas Spürbares, eine Art Kraft, Trieb oder Drang? Fühlt es sich gut an? Ge hören Ekel und Verfall dazu? Trauer, Verzweiflung, Angst und Wut? Hassen auch? Heißt es vielleicht: nicht wissen, was morgen passiert? Oder kann man Lebendigkeit sehen? Atmen, rosige Haut, Herzschläge, Nervenströme. Ethik kommissionen sammeln solche Merkmale, um Argumente für oder gegen die Entnahme von Or ganen nach dem Hirntod zu finden. Doch Ein deutigkeit ist nicht zu haben, es bleibt eine Abwä gung in ausgeklügelten Verfahren. Vielleicht bedeutet Lebendigkeit berührt wer den. Aber wie? Viele unmittelbare Begegnungen mit körperlicher Lebendigkeit sind bei uns nicht mehr unmittelbar, sondern unter Kontrolle: Berüh rung gibt es als risikolose Massage für Geld, körper liche Pflege als Versicherungsleistung, in der Ro mantrilogie Shades of Grey ist das sexuelle Leben bürokratisch geregelt, in Hüpfkursen können sich Kinder nachmittags von 15 bis 17 Uhr planmäßig austoben, gegen Grippe lässt man sich impfen. Das Leben funktioniert leidlich als abgespulter Tag, gefaketes Event, eingehegte Angst, umzäunter Schmerz, gezähmter Exzess. Lebendigkeit, ahnt man, wird etwas anderes sein. Ein Schritt zurück: »Das lebendige Leben muss etwas unglaublich Einfaches sein, das Alltäglichste und Unverborgenste, etwas Tagtägliches und All stündliches«, schreibt Fjodor Dostojewski 1876 in seiner Erzählung Der Jüngling, »etwas dermaßen Gewöhnliches, dass wir einfach nicht glauben können, dieses Einfache könnte es sein, und deshalb gehen wir schon so viele Jahrtausende an ihm vo rüber, ohne es zu bemerken und zu erkennen.« Lebendigkeit also ist einfach. Etwa zur selben Zeit aber verzweifelt in der Er zählung Der Tod des Iwan Iljitsch von Leo Tolstoi der im Sterben liegende Titelheld. Iljitsch, ein knapp 50jähriger Justizjurist, fragt sich, ob er denn überhaupt je gewagt habe zu leben? Richtig zu le ben? »Was willst du denn jetzt? Leben? Wie leben?« Am Ende stirbt Iljitsch mit der Einsicht, nie gelebt zu haben. Sein Leben war – falls es je begonnen hat – lange vor dem Tod zu Ende. Ihm fehlte es, um sich lebendig zu fühlen, am Mut zur Entscheidung! Manch einer weiß nicht, ob er lebt oder tot ist. Diese existenzielle Ungewissheit wird schon in den biblischen Schriften verhandelt. Da kann die Unter welt mitten ins Leben dringen und einer tot sein, der noch atmet. Und umgekehrt, einer der tot ist, bleibt doch lebendig, das ist Ostern. In der aufgeklärten Moderne dann beschäftigt die Frage »Bin ich eigentlich noch am Leben?« die Menschen immer mehr. »Das Leben ist die Arbeit nicht wert, die man sich macht, es zu erhalten«, klagt müde der Revolutionär Danton in Büchners Drama Dantons Tod von 1835. Da klingt an, dass Lebendigkeit sich nicht erarbeiten lässt, und Dan ton wirkt vom ersten Akt an wie ein Toter angesichts der sinnlosen Monotonie der Geschichte. »Wann endet ein Leben, wenn das Herz nicht mehr schlägt oder es sinnlos erscheint, dass es noch schlägt?«, fragt im allerersten Satz Bodo Kirchhoffs aktueller Roman Verlangen und Melancholie. Wenn man Menschen heute fragt, wann sie sich besonders lebendig fühlen, sagen viele: Lebendig fühle ich mich bei der Arbeit. Wo man sich ausdrü cken und verwirklichen kann, wo sich die Schlag zahl erhöht, das Tempo verdichtet, der Puls schnel ler geht. Bis er jagt. Bis man sich plötzlich durch Routinen, durch Erschöpfung leer fühlt und er starrt. Bis man ein stimmungsaufhellendes Pillchen nimmt, für die Arbeit, zum Durchhalten, um sich zu spüren, lebendig zu sein. Das tun immer mehr, geschätzte drei Millionen allein in Deutschland. »Was willst du denn jetzt? Leben? Wie leben?«, fragt sich Iwan Iljitsch erst auf dem Sterbebett. Doch so lange muss man nicht warten. Lebendig ist, wer Hoffnung hat. Lebendig ist, wer in Beziehung zu anderen steht. So lauten in der Gegenwart philosophische Antworten. Aber kann es sein, dass die moderne Gesellschaft immer wieder vergisst, was Lebendigkeit ist, und deshalb immer neu fragen muss? Die Unsicherheit verstärkt sich in Krisenepo chen. Der Kulturphilosoph Georg Simmel schrieb vor hundert Jahren: »Während alles Unlebendige schlechthin nur den Augenblick der Gegenwart besitzt, streckt sich das Lebendige in einer unver gleichlichen Art über Vergangenheit und Zukunft.« Damit ist als Zeitdiagnose gemeint: Lebendigkeit will sich in Neuem ausdrücken, will unbedingt Zu kunft werden. Doch paradoxerweise stellt die Le bendigkeit moderner Individuen genau dabei tote Objekte her: Weil sie sich immerfort anders aus drücken will, schafft sie neue Gegenstände, Orte, Institutionen, und eines Tages gucken all diese Dinge fremd und leblos zurück, als »entseelte Ob jektivität«. Gerade noch war das rote Wollkleid der Ausdruck des lebendigen Ichs, schon muss es in den Altkleidersack, weil es sich abgelebt anfühlt. Eben war der Schreibtisch, Pinie lasiert, noch angesagt, jetzt soll er raus, er wirkt irgendwie tot. Und die Schallplatten, die einst so kostbar waren, bedeuten jetzt nichts mehr. M an könnte sagen: Die schöpfe rische Lebendigkeit moderner Gesellschaften baut sich selbst mit Requisiten zu, bis sie sich aus dem ganzen Krimskrams, den Sachzwängen, Dingen, Routinen ihrer Kul tur halb erstickt wieder ausgraben muss. Die Fenster öffnen, den Kragen lockern und alles in frage stellen. Was einmal lebendig war, ob ein Gebäude, ein Design, eine Ehe, eine Idee, eine Zeitung, ein Beruf, zeigt sich plötzlich als Zwangs vollzug von Erstarrtem. Dann stellt sich die Frage wieder: Was heißt hier lebendig? So führt die Suche nach der Lebendigkeit, wie Georg Simmel es in Zur Philosophie der Kultur na helegt, tief hinein in ihre Geschichte. In eine Zeit, als es das Wort noch nicht gab, nur die nahe Ver wandte, das Leben. »Leben, ist dreyerley«, wusste Zedlers Universallexikon im Jahr 1737: »Das erste ist das natürliche Leben (...), das andere ist das geist liche Leben, wenn wir im Glauben in Christo, in Gott und dem heiligen Geist leben (…). Das dritte ist das ewige Leben, die Empfindung der göttlichen ewigen Freude (…).« Ein »Organismus« sei wenig oder gar nicht von dem »Mechanismo« unterschieden: Damit ist eine gute und stetige Ord nung verschiedener Teile gemeint, die sich zu ei nem Ganzen zusammenfügen. Lebendigsein be deutete damals also, sich demütig in Gottes Ord nung zu bewegen. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Doch dann bebt kulturell die Erde: Jetzt sind die modernen Entdeckungen des Lebens nicht mehr aufzuhalten, die Gottes Ordnung durcheinander werfen: 1740 weist der Zoologe Abraham Trembley am Polypen die Selbstreproduktionsfähigkeit eines zerteilten Organismus nach, aus dessen Bestand teilen wieder komplette Exemplare wachsen. Der Naturforscher Albrecht von Haller entdeckt 1753, dass Muskelfasern reizbar sind, sie können sich bei Berührung zusammenziehen und Nerven fasern gar Impulse ans Gehirn weiterleiten und in Empfindung verwandeln. Und der Mediziner Jo hann Friedrich Blumenbach denkt über einen Bildungstrieb als Motor alles Lebendigen nach: Der sei eine Art Zeugungskraft, die ganz neue Lebe wesen entstehen lasse. S o steht dann 1798, passend zur revolu tionären Epoche, im Adelungschen Lexikon, das Leben sei etwas völlig anderes als die unbelebten Dinge, nämlich: »zu Empfindungen und Ver änderungen fähig«. Sensibilität! Veränderung! Alles, was fühlt, kann neu werden! Nun passen die Biologie und die empfindsame Seele zusam men und bilden um 1800 ein fruchtbares Paar. Leben und Lebendigkeit sind eng verwandt: in der schöpferischen Empfindung. Doch sobald man festhalten und benennen will, was Leben ist, zerrinnt es im selben Augen blick. Diese Gewissheit wird seit der frühen Auf klärung zum Topos. »Das Leben ist eine Sache, die man nicht beschreiben, in keine Methode und Systema bringen oder Kennzeichen dafür geben kann«, schreibt 1755 der Pietist Graf Zin zendorf, der Gottes Geist überall am Werk sieht. Das pure Leben mag organisch einzigartig sein, Lebendigkeit aber ist jene Kraft, die irgendwo zwischen Geist, Seele, den Eigenschaften alles Organischen, der Fantasie und der sexuellen Lust oszilliert, und sie ist vor allem eins: nicht zu fas sen. Unverfügbar. Hier klingt der religiöse Ton an, wie er zuerst im Prolog des JohannesEvangeliums zu hören ist. Leben, Atem, Licht, Geist, Vernunft und Seele, so lauteten in der abendländischen Tradition die Grundbegriffe dessen, was ohne Gott – und sei er noch so verweltlicht – nicht sein kann: Lebendig keit. Auch dieser Ton wird von 1750 an durch die Biologie grundlegend modernisiert: Lebendigkeit wird zu einer atemberaubenden Mischung – atmen der Geist, schöpferische Empfindung, erregbarer Körper, Zeugung, Zittern der Nerven, Zellteilung, alles in eins. Etwas unsagbar Kostbares. Doch zu diesem Gedanken gesellt sich das mo derne Missverständnis des »Lebens um jeden Preis«: In Zeiten politischer Erstarrung und Ohnmacht fühlt sich nur vital, wer grausam ist zu sich und anderen! Rücksichtslos, durch Schmerzen, mit Ge walt. Der fatale Kriegskitzel, gegen die moderne Entfremdung, lässt vermeintlich erst in Todesnähe das Leben spürbar sein. Aus diesem Material woben die Nationalsozialisten ihre Ideologie, und bis heute weben sie mörderische Systeme wie der »Isla mische Staat«. Ostern allerdings fasst die Todesnähe des Lebens ganz und gar anders auf. Ostern feiert die Über windung des Todes durch das Leben. Die abend ländische Bildtradition hat den Löwen – den Herr scher über Leben und Tod – als Symbol erkoren: Seit dem zweiten Jahrhundert kennt die frühchrist liche Naturlehre das Bild des Löwen als Oster Allegorie. Im Freiburger Münster etwa ist das Motiv zu sehen: Ein erwachsener Löwe atmet seine Neugeborenen an, bis sie belebt sind. Drei Tage dauert es, so glaubte man, bis der eingehauchte Geist die Körper beseelt. Im Wiener Physiologus aus dem 12. Jahrhundert klingt das so: »Am dritten Tag aber kommt der Löwenvater und brüllt oder bläst sie an, und davon erwachen sie zum Leben. So er weckt der allmächtige Gott seinen Sohn am dritten Tag wieder aus dem Tod.« Drei Tage, von der Nacht des Karfreitags bis zum Osterlicht. Fotos (Ausschnitte): Holde Schneider/Visum; Robert Kluba/Visum; Andrea Obzerova/Fotolia; Toufic Beyhum/Anzenberger (v. l. o.); Valentina Bosio (u.) Lebendig ist, wer in Beziehung zu anderen Menschen steht und sich berühren lässt Zeit vom 1.4.2015, Seite 33.pdf 1. A P R I L 2015 Thema: Glockengießen GRAFIK 33 D I E Z E I T No 14 Großes Geläut Am Karfreitag fliegen die Glocken nach Rom, um am Ostersonntag zurückzukehren – so sagt man zumindest. Aber wie werden Glocken eigentlich gemacht? Nicht anders als schon vor 300 Jahren: Mit viel Handarbeit, noch mehr Erfahrung und einer Menge Schweiß Henkel Ob der Guss gelungen ist, weiß man erst nach mehreren Tagen (manchmal sogar: Wochen), wenn die Bronze abgekühlt ist und aus der Form geholt wird Krone Die Themen der letzten Grafiken: 301 Korrelationen 300 Inschrift Der Guss der Glocke 302 No Crowdfunding 299 Im Ofen wird die Bronze auf etwa 1100 Grad Celsius erhitzt. Diese sogenannte Glockenspeise besteht zu 22 Prozent aus Zinn und zu 78 Prozent aus Kupfer Formel-1-Wagen Weitere Grafiken im Internet: Wolm www.zeit.de/grafik Schärfe Klöppel Schlagring Meist werden bei einem Guss mehrere Glocken gegossen (nur eine davon zeigen wir hier im Anschnitt). An den Formen stehen dann Glockengießer, die den Metallfluss lenken und die Luft abfackeln, die aus dem Hohlraum entweicht »Gossen« heißen die Rinnen, durch die das flüssige Metall rinnt. Vor dem Guss werden sie mit glühenden Kohlen angewärmt Negativform für Krone Mantel (dritte Glocke) innere Glockenform (erste Glocke) Die Vorbereitung Jede Glocke ist ein Unikat, deren Herstellung größte Präzision verlangt. Beim Ausgießen mit flüssiger Bronze werden gigantische Kräfte frei. Deshalb müssen die Gussformen makellos sein, nur ein kleiner Haarriss genügt, und die Arbeit misslingt. Der wichtigste Schritt kommt gleich zu Beginn: Aus Holz wird die »Rippe« ausgesägt. Sie rotiert um eine Achse, gibt so der Gussform ihre Gestalt – und damit der späteren Glocke ihren Klang 1. 2. 3. 4. 5. 6. Mit Ziegeln wird eine grobe Form gemauert, um welche die Rippe rotieren kann. Der Zwischenraum wird mit Lehm aufgefüllt und immer wieder von der Rippe glatt gestrichen Die erste Glocke wird gebrannt, darauf wird ein Trennmittel aufgetragen. Dann wird eine zweite Glocke, die »falsche«, geformt wie die erste – mit der Außenlinie der Rippe als Vorlage Nach erneutem Brennen werden die Inschriften und Ornamente als Wachsbuchstaben aufgetragen. Danach wird auch die zweite Glocke mit einer Trennschicht überstrichen Die dritte Glocke besteht aus Lehm, Stroh und Eisenbändern und wird auf die falsche Glocke aufgetragen. Sie ist massiv, weil sie beim Guss enorme Kräfte aushalten muss Nun wird die dritte Glocke abgehoben, und die falsche Glocke wird zerschlagen. Sie hat bereits die Form der späteren, metallenen Glocke Dann wird die dritte Glocke zurück auf die erste gestellt. Der entstandene Hohlraum kann mit Metall aufgefüllt werden. In der Grube stehen meist mehrere Glocken nebeneinander Rippe Illustration: Jochen Sturmann Recherche: Fritz Habekuß Rekordverdächtig 1858 Die schwerste Glocke ist stumm, die größte klingende steht in Asien wurde Big Ben, die berühmteste Glocke der Welt, gegossen. Sie hängt im Elizabeth Tower des Palace of Westminster in London 75 000 Glocken aus Deutschland und den besetzten Gebieten wurden im Zweiten Weltkrieg zur Rohstoffgewinnung eingeschmolzen 202 Tonnen wiegt die Zarenglocke auf dem Moskauer Kreml. Sie zerbrach jedoch beim Gießen und konnte nie geläutet werden 24 Tonnen wiegt der »dicke Pitter«, wie die Petersglocke im Kölner Dom genannt wird. Sie ist die größte frei schwingende Kirchenglocke der Welt Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 3,7 Meter hoch ist die MingunGlocke in Myanmar, die größte intakte Glocke der Welt Quellen: Kirchenglocken.de; Wikipedia.de; Philippuskirche.de/ Glocken/Glockenguss.html; www.glocken-online.de/glockenkultur/formguss.php www.planet-wissen. de/kultur_medien/ architektur/glocken/ glockenguss.jsp www.kirchenglocken.de; www.whitechapelbellfoundry.co.uk/ bigben.htm; www.glocken.impactev.de/glockenin-deutschland.pdf 1. A P R I L 20 1 5 Zeit vom 1.4.2015, Seite 53.pdf D I E Z E I T No 1 4 GLAUBEN & ZWEIFELN 53 Ecce homo: Schaut auf diesen Menschen! Am Karfreitag geschieht, was Jesus seinen Jüngern angekündigt hat: Man werde ihn verspotten, foltern, töten – doch am dritten Tag werde er auferstehen. Die Jünger sind verwirrt. Sie fragen, was das sei, die Auferstehung der Toten. Wir zeigen auf zwei Seiten, was Ostern heute bedeutet Abb.: Mathias Grünewald »Kreuzigung Christi« (Szene aus einem Altarbild); Unterlinden-Museum, Colmar; Foto: J. S. Martin/Artothek Gott opfert sich selbst Als Kind war mir der Kreuzweg unheimlich. Später verstand ich den Sinn der Passion VON ULRICH GREINER E Das Martyrium M atthias Grünewalds Darstellung der Kreuzigung Christi ist das zentrale Bild, die Mitteltafel eines Altars, der von 1512 an für die Hospitalkirche des Antoniterklosters in Isenheim entstand. Es gibt drei weitere Kreuzigungsdarstellungen des Künstlers, es wird überhaupt viel gekreuzigt in der Kunst dieser Zeit der religiösen Spannungen – und entsprechend emotional aufgeladenen Bilder. Aber allein Grünewald beschreibt dieses Martyrium in einer gnadenlos akzentuierten, erschreckenden Genauigkeit. Da ist der Querbalken des Kreuzes, durchgebogen weniger vom Gewicht des Toten als von der Last der Schmerzen. Die zahllosen Wunden und Narben auf dem Körper scheinen sich fortzusetzen in dem löcherigen, zerfetzten Lendentuch. Die im Todeskampf erstarrten, gespreizten Finger sind zu Klauen regrediert; das Haupt Christi, umzingelt von den Stacheln der Dornenkrone, ist groß und schwer zur rechten Seite gesunken; die Lippen sind geöffnet, die Augen geschlossen. Das Martyrium dieses Toten, durch die fahle Farbigkeit seines Leibes betont, wird scheinbar aufgefangen durch die von Johannes, dem Lieblingsjünger, gehaltene Mutter und die am Boden kniende, die Hände ringende Maria Magdalena sowie durch den rechts stehenden Apostel Johannes. Mit seinem Finger weist er auf den Toten und verkündet: »Illum oportet crescere me autem minui« (Er muss wachsen, ich aber abnehmen). Johannes kommt aus der Wüste, hat das Lamm Gottes dabei, das die Sünde der Welt tragen sollte. Von der triumphierenden Himmelfahrt Christi in einer Aureole, dem leuchtenden Gegenbild zur düsteren Kreuzigung, zu sehen auf einer anderen Altartafel, wusste er noch nichts. PETRA KIPPHOFF ine bizarre Religion, die den gefolterten Leib zum Bild ihrer Botschaft macht! Läge es nicht näher, den allmächtigen, den siegreichen Gott zu zeigen? In der Tat sieht man in den Apsiden normannischer Kathedralen, etwa in Cefalù oder in Monreale auf Sizilien, den Pantokrator, den strahlenden Weltenherrscher – und nicht den Gekreuzigten. Erst in der Gotik trat die Passion in den Vordergrund. Sie war mir lange Zeit unheimlich. Ich erinnere mich an die Kreuzwegandachten, als ich noch ein Junge war, der wenig von alldem verstand. Ich betrachtete die seltsamen Gemälde, die an den Wänden meiner Pfarrkirche angebracht waren. Sie waren nazarenisch inspiriert, also nicht sehr realistisch, und doch ließ sich nicht übersehen, dass sie eine schreckliche Leidensgeschichte illustrierten. Wozu sollte das gut sein? Ich mochte die blutrünstigen Szenen ganz und gar nicht. Auch der Passionsenthusiasmus, wie er im Gefolge der Reformation entstanden ist, blieb mir fremd. Eine Aufführung der ungeheuren und auch monströsen Matthäus-Passion Bachs empfand ich meinerseits als eine Passion, und Paul Gerhardts berühmtes Lied O Haupt voll Blut und Wunden erschien mir als schwülstig und schwül. Die morbide Erotik in den Zeilen »Die Farbe deiner Wangen / Der roten Lippen Pracht / Ist hin und ganz vergangen ...« – war das nicht nahezu heidnisch? Es dauerte lange, bis mir der Sinn der Passionsgeschichte näherkam, bis ich begriff, dass sie der Kern des Christentums ist. Es war der Meister der Paradoxie, es war Gilbert Keith Chesterton, der mich auf die Spur brachte. Den englischen Schriftsteller kannte ich als Verfasser der Pater-BrownGeschichten und des genialen Romans Der Mann, der Donnerstag war. Als ich seinen theologischen Essay Orthodoxie las, der seine spätere Konversion zum Katholizismus (1922) vorbereitet hat, verstand ich die Radikalität der biblischen Erzählung. Chesterton schreibt: »In der dramatischen Geschichte vom Leidensweg Christi gibt es eine deutliche Gefühlsäußerung, die zeigt, dass der Schöpfer aller Dinge nicht bloß Todesqualen, sondern auch Qualen des Zweifels gelitten hat. Es steht geschrieben: ›Du sollst den Herrn deinen Gott nicht versuchen.‹ Du nicht, aber der Herr dein Gott kann Sich Selbst versuchen; und allem Anschein nach ist genau das in Gethsemane geschehen. In einem Garten versuchte Satan den Menschen; in einem Garten versuchte Gott Gott. Auf eine übermenschliche Art und Weise durchlitt Er das menschliche Grauen des Pessimismus. Als die Erde erbebte und die Sonne am Himmel erlosch, geschah es nicht wegen der Kreuzigung, sondern wegen des Schreis, der vom Kreuz kam und bekannte, dass Gott von Gott verlassen war.« Chesterton fügt hinzu, kein Atheist werde in der Geschichte der Religionen eine einzige Religion finden, »in der Gott eine Sekunde lang Atheist zu sein schien«. Indem Gott Mensch wird, erleidet er augenblicksweise die ganze menschliche Erbärmlichkeit. Indem er unschuldig umgebracht wird, ist er der Stellvertreter aller unschuldig Umgebrachten. Indem er sich selbst opfert, bricht er jene furchtbare Tradition, die die Opferung anderer Menschen gebietet, um sich selbst oder die eigene Sippschaft zu retten. Der Aufhebung des Menschenopfers begegnen wir schon in der Geschichte von Abraham und Isaak: Anstelle des Sohnes lässt der Widder sein Blut. Mit Kreuzestod und Auferstehung wird der Opfermechanismus von Grund auf widerlegt – und transformiert. Diese grandiose Idee ist wahrhaft unfassbar. Das Unheimliche der Passion, so wurde mir klar, hat mit diesem Geheimnis zu tun. Im zweiten Buch seiner Politeia entwickelt Platon den Gedanken (ich folge hier der Darstellung Joseph Ratzingers), dass der wahrhaft Gerechte leiden müsse, weil er sich nicht der Mehrheit anbequeme. Sokrates sagt, dass diejenigen, welche die Ungerechtigkeit mehr lobten als die Gerechtigkeit, voraussähen, dass man den Gerechten foltern und ans Kreuz schlagen werde. Wer in unserer Welt »gerecht« ist, nämlich das Richtige tut und das (göttliche) Gesetz achtet, muss mit Unterdrückung und Verfolgung rechnen – nicht zwangsläufig, aber sehr oft. Die Passionsgeschichte führt das vor Augen, doch endet sie mit einem Triumph. Den kann man nur glauben. Die christliche Religion, so kommt es mir zuweilen vor, ist überaus komplex und nicht immer leicht zu verstehen. Doch bietet ihr Reichtum an Bildern und Andachtsformen, der ganze Epochen der Kunst- und Musikgeschichte beflügelt hat, eine Chance, über jene Erbärmlichkeit zu trauern, wie sie uns allabendlich in den Nachrichten begegnet. Die vierzehn Stationen des Kreuzwegs betend abzuschreiten bedeutet, sich der Unermesslichkeit irdischen Leids zu stellen. Alle Stationen enden mit der Bitte: Herr Jesus Christus, erbarme dich über uns und die ganze Welt. Die Passion, ihre Vergegenwärtigung in Andacht und Gebet, gehörte lange Zeit zum festen Bestand der Christenheit. Er ist weitgehend verschwunden, verbindliche Rituale der Trauer gibt es kaum noch. Dies mag ein Grund für jenen heimatlosen Trauerüberschuss sein, wie man ihn bei öffentlichen Katastrophen erleben kann. Jetzt anmelden!| Servicenummer (0711) 699 49 100 kirchentag.de Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 1. APRIL 2015 D I E Z E I T No 1 4 Zeit vom 1.4.2015, Seite 54.pdf GLAUBEN & ZWEIFELN 54 Ecce homo: Schaut auf diesen Menschen! Die Bibel lenkt unseren Blick auf ein Folteropfer. Pontius Pilatus präsentiert dem Volk von Jerusalem einen blutenden Jesus, den das Kreuz erwartet. »Ecce homo!«, ruft der römische Statthalter, der Jesus für unschuldig hält: »Seht, dieser Mensch!« Wir fragen, warum das Leid Unschuldiger heute ungern gezeigt wird Die Angst vor dem Kreuz Zu Ostern feiern wir die Überwindung der Gewalt. Warum wollen wir die Opfer nicht sehen? VON EVELYN FINGER Foto: Christoph Bangert/www.christophbangert.com; aus: »War Porn«; kleines Bild unten: privat W Ein afghanischer Junge wird im Juni 2011 im Bost Hospital in der Stadt Lashkar Gah behandelt. Er hatte einen Blindgänger aufgehoben, der in seinen Händen explodierte »Warum sind Sie von meinen Fotos schockiert?« Der deutsche Kriegsfotograf E CHRISTOPH BANGERT kritisiert, dass die ungeschönte, blutige Realität in den westlichen Medien nicht gezeigt wird igentlich sollten Sie dieses Bild nicht Geschehene im Gedächtnis speichern? Woran wir sehen. Niemand sollte das. Normaler uns nicht erinnern, das hat nicht stattgefunden. weise bleiben solche Bilder ungedruckt. Ich bin ein höflicher Mensch. Aber wenn Ich selber kann mich bei vielen Fotos ich höre, dass jemand meine Bilder nicht an kaum erinnern, sie gemacht zu haben – als hätte sehen kann, werde ich wütend. Ich sage zwar: jemand die Löschtaste in meinem Kopf ge »Oh, kein Problem, ich verstehe.« Aber das ist drückt. Du wachst morgens auf und kannst dich eine Lüge. Tief im Innern schreie ich aus voller an den Albtraum nicht erinnern. Lunge: »Du kannst nicht hin Aber du weißt, er war da. Ich war schauen? Dann streng dich an, da. Ich bin der, der alles fotogra du verweichlichte ErsteWelt fiert hat. Ich weiß es. Heulsuse! Wach auf! Das hier Dies sind nicht meine besten sind echte Menschen! Wenn dir Fotos. Ich habe wunderschöne, das auf den Magen schlägt, dramatische, wohlkomponierte scher dich verdammt noch mal Bilder von Kriegen und Kata runter von diesem Planeten!« Aber wie gesagt, ich bin höflich. strophen. Landschaften, Porträts, Und ich weiß, man braucht Details; das ganze boom and bang. Christoph Bangert, 37, Mut, das Schreckliche zu be Aber hier geht es nicht um das fotografierte unter trachten. Aber ist Ihnen eigent Drama des Krieges, auch nicht anderem im Irak, in lich klar, wie schrecklich es ist? um den Mythos des Kriegsfoto Pakistan, in Afghanistan Ja? Warum sind Sie dann von grafen, sondern um unseren Um meinen Fotos schockiert? gang mit den Bildern grauenhaf Was Sie hier sehen, ist meine persönliche ter Ereignisse. Wir alle üben Selbstzensur. Ich tue es. Die Erfahrung. Aber Ihre auch, denn es geschieht Bildredakteure tun es. Ihr üblicher Refrain lau in Ihrer Lebenszeit. Sie entscheiden, ob Sie es tet: »Leider geht das zu weit, um es zu drucken.« ignorieren. Ich habe erlebt, wie ein stark verbrannter Und Sie, die Betrachter, zensieren auch. Sie fürchten, Hinschauen könnte voyeuristisch sein. Mann, den ich 2005 in Bagdad in einer Unfall Sie fürchten sich vor der eigenen Furcht. Sie ver aufnahme fotografierte, mehrmals ohnmächtig wechseln Pietät mit Nichtwissenwollen. Mein wurde vor Schmerzen. Die Brandopferstation Großvater, der als überzeugter Nazi an der Ost des Krankenhauses war wegen Korruption ge front gedient hatte, beschloss, zu vergessen. Sei schlossen worden. Nun wartete der Verletzte auf ne Kriegsgeschichten waren abenteuerlich, gla den Transport in ein anderes Hospital, aber der mourös, heroisch – und handelten alle von sei Arzt sagte, weil die Wunden so furchtbar und alle anderen Stationen überfüllt seien, werde der nem Pferd. Wir erinnern uns in Bildern. Wenn wir uns Mann wohl sterben. Auf dem Foto schaut er uns verbieten, Bilder anzusehen, wie sollen wir das an. Es ist mir nicht leichtgefallen, die Kamera auf ihn zu richten. Und Sie? Schauen Sie ihm in die Augen? Fast alle meine Kollegen, die in Krisengebieten arbeiten, haben Massen solcher Bilder. Sie liegen auf unseren Festplatten, ungedruckt. Dabei sind auch das nur Ausschnitte der Realität, unvoll ständige Momentaufnahmen des wahren Chaos. Es wäre leicht, »den Medien« die Schuld zu geben. Aber ich selbst bin ein Teil der Medien maschine. Und Sie als Publikum sind es auch. Ja, Gewaltbilder können uns schockieren, enthemmen und verrohen, genau wie Pornogra fie. Schon tausendmal wurde über diesen Aspekt der Kriegsfotografie geschrieben, die Ästhetisie rung der Gewalt, den Voyeurismus und die düs tere Anziehungskraft fremden Leids. Doch ich überlasse die klugen Debatten anderen. Ich bin Fotograf und empfinde es als meine Pflicht, das Gesehene zu veröffentlichen. Wenn mir das nicht gelingt, habe ich versagt. Mir ist egal, wie Sie meine Fotos nennen. Wenn Sie wollen, nen nen Sie sie Kriegspornografie. Ich kann den Horror aus den Horrorbildern nicht eliminieren. Genauso wie ich das Subjekt ObjektDilemma nicht auflösen kann. Natür lich beuten Fotografen aus, was sie fotografie ren. Natürlich ist das war porn! Aber solche Ein wände sind auch wunderbare Ausreden, um wegzuschauen. Übrigens. Meine Bilder sind real, nicht fik tional wie die supergewalttätigen Kinofilme, Fernsehserien und Videospiele, die wir beden kenlos anschauen. Ich dokumentiere und inter pretiere reale Ereignisse. Wie kann diese Arbeit bedeutungslos oder nichtssagend sein? Wie kön nen wir uns weigern, das bloße Abbild eines Schreckens zur Kenntnis zu nehmen, den ande re Menschen gezwungen sind, am eigenen Leib zu erleben? Im letzten Jahr habe ich die Bilder, die von den Redaktionen immer aussortiert werden, selber als Buch veröffentlicht. Viele Medien haben darüber berichtet. Nur einige haben Fo tos gedruckt. Letztlich ist das kleine Buch meine Versiche rungspolice für den Tag, an dem meine Enkel alt genug sind, um zu fragen, was Kriege und Ka tastrophen sind. Ich werde dann nicht über Pferde erzählen, sondern die Bilder aus dem Regal ziehen und sagen: »So war es für mich. Daran erinnere ich mich. Schaut es euch an.« Der Text ist eine überarbeitete Version des Vorworts von Christoph Bangert zu seinem Bildband »War Porn«; Kehrer Verlag 2014; 186 S., 29,95 € Mehr Glauben Kann Papst Franziskus seine Kirche wirklich erneuern? Die wichtigsten Artikel aus der ZEIT und Christ & Welt gibt es jetzt als EBook www.zeit.de/ebooks Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden enn Jesus heute gekreuzigt würde – kaum eine seriöse Zeitung würde die Bilder seines Martyriums zeigen. Vielleicht im kleinen Format, auf einer hinteren Seite. Vielleicht in einer gepixelten Version. Und es könnte passieren, dass nicht nur die Wundmale, sondern auch das Gesicht des Hei lands gepixelt würden. Denn westliche Qualitäts medien scheuen sich heute, die Opfer von Krieg und Folter abzubilden, hat sich doch in unserer Gesellschaft die Meinung durchgesetzt, es sei pietätlos oder, wie die Amerikaner sagen, inappropriate, den Gemarterten ins Gesicht zu sehen. Jesus, der gewaltsam starb, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, hätte es schwer, heute zur Ikone des Friedens zu werden. Das ist bitter. Denn am Karfreitag verkehrte sich die Absicht der Mörder ins Gegenteil. Am Kreuz wur de sichtbar, wie erbärmlich im Unrecht diejenigen waren, die gerufen hatten: »Kreuziget ihn!« Jesus, in dem er den Opfermechanismus an sich selbst vollzie hen ließ, entlarvte ihn. Das ist das eigentliche Wunder von Ostern. Es bedurfte der Auferstehung kaum mehr, um die symbolische Niederlage der Gewalt zu besiegeln. Mit den Worten des Paulus an die Kolosser: »Christus hat die Gewaltigen ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt.« Man kann es auch moderner ausdrücken, so wie der französische Religionsphilosoph René Girard: »Die Gewalt offen bart unwissentlich, was sie verbergen will.« Heute wollen wir die Gewalt lieber verbergen, ob wohl die Tötungsart der Kreuzigung in Syrien und im Irak wieder Konjunktur hat. Offenbar glauben wir nicht mehr an die zivilisierende, abschreckende, kathartische und, religiös gesprochen: die erlösende Kraft des Kreuzes. Das ist bemerkenswert, weil Christen heute immer noch recht hingebungsvoll das Osterfest feiern. Einige nehmen den Karfreitag noch gern als Anlass zum Fasten, andere hören rituell die Matthäus-Passion, aber die allermeisten, auch viele gläubige Christen, überspringen gern das Kreuzigungsgeschehen, um gleich zur Auferstehungs freude überzugehen. Nun ist gegen Freude nichts ein zuwenden. Und in einer freien Gesellschaft wird nie mand gezwungen, zu glauben, dass Gott seinen Sohn am Kreuz opferte, um die Menschheit zu erlösen. Aber Ostern ist kein lustiges Ostereierfest. Und die Angst vor dem Karfreitag, nennen wir es ruhig pathetisch die Kreuzesvergessenheit, hat auch etwas Mitleidloses und Antiaufklärerisches. Vor wenigen Jahrzehnten provozierten Kriegsfotos aus Vietnam noch Tausende Amerikaner zum Demons trieren gegen diesen Krieg und trugen so zu dessen Ende bei. Heute sehen wir uns den Sieg über die Gewalt am liebsten in gewalttätigen Filmen an, weil das nun mal bequemer ist. In der Realität möchten wir, dass das Gesicht des amerikanischen Journalisten James Foley vor seiner Enthauptung durch den IS gepixelt wird – so als müsste der Ermordete sich seiner Ermordung schämen. Und nicht nur Propagandabilder, auch die Fotos von Kriegsreportern, die unter Einsatz ihres Lebens das Leid Unschuldiger dokumentierten, werden von vielen Redaktionen und Lesern abgelehnt. Begründung: Wir wollen keine Voyeure des Grauens sein. Voyeuristisch wäre es in der Tat, jene Toten zu zeigen, wie wir sie nach Flugzeugabstürzen, Erdbeben oder Tsunamis beklagen. Es gibt kein seriöses Erkenntnisinte resse an solchen Bildern, allenfalls können Fotos von Naturkatastrophen Hilfe mobilisieren. Ganz anders bei jenen Opfern, die heute noch ihren Karfreitag erleben: die dem Mord aus Prinzip, dem politisch oder religiös motivierten Hass zum Opfer fallen. Ihre Mörder wollen Macht demonstrieren, und wo sie foltern, treiben sie die Machtdemonstration ins Extrem. Haben wir Angst, der Folterpropaganda zu erliegen? Oder haben wir Angst vor der blutigen Wahrheit? Am Abend vor seiner Kreuzigung spricht Jesus zu den Jüngern: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« Diese Wahrheit aber ist schmerzhaft. Sie handelt weniger von Jesus als von uns – und besagt, dass Menschen an dere Menschen zu Sündenböcken machen; dass die Menge sich im Hass verbündet, um den »Anderen« zu töten; und dass Mord gemeinschaftsstiftend wirken kann. Jesus Christus überwindet das Leiden, indem er es zeigt. Er erträgt die Qualen und bittet sogar um Ver gebung für seine Mörder. Eine extreme Provokation. Das Osterparadox aber besteht darin, dass die Erlösungstat am Kreuz eben nicht alles irdische Leiden beendet. Gelitten wird weiterhin, auch unter Folter. Die Wun den nicht sehen wollen heißt, nicht verstehen wollen, um nicht handeln zu müssen. Vielleicht fällt es uns so leicht, Mitgefühl für die Opfer des Flugzeugabsturzes in Frankreich zu empfinden, weil aus ihrem tragischen Tod kein moralischer Imperativ folgt. Wenn wir hingegen einen Mann sehen, der in Syrien ans Kreuz geschlagen wurde, oder ein verstümmeltes Kind im Irak, stellt sich die Frage: Was müssen wir tun, um dies zu beenden? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Sie konfrontiert uns mit unserer eigenen Hilflosigkeit, Verletzlichkeit, Sterblichkeit. Deshalb schauen wir lieber weg.
© Copyright 2024 ExpyDoc