Todesmarsch KZ-Schwarzheide

Todesmarsch KZ-Schwarzheide - Theresienstadt
Am 18. April 1945 wurde in
Schwarzheide in fieberhafter
Eile das KZ-Außenlager aufgelöst. Die Front war bedrohlich nahe gerückt. Um 5
Uhr früh trieben etwa 100 SS
-Wachmannschaften
die
rund 600 KZ-Häftlinge auf
den Todesmarsch nach Süden in Richtung Theresienstadt. Der Marsch führte bis
Kamenz, wo in einer Ziegelei
in der Nähe der Stadt übernachtet wurde. Am Morgen
des 19. April erschossen die
SS-Leute sechs Häftlinge.
Der Todesmarsch führte weiter über Elstra, Bischofswerda, Neustadt, Sebnitz,
Hinterhermsdorf, Varnsdorf,
Großschönau, Novy' Bor und
Ceska' Lipa nach Terezin
(Theresienstadt). Fast 300
Häftlinge wurden unterwegs
durch die SS erschossen
oder starben an Entkräftung.
Rund 320 Männer überstanden die Qualen dieses Todesmarsches. Der "Verein
der ehemaligen Häftlinge
des KZ-Schwarzheide" - Sitz
in Prag - bewahrt heute das
Andenken aller Opfer und
Überlebenden.
18. April 1945
Der Todesmarsch beginnt 5 Uhr morgens. 600 bis 650 Häftlinge marschieren ab und
müssen einen Karren ziehen, auf den die Toten aufgeladen werden. Das Kommando
hat der Lagerkommandant SS-Hauptsturmführer Franz Sokol. Das Gepäck der SSMannschaft wird in einem LKW befördert.
19. April 1945
Die Kolonne erreicht Kamenz. Die Häftlinge verbringen die Nacht in einer Ziegelei.
20. April 1945
Sechs gehunfähige Häftlinge werden erschossen. Die Kolonne zieht weiter Richtung
Süden. Unterwegs werden zweimal in der Ferne sowjetische Panzer gesichtet. Die SSLeute treiben die Häftlinge zu höherem Tempo an. Die Häftlinge verbringen die folgende Nacht im Freien unweit von Bischofswerda.
24. April 1945
In der Nacht zum 24. April 1945 verstarben zwölf Häftlinge an den Folgen des Marsches:
Jean Barbier (58804), Ota Bergmann (85223), Rene Gauly (58562), Adalbert Grünfeld
(85453), Ota Klatscher (85399), Karel Krajsky (85654), Eugen Nestel (85800), Ota Pick
(85836), Hans Schiff (85993), Leopold Schlesinger (86003), Hugo Steckler (86037) und
ein Russe (86572).
Die fünf Häftlinge, denen das Schaufeln eines Grabes für die in der Nacht Verstorbenen
befohlen wurde, wurden am noch offenen Grab ebenfalls erschossen und dort verscharrt: Gabriel Pimentel (85842), Pavel Pick (85838), Rudolf Salzer (85941), Erich Reich
(85893) und ein Pole (78811).
Der Marsch wurde bis Warnsdorf fortgesetzt, wo sie in einer Fabrik zehn Tage untergebracht wurden.
21. April 1945
Die Kolonne erreicht Neustadt in Sachsen, wo sechs Häftlinge an der Friedhofsmauer
niedergeschossen werden: Robert Kuffler, Alfred Weinstein, Egon Belak, Milan
Mahrer, Franz König und Hans Lustig.
Die Häftlinge verbringen in der Nähe des Schlosses in Langburkersdorf die zweite
Nacht im Freien.
5. Mai 1945
Am 5. Mai 1945 wurden die Häftlinge in eine jüdische und eine nichtjüdische Gruppe
aufgeteilt. - Die nichtjüdische Gruppe marschierte bis Langenau (Skalice), wo sie am 10.
Mai 1945 von der sowjetischen Armee befreit wurde. - Die jüdische Gruppe wird auf
dem Bahnhof Warnsdorf in offene Kohlenwagons verladen und Richtung Theresienstadt
abtransportiert, aber in Böhmisch Leipa (Česká Lípa) auf ein Nebengleis geschoben.
22. April 1945
Fünf Häftlinge, die sich am Morgen nicht erheben können, werden von der SS erschossen: Josef Trakatsch (Häftlingsnummer 86090), Fritz Pollak (85857), Nowicki,
ein Pole (185839) und zwei Franzosen (118724, 114673).
7. Mai 1945
Nachdem die Häftlinge zwei Tage bei Regen in den offenen Wagons verbringen mussten,
wurden am 7. Mai 1945 17 Tote festgestellt: Richard Brauchbar, Franz Dusak, Israel
Feldmann, Franz Fleischer, Ota Frankenbusch, Eduard Friedmann, Peter Ganz, Hans
Hellman, Leo Kominik, Emanuel Lederer, Viktor Lederer, Adolf Neumann, Paul
Neumann, Hans Pless, Kurt Rosenbaum, Karl Stadler und Hans Wiener.
Die Kolonne marschiert weiter über Sebnitz und erreicht Saupsdorf, wo die Häftlinge
in Scheunen übernachten. Am Abend werden sechs Häftlinge in der Nähe der
Gnauckmühle verscharrt: Harry Braun, Josef Lichtenstein, ein unbekannter Franzose, Josef Ružička, Paul Polaček, Oskar Sobota
23. April 1945
Die Kolonne zieht am Morgen Richtung Hinterhermsdorf weiter. Am Abzweig Rölligmühle werden acht erschöpfte Häftlinge am Straßenrand von der SS erschossen:
Ernst Stern (86049), Josef Kohut (85632), ein Pole (82990), Kurt Klauber (85600),
Franz Grünfeld (85454), ein Franzose (60969), Otto Ledeč (85694) und Victor Weisel
(86142).
Nach Passieren der böhmischen Grenze ermordeten die SS-Wächter auf einer Waldwiese im Khaatal acht Häftlinge: Paul Fischer (85343), ein Pole namens Matewsky
(114137), Wilhelm Slatin (85956), ein Franzose (117805), Herbert Altschul (85180),
Erwin Teichner (86070), Friedrich Kaufmann (85587) und Kurt Altschul (85878).
Am Abend erreicht der Zug Oberkreibitz (Chřibská). Die Häftlinge verbringen die
Nacht in der Glashütte.
Sie wurden zuerst in einem Wald nah der Gemeinde Sosnová begraben, später nach
Česká Lípa überführt und am 10. Oktober 1945 auf dem Neuen Jüdischen Friedhof beerdigt.
Am gleichen Tag erreichte der Zug Leitmeritz (Litoměřice), von wo die verbliebenen 252
jüdischen Häftlinge zu Fuß in Richtung Theresienstadt in Marsch gesetzt wurden. Auf
dem Marsch verstarben acht Häftlinge: Fritz Fantel, Rudof Feith, Karl Fuchs, Rene Lustig, Kurt Reach, Hans Salz, Josef Stein und Franz Zunterstein.
In der Nacht zum 8. Mai 1945 setzte sich die SS-Wachmannschaft ab.
8. Mai 1945
Der Zug der jüdischen Häftlinge erreichte aus eigener Kraft das befreite, aber überfüllte
Theresienstadt.
Notizen zur Bildungsfahrt:
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Impressionen aus dem
Buch des Alfred Kantor