Marktausblick: Erholung in Europa gewinnt an Breite

Dieses Dokument ist nur für professionelle Investoren und nicht für Privatanleger bestimmt.
APRIL 2015
Marktausblick: Erholung in Europa
gewinnt an Breite
GLOBALES WACHSTUM
Die Datenlage: Weltweit setzt sich das verhaltene Wachstum fort. Wie aus Grafik 1
hervorgeht, lassen die globalen Frühindikatoren auf eine allgemeine Schwäche schließen.
Besonders ausgeprägt fiel der Rückgang bei den Handelskomponenten aus, begünstigt
durch die niedrigeren Rohstoffpreise und die Wachstumsabkühlung in China. Weiter
schleppend verlief auch die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, wie Grafik 2 zeigt. In den
USA und in China verlor die Konjunktur erneut an Fahrt, während die Erholung in Japan eine
Pause einlegte. Nur in der Eurozone hat sich das Wachstum etwas beschleunigt. In den
Schwellenländern ging dagegen die Schere beim Wachstum weiter auf. So sind Brasilien und
Russland tiefer in die Rezession gerutscht, während sich die verhaltene Aktivität in anderen
Ländern fortsetzte.
Globale Frühindikatoren und OECDIndustrieproduktion im Vergleich
2
Einkaufsmanagerindizes (PMI) im
verarbeitenden Gewerbe in Industrie- und
Schwellenländern
58
57
1
0
Anna Stupnytska ist Volkswirtin bei
Fidelity Worldwide Investment. Vor
ihrem Wechsel zu Fidelity im Juli
2014 war sie als Makroökonomin für
Goldman Sachs Asset Management
tätig. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität
von Cambridge und verfügt über
einen Master in Wirtschaftsphilosophie der Universität von
Oxford.
Industrieländer
DM Manufacturing
PMI
56
Schwellenländer
EM Manufacturing
55
PMI
54
53
-1
-2
Globale
Frühindikatoren
GLI
momentum,
ggü. Vormonat (%)
%mom
-3
OECD – Industrieproduktion,
OECD
IPgleitender
(3mma3MDurchschnitt ggü. Vormonat
%mom)
(%)
-4
2004
2006
2008
2010
2012
2014
Grafik 1: Quelle: Goldman Sachs Economics Research, Haver
Analytics
52
51
50
49
48
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Grafik 2: Quelle: Markit, Haver Analytics
Unsere Einschätzung: Im ersten Halbjahr wird sich wenig an der weltweit uneinheitlichen
Wachstumsdynamik ändern: In der Eurozone und in Japan dürfte die Konjunktur Fahrt
aufnehmen, während sich das Wachstum in den USA und in China nach anfänglicher
Schwäche im ersten Quartal allmählich stabilisieren sollte. In den Schwellenländern wird
die Wachstumsschere indes weiter aufgehen. Treten die positiven Auswirkungen der
niedrigeren Ölpreise und der lockereren Geldpolitik zur Jahresmitte 2015 deutlicher
zutage, stehen die Chancen gut, dass sich Weltwirtschaft zwar verhalten, aber dafür
stärker im Gleichschritt erholt. Zugleich dürfte sich der insgesamt stark rückläufige
Inflationstrend zumindest in den nächsten Monaten fortsetzen. Das wird die Zentralbanken
in den Schwellenländern in die Lage versetzen, ihre Zinszügel weiter zu lockern, während
die Notenbanken in den Industrieländern den Ausstieg aus ihrer lockeren Geldpolitik noch
hinauszögern können (Grafik 3 auf der nächsten Seite). Die Wachstumsprognosen des
Konsens für dieses Jahr halte ich mit Blick auf Russland, Brasilien, Japan und die USA für
zu optimistisch und hinsichtlich der Eurozone für zu pessimistisch.
Indizes der Finanzierungsbedingungen (FCIs) in
Industrieländern
Goldman Sachs: Index der Finanzierungsbedingungen in den
USA
100,5
100,5
Straffere
Finanzierungs
bedingungen
99,5
100,0
98,5
97,5
99,5
96,5
95,5
94,5
93,5
92,5
2009
FCI
GS USA
US FCI
FCI
GS Eurozone
Euro area FCI
GS Großbritannien
UK FCI
FCI
GS Japan
Japan FCI
FCI
2010
2011
99,0
Gelockerte
Finanzierungsbedingungen
2012
Grafik 3: Quelle: Goldman Sachs Economics Research
2013
2014
2015
98,5
Jan 13
GS
US Financial
FCI USA
Conditions Index
FCI USA,
bereinigtFCI
um Ölpreis
US
oil-adjusted
Jul 13
Jan 14
Grafik 4: Quelle: Goldman Sachs Economics Research
Risiken für den aktuellen Ausblick: Die zentralen Risiken für den aktuellen Ausblick für die
Wirtschaft und die Märkte gehen nach wie vor von Griechenland, dem Russland-UkraineKonflikt und der Zinspolitik der Fed aus. Ich bin weiterhin überzeugt, dass die
Schuldenverhandlungen mit Griechenland die Erholung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
gefährden. Da auch das systemische Risiko aus unserer Sicht eher gering ist, dürften sich die
daraus resultierenden Marktschwankungen in Grenzen halten. Der Russland-Ukraine-Konflikt
birgt unverändert erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft, deren Zeitpunkt aber höchst
ungewiss ist. So könnte die Rezession in Russland auch auf andere Länder übergreifen,
insbesondere über die finanziellen Übertragungsmechanismen, da Moskaus
Handlungsspielraum im Jahresverlauf immer kleiner werden dürfte. Deshalb müssen mögliche
Kreditereignisse bei russischen Unternehmen sehr genau beobachtet werden. Und zu guter
Letzt ist eine Zinsanhebung der Fed im Juni wahrscheinlicher geworden. Davon scheinen die
Marktteilnehmer inzwischen mehrheitlich auszugehen. Ich halte aber eine Anhebung zu einem
späteren Zeitpunkt nach wie vor für realistischer. Im Falle einer Zinserhöhung bereits im Juni
hätten die daraus resultierende weitere Dollar-Aufwertung und die weltweit angespannteren
Finanzierungsbedingungen nach meiner Überzeugung gravierende Folgen für die
Weltwirtschaft und die Märkte. Die Zinspolitik der US-Notenbank werden wir daher auch in den
kommenden Monaten besonders aufmerksam verfolgen.
USA
Die Datenlage: Im letzten Monat schwächten sich die Wirtschaftsdaten erneut leicht ab,
entsprachen aber dennoch dem Wachstumstempo von knapp unter 3% seit Jahresbeginn.
Während die Zahlen vom Arbeitsmarkt auch im Februar stark ausfielen, kamen die Löhne
kaum von der Stelle. Außerhalb der Landwirtschaft fiel das Lohnwachstum unter 2%, wie
Grafik 5 verdeutlicht. Auch die ISM-Umfrage im verarbeitenden Gewerbe gab weiter nach. Aus
der Aufschlüsselung der einzelnen Komponenten geht zudem eine allgemeine Schwäche
hervor. Diese wurde anders als in den Vormonaten nicht durch sinkende Preise, sondern
durch den Rückgang bei Beschäftigung, Neuaufträgen und Produktion begünstigt. Auch das
Konsumentenvertrauen ist im Februar gesunken, während die Zahlen zum Immobilienmarkt
erneut uneinheitlich tendierten. Auf dem Rückzug blieb die Gesamtinflation, die Kerninflation
trat gegenüber dem Vormonat auf der Stelle.
Jul 14
Jan 15
US-Lohnwachstum bleibt schwach und fällt unter 2%
6%
Beschäftigungskostenindex: Löhne: Staatsbedienstete
Employment
Cost Index: Compensation: Civilian
(saisonal bereinigt, Dez. 05=100) Veränd. ggü. Vorj. in %
Workers
(SA, Dec-05=100) % Change y/y
Durchschn.
außerhalb
der Landwirtschaft:
Avg HourlyStundenlohn:
Earnings: Prod
& Nonsupervisory:
Total
Privatwirtschaft
gesamt
(saisonal
bereinigt,
USD/Std.)
Private Industries
(SA,
$/Hour)
% Change
y/y Veränd.
ggü. Vorj. in %
5%
4%
3%
2%
1%
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
Grafik 5: Quelle: Bureau of Labor Statistics/Haver Analytics
Unsere Einschätzung: In den USA hat sich das Wachstum im Februar spürbar
verlangsamt, was möglicherweise nicht zuletzt dem schlechten Wetter und dem Streik der
Hafenarbeiter an der Westküste geschuldet ist. Zwar lässt sich die Wirkung einzelner
Einflussfaktoren nur schwer exakt bestimmen. Aber die niedrigeren Energiepreise mit ihren
Folgen für Produktion und Investitionen sowie der Dollar-Höhenflug spielen mit ziemlicher
Sicherheit eine Rolle. Die aktuelle Schwächephase wird unseres Erachtens aber nicht von
Dauer sein. Und sobald die Wirkung der Sonderfaktoren in den nächsten Monaten
allmählich abflaut und der Konsum wieder anzieht, sollte sich auch das Wachstum in der
zweiten Jahreshälfte wieder stabilisieren.
Noch jedenfalls findet die schwächere Dynamik bei den Marktteilnehmern kaum
Beachtung, die sich lieber auf die starken Arbeitsmarktzahlen konzentrieren. Aber auch
wenn die soliden Beschäftigungszuwächse im letzten Beschäftigungsbericht erfreulich
waren, gibt das mäßige Lohnwachstum weiter Anlass zur Sorge. Hinzu kommt die
gegenwärtig verhaltene Inflation, die in den nächsten Monaten wohl eher weiter fallen als
steigen wird. Berücksichtigt man dann noch die Unsicherheiten im Hinblick auf die
inflationskonstante Arbeitslosenquote, also die Arbeitslosenquote, bei der sich die Inflation
nicht beschleunigt, so legt das meines Erachtens nahe, dass die Fed wohl kaum im Juni
an der Zinsschraube drehen wird. Ich glaube vielmehr, dass sich im FOMC-Kommentar zur
Sitzung im März kein Hinweis mehr auf ein „geduldiges“ Vorgehen finden wird, womit die
Fed ihren geldpolitischen Handlungsspielraum vergrößern würde. Dennoch rechne ich mit
der ersten Zinserhöhung nicht vor September 2015.
EUROZONE
Die Datenlage: Die im Februar veröffentlichten Daten bestätigen erneut, dass wir uns am
Beginn einer Erholung befinden. So tendierte der Einkaufsmanagerindex (PMI) im
verarbeitenden Gewerbe im Februar fest und stieg in Italien deutlicher als erwartet. Einen
starken Wiederanstieg gab es beim Einkaufsmanagerindex im Dienstleistungsgewerbe,
getragen von kräftigen Zuwächsen in Frankreich sowie soliden zukunftsgerichteten
Komponenten (Grafik 6). Verbessert hat sich auch das Verbrauchervertrauen, vor allem in
Italien. Ein besonders starker Anstieg bei den Einzelhandelsumsätzen und den
Konsumentenausgaben wurde aus Deutschland gemeldet. Innerhalb des Euroraums
tendierten die Darlehen an Nichtfinanzunternehmen rückläufig, während an private Haushalte
erneut mehr Kredite ausgereicht wurden. Parallel dazu wuchs die weiter gefasste Geldmenge
so stark wie seit April 2013 nicht mehr. Auf Talfahrt blieb die Gesamtinflation, wobei sich das
Tempo stärker als erwartet verlangsamte. Keine Veränderung gab es dagegen bei der
Kerninflation.
Starker Wiederanstieg der PMIs im Dienstleistungssektor der Eurozone
Aktivität (saisonal
Euro-zone
PMI: bereinigt,
Services>50=Expansion)
Business Activity (SA,
50+=Expansion)
57,5
Beschäftigung
(saisonal
bereinigt,
>50=Expansion)
Euro-zone
PMI:
Services
Employment
(SA,
50+=Expansion)
55,0
Euro-zone
Services
Incoming
New>50=Expansion)
Eingehende PMI:
Neuaufträge
(saisonal
bereinigt,
Business (SA, 50+=Expansion)
52,5
50,0
47,5
45,0
42,5
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Grafik 6: Quelle: Markit/Haver Analytics
Unsere Einschätzung: Die Erholung gewinnt in den Ländern und Branchen der
Eurozone an Breite. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die EZB ihr lang erwartetes
quantitatives Lockerungsprogramm in Angriff nimmt. Der von niedrigeren Energiepreisen,
einem schwächeren Euro und einer lockereren Geldpolitik ausgehende Rückenwind
bleibt die treibende Kraft hinter dem Konjunkturaufschwung. Auch in nächster Zeit dürften
die Ausweitung der Beschäftigung und ein solides Lohnwachstum in Deutschland den
Konsum ankurbeln. Am stärksten beschleunigen wird sich das Wachstum gegenüber
dem Vorjahr jedoch vermutlich in Frankreich, Italien und Spanien, wenn auch ausgehend
von niedrigem Niveau.
Was die zentralen Risiken für unseren Ausblick angeht, so glauben wir, dass die
Schuldenverhandlungen mit Griechenland die Erholung zum gegenwärtigen Zeitpunkt
nicht von ihrem Kurs abbringen werden. Die Rezession in Russland dürfte das Wachstum
bis auf Weiteres nur geringfügig belasten. Schärfere Sanktionen wegen der Lage in der
Ukraine könnten jedoch den Wachstumszug empfindlich bremsen. Wie stark, das hängt
letztlich von der Härte und dem Zeitpunkt der Strafmaßnahmen ab. Deshalb müssen
mögliche Kreditereignisse bei russischen Unternehmen und die damit verbundene
Ansteckungsgefahr sehr genau beobachtet werden.
JAPAN
Die Datenlage: Aus den aktuellen Daten spricht erneut eine verhaltene Erholung, deren
Tempo sich gegenüber dem Vormonat verlangsamt hat. Zwar sorgten die Löhne im Januar
insgesamt für positive Überraschung. Die Reallöhne aber verharrten im Minus und gaben
weiter geringfügig nach. Verbraucherausgaben, Einzelhandelsumsätze und die Indikatoren
zum Arbeitsmarkt gingen im Februar zurück. Zudem wurde das BIP des vierten Quartals
wegen geringerer Beiträge seitens der Investitionen und Vorräte nach unten revidiert. Ihre
Talfahrt setzten sowohl die Gesamt- wie die Kerninflation fort. Für einen Lichtblick sorgte
der Economy Watchers Index. Für nahezu alle Branchen wies er einen kräftigen Anstieg
aus. Neben höheren Ausgaben der Touristen war das auch den niedrigeren
Energiepreisen zu verdanken, wie aus Grafik 7 auf der nächsten Seite hervorgeht.
Kräftiger Anstieg des Economy Watchers Index in Japan im Februar
8,0
60,0
6,0
52,5
4,0
2,0
45,0
0,0
-2,0
37,5
-4,0
30,0
-6,0
Japan: reales
(nicht
saisonal
Japan:
Real BIP
GDP
(NSA)
%
bereinigt) y/y
Veränd.
Change
LHSggü. Vorj. in %
-8,0
-10,0
-12,0
2005
22,5
Japan: Diffusionsindex
derfor
künftigen
Japan:
Diffusion Index
Future
Bedingungen(DI)
(DI),RHS
re. Sk.
Conditions
2007
2009
2011
2013
15,0
2015
Grafik 7: Quelle: Kabinettsbüro Japan, Haver Analytics
Unsere Einschätzung: Die Wachstumsbelebung seit Jahresbeginn geht aus unserer Sicht
vor allem auf den Export zurück, denn der schwächere Yen und die etwas stärkere
Auslandsnachfrage machen sich allmählich bei den Handelszahlen bemerkbar. Weiter
enttäuschend verläuft die Erholung in der Binnenwirtschaft, da die sinkenden Löhne eine
Belastung für den Konsum bleiben. Nicht zuletzt von den Lohnverhandlungen im Februar,
die Anleger im Auge behalten sollten, wird es daher abhängen, wie sich das Wachstum in
Japan weiterentwickelt. Eine Anhebung der Nominallöhne um rund 1%, begleitet von
fallender Inflation, könnte auch die Reallöhne endlich wieder steigen lassen. Wegen des
weiteren Inflationsrückgangs wird die Bank von Japan die Dynamik bei den
Inflationserwartungen sehr genau beobachten. Denn sollten Letztere nachgeben, könnte
sie sich gezwungen sehen, mit weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen
gegenzusteuern.
CHINA
Die Datenlage: Die im letzten Monat im Reich der Mitte veröffentlichten Daten fielen
uneinheitlich aus, deuten insgesamt aber eine Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität an.
Der offizielle Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe kletterte dank höherer
Neuaufträge und Inputpreise nach oben, verharrte aber unter der wichtigen Marke von 50.
Ein Rückgang war unterdessen bei der Produktionskomponente zu beobachten. Im
Februar fielen die Immobilienpreise weiter, wobei sich der Rückgang gegenüber dem
Vormonat beschleunigte. Die Exporte legten kräftig zu, die Importe hingegen fielen weiter
zurück. Das trieb den Handelsüberschuss auf einen neuen Höchststand. Hierfür dürften
aber wohl größtenteils die Verzerrungen im Zusammenhang mit dem chinesischen
Neujahrsfest verantwortlich sein. Im Februar beschleunigte sich der Preisauftrieb, was sich
jedoch als vorübergehendes Phänomen herausstellen dürfte.
Maßnahmen der chinesischen Zentralbank tragen zur Lockerung der
Finanzierungsbedingungen in China bei
16
93
China:
China Aktivitätsindex
Activity Index(Veränd.
(CAI)
ggü.
Vorj. in %)
% Change
y/y LHS
14
China:
China FCI-Index,
Financial gegenläufige
Conditions
Skalierung,
re. Sk.
Index, reverse
scale, RHS
12
95
97
10
8
99
6
101
4
103
2
0
Jan 06
Lockerung der
Finanzierungsbedingungen
105
Sep 07
Mai 09
Jan 11
Sep 12
Mai 14
Grafik 8: Quelle: Goldman Sachs Economics Research
Unsere Einschätzung: Einmal mehr hat das Wachstum in China enttäuscht. Daran
änderten auch diverse Stimulusmaßnahmen im vierten Quartal des letzten Jahres nichts,
von denen man sich eigentlich eine gewisse Stabilisierung der Konjunktur erhofft hatte.
Mit ihren Maßnahmen im Februar, genauer der Senkung der Mindestreservesätze sowie
der Leit- und Einlagezinsen, hat die chinesische Notenbank zu einer gewissen Lockerung
der Finanzierungsbedingungen beigetragen. Das geht aus Grafik 8 hervor. Aber auch
wenn die Verzerrungen im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest die
aktuelle Lage noch düsterer als sonst erscheinen lassen, ist klar, dass die
Währungshüter in Peking weitere Schritte ergreifen müssen, um eine noch stärkere
Konjunkturabkühlung zu vermeiden.
In den nächsten Monaten ist daher mit einer neuerlichen Reduzierung der
Mindestreservesätze, die einer Liquiditätsklemme vorbeugen soll, sowie Zinssenkungen,
Infrastrukturinvestitionen und Maßnahmen im Kampf gegen den Abschwung am
Häusermarkt zu rechnen. Nach wie vor könnte sich im aktuellen Umfeld eine RenminbiAbwertung über eine Anpassung des Handelsbandes auf kurze Sicht wegen der DollarStärke als die bessere Alternative erweisen. Sollte sich der Höhenflug der US-Devise indes
umkehren, würde das auch den Ausblick für China aufhellen.
Da stabiles Wachstum ein erklärtes Ziel der Regierung in Peking ist, bleibt eine harte
Landung zum gegenwärtigen Zeitpunkt unwahrscheinlich – solange es zu keinen
schwerwiegenden Fehlern seitens der Politik kommt. Weil aber auch Reformen weiter im
Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, können Stimulusmaßnahmen bei kleinsten
Anzeichen für mehr Wachstum von jetzt auf gleich zurückgenommen werden.
SCHWELLENLÄNDER
Die Datenlage: Erneut präsentierte sich das Wachstum uneinheitlich ohne klare
Anzeichen eines stärker synchron verlaufenden Aufschwungs. Etwas fester tendierte der
zusammengefasste Einkaufsmanagerindex für die Schwellenländer. Die zukunftsgerichteten Komponenten schwächelten jedoch, vor allem im verarbeitenden Gewerbe. Bei
den Einkaufsmanagerindizes im verarbeitenden Gewerbe gab es die deutlichsten
Zuwächse in China, Russland und Taiwan, während Südafrika, Brasilien, Indien und
Indonesien den kräftigsten Rückgang hinnehmen mussten. Einen weiteren Einbruch
verzeichnete der Einkaufsmanagerindex im russischen Dienstleistungsgewerbe.
Unterdessen ging aus den allgemeineren Konjunkturdaten für Brasilien und Russland
hervor, dass beide tiefer in die Rezession gerutscht sind und sich die Inflation erneut
beschleunigt hat. In den anderen Schwellenländern hielt derweil der starke disinflationäre
Trend an, wie Grafik 9 zeigt.
Inflation und Inflationsdynamik in den Schwellenländern
16.7
Gesamtverbraucherpreisinflation,
Veränd.
Headline CPI, % Change
y/y ggü. Vorj. in %
7,5
6,3
5,1
5,0
3M-12M-Dynamik
3 month-12 month
4,4
3,0
+4,9
+1,0
+0,5
2,5
1,0
+0,3
0,9
0,5
-0,2
-1,4
-0,7
-0,6
Malaysia
China
-0,5
-0,5
-1,2
-1,6
-1,1
-0,8
Korea
Mexiko
Hongkong
Südafrika
Indien
-2,3
Indonesien
Türkei
Brasilien
-1,1
Russland
-5,0
-0,4
-0,8
-2,5
Philippinen
0,0
Polen
2,5
momentum
4,1
Thailand
7,7
7,5
Taiwan
10,0
Grafik 9: Quelle: Haver Analytics, National Sources, Berechnungen von FWI
Unsere Einschätzung: Rohstoffexportierenden Ländern dürfte es auch weiter
schwerfallen, die Zinsen zu senken, denn das könnte gravierende Folgen für ihr reales
Austauschverhältnis haben und birgt die Gefahr eines massiven Kapitalabflusses. Trotz
der anhaltenden Abkühlung in China bleibt Asien damit im aktuellen Umfeld die
widerstandsfähigste Region unter den Schwellenländern. Das ist vor allem auf die Vielzahl
geldpolitischer Instrumente zurückzuführen, die den einzelnen Ländern weiter zur
Verfügung stehen. Zudem könnten die negativen Folgen des langsameren Wachstums in
China dank der Maßnahmen zur Stabilisierung der dortigen Konjunktur etwas nachlassen.
Für kleine offene Volkswirtschaften in der Region verheißt der von der Eurozone und
Japan angeführte Aufwärtstrend in den Industrieländern Gutes. Die anderen Regionen
bleiben jedoch anfällig, zumal wenn sich die Rezession in Russland und Brasilien im
Jahresverlauf verschärfen sollte. Überdies nehmen die politischen und sozialen Risiken
weiter zu, besonders in Lateinamerika.
RISIKEN FÜR DEN AUSBLICK 2015
Risiken mit Blick auf Russland:
Die tiefe Rezession/Krise greift über Handels- und Finanzkanäle auf Europa
über.
Der Konflikt eskaliert und zieht härtere Sanktionen und einen weiteren
Konjunktureinbruch nach sich.
Die geopolitischen Spannungen erfassen auch das Baltikum.
Die Verhandlungen zwischen der EU und Griechenland scheitern: Griechenland
verlässt die Eurozone.
Die Fed hebt die Zinsen früher (bereits im Juni) und stärker als erwartet an. Damit
gefährdet sie über eine weltweite Straffung der Finanzierungsbedingungen den
Wachstumsausblick in anderen Teilen der Welt.
Chinas Wachstum kühlt sich schneller als erwartet ab.
Trotz der Stimulusmaßnahmen in Europa und/oder Japan gelingt es nicht, dem
Teufelskreis aus niedrigem Wachstum und niedriger Inflation zu entrinnen (so gibt die
Bank von Japan z.B. ihr Inflationsziel auf).
Unter der Schwäche der Schwellenländerwährungen gegenüber dem Dollar leiden
Unternehmen aus der Region, deren Verbindlichkeiten auf Dollar lauten.
Einzelne Länder oder Unternehmen könnten zahlungsunfähig werden (etwa
Venezuela oder wichtige Banken).
WAS ANLEGER IM BLICK
HABEN SOLLTEN
Sitzung der Bank von Japan
(17. Mrz.), der Fed (17./18.
Mrz.) und der EZB (15. Apr.)
Umfang und Auswirkungen des
quantitativen Lockerungsprogramms der EZB
Wahlkampf in Großbritannien
Kommunalwahlen in
Frankreich (22. Mrz.), die
wichtige Hinweise auf den
Ausgang der Präsidentschaftswahlen 2017 liefern könnten
Russland-Ukraine-Konflikt und
eine mögliche Verschärfung
der Sanktionen
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Stand: März 2015. MK7971