Dieses Dokument ist nur für professionelle Investoren und nicht für Privatanleger bestimmt. APRIL 2015 Marktausblick: Erholung in Europa gewinnt an Breite GLOBALES WACHSTUM Die Datenlage: Weltweit setzt sich das verhaltene Wachstum fort. Wie aus Grafik 1 hervorgeht, lassen die globalen Frühindikatoren auf eine allgemeine Schwäche schließen. Besonders ausgeprägt fiel der Rückgang bei den Handelskomponenten aus, begünstigt durch die niedrigeren Rohstoffpreise und die Wachstumsabkühlung in China. Weiter schleppend verlief auch die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, wie Grafik 2 zeigt. In den USA und in China verlor die Konjunktur erneut an Fahrt, während die Erholung in Japan eine Pause einlegte. Nur in der Eurozone hat sich das Wachstum etwas beschleunigt. In den Schwellenländern ging dagegen die Schere beim Wachstum weiter auf. So sind Brasilien und Russland tiefer in die Rezession gerutscht, während sich die verhaltene Aktivität in anderen Ländern fortsetzte. Globale Frühindikatoren und OECDIndustrieproduktion im Vergleich 2 Einkaufsmanagerindizes (PMI) im verarbeitenden Gewerbe in Industrie- und Schwellenländern 58 57 1 0 Anna Stupnytska ist Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment. Vor ihrem Wechsel zu Fidelity im Juli 2014 war sie als Makroökonomin für Goldman Sachs Asset Management tätig. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Cambridge und verfügt über einen Master in Wirtschaftsphilosophie der Universität von Oxford. Industrieländer DM Manufacturing PMI 56 Schwellenländer EM Manufacturing 55 PMI 54 53 -1 -2 Globale Frühindikatoren GLI momentum, ggü. Vormonat (%) %mom -3 OECD – Industrieproduktion, OECD IPgleitender (3mma3MDurchschnitt ggü. Vormonat %mom) (%) -4 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Grafik 1: Quelle: Goldman Sachs Economics Research, Haver Analytics 52 51 50 49 48 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Grafik 2: Quelle: Markit, Haver Analytics Unsere Einschätzung: Im ersten Halbjahr wird sich wenig an der weltweit uneinheitlichen Wachstumsdynamik ändern: In der Eurozone und in Japan dürfte die Konjunktur Fahrt aufnehmen, während sich das Wachstum in den USA und in China nach anfänglicher Schwäche im ersten Quartal allmählich stabilisieren sollte. In den Schwellenländern wird die Wachstumsschere indes weiter aufgehen. Treten die positiven Auswirkungen der niedrigeren Ölpreise und der lockereren Geldpolitik zur Jahresmitte 2015 deutlicher zutage, stehen die Chancen gut, dass sich Weltwirtschaft zwar verhalten, aber dafür stärker im Gleichschritt erholt. Zugleich dürfte sich der insgesamt stark rückläufige Inflationstrend zumindest in den nächsten Monaten fortsetzen. Das wird die Zentralbanken in den Schwellenländern in die Lage versetzen, ihre Zinszügel weiter zu lockern, während die Notenbanken in den Industrieländern den Ausstieg aus ihrer lockeren Geldpolitik noch hinauszögern können (Grafik 3 auf der nächsten Seite). Die Wachstumsprognosen des Konsens für dieses Jahr halte ich mit Blick auf Russland, Brasilien, Japan und die USA für zu optimistisch und hinsichtlich der Eurozone für zu pessimistisch. Indizes der Finanzierungsbedingungen (FCIs) in Industrieländern Goldman Sachs: Index der Finanzierungsbedingungen in den USA 100,5 100,5 Straffere Finanzierungs bedingungen 99,5 100,0 98,5 97,5 99,5 96,5 95,5 94,5 93,5 92,5 2009 FCI GS USA US FCI FCI GS Eurozone Euro area FCI GS Großbritannien UK FCI FCI GS Japan Japan FCI FCI 2010 2011 99,0 Gelockerte Finanzierungsbedingungen 2012 Grafik 3: Quelle: Goldman Sachs Economics Research 2013 2014 2015 98,5 Jan 13 GS US Financial FCI USA Conditions Index FCI USA, bereinigtFCI um Ölpreis US oil-adjusted Jul 13 Jan 14 Grafik 4: Quelle: Goldman Sachs Economics Research Risiken für den aktuellen Ausblick: Die zentralen Risiken für den aktuellen Ausblick für die Wirtschaft und die Märkte gehen nach wie vor von Griechenland, dem Russland-UkraineKonflikt und der Zinspolitik der Fed aus. Ich bin weiterhin überzeugt, dass die Schuldenverhandlungen mit Griechenland die Erholung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gefährden. Da auch das systemische Risiko aus unserer Sicht eher gering ist, dürften sich die daraus resultierenden Marktschwankungen in Grenzen halten. Der Russland-Ukraine-Konflikt birgt unverändert erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft, deren Zeitpunkt aber höchst ungewiss ist. So könnte die Rezession in Russland auch auf andere Länder übergreifen, insbesondere über die finanziellen Übertragungsmechanismen, da Moskaus Handlungsspielraum im Jahresverlauf immer kleiner werden dürfte. Deshalb müssen mögliche Kreditereignisse bei russischen Unternehmen sehr genau beobachtet werden. Und zu guter Letzt ist eine Zinsanhebung der Fed im Juni wahrscheinlicher geworden. Davon scheinen die Marktteilnehmer inzwischen mehrheitlich auszugehen. Ich halte aber eine Anhebung zu einem späteren Zeitpunkt nach wie vor für realistischer. Im Falle einer Zinserhöhung bereits im Juni hätten die daraus resultierende weitere Dollar-Aufwertung und die weltweit angespannteren Finanzierungsbedingungen nach meiner Überzeugung gravierende Folgen für die Weltwirtschaft und die Märkte. Die Zinspolitik der US-Notenbank werden wir daher auch in den kommenden Monaten besonders aufmerksam verfolgen. USA Die Datenlage: Im letzten Monat schwächten sich die Wirtschaftsdaten erneut leicht ab, entsprachen aber dennoch dem Wachstumstempo von knapp unter 3% seit Jahresbeginn. Während die Zahlen vom Arbeitsmarkt auch im Februar stark ausfielen, kamen die Löhne kaum von der Stelle. Außerhalb der Landwirtschaft fiel das Lohnwachstum unter 2%, wie Grafik 5 verdeutlicht. Auch die ISM-Umfrage im verarbeitenden Gewerbe gab weiter nach. Aus der Aufschlüsselung der einzelnen Komponenten geht zudem eine allgemeine Schwäche hervor. Diese wurde anders als in den Vormonaten nicht durch sinkende Preise, sondern durch den Rückgang bei Beschäftigung, Neuaufträgen und Produktion begünstigt. Auch das Konsumentenvertrauen ist im Februar gesunken, während die Zahlen zum Immobilienmarkt erneut uneinheitlich tendierten. Auf dem Rückzug blieb die Gesamtinflation, die Kerninflation trat gegenüber dem Vormonat auf der Stelle. Jul 14 Jan 15 US-Lohnwachstum bleibt schwach und fällt unter 2% 6% Beschäftigungskostenindex: Löhne: Staatsbedienstete Employment Cost Index: Compensation: Civilian (saisonal bereinigt, Dez. 05=100) Veränd. ggü. Vorj. in % Workers (SA, Dec-05=100) % Change y/y Durchschn. außerhalb der Landwirtschaft: Avg HourlyStundenlohn: Earnings: Prod & Nonsupervisory: Total Privatwirtschaft gesamt (saisonal bereinigt, USD/Std.) Private Industries (SA, $/Hour) % Change y/y Veränd. ggü. Vorj. in % 5% 4% 3% 2% 1% 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Grafik 5: Quelle: Bureau of Labor Statistics/Haver Analytics Unsere Einschätzung: In den USA hat sich das Wachstum im Februar spürbar verlangsamt, was möglicherweise nicht zuletzt dem schlechten Wetter und dem Streik der Hafenarbeiter an der Westküste geschuldet ist. Zwar lässt sich die Wirkung einzelner Einflussfaktoren nur schwer exakt bestimmen. Aber die niedrigeren Energiepreise mit ihren Folgen für Produktion und Investitionen sowie der Dollar-Höhenflug spielen mit ziemlicher Sicherheit eine Rolle. Die aktuelle Schwächephase wird unseres Erachtens aber nicht von Dauer sein. Und sobald die Wirkung der Sonderfaktoren in den nächsten Monaten allmählich abflaut und der Konsum wieder anzieht, sollte sich auch das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte wieder stabilisieren. Noch jedenfalls findet die schwächere Dynamik bei den Marktteilnehmern kaum Beachtung, die sich lieber auf die starken Arbeitsmarktzahlen konzentrieren. Aber auch wenn die soliden Beschäftigungszuwächse im letzten Beschäftigungsbericht erfreulich waren, gibt das mäßige Lohnwachstum weiter Anlass zur Sorge. Hinzu kommt die gegenwärtig verhaltene Inflation, die in den nächsten Monaten wohl eher weiter fallen als steigen wird. Berücksichtigt man dann noch die Unsicherheiten im Hinblick auf die inflationskonstante Arbeitslosenquote, also die Arbeitslosenquote, bei der sich die Inflation nicht beschleunigt, so legt das meines Erachtens nahe, dass die Fed wohl kaum im Juni an der Zinsschraube drehen wird. Ich glaube vielmehr, dass sich im FOMC-Kommentar zur Sitzung im März kein Hinweis mehr auf ein „geduldiges“ Vorgehen finden wird, womit die Fed ihren geldpolitischen Handlungsspielraum vergrößern würde. Dennoch rechne ich mit der ersten Zinserhöhung nicht vor September 2015. EUROZONE Die Datenlage: Die im Februar veröffentlichten Daten bestätigen erneut, dass wir uns am Beginn einer Erholung befinden. So tendierte der Einkaufsmanagerindex (PMI) im verarbeitenden Gewerbe im Februar fest und stieg in Italien deutlicher als erwartet. Einen starken Wiederanstieg gab es beim Einkaufsmanagerindex im Dienstleistungsgewerbe, getragen von kräftigen Zuwächsen in Frankreich sowie soliden zukunftsgerichteten Komponenten (Grafik 6). Verbessert hat sich auch das Verbrauchervertrauen, vor allem in Italien. Ein besonders starker Anstieg bei den Einzelhandelsumsätzen und den Konsumentenausgaben wurde aus Deutschland gemeldet. Innerhalb des Euroraums tendierten die Darlehen an Nichtfinanzunternehmen rückläufig, während an private Haushalte erneut mehr Kredite ausgereicht wurden. Parallel dazu wuchs die weiter gefasste Geldmenge so stark wie seit April 2013 nicht mehr. Auf Talfahrt blieb die Gesamtinflation, wobei sich das Tempo stärker als erwartet verlangsamte. Keine Veränderung gab es dagegen bei der Kerninflation. Starker Wiederanstieg der PMIs im Dienstleistungssektor der Eurozone Aktivität (saisonal Euro-zone PMI: bereinigt, Services>50=Expansion) Business Activity (SA, 50+=Expansion) 57,5 Beschäftigung (saisonal bereinigt, >50=Expansion) Euro-zone PMI: Services Employment (SA, 50+=Expansion) 55,0 Euro-zone Services Incoming New>50=Expansion) Eingehende PMI: Neuaufträge (saisonal bereinigt, Business (SA, 50+=Expansion) 52,5 50,0 47,5 45,0 42,5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Grafik 6: Quelle: Markit/Haver Analytics Unsere Einschätzung: Die Erholung gewinnt in den Ländern und Branchen der Eurozone an Breite. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die EZB ihr lang erwartetes quantitatives Lockerungsprogramm in Angriff nimmt. Der von niedrigeren Energiepreisen, einem schwächeren Euro und einer lockereren Geldpolitik ausgehende Rückenwind bleibt die treibende Kraft hinter dem Konjunkturaufschwung. Auch in nächster Zeit dürften die Ausweitung der Beschäftigung und ein solides Lohnwachstum in Deutschland den Konsum ankurbeln. Am stärksten beschleunigen wird sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr jedoch vermutlich in Frankreich, Italien und Spanien, wenn auch ausgehend von niedrigem Niveau. Was die zentralen Risiken für unseren Ausblick angeht, so glauben wir, dass die Schuldenverhandlungen mit Griechenland die Erholung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht von ihrem Kurs abbringen werden. Die Rezession in Russland dürfte das Wachstum bis auf Weiteres nur geringfügig belasten. Schärfere Sanktionen wegen der Lage in der Ukraine könnten jedoch den Wachstumszug empfindlich bremsen. Wie stark, das hängt letztlich von der Härte und dem Zeitpunkt der Strafmaßnahmen ab. Deshalb müssen mögliche Kreditereignisse bei russischen Unternehmen und die damit verbundene Ansteckungsgefahr sehr genau beobachtet werden. JAPAN Die Datenlage: Aus den aktuellen Daten spricht erneut eine verhaltene Erholung, deren Tempo sich gegenüber dem Vormonat verlangsamt hat. Zwar sorgten die Löhne im Januar insgesamt für positive Überraschung. Die Reallöhne aber verharrten im Minus und gaben weiter geringfügig nach. Verbraucherausgaben, Einzelhandelsumsätze und die Indikatoren zum Arbeitsmarkt gingen im Februar zurück. Zudem wurde das BIP des vierten Quartals wegen geringerer Beiträge seitens der Investitionen und Vorräte nach unten revidiert. Ihre Talfahrt setzten sowohl die Gesamt- wie die Kerninflation fort. Für einen Lichtblick sorgte der Economy Watchers Index. Für nahezu alle Branchen wies er einen kräftigen Anstieg aus. Neben höheren Ausgaben der Touristen war das auch den niedrigeren Energiepreisen zu verdanken, wie aus Grafik 7 auf der nächsten Seite hervorgeht. Kräftiger Anstieg des Economy Watchers Index in Japan im Februar 8,0 60,0 6,0 52,5 4,0 2,0 45,0 0,0 -2,0 37,5 -4,0 30,0 -6,0 Japan: reales (nicht saisonal Japan: Real BIP GDP (NSA) % bereinigt) y/y Veränd. Change LHSggü. Vorj. in % -8,0 -10,0 -12,0 2005 22,5 Japan: Diffusionsindex derfor künftigen Japan: Diffusion Index Future Bedingungen(DI) (DI),RHS re. Sk. Conditions 2007 2009 2011 2013 15,0 2015 Grafik 7: Quelle: Kabinettsbüro Japan, Haver Analytics Unsere Einschätzung: Die Wachstumsbelebung seit Jahresbeginn geht aus unserer Sicht vor allem auf den Export zurück, denn der schwächere Yen und die etwas stärkere Auslandsnachfrage machen sich allmählich bei den Handelszahlen bemerkbar. Weiter enttäuschend verläuft die Erholung in der Binnenwirtschaft, da die sinkenden Löhne eine Belastung für den Konsum bleiben. Nicht zuletzt von den Lohnverhandlungen im Februar, die Anleger im Auge behalten sollten, wird es daher abhängen, wie sich das Wachstum in Japan weiterentwickelt. Eine Anhebung der Nominallöhne um rund 1%, begleitet von fallender Inflation, könnte auch die Reallöhne endlich wieder steigen lassen. Wegen des weiteren Inflationsrückgangs wird die Bank von Japan die Dynamik bei den Inflationserwartungen sehr genau beobachten. Denn sollten Letztere nachgeben, könnte sie sich gezwungen sehen, mit weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen gegenzusteuern. CHINA Die Datenlage: Die im letzten Monat im Reich der Mitte veröffentlichten Daten fielen uneinheitlich aus, deuten insgesamt aber eine Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität an. Der offizielle Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe kletterte dank höherer Neuaufträge und Inputpreise nach oben, verharrte aber unter der wichtigen Marke von 50. Ein Rückgang war unterdessen bei der Produktionskomponente zu beobachten. Im Februar fielen die Immobilienpreise weiter, wobei sich der Rückgang gegenüber dem Vormonat beschleunigte. Die Exporte legten kräftig zu, die Importe hingegen fielen weiter zurück. Das trieb den Handelsüberschuss auf einen neuen Höchststand. Hierfür dürften aber wohl größtenteils die Verzerrungen im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest verantwortlich sein. Im Februar beschleunigte sich der Preisauftrieb, was sich jedoch als vorübergehendes Phänomen herausstellen dürfte. Maßnahmen der chinesischen Zentralbank tragen zur Lockerung der Finanzierungsbedingungen in China bei 16 93 China: China Aktivitätsindex Activity Index(Veränd. (CAI) ggü. Vorj. in %) % Change y/y LHS 14 China: China FCI-Index, Financial gegenläufige Conditions Skalierung, re. Sk. Index, reverse scale, RHS 12 95 97 10 8 99 6 101 4 103 2 0 Jan 06 Lockerung der Finanzierungsbedingungen 105 Sep 07 Mai 09 Jan 11 Sep 12 Mai 14 Grafik 8: Quelle: Goldman Sachs Economics Research Unsere Einschätzung: Einmal mehr hat das Wachstum in China enttäuscht. Daran änderten auch diverse Stimulusmaßnahmen im vierten Quartal des letzten Jahres nichts, von denen man sich eigentlich eine gewisse Stabilisierung der Konjunktur erhofft hatte. Mit ihren Maßnahmen im Februar, genauer der Senkung der Mindestreservesätze sowie der Leit- und Einlagezinsen, hat die chinesische Notenbank zu einer gewissen Lockerung der Finanzierungsbedingungen beigetragen. Das geht aus Grafik 8 hervor. Aber auch wenn die Verzerrungen im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest die aktuelle Lage noch düsterer als sonst erscheinen lassen, ist klar, dass die Währungshüter in Peking weitere Schritte ergreifen müssen, um eine noch stärkere Konjunkturabkühlung zu vermeiden. In den nächsten Monaten ist daher mit einer neuerlichen Reduzierung der Mindestreservesätze, die einer Liquiditätsklemme vorbeugen soll, sowie Zinssenkungen, Infrastrukturinvestitionen und Maßnahmen im Kampf gegen den Abschwung am Häusermarkt zu rechnen. Nach wie vor könnte sich im aktuellen Umfeld eine RenminbiAbwertung über eine Anpassung des Handelsbandes auf kurze Sicht wegen der DollarStärke als die bessere Alternative erweisen. Sollte sich der Höhenflug der US-Devise indes umkehren, würde das auch den Ausblick für China aufhellen. Da stabiles Wachstum ein erklärtes Ziel der Regierung in Peking ist, bleibt eine harte Landung zum gegenwärtigen Zeitpunkt unwahrscheinlich – solange es zu keinen schwerwiegenden Fehlern seitens der Politik kommt. Weil aber auch Reformen weiter im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, können Stimulusmaßnahmen bei kleinsten Anzeichen für mehr Wachstum von jetzt auf gleich zurückgenommen werden. SCHWELLENLÄNDER Die Datenlage: Erneut präsentierte sich das Wachstum uneinheitlich ohne klare Anzeichen eines stärker synchron verlaufenden Aufschwungs. Etwas fester tendierte der zusammengefasste Einkaufsmanagerindex für die Schwellenländer. Die zukunftsgerichteten Komponenten schwächelten jedoch, vor allem im verarbeitenden Gewerbe. Bei den Einkaufsmanagerindizes im verarbeitenden Gewerbe gab es die deutlichsten Zuwächse in China, Russland und Taiwan, während Südafrika, Brasilien, Indien und Indonesien den kräftigsten Rückgang hinnehmen mussten. Einen weiteren Einbruch verzeichnete der Einkaufsmanagerindex im russischen Dienstleistungsgewerbe. Unterdessen ging aus den allgemeineren Konjunkturdaten für Brasilien und Russland hervor, dass beide tiefer in die Rezession gerutscht sind und sich die Inflation erneut beschleunigt hat. In den anderen Schwellenländern hielt derweil der starke disinflationäre Trend an, wie Grafik 9 zeigt. Inflation und Inflationsdynamik in den Schwellenländern 16.7 Gesamtverbraucherpreisinflation, Veränd. Headline CPI, % Change y/y ggü. Vorj. in % 7,5 6,3 5,1 5,0 3M-12M-Dynamik 3 month-12 month 4,4 3,0 +4,9 +1,0 +0,5 2,5 1,0 +0,3 0,9 0,5 -0,2 -1,4 -0,7 -0,6 Malaysia China -0,5 -0,5 -1,2 -1,6 -1,1 -0,8 Korea Mexiko Hongkong Südafrika Indien -2,3 Indonesien Türkei Brasilien -1,1 Russland -5,0 -0,4 -0,8 -2,5 Philippinen 0,0 Polen 2,5 momentum 4,1 Thailand 7,7 7,5 Taiwan 10,0 Grafik 9: Quelle: Haver Analytics, National Sources, Berechnungen von FWI Unsere Einschätzung: Rohstoffexportierenden Ländern dürfte es auch weiter schwerfallen, die Zinsen zu senken, denn das könnte gravierende Folgen für ihr reales Austauschverhältnis haben und birgt die Gefahr eines massiven Kapitalabflusses. Trotz der anhaltenden Abkühlung in China bleibt Asien damit im aktuellen Umfeld die widerstandsfähigste Region unter den Schwellenländern. Das ist vor allem auf die Vielzahl geldpolitischer Instrumente zurückzuführen, die den einzelnen Ländern weiter zur Verfügung stehen. Zudem könnten die negativen Folgen des langsameren Wachstums in China dank der Maßnahmen zur Stabilisierung der dortigen Konjunktur etwas nachlassen. Für kleine offene Volkswirtschaften in der Region verheißt der von der Eurozone und Japan angeführte Aufwärtstrend in den Industrieländern Gutes. Die anderen Regionen bleiben jedoch anfällig, zumal wenn sich die Rezession in Russland und Brasilien im Jahresverlauf verschärfen sollte. Überdies nehmen die politischen und sozialen Risiken weiter zu, besonders in Lateinamerika. RISIKEN FÜR DEN AUSBLICK 2015 Risiken mit Blick auf Russland: Die tiefe Rezession/Krise greift über Handels- und Finanzkanäle auf Europa über. Der Konflikt eskaliert und zieht härtere Sanktionen und einen weiteren Konjunktureinbruch nach sich. Die geopolitischen Spannungen erfassen auch das Baltikum. Die Verhandlungen zwischen der EU und Griechenland scheitern: Griechenland verlässt die Eurozone. Die Fed hebt die Zinsen früher (bereits im Juni) und stärker als erwartet an. Damit gefährdet sie über eine weltweite Straffung der Finanzierungsbedingungen den Wachstumsausblick in anderen Teilen der Welt. Chinas Wachstum kühlt sich schneller als erwartet ab. Trotz der Stimulusmaßnahmen in Europa und/oder Japan gelingt es nicht, dem Teufelskreis aus niedrigem Wachstum und niedriger Inflation zu entrinnen (so gibt die Bank von Japan z.B. ihr Inflationsziel auf). Unter der Schwäche der Schwellenländerwährungen gegenüber dem Dollar leiden Unternehmen aus der Region, deren Verbindlichkeiten auf Dollar lauten. Einzelne Länder oder Unternehmen könnten zahlungsunfähig werden (etwa Venezuela oder wichtige Banken). WAS ANLEGER IM BLICK HABEN SOLLTEN Sitzung der Bank von Japan (17. Mrz.), der Fed (17./18. Mrz.) und der EZB (15. Apr.) Umfang und Auswirkungen des quantitativen Lockerungsprogramms der EZB Wahlkampf in Großbritannien Kommunalwahlen in Frankreich (22. Mrz.), die wichtige Hinweise auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen 2017 liefern könnten Russland-Ukraine-Konflikt und eine mögliche Verschärfung der Sanktionen Wichtiger Hinweis Dieses Dokument richtet sich nur an Anlagespezialisten und stellt keine geeignete Grundlage für Privatanleger dar. Vervielfältigung und Verbreitung sind nur mit vorheriger Genehmigung erlaubt. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokumentes „Wesentliche Anlegerinformationen" und des veröffentlichten Verkaufsprospektes, des letzten Geschäftsberichtes und - sofern nachfolgend veröffentlicht - des jüngsten Halbjahresberichtes getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufes. Sie erhalten diese Unterlagen in Deutschland kostenlos über FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main, oder www.fidelity.de. 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