Marktausblick: Wachstumstrend in Europa setzt sich fort

Dieses Dokument ist nur für professionelle Investoren und nicht für Privatanleger bestimmt.
MAI 2015
Marktausblick: Wachstumstrend in
Europa setzt sich fort
GLOBALES WACHSTUM
Die Datenlage: Im März hat sich das Weltwirtschaftswachstum weiter verlangsamt. So
schwächten sich die globalen Frühindikatoren auch im vergangenen Monat ab, wie Grafik 1
zeigt. Ausschlaggebend dafür waren vor allem die Komponenten Produktion, Rohstoffe und
Handel, darunter die globalen Einkaufsmangerindizes, die Neuaufträge ohne Lagerbestände
und die Exporte aus Korea (siehe Grafik 2). Positiv wirkte sich dagegen das weltweit erneut
gestiegene Verbrauchervertrauen aus. In den USA verlor die Wirtschaft im März wie schon
im Vormonat an Fahrt, während sich die Konjunkturerholung in der Eurozone beschleunigte
und an Breite gewann. In Japan setzte sich der schwache Erholungstrend fort, in China
stabilisierte sich die Dynamik etwas. Weiter manifestiert haben sich die Unterschiede in den
Schwellenländern: Brasilien und Russland befinden sich in einer Rezession, in der Türkei
und in Teilen Asiens verlangsamt sich das Wachstum, während sich die Länder in Mittel- und
Osteuropa erholen und vom Aufwärtstrend in der Eurozone profitieren.
Globale Frühindikatoren (GLI) und OECDIndustrieproduktion (IP) im Vergleich
Exporte aus Korea und OECDIndustrieproduktion (IP)
60
2
1,5
Gesamtexporte
aus Korea
ggü.(%yoy)
Vorj. (%)
Korean total
exports
Gesamtexporte
aus Korea,
gleitender
Korean total
exports,
6mma
6M-Durchschnitt
ggü. Vorm. (%)
OECD IP (%yoy)
OECD - IP ggü. Vorj. (%)
40
1
0,5
20
0
15
10
5
0
-0,5
GLI-Dynamik
ggü.
GLI
momentum,
Vormonat (%)
-1
0
%mom
OECD
OECD- IP,
IPgleitender
(3mma3M- -20
Durchschnitt ggü.
%mom)
Vormonat (%)
-1,5
-2
-5
-10
-15
-40
-20
Jan 04 Apr 06 Jul 08 Okt 10 Jan 13 Apr 15
-2,5
-3
Jan 04
20
Apr 06
Jul 08
Okt 10
Jan 13
Apr 15
Grafik 1: Quelle: Goldman Sachs Economics Research, Haver
Analytics
Grafik 2: Quelle: OECD, Korea Customs Service, Haver
Analytics
Unsere Einschätzung: Im ersten Halbjahr wird sich wenig an der weltweit uneinheitlichen
Wachstumsdynamik ändern: In der Eurozone und in Japan dürfte sich die Konjunktur
beschleunigen, während sich das Wachstum in den USA und in China nach anfänglicher
Schwäche im ersten Quartal allmählich stabilisieren sollte. In den Schwellenländern wird
die Wachstumsschere indes weiter aufgehen. Treten die positiven Auswirkungen der
niedrigeren Ölpreise und der lockereren Geldpolitik zur Jahresmitte 2015 deutlicher
zutage, stehen die Chancen gut, dass sich die Weltwirtschaft zwar verhalten, aber dafür
stärker im Gleichschritt erholt. Die Eurozone, in der die Finanzierungsbedingungen am
stärksten gelockert wurden (Grafik 3), profitiert besonders von diesen günstigen
Rahmenbedingungen. Sie könnte daher mit unerwartet hohem Wachstum für eine
Überraschung sorgen. Da mit einem Nachlassen des starken disinflationären Trends nicht
vor Jahresmitte zu rechnen ist, werden die Zentralbanken wohl bis auf weiteres an ihrer
Unterstützung in Form von Liquiditätsspritzen festhalten.
Anna Stupnytska ist Volkswirtin bei
Fidelity Worldwide Investment. Vor
ihrem Wechsel zu Fidelity im Juli
2014 war sie als Makroökonomin für
Goldman Sachs Asset Management
tätig. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität
von Cambridge und verfügt über
einen Master in Wirtschaftsphilosophie der Universität von
Oxford.
Indizes der Finanzierungsbedingungen (FCIs) in
Industrieländern
101,3
USA
US
Eurozone
eurozone
UK
GB
Goldman Sachs: Index der Finanzierungsbedingungen in den
USA
Japan
Japan
100,8
Straffere
Finanzierungsbedingungen
100,1
100,3
99,6
99,8
99,3
98,8
Gelockerte
Finanzierungsbedingungen
99,1
GS FCI
GS
USUSA
Financial
Conditions Index
FCI USA,
bereinigt um
Ölpreis
US
oil-adjusted
FCI
98,3
97,8
Jan 14
Apr 14
Jul 14
Okt 14
Jan 15
Apr 15
Grafik 3: Quelle: Goldman Sachs, Berechnungen von Fidelity Worldwide Investment
98,6
Jan 13
Okt 13
Grafik 4: Quelle: Goldman Sachs Economics Research
Risiken für den aktuellen Ausblick: Die zentralen Risiken gehen nach wie vor von
Griechenland, dem Russland-Ukraine-Konflikt und der Zinspolitik der Fed aus. Zum
gegenwärtigen Zeitpunkt stellen die Schuldenverhandlungen mit Griechenland keine Gefahr
für die Erholung in der Eurozone dar. Da auch das systemische Risiko aus unserer Sicht eher
gering ist, dürften sich die daraus resultierenden Marktschwankungen in Grenzen halten.
Anleger sollten die weitere Entwicklung jedoch genau beoachten, denn in den nächsten
Wochen stehen in Griechenland umfangreiche Anleihen zur Rückzahlung an. Hinweise auf
einen bevorstehenden „Grexident“ bzw. „Grexit“ könnten erhebliche Turbulenzen auslösen.
Der Russland-Ukraine-Konflikt hingegen birgt unverändert erhebliche Risiken für die
Weltwirtschaft, deren Eintrittszeitpunkt aber höchst ungewiss ist. So könnte die Rezession in
Russland auch auf andere Länder übergreifen, insbesondere über die finanziellen
Übertragungsmechanismen, da Moskaus Handlungsspielraum im Jahresverlauf immer kleiner
werden dürfte. Deshalb müssen mögliche Kreditereignisse bei russischen Unternehmen sehr
genau beobachtet werden.
Da die US-Notenbank (Fed) anlässlich ihrer Sitzung im März auf eine expansivere Haltung
umgeschwenkt ist, macht eine früher als bislang erwartete Zinserhöhung schon im Juni
äußerst unwahrscheinlich. Von den USA ausgehende Risiken betreffen damit inzwischen
weniger die Politik als vielmehr das Wachstum. Da sich das Wirtschaftswachstum auch im
letzten Monat weiter verlangsamt hat, werden zunehmend Sorgen über den künftigen
Konjunkturverlauf laut. Wie eingangs erwähnt, gehe ich davon aus, dass diese Flaute nur
vorübergehender Natur ist. Schon im Spätjahr dürfte das Wachstum wieder über der Trendrate
liegen. In den nächsten Wochen kommt es daher darauf an, nach Anzeichen einer
Kehrtwende Ausschau zu halten.
USA
Die Datenlage: Insgesamt haben sich die Wirtschaftsdaten zwar erneut abgeschwächt, aber
es gab auch gute Nachrichten. Im Beschäftigungsbericht spiegelte sich die allgemeine Flaute
wider. Damit befindet sich der aktuelle Bericht nun eher im Einklang mit anderen stärker
zukunftsgerichteten Arbeitsmarktindikatoren, die bereits seit einiger Zeit eine Schwächephase
andeuten. Grafik 5 veranschaulicht das. Etwas stärker, aber dennoch eher verhalten sind die
Stundenlöhne im Schnitt gestiegen. Zugleich gab der ISM-Gesamtindex zum verarbeitenden
Gewerbe sowohl nominal wie auch real nach (Grafik 5). Das lässt darauf schließen, dass die
Preise nicht für die Abkühlung verantwortlich sind. Tatsächlich ist die Komponente gezahlte
Preise im März gestiegen. Positive Anzeichen kamen vor allem vom Häusermarkt und
Verbrauchervertrauen, das sich inzwischen auf den höchsten Stand nach der Rezession erholt
hat.
Jul 14
Apr 15
Schwache US-Beschäftigungsdaten im März
62,5
60,0
ISM verarbeitendes
Gewerbe: Index
Beschäftigungsindex
ISM
Mfg: Employment
(SA, 50+
(saisonal bereinigt, >50 = Wirtschaftswachstum)
=
Econ Expand)
3M-Veränd. durchschnittl. Beschäftigung
3-Month
Average Change in Total
außerhalb der Landwirtschaft (saisonal
Nonfarm
Employment (SA, Thous)
bereinigt, in tsd.)
57,5
55,0
52,5
50,0
47,5
Jan 10
Okt 11
Grafik 5: Quelle: ISM, BLS / Haver Analytics
Jul 13
400
350
300
250
200
150
100
50
0
-50
-100
Apr 15
ISM-Umfrage im verarbeitenden Gewerbe in den USA – real
und nominal
USA:
ISM-Umfrage
US ISM
verarbeitendes Gewerbe
62
Manufacturing
60
USA:
ISM-Umfrage
US Real
ISM real
58
56
54
52
50
48
46
Jan 10
Jan 11
Jan 12
Grafik 6: Quelle: ISM, BLS / Haver Analytics
Unsere Einschätzung: Anhand der Daten seit Jahresbeginn deutet sich ein Wachstum
im ersten Quartal von 1-2% an. Diese Schwäche wird aus unserer Sicht jedoch nicht von
Dauer sein. Sobald die Wirkung der Sonderfaktoren wie das schlechte Wetter und der
Streik der Hafenarbeiter in den nächsten Monaten allmählich abflaut, sollte sich das
Wachstum in den nächsten Wochen wieder beschleunigen. Schließlich dürften die
niedrigeren Energiepreise dafür sorgen, dass die Amerikaner wieder mehr Geld für den
Konsum zur Verfügung haben. Allerdings lässt sich dieser Positiveffekt nicht exakt
beziffern. Wir rechnen für die zweite Jahreshälfte jedenfalls mit einem wieder
anziehenden Wachstum auf dann rund 3%. Bei ihrer Sitzung im März hatte die Fed
zudem einen gemäßigteren Ton angeschlagen. Damit trug sie dazu bei, den DollarHöhenflug zu stoppen, der seit Jahresbeginn eine spürbare Belastung für die
Unternehmensgewinne und Exporte ist. Mit dieser, wenn auch nur kurzzeitigen
Verschnaufpause im Aufwärtstrend des Dollars dürften sich auch die
Wachstumsaussichten im Spätjahr aufhellen. Bis auf weiteres wird sich wohl der geringe
Anstieg bei Inflation und Löhnen fortsetzen. In der Summe legt das meines Erachtens
nahe, dass die Fed erst im Spätjahr damit beginnen wird, ihre Geldpolitik wieder in
normalere Bahnen zu lenken - vermutlich irgendwann zwischen September und
Dezember, wobei Dezember aus meiner Sicht wahrscheinlicher ist.
EUROZONE
Die Datenlage: Mit den im März veröffentlichten Daten deutet sich eine Fortsetzung der
ansehnlichen Konjunkturerholung an, die inzwischen mehrere Länder in der Region erfasst
hat. So ist das Verbrauchervertrauen den vierten Monat in Folge gestiegen. In sämtlichen
Ländern kam es bei den Einkaufsmanagerindizes (PMI) im verarbeitenden und im
Dienstleistungsgewerbe im März zu einem Wiederanstieg. Einzige Ausnahme war der PMI im
französischen Dienstleistungsgewerbe. Beflügelt vor allem durch die Preisentwicklung in
Deutschland und Spanien hat sich die Gesamtinflation im März nach vorläufigen Zahlen
wieder beschleunigt. Allerdings verharrt sie weiter, wenn auch nur knapp, im Minusbereich.
Gegenüber März letzten Jahres ist die Kerninflation dagegen gesunken. Einen soliden
Anstieg gab es bei den an Nichtfinanzunternehmen ausgereichten Darlehen. Positiv wirkten
sich vor allem die starken Zahlen aus Frankreich, Spanien und Deutschland aus, die jedoch
zum Teil durch den Rückgang in Italien zunichtegemacht wurden. Auch an private Haushalte
wurden erneut mehr Kredite vergeben. Parallel dazu hielt das starke Wachstum der
Geldmenge an, was auf ein höheres BIP-Wachstum in den kommenden Monaten schließen
lässt (Grafik 7).
Jan 13
Jan 14
Jan 15
Wachstum der realen Geldmenge M1 und reales BIP-Wachstum in der Eurozone
15
8,0
6,0
10
4,0
5
2,0
0
0,0
-5
-10
Jan 96
Veränderung
der realen
Geldmenge
Real M1, %yoy
(pushed
12
M1 ggü. Vorj. (in %, um 12 Monate
month forward)
vorgezogen)
-2,0
-4,0
Veränderung
GDP, %yoy
des(RHS)
BIP ggü. Vorj. in %
(re. Sk.)
Apr 99
Jul 02
Okt 05
-6,0
Jan 09
Apr 12
Jul 15
Grafik 7: Quelle: Markit, Haver Analytics
Unsere Einschätzung: Die Erholung gewinnt in den Ländern und Branchen der Eurozone an
Breite. Zugleich ist die EZB entschlossen, ihre umfangreichen Anleihekäufe bis mindestens
September 2016 fortzusetzen. Der von niedrigeren Energiepreisen, einem schwächeren Euro
und einer lockereren Geld- und Fiskalpolitik ausgehende Rückenwind bleibt die treibende Kraft
hinter dem Konjunkturaufschwung. Im letzten Monat wurde die Wachstumsprognose des
Konsens für 2015 bereits nach oben revidiert, wobei jedoch Risiken für diesen Ausblick
bleiben. An erster Stelle sind Griechenland und der Russland-Ukraine-Konflikt zu nennen.
Zudem denken einige Kommentatoren bereits laut darüber nach, was passiert, wenn die EZB
früher als geplant damit beginnt, ihre geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen
zurückzunehmen. Aus meiner Sicht ist das jedoch nichts, worüber man sich zum
gegenwärtigen Zeitpunkt Sorgen machen muss. Erstens würde die EZB mit einem vorzeitigen
Ende der quantitativen Lockerung ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen. Letztere ist ein
hohes Gut für jede Zentralbank, besonders dann, wenn sich die Zinsen im Nullbereich
bewegen.
Zweitens wird die EZB ihre Entscheidung über einen Ausstieg aus der quantitativen Lockerung
von der Wirtschaftslage in der Eurozone abhängig machen, vor allem von der Beschäftigung,
vom Lohnwachstum sowie der tatsächlichen Inflation und den Inflationserwartungen. Auch
wenn ich mit einer weiteren Besserung der Konjunktur in der Eurozone rechne, dürfte diese
die Wachstumsprognose der EZB kaum merklich übertreffen. Ganz zu schweigen von den
Inflationsprognosen für dieses und das kommende Jahr. Drittens werden sich auch die Risiken
ausgehend von Griechenland und dem Russland-Ukraine-Konflikt in den nächsten Monaten
kaum in Luft auflösen. Damit liefern sie der EZB ein weiteres Argument, an ihren
Liquiditätsspritzen festzuhalten.
JAPAN
Die Datenlage: Aus den schwachen Daten in Japan spricht weiter eine verhaltene Erholung.
Einmal mehr deutet die Tankan-Umfrage der Bank von Japan für März keine Veränderung der
Rahmenbedingungen für das verarbeitende Gewerbe an – für andere Bereiche indes schon.
Im Vergleich zum letzten Quartal verbesserten sich die Prognosen zwar, aber in Bezug auf die
aktuellen Bedingungen haben sie sich auf breiter Front verschlechtert (Grafik 8). Die
Ergebnisse der Tankan-Umfrage zum Preisausblick zeigen, dass die Unternehmen weiterhin
Zweifel haben, ob die Bank von Japan ihr Inflationsziel erreicht. Durchweg pessimistisch
schätzen sie ihre eigene Preisgestaltung ein. Im Februar ist die Kerninflation auf null gesunken
bei gleichzeitig verlangsamtem Anstieg der Nominallöhne. Der Rückgang der Reallöhne hat
sich zwar abgeschwächt, der Negativtrend ist jedoch ungebrochen. Schwach tendierten auch
die Verbraucherausgaben, und wichtige Komponenten gaben im Vergleich zum Vormonat
nach. Das Beschäftigungswachstum scheint seinen Höhepunkt überschritten zu haben, und
die Erwerbstätigkeit von Frauen ist weiter rückläufig.
Schleppende Konjunktur in Japan hält an
Japan: TANKAN
Large Enterps:
Mfg: Forecast
Business
TANKAN:
große produzierende
Unternehmen:
Prognose
der Geschäftsbedingungen (%)
Conditions (%)
Japan: TANKAN
Large Enterps:
Mfg: Actual
Business
TANKAN:
große produzierende
Unternehmen:
tatsächliche
Geschäftsbedingungen (%)
Conditions (%)
TANKAN:
große nicht
produzierende
Prognose
Japan: TANKAN
Large
Enterps: Unternehmen:
Nonmfg: Forecast
Busder Geschäftsbedingungen (%)
30
25
20
15
10
5
0
-5
-10
-15
Mrz 12
Condition(%)
TANKAN:
große nicht
produzierende
tatsächliche
Geschäftsbedingungen (%)
Japan: TANKAN
Large
Enterps: Unternehmen:
Nonmfg: Actual
Bus
Condition (%)
Sep 12
Mrz 13
Sep 13
Mrz 14
Sep 14
Mrz 15
Grafik 8: Quelle: Bank von Japan / Haver Analytics
Unsere Einschätzung: Japans Erholung verläuft weiterhin enttäuschend, und die Dynamik hat
im März spürbar nachgelassen. Im Export hat sich die Lage zwar etwas entspannt. Aber die
Binnenwirtschaft schwächelt weiter, denn die sinkenden Löhne schmälern die Einkommen und
belasten den Konsum. Trotz der Anstrengungen der Bank von Japan hat sich an den mäßigen
Inflationserwartungen nichts geändert. Das macht den Job des Gouverneurs der japanischen
Notenbank, Kuroda, und des Ministerpräsidenten Abe in den kommenden Monaten und Jahren
nicht eben leichter. Nicht zuletzt von den Lohnverhandlungen im Frühjahr, die Anleger im Auge
behalten sollten, wird es daher abhängen, wie sich Inflation und Wachstum in Japan
weiterentwickeln. Eine Anhebung der Nominallöhne um rund 1%, begleitet von fallender
Inflation, könnte auch die Reallöhne endlich wieder steigen lassen. In Verbindung mit
niedrigeren Energiepreisen sollte das Konsum und Wachstum in den kommenden Monaten
ankurbeln. Steigen aber die Inflationserwartungen nach den Lohnverhandlungen nicht
wesentlich, könnte sich die Bank von Japan im Spätjahr gezwungen sehen, weitere
Maßnahmen zu ergreifen.
CHINA
Die Datenlage: Der offizielle Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe kletterte im
März nach oben und erreichte knapp den Wachstumsbereich. Der von HSBC erhobene und
stärker auf kleine und mittlere Unternehmen ausgerichtete Einkaufsmanagerindex fiel jedoch
unter die Marke, deren Unterschreiten einen Abschwung signalisiert (Grafik 9). Im Januar und
Februar legten die Gewinne in der Industrie den Rückwärtsgang ein. Die Immobilienpreise
fielen weiter, aber Peking kündigte zusätzliche Maßnahmen für den Immobiliensektor an.
Hierzu gehörten unter anderem die Absenkung der Eigenkapitalgrenze und die Ausweitung der
Steuervergünstigungen auf bestimmte private Immobilienverkäufe, mit denen man die Folgen
der Anpassungen im Immobiliensektor in den kommenden Monaten abfedern will.
Uneinheitliche Datenlage in China im März
57,5
HSBCEinkaufsmanagerindex
China PMI
HSBC
für China
Official China
PMI Einkaufsmanagerindex
Offizieller
chinesischer
55,0
50+=
Expansion
>50
= Wirtschaftswachstum
52,5
50,0
47,5
Jan 10
Okt 10
Jul 11
Apr 12
Jan 13
Grafik 9: Quelle: HSBC / MKT, HSBC / MKT, CFLP / Haver
Okt 13
Jul 14
Apr 15
Unsere Einschätzung: Im ersten Quartal hat sich das Wachstum vermutlich erheblich
verlangsamt auf weit unter 7% im Vergleich zum Vorjahr. Relativ angespannt blieben die
Finanzierungsbedingungen, da die Höchstgrenzen für die Kreditvergabe der Banken wie z.B.
Kreditquoten nicht wesentlich gelockert wurden. Auch die Liquiditätsbedingungen haben sich
weiter verschlechtert, da die Zinsen nominal wie real gestiegen sind. Weil die Verzerrungen im
Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest nun hinter uns liegen, konzentriert sich die
Politik wieder darauf, der Wirtschaft mit Stimulusmaßnahmen aus ihrem gegenwärtigen Tief zu
helfen. Weitere geldpolitische Lockerungen und verstärkte fiskalische Unterstützung, die auch
mehr Druck auf die Provinzregierungen beinhaltet, die Ausgaben zu erhöhen und
Infrastrukturprojekte anzuschieben, sollten helfen, das Wachstum in den nächsten Monaten zu
stabilisieren. Da der Dollar in seinem Höhenflug eine Pause eingelegt hat, wird der Druck auf
dem Renminbi wohl nachlassen. Das käme dem Handel zugute. Der Start des
Einlagensicherungssystems am 1. Mai ist ein gutes Zeichen, dass die Reformen zur
Zinsliberalisierung und zum Umbau der Wirtschaft wie geplant vorankommen.
SCHWELLENLÄNDER
Die Datenlage: In den Schwellenländern bleibt das Wachstum verhalten. Die meisten
Einkaufsmanagerindizes setzten ihren Rückzug im März fort. Nur in Indien und den Ländern
Mittel- und Osteuropas stiegen die Barometer im Vergleich zum Vormonat. Auch die
zukunftsgerichteten Komponenten gaben nach, allen voran in Asien und Brasilien. Das seit
Jahresbeginn enttäuschende Exportwachstum in vielen Schwellenländern könnte andauern,
denn die Neuaufträge im Export sind durch die Bank gesunken. Während die Inflation weiter
auf breiter Front fällt und damit für unliebsamen Druck sorgt, die Realzinsen anzuheben (Grafik
10), deuten die Preiskomponenten der Einkaufsmanagerindizes auf eine Erholung hin.
Entwicklung der realen Zinssätze in den letzten drei Monaten in den Schwellenländern
6
4
2
0
-2
CurrentZinssätze
'Real' Rate
Aktuelle
Vs.
3 months
Zinssätze
vor 3 ago
Monaten
Grafik 10: Quelle: Nationale Quellen, Consensus Economics, Haver Analytics, Berechnungen von Fidelity Worldwide Investment
Unsere Einschätzung: Einerseits hat die niedrigere Inflation den Spielraum der
Zentralbanken vergrößert, schon früher in diesem Jahr die Zinszügel zu lockern. Vor allem
aber hat sie eine Straffung der Finanzierungsbedingungen über den Anstieg der realen
Zinsen bewirkt (Grafik 10). Zugleich haben die Währungsabwertungen die vom Handel
ausgehende weltweit zu beobachtende Konjunkturabkühlung bisher nicht stoppen können.
Dessen ungeachtet müssen Anleger auch künftig sehr genau zwischen den einzelnen
Schwellenländern unterscheiden. Wenig überraschend sorgt etwa Indien dank der Reformen
und des positiv aufgenommenen Haushaltsentwurfs für einen Lichtblick. Demgegenüber hat
der politische Albtraum in Brasilien einen Einbruch der Wirtschaftsdaten und kräftig nach
unten korrigierte Prognosen nach sich gezogen.
Im weiteren Jahresverlauf könnte die von geldpolitischer Unterstützung getragene
Stabilisierung in China positiv bei anderen Schwellenländern Asiens zu Buche schlagen.
Nicht zuletzt weil dies wahrscheinlich mit einem stärker synchronisierten Wachstum der
Industrieländer zusammenfallen dürfte. Andererseits werden die kommenden Monate gerade
für rohstoffproduzierende Länder und besonders solche aus Lateinamerika wohl eine
Durststrecke bleiben. Die zentralen Risiken sind derzeit geopolitischer Art. Aber im späteren
Jahresverlauf gewinnen die Reaktionen der Märkte auf die Maßnahmen der US-Notenbank
zunehmend an Bedeutung.
Thailand
Taiwan
Philippinen
Malaysia
Korea
Indonesien
Indien
Hongkong
China
Russland
Polen
Türkei
Südafrika
Mexiko
-6
Brasilien
-4
RISIKEN FÜR DEN AUSBLICK 2015
In den USA mündet die „Flaute“ in einen langwierigen Abschwung, der das
Wachstum weltweit belastet und die Fed von der Normalisierung ihrer Zinspolitik
abrücken lässt.
Die Fed erhöht früher (vielleicht schon im Juni) und schneller als erwartet die
Zinsen und setzt damit die globale Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr aufs
Spiel, da in der Folge weltweit die Zinszügel angezogen werden.
Risiken mit Blick auf Russland:
•
Die tiefe Rezession/Krise greift über Handels- und Finanzkanäle auf
Europa über.
•
Der Konflikt eskaliert und zieht härtere Sanktionen und einen weiteren
Konjunktureinbruch nach sich.
•
Die geopolitischen Spannungen erfassen auch das Baltikum.
Die Verhandlungen zwischen der EU und Griechenland scheitern: Es kommt zu
einem Grexit bzw. Grexident.
Die EZB beschließt einen früheren Ausstieg aus den quantitativen Lockerungen,
weil Wachstum und Inflation kräftig anziehen, was positiv wäre - oder aber weil es
zu einem Inflationsschock kommt (z.B. nach einem Hochschnellen der Ölpreise),
der die Erholung zum Stillstand bringt, was negativ wäre.
In China verlangsamt sich das Wachstum schneller als erwartet und/oder es
kommt zu Stress an den chinesischen Finanzmärkten.
Trotz der Stimulusmaßnahmen in Europa und/oder Japan gelingt es nicht, dem
Teufelskreis aus niedrigem Wachstum und niedriger Inflation zu entrinnen (oder
die Bank von Japan gibt z.B. ihr Inflationsziel auf).
Unter der Schwäche der Schwellenländerwährungen gegenüber dem Dollar
leiden Unternehmen aus der Region, deren Verbindlichkeiten auf Dollar lauten.
Einzelne Länder oder Unternehmen könnten zahlungsunfähig werden (z.B.
Venezuela, Russland oder wichtige Banken).
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Stand: April 2015. MK8003
WAS ANLEGER IM BLICK HABEN
SOLLTEN
Sitzung des Offenmarktausschusses in den USA (29.
Apr.)
Umfang und Auswirkungen des
quantitativen Lockerungsprogramms der EZB
Schuldenrückzahlungen
Griechenlands
Wahlen in Großbritannien (7. Mai)
Russland-Ukraine-Konflikt und die
Spannungen im Mittleren Osten