Dieses Dokument ist nur für professionelle Investoren und nicht für Privatanleger bestimmt. MAI 2015 Marktausblick: Wachstumstrend in Europa setzt sich fort GLOBALES WACHSTUM Die Datenlage: Im März hat sich das Weltwirtschaftswachstum weiter verlangsamt. So schwächten sich die globalen Frühindikatoren auch im vergangenen Monat ab, wie Grafik 1 zeigt. Ausschlaggebend dafür waren vor allem die Komponenten Produktion, Rohstoffe und Handel, darunter die globalen Einkaufsmangerindizes, die Neuaufträge ohne Lagerbestände und die Exporte aus Korea (siehe Grafik 2). Positiv wirkte sich dagegen das weltweit erneut gestiegene Verbrauchervertrauen aus. In den USA verlor die Wirtschaft im März wie schon im Vormonat an Fahrt, während sich die Konjunkturerholung in der Eurozone beschleunigte und an Breite gewann. In Japan setzte sich der schwache Erholungstrend fort, in China stabilisierte sich die Dynamik etwas. Weiter manifestiert haben sich die Unterschiede in den Schwellenländern: Brasilien und Russland befinden sich in einer Rezession, in der Türkei und in Teilen Asiens verlangsamt sich das Wachstum, während sich die Länder in Mittel- und Osteuropa erholen und vom Aufwärtstrend in der Eurozone profitieren. Globale Frühindikatoren (GLI) und OECDIndustrieproduktion (IP) im Vergleich Exporte aus Korea und OECDIndustrieproduktion (IP) 60 2 1,5 Gesamtexporte aus Korea ggü.(%yoy) Vorj. (%) Korean total exports Gesamtexporte aus Korea, gleitender Korean total exports, 6mma 6M-Durchschnitt ggü. Vorm. (%) OECD IP (%yoy) OECD - IP ggü. Vorj. (%) 40 1 0,5 20 0 15 10 5 0 -0,5 GLI-Dynamik ggü. GLI momentum, Vormonat (%) -1 0 %mom OECD OECD- IP, IPgleitender (3mma3M- -20 Durchschnitt ggü. %mom) Vormonat (%) -1,5 -2 -5 -10 -15 -40 -20 Jan 04 Apr 06 Jul 08 Okt 10 Jan 13 Apr 15 -2,5 -3 Jan 04 20 Apr 06 Jul 08 Okt 10 Jan 13 Apr 15 Grafik 1: Quelle: Goldman Sachs Economics Research, Haver Analytics Grafik 2: Quelle: OECD, Korea Customs Service, Haver Analytics Unsere Einschätzung: Im ersten Halbjahr wird sich wenig an der weltweit uneinheitlichen Wachstumsdynamik ändern: In der Eurozone und in Japan dürfte sich die Konjunktur beschleunigen, während sich das Wachstum in den USA und in China nach anfänglicher Schwäche im ersten Quartal allmählich stabilisieren sollte. In den Schwellenländern wird die Wachstumsschere indes weiter aufgehen. Treten die positiven Auswirkungen der niedrigeren Ölpreise und der lockereren Geldpolitik zur Jahresmitte 2015 deutlicher zutage, stehen die Chancen gut, dass sich die Weltwirtschaft zwar verhalten, aber dafür stärker im Gleichschritt erholt. Die Eurozone, in der die Finanzierungsbedingungen am stärksten gelockert wurden (Grafik 3), profitiert besonders von diesen günstigen Rahmenbedingungen. Sie könnte daher mit unerwartet hohem Wachstum für eine Überraschung sorgen. Da mit einem Nachlassen des starken disinflationären Trends nicht vor Jahresmitte zu rechnen ist, werden die Zentralbanken wohl bis auf weiteres an ihrer Unterstützung in Form von Liquiditätsspritzen festhalten. Anna Stupnytska ist Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment. Vor ihrem Wechsel zu Fidelity im Juli 2014 war sie als Makroökonomin für Goldman Sachs Asset Management tätig. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Cambridge und verfügt über einen Master in Wirtschaftsphilosophie der Universität von Oxford. Indizes der Finanzierungsbedingungen (FCIs) in Industrieländern 101,3 USA US Eurozone eurozone UK GB Goldman Sachs: Index der Finanzierungsbedingungen in den USA Japan Japan 100,8 Straffere Finanzierungsbedingungen 100,1 100,3 99,6 99,8 99,3 98,8 Gelockerte Finanzierungsbedingungen 99,1 GS FCI GS USUSA Financial Conditions Index FCI USA, bereinigt um Ölpreis US oil-adjusted FCI 98,3 97,8 Jan 14 Apr 14 Jul 14 Okt 14 Jan 15 Apr 15 Grafik 3: Quelle: Goldman Sachs, Berechnungen von Fidelity Worldwide Investment 98,6 Jan 13 Okt 13 Grafik 4: Quelle: Goldman Sachs Economics Research Risiken für den aktuellen Ausblick: Die zentralen Risiken gehen nach wie vor von Griechenland, dem Russland-Ukraine-Konflikt und der Zinspolitik der Fed aus. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stellen die Schuldenverhandlungen mit Griechenland keine Gefahr für die Erholung in der Eurozone dar. Da auch das systemische Risiko aus unserer Sicht eher gering ist, dürften sich die daraus resultierenden Marktschwankungen in Grenzen halten. Anleger sollten die weitere Entwicklung jedoch genau beoachten, denn in den nächsten Wochen stehen in Griechenland umfangreiche Anleihen zur Rückzahlung an. Hinweise auf einen bevorstehenden „Grexident“ bzw. „Grexit“ könnten erhebliche Turbulenzen auslösen. Der Russland-Ukraine-Konflikt hingegen birgt unverändert erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft, deren Eintrittszeitpunkt aber höchst ungewiss ist. So könnte die Rezession in Russland auch auf andere Länder übergreifen, insbesondere über die finanziellen Übertragungsmechanismen, da Moskaus Handlungsspielraum im Jahresverlauf immer kleiner werden dürfte. Deshalb müssen mögliche Kreditereignisse bei russischen Unternehmen sehr genau beobachtet werden. Da die US-Notenbank (Fed) anlässlich ihrer Sitzung im März auf eine expansivere Haltung umgeschwenkt ist, macht eine früher als bislang erwartete Zinserhöhung schon im Juni äußerst unwahrscheinlich. Von den USA ausgehende Risiken betreffen damit inzwischen weniger die Politik als vielmehr das Wachstum. Da sich das Wirtschaftswachstum auch im letzten Monat weiter verlangsamt hat, werden zunehmend Sorgen über den künftigen Konjunkturverlauf laut. Wie eingangs erwähnt, gehe ich davon aus, dass diese Flaute nur vorübergehender Natur ist. Schon im Spätjahr dürfte das Wachstum wieder über der Trendrate liegen. In den nächsten Wochen kommt es daher darauf an, nach Anzeichen einer Kehrtwende Ausschau zu halten. USA Die Datenlage: Insgesamt haben sich die Wirtschaftsdaten zwar erneut abgeschwächt, aber es gab auch gute Nachrichten. Im Beschäftigungsbericht spiegelte sich die allgemeine Flaute wider. Damit befindet sich der aktuelle Bericht nun eher im Einklang mit anderen stärker zukunftsgerichteten Arbeitsmarktindikatoren, die bereits seit einiger Zeit eine Schwächephase andeuten. Grafik 5 veranschaulicht das. Etwas stärker, aber dennoch eher verhalten sind die Stundenlöhne im Schnitt gestiegen. Zugleich gab der ISM-Gesamtindex zum verarbeitenden Gewerbe sowohl nominal wie auch real nach (Grafik 5). Das lässt darauf schließen, dass die Preise nicht für die Abkühlung verantwortlich sind. Tatsächlich ist die Komponente gezahlte Preise im März gestiegen. Positive Anzeichen kamen vor allem vom Häusermarkt und Verbrauchervertrauen, das sich inzwischen auf den höchsten Stand nach der Rezession erholt hat. Jul 14 Apr 15 Schwache US-Beschäftigungsdaten im März 62,5 60,0 ISM verarbeitendes Gewerbe: Index Beschäftigungsindex ISM Mfg: Employment (SA, 50+ (saisonal bereinigt, >50 = Wirtschaftswachstum) = Econ Expand) 3M-Veränd. durchschnittl. Beschäftigung 3-Month Average Change in Total außerhalb der Landwirtschaft (saisonal Nonfarm Employment (SA, Thous) bereinigt, in tsd.) 57,5 55,0 52,5 50,0 47,5 Jan 10 Okt 11 Grafik 5: Quelle: ISM, BLS / Haver Analytics Jul 13 400 350 300 250 200 150 100 50 0 -50 -100 Apr 15 ISM-Umfrage im verarbeitenden Gewerbe in den USA – real und nominal USA: ISM-Umfrage US ISM verarbeitendes Gewerbe 62 Manufacturing 60 USA: ISM-Umfrage US Real ISM real 58 56 54 52 50 48 46 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Grafik 6: Quelle: ISM, BLS / Haver Analytics Unsere Einschätzung: Anhand der Daten seit Jahresbeginn deutet sich ein Wachstum im ersten Quartal von 1-2% an. Diese Schwäche wird aus unserer Sicht jedoch nicht von Dauer sein. Sobald die Wirkung der Sonderfaktoren wie das schlechte Wetter und der Streik der Hafenarbeiter in den nächsten Monaten allmählich abflaut, sollte sich das Wachstum in den nächsten Wochen wieder beschleunigen. Schließlich dürften die niedrigeren Energiepreise dafür sorgen, dass die Amerikaner wieder mehr Geld für den Konsum zur Verfügung haben. Allerdings lässt sich dieser Positiveffekt nicht exakt beziffern. Wir rechnen für die zweite Jahreshälfte jedenfalls mit einem wieder anziehenden Wachstum auf dann rund 3%. Bei ihrer Sitzung im März hatte die Fed zudem einen gemäßigteren Ton angeschlagen. Damit trug sie dazu bei, den DollarHöhenflug zu stoppen, der seit Jahresbeginn eine spürbare Belastung für die Unternehmensgewinne und Exporte ist. Mit dieser, wenn auch nur kurzzeitigen Verschnaufpause im Aufwärtstrend des Dollars dürften sich auch die Wachstumsaussichten im Spätjahr aufhellen. Bis auf weiteres wird sich wohl der geringe Anstieg bei Inflation und Löhnen fortsetzen. In der Summe legt das meines Erachtens nahe, dass die Fed erst im Spätjahr damit beginnen wird, ihre Geldpolitik wieder in normalere Bahnen zu lenken - vermutlich irgendwann zwischen September und Dezember, wobei Dezember aus meiner Sicht wahrscheinlicher ist. EUROZONE Die Datenlage: Mit den im März veröffentlichten Daten deutet sich eine Fortsetzung der ansehnlichen Konjunkturerholung an, die inzwischen mehrere Länder in der Region erfasst hat. So ist das Verbrauchervertrauen den vierten Monat in Folge gestiegen. In sämtlichen Ländern kam es bei den Einkaufsmanagerindizes (PMI) im verarbeitenden und im Dienstleistungsgewerbe im März zu einem Wiederanstieg. Einzige Ausnahme war der PMI im französischen Dienstleistungsgewerbe. Beflügelt vor allem durch die Preisentwicklung in Deutschland und Spanien hat sich die Gesamtinflation im März nach vorläufigen Zahlen wieder beschleunigt. Allerdings verharrt sie weiter, wenn auch nur knapp, im Minusbereich. Gegenüber März letzten Jahres ist die Kerninflation dagegen gesunken. Einen soliden Anstieg gab es bei den an Nichtfinanzunternehmen ausgereichten Darlehen. Positiv wirkten sich vor allem die starken Zahlen aus Frankreich, Spanien und Deutschland aus, die jedoch zum Teil durch den Rückgang in Italien zunichtegemacht wurden. Auch an private Haushalte wurden erneut mehr Kredite vergeben. Parallel dazu hielt das starke Wachstum der Geldmenge an, was auf ein höheres BIP-Wachstum in den kommenden Monaten schließen lässt (Grafik 7). Jan 13 Jan 14 Jan 15 Wachstum der realen Geldmenge M1 und reales BIP-Wachstum in der Eurozone 15 8,0 6,0 10 4,0 5 2,0 0 0,0 -5 -10 Jan 96 Veränderung der realen Geldmenge Real M1, %yoy (pushed 12 M1 ggü. Vorj. (in %, um 12 Monate month forward) vorgezogen) -2,0 -4,0 Veränderung GDP, %yoy des(RHS) BIP ggü. Vorj. in % (re. Sk.) Apr 99 Jul 02 Okt 05 -6,0 Jan 09 Apr 12 Jul 15 Grafik 7: Quelle: Markit, Haver Analytics Unsere Einschätzung: Die Erholung gewinnt in den Ländern und Branchen der Eurozone an Breite. Zugleich ist die EZB entschlossen, ihre umfangreichen Anleihekäufe bis mindestens September 2016 fortzusetzen. Der von niedrigeren Energiepreisen, einem schwächeren Euro und einer lockereren Geld- und Fiskalpolitik ausgehende Rückenwind bleibt die treibende Kraft hinter dem Konjunkturaufschwung. Im letzten Monat wurde die Wachstumsprognose des Konsens für 2015 bereits nach oben revidiert, wobei jedoch Risiken für diesen Ausblick bleiben. An erster Stelle sind Griechenland und der Russland-Ukraine-Konflikt zu nennen. Zudem denken einige Kommentatoren bereits laut darüber nach, was passiert, wenn die EZB früher als geplant damit beginnt, ihre geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen zurückzunehmen. Aus meiner Sicht ist das jedoch nichts, worüber man sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt Sorgen machen muss. Erstens würde die EZB mit einem vorzeitigen Ende der quantitativen Lockerung ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen. Letztere ist ein hohes Gut für jede Zentralbank, besonders dann, wenn sich die Zinsen im Nullbereich bewegen. Zweitens wird die EZB ihre Entscheidung über einen Ausstieg aus der quantitativen Lockerung von der Wirtschaftslage in der Eurozone abhängig machen, vor allem von der Beschäftigung, vom Lohnwachstum sowie der tatsächlichen Inflation und den Inflationserwartungen. Auch wenn ich mit einer weiteren Besserung der Konjunktur in der Eurozone rechne, dürfte diese die Wachstumsprognose der EZB kaum merklich übertreffen. Ganz zu schweigen von den Inflationsprognosen für dieses und das kommende Jahr. Drittens werden sich auch die Risiken ausgehend von Griechenland und dem Russland-Ukraine-Konflikt in den nächsten Monaten kaum in Luft auflösen. Damit liefern sie der EZB ein weiteres Argument, an ihren Liquiditätsspritzen festzuhalten. JAPAN Die Datenlage: Aus den schwachen Daten in Japan spricht weiter eine verhaltene Erholung. Einmal mehr deutet die Tankan-Umfrage der Bank von Japan für März keine Veränderung der Rahmenbedingungen für das verarbeitende Gewerbe an – für andere Bereiche indes schon. Im Vergleich zum letzten Quartal verbesserten sich die Prognosen zwar, aber in Bezug auf die aktuellen Bedingungen haben sie sich auf breiter Front verschlechtert (Grafik 8). Die Ergebnisse der Tankan-Umfrage zum Preisausblick zeigen, dass die Unternehmen weiterhin Zweifel haben, ob die Bank von Japan ihr Inflationsziel erreicht. Durchweg pessimistisch schätzen sie ihre eigene Preisgestaltung ein. Im Februar ist die Kerninflation auf null gesunken bei gleichzeitig verlangsamtem Anstieg der Nominallöhne. Der Rückgang der Reallöhne hat sich zwar abgeschwächt, der Negativtrend ist jedoch ungebrochen. Schwach tendierten auch die Verbraucherausgaben, und wichtige Komponenten gaben im Vergleich zum Vormonat nach. Das Beschäftigungswachstum scheint seinen Höhepunkt überschritten zu haben, und die Erwerbstätigkeit von Frauen ist weiter rückläufig. Schleppende Konjunktur in Japan hält an Japan: TANKAN Large Enterps: Mfg: Forecast Business TANKAN: große produzierende Unternehmen: Prognose der Geschäftsbedingungen (%) Conditions (%) Japan: TANKAN Large Enterps: Mfg: Actual Business TANKAN: große produzierende Unternehmen: tatsächliche Geschäftsbedingungen (%) Conditions (%) TANKAN: große nicht produzierende Prognose Japan: TANKAN Large Enterps: Unternehmen: Nonmfg: Forecast Busder Geschäftsbedingungen (%) 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 Mrz 12 Condition(%) TANKAN: große nicht produzierende tatsächliche Geschäftsbedingungen (%) Japan: TANKAN Large Enterps: Unternehmen: Nonmfg: Actual Bus Condition (%) Sep 12 Mrz 13 Sep 13 Mrz 14 Sep 14 Mrz 15 Grafik 8: Quelle: Bank von Japan / Haver Analytics Unsere Einschätzung: Japans Erholung verläuft weiterhin enttäuschend, und die Dynamik hat im März spürbar nachgelassen. Im Export hat sich die Lage zwar etwas entspannt. Aber die Binnenwirtschaft schwächelt weiter, denn die sinkenden Löhne schmälern die Einkommen und belasten den Konsum. Trotz der Anstrengungen der Bank von Japan hat sich an den mäßigen Inflationserwartungen nichts geändert. Das macht den Job des Gouverneurs der japanischen Notenbank, Kuroda, und des Ministerpräsidenten Abe in den kommenden Monaten und Jahren nicht eben leichter. Nicht zuletzt von den Lohnverhandlungen im Frühjahr, die Anleger im Auge behalten sollten, wird es daher abhängen, wie sich Inflation und Wachstum in Japan weiterentwickeln. Eine Anhebung der Nominallöhne um rund 1%, begleitet von fallender Inflation, könnte auch die Reallöhne endlich wieder steigen lassen. In Verbindung mit niedrigeren Energiepreisen sollte das Konsum und Wachstum in den kommenden Monaten ankurbeln. Steigen aber die Inflationserwartungen nach den Lohnverhandlungen nicht wesentlich, könnte sich die Bank von Japan im Spätjahr gezwungen sehen, weitere Maßnahmen zu ergreifen. CHINA Die Datenlage: Der offizielle Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe kletterte im März nach oben und erreichte knapp den Wachstumsbereich. Der von HSBC erhobene und stärker auf kleine und mittlere Unternehmen ausgerichtete Einkaufsmanagerindex fiel jedoch unter die Marke, deren Unterschreiten einen Abschwung signalisiert (Grafik 9). Im Januar und Februar legten die Gewinne in der Industrie den Rückwärtsgang ein. Die Immobilienpreise fielen weiter, aber Peking kündigte zusätzliche Maßnahmen für den Immobiliensektor an. Hierzu gehörten unter anderem die Absenkung der Eigenkapitalgrenze und die Ausweitung der Steuervergünstigungen auf bestimmte private Immobilienverkäufe, mit denen man die Folgen der Anpassungen im Immobiliensektor in den kommenden Monaten abfedern will. Uneinheitliche Datenlage in China im März 57,5 HSBCEinkaufsmanagerindex China PMI HSBC für China Official China PMI Einkaufsmanagerindex Offizieller chinesischer 55,0 50+= Expansion >50 = Wirtschaftswachstum 52,5 50,0 47,5 Jan 10 Okt 10 Jul 11 Apr 12 Jan 13 Grafik 9: Quelle: HSBC / MKT, HSBC / MKT, CFLP / Haver Okt 13 Jul 14 Apr 15 Unsere Einschätzung: Im ersten Quartal hat sich das Wachstum vermutlich erheblich verlangsamt auf weit unter 7% im Vergleich zum Vorjahr. Relativ angespannt blieben die Finanzierungsbedingungen, da die Höchstgrenzen für die Kreditvergabe der Banken wie z.B. Kreditquoten nicht wesentlich gelockert wurden. Auch die Liquiditätsbedingungen haben sich weiter verschlechtert, da die Zinsen nominal wie real gestiegen sind. Weil die Verzerrungen im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest nun hinter uns liegen, konzentriert sich die Politik wieder darauf, der Wirtschaft mit Stimulusmaßnahmen aus ihrem gegenwärtigen Tief zu helfen. Weitere geldpolitische Lockerungen und verstärkte fiskalische Unterstützung, die auch mehr Druck auf die Provinzregierungen beinhaltet, die Ausgaben zu erhöhen und Infrastrukturprojekte anzuschieben, sollten helfen, das Wachstum in den nächsten Monaten zu stabilisieren. Da der Dollar in seinem Höhenflug eine Pause eingelegt hat, wird der Druck auf dem Renminbi wohl nachlassen. Das käme dem Handel zugute. Der Start des Einlagensicherungssystems am 1. Mai ist ein gutes Zeichen, dass die Reformen zur Zinsliberalisierung und zum Umbau der Wirtschaft wie geplant vorankommen. SCHWELLENLÄNDER Die Datenlage: In den Schwellenländern bleibt das Wachstum verhalten. Die meisten Einkaufsmanagerindizes setzten ihren Rückzug im März fort. Nur in Indien und den Ländern Mittel- und Osteuropas stiegen die Barometer im Vergleich zum Vormonat. Auch die zukunftsgerichteten Komponenten gaben nach, allen voran in Asien und Brasilien. Das seit Jahresbeginn enttäuschende Exportwachstum in vielen Schwellenländern könnte andauern, denn die Neuaufträge im Export sind durch die Bank gesunken. Während die Inflation weiter auf breiter Front fällt und damit für unliebsamen Druck sorgt, die Realzinsen anzuheben (Grafik 10), deuten die Preiskomponenten der Einkaufsmanagerindizes auf eine Erholung hin. Entwicklung der realen Zinssätze in den letzten drei Monaten in den Schwellenländern 6 4 2 0 -2 CurrentZinssätze 'Real' Rate Aktuelle Vs. 3 months Zinssätze vor 3 ago Monaten Grafik 10: Quelle: Nationale Quellen, Consensus Economics, Haver Analytics, Berechnungen von Fidelity Worldwide Investment Unsere Einschätzung: Einerseits hat die niedrigere Inflation den Spielraum der Zentralbanken vergrößert, schon früher in diesem Jahr die Zinszügel zu lockern. Vor allem aber hat sie eine Straffung der Finanzierungsbedingungen über den Anstieg der realen Zinsen bewirkt (Grafik 10). Zugleich haben die Währungsabwertungen die vom Handel ausgehende weltweit zu beobachtende Konjunkturabkühlung bisher nicht stoppen können. Dessen ungeachtet müssen Anleger auch künftig sehr genau zwischen den einzelnen Schwellenländern unterscheiden. Wenig überraschend sorgt etwa Indien dank der Reformen und des positiv aufgenommenen Haushaltsentwurfs für einen Lichtblick. Demgegenüber hat der politische Albtraum in Brasilien einen Einbruch der Wirtschaftsdaten und kräftig nach unten korrigierte Prognosen nach sich gezogen. Im weiteren Jahresverlauf könnte die von geldpolitischer Unterstützung getragene Stabilisierung in China positiv bei anderen Schwellenländern Asiens zu Buche schlagen. Nicht zuletzt weil dies wahrscheinlich mit einem stärker synchronisierten Wachstum der Industrieländer zusammenfallen dürfte. Andererseits werden die kommenden Monate gerade für rohstoffproduzierende Länder und besonders solche aus Lateinamerika wohl eine Durststrecke bleiben. Die zentralen Risiken sind derzeit geopolitischer Art. Aber im späteren Jahresverlauf gewinnen die Reaktionen der Märkte auf die Maßnahmen der US-Notenbank zunehmend an Bedeutung. Thailand Taiwan Philippinen Malaysia Korea Indonesien Indien Hongkong China Russland Polen Türkei Südafrika Mexiko -6 Brasilien -4 RISIKEN FÜR DEN AUSBLICK 2015 In den USA mündet die „Flaute“ in einen langwierigen Abschwung, der das Wachstum weltweit belastet und die Fed von der Normalisierung ihrer Zinspolitik abrücken lässt. Die Fed erhöht früher (vielleicht schon im Juni) und schneller als erwartet die Zinsen und setzt damit die globale Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr aufs Spiel, da in der Folge weltweit die Zinszügel angezogen werden. Risiken mit Blick auf Russland: • Die tiefe Rezession/Krise greift über Handels- und Finanzkanäle auf Europa über. • Der Konflikt eskaliert und zieht härtere Sanktionen und einen weiteren Konjunktureinbruch nach sich. • Die geopolitischen Spannungen erfassen auch das Baltikum. Die Verhandlungen zwischen der EU und Griechenland scheitern: Es kommt zu einem Grexit bzw. Grexident. Die EZB beschließt einen früheren Ausstieg aus den quantitativen Lockerungen, weil Wachstum und Inflation kräftig anziehen, was positiv wäre - oder aber weil es zu einem Inflationsschock kommt (z.B. nach einem Hochschnellen der Ölpreise), der die Erholung zum Stillstand bringt, was negativ wäre. In China verlangsamt sich das Wachstum schneller als erwartet und/oder es kommt zu Stress an den chinesischen Finanzmärkten. Trotz der Stimulusmaßnahmen in Europa und/oder Japan gelingt es nicht, dem Teufelskreis aus niedrigem Wachstum und niedriger Inflation zu entrinnen (oder die Bank von Japan gibt z.B. ihr Inflationsziel auf). Unter der Schwäche der Schwellenländerwährungen gegenüber dem Dollar leiden Unternehmen aus der Region, deren Verbindlichkeiten auf Dollar lauten. Einzelne Länder oder Unternehmen könnten zahlungsunfähig werden (z.B. Venezuela, Russland oder wichtige Banken). Wichtiger Hinweis Dieses Dokument richtet sich nur an Anlagespezialisten und stellt keine geeignete Grundlage für Privatanleger dar. Vervielfältigung und Verbreitung sind nur mit vorheriger Genehmigung erlaubt. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokumentes „Wesentliche Anlegerinformationen" und des veröffentlichten Verkaufsprospektes, des letzten Geschäftsberichtes und - sofern nachfolgend veröffentlicht - des jüngsten Halbjahresberichtes getroffen werden. 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Umfang und Auswirkungen des quantitativen Lockerungsprogramms der EZB Schuldenrückzahlungen Griechenlands Wahlen in Großbritannien (7. Mai) Russland-Ukraine-Konflikt und die Spannungen im Mittleren Osten
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