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ANLAGEPOLITIK
April 2015
Nicht zu heiss, nicht zu kalt?
Makroökonomisches
ne. Die Konjunkturumfragen der Europäischen Kommission legten
··Das Konjunkturklima hat sich im März weltweit erneut leicht einge- nochmals stärker zu als bereits in den Vormonaten. Unser Konjunktrübt. Unser vorlaufender Konjunkturklimaindikator hat seit Septurklimaindikator signalisiert nun ein reales Wirtschaftswachstum
von 2 % J/J. Positiv fällt dabei auf, dass die seit Jahresbeginn zu
tember 2014 nun 0,5 pp eingebüsst und signalisiert damit noch ein
beobachtende Verbesserung des Konjunkturklimas breit abgestützt
Wachstum der Weltwirtschaft im Bereich von 3,5 % J/J.
··Die Verschlechterung der Konjunkturumfragen in den USA hat we- ist.
sentlich zum Rückgang unseres weltweiten Konjunkturklimaindi- ·· Auf Seiten der Inflation halten wir an unserer Einschätzung fest,
dass die Kerninflationsraten im Zuge der voranschreitenden Konkators beigetragen. Allen voran in der verarbeitenden Industrie hat
sich der Geschäftsgang in den letzten Monaten eingetrübt. Das
junkturerholung ganz langsam steigen werden und dass sich der
kann einerseits auf den einmal mehr kalten und schneereichen
durch den Ölpreisrückgang ausgelöste Basiseffekt in den nächsten
Jahresauftakt und damit auf einen temporären Effekt zurückgeMonaten immer weiter abschwächen wird. Von daher sollten auch
die Deflationssorgen nachlassen.
führt werden. Darüber hinaus signalisieren aber immer mehr
Industrieunternehmen, dass die starke Dollaraufwertung der letzten Monate aufs Geschäft drückt. Dieser Effekt dürfte noch einige Anlagestrategie
Monate nachwirken.
··«Goldlöckchen» wird wieder häufiger zitiert. Unter Bezugnahme
auf das englische Märchen von den drei Bären wird damit eine
Insgesamt
deuten
die
Konjunkturumfragen
trotz
Verschlechterung
··
Parallele zur aktuellen Konjunktursituation gezogen, welche weder
immer noch auf ein Wachstum der US-Wirtschaft von über 3 % J/J
zu stark noch zu schwach ist, um den Anlegern Unbill zu bereiten.
hin. Sollten die amerikanischen Konjunkturdaten auch in den
«Zu stark» würde die Inflationserwartungen schüren und damit die
nächsten Wochen enttäuschen, hätte das durchaus aufschiebende
Zentralbanken zu deutlichen Zinserhöhungen zwingen, «zu
Wirkung für die anvisierte Normalisierung der Geldpolitik durch
schwach» liesse die Gewinnerwartungen stark schwinden und so
die amerikanische Notenbank.
··Zu den USA gesellten sich im März noch eine ganze Reihe anderer die nicht mehr günstige Aktienbewertung in Frage stellen. Wir
gehen davon aus, dass sich im Verlauf der kommenden Quartale der
Länder mit schwächeren Konjunkturdaten. Allen voran fielen die
Fokus wieder stärker auf die Inflation – und damit LeitzinserhöNachrichten aus den Schwellenländern schlecht aus. Damit lässt der
von der Konjunkturbelebung in den Industrienationen ausgehende,
hungen – richten wird. Dies bedeutet aber erst in der mittleren
positive Nachfrageeffekt weiterhin auf sich warten.
Frist, also auf Sicht von über 12 Monaten, Gefahr für Aktien.
··Fast schon die einzige positive Ausnahme war im März die Eurozo- ··Die Volatilität an den Devisenmärkten wird erhöht bleiben. Die
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historische Volatilität im Währungspaar EUR/USD etwa liegt auf Obligationen
den Niveaus von Ende 2011, als die Spekulationen über ein Ausein- ·· Obligationenanleger sind aktuell nicht zu beneiden. Mit sehr tiefen
bis gar negativen Renditen ist die Erzielung von namhaftem Einanderbrechen der Währungsunion grassierten. Angesichts der
möglicherweise sehr turbulenten kommenden Wochen für die Eurokommen schlicht nicht möglich. Wir raten stark davon ab, in der
Hoffnung auf noch tiefere bzw. stärker negative Renditen Positionen
zone sehen wir weiter hohe Schwankungen – nicht zuletzt auch aufzu kaufen, denn nur auf diese Weise sind positive Erträge im qualigrund der Tatsache, dass eine beträchtliche Anzahl von Anlegern
auf einen steigenden US-Dollar setzt, was im Falle unerwarteter
tativ hochstehenden Obligationenbereich zu erzielen.
Entwicklungen eine sehr heftige Bewegung im Sinne eines «short ·· Interessant bleiben inflationsgeschützte Anleihen. Wir erachten es
squeeze» mit sich bringen kann. Wir empfehlen, bei fortgesetzter
als bemerkenswert, dass die in ihren Preisen implizierte InflationsUSD-Stärke in Schritten Gewinne mitzunehmen.
erwartung seit dem Tief Mitte Januar wieder angestiegen ist. Wir
gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und wir
Aktien
weiter positive Renditebeiträge aus diesem Bereich sehen werden.
··Der US-Aktienmarkt ist in den vergangenen vier Monaten an Ort
und Stelle getreten – in USD gerechnet, denn in EUR beispielsweise Währungen
stieg er um fast 15 %. Dies, trotz weiterer Unterstützung der US-Fed ·· Nachdem sich der erste Sturm im Währungspaar EUR/CHF gelegt
durch ihre Nullzinspolitik und, damit verbunden, rekordtiefen Oblihatte, erschien eine stetige Abwertung des Schweizer Frankens vs.
Euro für eine Mehrheit der Beobachter die wahrscheinlichste Entgationenrenditen. Gleichzeitig ist die Börsenstimmung äusserst
positiv, was aus einer Konträrperspektive als negativ zu werten ist.
wicklung. Nachdem die Marke von 1,08 in EUR/CHF erreicht
Jedoch fehlt weiterhin der Auslöser für eine Korrektur – wird es die
wurde, ist es nun zu einer Gegenbewegung gekommen. Angesichts
nun beginnende Berichtssaison sein? Wir sind skeptisch, dass dies
der Tatsache, dass die Schweizerische Nationalbank ihre Eurobeder Fall sein wird.
stände kaum reduziert hat, erachten wir das Risiko einer erneuten,
··Muss eine Phase negativer Gewinnwachstumsraten zwangsläufig zumindest kurzfristigen Euroschwäche als beträchtlich. Angesichts
der deutlichen Überbewertung des Schweizer Frankens gemäss
negativ für die Aktienkurse sein? Gemäss den aktuellen USKaufkraftparität (in der Grössenordnung von 15 bis 20 %) würden
Gewinnschätzungen der Analystengemeinde wird das Finanzjahr
wir indes in Schritten in die Schwäche kaufen.
2015 nur dank einem sehr starken 4. Quartal ein positives Wachstum sehen. Hier besteht die Möglichkeit, dass negative Schätzungsrevisionen dazu führen, dass die Aktiengewinne in den USA erst- Rohstoffe
mals seit der Finanzkrise zurückgehen.
··Der Platinpreis ist unter Druck geblieben. Dies trotz vielfältiger Pro··Interessanterweise müssen Rückgänge bzw. eine Stagnation der bleme auf der Angebotsseite, wobei sich diese vor allem in SüdUnternehmensgewinne nicht negativ für den Aktienmarkt sein,
afrika, dem mit Abstand wichtigsten Produktionsland, in Form von
denn es besteht ja die Möglichkeit, dass sich die Bewertung verteuElektrizitätsengpässen und Netzzusammenbrüchen materialisieert. In der Vergangenheit konnte gar die Beobachtung gemacht
ren. Das Angebotsdefizit wurde somit bislang aus Lagerbeständen
werden, dass der Aktienmarkt in Phasen tiefen Gewinnwachstums
gedeckt. Da Platin vor allem in Katalysatoren von Dieselmotoren
stärker anstieg denn in Zeiten hohen Gewinnwachstums. Die Auszum Einsatz kommt, welche typischerweise in Europa verwendet
werden, und angesichts des Erneuerungsbedarfs der europäischen
nahme hierbei waren starke Gewinnrückgänge, welche typischerAutoflotte darf mit einer steigenden Nachfrage nach Platin gerechweise in Rezessionen auftreten. Eine solche sehen wir aber nicht
einmal hinter dem Horizont, geschweige denn am Horizont stehen.
net werden. Wir empfehlen, die nächsten Monate dabeizubleiben.
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(Redaktionsschluss: 9. April 2015)
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