Einführung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation Implementierung in den Einrichtungen -Fachliches & organisatorisches VorgehenAktueller Sachstand Heimkonferenz im Bodenseekreis 11.05.2015 Dr. Achim Hollenbach, Leitung QM, Altenhilfe Deutschland der Stiftung Liebenau | Inhalt 1. Elemente der neuen Pflegedokumentation 2. Sichtweise der pflegebedürftigen Person 3. Dimensionen pflegefachlicher Einschätzungen 4. Prinzipien der SIS 5. Praxisbeispiel Themenfeld 4: Selbstversorgung 6. Die Risikomatrix im stationären Kontext 7. Erfordernisse im Qualitätsmanagement 8. An was Sie denken sollten 9. Weiteres Vorgehen in der Caritas Rottenburg-Stuttgart | Elemente der neuen Pflegedokumentation Die Neuorientierung der Pflegedokumentation entlang des Strukturmodells basiert auf vier Elementen: Element 1 Element 2 Element 3 SIS mit den Kernelementen: - Eigeneinschätzung des Bewohners (personenzentrierter Ansatz) - Sechs Themenfelder zur fachlichen Einschätzung - Matrix für Risiken und Phänomene Maßnahmenplanung auf Grundlage der Erkenntnisse aus der SIS (z.B.Tagesstruktur) d.h.: keine separate Pflegeplanung mehr Berichteblatt mit Fokussierung auf: -Abweichungen von der Maßnahmenplanung -Aktuelle Ereignisse -Weitere Beteiligte Zusatzdokumente im Rahmen des Risikomanagements (Trink-, Ernährungsprotokoll, Scalen/Assessments etc.) – nicht regelhaft Abweichung: SIS ist das einzige verbindliche Instrument in der Dokumentation! sondern situationsbezogen! Element 4 Evaluation: Festlegung von Evaluationsdaten oder Zeiträumen aus Erkenntnissen -der SIS -der Maßnahmenplanung -des Berichteblattes - „Bewohnerin ließ heute die Grundpflege nicht zu“ statt: „Bewohnerin wurde heute morgen im Bett gewaschen“ | Sichtweise der pflegebedürftigen Person • Erfassung von Angaben der pflegebedürftigen Person zu ihren Gewohnheiten und Wünschen sowie der Eigenwahrnehmung ihres individuellen Unterstützungsbedarfs erfolgt im Originalton (Narratives oder erzählendes Interview – Anforderung an die PFK in dieser Gesprächstechnik) • Das Gespräch dient dazu, die pflegebedürftige Person - soweit sie es gestattet - mit ihren Bedürfnissen, Werten und Gewohnheiten kennenzulernen und andererseits den Unterstützungsbedarf aus ihrer Sicht zu erfassen. • Die Hinzuziehung der Erfahrungen und Einschätzungen von Angehörigen und ggf. von Betreuern ist eine wichtige Option, falls die pflegebedürftige Person aufgrund ihrer körperlichen oder kognitiven Situation keine Aussagen mehr treffen kann. | Dimensionen fachlicher Einschätzung in der neuen Pflegedokumentation Evidenzbasiertes Fachwissen Klärung von Assessments? Wahrnehmung der individuellen Situation des Bewohners Berufliche Kompetenz und Erfahrung Kompetenzprofile Expertenstandards Assessments = Handlungsleitendes Fachwissen (Struktur) Verständigungsprozess -Evidenz-based-Nursing| Prinzipien der SIS Alle Felder sind aktiv zu nutzen und mit Einschätzungen durch die Pflegefachkraft zu versehen Die Reihenfolge der sechs Themen kann im Gesprächsverlauf flexibel genutzt werden, aufgrund starker Wechselwirkung empfiehlt es sich aber die Reihung einzuhalten. Verlinkung der Themenfelder mit pflegesensitiven Risiken und Phänomenen. Unterschiedliche Einschätzung zwischen PFK und pflegebedürftiger Person z.B. zu Vorschlägen der Risikobegrenzung werden in der SIS festgehalten | Themenfeld 4: Selbstversorgung Leitfrage Inwieweit ist die Fähigkeit der pflegebedürftigen Person zur Körperpflege, zum Kleiden, zur Ernährung und zur Ausscheidung eingeschränkt? Leitgedanken: In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung, inwieweit die pflegebedürftige Person in der Lage ist, z. B. Körperpflege, Ankleiden, Ausscheidung, Essen und Trinken etc. selbstständig/mit Unterstützung zu realisieren. Ziel ist die Unterstützung größtmöglicher Autonomie, Selbstverwirklichung und Kompetenz. Eventuelle (fachliche und ethische) Konflikte zwischen den obengenannten Werten und die Verständigungsprozesse sind nachvollziehbar zu beschreiben. Praxisbeispiel SI Frau Hildegard Bäcker | Die Risikomatrix im stationären Kontext Aus pflegewissenschaftlicher/pflegefachlicher Sicht ist folgendes Vorgehen verbindlich: • Pflegefachliche Einschätzung zu den individuellen pflegesensitiven Risiken und Phänomenen (ja/nein) aus den Erkenntnissen der Situationseinschätzung in den Themenfeldern (Initialassessment). • Wird die Kategorie „ja“ angekreuzt, muss die Pflegefachkraft zusätzlich eine Entscheidung zu der Kategorie „weitere Einschätzung notwendig“ (ja/nein) treffen, um festzulegen, ob hierzu aus fachlicher Sicht die Notwendigkeit für ein Differentialassessment besteht. • Das Feld „Sonstiges“ dient der Erfassung weiterer Risiken oder Phänomenen im Einzelfall | Erfordernisse im Qualitätsmanagement Mit der Einführung des Strukturmodells wird durch das Pflege- und Qualitätsmanagement systematisch ein veränderter Schwerpunkt in der Prozessteuerung und der Pflegedokumentation gesetzt: • die wichtige Rolle der Selbstbestimmung und der Verständigung mit der pflegebedürftigen Person • die Förderung und Einbindung der Fachlichkeit der Pflegenden (Entscheidungsspielraum) sowie aller an der Pflege Beteiligten Dies setzt die Bereitschaft der Leitungsebene voraus, bestehende Verfahrensanweisungen (Leitlinien, Standards, etc.), Einarbeitungs- und Schulungskonzepte sowie Anforderungen an das bisherige Dokumentationssystem kritisch zu überprüfen. | Einführung des Modells in die Pflegepraxis - Voraussetzungen • Klärung der Zielsetzung mit dem oberen und mittlerem Management – Ja oder Nein zum neuen Modell? SIS ist eine Option! • Finden derzeit keine anderen Projekte parallel statt? • Sichtung des aktuellen Dokumentationssystems im Vergleich zum neuen System? Welchen Nutzen bringt uns eine Umstellung? • Qualitätsmanagementhandbuch: Welche Veränderungen stehen durch eine Umstellung an? Zeitaufwand und personeller Einsatz? • Stehen Ressourcen zur Verfügung (personell, zeitlich, sächlich, finanziell)? Schaffung einer Einrichtungsinternen/Trägerinternen Projektgruppe/Steuerungsgruppe? Fortbildungsaufwand? • Welche Mitarbeiter/innen können die Einführung begleiten? Pflegeorganisationssystem? Pflegeprozessexperten? | Einführung des Modells in die Pflegepraxis - Fachliche Empfehlungen • Stellen sie in der Projektphase nicht alle Dokumentationen um Vergleichende Perspektive mit dem „alten“ System – Nutzen/Mehrwert? • Prüfen, in welcher fachlichen Tiefe die nationalen Expertenstandards eingeführt sind – kann auf den regelhaften Einsatz von Assessmentinstrumenten verzichtet werden – kennen sie PFK die fachlichen Anforderungen? • Beachten, dass Veränderungen im QMH (z.B. Veränderung von Verfahrensanweisungen, Standards etc.) auch erst erstellt und eingeführt werden müssen (Doppelbelastung) • Gemeinsame Durchführung von Fallkonferenzen unter Beteiligung der externen Aufsicht (MDK, Heimaufsichten) – Gemeinsames Verständnis und Sicherheit für die Einrichtungen für anstehende Prüfungen | Weiteres Vorgehen in der Caritas Rottenburg Stuttgart • Übersicht aller angemeldeten Einrichtungen – Abgleich der Daten mit dem Projektbüro und dem Verband (Mai 2015) • Tagung mit allen angemeldeten Einrichtungen (ca. Juli 2015) Ort? • Festlegung eines verbandsspezifischen Projektplanes (u.a. Schulungsmaßnahmen, Reflektionstreffen, Evaluation) • Schulung der Einrichtungen: 2-3 Teilnehmende pro Einrichtung, 2 Tage (4. Quartal 2015) • Multiplikatoren in den Einrichtungen schulen und begleiten den internen Umstellungsprozess (4. Quartal 2015) • Reflektionstreffen unter Begleitung der BGW? Reflektionstreffen in der Stiftung Liebenau mit Herrn Dr. Hollenbach (ab 4. Quartal 2015) • Internetseite und Chat – Zugang für die Einrichtungen (Mai 2015) | Kontakt: Dr. Achim Hollenbach Altenhilfe Deutschland der Stiftung Liebenau 07542 – 10 – 4025 Mail: [email protected] |
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