Bericht Reformierte Presse - Schweizerischer Evangelischer

Reformierte Presse
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Wochenzeitung der reformierten Kirchen
AKTUALITÄT Für Profis:
Wie Pfarrpersonen sich
am besten kleiden 5
Nr. 12 I 20. März 2015
THEMA Für Laien:
Die evangelischen Passionsspiele
im deutschen Zschorlau 6
FEUILLETON Für Profis
und Laien: Die Paulusbriefe,
frisch erklärt 9
Neue Männer braucht die Frauenkonferenz
«Hoffnungsgeschichten gegen Krieg und Gewalt» – so das Thema der Frauenkonferenz des Kirchenbundes
Eine «andere Politik» ist möglich:
Die Frühlingstagung der SEK-Frauenkonferenz diskutierte am 16. März
über kirchliche Handlungsmöglichkeiten, gegen Gewalt und Gleichgültigkeit vorzugehen.
Susanne Leuenberger – Von Frauen organisierte Tagungen interessieren Frauen. Diese Erkenntnis
erschloss sich der Besucherin der
Frauenkonferenz des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK). Unter den 70 Anwesenden, die sich am Montag in
der Berner Heilsarmee-Zentrale
eingefunden hatten, konnte gerade eine Handvoll Besucher ausgemacht werden. Die fehlende
männliche Präsenz ist schade,
denn erstmals hatte die Konferenz ein breiteres Publikum eingeladen.
Die Konferenz hätte auch Männer ansprechen können, zumal
das Thema – «Hoffnungsgeschichten gegen Krieg und Gewalt» –
keine Geschlechtergrenzen kennt:
Unter der Leitung der Theologinnen Sabine Scheuter, Adelheid
Heeb und Carmen Jud diskutierten die Anwesenden über
Handlungsstrategien, mit denen
den humanitären Krisen im Nahen Osten und in Afrika begegnet
werden kann. Und was Frau und
Mann in der Schweiz tun können,
um Kriegsflüchtlingen zu helfen.
Zunächst aber sorgten die
Grussworte des SEK-Präsidenten
für Heiterkeit. Es entbehrte nicht
einer gewissen Komik, dass ausgerechnet Gottfried Locher, der
für seine Aussagen zu Genderthemen für Empörung sorgte, die
Frauentagung eröffnen sollte. Locher packte den Stier bei den
Hörnern und erinnerte sich an
das «böse Erwachen» an jenem Dezembermorgen, als er im
Radio von dem offenen Brief
gegen ihn erfuhr, den viele der
heute anwesenden Frauen mitunterzeichnet hätten. Seitdem sei
ein gutes Gespräch mit den Initiantinnen des Briefs entstanden,
er sei lernfähig und bereit, seine
Sicht auf Geschlechterfragen zu
überdenken.
Die Theologin Carmen Jud leitete mit ihrem Input in die Thematik von «Krieg und Gewalt» ein.
Mit der feministischen Theoretikerin Judith Butler plädierte
sie für eine «andere Politik»: Diese antworte auf erfahrene Gewalt
nicht mit Gegengewalt, sondern
lasse Schmerz zu, verwandle
Trauer über Verlust und Zerstörung in eine «Politik der Verletzlichkeit». So sei jedes Leben prekär. Und jedes Leben abhängig
vom Schutz der Gemeinschaft,
eine feministisch-theologische
Fortsetzung auf Seite 3
Kirchenklang mit fröhlichen Kinderstimmen
In Basel fand der gelungene Auftakt zum «cantars kirchenklangfest 2015» statt
Foto: Mark Wiedmer
Mit mehr als zwanzig Veranstaltungen in Kirchen der Basler Innenstadt
fand letztes Wochenende der Auftakt
zum «cantars kirchenklangfest 2015»
statt. Besonders eindrücklich war
der fröhliche Stimmenklang von vielen ganz jungen Kirchenstimmen.
Andrew Bond (rechts) mit dem Kinderchor ökiko in der Offenen Kirche Elisabethen.
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Mark Wiedmer – «Es isch irgendwie, ds Härz goot uf» – «Bim Singe vergissisch anderi Sache» –
«Normalerwiis sing ich dihäime
jo eläi. Aber Zämesinge im Chor
find ich besser». Das erzählten
frisch von der Leber weg drei Buben der Knabenkantorei Basel zu
ihrem Konzert im Basler Münster
der «Tagesschau» im Schweizer
Fernsehen. Und illustrierten da-
mit ihren gelungenen Choreinsatz am «cantars-Auftakt-Festival» vergangenen Samstag in Basel mit dem Nachmittagskonzert
«Perlen geistlicher Chormusik»
von Bach bis Gounod.
Dass Kirchenkultur und -gesang
auch für junge und jüngste Mitwirkende attraktiv sein kann,
bewiesen verschiedene der rund
zwanzig Auftaktkonzerte, die in
Basel von mehreren Hundert Personen besucht wurden. Neben
den Buben der Knabenkantorei
gab auch die Mädchenkantorei
Basel ein Konzert mit der Pergolesi-«Stabat Mater». Und der BasFortsetzung auf Seite 4
18.03.2015 13:21:52
Aktualität
Nr. 12 I 20. März 2015 reformierte presse
Neue Männer braucht . . .
AG: Kirchenabriss sistiert
Begegnungen helfen
Doris Eckstein, Psychologin,
erzählte wiederum, wie die 500
Flüchtlinge, die seit Herbst 2014
in ihrer Gemeinde Riggisberg in
einem Durchgangszentrum untergebracht sind, das Zusammenleben des 2400-Seelen-Dorfes
verändert hätten. Mehr als 40
Freiwillige meldeten sich, um den
Flüchtlingen in ihrem schwierigen Alltag zu helfen, etwa beim
Foto: RP/Susanne Leuenberger
Fortsetzung von Seite 1
Friedenspolitik trage dieser Verletzlichkeit Rechnung. «Gottes
Macht ist in Beziehungen», zitierte Jud die Theologin Isabel Carter
Heyward.
Wie sehr Beziehungen in Hoffnungsgeschichten eine Rolle spielen, zeigte die Diskussion auf dem
Podium. Andreas Nufer, Pfarrer
der Stadtberner Heiliggeist-Gemeinde, sprach über die Kampagne «Syrien, was kann ich tun?»,
die er im Herbst 2014 ins Leben
gerufen hatte. Er betonte das Vernetzungspotenzial der Kirche: Ihr
gelinge es, heterogene Kreise für
humanitäres Engagement zu mobilisieren. Nufer fand klare Worte
für die offizielle Flüchtlingspolitik: «Zurzeit sind 12 Millionen
Syrer auf der Flucht. Die Schweiz
nimmt ein paar Tausend auf.
Unser Grenzregime ist Gewaltanwendung durch Gleichgültigkeit.»
Engagiertes Diskutieren über Gewalt an der SEK-Frauenkonferenz in Bern.
Deutschunterricht oder dem
Gang zum Arzt. Ein ganz anderes
Handeln sei möglich durch die
Begegnung, meinte Eckstein, die
die Freiwilligenarbeit koordiniert.
Kritisch betrachtete sie die Medienberichterstattung, die schlechten Meldungen mehr Raum gebe
als dem Positiven, denn Riggisberg sei eine «Erfolgsgeschichte».
Den Abschluss des Morgenprogramms bildete das Referat der
Swisspeace-Genderfachfrau Annemarie Sancar über Frauen(bilder)
im Krieg. Die eher theoretischen
Überlegungen zum Stereotyp der
Frau als Kriegsopfer und zu dem
Bild des wehrhaften, bewaffneten
Mannes als Beschützer mochten
wenig an die zuvor diskutierten, konkreten Handlungsmöglichkeiten anzuknüpfen. Ihre Ausführungen machten dennoch klar,
dass Krieg den sozialen Status
der Frauen schwächt und dass
eine künftige «Politik der Beziehung» ohne Geschlechtergerechtigkeit nicht auskommt.
Die diesjährige Frühlingstagung setzte mit Gewalt und Krieg
einen aktuellen Schwerpunkt,
und zeigte mögliche «Hoffnungsgeschichten» auf. Es bleibt zu
hoffen, dass an der nächsten öffentlichen Frauenkonferenz mehr
Männer mitdiskutieren.
Aargau: Reformierte mit Überschuss
Weniger Kosten bei der Pfarrpersonen-Ausbildung füllt die Kasse der Landeskirche
Die Reformierte Landeskirche Aargau kann das vergangene Jahr mit
einem Überschuss von rund 213 000
Franken abschliessen. Die Synode wird im Juni entscheiden, was
mit dem Geld geschehen soll.
ref.ch – Wie die Reformierte Landeskirche Aargau in einer Mitteilung schreibt, weist die Rechnung einen Aufwand von rund
11,16 Millionen Franken aus – bei
einem Ertrag von knapp 11,37
Millionen Franken. Dieser resultiert zu 89 Prozent aus den Zent-
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ralkassenbeiträgen der Kirchgemeinden. Budgetiert war ein
Ertragsüberschuss von lediglich
7000 Franken.
Geringere Ausbildungskosten
Die Ausgaben blieben um gut
250 000 Franken unter den budgetierten Zahlen, da insbesondere geringere Ausgaben bei
der Ausbildung von Pfarrpersonen sowie Sozialdiakoninnen
und Sozialdiakonen anfielen (rund
000 Franken). Hinzu kom110 men Einsparungen beim Personal
und bei externen Auftragsvergaben.
Trotz diesen Einsparungen fiel
der Überschuss vom letzten Jahr
geringer aus als im 2013, als am
Ende des Jahres rund 380 000
Franken mehr Geld als budgetiert
in der Kasse lag. Über die Verwendung des Ertragsüberschusses entscheidet die Synode, die
am 3. Juni 2015 in Aarau tagt. Die
Reformierte Landeskirche Aargau
hat gemäss eigenen Angaben in
75 Kirchgemeinden rund 180 000
Mitglieder.
3
ref.ch – Die reformierte Kirche im aargauischen Turgi bei Baden wird vorerst nicht abgebrochen. Der Gemeinderat hat ein Abbruchgesuch der
Kirchgemeinde für die Dauer von zwei
Jahren sistiert. Damit will er sicherstellen, dass die Kirche allenfalls
unter Denkmalschutz gestellt werden kann. Ein Fachgutachten über
die Schutzwürdigkeit komme zum
Schluss, dass die reformierte Kirche
«Ausdruck und Zeuge einer besonderen historischen Situation von
überkommunaler Bedeutung» sei. Die
Kirche sei in architektonisch-baukünstlerischer Hinsicht als wichtiger
Zeuge zu deuten. Ein bautechnisches
Gutachten zeige, dass sich die Kirche
und das Pfarrhaus in einem Zustand
befänden, der eine Sanierung und
weitere Nutzung zulasse.
D: Kopftuchverbot gekippt
ref.ch – Ein pauschales Kopftuchverbot für Lehrerinnen in öffentlichen
Schulen ist in Deutschland nicht mit
der Verfassung vereinbar. Das hat das
Bundesverfassungsgericht entschieden. Die Richter kippten ausserdem
eine Vorschrift im nordrhein-westfälischen Schulgesetz, nach der christliche Werte und Traditionen bevorzugt
werden sollen. Dies benachteilige andere Religionen. Das Grundsatzurteil
hat Konsequenzen auch für andere deutsche Bundesländer, in denen
entsprechende Verbotsgesetze gelten. Ein Kopftuchverbot an Schulen ist
nach Ansicht der Richter nur dann gerechtfertigt, wenn durch das Tragen
eine «hinreichend konkrete Gefahr»
für den Schulfrieden oder die staatliche Neutralität ausgeht.
Diakoniekonferenz in Zug
RP – An der diesjährigen 5. Zentralschweizer Diakoniekonferenz haben sich am 14. März in Zug 55 kirchliche Mitarbeitende mit dem Thema
generationenfreundliche Kirche auseinandergesetzt. Es wurde der Frage
nachgegangen, wie Kirchgemeinden
den Reichtum ihres Know-hows, ihrer Angebote und Räume nutzen können, um Begegnungsorte für verschiedene Generationen und Kulturen zu schaffen, damit die Kirche zu
einem interessanten Sozialraum mit
vielen Anknüpfungspunkten für Gäste
und Gastgebende werden kann.
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18.03.2015 13:22:06