wenn es schwierig wird - Reformierte Kirche Kanton Zürich

Nr 3 / April 2016
notabene
Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche
Begleiten,
wenn es schwierig wird
Projekt «Wegbegleitung» /
Seite 10
Seite 15
Reformierte Welt
Sigriste auf Trab
Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen
traf sich im Kloster Kappel
Ein Tag im Leben des Sigristen-Ehepaars
von Wallisellen
1
Editorial / Inhaltsverzeichnis
Aktuell
Liebe Leserin, lieber Leser
Die beiden Männer trafen sich also in
Rom. Warum auch nicht? Das hat sich
so eingespielt in den letzten Jahrhunderten. Und wichtiger als der Treffpunkt
war ja, dass sie sich überhaupt getroffen
und miteinander über die Kirchen gesprochen haben, die sie vertreten: jene
nördlich der Alpen, die vor bald 500
Jahren eine Kurskorrektur vorgenom-
«Von Audienzen in
Rom und im
Säuliamt»
men hat und jene südlich, die das für
mehr als übersteuert hielt. Zwanzig Minuten nahmen sie sich Zeit dafür: Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes
und der Gemeinschaft Evangelischer
Kirchen in Europa, und Papst Franziskus. Aber eben: Klar war von Anfang
an, wer Gastgeber ist und wo die Audienz (wie diese Art von Treffen genannt
wird) stattfindet: eben in Rom, beim
Papst.
Fast zur gleichen Zeit und medial
deutlich weniger beachtet fand im Kloster Kappel ein anderes Treffen hochrangiger Kirchenvertreter statt: Es trafen
sich die europäischen Delegierten der
Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Lesen Sie dazu den Bericht ab
Nachrichten
Seite 10. Auch hier ging es um den Austausch teils weit entfernter Kirchen und
um nicht minder wichtige Themen wie
zum Beispiel die Flüchtlingskrise. Der
Treffpunkt war hier nicht so entscheidend, er hätte gut auch anderswo sein
können. Der Zusammenschluss der 225
Reformierten Kirchen mit ihren 85 Millionen Mitgliedern ist schliesslich überall zu Hause auf dieser Welt. Der Geburtsort dieser Kirchen liegt zwar in der
Schweiz, in Zürich oder Genf. Der Sitz
der globalen Dachorganisation der Reformierten liegt seit einigen Jahren (aus
Spargründen) in Hannover. Aber das
wissen nur eingefleischte Kirchenspezialisten. Und das ist für Reformierte mit
ihrer Fokussierung auf die eigene Gemeinde eben auch nicht so wichtig.
Das Treffen in Rom und jenes in Kappel am Albis: Sie sind beide so bezeichnend für das jeweilige Kirchenverständnis und die Art, wie sich die
Repräsentanten der Kirchen begegnen.
Da wirken auch heute noch fast physikalische Kräfte. Selbst bei einem bescheiden auftretenden Papst wie dem
amtierenden Franziskus ist klar, wer bei
einem Treffen Gastgeber ist und wer die
Audienz gewährt. Römische Gravitation
dort und reformierte Fliehkraft hier –
mit einem unbeschwerten Treffen im
Säuliamt.
Christian Schenk
Redaktor «notabene»
3–6
Kolumne «Liebe Reformierte»
Aussenblick von
Martin Heller
5
«Aus dem Abc der Reformation»
D wie Durand
6
Schwerpunkte
Personalentwickler
Pfarrschaft: ein Pfarrer für
Pfarrer
7
«Wegbegleitung»: Wenn der
Weg allein zu schwierig wird
8 – 10
Sparsam wie die Schotten:
Weltgemeinschaft der
Reformierten
10 – 11
Rubriken
Themen und Termine
12 – 14
Porträt:
Sigriste auf Trab
15
Impressum /
Bischof zeichnet
16
2
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Kirchensynode / So
funktioniert unser Kirchenparlament
sch. Am 5. April trafen sich die Mitglieder der Kirchensynode zur ersten von
vier ordentlichen Sessionen in diesem
Jahr. Am 14. Juni folgt die nächste. Anlass genug, sich wieder einmal in Erinnerung zu rufen, welche Aufgaben die gesetzgebende Gewalt der Landeskirche
überhaupt erfüllt, welch gewichtige
Entscheide sie fällt und wie der parlamentarische Betrieb im Zürcher Ratshauses funktioniert. Übrigens: Alle Sitzungen sind öffentlich und können von
Interessierten auf der Tribüne mitverfolgt werden. Ein kleines Abc klärt die
wichtigsten Begriffe:
A wie Aufgaben: Aufgaben und Befugnisse der Kirchensynode sind in der Kirchenordnung (Art. 214) festgelegt, ihre
Organisation und Arbeit in einer Geschäftsordnung geregelt. Unter anderem
kann sie Änderungen in der Kirchenordnung veranlassen und Beschlüsse
fassen, die für alle Kirchgemeinden verbindlich sind. Sie beschliesst gesamtkirchliche Aufgaben und regelt mittels
Personalverordnung auch die Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses sowie die
Grundzüge der Entlöhnung der kirchlichen Mitarbeitenden. Sie wählt ausserdem den Kirchenrat (Exekutive) und hat
die Aufsicht über dessen Geschäftsführung. Sie hat auch die Kompetenz, Beschlüsse zu fassen zu Bibelübersetzung,
Liturgie und Gesangbuch.
zu 4 Mio. Franken, bei wiederkehrenden
Ausgaben bis zu 400 000 Franken.
F wie Fraktionen: Die Synodalen schliessen sich einer der vier Fraktionen an.
Diese fussen auf unterschiedlichen theologischen Traditionen und votieren für
unterschiedliche Stossrichtungen in der
Kirchenpolitik. Es sind dies die Evangelisch-kirchliche Fraktion, die Liberale
Fraktion, die Religiös-soziale Fraktion
und der Synodalverein. Synodale können auch fraktionslos bleiben.
G wie
Geschichte: 1528 versammelte
sich die Synode unter dem Vorsitz
Zwinglis zum ersten Mal. Während
knapp vier Jahrhunderten tagte sie als
reine Pfarrerversammlung. Dem volkskirchlichen Gedanken entsprechend
wurde sie 1895 als gemischte Synode von
Theologen und Laien neu geschaffen.
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L wie Laien: Die Mehrheit der Vertreterinnen und Vertreter eines Wahlkreises
darf nicht als Pfarrerin, Pfarrer oder
Angestellter im Dienst einer Kirchgemeinde oder der Landeskirche stehen.
M wie Motion: Wie im politischen Parlamentsbetrieb hat die Kirchensynode
verschiedene Möglichkeiten, Vorstösse
anzubringen und den Kirchenrat innert
vorgegebener Fristen zu beauftragen, in
einer Sache tätig zu werden: Dazu gehören die Motion, das Postulat, die Interpellation und die schriftliche Anfrage.
Protokolle: Alle Geschäfte und
Wortmeldungen werden protokolliert.
Die Protokolle sind öffentlich zugänglich und werden im Web publiziert.
S wie
Sitzordnung: Wer wissen will,
welcher Synodale während der Session
gerade das Wort führt, findet im auf der
Tribüne aufliegenden Sitzplan die entsprechenden Namen mit Fotos. Download auch auf zh.ref.ch/kirchensynode
V wie
Vertreter: Die Kirchensynode
zählt 120 Mitglieder, zuzüglich je einer
Vertretung der französisch-, italienischund spanischsprachigen Kirchgemeinschaften. Sie vertreten die reformierte
Einwohnerschaft des Kantons und werden alle vier Jahre in denselben Wahlkreisen wie der Kantonsrat gewählt.
F wie
notabene
ode kennt ständige Kommissionen und
vorberatende Kommissionen für einzelne Geschäfte. Ständige Kommissionen sind die Geschäftsprüfungskommission und die Finanzkommission. Sie
prüfen die Geschäfte und geben Empfehlungen ab.
P wie
B wie Büro. Das Büro der Kirchensynode ist zuständig für die Abnahme der
Protokolle. Es besteht aus dem Präsidium, das auch die Sitzungen leitet, dem
Vizepräsidium, dem Sekretariat sowie
den Fraktionsvorsitzenden.
W wie Weibel: Die Kirchensynode darf
Foto: sch
Finanzen: Die Kirchensynode
setzt das Budget (mit einem Volumen
von rund 100 Millionen Franken) der
Landeskirche fest. Sie beschliesst die
Beiträge der Kirchgemeinden an die
Landeskirche und genehmigt die Rechnung der Landeskirche. Sie fasst Beschlüsse über Ausgaben, welche die
Zuständigkeit des Kirchenrates überschreiten. Bei einmaligen Ausgaben bis
K wie Kommissionen: Die Kirchensyn-
W wie Wahlen: Standesweibelin Ruth Gutjahr
bei der Wahl des Kirchenrates – auch das
eine Aufgabe der Kirchensynode.
bei der Durchführung ihrer Sitzungen
im Rathaus gleich wie der Kantonsrat
auf die Unterstützung eines Weibels, einer Weibelin zählen.
Alle Infos sowie aktuelle Geschäfte und
Termine auf: zh.ref.ch/kirchensynode
3
Abendmahl
und mangelnder
Appetit
kom. Wenn es um das Abendmahl geht,
herrsche bei den Reformierten kaum
Wohlgefühl, sondern oftmals Verlegenheit. Diese Erkenntnis, die Frage nach
Ursachen und die Impulse für eine gelingende Praxis für das Abendmahl waren Themen an der Tagung des Landeskirchen-Forums vom 5. März in Basel.
Zur Tagung mit dem Titel «Abendmahl,
ein Gastgeber, viele Tische» trafen sich
Pfarrerinnen und Pfarrer, Synodale, Behördenmitglieder,
Sozialdiakoninnen
und Sozialdiakone, Katechetinnen und
Katecheten und interessierte Gemeindeglieder. Einführende Worte und Referate steuerten der Basler Kirchenratspräsident Lukas Kundert, die Berner
Pfarrerin Silvianne Bürki und Ralph
Kunz, Professor für Praktische Theologie an der Universität Zürich, bei.
Ralph Kunz hielt fest, dass empirische
Untersuchungen zeigen, dass bei den
Reformierten der Appetit nach Abendmahlsfeiern nicht sehr gross sei: «Die
Foto: Gion Pfander
Landeskirchen-Forum /
Abendmahlfeier im Grossmünster: Haben wir zu wenig Übung im Feiern?
Mehrheit zeigt wenig Appetit. Viermal
im Jahr reicht.» Normal sei bei den Reformierten eine Mahlfeier an Weihnachten, in der Osterzeit, an Pfingsten, Bettag und manchenorts auch am
Reformationssonntag und im Rahmen
des Drittklassunti. «Wir kennen deshalb
kaum einen regelmässigen Rhythmus.»
Das wiederum habe zur Folge, dass man
zu wenig Übung habe. Um die Regeln
des Spiels wieder kennen zu lernen,
brauche es aber eine Regelmässigkeit:
«Es ist wie beim Jazz. Nur wer das
Universität / Reformiertes
HochschulForum mit neuer Leitung
kom. Seit 1. April leitet Stephan R. Jütte
das reformierte Hochschulforum. Der
Basler Theologe übernimmt die Leitung
von Friederike Osthof, die das Hochschulpfarramt seit 2001 geleitet und geprägt hat. Der promovierte Theologe
und Vater zweier Kinder hat Berufserfahrung als Jugendarbeiter und arbeitete
zuletzt als Oberassistent an der Theologischen Fakultät der Universität Bern.
«Für uns Menschen bedeuten Wissenschaft und Religion Chancen dazu, uns
selbst in der Welt anders und besser zu
verstehen. Das Hochschulforum will
dazu Raum und Gelegenheit bieten»,
4
sagt Stephan Jütte im Hinblick auf seine
neue Aufgabe. Das Reformierte Hochschulforum ist eine Einrichtung der Zürcher Landeskirche. Es richtet sich an
Studierende der Hochschulen, Fachhochschulen und an weitere Hochschulangehörige. Im Zentrum stehen persönliche Fragen in Studium und Beruf,
Familie und Freundschaft, Gesellschaft
und Zusammenleben.
Friederike Osthof bleibt bei den Gesamtkirchlichen Diensten und übernimmt neue Aufgaben als Kulturbeauftragte in der Abteilung Lebenswelten.
www.hochschulforum.ch
Thema kennt, weiss zu improvisieren.»
Ralph Kunz rief dazu auf, der Einladung Gottes mit geistlicher Übung
Folge zu leisten und etwas für den Hunger zu tun. Es gehe um Einübung in das
gemeinsame Leben. «Wie viel Kraft
würden wir gewinnen, wenn wir die
Mahlfeier wieder als Wegzehrung verstünden?»
Referate in voller Länge und weitere
Infos: www.lkf.ch
Diakoniekapitel / Impulse
für diakonische
Arbeit
sch. Ende März und Anfang April treffen sich die Zürcher Sozialdiakone und
Sozialdiakoninnen kapitelweise zu zweitägigen Retraiten. Die verbindlichen
Treffen dienen der Weiterbildung und
setzen an den verschiedenen Tagungsorten je eigene Schwerpunkte. Auf der
Traktandenliste stehen unter anderem
methodische Inputs und Workshops zur
Körpersprache und Auftrittskompetenz
oder Themen wie das Reformationsjubiläum und die Beschäftigung mit der Geschichte der Diakonie und den daraus
folgenden Impulsen für die diakonische
Arbeit der Gegenwart.
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Foto: Markus Bertschi
Leserbrief / B
wie «bezugslos und
bewusstlos»
«notabene» 2/16: Abc der Reformation –
B wie Bekenntnis
Es ist nicht neu, dass Matthias Krieg immer wieder einen Anlauf nimmt, um uns
freiheitsliebende Reformierte endlich
von einem Bekenntnis zu überzeugen.
Neu ist für mich, dass das «notabene»,
unser landeskirchliches Publikationsorgan, sich diesem Stil anschliesst. Denn
gemäss diesem Artikel sind Menschen
ohne Bekenntnis «bezugslos und bewusstlos». Ich vermisse hier den Respekt vor mir und vielen anderen, die bei
vollem Bewusstsein froh und dankbar
sind, dass unsere Kirche bekenntnisfrei
ist. Es ist bedauerlich, wenn im «notabene» abschätzige Beurteilungen über
anders Denkende und Glaubende publiziert werden. Ich will kein Bekenntnis,
schon gar nicht eines, das uns wie die
«Strassenverkehrsordnung» bis ins letzte
Liebe Reformierte
Detail vorschreibt, was wir zu glauben
oder zu denken haben. Diese heisst in
der Schweiz übrigens Srassenverkehrsgesetz und bekanntlich können wir bei
Paulus nachlesen, dass uns Christus
vom Gesetz befreit hat.
Ich setze mich ein für eine Kirche, die
offen ist für alle und die sich gegenüber
niemandem abgrenzt. Alle Menschen
sind Gottes geliebte und wunderbare
Geschöpfe. Letzteres ist auch ein Bekenntnis, und es ist ein wichtiger Teil
meines Bekennens, und mir käme nie in
den Sinn, es anderen aufzudrängen. Wir
Schweizer Reformierten denken selber.
Wir berufen uns auf die Bibel in ihrer
Vielfalt und überlassen es der Freiheit
jeder und jedes Einzelnen, welche Teile
der Bibel für ihren oder seinen Glauben
wichtig sind.
Lukas Maurer, Pfarrer
Als ich am Zürcher Museum für
Gestaltung eine Ausstellung über
Zeitreisen anging, war da nichts
als Faszination für diese kryptische Form der Mobilität. Und als
ich in Linz die Leitung der Kulturhauptstadt Europas 2009 übernahm, kannte ich von Österreich
so viel wie ein durchschnittlicher
Schweizer halt kennt – beschämend wenig.
Seit kurzem kuratieren Barbara
Weber und ich das Zürcher Reformationsjubiläum. Ohne besondere
Expertise in Sachen Zwingli, was
viele verwundert und einige wohl
auch beunruhigt.
Gerne geben wir deshalb Entwarnung. Kennerschaft ist keine zwingende Voraussetzung, um eigene
«Was einen dazu bringt,
sich auf ein Projekt
einzulassen.»
Lebenszeit und Leidenschaft in ein
Projekt zu stecken. Wichtiger sind
Neugier (je mehr desto besser),
Demut (weil man sich selbst nie zu
ernst nehmen darf) sowie eine
tragfähige Begründung für das eigene Tun. Dieser dritte Punkt ist
der entscheidende. Er zwingt einen, hinter den offiziellen Erklärungen zu einem halben Jahrtausend historischer Distanz auf den
subjektiven Punkt zu kommen.
an
Familienmesse
kom. Die FamExpo in Winterthur findet heuer vom 27. bis 29. Mai statt. Bereits zum neunten Mal in den Eulachhallen mit dabei sind die katholische und
die reformierte Kirche. Das kirchliche
Standpersonal gibt Besucherinnen und
Besuchern Auskunft, wie der Glaube in
der Familie vermittelt werden kann. Der
Stand ist wie in den letzten Jahren als
kleine Oase angelegt: Eine Arche Noah
aus Holz mit Tierfiguren lädt genauso
zum Spielen ein wie die fünf Meter hohe
Kirchturm-Kugelbahn. Am Buchtisch
liegen Bücher bereit, die Eltern verschiedene Möglichkeiten zur christlichen Erziehung aufzeigen oder Kindern die ersten Glaubens-Geschichten nahebringen.
Mit ihrer Teilnahme an der FamExpo
wollen die Kirchen junge Familien auf
ihre sinnstiftenden, vielfältigen Angebote aufmerksam machen. Informiert
wird insbesondere über die Taufe, die
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Foto: Stefan Koller
FamExpo / Kirche
Klein und Gross willkomen: am Messestand
der Kirchen an der FamExpo.
kirchlichen Begleitangebote für Eltern
und die religiöse Kindererziehung. Zu
diesen Bereichen gehören beispielsweise
Eltern-Kind-Singen, Elternbriefe, Müttertreffs oder Betreuungsangebote wie
der Mittagstisch, die die Kirchgemeinden vor Ort veranstalten.
Mich interessieren Jubiläen als
produktive Möglichkeiten, Beziehungen sichtbar zu machen zwischen denen, die feiern, und dem
Ereignis, auf das sie zurückblicken. In unserem Fall also zwischen der Reformierten Kirche und
ihrer Reformation. Und zwischen
allen Nicht-Reformierten und ihrer
Reformation. Und damit auch zwischen den Reformierten und den
Nicht-Reformierten.
500 Jahre Zürcher Reformation:
eine Beziehungskiste, live – was
könnte uns Schöneres erblühen?
Martin Heller ist Ausstellungsmacher
und Kulturunternehmer. Er lebt in Zürich und Berlin.
5
Aufgefallen / Aldi
erklärt Karfreitag und
Foto: shutterstock
Ostern
Aus dem Abc der
Reformation
D wie Durand
Ein Parpaillot war sie, ein Nachtfalter, diese Marie Durand. Das war
der Spitzname der Hugenotten, die
sich in der Ardèche verstecken
mussten, nachdem 1685 das Edikt
aufgehoben worden war, das ihnen
in Frankreich 1598 Toleranz zugesichert hatte. Die unselige Révocation trieb den reformierten Mittelstand entweder in den Refuge im
Ausland oder in den Désert im französischen Midi. Viele emigrierten,
die meisten über die Schweiz. Von
Genf bis Schaffhausen wurden
Kontingente gebildet, entsprechend
den Mengen, die aufgeklärte Fürsten in Deutschland oder den Niederlanden aufnehmen wollten.
Ganze Hugenottengegenden entstanden, so bei Frankfurt, um Kassel und im neuen Berlin.
Einige blieben aber auch im französischen Untergrund, die Parpaillots
in den einsamen Cevennen. So Marie, die 1711 geboren ist. Ihre Mutter
starb 1719 im Gefängnis, ihr Vater
war 1729 – 43 gefangen. Ihr Bruder
studierte in der Schweiz, wurde
1726 ordiniert, war ein beliebter
Prediger der Kirche in der Wüste
und wurde 1732 in Montpellier exekutiert.
Marie aber verbrachte ihr Leben
1730 – 68 als Gefangene in der Tour
de Constance in Aigues-Mortes.
Die Stadt war mal eine reformierte
Stadt gewesen (1575 – 1622) und wie
Montpellier ab 1598 eine Place de
Sûreté. Allen Demütigungen zum
Trotz war Marie die Seelsorgerin ihrer Mitgefangenen und unterhielt
einen grossen Briefwechsel. Auf
den Brunnenrand im Turm ritzte sie
die Losung «résister». Ihr Widerstand lohnte sich. Sie lebte noch
acht Jahre in Freiheit. Die résistance gegen den Faschismus
(1940 – 46) griff ihre Losung auf.
Matthias Krieg, Stabsstelle Theologie,
klärt wichtige, vergessene oder selten
gehörte Begriffe der Reformation. Von
A wie Alltag über B wie Bekenntnis bis
zu Z wie Zbredig ga.
6
ref.ch. Der deutsche Lebensmitteldiscounter Aldi Süd erklärt in einer Kunden-Broschüre den Ursprung von Ostern. Das meldete der Newsletter der
«Reformierten Medien» auf ref.ch. Unter dem Titel «Ostern einfach erklärt –
Warum feiern wir eigentlich Ostern?»
wird Kindern in der Broschüre das Osterfest nähergebracht und dabei auch
auf die Passionsgeschichte von Jesus,
seinen Tod am Kreuz und die Auferstehung an Ostern hingewiesen.
«An Ostern feiern Christen auf der
ganzen Welt die Auferstehung von Jesus
Christus, dem Sohn Gottes. Es ist das
wichtigste Fest der christlichen Kirche
– sogar noch wichtiger als das Weihnachtsfest», schreibt Aldi Süd in der
Einleitung. Das Ostermagazin ist in diesem Jahr erstmals erschienen – allerdings
nicht bei Aldi in der Schweiz. Ein ähnliches Heft hat Aldi Süd bereits letztes
Jahr zu Weihnachten herausgegeben.
Auf Anfrage von «ref.ch» sagte Mat-
Keine Berürungsängste mit religiösen
Themen: Broschüre von Aldi zur Passionsund Auferstehungsgeschichte (Web-Version).
thias Krieg, Leiter der Stabsstelle Theologie der Zürcher Landeskirche, er finde
«exegetisch nichts Falsches». Für das
Zielpublikum sei es toll gemacht.
Wtb-Blog / Auferstehung
täglich bis
Pfingsten feiern
kom. Unter «siebenwochen.me» publiziert das Team von «wtb – Deutschschweizer Projekte Erwachsenenbildung» von Ostern bis Pfingsten täglich
einen Blogbeitrag zum Thema Auferstehung. Meist liege der Fokus vielmehr
auf Sterben und Tod als auf Ostern,
schreiben die Autorinnen Brigitte Becker, Angela Wäffler-Boveland, Soham
Al-Suadi und Chantal Hürlimann. Mit
ihren täglichen Inputs wollen sie den Fokus auf das lenken, was an Ostern begann, und «die Auferstehung näher an
unser Leben holen».
Bereits im letzten Jahr hat das Team
dazu sieben Wochen lang einen täglichen Auferstehungskalender angeboten.
Dieses Jahr geht das Team dem Neuan-
fangen, dem wiederholten Neuanfangen
und auch dem Neuanfangen müssen
und seiner Verbindung zur Ostergeschichte nach.
Auferstehung ist die Erfahrung, die
nur ein Augenzwinkern von mir entfernt
ist, zitiert das Team die Theologin Claudia Janssen. Bilder, Texte, Bibelverse, eigene Gedanken laden die Blog-Follower
bis zum 15. Mai ein, das Augenzwinkern
täglich zu wiederholen, Alltag und Auferstehung zusammen zu sehen.
http://siebenwochen.me
www.wtb.ref.ch
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Foto: sch
Rudi Neuberth /
Pfarrer für
Pfarrer
438 Pfarrerinnen und
Pfarrer arbeiten für die
Zürcher Landeskirche.
Rudi Neuberth ist einer
von ihnen und gleichzeitig
so etwas wie ihr BerufsCoach. In der Sprechstunde der «Personalführung Pfarrschaft».
Von Christian Schenk
Frisch vom Studium, kurz vor der Pension, oder irgendwo dazwischen: Pfarrerinnen und Pfarrer, die bei Rudi Neuberth anklopfen, stehen an ganz
verschiedenen Orten in ihrer Berufslaufbahn. Sie arbeiten in Einzelpfarramt
oder in einem Team, im Vollpensum
oder Teilzeit, sie suchen eine neue Herausforderung, reiben sich an der Kirchenpflege oder fühlen sich nach Jahren
grosser Einsatzfreude plötzlich ausgelaugt und suchen nach neuen Impulsen.
Stationenweg im Pfarrberuf
In all diesen Fällen ist Rudi Neuberth,
seit 1. Juni 2015 wieder im Dienst der
Landeskirche, Ansprechperson und Berater mit vielfältiger eigener Erfahrung.
Er kennt den Pfarrberuf und einige der
geschilderten Stationen und Szenarien
aus dem eigenen Berufsleben. Nach dem
Studium arbeitete der heute 53-Jährige
mehrere Jahre selbst im Gemeindepfarramt, entwickelte später als Fachmitarbeiter der Landeskirche Pläne und Konzepte
für
Konfirmandenund
Jugendarbeit. Danach folgten mehrere
Berufsjahre ausserhalb der Kirche als
Stiftungsrat und später als Leiter der
Stiftung Jugendnetzwerk in Horgen. Bevor Rudi Neuberth im Sommer 2015 die
jetzige Aufgabe in der Personalführung
und -entwicklung Pfarrschaft der Landeskirche übernahm, wirkte er wiedenotabene
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rum einige Jahre im Gemeindepfarramt
in der Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi im Kanton Aargau.
Talent-Management
«Bei Beratungen zu Laufbahnfragen
geht es für mich oft um eine Art TalentManagement. Darum, wie und wo Pfarrer und Pfarrerinnen ihre Talente am
besten einsetzen und nutzbar machen
können», sagt Rudi Neuberth. Das habe
oft mit der richtigen Passung zu tun, mit
dem richtigen Ort und Einsatzfeld. Das
spiele bereits bei der Suche nach einem
Vikariatsplatz beim Berufseinstieg eine
wichtige Rolle, komme aber auch später
bei Neuorientierungen in der Pfarrlaufbahn immer wieder zum Tragen. Wenn
Pfarrerinnen und Pfarrer sich in diesen
Fragen von ihm beraten liessen, habe
das den Vorteil, dass man offen über
Stärken und Schwächen reden könne.
Das Setting sei ein gänzlich anderes als
bei einem Bewerbungsgespräch.
Offene Ohren haben und präsent sein
für die Anliegen der einzelnen Pfarrerinnen und Pfarrer, sind der eine Teil im
Aufgabenportfolio von Rudi Neuberth.
Seine Stelle, die im Rahmen der Reform
der Gesamtkirchlichen Dienste der Landeskirche 2015 neu konzipiert worden
ist, umfasst aber auch weitere Aufgabenbereiche, die vorher vom Kirchenratsschreiber wahrgenommen wurden: er ist
Ansprechpartner für die Dekaninnen
und Dekane, zugleich aber auch Anlaufstelle für die Kirchenpflegen, wenn es
um Fragen des Pfarramts geht. Wenn
Kirchgemeinden
neue
Pfarrstellen
schaffen möchten, so berät und begleitet
sie Rudi Neuberth. Und selbstverständlich zählt auch die Weiterbildungsplanung zum Kerngeschäft des Personalentwicklers.
Gerade weil an dieser Stelle so viele
Fäden zusammenlaufen, nimmt Rudi
Neuberth die grossen Entwicklungen
wahr, die den Pfarrberuf gegenwärtig
prägen: der Mitgliederschwund, der
Stellenprozente schwinden lässt und die
gesellschaftliche Relevanz der Kirche
und die Stellung des Pfarramts verändert; der Prozess der Kirchgemeindefusionen, der grössere Teams entstehen
lässt und Spezialisierung fördert. Rudi
Neuberth will mit Mut auf all diese Herausforderungen reagieren und frische
Ideen und Pioniergeist fördern. Die Veränderungen im Umfeld des Pfarrberufs
gelte es nicht nur wahrzunehmen, sondern zu begleiten und mitzugestalten,
sagt Rudi Neuberth. Er freue sich darauf, gerade weil die Zeiten so bewegend
sind.
Kontakt: [email protected],
Tel. 044 258 92 60
7
Foto: Peter Hürlimann
Er ist einer dieser Generation der Jungsenioren, die noch strotzt vor Unternehmungslust nach der Zeit im Berufsleben.
Mathias Zahner, pensionierter Betriebsökonom und Fachmann im Personalbereich, lief letztes Jahr mit 62 noch den
Jungfrau-Marathon und schnürt sich
weiterhin wöchentlich mehrmals die
Laufschuhe. Er bezeichnet sich selbst als
«Glückspilz», weil ihm diese Fitness immer noch vergönnt ist – ihm, dessen Leben vor 24 Jahren an einem seidenen
Faden hing und nur dank einer transplantierten Leber eine Fortsetzung fand.
Es ist die Dankbarkeit über die «geschenkten Jahre», die ihn dazu bewegt,
etwas von seiner Erfahrung weiterzugeben und mit anderen Menschen zu teilen. Seit Jahren engagiert er sich in Organisationen für Transplantierte und
begleitet Menschen, die – wie er damals
8
Diakonieprojekt «Wegbegleitung» /
Wenn der Weg allein
zu schwierig wird
Menschen in schwierigen Lebenssituationen
begleiten: Das ist das Ziel des Projektes «Wegbegleitung», das von Freiwilligen geleistet und von
Sozialdiakonen gecoacht wird. Fahrt aufgenommen hat das Projekt in Uster und Zürich-Höngg.
Nachahmer sind willkommen. Von Christian Schenk
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zuvor von den reformierten und katholischen Kirchen in Basel entwickelt und
von der Aargauer Landeskirche und Caritas Aargau an verschiedenen Standorten erfolgreich aufgebaut worden. Rémy
Beusch war damals im Aargau in der
Pilotphase mitbeteiligt und hat die
«Wegbegleitung» später mit Unterstützung der Fachstelle Freiwilligenarbeit
der Zürcher Landeskirche an seinem
neuen Arbeitsort Uster aufgebaut. Das
Projekt ist so konzipiert, dass Kirchgemeinden es vor Ort zusammen mit interessierten Freiwilligen umsetzen können.
Die Freiwilligen werden von einem Sozialdiakon, einer Sozialdiakonin in vier
Kurstagen auf einen zeitlich definierten
Einsatz vorbereitet, um danach Menschen in kritischen Lebenssituationen
kompetent zu begleiten.
Den Einsatz genau definieren
Mathias Zahner hat den Kurs zusammen mit acht anderen Freiwilligen absolviert und lernte dann P. kennen. Bei
der ersten Begegnung war auch Rémy
Beusch dabei. Zusammen legten die drei
fest, wie die Begleitung ablaufen sollte,
unterhielten sich über Einsatzdauer, Besuchstage und Ziele. «Wir vereinbarten,
dass ich P. bei Fitness und Bewegung
unterstütze und ihm einfach ein Gesprächspartner sei.» Unterstützung in
– auf ein lebensrettendes Organ warten.
Und weil er noch mehr Kapazitäten hat
und ihm letzthin ein Flyer für ein sozialdiakonisches Projekt in der Kirchgemeinde in die Hände kam, engagiert sich
Mathias Zahner heute auch im Projekt
«Wegbegleitung»: Etwa einmal in der
Woche besucht und unterstützt er einen
Mann Anfang 50, der unter einer schweren Krankheit leidet, nicht mehr arbeiten und sein Leben ohne Hilfe kaum
mehr meistern kann.
Kompetent begleiten
Vermittelt wurde ihm der Mann, nennen
wir ihn P., von Rémy Beusch, Sozialdiakon der Kirchgemeinde Uster. Rémy
Beusch hat das Freiwilligenprojekt
«Wegbegleitung» vor knapp zwei Jahren
in Uster gestartet. Das Projekt war Jahre
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«Wegbegleiter
müssen wissen,
weshalb sie helfen
wollen.»
administrativen Fragen, die P. ebenfalls
benötigt, klammerte Mathias Zahner
explizit aus, weil er sich darum nicht
kümmern mochte. «Es ist für mich wichtig, dass ich bei diesem Freiwilligeneinsatz sagen kann, welche Fähigkeiten ich
einbringen kann und will – und was
nicht», sagt Zahner. Dies gelte auch für
den zeitlichen Einsatz.
Die Gespräche mit P. sind bei Spaziergängen in Gang gekommen. P. erzählte
von seiner Krankheit, die ihm den Job
und mittlerweile auch die Selbständigkeit im Alltagsleben zu nehmen droht.
Weil P. auf kein grosses und tragfähiges
familiäres Netz zählen kann, ist Wegbegleiter Mathias Zahner eine der wenigen
«Die Menschen
wollen helfen – und
wissen nicht wie
und wo.»
Ansprechpersonen, mit denen P. über
seine Probleme reden kann.
«Wir haben den Draht zueinander gefunden», sagt Mathias Zahner. Man esse
manchmal zusammen eine Suppe. Ausflüge seien wegen der schwindenden
Kraft von P. nur noch selten möglich.
Einmal seien sie zusammen an der Thur
gewesen, um Schwemmholz zu suchen,
das P. früher gern bearbeitet und geschnitzt habe. «Zuhören, Zeit schenken,
das ist das Wichtigste», sagt Mathias
Zahner und bekennt, wie schwierig das
sein kann. «Ich versuche oft zu schnell,
Lösungen für Lebensprobleme vorzuschlagen.» Dabei gehe es vielmehr darum, die Menschen so zu begleiten, dass
sie ihren Weg selber finden können.
Grenzen kennen
Auf solche Herausforderungen weist der
Einführungskurs die künftigen Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen hin. Neben der Vermittlung von Sachwissen,
der Kenntnis hilfreicher Institutionen
und Fachstellen, spielt die Reflexion der
eigenen Motivation zum Helfen eine
wichtige Rolle. Wegbegleiter müssen
wissen, weshalb sie helfen wollen und
ihre eigenen Grenzen kennen. Zur Qualitätssicherung der Arbeit der Freiwilligen dienen Erfahrungsaustausch, Supervisionen und Fortbildungen. Diese
professionelle Begleitung kommt bei
den freiwilligen Wegbegleiter gut an. Sie
ist mit ein Grund, sich an «Wegbegleitung» zu beteiligen. In Uster sind mittlerweile 22 Wegbegleitungen im Gang
und ein zweiter Einführungskurs mit
neuen Freiwilligen abgeschlossen.
Das Projekt wächst. Nicht nur in
Uster. Auch die Kirchgemeinde Zürich
Höngg ist damit gestartet und erschliesst
für die Kirchgemeinde ganz neue Grup9
pen von Freiwilligen, sagt Fränzi Dürst,
die die Wegbegleitung von Seiten der
Landeskirche begleitet und die Einführungs- und Weiterbildungskurse koordiniert. Zu den neuen Freiwilligen zählen
oft auch Menschen mit guter Ausbildung, Ärzte, Juristen, Studierende, engagierte Mütter und Hausfrauen, junge
und ältere Menschen. Attraktiv sei diese
Art von Freiwilligenarbeit nebst der
qualifizierten Ausbildung und Begleitung auch wegen des zeitlich begrenzten
Einsatzes. Projektbezogene Freiwilligenarbeit, die einen nicht unbegrenzt binde,
erleichtere den Einstieg.
Gerade im Zusammenhang mit der
Flüchtlingskrise sei die Nachfrage enorm
gestiegen, bestätigt auch Rémy Beusch.
«Die Menschen wollen helfen – und wissen nicht wie und wo.» Das Projekt Wegbegleitung kann dafür sorgen, dass aus
der Solidarität konkrete Hilfeleistung
wächst.
Wegbegleitung:
So funktionierts
fd. Freiwillige begleiten Menschen
in Alltagsfragen und Krisensituationen mit dem Ziel, Hilfe zur
Selbsthilfe zu bieten. Die Themenfelder reichen von Wohnungssuche, dem Gang zu Ämtern, über
Unterstützung bei Krankheit bis
zur Kinder- und Familienbegleitung. Eine Wegbegleitung dauert
in der Regel 3 bis 6 Monate, Inhalte und Ziele werden vorgängig
festgelegt. Die Freiwilligen werden
mittels eines obligatorischen Einführungskurses auf ihre Aufgabe
vorbereitet. Der Kurs findet in Zürich oder vor Ort statt und wird in
Kooperation mit der Landeskirche
durchgeführt. Der nächste Kurs
findet im Frühsommer 2016 in Zürich statt. Koordiniert wird «Wegbegleitung» von einem/r Sozialdiakon/in oder Pfarrperson vor Ort.
Kontakt:
[email protected],
Tel. 044 258 92 01
10
Sparsam
wie die Schotten...
Reformierte Weltgemeinschaft /
...und überall zuhaus. Europas Delegierte der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen (WGRK) tagten im Kloster
Kappel. Die Organisation ist sparsam konzipiert, aber
wichtig, auch für die Zürcher Kirche. Von Martin Breitenfeldt*
«Auch wir sind katholisch», hört man
machmal sagen unter informierten Reformierten, «nur eben nicht ‹römisch›».
Richtig. Weil katholisch sein heisst,
der globalen Kirche Christi durch die
Zeiten anzugehören. Die römisch-katholische Konfession wird vom Mythos einer ununterbrochenen, hierarchisch gelebten Segenslinie zu Petrus
zusammengehalten.
Wir Reformierte dagegen glauben
uns direkt, durch Christus und sein
Wort, der ganzen Kirche zugehörig.
Damit nicht auch dieser Satz blosser
Mythos bleibt, also um reformierte
Katholizität real am Leben zu halten,
braucht es Netzwerke. Sonst würden
die Kirchgemeinden irgendwann Traditionsvereine für lokale Religionsfolklore oder diakonisch-liturgische Servicezentren.
Die Gefahr der Provinzialität ist bei
territorial definierten, eigenständigen
Landeskirchen, bei denen der Gravita-
tionspunkt erst noch bei den Ortsgemeinden liegt, eingebaut.
85 Millionen Reformierte
Unser globales Netzwerk ist die «Weltgemeinschaft reformierter Kirchen»
(WGRK). Im Jahre 2010 schloss sich der
«Reformierte Weltbund» – in unserer
Kirchenordnung erwähnt – mit einem
kleineren Verband zur WGRK zusammen. Aus Kostengründen zog die Organisation vor gut zwei Jahren von Genf
nach Hannover. Ihr gehören 225 Kirchen in aller Welt an, mit insgesamt rund
85 Millionen Mitgliedern, von denen die
meisten heute in den Ländern des globalen Südens leben. Reformiertes Christentum ist dort angelangt durch Auswanderung
und
Mission.
Alle
Reformierten führen sich im Ursprung
auf die Schweizer Reformation zurück.
Das protestantische Gegenstück zur
WGRK, der Lutherische Weltbund
notabene
3 / 2016
Foto: zVg Vincent Chaignat
Eine Delegation der Kirchgemeinde Uitikon
empfing die beiden schottischen Delegierten
der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen
Alexander Horsburgh und Alison McDonald
(zweite und dritte von l.).
chenratspräsident Michel Müller hiess
die Delegierten im Ursprungsland der
reformierten Bewegung willkommen.
Eine symbolische Baumpflanzung vor
der Klosterkirche, an der Müller die
Gäste teilhaben liess, zeigte die Verwurzelung und die Lebendigkeit der Reformation auch über nationale und konfessionelle Grenzen hinaus. Anfang 2014
hatte er bereits in der Lutherstadt Wittenberg einen Zürcher Baum gesetzt.
Der hiesige Partnerbaum, eine junge Silberlinde, ersetzt einen alten Giganten,
der gefällt werden musste. 500 Bäume
im Luthergarten Wittenberg (siehe www.
luthergarten.de) und ihre weltweiten
Partnerbäume bedeuten 500 Jahre Reformation in weltumspannender ökumenischer Verbundenheit, also «reformatorische Katholizität».
Was uns die WGRK nützt
(LBW), ist von der Mitgliederzahl wenig
kleiner. Die reformierte Organisation ist
aber, bezeichnend für das basisorientierte Kirchenverständnis, sparsamer
ausgestattet. In der WGRK-Zentrale arbeitet nur ein halbes Dutzend Leute.
«Um reformierte
Katholizität am Leben
zu halten, braucht es
Netzwerke.»
Knapp vierzig europäische Delegierte
tauschten sich jüngst im Kloster Kappel
über aktuelle und kirchenpolitische Themen aus, insbesondere das Thema der
Migration nach Europa sowie den Umgang mit der «Gemeinsamen Erklärung
zur Rechtfertigungslehre», einem Konsensdokument zwischen Lutherischem
Weltbund und Vatikan, das auch die
Methodisten unterschrieben haben. Kirnotabene
3 / 2016
Auf der Webseite der Weltgemeinschaft
wird deutlich, dass die Organisation Gemeinschaft unter ihren Mitgliedskirchen
fördert und koordiniert, Initiativen in
den Bereichen Mission, theologische
Arbeit und Fortbildung lanciert und
kirchliche Erneuerung will. Gerechtigkeit und Dialog sind dabei wichtige
Stichworte. Es findet sich wertvolles Informations-, Hintergrunds- und Arbeitsmaterial auch für Kirchgemeinden. Und wer herausfinden möchte,
wo auf der Welt unsere Partner gleicher Konfession zu finden sind, findet sie hier. So ist es zum Beispiel
möglich, direkt Kontakt aufzunehmen etwa auf einer Reise. Auch
kann die Arbeit der WGRK unterstützt
und somit zur eigenen Sache gemacht
werden.
Auf einem Rundgang durch die Zürcher Altstadt erlebten die Delegierten
ein Stück eigener Geschichte. Ferner
wurde das Migrationskirchenzentrum in
Wipkingen besucht, da es in Europa einzigartig ist. Schliesslich waren einige Delegierte in vier Zürcher Kirchgemeinden
zu Gast, so auch in Uitikon. Die Gäste
aus Schottland, ein Pfarrehepaar, fühlten sich zuhause. «We will stay in touch
– wir bleiben in Verbindung», sagte man
sich am Schluss. Das Netz der «reformierten Katholizität» lebt.
*Martin Breitenfeldt ist Beauftragter der
Landeskirche für Beziehungen und Ökumene
Aus dem Leitbild der
WGRK
«Die Weltgemeinschaft reformierter Kirchen, die aus dem Erbe der
reformierten Bekenntnisse als einer Quelle der Erneuerung der
ganzen Kirche schöpft, weiss sich
zur Gemeinschaft und Gerechtigkeit verpflichtet, und nimmt in
Partnerschaft mit anderen ökumenischen Zusammenschlüssen an
Gottes Mission in der Welt teil, indem sie die rettende Gnade und
Liebe des dreieinigen Gottes verkündet und sich einsetzt für:
Christliche Einheit und die Erneuerung von Gottesdienst, Theologie
und Spiritualität, Gerechtigkeit,
Abschaffung von Armut, Aufbau
gerechter Beziehungen, Bewahrung der Schöpfung, Interreligiöse
Beziehungen, Versöhnung, Heilung, Frieden und die Erneuerung
von Kirchen und Gesellschaft.»
So entstand die
Weltgemeinschaft
Die Weltgemeinschaft reformierter
Kirchen, die in der Reformation
des 16. Jahrhunderts, insbesondere in der Theologie Johannes Calvins ihre Wurzen hat, nahm in einer
1875 gegründeten Vereinigung ihren Anfang. «Der weltweite Bund
reformierter Kirchen, die der presbyterialen Ordnung folgen», wurde
in London gegründet und brachte
21 Kirchen aus Europa und Nordamerika zusammen. 1891 wurde
der Kongregationalistische Rat gegründet. Diese beiden Organisationen schlossen sich 1970 zum Reformierten Weltbund zusammen.
1946 entstand parallel dazu der
Reformierte Ökumenische Rat. Im
Jahr 2010 erfolgte die Vereinigung
des Reformierten Weltbundes und
des Reformierten Ökumenischen
Rats zur Weltgemeinschaft reformierter Kirchen, der 225 Kirchen
mit rund 85 Millionen Mitgliedern
angehören.
www.wcrc.ch
11
Themen und Termine
Verkündigung &
Gottesdienst
Bandcoaching
Professionelles Coaching für
Kirchenbands in ihrem eigenen
Proberaum. Die Band erhält
praktische Impulse zur Optimierung des gemeinsamen Musizierens.
ten? Wie können wir sie in die
Gestaltung einbeziehen?
Woher nehmen wir die Personalkapazität und die finanziellen
Mittel? Der Kurs richtet sich an
Behördenmitglieder, Mitarbeitende und Freiwillige aus Kirchgemeinden. Migrantinnen und
Migranten sind besonders willkommen!
Leitung: Gabriela Bregenzer.
Termin auf Anfrage. Anmeldung:
[email protected]
Tel. 044 258 92 94
13. April, 13.45 bis 16.45 Uhr
Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected]
Tel. 044 258 92 37
Die Schöpfung –
Joseph Haydn
Kantorei Illnau-Effretikon,
Sinfonietta Zürich,
Stephanie Pfeffer, Sopran,
Zacharie Fogal, Tenor, Hugo
Oliveira, Bass, Leitung: Joâo
Tiago Santos.
Trauerzeit – Dornenzeit:
Offener Gesprächsnachmittag für verwitwete
Frauen
Trauern ist ein steiniger Weg.
Leitung: Heidi Hofer
Schweingruber.
10. April, 17 Uhr. Eglise
Française, Schanzengasse 25,
Zürich. 17. April, 17 Uhr. Reformierte Kirche Effretikon
Diakonie &
Seelsorge
Fotos: flickr.com/zhrefch
Aufbau und Gestaltung eines
interkulturellen Treffpunkts
Führt Ihre Kirchgemeinde einen
Treffpunkt für Migrantinnen und
Migranten? Möchten Sie einen
solchen ins Leben rufen?
Lernen Sie bestehende Angebote kennen und setzen Sie
sich mit den Herausforderungen eines kirchlichen Treffpunktes auseinander. Gemeinsam suchen wir Antworten auf
folgende Fragen: Welche Ziele
verfolgen wir mit einem kulturellen Treffpunkt? Wie erreichen
wir Migrantinnen und Migran-
12
14. April, 14 bis 17 Uhr
«Oase» der Siedlung Brahmshof,
Brahmsstrasse 32, Zürich
Keine Anmeldung nötig, Unkostenbeitrag für Kaffee und Kuchen
Fr. 20.–
Videos mit Jugendlichen
selbst gemacht
Kurzfilme sind bei Jugendlichen
beliebt. Der Kurs richtet sich an
Jugendarbeitende und sonstige
Interessierte. Die Teilnehmenden experimentieren mit einfachen Verarbeitungsprogrammen, lernen Techniken kennen
und setzen sich damit auseinander, wie Jugendliche optimal
in die Produktion eingebunden
werden können.
Leitung: Adrian Marbacher,
Prof. Dr. Peter Rieker.
12. Mai, 9 bis 13 Uhr
Jugendseelsorge Zürich
Auf der Mauer 13, Zürich
Anmeldung: [email protected], Tel. 044 266 69 69
Bildung &
Spiritualität
17. Mai, 17.30 bis 19.30 Uhr
Hirschengraben 50, Zürich
Anmeldung: [email protected]
Tel. 044 258 92 76
Locker sein, aber nicht
locker lassen
Spielerischer Zugang zu biblischen Werten. Leitung: KiKKommission; Referent und
Spielleiter: Hans Fluri.
Gemeindeaufbau &
Leitung
17. April, 9.30 bis 17 Uhr
Kirche und Kirchgemeindehaus,
Fehraltorf. Anmeldung:
[email protected]
Tel. 044 949 22 27
Eltern und Familie im rpg
Die Teilnehmenden setzen sich
mit den Lebensrealitäten von
Eltern und Familien auseinander und lernen Möglichkeiten
für das kirchliche Miteinander
von Eltern und Familien kennen
und gestalten. Leitung: Jessica
Stürmer-Terdenge.
10. /17. Mai, 8.30 bis 16.15 Uhr
Hirschengraben 50, Zürich
Anmeldung: [email protected]
Tel. 044 258 92 93
Mit Word-Vorlagen gemäss
Erscheinungsbild arbeiten
Das Erscheinungsbild der
Kirchgemeinden erfordert die
Anpassung der Dokumentvorlagen. Briefe alleine genügen oftmals nicht. Weitere Vorlagen für
Anträge, Flyer, Formulare vereinfachen die Arbeit und standardisieren das Erscheinungsbild auch im internen Bereich.
Leitung: Dietrich Schuler.
19. April, 14 bis 17 Uhr
Hirschengraben 50, Zürich
Anmeldung:
[email protected]
Tel. 044 258 92 36
Andersworte: Die Bibel
verstehen
Wie waren die Texte der Bibel
zu ihrer Zeit gemeint und wie
begegnen sie uns heute? Welche Bedeutung haben sie im
eigenen Leben und wie verändern sie sich, wenn wir uns mit
ihnen auseinandersetzen?
Die Bibeltexte werden jeweils
am Ende eines Abends für den
folgenden Abend gemeinsam
festgelegt. Leitung:
Angela Wäffler-Boveland.
LOS Stufe 5 –
Lösungsorientierte Seelsorge
Immer wieder stellt sich die
Frage nach der Zuständigkeit
und Kompetenz der Seelsorgenden im Umgang mit seelisch belasteten Menschen.
Im Kurs wird psychopathologisches Grundlagenwissen vermittelt. Mit diesem Basiswissen
sind die Teilnehmenden in der
Lage, zu entscheiden, ob und
wie sie im konkreten Fall
Begleitung anbieten können.
Leitung:
Patrizia Weigl-Schatzmann.
12. Mai, 18 bis 21 Uhr
Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: [email protected]
Tel. 044 258 92 17
9. bis 13. Mai. Hirschengraben 50,
Zürich. Anmeldung:
[email protected]
Tel. 044 258 92 54
Katechetische Ausbildung
Die Veranstaltung stellt die
katechetische Ausbildung vor,
die sich einerseits zusammensetzt aus der Schulung in
Grundmodulen, Wahlpflichtund Aufbaumodulen, andrerseits aus der Übungsschule
und begleiteter Praxis.
Leitung: Katharina Sigel und
Sabine Stückelberger.
Reformation Radikal
Tagesseminar mit Abendveranstaltung: Das Kernanliegen der
Reformation, sich «radikal» auf
die Wurzeln zu besinnen, fordert zu jeder Zeit neu heraus.
Martin Luther begann seine 95
Thesen von 1517 mit der Forderung Jesu: «Kehrt um, die
gerechte Welt Gottes ist nahe.»
500 Jahre später leben wir in
notabene
3 / 2016
13. Mai, 9.15 bis 22 Uhr
Kulturhaus Helferei,
Kirchgasse 13, Zürich
Anmeldung:
[email protected] oder
www.diakonie.unibe.ch/anmeldung_diakonie.html
Jubilieren, aber wie? Ideen
und konkrete Planung
Viele Ideen können für das
Reformationsjubiläum umgesetzt werden: Wettbewerbe,
Ausstellungen, Musicals, Filme,
Theater, Buchprojekte, etc.
Gemeinsam lassen wir uns inspirieren für Projekte, die für die
eigene Kirchgemeinde oder
Region geeignet wären.
Leitung: Matthias Krieg.
27. Mai, 9 bis 16 Uhr
Hirschengraben 7, Zürich
Anmeldung:
[email protected]
Tel. 044 258 91 40
Von & für
Gemeinden
Fotos: flickr.com/zhrefch
notabene
17. April, 9.30 bis 17 Uhr
Anmeldung:
[email protected]
Wiedervereinigung feiern
im Wehntal
Es ist soweit: Nach 306 Jahren
Trennung feiert das Wehtal am
10. April die «Wiedervereinigung» beider reformierter Kirchgemeinden im Wehntal mit
einem Festgottesdienst und
zahlreichen Gästen. Nach
einem musikalisch und gedanklich reichhaltigen Gottesdienst
sind die Gäste zu einem Apéro
riche eingeladen. Gemeinsam
wird dann angestossen auf die
Reformierte Kirche Wehntal,
wie die Kirchgemeinde fortan
heissen wird.
10. April, 10 Uhr
ref. Kirche Niederweningen
Kloster Kappel
Auskunft / Anmeldung:
Tel. 044 764 88 30
www.klosterkappel.ch
Musik und Wort
Caritas abundat: Die mirjamschola (Monique Baumann,
Judith Gander-Brem, Denise
Kohler, Anita Liechty, Katrin
Müller, Susanne RathgebUrsprung, Mirjam Föllmi) und
Daniel Rüegg (Orgel) musizieren
Gregorianik, Gesänge der
Hildegard von Bingen und
Impulstag Migration 2016 – Flucht und Asyl
Zahlen, Fakten, Hintergründe
Seit dem Start der Aktion Flucht.Punkt engagieren sich
bis jetzt über fünfzig Kirchgemeinden für Flüchtlinge. Für
viele Beteiligte ist die Arbeit mit Asylsuchenden neu und
es stellen sich viele Fragen:
Wie läuft das Asylverfahren in der Schweiz ab? Wer hat
Anspruch auf Asyl? Was passiert nach einem Negativentscheid? Wer darf arbeiten und unter welchen Bedingungen?
Wie ist die Situation im Herkunftsland der Flüchtlinge?
Welche Gewohnheiten und Werte bringen sie mit?
Antworten erhalten Interessierte am Impulstag Migration
von Fachleuten der Schweizerischen Flüchtlingshilfe SFH,
Amnesty International und der Zürcher Landeskirche.
Auf dem Programm stehen Referate, Workshops,
Diskussionen und ein Film zum Thema.
27. Mai, ab 9 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich
Kosten: Fr. 80.– inkl. Mittagsbuffet
Anmeldung: [email protected]
Orgelmusik von Pieter Cornet
(um 1570 – 1633). Lesungen:
Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei/
Kollekte.
24. April, 17.15 Uhr
Vernissage: schreibend
malen
Bilder von Maggie Hofmann.
Lebenskrise – Quellen der
Zuversicht
Umgang mit Lebensübergängen auf dem Weg zu sich
selbst. Leitung: Markus Sahli
und Thomas Rehsteiner.
29. April bis 1. Mai
«Timeout statt burnout»
Auszeit und Erholungskompetenz für Männer
Leitung: Christoph Walser.
Schauspiel: Stadt ohne Tod
Das «Theater 58» inszeniert
Silja Walters Meisterwerk in der
Klosterkirche. Es verbinden
sich Wort, Tanz, Video und
Musik zu einer Einheit. Eintritt:
Fr. 20.– (nur Abendkasse).
29. bis 30. April
13. Mai, 20 Uhr
24. April, 15.30 Uhr
Foto: ZVG
Fusionsfest Kirchgemeinde
Flaachtal
Seit dem 1. Januar 2016 sind
die reformierten Kirchgemeinden Berg am Irchel, Buch am
Irchel und Flaach-Volken zur
Kirchgemeinde Flaachtal
zusammengeschlossen. Den
Start der neuen Kirchgemeinde
soll gefeiert werden. Die Predigt
zum Festgottesdienst in der
Kirche Flaach hält Kirchenratspräsident Pfr. Michel Müller.
Nach einem Mittagessen im
Landihus Berg am Irchel gehts
auf dem Pilgerweg nach Buch
am Irchel. Im Gibel werden Kaffee und Kuchen angeboten und
in der Kirche Buch am Irchel
gibt es zum Abschluss ein Konzert von Andrew Bond.
Foto: Ursula Markus
einer Zeit, die wie das biblische
Jobel-Jahr (Erlassjahr) ebenfalls
Umkehr und eine Veränderung
hin zu gerechteren Verhältnissen anmahnt.
In gegenwärtigen Krisen stellt
sich die Frage nach dem kritisch-prophetischen Potenzial
der Reformation neu. Wo liegen
Kräfte des Widerstands und der
Transformation in der Theologie, in der Gesellschaft, in Kirchen und Gemeinden?
Mit Hilfe eines vorher an alle
Teilnehmenden versandten
Readers werden nach jeweils
kurzen Einführungen Gespräche zu den angegebenen Themen stattfinden.
3 / 2016
13
Chortage Auffahrt
Vier Tage Chormusik aus der
Romantik zum Muttertag.
«Jauchzet dem Herrn alle
Welt.» Leitung: Markus J. Frey.
Buchtipp:
Fürsprecher des
Zweifels
5. bis 8. Mai
Schritte in die Stille
Einführung in die Meditation.
Leitung: Peter Wild.
6. bis 8. Mai
Gruppe Atem Klang Sommer
Insel der Ruhe, wo Ankommen
und Wandlung möglich wird.
Kursreihe von zehn Vormittagen. Leitung: Verena-Barbara
Gohl.
Start: 13. Mai
Tanzend in eine neue Welt –
«lass dich bewegen»
Dvořáks Sinfonie «Aus der
Neuen Welt» über den Körper
erleben. Leitung: Jürg Lüthy.
13. bis 15. Mai
Musik und Wort zu Pfingsten
Collegium Vocale und Collegium Musicum Grossmünster.
Leitung: Kantor Daniel Schmid.
«Lutherische Messe A-Dur»,
BWV 234, Kantate «Halt im
Gedächtnis Jesu Christ», BWV
67. Lesungen: Pfrn. Elisabeth
Wyss-Jenny.
Eintritt frei / Kollekte.
15. Mai, 17.15 Uhr
Das Geheimnis zufriedener
Paare ist das gelungene
Gespräch
Kommunikationskurs für Paare.
Leitung: Susanne Bohmeyer,
Clemens Plewinia.
20. bis 22. Mai
Shibashi Qi Gong Meditation in Bewegung
Still wie ein Berg – bewegt
wie ein Fluss. Leitung: Barbara
Lehner.
sch. Die Kraft der Liebe mache
die Menschen besser und nicht
die Kenntnis der Dogmen,
schreibt der Gelehrte Sebastian
Castellio in einem Brief. Ob der
Zeitgenosse und Gegenspieler
von Johannes Calvin genau mit
diesen Worten gegen die dogmatischen Auswüchse im calvinistischen Genf angeschrieben
hat, ist aus der vorliegenden
Biografie nicht zu erfahren. Der
Autor, Pfarrer Ueli Greminger,
legt offen, dass er sich bei der
Beschreibung der Lebensgeschichte von Castellio durchaus
dichterische Freiheiten genommen habe. Die Stossrichtung
der Argumente, die in Originaltexten nachzulesen sich lohnt,
und das Wenige, das die historischen Quellen zu den Lebensstationen des französischen
Gelehrten hergeben, sind
indessen stimmig rekonstruiert.
Durch diese Erzählform wird die
Figur plastisch, sein Vermächtnis einprägsam. Das ist dem
fast vergessenen Reformator
und Fürsprecher der religiösen
Toleranz zu gönnen. Noch besser, wenn die Lektüre Ansporn
ist, sich vertieft auch mit den
Originaltexten Castellios und
seiner hellsichtigen und mutigen Kritik an enggeführter,
reformierter Rechtgläubigkeit
zu befassen. «Einen Menschen
töten, heisst nicht, eine Lehre
zu verteidigen, sondern einen
Menschen zu töten,» schrieb
Castellio 1554 nach Genf, als
dort der erste «Ketzer» mit dem
Segen Calvins verbrannt wurde.
Der Satz ist verbrieft und verdient es auch heute noch – vielleicht mehr denn je – in die Welt
hinausgerufen zu werden.
Ueli Greminger: Sebastian
Castellio. Eine Biografie aus den
Wirren der Reformationszeit.
Orell-Füssli-Verlag, 2016
128 Seiten, Fr. 24.90
Buchtipp: Vom
Haslital nach
Amerika
sch. Über 400 000 Schweizerinnen und Schweizer verliessen
in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts ihre Heimat und
wanderten aus. Hinter den Zahlen der Auswanderungswelle
verbergen sich menschliche
Schicksale. Nur selten sind
Zeugnisse davon geblieben.
Umso wertvoller die Briefschaft
einer Familie aus Guttannen im
Haslital, die 1994 in einem Estrich gefunden, transkribiert und
schliesslich der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht wurde.
Rund hundert Briefe gingen von
1855 bis 1932 zwischen den in
Guttannen verbliebenen und
den nach Amerika ausgewanderten Mitgliedern der Familie
Abbühl, genannt Kätters, hin
und her. Sie geben Einblicke in
die damaligen Lebensverhältnisse im Haslital und in den neu
besiedelten Gebieten Nordamerikas. Sie erzählen von den
Ängsten und Hoffnungen auf
der mehrwöchigen Reise übers
Meer, von den Schwierigkeiten
beim Fussfassen im neuen
Land, vom Heim- und Fernweh,
von Glücksgefühlen und
Schicksalsschlägen. «Jetzt
aber, gott sei dank, mit 10 vollen Wochen haben wir mit bester Gesundheit Neuyork mit
grossem Verlangen erreicht,
denn 10 Wochen auf dem Wasser hindurch zu bringen, da gibt
es viele Beschwerlichkeiten.»
So schreibt Arnold Abbühl am
17. August 1851, als er die
neue Welt erreicht und den
über Jahrzehnte andauernden
Briefwechsel eröffnet.
Ein Stück Schweizer
Geschichte, eine unverfälschte
und berührende Quellensammlung, direkt und verständlich
erzählt und voller spannender
Details aus dem Alltagsleben
jener Zeit.
Kätter-Briefe. Die Familie Abbühl
in Guttannen und Amerika
(1851 – 1932). Chronos-Verlag,
2015. 302 Seiten, Fr. 44.–
Medientipp
Kirchen-App.de
Die Landeskirchen und die
Evangelische Kirche in
Deutschland (EKD) möchten die
Kirchen in Deutschland mit
Hilfe des Smartphones besser
erschliessen und für Besucherinnen und Besucher leichter
zugänglich machen. Eine neue
App ermöglicht es, per
Umkreissuche Kirchen aufzufinden. Die App liefert ausserdem
allerlei Zusatzinformationen,
Gottesdienst- und Öffnungszeiten, aber auch alte Aufnahmen
und kunsthistorische Details.
Einige der Kirchen bieten auch
Audio-Kirchenführung an.
www.ekd.de/kirchenapp
20. bis 22. Mai
Stellen im Web
Von der Heilkraft des Segens
«Ich lasse dich nicht, du
segnest mich denn.»
Leitung: Angela Römer.
Offene Pfarrstellen, Stellen in den
Gesamtkirchlichen Diensten und
den Kirchgemeinden finden Sie
auf: www.zh.ref.ch/stelle
27. bis 29. Mai
14
notabene
3 / 2016
Porträt /
Sigriste auf Trab
Foto: sch
Zwei Stuten halten die Schlagenhaufs ganz schön auf Trab. Ihre Arbeit für
die Kirche tut es auch. Ein Tag im Leben von Kurt und Gudrun Schlagenhauf,
Sigriste in Wallisellen und Pferdehalter mit Leib und Seele. Von Christian Schenk
Das andere Leben des Sigristenpaars:
Auf dem Hof mit Fedrasina (links),
Hündin Enya und Romantica.
War die Hochspannungsleitung schuld?
Hat der Braune das Sirren in den Drähten über ihm gehört? Etwas muss ihn
gehörig erschreckt haben, so, dass er
beim Steinmüri-Hof in Oberembrach
Reissaus nahm, in gestrecktem Galopp
quer über den Acker davonhetzte und
erst nach mehreren hundert Metern das
Tempo zu drosseln begann und schliesslich hinter einem Waldstück verschwand.
Seine Reiterin hatte das alles nicht mehr
mitbekommen. Die junge Frau sass benommen am Wegrand, unverletzt, aber
nach dem Sturz vom Pferd verdattert
und froh darüber, dass ihr Gudrun
Schlagenhauf zu Hilfe eilte. Sie hatte
den Vorfall vom nahen Stall aus beobachtet und wusste nur allzu gut Bescheid, was es es heisst, von einem Pferd
in Panik abgeworfen zu werden.
Teamwork im Stall
Ein Schlüsselbein und mehrere Rippen
gingen bei ihr damals in Brüche, als ihre
sonst so gutmütige Stute Fedrasina sie
aus dem Sattel warf. Warum, weiss sie
bis heute nicht. Seither allerdings steigt
Gudrun Schlagenhauf nur noch selten
in den Sattel. Nicht nur wegen des Sturzes, sondern weil Fedrasinas Gelenke
keine grosse Belastung mehr vertragen.
Dass die 21-jährige Stute aber immer
noch Auslauf erhält, dafür sorgt Ehenotabene
3 / 2016
mann Kurt Schlagenhauf. Er ist auch
heute morgen unterwegs, sitzt auf seiner
jüngeren Pferdedame Romantica und
führt Fedrasina reiterlos mit. In der
Zwischenzeit macht Gudrun Schlagenhauf den Stall, misst zwei Rationen Getreide ab, schafft je fünf Kilo Heu herbei
und streut frisches Stroh in die beiden
Boxen. Zwischendurch sorgt sie dafür,
dass auch Hündin Enya auf einem kurzen Eilmarsch ihren Bewegungsdrang
stillen kann.
Um 11 Uhr sind alle wieder zurück im
Stall. «Teamwork – jeder macht, was
ihm am besten liegt», sagt Kurt Schlagenhauf später bei einem Kaffee neben
der Pferdebox in der zugigen Scheune.
So hielten sie das nicht nur mit der Arbeit mit den Tieren, sondern auch beim
Sigristenamt in der Kirchgemeinde Wallisellen. Seit nunmehr 25 Jahren erfüllen
sie diesen Dienst gemeinsam.
Kirchturm statt Kamin
Eine guter Job, aber man brauche dafür
einen breiten Rücken, sagen beide. Als
Sigrist sei man Ansprechsperson für so
viele Leute, involviert in alle Anlässe der
Kirche. Oft müsse man für Sonderwünsche improvisieren, noch schnell dies,
noch schnell das. Aber der Kontakt mit
den Menschen, das möge er eben gern,
sagt Kurt Schlagenhauf. Das habe ihm
damals auch schon in seinem ersten Beruf als Kaminfeger gefallen – das Handwerkliche verbunden mit der Begegnung
mit den Menschen. Dem stimmt auch
Gudrun Schlagenhauf zu. Auch sie
durchlief die gleiche Berufslaufbahn wie
ihr Mann und steigt heute auf Kirchtürme statt auf Kamine.
Leben mit den Tieren
Die Liebe zu den Pferden hat ihr Mann
in die Ehe gebracht. Kurt Schlagenhauf
ist mit Pferden aufgewachsen und ritt
schon als 7-Jähriger an einer Springkonkurrenz. «Mit viel zu weiten weissen
Hosen», erinnert er sich – und kann sich
ein Schmunzeln nicht verkneifen. Heute
können sich beide ein Leben ohne Pferde
kaum mehr vorstellen – auch wenn das
Hobby Zeit und Geld frisst und manchmal – wie heute morgen – ganz schön
gefährlich sein kann. Aber die Ruhe auf
dem Hof, die Nähe zu den Tieren und
zur Natur, das ist für Schlagenhaufs der
ideale Ausgleich zum Sigristenjob in
Wallisellen. Da müssen sie jetzt auch
gleich wieder hin. Ein Wiedersehen mit
Fedrasina und Romantica gibts heute
Abend bereits wieder – und morgen früh
den nächsten Ausritt.
15
AZB
CH-8001 Zürich
P. P. / Journal
Post CH AG
Impressum
«notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich,
ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.
Herausgeberin
Evangelisch-reformierte Landeskirche des
Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation
(kom), Hirschengraben 7, 8001 Zürich
Redaktion und Gestaltung
Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97,
[email protected]
Redaktionssekretariat
[email protected]
Tel. 044 258 92 13
Autorinnen und Autoren
Martin Breitenfeldt
Druck Robert Hürlimann AG, Zürich
Auflage 7000 Exemplare
Erscheint monatlich mit Doppelnummern im
Juli / August und Dezember / Januar.
Nächste Ausgaben
Nr. 4/2016 (Mai, Woche 19)
Nr. 5/2016 (Juni, Woche 23)
Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats
«notabene» im Web
www.zh.ref.ch / notabene
Titelbild: Freiwillige
begleiten Menschen in
schwierigen Lebenssituationen (gestellte
Szene).
Foto: Peter Hürlimann
Absender:
notabene
Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich
Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich
Adressberichtigung melden an:
Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation
Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich
Sozialdiakone bringen die richtigen Leute zusammen: zum Beispiel im Projekt «Wegbegleitung» (Seite 8).