Tesla-Powerwall: Mini-Kraftwerk im eigenen Haus Nachdem wir diese Information über einen Investor erhalten hatten, der immer über alle solchen Innovationen im Bild ist, war diese Neuigkeit dann auch dem Schweizer Fernsehen in der “Tagesschau” eine Meldung wert. Tesla: Vom Autohersteller zum Energieversorger Die Entwicklung hatte sich schon lange angekündigt, aber jetzt ist sie publik: Der Autohersteller Tesla mutiert zum Energieversorger. Das liegt auch auf der Hand, denn für die Heimversorgung des “Tesla” brauchen viele Solarpanels, mit denen sie dann zugleich auch ihr Haus mit Strom versorgen. Neu ist das eigentlich nicht, aber neu ist die revolutionäre Batterie “Tesla-Powerwall”, mit welcher der Strom aus Solarpanels gespeichert und auch nachts verfügbar gemacht werden kann. Dabei ist eine Batterie, die Strom für einen Haushalt speichert, nicht gerade ein Produkt, das die Leute vom Hocker reißt. Und doch hat es “Tesla” geschafft, sie so zu präsentieren, als wäre sie fast so heiß ersehnt wie das nächste iPhone oder der nächste StarWars-Film: Firmenchef Elson Musk hatte “Teslas” Designzentrum in einem Hangar im Süden von Los Angeles zu einer großen Bühne umgestalten lassen, er hatte hunderte Besitzer des “Tesla” eingeladen und konnte sich so schon mal darauf verlassen, dass das Publikum bei der Verkündigung des neusten Coups an seinen Lippen hängen würde. Elon Musks Vision Elon Musk, der sich mit dem Verkauf von “Paypal” ein Vermögen angeeignet hatte, braucht keine grossartigen Einnahmen mit dem neuen Produkt. Sein Ziel ist ein anderes als Geldprofit: Er willl damit seiner Vision von einer Welt, die ohne fossile Energieträger auskommt - nur mit Sonnen- und Windenergie - einen Schritt näher kommen. Es gebe aber noch keine gute Lösung, diese Ener38 Der Tesla-Begründer und -Chef Elon Musk selber präsentierte anfangs Mai “das MiniKraftwerk im eigenen Haus” in Los Angeles vor den Medien (nicht zu verwechseln mit dem Energy Tuner der Firma Neckermann!). gie zu speichern. Das Problem mit den Akkus sei, dass sie nichts taugten: Sie seien unzuverlässig, hässlich und teuer. Doch mit Batterien kennt sich “Tesla” aus. Seine ModelS-Limousine kommt mit mehr als 400 PS auf gut 200 Kilometer pro Stunde und hat eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern. Das geht nur mit ausreichend Leistung im Auto-Akku. Massenproduktion in Nevada “Tesla” investiert derzeit umgerechnet ca. 4,5 Milliarden Euro in eine sogenannte Gigafactory im USBundesstaat Nevada - dort sollen ab 2017 Akkus in großen Stückzahlen gefertigt werden - und zwar nicht nur für Autos! "Powerwall" heißt das System, das die Tesla-Batterietechnik ins Haus bringen soll - und natürlich hatte es seinen ersten großen Auftritt mit viel Licht und Tamtam: Der 100 Kilo schwere Akku hängt, wie der Name schon andeutet, an der Wand und erinnert an einen gut designten Schrank. Er ist etwa 1,30 Meter hoch, 90 Zentimeter breit und 20 Zentimeter tief und kostet ca. 3’100 Euro. Der Käufer kauft die Farbe nach Wunsch. Je nachdem sehe es dann aus wie eine Skulptur, schwärmte Musk. NET-Journal Jg. 20, Heft Nr. 5/6 Der Preis könnte durch staatliche Zuschüsse oder Verträge mit Energieversorgern noch reduziert werden. Die Investition lohne sich, erklärte Musk: Wer Solarzellen auf dem Dach habe, könne mit deren Strom nun tagsüber den Akku laden und dann auch nachts darauf zugreifen. Um den Beweis anzutreten, zeigte Musk, dass die gesamte Präsentation mit Akkustrom aus Tesla-Geräten gespeist wurde, indem er sagte: "Mit so einem Akku an der Wand kann einem auch ein mehrstündiger Stromausfall egal sein - die 'Powerwall' speichert mit ihren zehn Kilowattstunden gut vier Fünftel des Tagesbedarfs einer vierköpfigen Familie." Wer mehr brauche, könne bis zu neun Geräte zusammenschalten. Entwicklungsländer als Absatzmarkt im Auge Noch in diesem Sommer will Tesla die ersten Modelle ausliefern zunächst in den USA, später im Jahr auch in Deutschland. Weil Solarenergie hier eine große Rolle spielt, sieht Musk auch für seine Akkus gute Marktchancen. Ein weiterer Einsatzbereich seien Entwicklungsländer: So, wie manche dieser Länder gar Mai/Juni 2015 nicht mehr in ein aufwändiges Telefonfestnetz investiert haben und gleich auf reinen Mobilfunk umgestiegen sind, könnten sie beim Thema Strom auch gleich solche Lösungen statt teurer und fehleranfälliger Stromnetze bauen, sagte Musk. Patentnutzung Open source auch für andere Firmen Der geneigte Leser des “NET-Journals”, Nr. 7/8 2014, erinnert sich daran, dass in der Rubrik “Wussten Sie, dass...” darüber informiert wurde, dass “die Patente des Tesla-Autos als Open-Source freigegeben werden”. Das ist eine Eigenheit von Elon Musik und “Tesla”, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann, und sie kommt jetzt auch beim Teslawall zur Anwendung. Damals schrieben wir: “Eine Initiative des Elektroauto-Pioniers Tesla könnte die bisher kaum verbreitete Technik dieses Elektroautos einen guten Schritt voranbringen. Tesla-Chef Elon Musk kündigte an, die Patente des US-Unternehmens nicht länger unter Verschluss zu halten. ‘Das schadet Tesla nicht, sondern hilft der Industrie’, sagte er. Dieser Vorstoss könnte der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen, erklärte Ferdinand Dudenhöffer, Chef des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Umweltschonende Elektroautos sind bisher aus mehreren Gründen kaum verbreitet: Die Technik ist noch zu teuer, die Batterien haben eine geringe Reichweite und brauchen viel Zeit zum Laden. Die Lade-Infrastruktur ist noch zu lückenhaft. Teslas Modell S ist mit einer elektrisch betriebenen Reichweite von 500 Kilometern bisher führend. ‘Zwei ganz grosse Hindernisse für die Verbreitung der Elektromobilität werden über Nacht weggeschaufelt, indem Musk seine Patente freigibt’, sagte Dudenhöffer. Tesla will mit dem Vorstoss bei den Patenten, die sonst streng geschützt werden, die Entwicklung von Elektroautos vorantreiben. Generell regt sich zum Beispiel im Silicon-Valley Widerstand gegen das Patentieren, weil Rechtsstreitigkeiten Innovationen behindern würden. Wenn man Elektromobilität voranbringen wolle, so Musk, sei es kontraproduktiv, Mai/Juni 2015 Patente zu nutzen, um andere zu behindern. ‘Wir glauben, der Markt ist gross genug für jeden’, sagte er.”1 Wie bei den Elektroautos will “Tesla” auch die Patente für die Haushaltsbatterie zur Nutzung durch andere Firmen freigeben. Denn zum Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern gebe es keine Alternative: "Das ist die Zukunft, die wir brauchen. Und die Kombination aus Solarzellen und Akkus ist nach meiner Kenntnis der einzige Weg dorthin. Wir müssen, wir können und wir werden das tun." Natürlich kann Tesla auf dem Weg in eine solche Zukunft auch noch gut mitverdienen: Analysten der Deutschen Bank schätzen, dass der Markt der Energiespeicher-Systeme für die Firma Erlöse von umgerechnet vier Milliarden Euro bringen könnte. Tesla-Powerwall auch ohne PV-Anlage Dabei soll die Tesla Powerwall sowohl mit und ohne PV-Anlage funktionieren – in den USA schwanken die Strompreise, so dass die Energiekosten dadurch reduziert werden können, dass Strom aus dem Netz nur dann bezogen wird, wenn die Preise nicht am höchsten sind. Vergleichbar ist dieser Gedanke vielleicht mit dem Einsatz von Nachtspeicherheizungen in Deutschland. Die Tesla Powerwall liefert zwei Kilowatt kontinuierliche Leistung und in der Spitze drei Kilowatt. Sie soll besonders einfach und vollautomatisch sein. “Tesla” verspricht die Installation in einer Stunde. Im Vergleich zur Installationszeit anderer Batteriehersteller ist diese Frist unschlagbar. Dazu kann die Powerwall mit ihrer 10-kWh-Speicherkapazität modular kombiniert werden – neun Stromspeicher können gemeinsam angeschlossen werden. Ob das über die Steckdose funktioniert oder auf anderem Wege, ist bislang unklar.2 Elon Musks Beitrag zur Energiewende Elon Musk betrachtet diesen neuen Schritt als seinen Beitrag zur Energiewende. Selbstverständlich soll die Tesla Powerwall mit dem Internet verbunden sein – auch ein Bereich, in dem der deutsche TechNET-Journal Jg. 20, Heft Nr. 5/6 nologieführer E3/DC bislang die Standards gesetzt hat. Das Osnabrücker Technologieunternehmen hat derzeit fast 2’000 Systeme verkauft und erweitert diese via Internet sukzessive um zusätzliche Funktionen. Dadurch wird auch die Effizienz zunehmend verbessert. Medienberichten zufolge wird die Tesla Powerwall auch bis zum Jahresende auf den deutschen Markt kommen. Diese Botschaft überrascht, weil sich die Bedingungen für Stromspeicher in den USA und in Europa aufgrund von Spannungsebenen, aufgrund der Dreiphasigkeit der deutschen Stromnetze und einiger anderer Kriterien deutlich voneinander unterscheiden. Dennoch, eines ist klar: Mit der Option, die Tesla Powerwall in vielen unterschiedlichen Farben zu bekommen, mit seiner PR-Power und dem moderaten Preis hat Tesla jetzt schon eine Wegmarke gesetzt und die Aufmerksamkeit für das Produkt Stromspeicher als sinnvolle Ergänzung zu Photovoltaikanlagen generiert. Diese neue Bekanntheit und das Drücken von Stromspeichern in Richtung eines Lifestyle-Produktes wird auch den deutschen Markt rasch beleben. Elon Musk wendet sich nicht nur an die typischen Photovoltaik-Märkte, sondern auch an die Regionen und Drittweltländer, in denen Stromnetze überhaupt nicht vorhanden oder extrem unzuverlässig sind. Diese Aussage in Kombination mit der Preisankündigung war eine von “Teslas” Überraschungen. Die andere Überraschung bestand darin, dass der grosse Event im Silicon Valley bereits dank eines solchen Powerpacks - aufgeladen durch die PHModule auf dem Dach - möglich wurde. Musk zeigte eine Installation in Form vieler Powerpacks, welche die Größe eines Kühlschranks aufweisen, und bewies: Für den Event war kein Strombezug aus dem Netz notwendig!3 Quellen: 1 2 3 “NET-Journal”, Nr. 7/8, 2014, S. 41 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/ tesla-105.html http://business.chip.de/news/Revolutionaere-Batterie-Tesla-Powerwall-versorgt-Haeuser-mit-sauberer-Energie_ 76447707.html 39
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