Konstantin Wecker Foto: Annik Wecker Geboren 1947, lebt in München. Er ist Musiker, Schauspieler, Autor und noch vieles mehr. Er engagiert sich seit Jahrzehnten für Zivilcourage, Solidarität, Menschlichkeit und Pazifismus. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Erich-Fromm-Preis (2007) und mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Kabarettpreises (2013). Im Übrigen kann man die ausführliche Biografie auf seiner Homepage unter http://www.wecker.de/de/weckers-leben.html durchlesen. Uns fällt es schwer, etwas davon weg zu nehmen oder anders zu formulieren. Zurzeit ist der vielseitige Künstler mit seinem Programm „40 Jahre Wahnsinn“ auf Tour. Das Programm passt prima zum Motto unserer Fachtagung „Wie viel Wahnsinn verträgt der Mensch?“. Oder umgekehrt. Konstantin Wecker sah dies offenbar ebenso und hat spontan seine Teilnahme zugesagt, trotz seines aus allen Nähten platzenden Terminkalenders. Er freut sich auch darüber, dass Arno Gruen, den Konstantin Wecker in seiner Autobiographie „Mönch und Krieger“ neben Eugen Drewermann als sein großes Vorbild bezeichnet hat, am Fachtag teilnimmt. Uns hat, wie auch Bruder Jakob vom Buchladen des Klosters Münsterschwarzach in seiner Empfehlung schreibt, Weckers Buch beeindruckt: „Er erzählt von seinen Erfahrungen vom Scheitern, von Unsicherheit und Zweifeln, von seiner Sehnsucht nach innerem Frieden. Er möchte den Leser zum Nachdenken über sich selbst anregen...“ Die Lektüre dieses überaus „lesenswerten, kraftvollen Buches“ macht schnell klar, warum Konstantin Wecker zu diesem Fachtag und den anderen Referenten, bei allen biografischen Unterschieden, so gut passt. Für ihn zählen „Zweifel als Grundstock für ein freies und selbstbestimmtes Leben“ und das Selbstreflektieren zu den „vielleicht wichtigsten menschlichen Fähigkeiten“. Er sieht die Widersprüchlichkeiten und Gegensätze auch in seinem Leben und scheut sich nicht, diese zu benennen. Er weiß um die Möglichkeit, aber auch um die Kunst des Scheiterns (so auch der Titel eines seiner früheren Bücher). Er kämpft wie andere mit dem Wahnsinn des Alterns, der sich in den körperlichen Veränderungen, im „rapiden Schwinden der Restzeit“ bemerkbar macht und nennt dies „einfach nur unangenehm und belastend“. Er weiß um „die Vorzüge des Alters – so es die überhaupt gibt“, die „im geistigen Bereich (liegen), in der Entwicklung des Bewusstseins und garantiert nicht in der Verjüngung des Körpers“. Er sieht dies vermutlich wie Judith Giovannelli-Blocher, die sagt: „Leben ist kein Besitz, sondern eine Kraft zum Verbrauchen.“ Und was ist der Wahnsinn, das Thema unseres Fachtages, für ihn? Vielleicht ist das Wort Wahnsinn für Konstantin Wecker lediglich eine Umschreibung oder eine Formel für das Staunen in und an der Welt, das Kopfschütteln über Missstände und das Nichtbegreifen der Auswüchse menschlichen Tuns, das Wagnis des eigenen Weges bei der „ganzen Brüchigkeit und Versehrtheit“ des eigenen Selbst, das Suchen und das Verbeugen vor dem Unerklärlichen, das diese Welt zulässt und weiterführt und nicht zuletzt die Freude über die glücklichen Momente in seinem Leben und in seiner Karriere. Der alte Konsul Buddenbrook in Thomas Manns Roman murmelte hierfür auf dem Sterbebett das Wort „kurios“. Albert Camus, den Wecker in „Mönch und Krieger“ zitiert, hat den Ausdruck „absurd“ gewählt. Alles ist wohl richtig, alles ist wohl gleichzeitig falsch. Aber so viel Wahnsinn der Gegensätzlichkeit und des Widerspruches müssen wir alle aushalten. Claus Völker
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