Konjunkturwoche Volkswirtschaft – 07.08.2015 Rückblick: Die Rückschläge in der Industrieproduktion, die sich für den Euroraum für Juni nach ersten Meldungen großer Mitgliedstaaten abzeichnen, sollten nicht zu sehr beunruhigen. Auch der deutsche Export ging im Juni zwar wieder zurück. Doch konnte Frankreich gleichzeitig positive Akzente setzen, und quartalsdurchschnittlich belebte sich die Ausfuhrtätigkeit beidseits des Rheins. Ausblick: Die ersten Schätzungen zur europäischen BIP-Entwicklung im zweiten Quartal sollten in der Gesamtheit keine Neuigkeit zu Tage fördern sondern vielmehr eine Fortschreibung der jüngsten Entwicklung signalisieren. Deutschland sollte nach moderatem Ergebnis im ersten Quartal wieder in die Spitzengruppe vorgestoßen sein. Wochenüberblick: 10.8. bis 14.8. Indikator Vorperiode (lfd. Monat) %, wenn nicht anders vermerkt für (P) (T R) 31,9 ( ) 29,7 Vorjahr (P) (T R) ( ) Mo Di 11:00 DE ZEW Konjunkturerwartungen Aug 27,0 11:00 IT Konsumentenpreise (HVPI) Jul –1,9 EA Industrieprod. o. Bau – sb./n.sb. Jun –0,8 CN Handelsbilanz (Mrd. $) 0,2 0,4 0,2 –0,4 0,7 1,6 Mi 11:00 0,2 Do 04:00 Jul 58,5 53,2 Ausfuhr Jul –2,5 –1,0 46,5 2,8 Einfuhr Jul –10 –8,0 –6,1 04:00 CN Konsumentenpreise Jul 1,5 1,5 1,4 04:00 CN M2 (erwartet bis 15.8.) Jul 11,7 11,7 11,8 07:30 FR BIP, Vorabschätzung Q2 0,2 0,6 1,1 08:00 DE Konsumentenpreise Jul 0,2 0,2 –0,1 0,1 0,1 0,3 Jul 0,3 0,2 –0,2 0,1 0,1 0,1 –0,4 –0,1 0,3 harmonisiert 08:45 FR Konsumentenpreise (HVPI) Jul 14:30 US Importpreise Jul –0,8 –0,1 Jul –0,4 –0,2 Einzelhandelsumsatz Jul 0,3 0,7 –0,3 ohne Automobile Jul 0,3 0,7 –0,1 0,5 0,3 1,5 Exportpreise 14:30 US 0,8 0,3 Fr 1,5 08:00 DE BIP, Schnellmeldung, sb. / n. sb. Q2 0,7 11:00 IT BIP, Vorabschätzung Q2 0,3 0,3 0,5 11:00 EA BIP, Schnellmeldung Q2 0,3 0,4 0,4 1,3 1,3 1,0 11:00 EA Konsumentenpreise (HVPI) Jul –0,6 –0,6 0,0 0,2 0,2 0,2 0,0 1,0 1,0 14:30 US Produzentenpreise –0,1 0,4 –1,1 –0,7 0,3 0,4 0,8 15:15 US Industrieproduktion Kapazitätsauslastung 16:00 US UoM-Verbrauchervertrauen Lage Erwartungen Kernrate (o. En., Nahr., Tab.) Kernrate Jul –0,7 Jul –0,1 Jul 0,0 Jul 0,3 0,5 0,2 Jul 77,8 78,1 77,8 Aug 93,2 93,1 Aug 106,0 107,2 Aug 85,0 84,1 1,1 0,1 0,8 (P) – Prognose Berliner Sparkasse / (T R) – Reuters bzw. Marketwatch Konsens / ( ) – letzter Wert 1 Konjunkturwoche Volkswirtschaft – 07.08.2015 Indikatoren der laufenden Woche Deutschland BIP, Schnellmeldung (Q2) (konstante Preise [2010], sb. – Linie; ggü. Vq. [%] – Säulen, rechte Skala) 695 2,1 690 1,8 685 1,5 680 1,2 675 0,9 670 0,6 665 0,3 660 0,0 655 -0,3 650 -0,6 2011 2012 2013 2014 2015 Bei Konsumausgaben oder Investitionen scheint die Nachfrage nicht mehr so robust zugelegt zu haben wie noch im ersten Abschnitt. Dennoch sollte eine Wachstumsbeschleunigung (nach 0,3% in der Vorperiode) möglich sein. Denn Außenbeitrag und Lagerentwicklung hatten das Wachstum zum Jahresauftakt zusammengenommen noch um einen halben Prozentpunkt gebremst und sollten nunmehr einen positiven Beitrag leisten, weil sich die Ausfuhrtätigkeit doch spürbar belebt hat. Prognose: Vq. 0,7% Vj. 1,5% Euroraum BIP, Schnellmeldung (Q2) (konstante Preise [2010], sb. – Linie; ggü. Vq. [%] – Säulen, rechte Skala) 2440 1,0 2430 0,8 2420 0,6 2410 0,4 2400 0,2 2390 0,0 2380 -0,2 2370 -0,4 2360 -0,6 Aus Spanien ist bereits eine weitere Wachstumsbeschleunigung auf 1,0% (nach zuvor 0,9%) zum Vorquartal gemeldet worden. Anders als in der Vorperiode sollte auch die deutsche Wirtschaft wieder zu den Zugpferden gehört haben. Demgegenüber muss für Frankreich oder auch die Niederlande aber mit einer Verlangsamung gerechnet werden. Als Warnsignal in diese Richtung muss die mehr oder minder stagnierende industrielle Ausbringung verstanden werden. Prognose: Vq. 0,3% Vj. 1,3% 2011 2012 2013 2014 2015 2 Konjunkturwoche Volkswirtschaft – 07.08.2015 Industrieproduktion (Jun) (Index [2010 = 100] – Linie; ggü. Vj. [%], n. sb. – Säulen, rechte Skala) 105 10 104 8 103 6 102 4 101 2 100 0 99 -2 98 -4 97 2011 -6 2012 2013 2014 2015 Im Mai war der Gesamtwert durch Sonderentwicklungen nicht nur in Griechenland sondern auch in den Niederlanden (Gasförderung) und Irland (Pharmabereich) maßgeblich gedrückt worden. Von einer Gegenreaktion ist hier nicht auszugehen. Da für die italienische und die deutsche Industrie für Juni schon eine stark rückläufige Ausbringung gemeldet worden ist, sollte somit ein weiterer Rückgang im Gesamtindex folgen. Quartalsdurchschnittlich hätte die Industrieproduktion im Euroraum damit stagniert. Auftragsdaten und die Umfragewerte zum Produktionstrend signalisierten jüngst allerdings, dass der Start in das zweite Halbjahr wieder besser verlaufen sein könnte. Prognose: Vm. –0,8% Vj. 0,7% US Einzelhandelsumsatz (Jul) (o. Automobile [Mrd. $] – Linie; ggü. Vj. [%] – Säulen, rechte Skala) 390 9 380 8 370 7 360 6 350 5 340 4 330 3 320 2 310 1 300 2011 0 2012 2013 2014 2015 Bei einer Sparquote von fast 5% besteht grundsätzlich noch Spielraum zu Ausgabensteigerungen oberhalb der aktuellen Einkommenszuwächse. Nachdem die winterliche Delle ausgebügelt worden ist, scheinen die Privathaushalte ihre Konsumausgaben dennoch nur vorsichtig auszuweiten. Orientiert man sich an den wöchentlich Meldungen zum Umsatzgeschehen (Redbook oder auch ICSC-Goldman), so ist auch für Juli jedenfalls nicht mit einer starken Umsatzbelebung zu rechnen. Auch im Konsumentenvertrauen wurden zuletzt Verschlechterungen verzeichnet, die allerdings angesichts der zuvor hohen Werte auch nicht über Gebühr beunruhigen sollten. Prognosen: Gesamt o. Automobil Vm. Vm. 0,3% 0,3% 3 Konjunkturwoche Volkswirtschaft – 07.08.2015 Produzentenpreise, Endnachfrage (Jul) (Kernrate [Nov. 2009 = 100], sb. – Linie; ggü. Vj. [%] n. sb. – Säulen, rechte Skala) 112 3,5 110 3,0 108 2,5 106 2,0 104 1,5 102 1,0 100 0,5 98 2011 0,0 2012 2013 2014 2015 Energiekosten und Nahrungsmittelpreise dürften die Entwicklung der Abgabepreise leicht gedämpft haben. Mehr Auftrieb war über die letzten beiden Quartale hingegen seitens der Lohnstückkosten zu beobachten. In den einschlägigen ISM-Teilindizes zu Vorleistungspreisen oder Lieferzeiten fehlten jedoch Signale für aufkommenden Preisdruck, so dass auch in der Kernrate noch mit einer Seitwärtsentwicklung gerechnet werden muss. Prognosen: Gesamt Vm. –0,1% o. Energie, Nahrung Vm. 0,0% Vj. –1,1% Vj. 0,4% Industrieproduktion / Kapazitätsauslastung (Jul) (Industrieproduktion, [2012 = 100] – Linie; ggü. Vj. [%] – Säulen, rechte Skala) 112 5,0 110 4,5 108 4,0 106 3,5 104 3,0 102 2,5 100 2,0 98 1,5 96 1,0 94 2011 0,5 2012 2013 2014 2015 Gemäß aktualisiertem Datenstand verlief die Entwicklung über die letzten vier Jahre weniger dynamisch als dies zuvor unterstellt worden war. Kumuliert blieben die Steigerungen um 2,4% hinter den alten Ansätzen zurück und die Kapazitätsauslastung wurde ebenfalls (von 78,4% auf 77,8%) nach unten justiert. Am aktuellen Rand spricht viel für eine leicht aufwärtsgerichtete Entwicklung und wenig für eine grundlegende Erholung. In der Energieträgerförderung bleiben weitere Steigerungen jetzt aus und der starke Dollar erschwert den Export. Doch immerhin waren die Auftragsdaten zuletzt wieder freundlicher und auch die Aktivitätsabfrage im Rahmen des ISM setzte ein ermutigendes Zeichen. Prognosen: Industrieproduktion Kapazitätsauslastung Vm. 0,3% 77,8% 4 Konjunkturwoche Volkswirtschaft – 07.08.2015 China Konsumentenpreise (Jul) (ggü. Vj. [%] – Linie; Gesamtjahr – Balken) 7 6 5 4 3 2 1 0 2011 2012 2013 2014 2015 Der Preisanstieg von Schweinefleisch sollte den Juni-Wert von 7% noch übertroffen haben. Die Teuerung dürfte damit den höchsten Stand seit fast einem Jahr erreicht haben. Auch abgesehen von den schwankungsanfälligen Nahrungsmittelpreisen wird sich die Rate in den nächsten Monaten jedoch langsam von ihren Tiefständen entfernen. Vor allem in den Ausgabenbereichen Wohnen und Konsumgüter sollte der Preisdruck zunehmen. Ein Anlass für Inflationssorgen besteht angesichts der schwächelnden Nachfrage jedoch auf absehbare Zeit nicht, worauf auch der zuletzt noch beschleunigte Erzeugerpreisrückgang (-4,5%) hinweist. Prognose: Vj. 1,5% Handelsbilanz (Jul) (Mrd. $, 12 Monatsdurchschnitt – Linie; Monatswerte – Säulen) 80 60 40 20 0 -20 -40 2011 2012 2013 2014 2015 Anders als in den meisten anderen Schwellenländern sind die – in US-$ berechneten – Exporte in diesem Jahr immerhin leicht gestiegen. Ein Grund dafür sind jedoch auch die rekordhohen Stahlexporte, die auf die bestehenden Überkapazitäten zurückzuführen sind. Nach dem Viermonatshoch im Juni dürfte bei den Exporten wieder ein Minus ausgewiesen werden. So haben die Einschätzungen der Einkaufsmanager zu den Exportaufträgen zuletzt eine merkliche Eintrübung angezeigt. Die Importe sind angesichts der gedrückten Rohstoffpreise den neunten Monat in Folge gefallen. Dabei belegt der bereits gemeldete scharfe Rückgang der südkoreanischen ChinaAusfuhren (-6,4%), dass sich die Importschwäche nicht nur auf Rohstoffe erstreckt. Prognosen: Handelsbilanzsaldo Ausfuhr Einfuhr 58,5 Mrd. € Vm. –2,5% –10% Vj. 5 Konjunkturwoche Volkswirtschaft – 07.08.2015 Frankreich BIP, Vorabschätzung (Q2) (konstante Preise [2010], sb. – Linie; ggü. Vq. [%] – Säulen, rechte Skala) 528 1,2 525 1,0 522 0,8 519 0,6 516 0,4 513 0,2 510 0,0 507 -0,2 504 -0,4 2011 2012 2013 2014 2015 Italien Die Banque de France erwartet eine merklich gemächlichere Entwicklung (+0,2%) im zweiten Quartal. Während der Konsum zu Jahresbeginn den Hauptimpuls gesetzt hatte und sich spiegelbildlich der Importüberhang stark ausgeweitet hatte (um 0,5 BIP-Punkte), ist nun mit deutlich langsamerem Anstieg im Privaten Verbrauch zu rechnen. Die Einfuhren könnten sogar leicht geschrumpft sein – ohne dass dies jedoch das Wachstum stützen würde. Denn die Einfuhren dienten im ersten Quartal auch dem Lageraufbau und mutmaßlich geht mit der Konsolidierung der Bestände nun eine Nachfragedrosselung einher. Alles in allem würde sichtbar, dass die Belebung zu Jahresbeginn trügerisch war und die Entwicklung in Frankreich weiterhin die gewünschte Dynamik vermissen lässt. Prognose: Vq. 0,2% Vj. 1,1% BIP, Vorabschätzung (Q2) (konstante Preise [2010], sb. – Linie; ggü. Vq. [%] – Säulen, rechte Skala) 412 0,6 408 0,4 404 0,2 400 0,0 396 -0,2 392 -0,4 388 -0,6 384 -0,8 380 -1,0 376 -1,2 2011 2012 2013 2014 Mit Blick auf Italiens Klimaindikatoren könnte man auf eine weitere Beschleunigung des Wirtschaftsgangs hoffen. Vor allem im Einzelhandel gab es zudem konkrete Anhaltspunkte für eine weitere Belebung. In den Auftragsund Produktionsdaten setzte hingegen erst zur Quartalsmitte eine durchgreifende Besserung ein. Insgesamt könnte das gute Ergebnis vom Vorquartal (+0,3%) wiederholt worden sein, wobei der Konsum, der im ersten Abschnitt noch gelahmt hatte, jetzt zur entscheidenden Stütze mutiert sein sollte. Prognose: Vq. 0,3% Vj. 0,5% 2015 Ansprechpartner: Uwe Dürkop, Tel.: 030/869 934 67 mailto:[email protected] 6
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