Internationaler Tag gegen Homophobie, Interphobie und Transphobie Aktionstag am 17. Mai in Halle (Saale) - Schwerpunkt: Rechte von Trans*-Personen Der Arbeitskreis QUEER Halle lädt anlässlich des „International Day against Homo-, Inter- and Transphobia“ (IDAHIT) zu Aktionen am Sonntag, dem 17. Mai 2015, auf den Marktplatz in Halle ein. Es sollen vielfältige Zeichen für die Gleichstellung und Akzeptanz von Menschen verschiedener geschlechtlich-sexueller Identitäten, Körperlichkeiten sowie Lebens- und Familienformen gesetzt werden. Höhepunkt ist um 17.05 Uhr ein Rainbowflash auf dem Marktplatz. Beim IDAHIT Halle (Saale) stehen in diesem Jahr die vorherrschende Transphobie sowie die Rechte transgeschlechtlicher Menschen im Mittelpunkt. In den Fachorganisationen in Sachsen-Anhalt ist Trans*-Identität häufig und zunehmend ein Thema. Immer wieder wird vom schwierigen Prozess der Anerkennung und von Erfahrungen mit Diskriminierungen berichtet. Für Transfrauen und Transmänner sind die medizinischen und vor allem rechtlichen Hürden im Rahmen der Transition sehr hoch. Länder wie Argentinien, Dänemark oder Malta haben dagegen Sondergesetze für Transsexuelle abgeschafft. Auch Transgender, genderqueere Personen oder Crossdresser müssen Erfahrungen mit verschiedenen Formen von Diskriminierung machen und leiden darunter, dass nicht wenige Menschen mit Uneindeutigkeiten, einem "Dazwischen" nicht zurecht kommen sowie massive Vorbehalte und Ablehnung äußern. Alexander Naß (Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland e.V.) und Martina Riehm (Arbeitskreis que(e)r_einsteigen des Studierendenrates der MLU) werden am 17. Mai kurz vor dem Rainbowflash zum Themenfeld Ausführungen machen. Sonntag 17. Mai 2015, ab 15 Uhr vor dem Ratshof auf dem Marktplatz in Halle (Saale): – gemeinsamer Infostand des Arbeitskreises QUEER Halle – Aktionen: Turteltäubchen, Privilegien-Parcour, Stereotypen-Püppchen, Fragewürfel, pinke Chillout-Lounge – Füllen von Luftballons für den Rainbowflash und Verfassen von Botschaften gegen Homo-, Inter- und Transphobie – Ansprachen von Alexander Naß und Martina Riehm zu Transphobie – 17.05 Uhr: Rainbowflash - Aufsteigen der Luftballons vor dem Ratshof Dem Arbeitskreis QUEER Halle gehören an: AIDS-Hilfe Halle/Sachsen-Anhalt Süd e. V., Begegnungs- und Beratungs-Zentrum „lebensart“ e. V., Dornrosa e. V., Arbeitskreis que(e)r_einsteigen des Studierendenrates der Universität Halle, Lesben-Stammtisch Halle, Jugendnetzwerk Lambda Sachsen-Anhalt e. V., DIE LINKE Halle, SPD Halle, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Halle. Hintergrundinformationen Am 17. Mai 1990 beschloss die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. Die Initiative zum Internationalen Tag gegen Homophobie ging von Louis-George Tin (Frankreich) aus. In vielen Ländern machen seit 2005 zahlreiche Organisationen mit Aktionen und Veranstaltungen auf Homophobie, Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen aufmerksam und fordern Respekt für Lesben und Schwule ein. In immer mehr Ländern und Städten wird am 17. Mai zudem die Diskriminierung von inter- und transgeschlechtlichen Menschen thematisiert. Homophobie bezeichnet die emotionale Abneigung bzw. kognitive Ablehnung gegenüber homo-, bi- und pansexuellen Menschen sowie Homosexualität allgemein. Ausdrucksformen sind Angst (auch die unbewusste Angst vor der Infragestellung der eigenen Identität), Hass, Vorurteile und ablehnende Einstellungen. Aus Homophobie können Diskriminierung und Gewalt erwachsen. Sozialwissenschaftler*innen ordnen Homophobie als eine Form "gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit" ein. Sie ist demnach keine phobische Störung im medizinischen Sinne. Ursachen für Homophobie sind vor allem Unkenntnis, traditionelle Geschlechterrollen, fundamentalistische Religiosität, fehlender Kontakt zu offen lebenden Lesben, Schwulen und Bisexuellen sowie unterdrücktes, verdrängtes homosexuelles Begehren. Interphobie bezeichnet die Ablehnung und Diskriminierung von intersexuellen Menschen sowie Zwischengeschlechtlichkeit. Ausdrucksformen sind Angst, Ausgrenzung, Tabuisierung sowie gesundheitlich nicht notwendige medizinische Eingriffe und gesellschaftliche Zwangszuweisungen. Transphobie bezeichnet die Ablehnung und Nicht-Akzeptanz von transgeschlechtlichen Menschen. Ausdrucksformen sind Angst, Vorurteile und negative Einstellungen. Aus Transphobie entstehen Benachteiligungen, Diskriminierung und Gewalt sowie rechtliche und andere Zumutungen bei der Transition. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Trotz Fortschritten in der rechtlichen Gleichstellung und gesellschaftlichen Akzeptanz ist auch in Deutschland das Ausmaß von Diskriminierung und Gewalt weiterhin erheblich. Die im Jahr 2010 durchgeführte EMIS-Studie, an der über 54.000 schwule und bisexuelle Männer aus Deutschland teilnahmen, ergab, dass 13 % aller Befragten Opfer körperlicher Gewalt geworden sind und 41 % Bedrohungen und Beleidigungen erlebten. In den letzten 12 Monaten vor der Befragung erlebten bei den unter 20-Jährigen 7 % Gewalt und 59 % mussten Erfahrungen mit verbaler Diskriminierung machen, bei den 20 bis 29-jährigen waren es 3 %, die geschlagen bzw. 41 %, die beleidigt wurden. Die LesMigraS-Studie zu Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, bisexuellen und Trans*-Menschen, an der sich im Jahr 2011 2143 Personen beteiligten, ergab, dass 30,7 % der Befragten wegen ihrer lesbischen/bisexuellen Lebensweise am Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz gemobbt wurden. 72,6 % der Frauen sind der Meinung, dass ihre Leistungen aufgrund ihrer lesbischen/bisexuellen Lebensweise schlechter bewertet wurden. Eine Studie von Anne Bachmann (Erhebung 2011) belegt, dass etwa zwei Drittel der schwulen Männer und die Hälfte der bisexuellen Männer Diskriminierung in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung erlebt hat. Häufigste Formen sind Beleidigungen, Bedrohungen und Ungleichbehandlungen, die vor allem am Arbeitsplatz und im Bekanntenkreis erlebt werden. 9% der schwulen Männer berichteten, in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung gewalttätig angegriffen worden zu sein. Eine Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte im Jahre 2012 in allen EU-Mitgliedstaaten und Kroatien ergab, dass sich zahlreiche Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* im Alltag nicht bekennen können. Viele verheimlichen ihre Identität und leben in Isolation oder Angst. Andere erfahren Diskriminierung oder sogar Gewalt, wenn sie ihre sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidenität offen leben. Eine Befragung im Bundesland Rheinland Pfalz (Erhebung 2013) im Auftrag der Landesregierung ergab, dass über die Hälfte der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* wegen ihrer sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität Benachteiligungen und Diskriminierung erleben mussten. Besonders wurden der öffentliche Raum und die Schule als Orte der Diskriminierung benannt. Insgesamt zeigt sich eine stärkere Benachteiligung der befragten transsexuellen Menschen gegenüber anderen Identitätsgruppen in nahezu allen Lebensbereichen. Zusammenstellung: Ants Kiel, BBZ „lebensart“ e.V., Stand: 30.04.2015
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