Statement von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner anlässlich

Bayerisches Staatsministerium für
Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie
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Es gilt das gesprochene Wort!
Sperrfrist: 29. April 2015, 10:30 Uhr
Statement
der
Bayerischen Staatsministerin
für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie
Ilse Aigner
anlässlich
der Jahrespressekonferenz 2015
am 29. April 2015
in München
Pressestelle:
Katrin van Randenborgh
Adresse:
Prinzregentenstr. 28, 80538 München
Telefon
089 2162-2290, -2291, -2663
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mobiles Internet
m.stmwi.bayern.de
Ich möchte Ihnen hier und heute die Wirtschaftsdaten
Bayerns präsentieren und erläutern.
Es wird um die Frage gehen, warum Bayern so
erfolgreich ist, aber auch darum, was die bayerische
Wirtschaftspolitik dazu beiträgt, dass Bayern so gut
aufgestellt ist, und was sie dazu beitragen kann,
damit es so bleibt.
Die gute Nachricht: Der Freistaat war im
vergangenen Jahr im Vergleich mit den anderen
deutschen Ländern einmal mehr in der
Spitzengruppe.
Die Wirtschaftsleistung ist 2014 gemessen am
Bruttoinlandsprodukt real um 1,8 Prozent gestiegen.
Der Bundesdurchschnitt war 0,2 Prozentpunkte
geringer, er lag bei 1,6 Prozent.
Vor allem in der längerfristigen Perspektive, zeigt
sich, wie robust und dynamisch die bayerische
Wirtschaft dasteht:
Seit dem Vorkrisenjahr 2008 hat das Wachstum real
9,7 Prozent betragen. Damit liegen Bayern weit vor
allen anderen Bundesländern und mit großem
Abstand über dem Bundesdurchschnitt von 3,9
Prozent.
Ja, wir liegen beim Wachstum 2014 hinter Berlin,
Sachsen und Baden-Württemberg. Das ist
keineswegs ein Ausdruck bayerischer Schwäche
sondern hat gute Gründe:
• Berlin als Stadtstaat können wir nicht mit Bayern
vergleichen. Würden wir Berlin mit München
vergleichen, dann würden wir schnell sehen, dass
der Aufschwung in der bayerischen Metropole zu
finden ist und nicht in Berlin.
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• Sachsens hohes Wachstum ist Ausdruck eines
Aufholprozesses.
• Und wer sich die bescheidenen badenwürttembergischen Wachstumszahlen der letzten
Jahre ansieht, der muss bekennen: Auch dort
muss der schon oft angekündigte Aufschwung,
den wir schon lange haben, endlich mal
ankommen.
Mit dem beigelegten Datenblatt können wir diese
Argumentation auch nochmals grafisch untermauern.
Ich bin kein Freund von allzu großer Prahlerei, aber
es ist durchaus eine Leistung, sich von einem
Spitzenniveau aus noch einmal zu verbessern.
Lassen Sie es mich so ausdrücken: es ist leichter
sich von der Schulnote 5 auf eine 4 zu verbessern,
als von einer 1 auf eine 1 mit Sternchen.
Das solide und langfristige Wachstum zahlt sich für
die Menschen in ganz Bayern aus: durch höhere
Gehälter und niedrigere Arbeitslosigkeit. Das ProKopf-Einkommen ist auf mittlerweile 39.601 Euro
gestiegen. Das ist der höchste Wert aller deutschen
Flächenländer. Ich bin angesichts dieses festen
wirtschaftlichen Fundaments, aber auch angesichts
der aktuellen Konjunkturindikatoren auch für dieses
Jahr optimistisch.
Bayern kann 2015 mindestens 2,2 Prozent
Wachstum erreichen, d.h., Bayern wird wieder besser
sein als der Rest. Das hat etwas mit der
Leistungsbereitschaft der Bevölkerung, aber auch mit
der Wirtschaftspolitik im Freistaat zu tun.
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Lassen Sie mich meine Ziele zusammenfassen:
• Wachstum von mindestens 2,2 Prozent in diesem
Jahr
• Vollbeschäftigung in nahezu allen Regionen des
Freistaates.
Schon jetzt bewegt sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit über 5 Millionen auf
Rekordniveau.
Ich rechne für die Jahresbilanz 2015 damit, dass wir
in rund 40 Prozent der bayerischen Landkreise und
kreisfreien Städte bei einer Arbeitslosenquote von
unter 3 Prozent faktisch Vollbeschäftigung erreichen
werden.
Wir hatten im Jahr 2014 eine durchschnittliche
Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent in Bayern, das war
Spitze unter den Bundesländern. Und wenn ich die
Arbeitslosenquoten der ersten drei Monate 2015 mit
den ersten Monaten 2014 vergleiche, dann sehe ich
bereits, dass wir dieses Jahr noch besser gestartet
sind
Auch die offenen Stellen der bayerischen
Unternehmen sind auf einem Rekordhoch.
Das zeigt, der Aufschwung ist da und die Chancen
auf dem bayerischen Arbeitsmarkt sind riesig.
Bayern hat beste Perspektiven.
Das zeigen auch die Prognosen zum demografischen
Wandel. Klar, die Bevölkerung altert und wir
bekommen weniger Kinder.
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Aber abgesehen von diesen natürlichen
Bevölkerungsbewegungen: In allen Regierungsbezirken erwarten wir bis 2032 mehr Zuwanderung als
Abwanderung. Ein klareres Zeichen für die
Attraktivität unseres gesamten Landes als diese
Abstimmung mit den Füßen gibt es nicht!
Es gibt aber auch Unsicherheiten, und es
bestehen Herausforderungen, denen sich die
Wirtschaftspolitik stellen muss.
Der schwache Euro und der niedrige Ölpreis, die
beide die Konjunktur beflügeln, können sich schnell
auch ändern. Umso mehr müssen wir auf Bundesund Landesebene aktiv dazu beitragen, dass sich der
Aufwärtstrend fortsetzt.
Ich sehe vor allem auf Bundesebene Handlungsbedarf. Und ich sehe es als meine Aufgabe an, dass
nach den vielen sozialpolitisch motivierten
Maßnahmen der großen Koalition nun ganz klar
wieder mehr Augenmerk auf eine wirtschaftsfreundliche Politik gelegt werden muss:
• Der Mindestlohn belastet die Wirtschaft laut
Normenkontrollrat mit rund 10 Milliarden Euro.
• Auch die Rente mit 63 belastet die Wirtschaft und
die Sozialkassen stärker als befürchtet, weil es
deutlich mehr Anträge auf vorgezogene Rente gibt
als erwartet.
Wir können aber auf Dauer nur verteilen, was
vorher erwirtschaftet worden ist. Das ist keine
neue Erkenntnis, sondern gehört zum kleinen
Einmaleins der Wirtschaftspolitik, das einige Kollegen
in der Bundesregierung mal wieder auffrischen
müssten!
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Wir müssen unnötige Belastungen für die Wirtschaft
vermeiden und Flexibilität erhalten, wo immer es
geht. Nur so sichern wir die Standortattraktivität und
kommen auch wieder auf ein höheres Niveau bei den
privaten Investitionen.
Ich setze mich deshalb zum Beispiel für eine
mittelstandsfreundliche Erbschaftsteuer und für den
Erhalt flexibler Arbeitsmarktinstrumente wie
Werkverträge und Leiharbeit ein.Schlechtes von der
Wirtschaft abzuhalten, ist aber nur die halbe Miete.
Wir brauchen auch bewusst positive Impulse.
Ich plädiere nachdrücklich für:
• die steuerliche Absetzbarkeit von Maßnahmen zur
energetischen Gebäudesanierung
• bessere steuerliche Rahmenbedingungen für
Wagniskapital
• mittelfristig den Abbau von Soli und kalter
Progression
Lassen Sie mich jetzt kurz ausführen, was ich als
Wirtschaftsministerin für die Zukunftsfähigkeit
der bayerischen Wirtschaft leisten werde.
Gründerland Bayern
Es ist Ihnen nicht verborgen geblieben, dass mir eine
Antwort auf die Frage, wie mache ich Bayern zum
attraktivsten Standort für Gründer und wie schaffe ich
für jene die bestmöglichen Bedingungen, zur
Kernaufgabe gemacht habe.
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Wenn Sie Aigner googeln, sollen Sie jenseits des
Lederwarenherstellers die Stichworte Gründer oder
Startups finden!
Ich will, dass Gründer ihre Heimat in Bayern haben
und ich will, dass sich rumspricht, dass die
Wirtschaftsministerin eine entsprechende
Atmosphäre schafft und tatkräftige Unterstützung
bietet.
Deshalb setzen wir zusätzlich Impulse vor allem für
technologieorientierte Start-ups und für Gründer:
• Mit dem Wachstumsfonds Bayern (Hebelung
von 250 Millionen Euro durch staatliches KoInvestment): schafft seit Frühjahr mehr
Wagniskapital für die Wachstumsphase junger
Start-ups
• Mit dem WERK1.Bayern: das wird der
Kristallisationspunkt für Internet- und Medienstandort Bayern
• Aber das reicht mir nicht: seien Sie sich sicher,
dass ich auf den Erfahrungen von WERK1.Bayern
und im Rahmen der Strategie Bayern Digital
weitere bayernweit wirksame Instrumente finden
werde.
Bayern Digital
Das zweite Aktionsfeld für die Zukunftsfähigkeit
Bayerns ist die Digitalisierung. Dabei geht es mir
darum, die enormen Chancen der Digitalisierung in
allen Wirtschaftsbereichen und in allen Landesteilen
Bayerns zu nutzen:
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• Leuchtturm ZD.B in Garching bündelt
Forschung, Kooperation/Wissenstransfer und
Gründerförderung; Themenplattformen zu allen
Schlüsselfeldern der Digitalisierung.
• Passgenaue Angebote für den Mittelstand
anbieten: Bayerns Mittelstand goes digital; unter
anderem mit einer Informationskampagne
Industrie 4.0 für KMU und Sensibilisierungsmaßnahmen zur IT-Sicherheit; weiteres dazu bei
meiner Regierungserklärung zur Digitalisierung
nächste Woche
Regionale Impulse
Die Instrumente zur Schaffung gleichwertiger Lebensund Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen liegen
im Wirtschaftsministerium - und sie werden genutzt:
Von einem Nord-Süd-Gefälle kann man bei einem
Abstand der Arbeitslosenquoten von nur mehr 1,2
Prozentpunkten zwischen dem besten und
schlechtesten Regierungsbezirk im Jahresdurchschnitt 2014 meines Erachtens wirklich nicht
sprechen
Ich werde mich weiterhin entschieden für
bestmögliche Standortbedingungen überall im Land
einsetzen und im Rahmen meiner Veranstaltungsreihe „Wirtschaftsgespräche in der Region. Bayerns
Zukunft gestalten“ weitere Anliegen von
Unternehmern und Politik vor Ort aufgreifen:
• Der Raum mit besonderem Handlungsbedarf
RmbH wird künftig weiter gefasst; ich fordere
deshalb für unsere erfolgreiche Regionalförderung
eine entsprechende Mittelaufstockung, denn sie
bringt Investitionen und Arbeitsplätze zu den
Menschen.
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• Wichtig für die Entwicklung der Regionen ist der
flächendeckende Ausbau von Forschungseinrichtungen und ein intensiver Wissens- und
Technologietransfer.Wir bauen deshalb
beispielsweise im Rahmen der NordbayernInitiative die außeruniversitäre Forschungslandschaft gezielt aus.
Lassen Sie mich noch einmal zusammenfassen:
1. Der Freistaat Bayern hat die bestmöglichen
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft - das
belegen die Zahlen, die ich Ihnen heute präsentieren
konnte,
2. Damit wir an diesen Erfolg dauerhaft anknüpfen
können, ist aktive Wirtschaftspolitik unter anderem
bei den Zukunftsthemen Gründer und Digitalisierung
notwendig. Das machen wir.
3. Wir werden nicht nachlassen, wirtschaftsfeindliche
Aktionen der großen Koalition zu hintertreiben.
Und nun stehe ich gerne für Ihre Fragen zur
Verfügung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.