Bayerische Staatskanzlei

Bayerische Staatskanzlei
Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, MdL,
anlässlich der Eröffnung der Bayerischen Landesausstellung
„Napoleon und Bayern“ am 29. April 2015 in Ingolstadt
Manuskriptfassung: Es gilt das gesprochene Wort.
- Anrede „Grüß Gott“ in meiner Heimatstadt! Herzlich willkommen zur Eröffnung
unserer Bayerischen Landesausstellung!
Von einem deutschen Historiker stammt der Satz:
„Am Anfang war Napoleon.“
Für das moderne Bayern trifft dieses Zitat besonders zu. Lieber Ludwig, Du
hast gerade davon berichtet: Unter Napoleon erhielten wir Königskrone und
Verfassung. Franken und Schwaben wurden Glanzstücke unserer Heimat.
Aufstieg und Fall Napoleons führen uns aber auch vor Augen: Von Bayern
lernen, heißt siegen lernen. Wir waren zuerst Feinde des französischen
Kaisers, dann Verbündete. Zuletzt wieder auf der Seite seiner Gegner
siegreich.
Kleingeister mögen uns rasche Positionswechsel vorwerfen. Ich sage: Das
war politisches Geschick. Wir Bayern haben unsere Interessen bestens
durchgesetzt. Das ist bis heute – 200 Jahre nach Napoleon – so geblieben.
Davon können unsere Freunde in Berlin ein Lied singen.
Unser bayerisches Selbstbewusstsein hat feste Wurzeln. Wir sind stolz auf
unsere Herkunft. Aus unserer Geschichte und unserer Tradition ziehen wir
Kraft zur Zukunft, Mut zur Innovation, Selbstbewusstsein im Wettbewerb.
Gerade im 21. Jahrhundert. Wer weiß, wo er herkommt, ist
selbstbewusster, gelassener und geht mit Schwung in die Zukunft.
Im weltweiten Dialog der Kulturen gilt: Misstrauen erntet, wer
Gleichmacherei und Beliebigkeit das Wort redet. Eine starke Identität ist
Grundlage für Dialog und Verständigung. Der Respekt vor anderen
Kulturen beginnt beim Stolz auf die eigene.
Unsere zusammenwachsende Welt ist keine Einheitsgesellschaft. Vielfalt
ist menschlich. Konformismus, Gleichmacherei und Nivellierung –
unmenschlich. Attraktiv ist das Individuelle, Einzigartige. Deshalb ist Bayern
so beliebt in aller Welt. Deshalb hat Bayerische Geschichte
Hochkonjunktur. Bester Beweis: der überragende Erfolg der Bayerischen
Landesausstellungen. Ich bin sicher: Auch die Ausstellung „Napoleon und
Bayern“ wird wieder ein echter Publikumsmagnet.
Sehr geehrter Herr Dr. Loibl,
ich danke Ihnen und Ihrem Team vom Haus der Bayerischen Geschichte
für Ihre großartige Arbeit: Außergewöhnliche Ideen, kraftvolle Botschaften,
kreative Lösungen. Eine Sternstunde der Ausstellungskunst. Eine Freude
für Kopf und Herz. Respekt und Anerkennung für Ihre Leistung!
Sehr geehrte Damen und Herren,
besonders freue ich mich über den Ort der diesjährigen Landesausstellung:
Jedem Ingolstädter schlägt heute das Herz höher. Wir Ingolstädter sind
stolz auf unsere Heimat. Auf wunderbare Bauten: Neues Schloss,
Asamkirche, Kreuztor. Auf das reiche Musikangebot, die blühende
Museumslandschaft. Klassikliebhaber, Kunstbegeisterte,
Geschichtsinteressierte. Alle kommen in Ingolstadt auf ihre Kosten.
Und die Bayerische Landesausstellung: ein strahlender Stern am weißblauen Kulturhimmel!
Wir Bayern lieben den kulturellen Reichtum unserer Heimat. Für uns sind
Kunst und Kultur kein Luxus, sondern Lebenselixier. Unser geistiges Erbe
ist uns Ansporn und Inspiration – Fundament unseres Erfolgs! Das macht
uns auch wirtschaftlich stark.
Unsere Unternehmen haben Klang und Namen in der Welt. Der
Wirtschafts-Motor Bayern brummt! Auch für diesen Erfolg steht Ingolstadt:
innovative Unternehmen, Handwerk und Mittelstand, Vollbeschäftigung,
besten Chancen für junge Familien. Die jüngste Großstadt Deutschlands
gehört zu den „Musterschülern“ im Freistaat.
Bei uns spielen Tradition und Innovation zusammen. Auf der ganzen Welt
ist „made in Bayern“ ein Gütesiegel ersten Ranges. Bayern ist
Zukunftsland. Wir haben die Strategie, wir haben die kreativen Menschen,
wir haben die Kraft für eine gute Zukunft! Und wir pflegen beste
Beziehungen mit unseren Partnern in aller Welt.
Exzellenz,
sehr geehrter Herr Botschafter,
die Franzosen gehören zu den engsten Freunden Bayerns. Wir blicken
heute gemeinsam auf unsere Geschichte. Ich freue mich sehr über Ihre
Worte bei der Ausstellungseröffnung. Herzlichen Dank für Ihren Besuch im
Freistaat.
Im Alltag vergessen wir all zu oft das Glück der Gegenwart. Deshalb
möchte ich heute daran erinnern: 70 Jahre nach Kriegsende ist aus der
früheren „Erbfeindschaft“ unserer beiden Völker eine innige Freundschaft
geworden.
Allein in Bayern lernen unzählige Schülerinnen und Schüler Französisch.
Haben mehr als 1.000 Schulen und Hochschulen, 400 Städte und
Landkreise Partnerschaften mit Frankreich.
Kaum ein anderes deutsches Land hat so vielfältige Beziehungen zu
Frankreich wie Bayern. Die Franzosen gehören zu den fünf wichtigsten
Handelspartnern des Freistaats. Das deutsch-französische Seminar im
bayerischen Fischbachau, die Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der
bayerisch-französischen Zusammenarbeit: großartige Beispiele gelungener
Kooperation. Beispiele des gelebten europäischen Gedankens.
Wir wissen: Diese Freundschaft ist nicht selbstverständlich. Über die
Gräben der Geschichte haben die Franzosen uns Deutschen die Hand zur
Versöhnung gereicht.
Ich erinnere an den Besuch des französischen Staatspräsidenten Charles
de Gaulle 1962 in München. In seiner Rede auf dem Odeonsplatz
beschwor er – in deutscher Sprache – die bayerisch-französische
Freundschaft. Und die Menschen im Freistaat haben ihm begeistert
zugejubelt.
17 Jahre nach Kriegsende diese großartige Geste der Aussöhnung! Der
deutsch-französische „Freundschaftsvertrag“ ist das Fundament für unser
vereintes Europa. Deshalb sage ich trotz vieler neuer Herausforderungen:
Die Europäische Union ist die genialste politische Idee der Neuzeit.
Menschenrechte, Toleranz, Solidarität, Vielfalt. Als Wertegemeinschaft
Europa haben wir eine gemeinsame Verantwortung: Wir müssen die Werte,
für die Europa steht, immer wieder entschieden verteidigen. Gegen
Vereinfacher, Hassprediger und fanatische Terroristen. Wir alle sind
„Charlie Hebdo“.
Freiheit und Demokratie brauchen Einsatz, Engagement, Zivilcourage und
Mut. Zeigen wir den Feinden unserer Gesellschaftsordnung: Wir weichen
nicht! Wir sind wachsam, wehrhaft und fest entschlossen. Alle
Generationen. Alle Demokraten. Bayern und Franzosen. Ganz Europa! Wir
stehen zusammen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
Goethe hat einmal gesagt:
„Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den
sie erregt.“
Herr Dr. Loibl: Auftrag erfüllt! Diese Landesausstellung bewahrt nicht
Asche, sondern entzündet Feuer.
Ich wünsche der Bayerischen Landesausstellung 2015 von Herzen großen
Erfolg. Im Sinne der Völkerverständigung viele Besucher von nah und fern.
Ingolstadt ist immer eine Reise wert!