46 Kolumne 8 Sekunden vor dem Volkshaus Stadtsicht 18.8. — 24.8.2011 Thom Luz [email protected] Ein junger Vater sitzt mit seinen Kindern unter einem Sonnenschirm in der Herbstsonne. Ja, in der Herbstsonne. Es ist prächtigstes Herbstwetter in Zürich, der Herbst ist die beste Jahreszeit des Jahres, Zürich ist die beste Stadt der Welt, alles bestens also. Ich beschwere mich nicht über den ausgefallenen Sommer, und ich meckere auch nicht an Zürich herum. Meckern ist unurban und unzeitgemäss. In Delhi meckert niemand, Reisende haben mir das versichert. Und was für Delhi zutrifft, soll auch für meine Kolumne gelten. Also, zurück zur jungen Familie: ein Vater, zwei Kinder, Mädchen und Bub, beide jünger als zehn Jahre, alle drei Hochdeutsch sprechend. Das ist insofern wichtig, als dass das schöne, hochdeutsche Wort «quengeln» zur Anwendung kam: «Quentin, hör auf zu quengeln, du nervst», sagte der Vater zum Sohn. Ob dem Vater die schöne Silbendoppelung in seinem Satz aufgefallen ist? Mir ist sie aufgefallen, und dass der Junge Quentin heisst, war nach einem zweiten Blick auf des Vaters Outfit mit dessen offensichtlicher Liebe zum Stil der Filme von Herrn Tarantino erklärt und gerechtfertigt. Quentin quengelte also, laut und lange. Auf Facebook hatte der Kommentar «Nörgelnde Kinder sind ein Pleonasmus» acht Likes. Aber ich greife das Thema nicht auf, nur visionslose Kolumnisten schreiben über nervende Kinder, und was auf Facebook recht und billig ist, muss für meine Kolumne nicht unbedingt auch gelten. Zurück zu Quentin: Absolut filmreif war seine schlagfertige Antwort auf des Vaters Zurechtweisung. Hier der ganze Wortwechsel, in einer Tarantino-Rückblende von Anfang an: Vater: «Quentin, hör auf zu quengeln, du nervst». Sohn: «DU wolltest Kinder!» Ich prophezeie dem Jungen eine goldene Zukunft. Die Züri-macher Heinz Entzeroth Stephanie Rebonati (Text) und Paola Caputo (Bild) Sie sind der Erfinder von Sorbetto. Was wären Sie ohne Ihr Kulteis? Ein armer Mann. Ein Löffel Ananas-Sorbet soll gleich schmecken wie eine Ananas aus dem Kühlschrank, ist Ihr Motto. Wie gelingt Ihnen das? Frische Zutaten verwenden, aber nur so viele wie nötig, nicht überzuckern und übersäuern. Und viel Herz. Glace ist eine Herzensangelegenheit. Das klingt nach einer romantischen Tätigkeit. Es ist vor allem eines: herausfordernd. Man hat eine konkrete Idee im Kopf und muss es dann irgendwie hinkriegen, dass es auf der Zunge dann auch so schmeckt. Woran erkennt man gut gemachte Glace? Wenn man nach einer Glace ein Glas Wasser trinken muss, weil die Zunge klebrig ist vor lauter Hilfsmittel, ist es eine schlechte. Möchte man eine zweite, ist es eine sensationelle. Wie wichtig ist die Farbe? Mit Kindern komme ich so sehr schnell ins Gespräch. Und ich frage sie, ob sie ein rotes oder gelbes wollen. Erwachsene interessiert meist nur der Geschmack. Sie machten zum ersten Mal seit über 20 Jahren eine Sommerpause. Wohin gings in die Ferien? Ich bin vom Bellevue nach Rotterdam geradelt. Zuerst die Limmat entlang, dann die Aare und den Rhein. Ich habe viele Glaces probiert, um herauszufinden, wie sie andernorts schmecken. Ihr Verdikt? Sobald das Eis von einem kleinen Produzenten hergestellt wird, spürt man die Herzensfreude, und es schmeckt einfach besser als vom Grossisten. Glace-Pionier Heinz Entzeroth (54) kaufte sich 1988 ein Glace-Velo, gründete Sorbetto-Ice-Cream und verkaufte am Zürichsee erstmals sein Gefrorenes. Heute produziert er in Hottingen 2000 Becher Glace pro Tag und beliefert damit Szenebeizen und Delikatessengeschäfte.
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