Heinz Rudolf Kunze Julia Ginsbach Heinz Rudolf Kunze/Jens Carstens/Julia Ginsbach: Quentin Qualle: „Die Muräne hat Migräne“ „Rock am Riff“ „Halligalli bei Zirkus Koralli“ Didaktische Überlegungen: Da alle drei Geschichten von der gleichen Hauptperson handeln, erscheint es sinnvoll, einige gemeinsame didaktisch – methodische Überlegungen anzustellen. Gleiches gilt für die Formen der Aneignung von Text, Bild und Musik (Verstehen) sowie mögliche Nachdenkfragen (hinterfragen). Zu jeder Geschichte gibt es eine CD. Alle CDs beginnen mit dem Lied „Ich bin Quentin Qualle“. Insofern bietet es sich an zunächst das Lied anzuhören und den Text zu besprechen, da dieser in Gestalt von Merkmalen Auskunft über die Hauptperson erteilt. Auf diese Weise lassen sich die Handlungen in den Geschichten besser verstehen und beurteilen. Indem die Geschichten das Leben von Meeresbewohnern vermenschlichen, kommen Sie dem häufig noch animistisch und anthropomorph geprägten Weltbild von Grundschulkindern entgegen. Die Lebensgewohnheiten und Tagesabläufe der dargestellten Familie ähneln in fast allen Dingen denen einer menschlichen Gemeinschaft. Auch die Muränen, Krebse und Seewölfe können als Metaphern für bestimmte Menschengruppen verstanden werden. Die geschilderten Konflikte bzw. Probleme und ihre Lösungen widerspiegeln durchaus Erfahrungen, wie sie im menschlichen Leben immer wieder vorkommen. Insofern eignen sich die Geschichten besonders für ethische Diskurse, die sich mit den Fragen menschlichen Verhaltens, dem „guten“ Leben und dem Nachdenken über die eigene Person beschäftigen. Formen der Aneignung von Text, Bild und Musik (Verstehen): Generell eignen sich für alle drei Geschichten die im Katalog aufgeführten Methoden zur Aneignung und zum Verstehen von Text, Bild und Musik. Für jede Geschichte sollte eine Methode aus den Bereichen „szenische Spiel“, „Ästhetischer Bildschlüssel“, „Lesedidaktik“ und „Begriffsbestimmung“ zur Anwendung kommen. Da es sich um Bilderbücher handelt, kommt den bilddidaktischen Einstigen besondere Bedeutung zu. Für individuelle, abschließende Bewertungen der jeweiligen Geschichte besitzt das Verfassen von „Elfchen“ einen hohen Stellenwert. Mögliche Nachdenkfragen (Hinterfragen): CD „Ich bin Quentin Qualle“ Wenn wir einen Cluster „Quentin Qualle“ erstellen, welche Eigenschaften(Attribute) würden wir notieren? Im Weiteren werden Fragen gestellt, die zur Selbstreflexion ermuntern: Vergleiche dich mit Quentin: Was habt ihr gemeinsam, was unterscheidet euch? Welche Eigenschaften von Quentin, die euch fehlen, hättet ihr gern? Warum? Fertigt einen Cluster von euch selbst an. Wer oder was bestimmt, wer oder was wir sind und was wir werden? Wie möchtet ihr werden? 1 „Die Muräne hat Migräne“ Inhaltsangabe Hans, die Muräne, hat ganz schlimme Migräne. Geschieht ihm recht, denken viele der kleinen Meeresbewohner. Sie haben nämlich große Angst vor den nimmersatten Muränen. Nicht so Quentin. Der tapfere Quallenjunge will Hans helfen. Eine heilende Alge aus seinem Garten soll die Kopfschmerzen lindern. Und – wer weiß – vielleicht kann so eine kleine Geste auch die Muränen zum Umdenken bewegen… Eine Geschichte von Quentin Qualle, die zeigt, dass Hilfsbereitschaft wichtig ist und jeder eine zweite Chance verdient. Didaktische Überlegungen: Die Geschichte erzählt er Konflikt, der so oder anders auch in menschlichen Gemeinschaften vorkommt. Dabei stehen durchaus menschliche Verhaltensweisen im Vordergrund, die sich alle zum Hinterfragen eignen: Neid, Missgunst, Dominanz gegenüber anderen, unterschiedliche Interessen, Gruppenbildung mit Anführern, aber auch die Bereitschaft zu helfen und Konflikte auf der Grundlage der Interessenabwägung zu lösen und sich dabei nicht von fragwürdigen Kategorien wie „gut“ und „schlecht“ oder „richtig“ und „falsch“ leiten zu lassen. Formen der Aneignung von Text, Bild und Musik (Verstehen): Lesedidaktisch empfiehlt sich eine Mischung aus integrativem und analytischem Verfahren(vgl. Methodenkatalog): Der beim integrativen Verfahren geforderte, gestaltete Ausstieg, könnte durchaus in Form eines „Elfchens“ geschehen. Für die in der dritten Phase des analytischen Verfahrens (Bearbeitung) beschriebene Weiterverwendung des Buches als Partitur kämen zu verschiedenen Bildern (Seitennicht nummeriert – 1, 6, 9, 13/14,19/20, 23/24) die Methoden der ersten Annäherung, der Fragen an das Bild und des freien Assoziierens, des Bilderdiktats und des Standbildbaus (z. B. S. 23/24, vgl. Methodenkatalog) in Betracht. Die Methode der Begriffsbestimmung (vgl. Methodenkatalog) könnte am Begriff „helfen“ erprobt werden. 2 Mögliche Nachdenkfragen (Hinterfragen) Brauchen Menschen auch einen Anführer, der einem sagt was richtig und was falsch ist? Wer sagt das uns Kindern? Wie können wir selber herausfinden, was richtig und was falsch ist? Warum gefällt es Quentin nicht, wenn seine Mitschüler der „grausigen“ Muräne Hans eine Krankheit wünschen? Warum wünscht man anderen Menschen etwas Schlechtes? Welche Eigenschaften von Quentin werden in dieser Geschichte sichtbar? Warum helfen wir anderen? Soll man auch Menschen helfen, mit denen man nicht befreundet ist? Sieht Hilfe immer gleich aus? Welche Unterschiede kennt ihr? Was bedeutet eigentlich „helfen“? Ist es immer so einfach, seine Essgewohnheiten zu verändern wie in dieser Geschichte? Was würdest du von deinem Speiseplan streichen, wenn dich jemand direkt oder indirekt dazu zwingen würde? Können Tiere entscheiden, was sie essen möchten und was nicht? Ist das Leben ohne Abenteuer langweilig? Welche Abenteuer würdest du dir wünschen? Mit der beiliegenden CD lassen sich zudem noch Themen wie „Familie“, „Freundschaft/Liebe“ und „Hilfe/Solidarität“ in den Schritten „Eigenes Vorstellungsleben auf den Begriff bringen“ sowie „Versuch einer Begriffsklärung“ auf philosophierende Weise bearbeiten. „Rock am Riff“ Inhaltsangabe Was liegt da nur für ein merkwürdiger Kasten auf dem Meeresboden? Daraus kommt doch tatsächlich Musik! Quentin Qualle und seine Freundin Gabi Garnele wundern sich. Am nächsten Morgen ist die geheimnisvolle Musikkiste verschwunden – die Krebse haben sie sich geschnappt. Da hat Quentin die zündende Idee, einen Bandwettbewerb zu veranstalten: Quentins Gruppe Status Q tritt an gegen Krabba, die Band der Krebse. Der Gewinner kann das Radio für immer behalten. Doch ausgerechnet jetzt darf Rochen Jochen, der Bassist von Quentins Band, nicht spielen – sein Vater hat es ihm verboten. Ob Quentins Band auch ohne den Freund gewinnen kann? Dieses Abenteuer von Quentin Qualle zeigt liebevoll, wie wichtig es ist zusammen zu halten und wie Musik Gemeinschaft schaffen kann. 3 Didaktische Überlegungen: Es wird eine Geschichte erzählt, die mit der Frage, wem ein Fund gehört, beginnt, einen daraus entstehenden Konflikt sowie einen überraschenden Lösungsvorschlag thematisiert, die Frage nach der Eignung von Musik für inszenierte Wettbewerbe aufwirft und schließlich einen Anreiz bietet, über das Wesen von (wahrer) Freundschaft nachzudenken. Daneben kommen die „Vermüllung der Weltmeere“ und die gemeinschaftsfördernde Funktion von Musik ins Spiel, die ebenfalls Fragen zu menschlichen Verhaltensweisen und Vorlieben aufwerfen. Formen der Aneignung von Text, Bild und Musik (Verstehen): Lesedidaktisch erfordert dieser Text eher identifikationsfördernde Anregungen sowie das integrative Verfahren einschließlich einem „Elfchen“(vgl. Methodenkatalog). Die Diskussion zwischen Quentin und Alberto über das Eigentumsrecht am gefundenen Kofferradio ließe sich ebenso als szenisches Spiel inszenieren(vgl. Methodenkatalog) wie die Vereinbarung eines musikalischen Wettbewerbs und das abschließende Gespräch über die zukünftige, gemeinsame Verwendung des Radios. Zur symbolisieren von Begriffen wie „Streit“ und „Freundschaft“ wären auch Standbilder, die nach den jeweiligen Szenen gebaut würden, hilfreich(vgl. Methodenkatalog). Für den ästhetischen Zugang zu ausgewählten Bildern des Buches eignen sich in besonderer Weise die Bildschlüssel, die erste Annäherung einschließlich Fragen an das Bild und freies Assoziieren, der „Fünf – Sinne – Check“, der „Chinesische Korb“ sowie das Bilderdiktat(vgl. Methodenkatalog). Mögliche Nachdenkfragen (Hinterfragen): Wem gehört das Kofferradio, Quentin oder Alberto(Gründe)? Warum würden Quallen und Krebse gern das Kofferradio besitzen, wo sie doch selber Musik mit ihren Bands machen? Warum werfen die Menschen so viele Dinge(Müll, etc.) ins Meer? Wie findest du den Vorschlag einen musikalischen Wettbewerb zu veranstalten, umso zu entscheiden, wem das Kofferradio zukünftig gehört? Hättest du einen anderen Vorschlag gehabt? Ist es gerecht, dass der Sieger das Radio behalten darf? Welche Eigenschaften von Quentin werden in dieser Geschichte sichtbar? Warum ist Quentin ein guter Freund? Verhält sich auch Alberto wie ein Freund? Woran könnte man noch erkennen, dass Menschen befreundet sind? Was muss man können, um ein guter Freund zu sein? Glaubst du, dass du ein guter Freund sein kannst? (Anmerkung: Aristoteles hat darauf hingewiesen, dass es nicht darauf an käme, wie viele Freunde man habe, sondern dass man selbst „Freund“ sein könne. “ Freund sein können“ wird demnach als Charaktereigenschaft verstanden). 4 Die beiliegende CD eröffnet Möglichkeiten für philosophische Denkbewegungen zu Fragen „Kann Musik resp. ein Kofferradio uns froh machen?“(Nachdenken über das Wesen und die Bedeutung des „Frohseins“), „Widersprüche zwischen Pflicht und Freizeit, dem eigenen Selbstverständnis(„Bassmann“) und den Erwartungen anderer, den Verpflichtungen aus einer Gruppenzugehörigkeit(er wird als Bass gebraucht) und den Anforderungen, die sich aus subjektiven Notwendigkeiten(„Lernen“) ergeben und vielen Kindern und Jugendlichen wohl vertraut sind. Auch der Vergleich von Lebensweisen(„Schwimmen“, „Fliegen“, „Gehen“), die wiederum an bestimmte Lebenswelten gebunden sind, bietet sich als Thema für Nachdenkgespräche an. Dabei kämen auch die Begriffe „Heimat“ und „Zuhause“ ins Spiel, die hinterfragt werden sollten im Sinne Hegels: Wo das Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich ist, schlägt die Stunde der Philosophie. „Halligalli bei Zirkus Koralli“ Inhaltsangabe Circus Koralli ist zurück! Quentin Qualle und die anderen Meereskinder sind außer sich vor Freude und können kaum die erste Vorstellung erwarten. Aber diese droht ins Wasser zu fallen, denn Clownfisch Cleo ist verschwunden. Zirkusdirektor Waldemar Wahl ist ratlos. Soll er die Vorstellung absagen, wenn Cleo nicht rechtzeitig zurückkehrt? Das darf nicht passieren! Quentin macht sich auf die Suche nach dem Vermissten und findet seine Clownsnase ganz in der Nähe der Höhle der Seewölfe. Ob diese übellaunigen Meeresbewohner mit Cleo Verschwinden etwas zu tun haben? Dieses Abenteuer des mutigen Quallenjungen Quentin zeigt, wie schön es ist, gemeinsam zu lachen und für einander einzustehen. Didaktische Überlegungen: Die Freude einer Familie auf den bevorstehenden Zirkusbesuch wird getrübt durch die Nachricht vom Verschwinden einer Hauptfigur, dem Clownsfisch Cleo. Der Zirkusdirektor erwägt sogar, die Vorstellung ausfallen zu lassen. Offensichtlich geht er davon aus, dass ein Großteil des Publikums nur wegen Cleo erscheint. Die Nachvollziehbarkeit der jeweiligen Handlungsgründe bleibt in der Geschichte offen und wird nicht weiter thematisiert. So entstehen ausreichend Anlässe für einen hinterfragenden Zugang, der sich in den „handwerklichen“ Fragestellungen „Ist das immer so? Ist das bei allen so? Könnte es vielleicht auch anders sein?“ ausdrückt. 5 Gleiches gilt auch für das Vorgehen Quentins, die Haltung der Seewölfe, deren Scham nach Quentins Rede, aber auch den Entschluss, die Zirkusvorstellung gemeinsam zu besuchen. Indem am Ende die Erfahrung des gemeinschaftlichen Lachens über die egoistische Haltung der Seewölfe, sich ein Vergnügen allein zu gönnen, siegt, entstehen weitere Fragen nach dem sozialen Wesen des Menschen. Formen der Aneignung von Text, Bild und Musik (Verstehen): Der Einstieg in das Buch wäre mithilfe von zwei „Blitzlichtern“ denkbar: Im ersten Fall wird das Titelbild bei abgedeckter Überschrift mit der Frage „Was denkt ihr, was geht euch durch den Kopf, wenn ihr dieses Bild seht?“ präsentiert. Im zweiten Fall lautet die Frage schlicht „Was denkt ihr, was geht euch durch den Kopf, wenn ihr das Wort ‚Zirkus‘ hört?“ Lesedidaktisch empfiehlt sich zunächst die erste Phase (Hinführung) des analytischen Verfahrens, bevor auf das integrative Verfahren zurückgegriffen werden kann(vgl. Methodenkatalog). Quentins Rede an die Seewölfe sollte als Texttheater inszeniert werden, wobei der Text ausschließlich auf die wörtliche Rede beschränkt wird. Die Aufteilung des Textmaterials sollte so erfolgen, dass kein Kind mehr als drei Wörter sprechen muss. Möglicherweise ist es für in diesem Metier unerfahrene Gruppen zweckmäßig, lediglich zwei oder drei Sätze aus der Rede für ein Texttheater auszuwählen. Bilddidaktische Zugänge sind wie bei den beiden anderen Titeln bei fast jedem Bild möglich. Auch ein „Elfchen“ könnte wiederum als eine Art „reflexives Resümee“ am Ende des gemeinsamen Philosophierens über die Geschichte stehen. Mögliche Nachdenkfragen (Hinterfragen): Was ist für dich schön am Zirkus? Würdest du auch die Vorstellung ausfallen lassen, weil ein wichtiger „Mitspieler“ fehlt? Gibt es für jeden und alles einen Ersatz? Welche Eigenschaften von Quentin werden in dieser Geschichte sichtbar? Kann man zum „Lustigsein“ gezwungen werden? Lachst du lieber allein oder in Gemeinschaft? Klingt Lachen immer gleich? Welche Unterschiede kennst du? Was gibt es für Gründe, warum Lachen verschieden klingen kann? „Der Klang eines Lachens ist für mich immer die kultivierteste Musik der Welt gewesen“(Sir Peter Ustinov). Was haben der Klang eines Lachens und Musik gemeinsam, was unterscheidet sie? (Nicht – wertendes Vergleichen, siehe Methodenkatalog). Warum ändern die Seewölfe zum Ende der Geschichte hin ihr Verhalten? Was kann Menschen veranlassen, ihr Verhalten zu ändern? Die beiliegende CD regt zu vielfältigen Reflexionen an, die nicht selten in philosophische Denkbewegungen hinein führen. So lässt sich über menschliche Verhaltensweisen nachdenken(„Warum begeistern sich so viele Menschen für die Zirkuswelt?“) oder über Kinderwünsche zu philosophieren, zum Beispiel: 6 -Warum sind Wünsche verschieden? -Was unterscheidet erfüllbare und unerfüllbare Wünsche? -Woher kommen unsere Wünsche? Warum haben Menschen überhaupt Wünsche? -Wie wäre es, wenn wir gar keine Wünsche hätten? -Wie wäre es, wenn alle unsere Wünsche erfüllt wären? Auch die Sehnsucht vieler Menschen, mehr über andere, unbekannte Lebenswelten zu erfahren, die Bedeutung von Fragen (nicht nur der Kinder!) oder die kritische Auseinandersetzung mit dem Medienangebot („Plapperschlange“/Fernsehen) ließe sich für nachdenkliche Gespräche aufgreifen. 7
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