Aargauer Zeitung vom 23. April 2015 - theater

Ueli mit Heugabel und Handy
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Aufführungen «Ueli de Chnächt 2016»
Staufen Sind Gotthelfs Ueli und die heutige Jugend so verschieden, wie ihr
Äusseres vermuten lässt? In «Ueli de Chnächt 2016» sucht das Freilichttheater
Staufberg nach Antworten
Ruth Steiner
«Ueli de Chnächt 2016» heisst die neue Produktion des Freilichttheaters
Staufberg. Anders, als bei «Vatto, der Zeitenwanderer», wo sich die TheaterVerantwortlichen vor zwei Jahren mit der Geschichte des helvetischen Feldherrn
Vatto möglicherweise etwas zu experimentierfreudig gezeigt hatten (und die
Aufführungen unter freiem Himmel von der Witterung nicht gerade begünstigt
waren), wendet man sich mit der kommenden Inszenierung auf dem Staufberg
jetzt prominentem Stoff zu.
Das Theater basiert auf dem gleichnamigen Roman des Heimatschriftstellers
Jeremias Gotthelf. Und wie das Vorgänger-Stück stammt das Skript aus der
Feder des Wohler Autors Peter Locher. Wohl will Locher mit einer bekannte
Geschichte das Publikum locken: «Die Leute erwarten Gotthelf, den sollen sie
auch zu sehen bekommen», unterstreicht er das dramaturgische Konzept.
Trotzdem will er nicht einfach nur eine geschichtliche Abhandlung wiedergeben.
Hinweis darauf ist die Jahrzahl 2016 im Titel. Sie führt zur konkreten Erzählung.
Ueli aus verschiedenen Epochen
Im Theaterstück verbringen Jugendliche ein Wochenende in einem alten
Bauernhaus. Bewaffnet mit Schlafsack und einer Kiste Bier richten sich die
jungen Leute im Hof des einsturzgefährdeten Hauses ein und machen Party. Sie
stöbern in all dem staubübersäten Ramsch und Plunder, der sich in den alten
Räumen befindet. Dabei fördern sie ein Buch zutage: Es ist «Ueli der Knecht»
von Jeremias Gotthelf.
Interessiert blättern die Mädchen und Buben im vergilbten staubigen Werk: In
der Folge begegnen sich zwei Welten, die zeitlich zwar über einhundertfünfzig
Jahre auseinanderliegen, sich in ihren Freuden und Nöten jedoch näher sind, als
man vorerst denken könnte. «Die beiden Ueli könnten Zwillingsbrüder sein, die
allerdings aus verschiedenen Epochen stammen», sagt Locher, der gleichzeitig
auch Regie führt. Der Ueli der Vergangenheit errichtet mit der Gabel
Heuschochen, der Ueli der Moderne ist mit Handy und Tablet ausgerüstet.
Unterscheiden tun sie sich auch in ihrer Ausdrucksweise: Ueli aus dem 19.
Jahrhundert verwendet in seiner Sprache ganz andere Begriffe als die heutige
Jugend. Locher verspricht eine süffige Geschichte mit allem Drum und Dran –
vom Herzschmerz bis zur Schlägerei.
Bis zu 40 Akteure auf der Bühne
Gespielt wird wieder auf der Pfarrwiese auf dem Staufberg. «Die natürliche
Kulisse bietet eine herrliche Rundsicht ins Aare- und Seetal», sagt Markus Moser,
Produktionsleiter und und Präsident des Freilichttheater-Vereins. Er ist
zufrieden, dass das bewährte Organisationskomitee zu grossen Teilen mit dabei
ist. Die musikalische Leitung liegt bei Urs Erdin, der bereits für die bisherigen
Theater die Musik komponiert hat, für die Choreografie ist Tanzlehrerin Simone
Frey zuständig.
Noch wird am Theater-Inhalt gefeilt. Bis im August wird er fertig sein. Jetzt
werden Laien-Schauspieler für die Inszenierung gesucht. Markus Moser rechnet
mit etwa 40 Akteuren auf der Bühne, davon 20 bis 25 mit Sprechrollen, die
übrigen, das ist der Chor, repräsentieren das Volk. Hinzu kommen weitere gute
Geister, die neben und hinter der Bühne mitwirken werden.
Info-Veranstaltung für interessierte Mitwirkende
«Die Leute erwarten Gotthelf, den sollen sie auch zu sehen bekommen.»
Peter Locher Autor
Das Freilichttheater «Ueli de Chnächt 2016» wird im Juni 2016 insgesamt 16-mal
gespielt. Am 30. Mai 2015, um 10 Uhr findet im Zopfhaus, Staufen, eine
unverbindliche Informationsveranstaltung statt für alle, die gerne beim Theater
mitwirken möchten: für interessierte Laien-Schauspieler wie auch für Helfer. Im
September ist ein Casting für die verschiedenen Rollen vorgesehen. Im
November wird mit den Proben begonnen. Das OK ist derzeit noch nicht ganz
vollständig. Vakant sind zwei Ressorts. Gesucht werden eine verantwortliche
Person für die Theaterbeiz/Verpflegung und jemand für die Regieassistenz. Bei
Letzterer ist einschlägige Erfahrung nicht unbedingt nötig. «Man kann Schritt für
Schritt in die Aufgabe hineinwachsen», beruhigt Produktionsleiter Markus
Moser. (str)
Ueli mit Tablet und Handy ist ein aufgeklärter junger Mann. Ist er seinem
Namensvetter doch ähnlicher, als man denkt? zVg
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe vom 23.04.2015.
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