Privatperson rettet Wandrelief - Handwerk in der Denkmalpflege

07. Mai 2015
Seite: 5
Autor: Maria Zachariadis
Zürichsee-Zeitung Meilen
8712 Stäfa
tel. 044 928 55 55
www.zsz.ch
Auflage
Reichweite
Erscheint
Fläche
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13'896
28'000
6 x woe
76'891
2'400
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mm2
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Privatperson rettet Wandrelief
MÄNNEDORF/ZÜRICH Die Keramikwand
Und
so
steht
Ueli Fritz
vor
dem Wandbild und weiss, dass er
auf freiwilliger Basis handeln
wird. Der Lauf gegen die Zeit
beginnt. Was auf ihn wartet, ist
Knochenarbeit. Von Dienstag bis
Samstag pendelt der 58 -Jährige
aber die Hände gebunden, weil täglich vom Bernbiet nach Zürich.
das Gebäude selber nicht im BauDie Zuständigen der FGZ haben
inventar figuriert, ein Eingreifen ihm grünes Licht für den Einsatz
also nicht mehr möglich war.
gegeben. Eigenhändig löst er
Tochter ruft zur Rettung auf
minutiös jede Keramikkachel einUnabhängig von Daniel Wolf zeln mit Diamantscheibe und
hatte sich die Tochter der Künst- Bohrhammer vom Zement der
lerin, Kathrin Haesler, in ihrer Backsteinwand. Er ist froh, dass
Verzweiflung an die ZSZ gewandt. einige seiner Studierenden sich
Ihr Ziel war, Interessierte anzu- spontan bereit erklären, Hand
sprechen, die bereit wären, zur anzulegen. Sie betrachten ihren
Rettung beizutragen. Die dama- Einsatz als Anschauungsunterlige Eigentümerin des Wand- richt, der zudem Sinn macht.
reliefs, die Familienheim -Genos- Froh ist Fritz auch, dass ihm ein
senschaft Zürich (FGZ), die einen Bauer vom Seeland gratis 200
Neubau plante, konnte mit dem Kartoffelkisten überlässt, um dar-
der Mannedörfler Künstlerin Maja von Rotz in einem Zürcher
Quartierzentrum sollte abgerissen werden.
Nun ist das Werk in letzter Minute gerettet worden.
Maria Zachariadis
Es wurde sehr knapp. Nur gerade
acht Tage, bevor am 28.April
mit dem Abbruch des Zürcher
Quartierzentrums Friesenberg
begonnen wird, steht Ueli Fritz
dem Keramikwandbild der
Mannedörflerin Maja von Rotz.
Das Werk ist dort seit 1960 Teil der
Kunst am Bau (die ZSZ berichtete
am 10. April). Dem Restaurator
und Dozenten an der Hochschule
der Künste in Bern wird bewusst,
dass er es mit einem zeittypischen
vor
Kunstwerk von hoher Qualität
zutun hat, dessen Zerstörungver-
hindert werdenmuss. Dabei kennt
er weder die Arbeiten noch die
in die Einzelteile für Transport
international bekannte Keramik- Werk nichts anfangen.
und Lagerung aufzuschichten.
«Zwei,
drei
Leute
meldeten
künstlerin, die 2006 im Alter von
sich mit netten Ideen, die es gut Neuer Standort gesucht
82 Jahren verstarb.
meinten und von Crowdfunding Einen Tag vor dem Abriss, am 27.
Per Zufall gesehen
sprachen», erzählt Haesler, «doch
Bis zu jenem Tag, als Ueli Fritz wir konnten nicht abwarten, bis April, kehrt Ueli Fritz nochmals
einen Anruf von Daniel Wolf, der das Geld da war.» Sie hatte darauf zur Baustelle zurück. Keramikals Architekturhistoriker für die den Zeitungsartikel an «alle mög- experte Strübin ist ebenfalls zügeStadtberner Denkmalpflege tätig lichen Stellen» verschickt. So ge- gen und hilft, die letzten Keramikist, erhält. Wolf war vor kurzem langte dieser auch zu Daniel Wolf, platten abzulösen. Dann verpaim Zusammenhang mit der Beur- der sogleich den Kontakt mit ihr cken sie die Kacheln in die Kiste.
Ueli Fritz ist erschöpft, doch vor
teilung von Architektur aus den gesucht habe.
allem glücklich, mit seinem Ein60er- und 70er -Jahren in der Vom Lauf
gegen die Zeit
satz etwas gegen die GleichgültigStadt Zürich unterwegs und hat
es «skanAuch
Daniel
Wolf
fand
keit
der heutigen Zeit solchen
just im Restaurant Schweighof
er sei «hassig» gewordalös»,
und
gegenüber beigetraKunstwerken
besagten
des
Quartierzentrums
weil sich niemand finden
gen zu haben. Ein nächster Schritt
«per Zufall» das Wandbild ge- den,
Maja von Rotz' Wand- wird sein, die Kacheln zu reinigen,
sehen, wie er der ZSZ erzählt. liess, um
die beschädigten zu restaurieren
«Als ich vom Abriss erfuhr», sagt relief vor der Zerstörung zu beer zum Countdown der letzten wahren. Der Tipp eines Bekannund alle exakt zu nummerleren.
Tage, «rief ich den Keramikexper- Den Kollegen in der
Ganz gerettet ist das Werk
ten Markus Strübin an.» Dieser
für seinen Retter erst, «wenn es
sei sofort aktiv geworden, aber Stadt Zürich waren
wieder irgendwo an einer Wand
mit seinen Anfragen überall die Hände gebunden.
zu sehen ist». Wo, das wird nun
abgewimmelt worden.
ten, bei der Hochschule der die neue Eigentümerin, Kathrin
Daniel Wolf unterstreicht, dass Künste in Bern anzuklopfen, Haesler, in Absprache mit zust äner stets als Privatperson handelt,
brachte Bewegung in die Sache: digen Stellen zu entscheiden
denn die Berner Denkmalpflege
Schon im Sekretariat erkannte haben. Denn das 3 auf 14 Meter
sei für eine Intervention auf Zür- man den Ernst der Lage und grosse Wandbild war von Maja
cher Gebiet nicht zuständig. Er verwies Wolf an den dortigen von Rotz als Kunst am Bau auf
habe zwar die Kollegen der Stadt Dozenten, Ueli Fritz.
öffentlichem Grund geschaffen
Zürich informiert. Ihnen seien
worden.
tel. 041 624 99 66
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Das Wandbild von 1960 der Künstlerin Maja von Rotz im Zürcher quartierzentrum Friesenberg ist der Zerstörung entgangen.
Stück für Stück werden die Kacheln nummeriert, entfernt und verpackt.
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