Philosophische Fakultät – Institut für Politikwissenschaft Lehrstuhl für Politische Systeme und Systemvergleich – Prof. Dr. Werner J. Patzelt NACH DEM KNALL: WAS WURDE AUS PEGIDA? VERGLEICHENDE ANALYSE DER PEGIDA-DEMONSTRANTEN IM JANUAR, APRIL UND MAI 2015 Schlussbericht und Datensatz herunterladbar u.a. über die Lehrstuhlwebseite von Prof. Patzelt Dresden, 21. Mai 2015 FRAGESTELLUNG • Ausgangslage: • im Januar 2015 „Großer Knall“ bei Dresdens PEGIDA: Abgang und Rückkehr von Lutz Bachmann als zentraler Figur Spaltung des Organisatorenteams Neubeginn der Demonstrationen nach einwöchiger Pause – mit 2000 statt 17.500 Teilnehmern (wie noch am 25. Januar) derzeit: gut 3000 Demonstrierende – wie Mitte November, als der Hype um PEGIDA entstand • Fragen: • Wer demonstriert jetzt noch? • Was bewegt die Demonstranten? • Gab es eine Radikalisierung? GRUNDZÜGE DER STUDIE • Fortsetzung der seit November 2014 betriebenen „PEGIDAStudien“ am Lehrstuhl für politische Systeme und Systemvergleich • Team: Werner J. Patzelt, Christian Eichardt, Studierende sozialwissenschaftlicher Studiengänge, Lehrstuhlteam • Untersuchungsebenen: PEGIDA-Demonstranten • Methoden: • teilnehmende Beobachtung von PEGIDA-Demonstrationen samt Gesprächen mit Demonstranten seit November 2014 • Mitlesen vieler Internet-Kommunikation von „Pegidianern“ und PEGIDA-Gegnern • Befragungen von Demonstranten mit (weitestgehend) gleichem geschlossenen Fragebogen bei den Dresdner PEGIDAKundgebungen am 27. April und 4. Mai (& Fragen vom Januar) • Vergleichsmöglichkeiten: letzte „Großdemonstration“ am 25. Januar; „Regendemonstration“ des „harten Kerns“ am 27. April; „Normaldemonstration“ bei Sonnenschein am 4. Mai BEFRAGUNGSSTUDIEN VOM APRIL UND MAI 2015 • Fragebogen mit geschlossenen Fragen; doppelte Länge im Vergleich zum Januar; Pretest mit Studierenden • Schwerpunkte: soziographisches Profil; politische Haltung; Ausländer/Rassismus; Islam; Demokratiekritik; Rolle von Facebook • Lücken: Kritik an Globalisierung/Kapitalismus, Russland-Politik, USA • repräsentative Stichprobe: Quotenstichprobe nach Alter und Geschlecht; Zuweisung von „Befragungssektoren“ auf dem Demonstrationsplatz und in der Marschkolonne; dort „Zufallsauswahl“ • 71 studentische Interviewer im April, 37 im Mai; politisch eher links • April / Mai: 568 / 1124 Personen angesprochen, 271 / 434 Interviews realisiert; Ausschöpfungsquote: 48% / 39% • wichtigste Verzerrungen der Stichproben: keine erkannt • SPSS-Datensatz erstellt von Studierenden unter Leitung von Christian Eichardt; ausgewertet von Prof. Patzelt; für eigene Analysen herunterladbar über dessen Lehrstuhl-Webseite. WER DEMONSTRIERTE IM MAI? • 77% Männer • Durchschnittsalter: April 51 Jahre, Mai 49 Jahre (Januar: 46 Jahre) • 53% verheiratet, 13% getrennt lebend, 29% Singles • 78% konfessionslos • Dresdner: April 54%, Mai 61%; Dresdner Umland: jeweils weitere 24% • Teilnahme an durchschnittlich 14 Demonstrationen; 14%: 20 und mehr • 70% schon 1989 unter den Demonstranten (Januar: 40%) • 5% noch nicht berufstätig; 5% arbeitslos; 67% erwerbstätig; 23% im Ruhestand • Einkommen: 26% mehr als der – laut statistischem Landesamt – sächsische Durchschnitt von brutto 2800 €, 26% höher, 52% niedriger • max. Bildungsgrad: 25% POS/mittlere Reife; 9% EOS/Abitur; Berufsausbildung: 15%, Meister 7%; Fachhochschule 17%, Hochschule 24% … und somit: (ehedem) berufstätige Leute mit traditioneller Biographie und guter (praktischer) Ausbildung, doch oft unterdurchschnittlichem Einkommen RECHTSRADIKALE? ACHTUNG: drei Stichproben, drei sehr ähnliche Bilder. Repräsentativitätsmängel? WO STEHEN DIE DEMONSTRIERENDEN POLITISCH? 70 65,2 Angaben in Prozent Rechtsruck – oder Veränderung des Teilnehmerkreises? 60,9 60 50 n = 227 (Januar) n = 259 (April) n = 404 (Mai) 40 30 28 22,5 20 10 5,7 2,2 5,2 Mittelwerte: Januar: 3,2 April: 3,3 Mai: 3,3 4,4 1,7 4,2 0 ganz links eher links genau in der Mitte Januar April eher rechts Mai ganz rechts PEGIDA in Dresden ist wohl nur die „Spitze“ eines demoskopisch fassbaren „Eisbergs“ … WELCHER PARTEI VERTRAUEN DIE DEMONSTRIERENDEN AM MEISTEN? 70 60 66,4 Angaben in Prozent n = 232 (Januar) n = 249 (April) n = 419 (Mai) 53,9 50 40 Die Ausgrenzung ist gelungen! – Doch zum Besten unserer Demokratie? 33,6 30 28,2 20 10 4,7 3,5 1 0 Linke 1,7 0 SPD 0 0 Grüne 2 0,5 0,4 FDP Januar CDU April Mai 2,2 AfD 1,8 NPD keiner WELCHE PARTEI WÜRDEN DIE DEMONSTRANTEN WÄHLEN, WENN AM BEFRAGUNGSTAG BUNDESTAGSWAHL WÄRE? 70 60 Angaben in Prozent n = 214 (Januar) n = 237 (April) n = 392 (Mai) 57,5 53,3 50 40 Besondere Aufgabe in unserem politischen System? Die Ausgrenzung ist gelungen! – Doch zum Besten unserer Demokratie? 31,9 30 22,4 20 10 5,1 2,6 0 Linke 8,7 5,6 1,4 0 SPD 0,5 0 Grüne 1,4 0 FDP Januar 3,3 2 CDU April AfD Mai NPD ginge nicht wählen „ES WÄRE GUT, WENN AN PEGIDA-DEMONSTRATIONEN KEINE RECHTSRADIKALEN ODER RECHTSEXTREMISTEN TEILNÄHMEN!“ 70 60 Angaben in Prozent 59 April: n = 251; Mittel 1,9 Mai: n= 409; Mittel 2,0 56,7 50 PEGIDA – insgesamt eine Ansammlung von Rechtsradikalen? 40 30 eine bemerkenswerte Untergruppe! 20 13,6 13,9 15,1 14,2 9,2 10 3,2 10 5,1 0 stimme sehr zu stimme eher zu April teils-teils stimme eher nicht zu Mai stimme gar nicht zu PARTEINEIGUNG UND AKZEPTANZ VON RECHTSRADIKALEN / RECHTSEXTREMISTEN BEI PEGIDA-DEMONSTRATIONEN 5 angegeben sind arithmetische Mittel der Reaktionen auf die Aussage: „Es wäre gut, wenn an PEGIDA-Demonstrationen keine Rechtsradikalen oder Rechtsextremisten teilnähmen!“ 4 1 = „stimme sehr zu!“ 5 = „stimme überhaupt nicht zu!“ 3 n = 221 (April) n = 371 (Mai) PEGIDA – eine Ansammlung von Rechtsradikalen? 2,9 3,1 2,3 2 2 1,9 1,9 1 1 Linke SPD 1,8 1,7 1 1 Grüne 2,1 2 FDP April CDU Mai AfD NPD zu keiner / wähle nicht Hier zeigt sich jener „hässliche Pegidianer“, den viele PEGIDAGegner als „insgesamt typisch“ für PEGIDA ansehen! „DIE ANWENDUNG VON GEWALT GEGEN POLITISCHE GEGNER IST IN MANCHEN SITUATIONEN IN ORDNUNG!“ 80 70 60 50 40 30 Angaben in Prozent; April: n = 266; Mittel: 4,3; Mai: n = 427; Mittel: 4;3 Wer der Gewaltanwendung gegen Gegner zustimmt, … • steht besonders weit rechts • ist jünger • stimmt weniger der weiteren Aufnahme von „Refugees“ in Deutschland zu • meint eher, es solle weniger Ausländer in Deutschland geben • meint weniger, friedliche Muslime gehörten zu Deutschland 74,1 66,5 20 10 7,9 11,9 7 5,6 5,6 7,1 stimme eher zu teils-teils 5,3 8,9 0 stimme sehr zu April Mai stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu AUSLÄNDERHASSER? „DEUTSCHLAND SOLL WEITERHIN POLITISCH VERFOLGTE ASYLBEWERBER UND BÜRGERKRIEGSFLÜCHTLINGE AUFNEHMEN!“ 70 65,3 Angaben in Prozent Januar: n = 239; Mittel: 1,9 April: n = 259; Mittel: 2,3 Mai: n = 418; Mittel: 2,2 60 50 49 40 grundsätzliche Bereitschaft; veränderte Teilnehmerkreise, sich verschärfende Probleme! 30 20 Januar April Mai 16,5 12,8 12,4 10 7,5 5,4 5,5 6,7 6,7 0 stimme sehr stimme eher zu zu teils-teils stimme eher stimme gar nicht zu nicht zu „DEUTSCHLAND NIMMT ZU VIELE ASYLBEWERBER / BÜRGERKRIEGSFLÜCHTLINGE AUF!“ - JANUAR 80 An der Verteilung der Aussagen zu den Bürgerkriegsflüchtlingen zeichnen sich unterschiedliche Demonstrantengruppen ab! 70 60 54,7 zentral: Klagen über Asylpolitik und Asylverfahren! 50 40 Angaben in Prozent 30 20 Bürgerkriegsflüchtlinge: n = 221 Mittel: 3,2 16,4 12,4 7,6 10 8,9 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils zu viele Bürgerkriegsflüchtlinge! stimme eher stimme gar nicht zu nicht zu Zu viele Asylbewerber! Asylbewerber: n = 225 Mittel: 2,0 „DEUTSCHLAND NIMMT ZU VIELE ASYLBEWERBER / BÜRGERKRIEGSFLÜCHTLINGE AUF!“ - APRIL 80 74,6 An der Verteilung der Aussagen zu den Bürgerkriegsflüchtlingen zeichnen sich unterschiedliche Demonstrantengruppen ab! 70 60 zentral: Klagen über Asylpolitik und Asylverfahren! 50 40 Angaben in Prozent 30 Bürgerkriegsflüchtlinge: n = 248 Mittel: 3,1 20 10 6,9 8,9 8,5 1,2 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils zu viele Bürgerkriegsflüchtlinge! stimme eher stimme gar nicht zu nicht zu Zu viele Asylbewerber! Asylbewerber: n = 260 Mittel: 1,6 „DEUTSCHLAND NIMMT ZU VIELE ASYLBEWERBER / BÜRGERKRIEGSFLÜCHTLINGE AUF!“ - MAI 80 73,1 An der Verteilung der Aussagen zu den Bürgerkriegsflüchtlingen zeichnen sich unterschiedliche Demonstrantengruppen ab! 70 60 zentral: Klagen über Asylpolitik und Asylverfahren! 50 40 Angaben in Prozent 30 Bürgerkriegsflüchtlinge: n = 396 Mittel: 3,1 20 9,4 10 9,7 8,5 4,1 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils zu viele Bürgerkriegsflüchtlinge! stimme eher stimme gar nicht zu nicht zu Zu viele Asylbewerber! Asylbewerber: n = 413 Mittel: 1,6 ACHTUNG: Hier zeigen sich unterschiedliche Demonstrantengruppen! „ES SOLLTE EINFACH ÜBERHAUPT WENIGER AUSLÄNDER IN DEUTSCHLAND GEBEN! “ Angaben in Prozent 35 31,3 30,9 30,9 30 April: n = 249; Mittel 2,7 Mai: n= 405; Mittel 2,7 28,9 25 20 18,5 16,8 15 11,7 13,3 10,1 10 7,6 5 0 stimme sehr zu stimme eher zu April teils-teils stimme eher nicht zu Mai stimme gar nicht zu Wer weniger Ausländer in Deutschland will, der … • steht politisch weiter rechts (Mai: r=-.17; April: r=-.11) • meint stärker, Deutschland nähme zu viele Asylbewerber (Mai: r=.29; April: r=.18) bzw. Bürgerkriegsflüchtlinge auf (Mai: r=.26; April: r=.30) meint weniger, Deutschland solle auch weiterhin politisch verfolgte Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge aufnehmen (Mai: r=-.26; April: r=-.29) „Ausländerhass“ ≈ „Genug ist genug!“ • • meint stärker, niemand solle in einem Land leben, in das er nicht passt: r=.15 (April: r=.28) „kulturalistischer Rassismus“? • fühlt sich eher als „deutscher Patriot“ (Mai: r=.18; April: r=.18) • • … und: stimmt stärker der Aussage zu, wer Deutschland nicht möge, solle Deutschland verlassen (Mai: r=.22; April: r=.16) meint stärker, wer in Deutschland Einfluss wolle, solle erst einmal etwas für das Land leisten (Mai: r=.21; April: r=.23) ISLAMFEINDE? ACHTUNG: So zeigen sich unterschiedliche Demonstrantengruppen! „EIN ISLAM, DER SO FRIEDLICH IST WIE DAS HEUTIGE CHRISTENTUM, GEHÖRT ZU DEUTSCHLAND!“ 70 60 Angaben in Prozent Januar: n = 235; Mittel: 3,4 April: n = 252; Mittel: 4,1 Mai: n = 398; Mittel: 3,9 54,8 50 44,6 Hintergrundfaktoren: • je „zuwanderungsoffener“, desto „islamfreundlicher“ • je „linker“, desto „islamfreundlicher“ 40 30 20,9 20 10 9,8 11,9 14,5 14,6 10,1 8,1 10,8 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils Januar April stimme eher nicht zu MaI stimme gar nicht zu ACHTUNG: So zeigen sich erneut unterschiedliche Demonstrantengruppen! „MUSLIME, DIE SO FRIEDLICH SIND WIE DIE ALLERMEISTEN DEUTSCHEN, GEHÖREN ZU DEUTSCHLAND!“ 70 60 Angaben in Prozent April: n = 258; Mittel: 2,9 Mai: n = 417; Mittel: 3,9 überwiegende PEGIDA-Sicht: friedliche Muslime „wären halbwegs akzeptabel“ – doch: „Einen friedlichen Islam gibt es nicht“! 50 40 30 25,2 24,8 23,3 17,4 20 24,4 23,5 23,3 19,7 8,1 10 10,3 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils April Mai stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu „Islamfeindlichkeit“ ≈ Ablehnung von öffentlich sichtbarer Religion? „RELIGION, EGAL WELCHE, PASST NICHT ZU EINER MODERNEN, FREIHEITLICHEN GESELLSCHAFT!“ 70 Angaben in Prozent; April: n = 256; Mittel: 3,1; Mai: n = 412; Mittel: 2,6 60 Konfessionslose sind klar religionsskeptischer – und stellen die übergroße Mehrheit der PEGIDA-Demonstranten! 50 Religionsskeptische meinen (etwas) weniger, ein friedlicher Islam oder friedliche Muslime „gehörten zu Deutschland“ 40 31,6 30 28,2 26,6 27,7 23,8 21,1 20 10,9 12,4 10 7 10,7 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils April Mai stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu RASSISTEN? ACHTUNG: So zeigen sich erneut unterschiedliche Demonstrantengruppen! „NIEMAND SOLLTE IN EINEM LAND LEBEN, IN DAS ER AUFGRUND SEINER KULTUR, SEINER RELIGION, SEINES VERHALTENS ODER SEINES AUSSEHENS NICHT PASST!“ 80 70 60 50 (kulturalistische) Rassisten? Angaben in Prozent April: n = 235; Mittel: 2,4 Mai: n = 388; Mittel: 2,6 42,1 40 30 30,7 28,1 28,6 18,3 20 14 15,2 9,4 10 6,4 7,2 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils April Mai stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu Wer meint, niemand solle in einem Land leben, „in das er wegen seiner Kultur, seiner Religion, seines Verhaltens oder seines Aussehens nicht passt“, der … • • meint eher, Deutschland nähme zu viele Asylbewerber (Mai: r=.09; April: r=.18) bzw. Bürgerkriegsflüchtlinge auf (Mai: r=.26; April: r=.30) meint eher, es sollte überhaupt weniger Ausländer in Deutschland geben (Mai: r=.15; April: r=.28) „Rassismus“ oder „Genug ist genug“? • meint weniger, friedliche Muslime gehörten zu Deutschland (Mai: r=-.19; April: r=-.16) „kulturalistischer Rassismus“ oder Xenophobie (= Ablehnung von Fremdem)? • stimmt stärker der Aussage zu, wer Deutschland nicht mag, soll Deutschland verlassen (Mai: r=.12; April: r=.12) meint stärker, wer in Deutschland Einfluss wolle, solle erst einmal etwas für das Land leisten: (Mai: r=.13; April: r=.32) „kulturalistischer Rassismus“ oder „Vorbedingungen für Akzeptanz“? • • • fühlt sich eher als „deutscher Patriot“ (Mai: r=.14; April: r=.18) empfindet sich durch unsere Parteien und Politiker weniger vertreten (Mai: r=-.10; April: r=-.13) „rassistische Minderheit“ oder „empörte Bürger“? These klingt weniger nach „Rassismus“ als nach „Akzeptanz nur bei Gegenleistung!“ „WER IN DEUTSCHLAND EINFLUSS WILL, SOLLTE ERST EINMAL ETWAS FÜR UNSER LAND LEISTEN!“ 80 … meinen vor allem jene, die … 74,2 74,6 70 60 50 weiter rechts stehen zu viele Asylbewerber aufgenommen sehen weniger Ausländer in Deutschland wünschen sich von Parteien und Politikern weniger vertreten fühlen mit der bestehenden Demokratie unzufriedener sind sich stärker als Patrioten fühlen 40 30 20 15,2 Angaben in Prozent April: n = 264; Mittel: 1,4 Mai: n = 421; Mittel: 1,4 13,5 6,8 10 8,3 1,5 1,9 2,3 1,7 stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils April Mai These klingt weniger nach „Rassismus“ als nach „Wem es hier nicht passt, den halten wir nicht fest!“ „WER DEUTSCHLAND NICHT MAG, SOLL DEUTSCHLAND VERLASSEN!“ 80 79,5 82,4 … meinen vor allem jene, die … • • • • • • 70 60 50 weiter rechts stehen zu viele Asylbewerber aufgenommen sehen weniger Ausländer in Deutschland wünschen sich von Parteien und Politikern weniger vertreten fühlen mit der bestehenden Demokratie unzufriedener sind sich stärker als Patrioten fühlen 40 30 Angaben in Prozent April: n = 268; Mittel: 1,4 Mai: n = 426; Mittel: 1,3 20 10 10 9,6 5,2 3,5 1,9 1,4 4,5 3,1 stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils April Mai DEMOKRATIEGEGNER? „IST DEMOKRATIE, ALLES IN ALLEM, EHER ETWAS VORTEILHAFTES ODER ETWAS PROBLEMATISCHES?“ 80 70 65 67 Angaben in Prozent April: n = 267 Mai: n = 432 60 50 Grundsätzliche Demokratiegegnerschaft ist nicht erkennbar! 40 28 30 27 20 7 10 6 0 vorteilhaft problematisch April Mai k.A. / weiß nicht ACHTUNG: So zeigen sich unterschiedliche Demonstrantengruppen! „WIE ZUFRIEDEN SIND SIE MIT DER DEMOKRATIE, SO WIE SIE IN DEUTSCHLAND FUNKTIONIERT?“ 90 Angaben in Prozent; Januar (Walter): n = 530; April: n = 267; Mittel: 2,8; Mai: n = 428; Mittel: 2,7 77,2 80 70 Je unzufriedener, desto … • 60 74,8 • 50 • 40 • weniger Eindruck, von Parteien und Politikern vertreten zu werden weniger Eindruck, die Medien berichteten über PEGIDA ausgewogen mehr „Klagen“ über (zu viele) Asylbewerber und (unfriedliche) Muslime mehr Betonung, wer Einfluss wolle, solle erst einmal etwas für das Land leisten 30 22,2 17,4 20 10 5,4 3 0 zufrieden teils-teils Januar (Walter) April unzufrieden MaI ACHTUNG: Pegidianer bejubelten die niedrige Wahlbeteiligung in Sachsen! „ICH FÜHLE MICH DURCH UNSERE PARTEIEN UND POLITIKER VERTRETEN!“ 90 Angaben in Prozent 80 Januar: n = 239; Mittel: 4,6 April: n = 270; Mittel: 4,7 70 Mai: n = 430; Mittel: 4,8 74,5 74,5 60 Und das IST eine „Repräsentationslücke“! 50 40 30 20 15,9 7,5 10 0 0 0 2,1 15,9 7,5 2,1 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu „DIE MEDIENBERICHTERSTATTUNG ÜBER PEGIDA IST AUSGEWOGEN!“ 90 82,5 Angaben in Prozent 80 Januar: n = 239; Mittel: 4,6 April: n = 270; Mittel: 4,7 70 Mai: n = 430; Mittel: 4,8 74,2 60 50 40 Wie gut können da die Medien ihre Rollen „Moderatoren des Zeitgesprächs“ oder als „Kitt der Gesellschaft“ ausfüllen? 30 20 13,8 10 2,1 2,3 2,9 9,9 7 2,1 3 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu „ICH FÜHLE MICH ALS DEUTSCHER PATRIOT!“ 70 60 66,1 Wer sich als „deutscher Patriot“ versteht, der … • steht weiter rechts • nahm häufiger an PEGIDA-Demonstrationen teil • meint weniger, Deutschland solle weiterhin Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge aufnehmen • meint eher, es gäbe zu viele Ausländer in Deutschland • meint eher, niemand solle dort leben, wohin er nicht passt • meint eher, wer Deutschland nicht mag, solle Dtl. verlassen • meint eher, wer in Deuschland Einfluss haben wolle, solle erst einmal etwas für das Land leisten 60 50 40 30 Angaben in Prozent 20 16,2 16,7 16,7 10,7 10 7,7 3,4 3,5 Januar: n = 234; Mittel: 1,9 April: n = 268; Mittel: 1,6 Mai: n = 430; Mittel: 1,6 3 0 stimme sehr zu Januar stimme eher zu April Mai teils-teils stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu Vergebliche Hoffnungen, denn es kam zur Ausgrenzung! – Doch zum Besten unserer Demokratie? „WERDEN DIE JETZIGEN PEGIDA-DEMONSTRATIONEN IN DEUTSCHLAND ETWAS ZUM BESSEREN ÄNDERN?“ 100 90 88 88 Wer auf Besseres für Deutschland hofft, … • hat öfter an PEGIDA-Demonstrationen teilgenommen • meint eher, Bachmann & Orga-Team leisteten gute Arbeit • fühlt sich weniger durch Parteien und Politiker vertreten • hält Medienberichterstattung für sehr unausgewogen • meint eher, PEGIDA-Anhänger diskutierten auf Facebook sachlich und ausgewogen 80 70 60 50 40 Angaben in Prozent 30 Januar: n = 234; Mittel: 1,9 April: n = 268; Mittel: 1,6 Mai: n = 430; Mittel: 1,6 20 10 10 11 2 1 0 bessern! Januar April ändern nichts Mai schaden! SELBST- UND FREMDBILD Regelmäßig besuchen die PEGIDA-Facebook-Seite 53%, manchmal 26%, gar nicht 21%. „PEGIDA-ANHÄNGER DISKUTIEREN AUF FACEBOOKSEITEN SACHLICH UND KONSTRUKTIV!“ 19% beteiligen sich „oft“ im Internet an politischen Diskussionen, 29% manchmal, 52% gar nicht 50 44 45 40 v.a. jene mit dem Profil eines „deutschen Patrioten“ 38,8 Angaben in Prozent; April: n = 109; Mittel: 2,3; Mai: n = 206; Mittel: 2,4 35 30 25 24,8 25,2 27,2 26,2 April Mai „Facebook-PEGIDA“ und „StraßenPEGIDA“ sind nicht deckungsgleich! 20 15 10 6,3 5 1,8 1,8 3,4 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu Polarisierung & Ausgrenzung sind ziemlich gut gelungen. – Zum Besten unserer Demokratie? „MIT KRITIKERN VON PEGIDA KOMMT MAN EINFACH NICHT INS GESPRÄCH! “ 50 Angaben in Prozent 45 40 Januar: n = 234; Mittel: 1,9 April: n = 268; Mittel: 1,6 Mai: n = 430; Mittel: 1,6 37,7 36,1 35 30 29,3 23,5 25 19,6 20 15 12,6 12,6 11,6 10 8,2 8,8 5 0 stimme sehr zu Januar stimme eher zu April Mai teils-teils stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu „MANCHE ANSICHTEN UND VORWÜRFE VON PEGIDAGEGNERN KANN ICH DURCHAUS VERSTEHEN!“ 50 Angaben in Prozent; April: n = 264; Mittel: 3,8; Mai: n = 428; Mittel: 3,6 44,7 45 38,8 40 35 erhebliche Kommunikationsstörungen! – Zum Besten unserer Demokratie? 30 25 20 17,8 15 10 8,3 11,2 19,4 18,6 19,6 10,6 11 5 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils April Mai stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu „BACHMANN UND DAS ORGANISATIONSTEAM LEISTEN GUTE ARBEIT UND BRINGEN PEGIDA POLITISCH VORAN!“ 70 62,9 60 56,4 Woran wird das bemessen? Was wird geschehen, wenn Enttäuschung einsetzt über so viel Unerreichtes? 50 40 30 23,9 26,7 Angaben in Prozent April: n = 264; Mittel: 1,2 Mai: n = 420; Mittel: 1,7 20 9,9 10 13,6 1,5 1,9 1,9 1,4 stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils April Mai „PEGIDA SOLLTE VON EINER DEMONSTRIERENDEN BÜRGERBEWEGUNG ZU EINER PARTEI WERDEN!“ 50 Angaben in Prozent Mai: n = 422; Mittel: 2,9 45 40 Diffuses Meinungsbild – vermutlich ohne Klarheit über die Schwierigkeiten eines solchen Weges! 35 30 30,1 26,3 25 20 20 15,6 15 9 10 5 0 stimme sehr zu stimme eher zu teils-teils stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu GRUPPEN VON PEGIDIANERN? in rot: Muster-Etikettierung durch PEGIDA-Gegner ZUSAMMENHANGSMUSTER Korrelationsanalysen zu allen erhobenen Einstellungen zeigen sechs wichtige „Zusammenhangskomplexe“ an. Diese „fühlen sich jeweils sehr anders an“ – einesteils für Pegidianer, andernteils für deren Gegner: • Einwanderungsgeschehen: „Sorgen ob des Zusammenhalts unserer Einwanderungsgesellschaft“ vs. „Ausländerfeindlichkeit / Rassismus“ • „Islamisierung“: „Sorgen ob der soziokulturellen und politischen Folgen einer Ausbreitung des Islam in Deutschland“ vs. „Islamfeindlichkeit“ • „Patriotismus“: „Nation als Bezugsrahmen“ vs. „Chauvinismus“ • repräsentative Demokratie: „Systemkritik“ vs. „Demokratiefeindlichkeit“ • „PEGIDA und seine Gegner“: „Stolz auf eigene Standpunkte“ vs. „Unbelehrbarkeit“ • politische Grundhaltung: „Nicht-angepasst-Sein“ vs. „Faschismus“ WIE LASSEN SICH TEILGRUPPEN IDENTIFIZIEREN? • Standardverfahren: Anwendung statistischer Modelle wie Faktorenanalyse oder Cluster-Analyse • Hier alternativ verwendet: • vergleichende Analysen der „Korrelationsprofile“ aller untersuchten Merkmale der Befragten sowie Feststellung aller sowohl starken als auch überzufälligen Zusammenhänge • dabei Entdeckung von drei Gruppen: • Demonstranten, welche allenthalben den mehrheitlichen Merkmalen der Befragten entsprechen. • Demonstranten, welche beim zentralen Auslösefaktor der PEGIDAKundgebungen – nämlich der ungeregelten Einwanderungspolitik – klar der Meinung sind, Deutschland solle weiterhin politisch verfolgte Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge aufnehmen. • Demonstranten, welche die Anwendung von Gewalt gegen politische Gegner in manchen Situationen für in Ordnung halten. • Abschätzung ihrer Anteile durch Berechnung der durchschnittlichen Häufigkeit, mit welcher die Demonstranten jene Merkmale aufweisen, die ihrerseits zu den deutlich überzufälligen Korrelationen führten. BEGRIFFE FÜR DIE TEILGRUPPEN • „Patrioten“= alle, die sich selbst „deutsche Patrioten“ nannten • „Xenophilie“ = Offenheit für Fremdes; NICHT: „Äusländerliebe“ • „Xenophobie“ = Ablehnung von Fremdem; NICHT: „Ausländerhass“ • „bedingte“ Einstellung = man hegt eine Einstellung, doch nicht „um jeden Preis“, sondern nur unter der Voraussetzung, dass bestimmte Bedingungen geben sind und fortbestehen v.a. : nicht zu viele Ausländer; Friedlichkeit von Muslimen • „rechtsradikal“ = sich auf der 5er-Skala ganz rechts mit „5“ einordnend; NICHT: „rechtsextremistisch“ DREI GRUPPEN VON PEGIDA-DEMONSTRANTEN • „xenophobe Patrioten“ [April: bis zu 55% / Mai: 53%] klar rechts von der Mitte; Patrioten; fühlen sich schlecht vertreten; 20+ Demos; halten einander für sachlich; kommen mit Kritikern nicht ins Gespräch; glauben an positive Wirkungen der „Spaziergänge“; meinen: niemand soll dort leben, wohin er nicht passt; zu viele Ausländer, zu viele Asylbewerber in Dtl.; Islam und Muslime passen nicht zu Dtl.; wer Einfluss will, soll Leistung bringen; wer Dtl. nicht mag, soll Land verlassen! • „bedingt Xenophile“ [April: bis zu 31% / Mai: 30%] links von der Mehrheit der Pegidianer; überdurchschnittl. Einkommen; lehnen Rechtsradikale und Gewalt gegen Gegner ab; halten PegidianerBeiträge auf Facebook nicht für sachlich; bestreiten, dass Dtl. zu viele „Refugees“ aufnimmt oder zu viele Ausländer hat; meinen, dass Islam und Muslime, soweit friedlich, zu Dtl. gehören; halten Berichterstattung über PEGIDA für unausgewogen. • rechtsradikale Xenophobe“ [April: 17% / Mai: 17%] ganz rechtsstehend; jünger; Gewalt gegen Gegner OK; weniger Ausländer in Dtl.; keine weiteren Refugees und auch keine Muslime! ALTE ODER NEUE GRUPPEN? • Anhand der Befunde aus dem Januar und April ließen sich faktorenanalytisch jeweils drei Gruppen von Demonstranten erkennen und quantitativ abschätzen, mit den Mai-Befunden korrelationsanalytisch. • Die erste dieser Gruppen („rechtsnationale Xenophobe“ bzw. „xenophobe Patrioten“) ließ sich in allen Studien ausfindig machen. • Die dritte dieser Gruppen („rechtsradikale Xenophobe“) ließ sich in den Januar-Befunden datenanalytisch nicht erkennen, doch sowohl an den April-Befunden als auch an den Mai-Befunden jeweils hermeneutischkorrelationsanalytisch ausfindig machen. Ursachen für ihre erst spätere Entdeckung: differenziertere Fragebögen; größerer Anteil (nicht unbedingt: Anzahl) von Angehörigen dieser Gruppe unter den Teilnehmern. • Für die „mittlere Gruppe“ fanden sich unterschiedliche Namen auf der Grundlage von Faktorenanalysen: für den Januar „besorgte Gutwillige“ und „empörte Gutwillige“; für den April „bedingt Gutwillige“ und „bedingt Xenophile“. Der letztere Name, auch geeignet für die MaiBefunde, dürfte der angemessenste sein WANDEL DER PEGIDA-TEILNEHMERSCHAFT - Januar Faktorenanalyse April Faktorenanalyse April Korrelationsbetrachtung Mai Korrelationsbetrachtung rechtsnationale Xenophobe rund ein Drittel rechtsnationale Xenophobe rund die Hälfte xenophobe Patrioten bis zu 55% xenophobe Patrioten 53% bedingt Xenophile bis zu 31% bedingt Xenophile 30% rechtsradikale Xenophobe 17% rechtsradikale Xenophobe 17% besorgte Gutwillige gut 60% empörte Gutwillige knapp 10% - - bedingt Xenophile knapp 40% bedingt Gutwillige gut 10% - Natürlich waren von Anfang an auch Rechtsradikale / Rechtsextreme bei PEGIDA-Demonstrationen; lt. Polizeiangaben im Januar ca. 600-800. Ihr Anteil ist, selbst bei gleichen Zahlen, bei weit mehr als 15.000 Demonstranten aber viel kleiner und weniger auffällig als bei 1500 oder 3000 Demonstranten! die Teilnehmerschaft hat sich in der Weise umgeschichtet, dass der Anteil der „rechtsnationalen Xenophoben / xenophoben Patrioten“ von einem Drittel auf über die Hälfte angestiegen ist und eine markante Minderheit von einem knappen Fünftel anhand von Eigenaussagen als „rechtsradikale Xenophobe“ fassbar wird. WAS TUN? … leider, und mit nachhaltigen Schäden, ist es aber ziemlich anders gekommen! RICHTIG WÄRE FOLGENDES GEWESEN: „Ernst nehmen, was an Sorgen und Anliegen hinter den – nicht selten ungehobelten und missratenen – Aussagen von PegidaDemonstranten steht. Auch politische Gegner nicht verteufeln. Keine Forderungen durchgehen lassen, die sich gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung, Minderheiten, Eingewanderte oder Ausländer richten. Demonstrieren für die Werte unserer offenen Gesellschaft, auch auf der Straße. Rechtzeitig vor Ort mit den Bürgern über Unterkünfte und Integrationsmöglichkeiten für Zuwanderer sprechen. Und in einem bundesweiten, offenen Diskurs tragfähige Grundzüge einer nachhaltigen Einwanderungs- und Integrationspolitik entwickeln.“ Werner J. Patzelt, in: Sächsische Zeitung, 11. Dezember 2014, S. 15 … wenn alles gut geht – was aber im Fall von PEGIDA gerade nicht gelang!
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