Birgli-Ziitig 1/2015 21. Ausgabe Alters- und Pflegeheim Birgli Validation Impressum Redaktion Daniela Abeglen Kaspar Abegglen Petra Brodwolf Gestaltung, Satz, Druck Thomann Druck AG, Brienz Grusswort Liebe Leserin Lieber Leser Darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin 45 Jahre alt, verheiratet, aufgewachsen und wohnhaft in Münsingen. Wir haben einen Sohn im Alter von 16 Jahren und eine Tochter im Alter von 12 Jahren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in einem Treuhandbüro und einigen beruflichen Wanderjahren (Tennislehrer & Sportgeschäftinhaber, Verkauf / Marketing, Leiter Rechnungswesen) konnte ich vor über 10 Jahren im Bereich Wohn- und Pflegeheim zuerst als Leiter Finanzen und kurze Zeit später als Stv. Heimleiter in Heimberg die ersten Erfahrungen sammeln. Nach zwei Jahren als Geschäftsleiter in einem Alters- und Pflegeheim in Biel (60 Betten) bot sich die Gelegenheit im vergangenen Sommer diese Stelle und Herausforderung als Geschäftsleiter der Rosenau und des Birgli anzunehmen. Bereits seit Dezember 2014 bin ich nun im Birgli und seit dem 1. Februar 2015 als Geschäftsleiter unterwegs. Die strukturellen Veränderungen, welche vom Vorstand der Pro Senectute Region Interlaken beschlossen wurden, sind per 1. Januar 2015 in Kraft getreten. In vielen interessanten Gesprächen, welche ich bereits mit einigen Mitarbeitenden des Birgli führen durfte, konnte ich zum Thema Veränderungen und Change Management bereits einige Fragen, Unklarheiten und Ängste beseitigen oder relativieren. Gefreut hat mich die durchwegs positive Einstellung den Strukturveränderungen und insbesondere der neuen Geschäftsleitung gegenüber. Validation Was können Veränderungen auslösen oder bewirken? Veränderungen tragen grundsätzlich die Chance zu einer Verbesserung bestehender Situationen in sich. Veränderungen können aber auch Unsicherheiten und Ängste auslösen: Was kommt jetzt, muss das sein, bisher funktionierte doch auch alles, ist meine Stelle jetzt gefährdet und und und. Grusswort Die Werte welche im Birgli seit Jahren gelebt werden und uns allen wichtig sind werden wir auch in Zukunft pflegen. Ganz nach dem Motto «mitenand – fürenand». Dank der herzlichen Aufnahme durch die Bewohnerinnen und Bewohner sowie dem ganzen Team bin ich überzeugt, dass wir ALLE ZUSAMMEN die Zukunft mitgestalten und das Birgli auf Kurs halten werden. In diesem Sinne freue ich mich sehr auf die Zukunft im Birgli und wünsche Ihnen ein kurzweiliges und informatives Lesen der vorliegenden Birgli-Ziitig! Birgli-Ziitig 1/2015 Christophe Schädeli Geschäftsleiter 4 Organigramm Pro Senectute Region Interlaken Seit Bestehen des Birgli gehört diese Institution, wie auch die Rosenau in Interlaken zur Pro Senectute Region Interlaken. Diese ist als Verein seit dem 26. Februar 1953 im Handelsregister registriert. Als Zweck dieses Vereins ist folgendes eingetragen: Der Verein ist eine soziale Dienstleistungsorganisation für alle Senioren und deren Angehörige. Er bezweckt das Wohl der älteren Menschen zu erhalten und zu fördern und erfüllt die folgenden Aufgaben: a) Mittels aktiver Öffentlichkeitsarbeit die Dienstleistungen und das Pro Senecute Gedankengut verbreiten. b) Betriebe wie Alters- und Pflegeheime, Alterswohnungen errichten und betreiben. c) Andere Einrichtungen der Alterspflege und Altersfürsorge unterstützen und fördern, sei es allein, sei es durch Zusammenarbeit mit Institutionen gleichen oder ähnlichen Zweckes. d) Angebote und Dienstleistungen für Senioren aktiv mitgestalten. e) Finanzmittel zugunsten der Senioren beschaffen. Der Verein hat gemeinnützigen Charakter. Organisation Pro Senectute Region Interlaken (ab 1.1.2015) Operative Ebene Betriebsleitung Wohnen mit Dienstleistungen Christophe Schädeli Vorstand PS Interlaken Präsident Hans Nyffenegger Vizepräsident Erich König Geschäftsleitung Vorsitz: Christophe Schädeli Karin Sperlich, Brigitta Venzago (ab 1.7.15 Heidi Schmidlin) Standortleitung Alterswohnheim Rosenau Karin Sperlich Standortleitung Alterswohnheim Birgli Brigitta Venzago (ab 1.7.15 Heidi Schmidlin) Validation Strategische Ebene 5 Der Vorstand setzt sich seit dem 1. Januar 2015 wie folgt zusammen: Hans Nyffenegger Erich König Alice Lustenberger Ruth Künzler Astrid Schild Madeleine Zobrist Präsident, Ressort Präsidiales & Wohnen mit Dienstleistungen Vize-Präsident, Ressort Personelles & AWH Rosenau Sekretärin, Ressort Finanzen Mitglied, Ressort Pro Senectute Mitglied, Ressort Bau Mitglied, Ressort APH Birgli Christophe Schädeli sowie die Standortleitungen mit beratender Stimme, ohne Stimmrecht. Wie Sie aus dem Organigramm entnehmen können, wird Frau Heidi Schmidlin, welche seit einiger Zeit im Birgli arbeitet und den meisten bekannt ist, die Aufgabe als Standortleitung übernehmen, da sich Frau Brigitta Venzago entschieden hat, das Alters- und Pflegeheim Birgli per 30. Juni 2015 zu verlassen. Das neue Organigramm des Birgli wird in der nächsten Ausgabe der Birgli-Ziitig erscheinen. Ich möchte hier festhalten, dass das Birgli wie die Rosenau eigenständige Häuser mit eigenem Charakter und Philosophien sind und bleiben soweit es die rechtliche Struktur als Verein dies zulässt. Durch die mittlerweile erlangte Grösse ist die Pro Senectute Region Interlaken nach neuem Rechnungslegungsgesetz verpflichtet eine Konzernrechnung zu erstellen. Birgli-Ziitig 1/2015 Ein kleines Beispiel: Ich wurde gefragt, wenn jemand eine Spende oder ein Legat zu Gunsten des APH Birgli zukommen lässt, ob dann das Geld in die Kasse der Pro Senectute gehe oder weiter im Birgli bleibt. Ja. Alle Institutionen führen eine eigene Buchhaltung. Zudem wird die Zweckverwendung einer Spende oder eines Legats mitgeteilt. Somit kommt der Betrag auch wirklich dem Birgli zugute. 6 Aus diversen Gesprächen welche ich in den vergangen Wochen führen durfte, musste ich feststellen, dass diese seit Jahrzehnten bestehende Struktur den wenigsten bekannt ist. Es ist mir aber ein Anliegen folgendes nochmals festzuhalten: Das Alters- und Pflegeheim Birgli ist und bleibt das «Birgli». Der Charakter und die gelebte Philosophie haben diese Institution zu dem gemacht was sie heute ist: Eine Vorzeige-Institution, in der die Bewohner und Bewohnerinnen im Mittelpunkt stehen, jungen Menschen ein Arbeitsplatz und eine hervorragende Ausbildung geboten und eine Wertschätzung allen Mitarbeitenden entgegengebracht wird sowie ein weit über die Gemeindegrenzen bekanntes Alters- und Pflegeheim ist! Ich danke René und Heidi Rohr für die geleistete Arbeit herzlich ! Die Verdienste hier alle aufzulisten wäre abschliessend nicht möglich. Die Bewohner und Bewohnerinnen, Angehörige, Mitarbeitenden und und und sagen MERCI VIU MAU! Persönlich freue ich mich auf eine spannende und herausfordernde Tätigkeit im Birgli und in der Rosenau sowie auf interessante Gespräche mit Ihnen! Validation Christophe Schädeli 7 Liebe Leserinnen und Leser Der folgende Bericht ist mein letzter Bericht für die Birgli-Ziitig. Nach 5½ Jahren werden Kyle und ich per Ende Juni das Birgli verlassen. Ich blicke auf eine spannende und intensive Zeit zurück. Die Zusammenarbeit, Gespräche mit den Bewohnern und Angehörigen habe ich immer vertrauensvoll, wertschätzend und wertvoll erlebt. Für all dies möchte ich mich herzlich bedanken. Natürlich ist da noch das Birgli Team. Als nicht Einheimische wurde ich mit offenen Armen von den Birglianern und Birglianerinnen aufgenommen. Ebenfalls durfte ich in all den Jahren von Heidi und René Rohr grosse Wertschätzung erfahren. Mit grosser Achtsamkeit, Herz und Kompetenz haben wir uns gemeinsam weiterentwickelt. Neben vielen ernsten Themen und schwierigen Phasen die zu einer Entwicklung gehören, hat der Humor immer wieder für die nötige Entschärfung und Entspannung gesorgt. Auch die Zusammenarbeit mit den Brienzer Hausärzten war immer sehr wertschätzend und konstruktiv. Es galt immer das Ziel, für die Bewohnerinnen, Bewohner und Angehörigen möglichst das Optimale zu erreichen. Mit einem lachenden und weinenden Auge gilt es nun, Adieu zu sagen. Birgli-Ziitig 1/2015 Dem Birgli wünsche ich auf seinem weiteren Weg nur das Beste und alles Gute für die Zukunft. Möge der gute Birgli Geist erhalten bleiben. 8 Herzlichst, Brigitta Venzago Validation, Einführung Jetzt kommt mir das doch sehr vertraut vor... Ich antworte ihr: «Da weiss man nicht, wem man trauen kann!» «Das macht einen unsicher»! «Das macht einen traurig!» «Da weiss man nicht weiter!» «Das macht Angst!» «Trau schau wem!» Da sagt die Dame zu mir: «So gute Frau, jetzt will ich sie nicht länger aufhalten, ich muss nach Hause und ihr Hund ist bestimmt müde und hat Hunger.» Die Frau scheint sich nun verstanden zu fühlen. Freundlich verabschieden wir uns voneinander. Zufrieden geht jede ihres Weges. Nach langer Erfahrung weiss ich, wenn wir genau hinhören, verstecken sich oft hinter Aussagen verwirrter Menschen ganz andere Botschaften. Häufig verstehen wir diese erst kurze Zeit später. Denn es könnte ja sein, dass das Kabel wirklich gestohlen wurde. Jedoch die Kombination mit dem Hochzeitsbesteck und der Wohnung ist eher ungewöhnlich. Solche Aussagen kommen bei Menschen, die orientiert sind, eher nicht vor. Das Verhalten der Dame deutet für mich auf eine Demenz hin. Häufig können Menschen die an Demenz erkrankt sind, ihre Anliegen nicht mehr klar und verständlich in Worte fassen und ausdrücken. Validation Gemütlich sind mein Labradorrüde Kyle und ich auf dem nach Hause weg. Uns kommt eine ältere Dame flotten Schrittes und mit Rucksack bepackt entgegen. Da spricht uns die Dame an: «Entschuldigung, darf ich sie etwas fragen?» «Ja, natürlich!» «Ich weiss nicht, was ich machen soll. Jetzt wurde mir aus dem Rucksack das Handykabel gestohlen!» «Das gibst ja nicht. Was will denn jemand mit einem fremden Kabel? Haben sie denn den Rucksack nicht immer bei sich getragen? Haben sie den Rucksack nochmals durchsucht?» Die Dame antwortet nicht auf meine Fragen. Aufgelöst schildert sie mir, dass ihr ebenfalls Messer und Gabel vom Hochzeitsbesteck fehlen. Sie äussert aufgebracht: «Die Wohnung ist auch so ein Mist...» 9 Validation, Einführung Menschen mit Demenz äussern häufig ihre Befindlichkeit über ihr Verhalten und ihre Gefühlswelt. Dies sind für uns wichtige Indikatoren in der täglichen Pflege und Betreuung. Die validierende Haltung ist ein Grundsatz in der Begegnung mit allen Menschen welche im Birgli wohnen, arbeiten, ein- und ausgehen. «Nicht die Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen» Samuel Butler Validation und Gefühlswelten Birgli-Ziitig 1/2015 Was heisst nun Validation? Hier mögliche Definitionen: • Validation bedeutet im Lateinischen Bestätigung, im Englischen Bestätigung, Gültigkeitserklärung. • «Jemanden zu validieren bedeutet, seine Gefühle anzuerkennen, ihm zu sagen, dass seine Gefühle wahr sind.» (Naomi Feil) • Validaton ist eine Kommunikationsform bzw. Gesprächstechnik, die von einer akzeptierenden, nicht korrigierenden Sprache geprägt ist, die die Bedürfnisse des betroffenen Menschen versucht zu verstehen und zu spiegeln. 10 Seit mehreren Jahren setzen wir uns im Birgli immer wieder mit der Validation auseinander. Dabei haben wir uns, im Bezug auf den Umgang mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern immer wieder von den folgenden Fragen leiten lassen: – Wie können wir uns verbessern? – Wie können wir alle Mitarbeiter in ihrer Sozial- und Fachkompetenz befähigen? – Wie können wir Verbindlichkeiten schaffen? – Wie können wir die Umsetzung unseres Leitbildes zu einer ressourcenorientierten Pflege und Betreuung noch verbessern? Foto: P. Zimmerer; Quelle: tibs.at Die Entwicklerin der Validation, Naomi Feil, hat wesentlich dazu beigetragen dass Pflegende, Angehörige und alle die mit Menschen mit Demenz leben, ein Instrument erhalten, das uns einen wertschätzenden und empathischen Umgang ermöglicht. Im Birgli haben wir uns für die «Integra- tive Validation» nach Nicole Richard († Juli 2014) entschieden. Wir sind überzeugt damit eine Technik zu haben die für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verständlich und einfach anzuwenden ist. Mit dem Einsatz dieses Instruments ermöglichen wir Kontinuität, welche für den Menschen mit Demenz besonders wichtig ist. Zwei tragende Elemente dieser Technik sind die Ressourcengruppen Antriebe und Gefühle. mit Demenz orientieren sich an ihren persönlichen Gefühlen zum Beispiel Wut, Hilflosigkeit, Zufriedenheit. Gefühle entstehen als Reaktion auf Personen und Umwelterfahrungen. Gefühle sind der Ausdruck der momentanten Befindlichkeit. Integrative Validation nach Richard Die Validationsmethode nach Nicole Richard besteht aus vier Schritten. Um jedoch in Kontakt zu treten mit Menschen die an Demenz erkrankt sind, müssen die wichtigsten Grundlagen «Wertschätzung» und «Vertrauen» vorhanden sein. Antriebe Welche Antriebe bestimmen unseren Alltag? Warum sind wir, wie wir sind? Normen und Werte, z.B. Ordnungssinn, Strenge, Etikette, sind die Antriebe unseres täglichen Handelns. Sie sind Teil unserer Persönlichkeit die durch Erziehung, Lebensgeschichte, Generation und die Zeit in der wir leben entstanden ist. Gefühle Gefühle sind der einzig verbleibende Kompass der Menschen mit Demenz. Menschen 2. Schritt In direkten und kurzen Sätzen versuchen wir, die Gefühle und Antriebe anzunehmen. Mit diesem wertschätzenden Echo nehmen wir die Aussagen des Betroffenen ernst und bestätigen seine Gefühlswelt. Wir reagieren auf das stärkste Gefühl. Wenn wir uns mit Menschen unterhalten, die orientiert sind, reagieren wir im Gespräch auf den Inhalt, die Sache. Bei Menschen die an Demenz erkrankt sind, ist es wichtig die Gefühle und Antriebe wahrzunehmen. Validation 1. Schritt Wir können die Gefühle, den Antrieb des Demenzerkrankten wahrnehmen, erspüren. Welche Gefühle stecken hinter den Aussagen? Welche Gefühle entstehen, wenn ich bestohlen wurde z.B. Angst, Unsicherheit, etc. 11 Validation, Einführung Wir akzeptieren und wertschätzen diese wie folgt: Wir nehmen Bezug zu den Gefühlen. Wir gehen nicht auf den Inhalt oder die Sachebene ein. 4. Schritt Zum Beispiel: «Das macht Angst!» «Das macht einen unsicher»! «Das macht einen traurig»! Birgli-Ziitig 1/2015 Wir arbeiten in der Integrativen Validation mit «Lebensthemen». Dies ist meistens der Beruf oder eine Haupt-Tätigkeit. Bei Menschen, die aus Pflichtgefühl oder aus der Familientradition heraus zu einem Beruf verpflichtet wurden, arbeiten wir mit Hobbys oder Steckenpferden, denn Pflichtberufe lösen negative Erinnerungen aus. Mit positiven Lebensthemen unterstützen wir den Menschen in seinem Selbstwertgefühl. Sie können stolz sein, sie werden in ihrem Status, ihrer Identität und in ihrer Persönlichkeit, unterstützt. 12 3. Schritt Menschen die an Demenz erkrankt sind, leben häufig sehr isoliert im Selbsterleben. Sie sind in ihrer eigenen Welt. Hier unterstützen wir den Menschen in seinem Zugehörigkeitsgefühl in seinem Wir-Gefühl. Dies gelingt uns, wenn wir Sprichwörter, Lieder oder Volksweisheiten anbringen. Zum Beispiel: «Wie sagt man so schön, Frau...»! «Was recht ist, muss recht bleiben»! «Ehrlich währt am längsten»! Zum Beispiel Lebensthema Mutter: «Sie kennen die Sorgen und Nöte ihrer Kinder!» «Als Mutter hat man nie Feierabend» «Für ihre Kinder tun Sie alles!» Haltung Die validierende Haltung ist ein Grundsatz in der Begegnung mit allen Menschen, welche im Birgli wohnen, arbeiten, einund ausgehen. Im Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, gibt es kein Rezept. Die Validation ist eine mögliche Technik die angewendet werden kann. Entscheidend ist die Haltung gegenüber Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Wichtiger als jede Technik ist die Haltung des verstehenden Mitgefühls. Die Haltung des Einfühlens, Andockens und Abholens. Die Haltung, sich an Ressourcen der Beziehung und der Resonanz zu orientieren. Die Sinne als Brücke zu nutzen. Die Haltung und das Erleben der demenzkranken Menschen zu würdigen und die Würde des Kranken zu respektieren. In meiner Aufgabe als Pflegedienstleiterin bin ich immer wieder gefordert, die richtigen Mitarbeiter einzustellen. Wir erwarten von uns allen im Birgli: • Eine hohe Sozialkompetenz • Unser eigenes Handeln reflektieren zu können • Uns dem Tempo des Bewohners anpassen zu können • Dass wir alle Mitarbeiter befähigen und entwickeln • Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns in unserem Auftrag unterstützen • Begeisterung und Freude an der Arbeit Akzeptanz Beschäftigung Wertschätzende Haltung beruht auf einer Haltung, sowie unserem Bewusstsein und nicht nur in den tatsächlichen Worten, die gewechselt werden. Wertschätzung Menschen mit Demenz Identität Humor Bewegung Validation Wissen Es werden immer wieder Weiterbildungen zu diesem Thema durchgeführt. Regelmässig führen wir Fallbesprechungen für die Mitarbeiter durch, mit dem Ziel, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und Verständnis zu entwickeln, und möglich Ursachen für ein Verhalten zu erkennen. Das Wohnen und Leben mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, ist facettenreich und voller Emotionen. Nebst berührenden und traurigen Momenten wird auch viel gelacht. Unser Motto lautet: Kein Tag ist wie der andere. Wie wird es morgen wohl sein? 13 Erfahrungsberichte Hier einige Tipps im Umgang mit Demenz aus dem Erfahrungsschatz vom Birgli: • Informieren Sie sich umfassend über Demenz, z.B. bei der AlzheimerVereinigung der Schweiz • Kritisieren Sie Menschen mit Demenz nicht • Sprechen Sie über die Vergangenheit • Vermeiden Sie Grundsatzdiskussionen • Hinter der Wut verbergen sich Gefühle • Wie sage ich etwas (der Ton macht die Musik) • Werden Sie langsam, passen Sie das Tempo an • Halten Sie Blickkontakt beim Sprechen • Überfordern Sie Menschen mit Demenz nicht • Stellen Sie keine Fragen • Achten Sie auf Veränderung der Persönlichkeit, manchmal liegt eine andere Krankheit zu Grunde Birgli-Ziitig 1/2015 Film Tipp – «Honig im Kopf» mit Til Schweiger – «Small Word» nach dem Roman von Martin Suter 14 Buchtipp –«Vergissmeinnicht» von David Stieveking – «Ich habe Alzheimer» von Stella Bram – «Der König in seinem Reich» von Arno Geiger Brigitta Venzago Lesen Sie nun Erfahrungsberichte von verschiedenen Mitarbeiterinnen in der Pflege und Betreuung und einer Lernenden (FaGe). Sie beschreiben, wie Sie die Integrative Validation anwenden und was sie dabei erleben. Die Namen der Bewohnerinnen und Bewohner wurden dabei durch fiktive Namen oder Kürzel ersetzt. Es braucht Übung und Geduld Frau Z. sitzt im Aufenthaltsbereich der Wohngruppe im Lehnstuhl. Sie ist unruhig und signalisiert dies, indem sie vom Stuhl aufsteht und wieder absitzt. Dies wiederholt sich mehrere Male. Als ich ihr vom Stuhl aufhelfen will, reagiert sie jedoch sehr ablehnend, drückt sich fest in den Sessel hinein und zeigt mir damit, dass sie jetzt nicht aufstehen will. Ihr Händedruck wird immer fester und Frau Z. wird noch unruhiger, dann beginnt sie zu reden. Aus ihren unzusammenhängenden Sätzen höre ich heraus, dass sie noch Arbeit im Haushalt hat und auch kochen sollte. Ich probiere auf die Gefühle von Frau Z. einzugehen und spreche in langsamen, deutlichen Sätzen zu ihr. «Sie sind ganz aufgeregt..., so unruhig..., das macht einem traurig. Manchmal ist es schwer. Sie haben ihren Haushalt im Griff, alles glänzt! Aus allem können Sie etwas Feines kochen, da wird jeder satt.» Ihr Händedruck lockert sich, Frau Z. schaut mich an, steht auf und sagt: «Ja, Ja, jetzt muss ich aufs WC gehen!» Solche Erfahrungen machen mich zufrieden. Es braucht Übung und Geduld. Mit der Integrativen Validation sind wir sicher auf dem richtigen Weg. Sonja Imerovski Wenn es mal nicht klappt, probiere ich es später wieder Ich betrete am Morgen das Zimmer einer Heimbewohnerin: «Guten Morgen Frau X. (...) Frau X. Lotti ... Frau X. Lotti aus Rapperswil ... Frau X. Lotti aus Rapperswil am schönen Zürisee!» Sie lächelt und meint: «Ja, die bin ich!». «Haben Sie gut geschlafen?» Gereizt gibt sie zur Antwort: «Weiss ich nicht, was soll die Fragerei? Und überhaupt, wo bin ich denn hier eigentlich?» «Im Altersheim Birgli in Brienz», gebe ich ihr zur Antwort. Sie schaut sich suchend im Zimmer um, erkennt ihre Möbel nicht. Ich sehe den fragenden Blick in ihrem Gesicht. Nach nur einer Minute fragt Frau X. erneut: «Wo bin ich da?» Ihre Stimme ist gereizt, nervös. Ich setzte mich zu ihr an den Bettrand und sage zu ihr: «Das kann einem Angst machen, wenn man nicht weiss wo man ist, nicht weiss was los ist, nicht weiss, wo man hingehört! Manchmal ist das Leben schwer!» Frau X. lächelt mich an, fühlt sich verstanden und sagt: «Ja, so ist es». Ihre Stimme wird ruhiger: «Ich bin aber froh, dass Sie da sind». Später: Beim Frühstückstisch beobachte ich, dass Frau X. fast nichts gegessen hat. Ich spreche sie an. «Haben Sie heute keinen Appetit?» Mit gereizter Stimme sagt sie laut: «Wenn das Brot so hart ist, kann man es ja nicht essen!» Ich frage: «Haben Sie denn ihre Zähne auch drin?» Sie schaut mich wütend an und meint: «Meine Zähne kann man sicher nicht einfach raus nehmen!» Validation Ich setze mit vis-à-vis von Frau Z. hin, begrüsse sie mit ihrem Vornamen (darauf reagiert sie besser als auf ihren Nachnamen) und stelle auch mich mit meinem Namen vor. Sie ergreift meine Hände, drückt sie fest und rutscht im Sessel hin und her, spricht nicht. Könnte ihre Unruhe daher kommen, dass sie Harndrang hat? «Möchten Sie aufs WC?» «Ja, sofort...» 15 Erfahrungsberichte Birgli-Ziitig 1/2015 Ich antworte: «Da kann einem der Kragen platzen!» Biete ihr noch einen Kaffee an, verabschiede mich und begebe mich in ihr Zimmer. Dort finde ich die vermisste Zahnprothese und möchte sie Frau X. bringen damit sie das Frühstück doch noch essen kann. «Frau X. Lotti, ich hätte hier noch ihre Zähne, damit Sie besser essen können.» Sie schaut mich an und meint: «Wer hat mir die wieder versteckt?». «Das ist aber eine Frechheit. Ihr wisst noch, was Anstand ist!», gebe ich zur Antwort. Frau X. meint: «Ja, so ist es. Die passen sicher nicht, gehören sicher jemand anderem». «Versuchen wir es doch mal!» Ich gebe ihr die Zähne in die Hand und sie setzt sie ein und ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. «Die passen ja wie angegossen, wie für mich gemacht! Sind doch meine!». Sie nimmt meine Hand schaut mich freundlich strahlend an; «Danke für alles». Mit den Worten; «Gell, eine richtige Konfischnitte ist immer etwas Gutes, einen guten Appetit», verabschiede ich mich. Frau X. isst ihr Frühstück fertig, und macht einen zufriedenen Eindruck. 16 Wenn ich es schaffe mich in die Welt, die Gefühle des an Demenz erkrankten Menschen zu versetzen, so fühlt er sich verstanden. Alles andere ist für ihn purer Stress. Ein falscher Satz, eine falsche Frage kann eine Abwehrreaktion, Hilflosigkeit, Wut oder Angst auslösen. Mit der Integrativen Validation wird der Umgang im Alltag und in der Pflege ruhiger und angenehmen für beide Seiten. Herausforderndes Verhalten kann so abgefangen werden. Die Integrative Validation erleichtert den Umgang mit Menschen in der Pflege. Wenn es mal nicht klappt probiere ich es später wieder. Luzia Abplanalp Mitarbeiterin Pflege und Betreuung EG Validation als Lernprozess in der Ausbildung Zwei Berichte aus dem Lernjournal von Michaela Schild, Lernende FaGe im 1. Lehrjahr. 1. Lernjournal Letzten Donnerstag half ich beim Mittagessen in der Birglistube. Eine Kollegin servierte Frau Klug eine Tasse Kaffee und stellte die Crème daneben. Ich räumte und putze die Tische ab, als ich mitbekam, wie sich Frau Klug über ihren Kaffee beschwerte: Er sei ja «brandschwarz» und viel zu heiss. Ich setzte mich neben sie und sagte, sie solle doch Crème dazu geben, dann sei er nicht mehr so heiss. Darauf antwortete Frau Klug zornig: «Das müssen Sie mir nicht sagen, das weiss ich!» Ich hatte aber das Gefühl, sie habe die Crème übersehen. Daraufhin dachte ich mir, sie vergesse dies ja sofort wieder. Also startete ich noch einmal einen Versuch und wies sie ein wenig anders auf die Crème hin. Aber das war keine gute Idee, denn Frau Klug rief zornig: «Ich bin doch kein kleines Kind mehr, ich weiss das!» In diesem Moment war ich so baff und verunsichert, dass ich nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. Ich verliess die Stube. 2. Lernjournal Beim Tischdecken für das Mittagessen bekam ich eine Auseinandersetzung zwischen Frau Sauber und Frau Klug mit. Frau Sauber hatte einen Putzlappen in der Hand und putzte fröhlich den Tisch und gelangte Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass man mit der Validation eine verwirrte Person so beruhigen kann. Das war eine tolle Erfahrung. Ich finde die Validation ein sehr spannendes Thema und möchte mich in Zukunft noch mehr damit beschäftigen. Michaela Schild, Lernende FaGe im 1. Lehrjahr Validation Am Nachmittag sprach ich mit einer Berufsbildnerin über diese Situation. Sie erklärte mir wie ich das nächste Mal vorgehen kann, wenn ich wieder in eine solche Situation wie mit Frau Klug komme. Sie sagte mir, ich solle Frau Klug in ihren Gefühlen bestätigen und ihr zeigen, dass ich für ihre Situation Verständnis habe. Zum Beispiel so: «Ja, das ist eine blöde Sache! Das ist ja viel zu heiss! Das hat man nicht gerne!» oder: «Das ist aber blöd! Das macht einen wütend, das kann man ja nicht trinken! Darf ich Ihnen die Crème anbieten? So wird der Kaffee kälter und ist nicht mehr so schwarz!» dabei mehrmals auf Frau Kluges Platz. Frau Klug sagte mehrmals zu ihr: «Putz bi dir sälber!», doch in Frau Saubers Welt kam dies nicht so richtig an. Sie putze einfach weiter und nahm die Bemerkungen von Frau Klug gar nicht wahr. Auf einmal schrie Frau Klug: «Ez hör ämal uf! Lueg für Di! I ha suber! Lah mi in Rueh!» Frau Sauber sah sie mit einem belustigten Blick an und sagte spöttisch: «Was het sie ez aber?» Ich ging zu Frau Klug und meinte zu ihr: «Das isch fineso ä Sach, das macht eim verruckt!» Frau Klug bestätigte mich mit einem Nicken und sprach: «Jawohl...» Daraufhin rückte ich Frau Sauber ein wenig weiter weg, so dass sie wieder putzen konnte und Frau Klug sich nicht mehr aufregen musste. Dies klappte sehr gut. 17 Erfahrungsberichte Birgli-Ziitig 1/2015 «Gemeinsam sind wir stark» 18 Ich setzte mich im Esszimmer neben Frau Schön und fragte freundlich, ob ihr das Nachtessen geschmeckt hat. Sie lächelte mich an und sagte: «Ja, es war sehr gut». Im weiteren Gespräch fragte ich, ob es ihr recht wäre wenn ich sie zu ihrem Zimmer begleiten würde. Sie nahm dankend an. So machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Im Lift machte sie sich aber bereits sorgen ob sie ihr Zimmer überhaupt jemals finden würde. Ich bestätigte ihre Sorge, und sagte, dass es wirklich nicht immer einfach sei sich in einem so grossen Haus zurecht zu finden und ich sie ja bis ins Zimmer begleiten würde. So entspannte sie sich wieder. Im Zimmer angekommen wusste ich, dass ich mich bei der Wortwahl konzentrieren musste, da sie mir ihre dritten Zähne sonst nie zum reinigen geben würde. So begann ich mit dem Satz: «Frau Schön, sie legen sehr viel Wert auf ein gepflegtes Äusseres». Frau Schön antwortete nach kurzem überlegen mit «Ja, eigentlich schon.» So fuhr ich weiter und sagte: «Eine gute Mundhygiene ist ihnen wichtig, es beugt Aphten und Druckstellen vor». «Ja ja», antwortete sie. Ich: «Eine gute Pflege der dritten Zähne ist halt schon wichtig.» Da schaute mich Frau Schön mit grossen Augen an und sagte erbost, sie hätte keine falschen Zähne. Sie griff sich sogleich in den Mund, zog an ihren Zähnen und war selber ein wenig erschrocken, dass sie ihre Zähne tatsächlich herausnehmen konnte. So holte ich sie in ihrem Gefühl der Hilflosigkeit ab und sagte: «Das macht einem unsicher, wenn man Sachen vergisst». Frau Schön: «Ja, es ist schlimm!». Sie beobachtete mein Tun. Ich sagte: «Gemeinsam sind wir stark – ich bin für sie da und helfe ihnen». Frau Schön lächelte und meinte, «Ich bin sehr froh um Ihre Hilfe. Alleine würde ich nicht mehr alles schaffen.» Ich lächelte zurück und ich fühlte wie zufrieden und ruhig Frau Schön nun war. Da ich Ihr Vertrauen nun gewonnen hatte, war die Situation entspannt. Mit einem guten Gefühl konnte ich mich von Frau Schön verabschieden. Für mich war dieses Erlebnis sehr wichtig und lehrreich. Ich habe damit nun auch in der Praxis erfahren, dass die Integrative Validation den Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, Vertrauen aufbaut und ihre Ängste und Unruhe vermindert. Liselotte Hulliger FAGE «Darf ich wieder einmal bei Ihnen vorbeikommen?» Ein Heimbewohner ruft «Hallo...» Ich gehe zu ihm, begrüsse ihn mit seinem Vor- und Nachnamen und gebe ihm die Hand. Ich frage Herrn X ob ich mich zu ihm setzen darf und er antwortet «Ja!» Ich setze mich zu ihm aufs Sofa. Herr X nimmt meine Hand und schon kommen wir ins Gespräch. Er erzählt mir, dass er sehr gute Eltern hatte und er dank ihnen einen Künstlerberuf erlernen durfte. Er erzählt mir dann, was er alles gemacht hat. Auch vermisse er seine Frau. Ich sage zu ihm, «Ja Herr X, Ihre Frau war immer für Sie da, auf sie konnten Sie sich verlassen». Daraufhin fragt er mich ob ich sie gekannt habe. Ich bejahe und aus seinem Gesichtsausdruck strahlt mir Zufriedenheit entgegen. Nach etwa 10 Minuten verabschiede ich mich von Herrn X und frage ihn: «Darf ich wieder einmal bei Ihnen vorbeikommen?» Herr X sagt «Ja gerne, das würde mich freuen». Das Gespräch mit Herrn X gab mir eine Zufriedenheit und Sicherheit, dass ich mit der Integrativen Validation auf dem richtigen Weg bin. Ursula Bodmer Durch meine Aussagen wie «das ist nicht schön, wenn man alleine ist» oder «Sie fühlen sich im Moment nicht gut» bestätige ich ihre Gefühle, nehme sie ernst und gebe ihr Sicherheit. Zudem führe ich mit ihr ein Gespräch über ihr Lebensmotto, z.B. die Malerei. Wir betrachten zusammen in ihrem Zimmer die selbstgemalten Bilder. Frau X. erkennt ihre Bilder und ihre eigenen Gegenstände, findet sich langsam wieder zurecht und beruhigt sich. Ich setze mich noch eine Weile zu ihr und lasse sie von ihrem Hobby erzählen. Mit den Worten «Ich sollte noch etwas tun, darf ich später wieder kommen?» verabschiede ich mich. Frau X. reicht mir die Hand, lächelt mich an und sagt: «Ja gerne, es war schön mit Ihnen, ich freue mich, wenn sie wieder kommen». Die Bewohnerin macht mir nun einen ausgeglichenen und entspannten Eindruck. Oft gelingt es uns auf diese Weise eine Krise zu bewältigen, zu lindern oder sogar zu vermeiden! «Lassen Sie mich nicht allein...» Ursula Klein Wie unsere Bewohner Besucher validieren lernen? Herr Bühler kam zu seiner Mutter zu Besuch. Freundlich begrüsste er die beiden Damen in der Eingangshalle. Im Zimmer der Mutter stellte er fest, dass er etwas vergessen hatte. Er kehrte um, ging zurück, an den beiden Damen vorbei, um zum Auto zu gehen. Er hatte den Ausgang noch Validation Der Umgang mit demenzkranken Bewohnern bedeutet für uns Pflegende täglich eine grosse Herausforderung. Frau X. sitzt hilflos und verloren im Korridor und bittet mich um Hilfe: «Wo bin ich hier, warum bin ich hier, lassen Sie mich nicht allein...» Ihre Mimik spiegelt ihre grosse Verzweiflung. Ich nehme Blickkontakt mit ihr auf und begrüsse sie mit ihrem vollständigen Namen, spreche langsam und deutlich. 19 Erfahrungsberichte Birgli-Ziitig 1/2015 nicht passiert, als er hörte wie die Beiden darüber schimpften; wie unfreundlich er sei. Nicht mal grüssen könne er. Er holte, was er vergessen hatte. Beim Eintreten begrüsste er die Beiden erneut und erntete eine freundliches «Grüss Gott» zurück. Fazit: Im Reich des Vergessens ist jede Begegnung, die Erste. Jede ist wertvoll. Jede ist bewusst zu gestalten. 20 Ausbildung und Demenz Wo bin ich da? ... Was ich bin im Altersheim? Wie komme ich dahin? Bin ich dafür nicht noch viel zu jung?... Das Lernjournal einer Auszubildenden handelt von der Morgenpflege der dementen Bewohnerin Frau Schöni. Diese ist sowohl örtlich, zeitlich, situativ und Personenbezogen desorientiert. Sie ist dadurch oft unruhig, weiss nicht, wo sie ist, weshalb sie im Altersheim ist, wer die Pflegenden sind und wozu diese da sind. Alle Informationen oder Erklärungen vergisst sie innert weniger Minuten wieder. Aus der Überforderung diese Situationen nicht einordnen zu können, reagiert sie mit Fragen, mit unruhigem, suchendem Umhergehen, aber teils auch mit Verweigerung, mit Beschimpfungen und teils sogar mit Tätlichkeiten. Für die Pflegenden, aber im Speziellen für die Auszubildende ist der Umgang mit dem Verhalten von Frau Schöni eine Herausforderung. Die Auszubildende möchte sie validieren können, um ihr besser gerecht zu werden, weiss aber nicht wie. Sie erlebt die Reaktionen der Bewohnerin als unberechenbar und das Verhalten teils als komisch. Durch begleitete Reflexion findet sie heraus, dass das Gefühl der Verlorenheit, das Gefühl ist, dass das Handeln von Frau Schöni beeinflusst. Nun da die Auszubildende weiss, welchem Gefühl sie entgegenwirken möchte, hat sie viele Ideen wie sie Frau Schöni in ihrer Verlorenheit begegnen könnte: • Versuchen sie abzulenken • Zusätzliche Informationen über ihr Leben bei Angehörigen einholen, um mehr Themen für Gespräche zu haben • Bewohner zusammenbringen, Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe vermittelt Sicherheit • Begleitung anbieten, mit ihr spazieren gehen •Musik • Sie bewusst versuchen in Gespräche einzubeziehen, dabei die eigene Haltung beachten Blickkontakt, Augenhöhe • wertschätzender freundlicher Umgang. Das Ziel der Auszubildenden ist klar, dass Frau Schöni nicht mehr fragen muss, wo sie ist, weil sie sich akzeptiert und wohl fühlt. Durch das Bewusstwerden, dass das Gefühl der Verlorenheit bei Frau Schöni im Zentrum steht, hat sie selber viele Möglichkeiten gefunden, welche sie anwenden kann, um Frau Schöni Wertschätzung und Sicherheit zu geben. Die Auszubildende ist sich bewusst, dass die Stimmungslage von Frau Schöni sehr schwankend ist und dass dadurch nicht immer dieselbe Methode zielführend sein kann. Sie wird aber die verschiedenen Möglichkeiten ausprobieren und ich bin überzeugt, sie wird immer wieder passende Wege finden. Heidi Schmidlin Birgli-Nachrichten Abschied von unserer Heimleitung vom 1.10.2014 – 31.3.2015 Alle Beteiligten «hielten dicht», so dass es für Heidi und Rene wirklich eine grosse Überraschung war. Liebe Heidi, lieber René, nochmals ein riesiges Dankeschön für die einmalige, schöne, gute und lehrreiche Zeit, die wir mit Euch im Birgli hatten! Das Birgliteam Validation Nach 26 Jahren hiess es im Dezember Abschied nehmen von Heidi und Rene Rohr. Ein Adventskalender und ein Abschiedsapero am Silvesternachmittag waren die grossen Überraschungen, die vom Personal des Birgli für das Heimleiterpaar in aller Heimlichkeit vorbereitet wurden. Auch die drei Söhne, quasi neben dem Birgli im Personalhaus gross geworden, waren mit ihren Familien zum Apero eingeladen. 21 Birgli-Nachrichten vom 1.10.2014 – 31.3.2015 Gratulationen zum Geburtstag unserer Bewohner/innen Birgli-Ziitig 1/2015 2014 22 Oktober Josefine Schweizer Olga Brunner 05.10.1923 11.10.1940 91 Jahre 74 Jahre November Betra Brantschen Ruth Mäder 01.11.1924 01.11.1929 90 Jahre 85 Jahre Dezember 2015 Margaretha Wegmüller Maria Stähli Elsa Brunner Wally Gilgen Gertrud Flück Anna Häsler Clara Rosa Schild 10.12 1921 11.12.1928 12.12.1925 13.12.1940 19.12.1923 21.12.1943 29.12.1917 93 Jahre 86 Jahre 89 Jahre 74 Jahre 91 Jahre 71 Jahre 97 Jahre Januar Hanspeter Linder Rosa Thöni Hedi Lüthi Hedi Gander Anna Knuchel Christine Diessner Willi Huggler 09.01.1940 10.01.1927 19.01.1921 20.01.1936 22.01.1924 31.01.1938 31.01.1925 75 Jahre 88 Jahre 94 Jahre 79 Jahre 91 Jahre 77 Jahre 90 Jahre Februar Emmi Wyler Rose-Marie Wirz 02.02.1917 26.02.1932 98 Jahre 83 Jahre März Hedwig Schweizer Marlies Zobrist 01.03.1923 14.03.1928 92 Jahre 87 Jahre Birgli-Nachrichten vom 1.10.2014 – 31.3.2015 Eintritte Anna Häsler Gertrud Flück Olga Brunner Vreni Eggenberg am 16. Oktober 2014 am 6. November 2014 am 7. Januar 2015 am 9. Januar 2015 In Gedenken an Bertha Fischer Hedi Mäder Vreni Kurt Hans Mäder Johanna Anderfuhren 5. Dezember 1923 – 6. Oktober 2014 15. Oktober 1922 – 19. Oktober 2014 11. Juli 1926 – 6. November 2014 14. Februar 1925 – 5. Dezember 2014 1. Februar 1915 – 21. Dezember 2014 Validation Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken. 23 Birgli-Nachrichten vom 1.10.2014 – 31.3.2015 Personal-Informationen: Eintritte Brigitte Hirschi Mitarbeiterin in Pflege und Betreuung 47, geschieden, 2 erwachsene Kinder Wohnort: Brienz Hobbys: Tiere, ich bin sehr gerne in der Natur, Velo fahren, Zeichnen, Puzzlen Erlernter Beruf: Betriebsassistentin PTT Eintritt ins Birgli: 1.11.2014 Arbeitsort im Birgli: EG Bemerkung: Im Birgli kann man sich wohl fühlen. Christophe Schädeli Geschäftsleiter 45, verheiratet, 2 Kinder: Lars 16 und Saskia 12 Wohnort: Münsingen Hobbys: Sport allgemein, Kochen Erlernter Beruf: KV, Eidgen. Heimleiter Eintritt ins Birgli: 1.12.2014 Arbeitsort im Birgli: EG Bemerkung: Ich fühle mich im Birgli wohl. Andrea van Dilst Birgli-Ziitig 1/2015 Sekretärin 24 36, verheiratet, 3 Kinder: Rebecca 10, Dominic 8, Jerome 5 Wohnort: Schwanden Hobbys: Familie, Geocaching, Lesen Erlernter Beruf: KV Eintritt ins Birgli: 5.1.2015 Arbeitsort im Birgli: EG Bemerkung: Mir gefällt es hier im Birgli Birgli-Nachrichten vom 1.10.2014 – 31.3.2015 Eintritte Lernende Martina Blatter Lernende FaGe (Fachangestellte Gesundheit), 17 Wohnort: Ebligen Hobbys: Ski fahren, Mithilfe auf elterlichem Bauernhof, Freunde treffen, Zeichnen Eintritt ins Birgli: 1.8.2014 Arbeitsort im Birgli: OG/DG Bemerkung: Die Zusammenarbeit im ganzen Haus gefällt mir sehr gut. Laura Michel Lernende FaGe (Fachangestellte Gesundheit), 17 Wohnort: Brienz Hobbys: Ski fahren, Freunde treffen Eintritt ins Birgli: 1.8.2014 Arbeitsort im Birgli: OG/DG Bemerkung: Ich fühle mich im Birgli wohl. Michaela Schild Wohnort: Brienzwiler Hobbys: Musik, Skiklub IO Skifahren, Fotografieren Eintritt ins Birgli: 1.8.2014 Arbeitsort im Birgli: EG/GG Bemerkung: Ich fühle mich sehr wohl im Birgli. Validation Lernende FaGe (Fachangestellte Gesundheit), 16 25 Birgli-Nachrichten vom 1.10.2014 – 31.3.2015 Austritte 31.12.2014 31.12.2014 31.12.2014 31.01.2015 Corinne Baumann Isabel Bosshard Denise Schild Janet Mesic Pensionierungen 31.12.2014 René Rohr Dienstjubiläen Da in der Jubiläumsziitig «Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein» keine Birgli-Nachrichten erschienen, möchten wir hier nachträglich auch die Dienstjubiläen des Jahres 2013 aufführen. Dienstjubiläen 2013 Birgli-Ziitig 1/2015 15 Jahre 20 Jahre Nelly Eggler René Mäder Ursula von Bergen 26 25 Jahre Heidi Rohr René Rohr Birgli-Nachrichten vom 1.10.2014 – 31.3.2015 Dienstjubiläen 2014 5 Jahre Dominique Fuchs Karin Jaggi Sheila Omerovic Therese Abplanalp Brigitta Venzago Cornelia Hefti Silvia Burgener Franziska Fuchs Flurije Zukaj 10 Jahre Margret Thöni-Michel Sonja Imerovski Agnes Streich 15 Jahre Kathrin von Allmen Brigitte Klossner Therese Känzig 35 Jahre Margreth Thöni Validation 20 Jahre Liselotte Hulliger Elisabeth Haldimann 27 Chinderhus Geschichten erzählen Erinnern Sie sich noch an ihre Lieblingsgeschichte, welche Ihnen Ihre Eltern als Kind täglich erzählen mussten? Es spielte keine Rolle wann und wo, aber Sie wollten die Geschichte immer wieder hören und in die wunderbare Fantasiewelt eintauchen. Quelle: Mein Esel Benjamin, Bild: Lennart Osbeck, o.S. Birgli-Ziitig 1/2015 Ob Vorlesen oder Erzählen, ob ein Märchen oder aus einem Kinderbuch: Kinder brauchen Geschichten. Kinder fördern so ihren Wortschatz und auch die sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten. Geschichten helfen den Kindern, Werte zu entwickeln sowie zwischen Gut & Böse zu unterscheiden. 28 Das Kind fühlt sich neben der Erzählerin sicher und geborgen und kann sich deshalb unbesorgt in eine spannende Fantasiewelt begeben. Kinder ab einem Jahr haben Freude daran, gemeinsam Bilderbücher anzusehen. Sie hören gespannt zu, wenn ihnen mit eigenen Worten erzählt wird, was denn auf den Bildern zu erkennen ist. Abwechslungsreich wird die Geschichte, wenn die Kinder dazu angeregt werden, verschiedene Dinge auf den Bildern zu suchen. Geschichten aus dem alltäglichen Leben finden Kinder ab zwei Jahren schön. So können Begebenheiten erzählt werden, die das Kind selbst kennt und zu denen es eine Beziehung hat. Sei dies ein Erlebnis vom Sandkasten, vom Spielplatz oder vom Waldspaziergang. Hauptdarstellerin in dieser Geschichte kann das «eigene» Kind, ein anderes Kind oder gar das LieblingsKuscheltier sein. Dabei ist wichtig, dass die Geschichte einfach, kurz und klar erzählt wird, nicht zu viele Personen auftreten und Zeitsprünge vermieden werden. Am besten beginnt die Geschichte immer mit demselben Anfang. Zum Beispiel mit «Eines Tages...». Am Wichtigsten jedoch ist, dass die Geschichte IMMER ein Happy-End hat. Alle Beteiligten in der Geschichte müssen am Ende wieder fröhlich und glücklich sein. Da Kleinkinder Wiederholungen lieben, kann dieselbe oder nur leicht veränderte Geschichte immer wieder erzählt werden. Kinder freuen sich sehr, wenn sie wissen was gleich passieren wird! Bei Kindern ab drei bis vier Jahren darf die Geschichte dann ruhig etwas spannender ausfallen. Der Fantasie sind nicht mehr allzu viel Grenzen gesetzt, so dass nun auch Monster, Hexen, Drachen oder Gespenster in der Geschichte mitspielen dürfen. Als Fixpunkt der Geschichte dient nun die Quelle: Mein Esel Benjamin, Bild: Lennart Osbeck, o.S. Ich kann mich noch sehr gut an meine Lieblingsgeschichte «Mein Esel Benjamin» erinnern. Wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil das Mädchen in der Hauptrolle den Namen «Susi» trägt und die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt. Damit Sie nun aber nicht nur meine Lieblingsgeschichte aus meiner Kindheit kennen, möchte ich mich noch kurz etwas näher vorstellen. Mein Name ist Susanne Haus, ich werde dieses Jahr 35 Jahre alt und arbeite seit dem 1. Oktober 2014 als Leiterin im Chinderhus. Validation Hauptfigur. Diese ist liebenswert, einmalig und kann alle Probleme lösen. Die Kinder identifizieren sich so mit der Heldin oder dem Helden der Geschichte und gewinnen dadurch an Mut. Hauptfiguren wie mutige Piraten, heldenhafte Ritter, nette Hexen oder schöne Prinzessinnen und gute Feen sind besonders interessant, denn diese werden mit bösen Schurken spielend fertig, in dem sie Zauberkraft oder besondere Hilfsmittel (magische Glaskugel, Zauberstab, Hexenbesen, schwebendes Schwert etc.) zur Verfügung haben. Getreu nach dem Motto «Ende gut, alles gut» verschwinden die Bösen auf Nimmerwiedersehen. Bei Kindern ab fünf Jahren darf die Geschichte nun schon länger sein. Dabei können Kinder jetzt auch zwei ineinander verwobene Handlungsstränge mitverfolgen. Also beispielsweise: «während Prinzessin Aurora im Schloss gefangen gehalten wird, kämpft sich der mutige Ritter durch den Zauberwald...». Wenn Zeitsprünge in der Geschichte vorkommen, so sollten die Kinder diese bereits kennen. 29 Nach meinem Studium in Sozialer Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz arbeitete ich zwei Jahre in einem Kinderund Jugendheim. Ich betreute als diplomierte Sozialpädagogin Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 7 Monaten bis 21 Jahren. Nach zwei Jahren nahm ich eine Stelle in der offenen Kinderund Jugendarbeit an, bei welcher ich sieben Jahre als Fachstellenleiterin tätig war. Während diesen neun Jahren absolvierte ich diverse Weiterbildungen, vor allem in den Themenbereichen Personalführung und Organisationsentwicklung. Nun war die Zeit reif, mich wieder einer neuen Herausforderung zu stellen. So habe ich mich im Chinderhus auf die Stelle der Kita-Leiterin beworben und den Zuschlag erhalten. Birgli-Ziitig 1/2015 In Niederried bei Interlaken aufgewachsen zog es mich nach meinem Studium nach Ringgenberg, wo ich seit zehn Jahren mit meinem Partner wohne. In meiner Freizeit 30 Key West, Dezember 2013 reise ich gerne, vor allem in Länder mit warmen Temperaturen, erhole mich in der Natur und verbringe viel Zeit mit Freunden. Meine Erlebnisse der letzten Monate im Chinderhus und im Generationenhaus Birgli waren durchwegs positiv. Die Begegnungen und gemeinsamen Anlässe sind stets von Wohlwollen und Wertschätzung geprägt. Ich freue mich auf weitere spannende Begegnungen und lade Sie herzlich dazu ein, wann immer Sie möchten, im Chinderhus vorbei zu schauen. Gerne dürfen Sie dabei auch in meinem LieblingsKinderbuch «Mein Esel Benjamin» blättern und wer weiss, vielleicht erzählen Sie sogar den Kindern die herzliche Geschichte des Mädchens und ihrer Abenteuer mit dem Esel Benjamin. Susanne Haus Leiterin Chinderhus Brienz 31 Validation Voranzeige Öffentliches Zvieri-Znacht-Buffet Sonntag, 26. April 2015 Regelmässige Angebote • 1 Ferien-Zimmer •Mahlzeitendienst • Offener Mittagstisch •Tagesheim Alters- und Pflegeheim Birgli Schwanderstrasse 22 3855 Brienz Telefon 033 952 86 86 Fax 033 952 86 88 www.altersheim-birgli.ch [email protected]
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