OSTERN 2015 INDIEN Patenschaft für Lehrer NORDIRAK Schule für Flüchtlingskinder VOLUNTEERS Einsätze in Indien und Osttimor ISLAM Parolen erregen die Gemüter JESUITEN AKTUELL Neue Schule in Kalimpong eingeweiht M 02 it einer festlichen Zeremonie ist das neue Gebäude der Gandhi Ashram School in Kalimpong eingeweiht worden. Bekannt wurde die von indischen Jesuiten geleitete Einrichtung durch ihre musische Erziehung: Schon seit vielen Jahren werden hier Kinder aus sehr armen Familien im Geigenspiel ausgebildet, neben dem normalen Schulunterricht. Sie sollen dadurch Selbstbewusstsein «auftanken» und ihre musischen Talente entfalten. Die alte Schule war durch einen abrutschenden Hang und ein Erdbeben nicht mehr sicher und musste geräumt werden. Die nur wenige hundert Meter entfernte neue Schule mit ihren drei Gebäudeflügeln ist offen und grosszügig gestaltet, sie passt sich architektonisch wunderschön in die Landschaft ein. Vom terrassenartig angelegten Schulhof geht der Blick auf die Bergketten des Himalayas. Bei der fröhlichen Eröffnungsfeier rief P. Kinley Tshering SJ (Foto unten), Provinzial der nordindischen Jesuitenprovinz Darjeeling, die rund 600 Schülerinnen und Schüler der Gandhi Ashram School dazu auf, das neue Gebäude für sich «in Besitz zu nehmen» und mit Leben zu füllen. Er dankte zugleich den zahlreichen Spendern aus Deutschland, Italien und der Schweiz für ihre grosszügige Unterstützung beim Bau des Schulkomplexes. Sichtlich stolz auf das neue Gebäude in ihrer Nachbarschaft zeigten sich nicht nur die Geigenkinder, sondern auch deren Eltern sowie zahlreiche weitere Bewohner von Kalimpong, die zur Einweihungsfeier gekommen waren. ENTFÜHRTER JESUIT FREIGELASSEN Nach achtmonatiger Geiselhaft ist der in Afghanistan tätige Jesuitenpater Prem Kumar SJ wieder frei. Wie der JesuitenFlüchtlingsdienst JRS mitteilte, ist der 47-Jährige wohlbehalten in seine indische Heimat zurückgekehrt. Es habe «auf vielen Ebenen unermüdliche Versuche» gegeben, ihn freizubekommen. «Wir sind sehr dankbar für die Zeichen der Solidarität, die wir von zahllosen Freunden erfahren haben», so der JRS. Pater Prem Kumar, der als JRS-Länderdirektor die Projektarbeit in Afghanistan verantwortet, war am 2. Juni 2014 nach dem Besuch einer Schule für zurückgekehrte Flüchtlinge unweit der Provinzhauptstadt Herat von Unbekannten verschleppt worden. Editorial Liebe Freundinnen und Freunde unserer Missionare und unserer Partner weltweit! Die grausamen Taten von Gruppierungen, die wir heute als Fundamentalisten bezeichnen, erschrecken zutiefst. Was die meisten von uns als barbarisch verurteilen, erscheint diesen Gruppierungen als sinnvolles politisches Programm mit apokalyptischer Dimension. Ich frage mich: Fordern sie uns nicht deshalb so stark heraus, weil sie sich nicht an unsere aufgeklärten Werte wie Religionsfreiheit und Menschenrechte halten? Eine klassische Antwort darauf wäre, alles zu eliminieren, was nicht unserem Denken entspricht. So würden Fundamentalisten handeln. Als Christen stehen wir jedoch in der Verantwortung für andere, zukunftsorientierte Lösungen zu arbeiten. Wir sind herausgefordert anzuerkennen, wie unterschiedlich oder gar gegensätzlich historische Ereignisse interpretiert werden – und ebenso auch die Rolle der grossen Gestalten in Religion und Weltgeschichte. Nüchtern betrachtet müssen wir feststellen, dass Fundamentalismus im Zusammenhang mit Mohammed genau so möglich ist wie mit Jesus. Ein friedliches Zusammenleben mit dem anderen, selbst wenn dieser abweichende Ideen vertritt, setzt gegenseitiges Verständnis voraus. Dabei spielt Bildung eine entscheidende Rolle. Und die ist manchmal wirklich Knochenarbeit, wie die von uns geförderten Schulen in Afghanistan, Indien, Südsudan und Osttimor beispielhaft zeigen. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung und wünschen Ihnen frohe Ostern! Ihr P. Toni Kurmann SJ Missionsprokurator SÜDSUDAN Flüchtlingshilfe im Ordensverbund Angehörige unterschiedlicher Orden arbeiten im Südsudan auf neue Weise zusammen: Sie engagieren sich in gemeinsamen Projekten und leben unter einem Dach. P apst Franziskus hat das Jahr 2015 zum «Jahr der Orden» erklärt. «Die Gegenwart mit Leidenschaft zu leben und die Zukunft voll Hoffnung zu ergreifen», darauf kommt es ihm an. Trotz Nachwuchsproblemen in vielen Ländern sind Orden eine wichtige Säule der Weltkirche. Über 700 000 Ordensfrauen und mehr als 180 000 Ordensmänner arbeiten weltweit in Klöstern und Pfarreien sowie in Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Eine Initiative, in der Männer und Frauen verschiedener Orden auf neue Art und Weise zusammenarbeiten, findet sich im Südsudan. «Solidarity with South Sudan» heisst die 2004 gestartete Initiative. Die Idee ist ebenso einfach wie bestechend: Anstatt dass jede Ordensgemeinschaft ihr eigenes Hilfsprojekt im Südsudan aufbaut, schliessen sich die Mitglieder unterschiedlicher Orden zusammen, sie arbeiten an gemeinsamen Projekten und leben zusammen in ordensübergreifenden Kom- munitäten. In Rom hält Schwester Yudith Pereira Rico, eine zupackende Spanierin, die Fäden dieser Initiative in der Hand. In den fünf Kommunitäten von «Solidarity» stossen ganz verschiedene Kulturkreise und Ordenstraditionen aufeinander: Schwestern aus Kenia, Tansania, Myanmar, Vietnam, Kanada und Brasilien wohnen unter einem Dach mit Ordensmännern aus Indien, Sri Lanka und den USA. Aber sie alle haben den gleichen Glauben und das gleiche Ziel: Sie wollen etwas aufbauen. Gewalt und Massenflucht «Solidarity» betreibt im Südsudan heute zwei Ausbildungszentren für Lehrer, ein Gesundheitsinstitut, in dem Krankenschwestern und Hebammen ausgebildet werden, zwei Landwirtschaftsprojekte und ein Pastoralprogramm, das sich vor allem auf Friedens- und Versöhnungsarbeit konzentriert. Hinzu kommt die psychologische Betreuung traumatisierter Gewaltopfer. «Die Situation im Land ist nach wie vor sehr instabil», berichtet Schwester Yudith. «Die Bevölkerung leidet unter der fehlenden Sicherheit.» Eine im Januar ausgehandelte Waffen ruhe zwischen den Konfliktparteien des Südsudan wird von Rebellengruppen im- mer wieder gebrochen. 2011 hatte der jüngste Staat der Welt seine Unabhängigkeit noch mit grosser Zuversicht gefeiert – nach 22 Jahren Bürgerkrieg. Doch Ende 2013 führte ein Machtkampf zwischen dem Präsidenten und seinem Stellvertreter zu neuen Gefechten; fast eine Million Menschen suchten Zuflucht in Lagern. Es sind schwierige Bedingungen, unter denen die Ordensleute von «Solidarity» arbeiten. Aber sie geben nicht auf. Eine Schwester berichtete im November 2014 von ihrer Rückkehr in die Stadt Malakal: «Unser College ist zerstört, alles wurde mitgenommen, sogar Bücher und Möbel. Wir besuchten auch eine Flüchtlingssiedlung aus Bambushütten und Zelten. Mitten in dieser unerträglichen Armut wurden wir herzlich begrüsst. Die Leute baten uns, dass wir sie nicht vergessen sollten. Wir haben viele weitere Flüchtlingslager besucht und werden Lehrer ausbilden, damit sie dort unterrichten können.» In den Kommunitäten von «Solidarity» leben derzeit 29 Ordensleute und drei Laien. Für alle ist klar, dass sie die Menschen im Südsudan nicht alleinlassen. «Das Land braucht unsere Solidarität», sagt Schwester Yudith. «Wir bleiben.» Judith Behnen links: Helfer er richten Hütten für Flüchtlinge. r e c h t s : Sr. Felistus aus Kenia mit Pa tientinnen im Ge sundheitszentrum von «Solidarity» in der Stadt Wau. 03 INDIEN 04 Lehrerin Sushma Kerketta (vorne li.) mit Schülerinnen und Schülern der St.Peter’s Primary School, nahe der Teeplantage Gayaganga. Patenschaften für indische Lehrer Die nordindische Jesuitenprovinz Darjeeling unterhält mehrere Schulen, an denen Kinder aus Teearbeiterfamilien unterrichtet werden. Die Einkünfte reichen nicht aus, um den Lehrerinnen und Lehrern ein angemessenes Gehalt zu zahlen. Patenschaften für Lehrkräfte könnten Abhilfe schaffen. M it sanfter Handbewegung schiebt Sushma Kerketta ihre Schützlinge in Reih und Glied. Fächerförmig nehmen die Klassen der St. Peter's Primary School vor dem Schuleingang Aufstellung, so wie an jedem Morgen vor Unterrichtsbeginn. Die 650 Kinder sind, wie es in Indien üblich ist, in Schuluniformen gekleidet: graue Hosen, blaue Hemden, blaue und weinrote Pullover. Mit Inbrunst singen sie Lieder, die von Schülern der vierten Klasse per Mikrofon angestimmt werden. Sushma Ker- ketta, Lehrerin der Vorschulklasse, steht mit den Vier- bis Fünfjährigen ganz vorne an der überdachten Eingangsveranda. Lächelnd erwidert sie Blicke der ihr anvertrauten Jungen und Mädchen. Man sieht der erfahrenen Pädagogin förmlich an, wie sehr sie ihren Beruf, den Umgang mit den ABC-Schützen mag. «Ich selber habe keine Kinder, lebe mit meinen fünf Geschwistern im Haus meiner alten Eltern», erzählt sie später unter den schattenspendenden Bäumen auf dem ummauerten Schulgelände. Sushma Kerketta zählt, wie auch fast alle Schüler der von Jesuiten geleiteten Schule, zur Schicht der Adivasi oder Tribals («Stammesvölker»), den weitgehend besitzlosen, ausgegrenzten Ureinwohnern des Subkontinents. Und wie viele Angehörige dieser Volksgruppe, die in der Region Darjeeling leben, ist auch sie katholische Christin. 1.40 Franken Lohn am Tag Einst von den Briten aus Zentralindien nach Norden verpflanzt, arbeiten die meis- ten Adivasi heute auf den Plantagen des für seinen Tee weltbekannten Anbaugebiets Darjeeling. Der Lohn der Teepflückerinnen und Tagelöhner beträgt meist nicht mehr als 90 Rupien pro Tag, das sind etwa 1.40 Franken. Von diesem Lohn müssen ganze Familien leben – und auch noch das Schulgeld der Kinder bestreiten. Die geringen staatlichen Zuschüsse für anerkannte Minderheiten wie die Adivasi fallen da kaum ins Gewicht. Masterabschluss an der Universität Auch ihre eigenen Eltern hätten zu Niedriglöhnen tagein, tagaus in den umliegenden Teegärten arbeiten müssen, erzählt Sushma Kerketta. Sie sei sehr glücklich gewesen, seinerzeit ein Stipendium erhalten zu haben, sagt sie. Ohne dieses Unterstützung wäre ihr eine gute Ausbildung wohl verwehrt geblieben. Nach dem Besuch einer von Ordensschwestern geführten Schule wechselte sie zunächst auf ein College in der benachbarten Grossstadt Siliguri. An der Universität von Westben- DARJEELING Siliguri INDIEN galen schloss sie ihr pädagogisches Studium mit einem Master ab. Ausgestattet mit einem Sechsjahresvertrag unterrichtet sie heute als Lehrerein an der St. Peter's Primarschule gleich mehrere Fächer: Hindi, Englisch und Rechnen. Was sie an ihrer Schule besonders schätze? Es ist die «freie, familiäre Atmosphäre», wie die 44-Jährige betont. «Die Kinder, die häufig unter schwierigsten Bedingungen aufwachsen, zum Teil auch vernachlässigt sind, fühlen sich hier akzeptiert.» Ihren Schülern wünscht sie, dass sie eines Tages besser haben als ihre Eltern. «Als Lehrer ist es unsere Aufgabe, den Kindern gute Startchancen für das spätere Leben zu vermitteln und ihre Talente zu fördern». Abhängig von Schulgebühren Es gehört zum guten Geist der von Jesuiten geführten Primarschule, dass man sich umeinander kümmert – Lehrer, Schüler und Schulleitung. Gemeinsam teile man Freuden und auch Sorgen, betont Sushma Kerketta. Und sie lässt durchblicken: Zu den Dingen, die vor allem den 15 angestellten Lehrern Sorgen bereiten, gehört das geringe Gehalt. Als Pädagogin verdient sie gerade einmal rund 60 Franken. Im Monat. Mehr ist für die Schulleitung nicht drin. «Wir würden gerne höhere, leistungsgerechte Löhne zahlen, um unsere Lehrer dauerhaft zu halten. Aber wir sind abhängig von den Schulgebühren, die wir von den Eltern erheben,» erklärt P. Mangal Kerketta SJ, Leiter der St. Peter's School. «Im Monat macht das pro Kind 120 Rupien, das sind nicht einmal 2 Franken. Doch schon diesen Betrag müssen sich viele Familien buchstäblich vom Munde ab sparen.» Obwohl die staatlichen Schulen im Gegensatz zu den Privaten kostenfrei sind und auch warmes Essen anbieten, schicken viele Eltern – nicht nur Christen, auch Hindus – ihre Kinder lieber zu den Jesuiten. Denn dort findet der Unterricht regelmässig statt, und das Niveau ist deutlich höher – ein entscheidender Vorteil im harten indischen Wettbewerb um Jobs und besser bezahlte Stellen. Allerdings: An staatlichen Schulen verdienen Lehrer das Sieben- bis Achtfache – eine stetige Verlockung. Und eine grosse Herausforderung für hochmotivierte kirchliche Einrichtungen wie die St. Peter’s School, die sich konsequent für eine gute Ausbildung der Armen einsetzen und – trotz Zuschüssen der Jesuitenprovinz – stets zu kämpfen haben. Die Einnahmen Kalkutta reichen nicht mal aus, um das stark sanierungsbedürftige, unsicher gewordene Schulhaus rasch wieder auf Vordermann zu bringen. Ein dringend benötigter Erweiterungsbau gleich nebenan muss ganz aus Spendenmitteln, auch aus der Schweiz, finanziert werden. Aus eigener Kraft wäre eine solche Massnahme überhaupt nicht zu stemmen. «Auch wenn es manchmal weh tut: Wir können es niemandem übelnehmen, wenn er oder sie aus finanziellen Gründen unsere Schule verlässt, um woanders mehr Geld zu verdienen», sagt Pater Kerketta. «Wir wissen ja: Mit dem Lehrergehalt, das wir zahlen, fällt es schwer, eine Familie zu ernähren.» Zeichen der Wertschätzung Um in Zukunft gerade auch die qualifizierten Kräfte halten zu können, setzen die Jesuiten von Darjeeling ihre Hoffnung auf eine Lösung, die das bestehende Dilemma nachhaltig beseitigen könnte: Lehrerpatenschaften. Mit Unterstützung zahlreicher Spender und Projektpartner, so der Wunschtraum, wäre die Schule endlich in der Lage, die Gehälter der 15 angestellten Lehrer dauerhaft anzuheben. Ziel ist es, jeder Lehrerkraft ein Monatsgehalt von zumindest 6000 Rupien im Monat zu zah- links: Ganesh Hembrom (li.) und Sushma Kerketta sind Lehrer aus Leidenschaft. Wie ihre Schüler gehö ren beide zur sozial benachteiligten Minderheit der Adivasi. r e c h t s : Schulleiter P. Mangal Kerketta SJ möchte seinen Lehrkräften gerne mehr Gehalt bezah len, aber es fehlt schlicht das Geld. 05 INDIEN 06 len, etwa 90 Franken. Später vielleicht sogar umgerechnet etwa 120 Franken. Das wäre zwar immer noch deutlich weniger, als an staatlichen Schulen gezahlt wird, aber gleichwohl eine entscheidende Verbesserung – und auch ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung. Sushma Kerketta und ihr ebenso engagierter Kollege Ganesh Hembrom wären für eine noch so bescheidene Gehaltsaufstockung höchst dankbar. «Wir lieben diese Schule – so wie unsere Schüler, die sehr froh sind, hier lernen zu dürfen», sagt Hembrom. «Ich möchte gerne bleiben und den Kindern all das weitergeben, was ich selber von den Jesuiten gelernt und an positiven Werten erfahren habe.» Der 41-jährige Pädagoge aus Leidenschaft ist schon seit 14 Jahren an der School tätig. Auch er ein Adivasi, hat sich Ganesh Hembrom aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet und muss heute zusehen, wie er seine vierköpfige Familie, die in einer der nahegelegenen Teeplantagensiedlungen lebt, über Wasser hält. Da zählt jede Rupie. Initiative ergriffen Mit dem Modell der Lehrerpatenschaft betreten die Jesuiten von Darjeeling keineswegs Neuland: Ihr früherer Provinzial, links: Die Schüler sind wissbegierig bei der Sache. Ihre Eltern sparen sich das Schulgeld buch stäblich vom Munde ab. rechts: Pater Peter Pappu SJ zu Besuch in der von Jesuiten betriebe nen Primarschule von Hatighisa. P. Peter Pappu SJ, hat bereits vor fünf Jahren die Initiative ergriffen. Gemeinsam mit dem sozial engagierten Schweizer Teehändler Hanspeter Reichmuth, Inhaber der Firma Reichmuth von Reding, lancierte er eine Lehrerpatenschaft zugunsten der Loyola-Schule in Kalabari, einer anderen Teeplantagensiedlung in Darjeeling. «Bei allem Anreiz des jesuitischen Bildungssystems – viele Lehrer gehen doch lieber in die Stadt. Jene, die bleiben, haben hohe Ideale. Diese Menschen müssen wir fördern», betont auch Pater Pappu. Er ist davon überzeugt: «Wer einem Lehrer hilft, hilft einer ganzen Klasse. Das funktioniert besser als die häufig praktizierte Unterstützung einzelner Schüler, denn die Unterstützung wird auf diese Weise gerecht verteilt.» Pater Pappus Augen strahlen, wenn er von der Schule in Kalabari erzählt. Er hat sie selber vor 16 Jahren mit viel Herzblut aufgebaut. Inzwischen ist P. Pappu in der Gemeindearbeit tätig. Als Seelsorger kümmert er sich um hunderte Familien, die in den Teeplantagen einen ständigen Existenzkampf bestehen müssen. Er erlebt immer wieder, wie die plötzliche, von Finanzinvestoren betriebene Schliessung von Teeanbaubetrieben ganze Dörfer in den Ruin stürzt. In der Folge grassieren Alkohol- und Drogenprobleme. Leidtragende sind besonders die Kinder. In der Primary School von Hatighisa trifft Pater Pappu viele bekannte Gesichter. Die Schule liegt gegenüber dem Wohnhaus der Jesuiten, inmitten eines weitläufigen, umzäunten Areals, auf dem hier und da Kühe und Ziegen grasen. Beim Rundgang durch das schlichte, einstöckige Schulgebäude wird der stämmige, in ein weisses Priestergewand gekleidete Jesuit mit grossem Hallo begrüsst. Schüler winken aus dem Halbdunkel der Klassenzimmer. Pater Pappu spricht mit einer erfahrenen Lehrerin in farbigem Sari, die soeben ihre Englischstunde beendet hat. Er weiss aus Erfahrung: «Die Lehrer an unseren Schulen engagieren sich. Sie sind eingebunden in die weltweite Bildungsarbeit des Jesuitenordens. Das macht sie stolz und zu guten Pädagogen. Aber wir können sie auch hier, in Hatighisa, nur schlecht bezahlen. Doch mit Unterstützung von Paten aus der Schweiz lässt sich dies sicher ändern. Das ist meine Hoffnung.» In Kalabari hat es funktioniert. Missionsprokur P. Toni Kurmann SJ startete 2011 ein erstes Pilotprojekt: Dank Schweizer Spenden gelang es, die ersten 25 Lehrer- INDIEN patenschaften auf den Weg zu bringen. Einer der ersten Paten war Teehändler Hanspeter Reichmuth. Mit den Patenschaftsgeldern wird seither das Gehalt der Pädagogen bestritten. Die Eltern der Schüler zahlen weiterhin ein Schulgeld, das nun aber für andere Massnahmen wie etwa Weiterbildungsangebote verwendet werden kann. Paten und Lehrer vernetzen Ziel der Lehrerpatenschaften ist für Missionsprokurator P. Kurmann nicht nur das Bereitsstellen finanzieller Mittel. «Wir wollen nach Möglichkeit auch Brücken bauen, etwa zwischen Lehrern in der Schweiz und in Indien», sagt er. Sein Mitbruder in Gayaganga, Schulleiter P. Kerketta, bietet an, die Kommunikation zwischen Paten und Lehrern zu koordinieren. Über «Jesuitenweltweit», das Hilfswerk der Schweizer Jesuiten, werden die Paten dann regelmässig über die geförderten Schulen und deren Arbeit informiert. «Der Erfolg muss sich zeigen», meint Pater Kurmann. «Wir sind gespannt. In jedem Fall sollen die Patenschaften echte Begegnung ermöglichen, mit klarem Blick und offenem Herzen für den jeweils anderen.» Elmar zur Bonsen SPENDENBITTE FÜR LEHRERPATENSCHAFTEN Liebe Leserin, lieber Leser! «Ich liebe es, diese Kinder zu unterrichten», sagt Lehrer Ganesh Hembrom. «Die meisten kommen aus sehr armen Familien. Bildung vermittelt ihnen Werte und ein Wissen, das ihr Leben verändert.» In den von Jesuiten geleiteten Primarschulen in Gayaganga und Hatighisa arbeiten jeweils 15 festangestellte Lehrpersonen. Diese setzen sich unermüdlich für die Ausbildung ihrer zahlreichen Schülerinnen und Schüler ein und vermitteln ihnen so die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ohne guten, regelmässigen Unterricht haben diese Kinder keine Chance, aus der Armut auszubrechen. Die Lehrkräfte in Darjeeling verzichten auf Vieles. Sie unterrichten meist an abgelegenen Orten, und ihr Einkommen ist äusserst gering. Hel- fen Sie mit, das Gehalt der Lehrerinnen und Lehrer schrittweise auf 90 Franken im Monat zu erhöhen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Bereitschaft, eine Jahrespatenschaft in Höhe von 1'080 Franken zu übernehmen oder mit einer Spende einen Teil davon beizutragen. P. Toni Kurmann SJ Missionsprokurator links: Die meisten Schüler stammen aus den Siedlungen der benachbarten Teeplantagen. Sie hoffen auf eine bes sere Zukunft. r e c h t s : Pater Pap pu, ehemaliger Provinzial der Je suiten von Darjee ling und Initiator der Lehrerpaten schaften, weiss als Seelsorger um die Nöte der Teearbei terfamilien. 07 NORDIRAK 08 Wenn die Flüchtlinge von ihren Erlebnissen erzählen, fliessen Tränen. Ihr grösster Wunsch: Die Kinder sollen es einmal besser haben. Eine Schule für die Zukunft Hunderttausende Flüchtlinge haben im Nordirak Schutz vor den Terroristen des «Islamischen Staats» gefunden. Bei Erbil baut der JesuitenFlüchtlingsdienst mit Unterstützung aus der Schweiz eine neue Schule. A bouna Raed steht am Eingang des Zeltes und begrüsst alle Gemeindemitglieder, die zur Sonntagsmesse kommen. Seine Kirche hat der chaldäische Priester verloren. Sie liegt in Karakosch, das bis zum vergangenen Sommer mit rund 50 000 Einwohnern die grösste christliche Stadt im Irak war. Jetzt gehört Karakosch zu dem Gebiet, das von der Terrormiliz «Islamischer Staat» gewaltsam kontrolliert wird. «Am 6. August kamen die IS-Kämpfer und wir sind alle geflohen», sagt Abouna Raed. Fast seine ganze Gemeinde lebt jetzt in Ozal City, einem noch trostlosen, halbfertigen Neubaugebiet am Rande der kurdischen Provinzhauptstadt Erbil. Andersgläubige Minderheiten wie Jesiden und Christen, aber auch muslimische Schiiten hat der «Islamische Staat» mit menschverachtender Grausamkeit vertrieben. 700 000 der 1,5 Millionen der Flüchtlinge sind in die autonome Region Kurdistan im Nordirak geflohen. Das Zelt, das zur Behelfskirche umfunktioniert wurde, füllt sich schnell. Eine Jugendschola beginnt zu singen. Die Gesänge der chaldäischen Liturgie klingen getragen und voller Trauer, als würde eine Kirche im Exil ihrem Schmerz in der Musik Ausdruck verleihen. Es ist zu spüren, wie wichtig den Flüchtlingen der gemeinsame Gottesdienst ist. Unterricht in vier Schichten Abouna Raed begrüsst am Ende der Messe Pater Tony Calleja SJ vom Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS). Der ist aus Beirut angereist, um gemeinsam mit dem JRSTeam vor Ort die nächsten Projektschritte zu planen. Denn hier in Ozal City baut der JRS mit finanzieller Unterstützung der ka- tholischen Kirche im Kanton Zürich und vieler weiterer Spender aus der Schweiz eine Schule aus Containern-Modulen. Der Bauplatz liegt direkt neben der Zeltkirche. Zwölf Klassenzimmer, ein Computerraum mit 20 Computerplätzen, Büro, Küche und Toiletten sind hufeisenförmig angeordnet, so dass der entstehende Innenhof samt Spielplatz im Sommer mit einen Sonnenschutz ausgestattet werden kann. Vier Schichten sind pro Tag geplant, so dass hier mehr als tausend Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterrichtet werden können. Neben Kindergarten, Grund- und Sekundarschule wird es auch Hausaufgabenhilfe und am Abend Sprach- und Computerkurse für Jugendliche und Erwachsene geben. In Ozal City leben mehr als 6000 Flüchtlinge: Christen, Jesiden und Muslime. Die Bildungsprojekte des JRS sind für alle offen. Über Familienbesuche und psychosoziale Begleitung hat das JRS-Team bereits guten Kontakt zu sehr vielen Flüchtlingsfamilien in Ozal City und konnte sie über Erbil Bagdad IRAK die Nothilfe unterstützen. Solange die Container-Schule noch nicht eröffnet ist, hat der JRS einen Bus-Shuttle organisiert, damit die Kinder und Jugendlichen aus Ozal City und anderen Flüchtlingsunterkünften an den Bildungs- und Freizeitaktivitäten des JRS, die in vier gemieteten Häusern in Erbil bereits stattfinden, teilnehmen können. Für die Kinder und Jugendlichen ist es enorm wichtig, aus der Enge der Unterkünfte herauszukommen und einen Raum für gemeinsames Lernen, Spielen und Kreativsein zu haben. Auf der Strasse geschlafen «In Karakosch hatten wir ein grosses Haus», erzählen Talal und Souad. Das Ehepaar lebt jetzt mit 39 weiteren Flüchtlingen in einem der halbfertigen Neubauten in Ozal City. «Neben unserer Familie leben hier die Familien meiner drei Brüder und meiner Schwester. Hier in dem Wohnzimmer schlafen nachts 21 Leute», erklärt Talal und deutet auf die ordentlich gestapelten Matratzen an der Wand. «Wir sind zu Fuss aus Karakosch geflohen, haben in Erbil die erste Nacht auf der Strasse geschlafen, sind dann in einer Schule untergekommen. Jetzt können wir hier wohnen. Die Kirche zahlt die Miete und wir sind sehr dankbar dafür. Es ist nicht so leicht, hier einen Job zu finden, da wir kein Kurdisch sprechen. Mein Traum ist, dass meine Kinder eines Tages aufs College gehen und etwas werden. Für mich selber habe ich keine Träume mehr, aber doch für meine Kinder.» Maryam ist in Karakosch auf College gegangen, um Krankenschwester zu werden. Behnam war in der 8. Klasse und spricht fliessend Englisch. Malaka ist noch im Grundschulalter. Alle drei wollen weiter lernen und wieder zur Schule gehen. Dank der Bildungsprojekte des JRS und der groszügigen finanziellen Unterstützung der Schweizer Spender wird dieser Wunsch nun Wirklichkeit. Von Syrien in den Irak zurück Sarab Mikha leitet die Arbeit des JesuitenFlüchtlingsdienstes im Irak. Aufgewachsen ist sie in Bagdad, sie hat dort Informatik und Psychologie studiert. «Im Jahr 2006 entführten Islamisten meinen Bruder und bedrohten unsere ganze Familie», erzählt die 39-Jährige. «Wir haben Lösegeld bezahlt und sind dann geflohen.» Ihre Mutter lebt mittlerweile in Kanada, eine Schwester in den USA, ein Bruder in Schweden. Sarab floh nach Syrien. «Es war nicht leicht, in Damaskus Fuss zu fassen. Ich habe anfangs als Putzfrau in einer Computerfirma gearbeitet und kam eines Abends mit dem Chef ins Gespräch. Er staunte, als ich ihm bei einem Computerproblem helfen konnte. Über ihn kam ich in Kontakt mit den Jesuiten in Damaskus und habe begonnen, die Hilfsprojekte der Jesuiten für irakische und später dann für syrische Flüchtlinge mit aufzubauen. Aber es war immer mein Traum, in den Irak zurückzukehren und dort etwas für die Menschen tun zu können.» Im Oktober 2014 zog Sarab Mikha von Damaskus zurück in den Irak, um dort die Flüchtlingshilfe der Jesuiten zu koordinieren. In der kurdischen Provinzhauptstadt Erbil hat sie bereits ein Team mit zwanzig Mitarbeitern aufgebaut, um über Familienbesuche, psychosoziale Begleitung und Bildungsprojekte den vertriebenen Kindern, Frauen und Männern zu helfen. Fast alle Mitglieder des JRS-Teams sind selbst Flüchtlinge, viele kommen aus Karakosch oder Mossul, andere waren wie Sarab für einige Jahre in Syrien, bevor sie vor dem dortigen Bürgerkrieg zurück in die ebenso unsichere Heimat geflohen sind. Es sind zumeist junge und gut ausgebildete Leute, die sich mit viel Einfühlungs- links: Pater Tony Calleja SJ am Bau platz der neuen Schule. Die Funda mente sind inzwi schen gelegt. Bald kann der Unterricht in den ContainerKlassenzimmern beginnen. r e c h t s : Die meisten Flüchtlinge leben in Lagern, viele auch in Rohbauten, Con tainern und ande ren Notquartieren. 09 NORDIRAK 10 vermögen und grossem Elan in die Arbeit stürzen. Abeer, der Flüchtlingsfamilien in einer Containersiedlung in Erbil besucht, war in Karakosch Lehrer. Rupina ist Armenierin und hat ebenfalls in Syrien schon für den JRS gearbeitet. Sie und Sarab sind sich in Erbil zufällig wiederbegegnet. Mithal ist Künstlerin und hatte in Mossul eine Keramikwerkstatt. Von ihren Kunstwerken sind ihr nur ein paar Fotos auf dem Handy geblieben, die sie mit einer Mischung aus Stolz und Trauer zeigt. Sie betreut jetzt im psychosozialen Programm die kreativen Aktivitäten mit den Kindern und Jugendlichen. Zu den Mitarbeitern des JRS in Erbil gehören mit Sr. Rajaa und Sr. Raeda auch zwei Kleine Schwestern von Charles de Foucauld. Die Gemeinschaft in Mossul musste fliehen und ist bei Mitschwestern in Erbil untergekommen. Die Hilfsangebote der christlichen Ortskirchen haben viele Flüchtlinge aufgefangen. Im Stall untergebracht Die Fahrt geht weiter nach Feshkhabour, einem Dorf direkt an der irakisch-syrischen Grenze. Der Fluss Tigris trennt hier die beiden Länder. In einem verfallenen Bauernhof sind jesidische Grossfamilien untergekommen, erst vor kurzem wurden einige Zelte zusätzlich aufgebaut. Es ist kalt, der Wind peitscht über die kahle Landschaft, auf den Bergen liegt eine dünne Schneeschicht. Kleine Kerosin-Öfen bilden die einzige Wärmequelle für die Familien. Die zugigen Gebäude sind notdürftig mit Planen abgedichtet. «Das hier war früher ein Stall.» Noura, eine der jesidischen Frauen, zeigt auf eines der Gebäude: «Hier waren Tiere untergebracht, keine Menschen.» Geburt im Hubschrauber In einer Ecke des dunklen Zimmers steht eine Wiege am Boden. Eine junge Frau nimmt das Baby auf den Arm, winzig und unterernährt sieht es aus. «Es ist mein erstes Kind», erklärt Hadiya, «wir waren auf der Flucht im Sindschar-Gebirge und hatten nichts mehr zu essen. Ein Hubschrauber hat uns gerettet. Im Hubschrauber ist unser Sohn geboren worden. Wir haben ihn Behwar genannt, das heisst in unserer Sprache: ohne Heimat.» Die Heimat zu verlieren, ist für alle Flüchtlinge schmerzhaft und schrecklich. Und doch sieht JRS-Direktor Peter Balleis Chancen im Nordirak: «Im Vergleich zu anderen kriegszerrütteten Ländern mit Flüchtlingssituationen ist Kurdistan eine stabile Insel in einer turbulenten Region. Die lokale Integration der Flüchtlinge, von denen viele eine gute Ausbildung und auch Berufserfahrung mitbringen, ist hier möglich, wenn die Sprachbarrieren überwunden werden.» Die meisten Flüchtlinge sprechen kein Kurdisch, sondern Arabisch. Hier setzen die Bildungsprojekte der Jesuiten an. «Eine unserer dringendsten Aufgaben ist es, möglichst bald viele Kinder durch das Erlernen von Kurdisch und Englisch auf die reguläre Schule vorzubereiten», sagt Pater Balleis. «Das Gleiche gilt für die Erwachsenen. Kurdisch zu lernen ist ein Schlüssel, um sich hier eine Zukunft aufzubauen.» Der Traum von Sicherheit Afaaf, die aus Karakosch geflohen und gemeinsam mit 420 Flüchtlingsfamilien im Rohbau eines Einkaufszentrums in Erbil untergekommen ist, sieht ihre Zukunft nicht in Kurdistan. Sie will mit ihrer Familie nach Deutschland. Einer ihrer Brüder lebt seit zwölf Jahren dort, hat Arbeit gefunden und ein Haus gebaut. «Dort ist es sicher. Dort ist es wie im Himmel», glaubt Afaaf. Wie viele andere Flüchtlinge hat sie die Hölle im eigenen Land erlebt – und ihr Vertrauen auf Frieden im Irak verloren. Judith Behnen BREITE UNTERSTÜTZUNG FÜR FLÜCHTLINGSHILFE DER JESUITEN Seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien hat der Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS) seine Arbeit im Nahen Osten deutlich ausgeweitet. Das Hilfswerk ist seit Oktober 2014 auch im Nordirak aktiv. Auf unsere Spendenaktion im Herbst/Winter 2014 hin sind bisher rund 1 Million Franken für den Nordirak eingegangen. Ein Rekordergebnis, das vielen Menschen zugute kommt! Zahlreiche Privatpersonen, Stiftungen, kirchliche Organisationen und Gemeinschaften folgten unserem Aufruf. «Wir sind überwältigt von der grossen Hilfsbe- reitschaft», so Pater Toni Kurmann SJ, Leiter von Jesuitenweltweit, dem Hilfswerk der Jesuiten in Zürich. «Die zahlreichen Spenderinnen und Spender haben ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen gesetzt. Und sie tun es weiterhin.» Namhafte Beträge spendeten – neben vielen anderen – die Lions Clubs Zürich und Zug, der Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich und die Katholische Kirchgemeinde Luzern. Auch Pfarrgemeinden unterstützen die Flüchtlingsarbeit. So sammelten die Sternsinger der Pfarrei Eggersriet-Grub 10 000 Franken für die Menschen im Nordirak. Ihnen allen sei herzlich gedankt! FERNOST Begegnung in Taiwan: Provinzial P. Christian Rutishauser SJ (re.) und P. Toni Kurmann SJ (li.) mit Dharma-Meister Hsin Tao, Grün der des Wu-sheng-Klosters auf dem Ling-Jiou-Berg. Master Hsin Tao ist auch Begründer des Museums der Weltreligionen in Taipeh. Asien ist erwacht Missionsprokurator P. Toni Kurmann SJ hat jüngst mehrere asiatische Länder bereist. Seine Eindrücke schildert er im folgenden Interview. Was beeindruckte Sie auf Ihrer Reise? Ich möchte es mit einem vom indischen Autor Pankaj Mishra geprägten Wort zusammenfassen: «Asien erwacht!» In seinem Buch «Aus den Ruinen des Empires» beschreibt er eindrücklich, was sich heute in Asien ereignet. Gerade im kollektiven Gedächtnis Chinas hat sich das 19. Jahrhundert unter dem Stichwort «Opiumkrieg» als Periode der Demütigungen durch den europäischen Imperialismus festgesetzt. Seit dieser Erfahrung war man gemäss Mishra begierig darauf, in die «nahezu magischen Kräfte Europas eingeweiht» zu werden. Heute versucht Asien mit aller Kraft, das Gefühl des Unterlegenseins durch den Tatbeweis zu überwinden. Offensichtlich wird eine führenden Rolle im globalen Wettbewerb angestrebt. Wie äussert sich das konkret? Zunächst möchte ich betonen, dass wir einer unglaublichen Verschiedenheit der Länder und Regionen begegnet sind: in der Volksrepublik China, in Taiwan, Hongkong, Macao, Japan und auf den Philippinen. Dennoch liess sich überall beobachten: Konsum ist Trumpf. Gerade die aufkommende Mittelklasse definiert sich über das, was sie kaufen kann. Was folgern Sie daraus? Asien versucht den Westen mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen. Aber was passiert, wenn reiner Konsumismus sich Bahn bricht? Die Arbeit meines in Hongkong und Peking tätigen Mitbruders Stephan Rothlin SJ auf dem Gebiet der Wirtschaftsethik scheint mir hier von immenser Wichtigkeit zu sein. Die Frage nach der Nachhaltigkeit und wie wir verantwortet miteinander umgehen, muss beantwortet werden. Es braucht Wege, wie wir gemeinsam auf dieser Erde leben können. Wesentlich ist die Frage, wie wir alle gemeinsam einen Wandel von der Konkurrenz zum Dialog gestalten könnnen, der die Position des anderen ernst nimmt. Beginnen muss es mit einem verantworteten Geschichtsverständnis. Auf unserer Reise sind wir so vielen Versionen derselben Erreignisse begegnet. Alle wollen an eine gloriose Vergangenheit anknüpfen und erzählen vereinfachend nur ihre Geschichte. Was kann das Christentum beitragen? Zentral ist es das Christentum so darzustellen, wie es ist: als eine globale Religion, die nicht nur einer bestimmten Kultur oder Gruppe verpflichtet ist, sondern das Gemeinwohl im Blick hat. Auch hat es die prophetische Verantwortung, ein Wirtschaftswachstum um jeden Preis zu hinterfragen. Und mit seiner Spiritualität bietet das Christentum den Menschen an, Antworten auf ihre Fragen nach dem Sinn zu finden. Die von der Marktwirtschaft gemachten Sinnangebote reichen eben doch nicht aus. Das spüren die Menschen in den Boomregionen Asiens instinktiv. 11 JESUIT VOLUNTEERS 12 Auftritt mit P. Saju George SJ ( links): Volunteer Julian Lutz (rechts) aus Kilchberg ZH bei einer Tanzperformance in Indien. Eintauchen in eine neue Kultur Volunteers aus der Schweiz lernen über ihren Einsatz in Indien und Osttimor eine fremde Welt kennen. Und erleben dies als persönlich sehr bereichernde Erfahrung. D ass er einmal selbst als Jesus mit indischen Kleidern, Schmuck, Schminke und nacktem Oberkörper auf der Bühne stehen würde, hatte sich Julian Lutz bei der ersten Begegnung mit Pater Saju George SJ, dem tanzenden Jesuiten aus Kalkutta, nicht träumen lassen. Dabei war ihm die Idee, eine Reise nach Indien zu unternehmen, schon länger durch den Kopf gegangen. Er hatte im Anschluss an seinen Zivildienst ein paar Monate frei, bis sein Studium der Sozialen Arbeit weitergehen sollte. Warum also nicht ein Praktikum im Ausland absolvieren? «Über einen persönlichen Kontakt zu den Schweizer Jesuiten wusste ich bereits um die internationale Arbeit des Ordens», berichtet Julian. Er informierte sich gezielt über das Freiwilligenprogramm Jesuit Volonteers, das in der Schweiz von Andrea Gisler betreut wird. Besonders reizte den Studenten das schwer zugängliche Myanmar, wo Jesuiten schon seit Jahren im Einsatz sind. «Das war dann aber doch zu kompliziert,» resümiert Julian. Schnell schälte sich eine interessante Alternative heraus: Pater Sajus Sozialprojekt, ein Schul- und Tanzzentrum für Kinder aus armen Familien in Südindien. «Wir sehen den Volunteer-Einsatz nicht als Wunschkonzert,» bemerkt Andrea Gisler. «Man kann als Freiwilliger zwar Vorlieben äussern, aber sich nicht auf ein konkretes Land oder Projekt bewerben.» Das eigentliche Volunteer-Programm umfasst einen einjährigen Aufenthalt mit Vorbereitungswochenenden, die Begleitung vor Ort und ein Nachtreffen im Anschluss an den Auslandseinsatz. Unter bestimmten Bedingungen sind auch kürzere Einsätze möglich – sofern die Projektpartner im Ausland einwilligen. «Unser Freiwilligendienst ist aus der langjährigen Erfahrung der Kollegen in Deutschland gewachsen», berichtet Andrea Gisler. «Man lässt sich auf Lebensumstände ein, die sich von den unsrigen in vielerlei Hinsicht unterscheiden.» Das Volunteer-Programm richtet sich nicht nur an junge Schulabgänger oder Studierende. «Wir haben bewusst keine Altersbeschränkung nach oben festgelegt», sagt Andrea Gisler. «Es gibt immer wieder Freiwillige, die eine Auszeit von ihrem Beruf nehmen oder sich nach der aktiven Berufsphase den Traum eines Auslandseinsatzes erfüllen.» Weitere Informationen: www.jesuiten-weltweit.ch Komplizierte Tanzschritte Doch zurück zu Julian, der im November 2014 seine Reise nach Kalkutta antrat. Zunächst beginnt er, den Kindern in Pater Sajus Zentrum Englischunterricht zu geben. Er macht mit ihnen auch Aufwärmübungen vor den Tanzlektionen, spielt mit den Jungen Cricket und darf sich bei einem Workshop mit einem berühmten Meister des indischen Tanzes um die Gäs- JESUIT VOLUNTEERS te kümmern, Tee servieren, aber auch den Vorträgen lauschen und so erste Eindrücke von der Komplexität des Tanzes gewinnen. «Man muss ein guter Rechner sein», stellte er erstaunt fest, «Schritte, Bewegungen – alles muss im Rhythmus sein. Das schien für mich als Laien sehr anspruchsvoll zu sein». Manches, wie etwa die Liebesgeschichten um Krishna, ist einfach zu verstehen für den Gast aus der Schweiz, anderes dagegen schwieriger. «Die Liedtexte sind mehrheitlich in Hindi, das verstehen auch nicht alle Zuschauer, aber die Geschichten, die getanzt werden, sind bekannt. Sie gehören zu ihrem Kulturgut wie hierzulande die Tell-Erzählung. Für mich war das sehr fremd.» Julians eigene «Tanzkarriere» beginnt mit einer kleinen, unscheinbaren Frage. «Wir machen mit der Truppe eine Tournee in den Süden», sagte Pater Saju eines Tages. «Willst Du mitkommen?» Klar wollte Julian sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. «Doch dann», sagte P. Saju, «musst Du auch mitmachen.» Gesagt, getan. Nach den ersten Probestunden wickelten die Tänzer Julian in den sechs Meter langen Sari, zogen seine Augen nach, malten ihm rote Punkte auf Hände und Füsse und legten den goldenen Arm- schuck an. So hatte die Truppe für die von P. Saju selbstentworfenen Choreografien zu biblischen Motiven einen neuen JesusDarsteller hinzugewonnen. «Ich hab nicht wirklich viel gemacht», räumt Julian ein. «Ich musste einfach die Posen einnehmen, die mir Pater Saju beigebracht hatte. Aber es gab viel Beifall dafür.» Die drei Monate in Indien sind für Julian schnell vergangen. Seit Februar ist er wieder zurück in der Schweiz. Man spürt die Fülle der gesammelten Eindrücke. Ein Auslandseinsatz als Volunteer ist eben etwas anderes als eine Touristenreise. Neue Lebensaufgabe fürs Alter Ähnlich wie Julian Lutz hat sich auch das Schweizer Ehepaar Caroline und Eugen Mäder für einen zeitlich befristeten Freiwilligeneinsatz entschieden. Sie wählten ein Projekt in Osttimor – dem Einsatz sollen in den nächsten Jahren noch weitere folgen. Gemeinsam hatten die beiden – sie Physiotherapeutin, er Arzt von Beruf – Ausschau nach einer neuen Aufgabe für das dritte Lebensalter gehalten. «Auf der Suche nach einer Organisation, der wir uns anschliessen könnten, fielen mir die Jesuiten wieder ein. Es ist Jahrzehnte her, dass ich während meines Studiums in Basel bei ihnen in der Herbergsgasse wohnen durfte. Und die Woche, die ich 1987 während eines Wahlstudienjahres bei den Jesuiten in Ägypten verbringen durfte, zählte lang zu den eindrücklichsten Erinnerungen meines Lebens.» In Gesprächen mit Missionsprokurator P. Toni Kurmann fiel die Entscheidung auf Osttimor. «Caroline und ich legten fest, über Weihnachten zwei Monate dort zu verbringen. Pater Kurmann hatte uns von dem Jesuiten Amun Bong berichtet, der sich als Arzt mit einfachsten Mitteln um die arme Bevölkerung kümmert.» In Osttimor erwartete das Ehepaar eine fremde Welt. «Wir haben gerne mitangepackt. Die Jesuitengemeinschaft verteilt jeden Tag eine warme Mahlzeit an die Kinder. Auch Pater Amun Bongs Ambulanz lernten wir kennen und waren erschüttert über die bescheidenen medizinischen und technischen Möglichkeiten. Dennoch: Mit den Leuten zu sein, auch wenn man nicht alles heilen kann, hat eine hohe Qualität, die mich immer wieder von neuem berührte», so Eugen Mäder. «Es ist noch lange, bis wir wirklich ganz aufbrechen werden, aber ich freue mich auf die Jahre und viele jesuitische Begegnungen bis dahin.» Andrea Zwicknagl links: Eugen Mäder (Mitte) in der Am bulanz von P. Amun Bong SJ. r e c h t s : Andrea Gisler (rechts), die Schweizer Volun teer-Beauftragte, in Indien. Ihre Büro adresse in Zürich: Jesuiten weltweit, Hirschengraben 74, 8001 Zürich. Tel. 044 266 21 34 jesuitvolunteers@ jesuitenmission.ch 13 JESUITEN 14 «Alle Religionen müssen sich heute ihren gewaltsamen Formulierungen und Phasen neu stellen», so P. Felix Körner SJ (2. v. rechts). Ist das der Islam? Für mehr Geschichtskenntnis statt Parolen plädiert der Islamwissenschaftler Pater Felix Körner SJ. Der Jesuit lehrt an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und gilt als exzellenter Islamkenner. M it grausamer Menschenverachtung wütet der sogenannte Islamische Staat. Wie lässt sich das erklären? Ist das der Islam? Die Formel «Das ist Islam» hilft nicht weiter. Genauso wenig weiterführend ist allerdings das Gegenschlagwort: «Das ist nicht Islam». Denn solche Parolen erregen die Gemüter, erklären und klären aber nichts. Wer etwa sagt, die Untaten des «Islamischen Staates» seien nicht der Islam, kann damit ganz Unterschiedliches meinen. Mancher will damit das Ansehen des Islam retten: Die Grundtexte des Islam rechtfertigen keine Gewalt, heisst es. So verhindert man aber, dass sich Muslime heute kritisch mit schwierigen Koranworten auseinan- dersetzen. Andere wollen damit den Kämpfern ins Gewissen rufen: Ihr legt den Koran falsch aus! Wer hier gutbegründet, kann vielleicht den einen oder anderen noch schwankenden Gewalt-Sympathisanten zur Besinnung bringen. Wieder andere wollen mit «ist nicht Islam» feststellen: Ein Muslim muss, wenn er seine Religion ernstnimmt, trotz kriegerisch klingender Grundtexte, keineswegs gewalttätig werden. Parolen helfen nicht weiter. Hilfreicher ist Kenntnis: Textkenntnis und Geschichtskenntnis. So lässt sich sehen, dass sich der Koran an manchen Stellen zwar wie ein Aufruf zur Gewalt anhört; dass Muslime aber, wenn sie islamtreu leben wollen, gerade nicht brutal, sondern rücksichtsvoll handeln müssen. Begeisternder Einheitsimpuls Muhammad hat bei seinem Tod (632 n. Chr.) seinen Gefolgsleuten einen begeisternden Einheitsimpuls hinterlassen, aber auch ein Problempaket. Der Einheitsim- puls besteht in der Einfachheit der Lehre vom einen Gott: Abkehr von der Vielgötterei und Neuausrichtung des ganzen Lebens als «Gottesdienst»: in Gebet und Welthandeln; Beendigung religiöser Spannungen durch Rückführung aller Prophetie auf die Verantwortung vor dem Gericht Gottes; Überführung von Stammesstreitigkeiten in die Vereinigung aller zur Glaubensgemeinschaft. Wer soll Kalif sein? Doch diese gewinnend einfache EinheitsVerkündigung trägt ihre Schwierigkeiten schon in sich. Sie stellt einen konkurrenzlosen Gott vor – und weil allein Gott beruft, bestellt Muhammad keinen Nachfolger. Wer soll denn nun an seine Stelle treten – arabisch: «Kalif» sein? So alt ist der innerislamische Machtkampf. Einige wollen ‘Alī aus dem «Hause Muhammads» als Haupt des Gemeinwesens sehen. Sie überwerfen sich mit der Mehrheit, die den erprobten Abū Bakr wählt. Auch diese Mehrheit verliert schliesslich 1924 einen breit aner- JESUITEN kannten Kalifen. Der «Islamische Staat» will heute also an alte Machtverhältnisse anknüpfen. und fordert sie auf: «Wetteifert nun nach den guten Dingen!» (Sure 5:48). Der Blick in die Geschichte lehrt viererlei: Neigung zur Wortwörtlichkeit Was durch Muhammads Mund ergeht, soll vereinheitlichen. Es soll das letzte Wort im Streit religiöser Meinungen sein. Entscheidend ist der eindeutige Wortlaut. Zwar weiss schon die erste Generation nach Muhammad, dass manche Koranformu lierung jetzt nicht mehr so gilt wie damals, aber eine Neigung zur geschichtslosen Wortwörtlichkeit ist dem Islam mitge geben. Alle Religionen müssen sich heute zu ihren gewaltsamen Formulierungen und Phasen neu stellen. Hier haben die Muslime eine besonders grosse, schwierige Verantwortung. Denn bei ihnen tragen Stiftungsschrift und Stifter selbst Züge von Gewalt. Muhammad und die Muslime waren sich von Anfang an bewusst, dass jede Koranstelle in einem bestimmten Zusammenhang erging, der für Verständnis und Umsetzung entscheidend ist. Es ist also nicht islamisch, einzelne koranische Aufforderungen aus dem damaligen Zusammenhang herauszureissen und als JetztAnweisungen zu lesen. Der Koran wurde immer «gelesen»; dies war aber etwas anderes als das moderne Fragen: Was sagt mir der Text heute? Koran wurde vielmehr auf Arabisch auswendig gelernt, rezitiert, singend interpretiert, als kalligraphischer Schriftzug genossen: als schön erlebt. Muslime rührt es an, dass Gott sich sprachlich äussert. Aber man musste im klassischen Islam nun nicht die einzelnen Koranregelungen in Kriegerisches Vorbild Muhammad wird zum kriegerischen Vorbild. Um der noch schwachen Gemeinde materielle Sicherheit zu geben, ruft er die Seinen auf, verteidigend und erobernd zur Waffe zu greifen. Solche Aufrufe, selbst zum Töten, verkündet er auch als Gotteswort (Sure 2:191). Das ist das Problempaket. Kann man es heute so auspacken, dass es ein Zusammenleben mit anderen in gegenseitiger Achtung nährt? Ja, das geht. Der Koran selbst sieht – wie später die Ringparabel – die Verschiedenheit der Bekenntnisgemeinschaften als gottgewollt lebenspraktische Entscheidungen, gerichtliche Urteile oder politische Weichenstellungen umsetzen. Da ging es vielmehr darum, «das Gute» zu tun. Eine Zurückbiegung des persönlichen Alltags auf den Koranwortlaut und des gesellschaftlichen Lebens auf die muslimische Frühzeit: das ist vielmehr eine moderne Reaktion. Worauf? Moderne Falle Den wachsenden Erfolg des Westens empfinden viele Muslime seit über 100 Jahren als schmerzliche Niederlage ihrer Glaubensgemeinschaft. Zu neuer Bedeutung könne man nur gelangen durch Rückkehr zur Lebensweise der Gründer und zum Gründungstext, meinten sie. Dass sie dabei selbst in eine moderne Falle traten, merkten sie kaum: Identität lässt sich ja nicht künstlich schaffen, sondern nur in Zuversicht kreativ und konstruktiv leben. Dazu hilft ein gesellschaftliches Umfeld, in dem Menschen zugleich selbstbewusst und selbstkritisch aufwachsen können. So lassen sich die modernen Verunsicherungen auch als spannende Fragen an die eigene Religion und Tradition verstehen und weiterentwickeln. P. Felix Körner SJ LASSALLE-INSTITUT: INSPIRATION DER ORDEN FÜR DAS FÜHREN MIT WERTEN Alle reden von Ethik, doch was ist darunter zu verstehen? An welchen Werten können Führungskräfte sich orientieren? Diesen Fragen widmet das Lassalle-Institut unter der Leitung von P. Niklaus Brantschen SJ (Foto) eine ganze Seminarreihe. Informationen: www.lassalle-institut.org. Studien haben gezeigt, dass Führungskräfte von Verlautbarungen der Kirchen wenig erwarten. Massstäbe für ihr Handeln und spirituelle Impulse suchen sie anderswo, etwa in den Orden. Die Seminare bieten Gelegenheit, bewährte Führungsmodelle zu reflektieren. Veranstaltungsort ist jeweils das aki, Hirschengraben 86, Zürich (Central). Teilnahmegebühr je Abend: 300 Franken, Anmeldung erforderlich. Die nächsten Termine: 1. April 2015, Mi. 17.00–21.00 Uhr, «Führen mit Werten: Leadership und Benedikt von Nursia». Leitung: P. Martin Werlen OSB, Alt-Abt Kloster Einsiedeln; Dr. Benedikt Weibel, Honorarprofessor Universität Bern. 22. April 2015, Mi. 17.00–21.00 Uhr, «Führen mit Werten: Leadership und Ignatius von Loyola». Leitung: P. Dr. Christian Rutishauser SJ, Provinzial Schweizer Jesuiten; P. Tobias Karcher SJ, Direktor Lassalle-Haus; P. Toni Kurmann SJ, Missionsprokurator. 15 AZB 8001 Zürich Adressberichtigung melden MISSION MITMENSCH In unserer Ausgabe O S T E R N 2015 berichten wir über die engagierte Arbeit von Lehrerinnen und Lehrer in Darjeeling +++ Aktuelles zur Flüchtlingshilfe der Jesuiten im Nordirak +++ Schweizer Volunteers entdecken das Leben in Indien und Osttimor +++ Reflexionen über den Islam von P. Felix Körner SJ Buch zum Ordensjahr «Lieben heisst alles geben», so lautet der Titel eines ungewöhn lichen Taschenbuchs, das aus Anlass des von Papst Franziskus ausgerufenen «Jahres des geweihten Le bens» erschienen ist. Das Magazin der Jesuitenmission Schweiz Erscheint viermal im Jahr Abonnementspreis: Fr. 8.– Abonnementsverwaltung: Jesuitenmission, Hirschengraben 74, 8001 Zürich, Telefon 044 266 21 30 E-Mail: [email protected] Postkonto: Zürich 80-22076-4 IBAN: CH48 0900 0000 8002 2076 4 Abonnementspreis: Fr. 8.– Redaktion: Toni Kurmann SJ, LENNART Medien Consult Zürich Gestaltung, Druck und Versand: Cavelti AG medien. digital und gedruckt. 9201 Gossau SG Das mit einer Auflage von geplant fünf Millionen Exemplaren in neun Sprachen publizierte Werk enthält die Glaubenszeugnisse von 80 Westschweizer Ordensleuten. Jesuitenpater Albert Longchamp aus Genf hat dazu einen einleitenden Text geschrieben. «Das Buch richtet sich besonders an jene Menschen, die unser Ordensleben gar nicht kennen. Es soll Interesse wecken und – nicht ohne Humor – dazu anregen, Neues zu entdecken», so P. Longchamp. Durch Papst Franziskus, der den Erfolg des Buchs zu seinem Anliegen gemacht hat, habe das Projekt eine unerwartete Eigendynamik bekom- men. Herausgeber des im Saint-Augustin-Verlag erschienenen Buchs ist der Verein «La Vie Consacrée». In seinem Vorwort betont der Papst: «Unsere Berufung ist es nicht, heldenhafte Taten zu vollbringen oder hochtrabende Worte zu machen, sondern die Freude zu bezeugen.» Das Nachwort steuerte Alt-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey bei. Sie schreibt: «Aufgrund der verschiedenen Zeugnisse sehe ich das religiöse Engagement gleichzeitig als eine Lektion der Demut, eine Hingabe des Lebens im Dienst der anderen, einen Ausdruck der Liebe, einen Akt des Vertrauens zu seinen Nächsten.» Bildnachweis: zur Bonsen (Titel, S. 2, 4-7, 6), Archiv (S. 2, 15, 16, EZ), Balleis/ JRS (S. 2), Paul Jeffrey (S. 8–10), Kurmann (S. 11), Lutz (S. 12), Gisler (S. 13), Mäder (S. 13), Körner (S. 14).
© Copyright 2025 ExpyDoc