Vorbereitung auf Narkose und Operation

Welche Anästhesie-Techniken sind im Kinderspital Zürich üblich?
In der Regel machen wir bei Kindern eine Allgemeinanästhesie (Narkose). Die Allgemeinanästhesie kann
auf zwei verschiedene Arten eingeleitet werden. Entweder atmet das Kind ein nicht unangenehm riechendes Narkosegas mit einer parfümierten Gesichtsmaske ein oder ein Einschlafmittel wird in eine Vene
eingespritzt. Wenn eine spezielle Salbe eine Stunde vorher auf die Einstichstelle aufgetragen wird, ist die
Haut dort unempfindlich und der Einstich somit nicht mehr schmerzhaft. Üblicherweise kann das Kind
selbst zwischen diesen beiden Techniken auswählen; in bestimmten Situationen (z.B. Notfalleingriffe)
muss sich aber der Anästhesiearzt aus medizinischen Gründen für eine Narkoseeinleitung mittels Spritze
entscheiden. Beim schlafenden Kind wird, wenn immer möglich, zusätzlich eine Regionalanästhesie (örtliche Betäubung) angelegt. Diese Blockierung der Schmerzempfindung mit Lokalanästhetika erlaubt eine
weniger tiefe Narkoseführung und bewirkt eine 4-8 Stunden dauernde Schmerzfreiheit nach dem Eingriff.
Routinemässig angewandte Regionalanästhesietechniken sind die Kaudanästhesie für Eingriffe am
Bauch und den Beinen und die Axilläranästhesie für Eingriffe an den Armen. Für grosse Operationen wird
häufig eine Periduralanästhesie benutzt. Hier wird ein dünnes Plastikschläuchlein in den Wirbelkanal
eingelegt, damit kann man die Schmerzblockade dann einige Tage weiterführen.
Reine Regionalanästhesietechniken werden ausnahmsweise angewendet bei älteren, kooperativen Kindern oder bei kleineren Wundversorgungen. Voraussetzung für die Regionalanästhesie ist, dass das Kind
dies selbst auch will. Aus medizinischen Gründen werden Operationen bei ehemaligen Frühgeborenen
z.T. in reiner Regionalanästhesie durchgeführt.
Wie geschieht die Anästhesievorbereitung im Kinderspital Zürich?
Vor der Operation wird ein Anästhesiearzt entweder Ihr Kind besuchen oder in der Sprechstunde sehen.
Dieser Besuch dient dem gegenseitigen Kennenlernen. Der Anästhesiearzt wird sich über den Gesundheitszustand und allfällige Besonderheit Ihres Kindes ins Bild setzen. Er wird Sie über die vorgesehene
Anästhesietechnik und über die grundsätzlichen Risiken einer Anästhesie informieren. Zudem werden die
Nüchternzeit und ein Vorbereitungsmittel verordnet. Bei dieser Gelegenheit sollen alle noch offenen Fragen geklärt werden.
Vor jeder Allgemeinanästhesie muss aus Sicherheitsgründen (Mageninhalt könnte in die Atemwege hineinlaufen) eine Nüchternzeit eingehalten werden. Diese Nüchternzeit beträgt für klare Flüssigkeiten
(Tee, Sirup, Wasser) mindestens 2 Stunden, für feste Nahrung (Milch, Muttermilch, Schoppen etc.) mindestens 4 Stunden. Wenn eine Operation ohne ausreichende Nüchternzeit unverzüglich durchgeführt
werden muss, wird der Narkosearzt eine spezielle Einleitungsart mit einer Einschlaf-Spritze wählen.
Eine halbe bis eine Stunde vor der Anästhesie bekommt das Kind ein Vorbereitungsmittel zum Schlucken
oder in den Enddarm. Dieses Mittel bewirkt, dass die Kinder einschlafen oder ruhig und gelöst werden.
Die Narkoseeinleitung wird damit sanfter und schonender. Die Kinder sollen nun in Ruhe gelassen werden. Sie werden in ihrem Bett in die Operationsabteilung gefahren und dort wird die Anästhesie in ruhiger
Atmosphäre eingeleitet. Schlafende Kinder realisieren das Einatmen des Anästhesiegases gar nicht.
Darf und soll ich mein Kind in die Operationsabteilung begleiten?
Prinzipiell erlauben wird, dass ein Elternteil das Kind in die Operationsabteilung begleitet und anwesend
bleibt bis das Kind eingeschlafen ist. Selten müssen wir aus medizinischen oder organisatorischen Gründen von dieser Regel abweichen. Die Mutter oder der Vater können z.B. nicht mitkommen, wenn speziel-
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le Schwierigkeiten bei der Narkoseeinleitung erwartet werden. In diesen Fällen geschieht nichts, was Sie
nicht sehen dürften, aber das Anästhesiepersonal muss sich in diesen Situationen voll auf seine Arbeit
und das Wohlergehen Ihres Kindes konzentrieren können.
Die Anwesenheit der Mutter oder des Vaters in der fremden Umgebung des Operationssaals ist für viele
Kinder sehr beruhigend und hilfreich. Durch Zureden, Berühren, Streicheln, Hilfe beim Lagern und Ausziehen kann die Mutter die Situation häufig sehr positiv beeinflussen. Die Erfahrung hat aber gezeigt,
dass dies nicht immer der Fall ist. Es ist zu bedenken, dass der Moment, in welchem Ihr Kind schlaff und
bewusstlos wird, gefühlsmässig sehr belastend sein kann. Die Situation kann schwierig werden, wenn Ihr
Kind unverhofft nicht mehr mitmachen will. Wenn das Kind sieht, dass Sie sehr traurig oder verzagt sind,
wird es wahrscheinlich ähnlich reagieren. Eltern, die sich im Zimmer oder vor dem Lift von Ihrem Kind
verabschieden sind in keiner Weise „schlechte Eltern“. Sie sollten sich diese Fragen im voraus überlegen
und diese je nachdem mit Ihren Bekannten oder dem Pflegepersonal besprechen. Der Anästhesiearzt
wird bei der Prämedikationsvisite alle Ihre Fragen beantworten und Sie beraten.
Was geschieht während der Operation?
Speziell in Kinderanästhesie ausgebildete Ärzte und Pflegefachpersonal werden Ihr Kind pausenlos überwachen. Nebst der klinischen Überwachung werden technische Überwachungsgeräte (z.B. für EKG, Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Kohlendioxid in der Atemluft) angewendet. Für grössere Operationen setzen wir weitere Überwachungsmöglichkeiten und spezielle Hilfsmittel ein. Der Zustand der Anästhesie wird so lange aufrechterhalten wie der Chirurg für seine Operation benötigt. Je nach Dauer und
Phase der Operation wird die Konzentration der Anästhesiegase angepasst oder es werden nach Bedarf
Anästhesiemittel in die Vene nachgespritzt. Während der Operation wird dem Kind eine Salzlösung in
eine Vene infundiert zur Deckung seines Flüssigkeitsbedarfes. Wenn nötig können Blutersatzlösungen
oder Blut transfundiert werden. Bezüglich Bluttransfusionen sind wir extrem zurückhaltend; nur ganz wenige Kinder bekommen eine Bluttransfusion und nur wenn dies lebensnotwendig ist. Laborbestimmungen
können jederzeit während der Narkose durchgeführt werden.
Was geschieht nach der Operation?
Wenn die Wirkung der Anästhesiemittel nachlässt, erwacht der Patient. Die Kinder werden nach Abschluss der Operation in den Aufwachraum verlegt. Im Aufwachraum wird der Patient überwacht und
betreut bis die lebenswichtigen Körperfunktionen (Atmung, Kreislauf, Bewusstsein) wieder normalisiert
sind. In dieser Phase sind einige Kinder, vor allem kleinere häufig unruhig und verwirrt. Dieser Zustand
lässt sich meistens nicht mit liebevollem Zureden sondern nur mit Beruhigungsmitteln beheben. Es ist
vorteilhaft, wenn die Kinder noch eine Zeitlang weiterschlummern können. Im Aufwachraum wird die während der Operation begonnene Schmerzbehandlung komplettiert oder intensiviert. Die Kinder erhalten
Schmerzmittel in Form von Zäpfchen oder Tabletten. Wenn nötig, verabreichen unsere Pflegefachpersonal auch starke Schmerzmittel direkt in die Vene. Nach grösseren Operationen stellen wir Kindern ab ca.
5 Jahren eine vom Patienten selber gesteuerte Schmerzmittelpumpe (PCA) zur Verfügung. Durch Druck
auf einen Knopf können die Kinder ihre Schmerzen selbst und nach ihrem Gutdünken behandeln. Ein
kleiner Computer in der Pumpe verhindert, dass die Kinder zuviel Schmerzmittel bekommen.
Neben den Schmerzen sind Übelkeit und Erbrechen die unangenehmsten postoperativen Beschwerden.
Im Aufwachraum wird dieses Problem mit wirksamen Mitteln angegangen.
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Wenn die Kinder wach, stabil, schmerzfrei und ohne Übelkeit sind, werden sie auf die Station zurückverlegt oder direkt entlassen. Im Aufwachraum kann wieder ein Elternteil beim Kind sein. Je nach Situation
werden Sie entweder vom Stationspersonal zu Ihrem Kind in den Aufwachraum begleitet oder das Aufwachpersonal holt Sie im Vorraum des Operationssaales ab.
Nach den üblichen kinderchirurgischen Operationen können die Patienten in der Regel rasch wieder essen und trinken. Falls Essen und Trinken aus chirurgischen Gründen nicht möglich ist, wird den Kindern
die notwendige Flüssigkeit und Nährstoffe mit einer Infusion zugeführt.
Einige Kinder benötigen postoperativ wegen ihrer Grundkrankheit oder wegen der Grösse der Operation
eine intensive Nachbehandlung. Diese Patienten werden auf unsere Intensivstation verlegt. Üblicherweise können Sie mit Ihrem Kind diese Station vorher kurz besuchen und sich so über die Verhältnisse informieren.
Weitere Fragen?
Weitere Fragen stellen Sie bitte dem Anästhesiearzt bei seinem Besuch vor der Operation oder rufen Sie
uns für dringende Anliegen an. Wir sind bestrebt, ihr Kind zusammen mit Ihnen, bzw. in der Sprechstunde
optimal auf die Anästhesie vorzubereiten. Ihre positive Einstellung und Haltung ist für Ihr Kind sehr wichtig.
Kontakt für dringende Fragen: +41 (0) 44 266 70 01
OP/Anästhesie-Koordination –Telefon: +41 (0) 44 266 81 50
Anästhesieabteilung Kinderspital Zürich
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