Rede von Herrn Armin Laschet am 29.04.2015

29.04.2015
Armin Laschet MdL,
Fraktions- und Landesvorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen
Plenarsitzung Top 3
Nordrhein-Westfalen muss Energieland blieben – keine Diskriminierung von
Braunkohlekraftwerken durch „nationalen Klimaschutzbeitrag“
 Es geht in dieser Debatte heute nicht um die Frage: Energiewende ja oder
nein? Wir alle sind für die Energiewende.
 Die Energiewende ist ein langfristiger Prozess, der gut geplant und klug
umgesetzt werden muss.
 Wir alle wollen, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien an der
Stromerzeugung so schnell wie möglich so stark wie möglich ausgebaut
wird. Wir sind bereits auf einem guten Weg:
o Im letzten Jahr hatten die Erneuerbaren Energien mit 26 Prozent
erstmalig den größten Anteil an der Stromerzeugung.
o Im Koalitionsvertrag haben wir uns darauf verständigt, bis 2025 auf
40 bis 45 Prozent zu kommen und bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent.
 Wir alle wissen, dass wir für den restlichen Anteil noch lange Zeit auf
konventionelle Energieträger angewiesen sein werden. Die Braunkohle
bietet sich hier als einziger heimischer Energieträger an.
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o Die Braunkohle ist eine wichtige Säule mit Blick auf die
Versorgungssicherheit für Unternehmen und Privathaushalte;
o die Braunkohle gehört zu den Stützen für den Industriestandort
Nordrhein-Westfalen;
o die Braunkohle sichert zehntausenden Familien im rheinischen
Braunkohlerevier ein gutes Einkommen und Perspektiven.
 Die CDU kämpft daher geschlossen und entschlossen gegen die Pläne
des SPD-Parteichefs für eine Strafsteuer auf Kohlekraftwerke.
 Diese Sondersteuer würde die Braunkohle künstlich aus dem Markt
drängen, mit gravierenden Folgen für den Industriestandort NordrheinWestfalen:
o höhere Strompreise
o Versorgungsengpässe
 So langsam dämmert das auch Bundeswirtschaftsminister Gabriel und
seinem grünen Staatssekretär.
 Die Einsicht kam leider nicht von alleine. Gemeinsam mit Gewerkschaften
und Unternehmen haben wir als CDU Nordrhein-Westfalen auf allen
Wegen klar gemacht: Nicht mit uns!
 Noch am Tag des Bekanntwerdens der Pläne, am 18. März, habe ich dem
Wirtschaftsminister in einem Brief klar gemacht:
o Das war so nicht verabredet!
o Das ist gefährlich für den Industriestandort!
o Das konterkariert das Zieldreieck der Energiewende!
 IG-BCE-Chef Vassiliadis und Verdi-Chef Bsirske haben es auch nicht an
klaren Worten mangeln lassen.
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 Selbst IG-Metall-Chef Wetzel sagt: „Mit dem Kopf durch die Wand wird
keine erfolgreiche Energiewende gestaltet werden können.“
Eiertanz der Landesregierung
 Ich frage Sie, Frau Kraft:
o Warum hat man solche klaren Worte nicht von Ihnen gehört?
o Wo waren Sie in dieser für unser Land zentralen Debatte?
o Wo waren Sie in der Auseinandersetzung mit Ihrem Parteichef?
 Sie ließen mitteilen, dass Sie am Rande des SPD-Präsidiums mit Sigmar
Gabriel gesprochen hätten. Was haben Sie ihm denn gesagt?
 Als sich Gewerkschaften und Betriebsräte bereits mit öffentlichen
Brandbriefen an den Bundeswirtschaftsminister gewandt hatten,
schwadroniert Ihr Fraktionsvorsitzender immer noch, er wolle nun im
Stillen mit Gabriel verhandeln: Meinte er damit das Geschrei von Minister
Groschek vor dem Kanzleramt?
 Überhaupt: Wir erlebten eine Landesregierung außer Rand und Band –
und das in einer existentiellen Frage für das Energie- und Industrieland
Nordrhein-Westfalen.
 Groschek / Löhrmann (Demo)
o Das war am letzten Wochenende eine kuriose Szenerie in Berlin.
o Ihr Verkehrsminister stellt sich an die Spitze von 15.000
Demonstranten, die gegen den Kohleausstieg protestieren. Über
seinem Kopf ein Transparent mit dem Bild des SPD-Chefs und
der Überschrift: "Er war mal einer von uns."
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o Zeitgleich, nur 9 Kilometer entfernt, nimmt Ihre Stellvertreterin im
Amt der Ministerpräsidentin beim grünen Länderrat in
Friedrichshain an einer Menschenkette für den Kohleausstieg teil.
o Was soll da das Signal an Herrn Gabriel sein?
o Vielleicht hat Herr Gabriel – um zu wissen, wo die Landesregierung
steht – einen Blick in die Zeitungen unseres Landes geworfen. Das
jedoch hat es nicht besser gemacht.
 Duin / Remmel (Interviews am Montag und Dienstag)
o Denn da fand Anfang dieser Woche eine weitere Folge des Duo
Infernale der Minister Duin und Remmel statt:
o Ihr Wirtschaftsminister sagte am Montag in einem Interview (WAZ),
man wolle nun einen grundsätzlich anderen Weg, um die Klimaziele
zu erreichen, Gabriels Konzept sei falsch.
o Ihr Umweltminister sagte in einem Interview am Dienstag (RP), dass
er die jetzige Aufregung gar nicht nachvollziehen könne; und er sich
sogar noch ehrgeizigere Maßnahmen wünsche.
o Was bitte ist dann die Haltung der Landesregierung?
o Verkaufen Sie die Menschen nicht für dumm!
 Klimaschutzplan
o Sie gaukeln den Menschen im Revier vor, für ihre Arbeitsplätze zu
kämpfen.
o Die Wahrheit ist: Sie selbst fordern die Bundesregierung auf, die Kohle
so schnell wie möglich unrentabel zu machen.
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o Im Klimaschutzplan NRW, den Ihr Kabinett vor zwei Wochen
beschlossen hat – auf dem Höhepunkt des Kampfes gegen die
Strafsteuer von Gabriel – fordern Sie selbst ein solches Instrument
gegen die Energiewirtschaft.
o Wie wir hören, wurde im Rahmen der Ressortabstimmung aus einem
Satz ein ganzer Absatz, der sich wie ein Offenbarungseid liest: Sie
wollen prüfen, ob und wie konventionelle Kraftwerke aus dem Markt
gedrängt oder abgeschaltet werden können. Das ist die gleiche Logik
wie bei der Zwangsabgabe von Minister Gabriel.
o Das heißt im Klartext: Als die Pläne Gabriels bereits bekannt waren,
haben sie intern noch ein ähnliches Instrument diskutiert und
anschließend sogar offiziell im Kabinett beschlossen.
o Vor diesem Hintergrund wird klar, warum nicht mehr kam als die
Verlautbarung, Sie würden sich zwar um Strukturbrüche sorgen, das
Klimainstrument aber nicht grundsätzlich in Frage stellen.
Schlussappell
 Das alles zeigt: Diese Landesregierung hat in dieser für unser Bundesland
so wichtigen Frage gar keine Haltung.
 Die Hälfte ihrer Kabinettsmitglieder hat sich bereits zur Klimaabgabe
geäußert, ohne dass irgendeine Linie erkennbar wäre – im Gegenteil.
 Frau Kraft: Sie sind nicht die Moderatorin einer Talkshow, Sie sind die
Regierungschefin eines Industrielands.
 Ich appelliere an Sie, Frau Kraft:
o Kämpfen Sie für das, was wir in der Energie-Arbeitsgruppe zum
Koalitionsvertrag in Berlin vereinbart haben!
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o Ringen Sie sich endlich zu einer Entscheidung durch und treten Sie
für die Interessen dieses Landes ein!
o Setzen sie ein deutliches Zeichen, dass Sie den Verlust
zehntausender Arbeitsplätze nicht hinnehmen wollen!
 Sagen Sie den Menschen endlich, wo Sie stehen:
o Sie könnten die Koalitionsrunde einberufen und einen Standpunkt
zum Gabriel-Konzept festschreiben;
o Sie könnten in einer Kabinettsitzung für Ordnung sorgen;
o der einfachste Weg aber wäre: Stimmen Sie heute geschlossen dem
von uns eingebrachten Antrag zu!