USA brauchen immer mehr Europäer für Allianz

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09:54 14 APRIL 2015
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Nato-Übungen in Europa:
USA brauchen immer mehr
Europäer für Allianz –
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12:42 11.04.2015 (aktualisiert 12:54 11.04.2015)
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Die Alarmierungsübung für die neue superschnelle Eingreiftruppe der
Nato ist am Freitag in Tschechien zu Ende gegangen. Einheiten aus
Tschechien und Holland sollten dabei zeigen, dass sie innerhalb
kürzester Zeit für den Einsatz in einem Krisengebiet bereit sind. In
Deutschland dauern bis Monatsende die Militärmanöver "Saber Junction
15" an.
„Militärübungen haben ja immer einen Namen, und die heißt jetzt eben,Gekreuzte
Säbel‘ und,15‘ steht für das Jahr 2015“, erklärt im Interview mit Nikolaj Jolkin der
Schweizer Historiker Daniele Ganser, der heute das von ihm gegründete Swiss Institute
for Peace and Energy Research (SIPER) leitet. Bekannt wurde er mit seiner 2005
publizierten Dissertation über „NATO-Geheimarmeen“.
„Diese Übung gab es schon in den
vorhergehenden Jahren. Dabei geht es
darum, das verschiedene Länder
zusammen üben. Fallschirmtruppen
springen ab. Amerikanische Soldaten
springen z.B. über Rumänien ab und
dann sind rumänische Soldaten am
Boden und begrüßen sie. Man
versucht zu üben, dass man im
Kriegsfall zusammenarbeiten könnte.
Die USA verfolgen in den
europäischen Ländern eigentlich das
Ziel, ihre Macht auszudehnen. Aber
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Nato verstärkt Aktivitäten an Russlands Grenzen (180)
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Moskau: Nato-Stationierungspläne in
Rumänien zielen auf Konfrontation ab
man muss schon zur Kenntnis nehmen, dass die USA eigentlich zu wenige Truppen
haben, um europäische Länder zu kontrollieren. Sie brauchen immer auch Europäer, die
mitmachen. Die Amerikaner versuchen eigentlich seit den letzten 25 Jahren, immer
mehr Länder in Europa in die Nato hereinzunehmen.“
Der Experte erinnert an die Wiedervereinigung Deutschlands, als russische Truppen
samt aller Panzer aus der ehemaligen DDR abgezogen wurden. Dabei sei kein Schuss
gefallen, und Deutschland sei als Ganzes in die Nato reingekommen. Die Nato habe ihr
Wort gebrochen, sich nicht auszudehnen. Polen, Rumänien, Bulgarien, Tschechien, die
Slowakei, Estland, Lettland, Litauen, Albanien und Kroatien wurden Nato-Mitglieder.
„Da muss man verstehen, dass das Moskau verärgert“, stellt der Historiker mit Bedauern
fest. „Denn aus Russland gesehen, ist das ein Vorrücken der Nato an die russische
Grenze. Wenn die Nato dann auch noch Übungen macht, jetzt im April 2015, führt das
zu noch größerer Irritation. Ich finde es besser, wenn man nicht den Krieg übt, sondern
versucht, den Dialog zu stärken.“
Nato-Übungen vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Ukraine
„Es gibt einen historischen Kontext, der die ganze Sache noch viel
brisanter macht“, meint Daniele Ganser. Nach Janukowitschs Sturz
steuert der Präsident Poroschenko zur Nato­Mitgliedschaft. Das ist
völlig im Interesse der USA. Der amerikanische General Ben Hodges
ist sogar in die Ukraine gefahren und hat verwundeten ukrainischen
Soldaten Auszeichnungen der amerikanischen Armee angeheftet. Das
ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass die Amerikaner sagen:,Wir
stehen auf eurer Seite.‘ Wir haben jetzt amerikanische Nato­
Einheiten, die die ukrainische Armee von Poroschenko trainieren.“
„Wenn wir bei dieser Übung,Saber
Junction 15‘ genau hinschauen, dann
sehen wir, dass hier nicht nur 15
verschiedene Nato-Länder involviert
sind, sondern es sind auch
Militäreinheiten aus Armenien dabei,
das doch gar nicht, wie auch die
Ukraine, Mitglied der Nato ist. Aber
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man versucht von Seiten der Nato,
Nato-Manöver: US-Panzer rollen durch
diese Länder einzubinden. Und das ist
Europa
bedenklich, weil das die russischen
Sicherheitsinteressen verletzt. Und das
wissen die Amerikaner.“ Daniele
Ganser meint, dass die Amerikaner tatsächlich provozieren, indem sie die Spannungen
weiter anheizen.
Was die Nato-Geheimarmeen in Europa (Titel seiner Dissertation) betrifft, so haben sie
im ganzen Kalten Krieg in allen Nato-Ländern existiert. Und sie haben im Verdeckten
operiert. Nach wie vor ist die Nato in der verdeckten Kriegsführung aktiv. „Aber das
wollen viele Leute nicht wahr haben“, stellt der Historiker fest. Machen Sie sich schlau
über die Operation ‚Gladio‘. Dann haben Sie auch einen besseren Blick auf die Nato.“