US-Operation AP PHOTO/FERNANDO LLANO Washington bereitet Intervention zum Sturz der Regierung Venezuelas vor. Das Pentagon konzentriert Spezialeinheiten auf einer Militärbasis in Honduras, die Aktion hat schon einen Namen: »Operation Venezuela Freedom«. Von Carolus Wimmer SEITE 3 GEGRÜNDET 1947 · FREITAG, 20. MAI 2016 · NR. 116 · 1,50 EURO (DE), 1,70 EURO (AT), 2,20 CHF (CH) · PVST A11002 · ENTGELT BEZAHLT WWW.JUNGEWELT.DE Aufklärer Testballon Barzahlung Schreckenszeit 4 6 9 12 In Frankfurt am Main wurde Staatsanwalt Fritz Bauer mit einem Gedenkstein geehrt Polen: Behörden gehen mit Festnahmen und Durchsuchungen gegen Linke und »Prorussen« vor Die Kontrolle von Studiengängen wurde privatisiert. Professoren fordern Rückgängigmachung Vor 75 Jahren eroberten die deutschen Faschisten die griechische Insel Kreta. Von Martin Seckendorf NATO-Stern über Podgorica TOMMY DESMET/DPA-BILDFUNK fortgesetzt: Montenegro wird EPA/OLIVIER HOSLET/DPA-BILDFUNK Osterweiterung westlicher Kriegsallianz 29. Mitgliedsstaat. Von Roland Zschächner Ägyptisches Flugzeug abgestürzt Gute Miene zum bösen Spiel: Die Eroberer und der Vertreter der Neuwerbung (5.v.l.) am Donnerstag in Brüssel U nd da waren es 29: Am Donnerstag haben die Außenminister der bisher 28 Mitgliedsstaaten der NATO in Brüssel das Protokoll für den Beitritt von Montenegro zur westlichen Kriegsallianz unterzeichnet. Der montenegrinische Ministerpräsident Milo Djukanovic war für seine Unterschrift extra angereist. Die ehemalige jugoslawische Republik kann zukünftig als Beobachter an allen Sitzungen des Bündnisses teilnehmen. Bis sie vollständig aufgenommen ist, muss das Dokument noch von allen NATO-Ländern ratifiziert werden. Noch vor 17 Jahren war Montenegro selbst Opfer der NATO-Aggression gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien gewesen. Am 30. April 1999 bombardierte die Kriegsallianz das Dorf Marino. Sechs Menschen wurden damals ermordet und zwölf verletzt. Mit der Aufnahme des Balkanlands drängt die NATO weiter Richtung Osten. Podgorica pflegte lange Zeit gute Beziehungen zu Moskau. Damit ist es vorerst vorbei. Wenn am 8. und 9. Juli die NATO-Mitglieder in Warschau zusammenkommen, um über den weiteren Ausbau der Truppenpräsenz in Osteuropa – bis zu vier Bataillone sind im Gespräch – zu beschließen, wird auch Montenegro mit am Tisch sitzen. Russland hat die aggressive Einkreisungspolitik bereits mehrfach scharf kritisiert. Im September hatte das Parlament in Podgorica beschlossen, der NATO beizutreten. Seitdem gab es immer wieder Proteste gegen diese Entscheidung; die Opposition fordert unter anderem ein Referendum über die Mitgliedschaft in dem westlichen Pakt. Doch die Regierung unter der Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS) von Premier Djukanovic hält an einem Beitritt ohne Befragung der Bevölkerung fest. Djukanovic war in der Phase der kriegerischen Zerstörung Jugoslawiens in Podgorica an die Macht gekommen – und hält sich bis heute. Das führte zu einer Jahrzehnte dauernden Stabilität, die der Westen zu schätzen weiß. In den 90er Jahren sollen Djukanovic und seine Clique durch Schmuggel und andere kriminelle Aktivitäten zu Reichtum gekommen sein. Die von ihm gegründete und gelenkte DPS kann als politischer Arme der montenegrinischen Mafia bezeichnet werden. Die Proteste der vergangenen Monate richteten sich deswegen nicht nur gegen den NATOBeitritt, sondern auch gegen das DPSRegime. Auf Druck der EU einigten sich die Regierung und einige Teile der Opposition darauf, im Herbst Parlamentswahlen abzuhalten und zunächst eine Übergangsregierung zu bilden. Am Donnerstag wurden dafür drei neue Minister in Podgorica vereidigt. Aus Brüssel waren unterdessen die bekannten Töne von »Stabilität und Si- cherheit auf dem westlichen Balkan« zu vernehmen. Es sei ein »historischer Tag für die NATO und Montenegro«, erklärte der Generalsekretär des Kriegspakts, Jens Stoltenberg, am Mittwoch. »Es handelt sich um einen weiteren Schritt der erfolgreichen Politik der Erweiterung von NATO und EU.« Die Bedingung für die NATO-Mitgliedschaft war die militärische und außenpolitische Unterwerfung Podgoricas unter das Diktat aus Washington. Bereits Ende Dezember vergangenen Jahres wurden den Armeen des westlichen Bündnisses weitreichende Befugnisse auf dem montenegrinischen Territorium zugesichert. Das betrifft nicht nur Truppentransporte, sondern auch den Bau von Militärbasen. Damit kontrolliert die NATO das komplette nördliche Mittelmeer und damit wichtige Handels- und Versorgungswege von und nach Europa. Siehe Kommentar Seite 8 Auf zu alten Ufern Brasilien auf Rechtskurs. Außenminister José Serra präsentierte politische Leitlinien B rasilien möchte international alte Allianzen erneuern und wendet Verbündeten aus der linken Ära den Rücken zu. In einer Rede während der Zeremonie zur förmlichen Amtsübernahme stellte der neue Außenminister des größten südamerikanischen Landes seine politischen Leitlinien für Brasiliens Diplomatie vor. José Serra zählt zu den namhaftesten Altpolitikern der Mitte-rechts-Partei PSDB, welche sich am institutionellen Staatsstreich gegen die derzeit suspendierte Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei (PT) beteiligte. Als Kern der neuen Außenpolitik sieht der Chefdiplomat der Interimsregierung von Michel Temer (PMDB) die Interessen der Nation und ihrer Ökonomie. Eine wichtige Rolle soll der Ausweitung von Märkten zukommen. Die auswärtige Politik soll künftig »Brasilien als Ganzem dienen und nicht mehr den Überzeugungen und ideologischen Vorlieben einer politischen Partei und der ihrer Alliierten im Ausland«. Mit traditionellen Partnern in Europa, mit den USA und Japan ist geplant, enger zusammenzuwirken. Dabei soll die Beseitigung von Handelshemmnissen vorangetrieben werden. Das regionale Bündnis ALBA-TCP wurde von Serra nicht erwähnt. Eine militärpolitische Komponente findet sich bei ihm unter der Bezeichnung »Schutz des brasilianischen Territoriums«, begründet mit der Sicherung der Grenzen zur Bekämpfung des Drogenhandels sowie von Waffen- und Güterschmuggel. Die Temer-Regierung sucht den Schulterschluss mit Argentinien, das kürzlich ebenfalls eine Rechtswende vollzog. Am kommenden Montag wird Serra nach Argentinien reisen, um dort Gespräche mit Vertretern der Regierung von Präsident Mauricio Macri zu führen. Das Treffen dient vor allem als politisches Signal beider Seiten. Buenos Aires hatte unmittelbar nach der Suspendierung von Rousseff signalisiert, die TemerEquipe als legitim zu behandeln. Ein direkter Kontakt auf höchster Ebene steht aber auch hier noch aus. Die neuen Machthaber in Brasília sind international, zumindest vor den Kulissen, isoliert. Temers Telefon steht weiter still. Peter Steiniger Kairo. Ein Passagierflugzeug von Egyptair mit 66 Menschen an Bord ist am Donnerstag auf dem Flug von Paris nach Kairo über dem Mittelmeer abgestürzt. Trümmer der Maschine sind laut Fernsehberichten südlich der griechischen Insel Karpathos gefunden worden. In griechischen Verteidigungskreisen hieß es, zwei Objekte seien 50 Meilen südöstlich jener Stelle entdeckt worden, wo das Flugzeug am frühen Donnerstag morgen von den Radarschirmen verschwunden sei. Über die Zahl der Todesopfer sowie die Ursache des Unglücks bestand zu jW-Redaktionsschluss noch Unklarheit. Ein Anschlag sei als Absturzursache wahrscheinlicher als ein technischer Fehler, erklärte der ägyptische Luftfahrtminister. Auch der Chef des russischen Geheimdienstes hält laut der Nachrichtenagentur RIA einen Anschlag für wahrscheinlich. (dpa/Reuters/jW) Mehr Frührentner aus Gesundheitsgründen Berlin. Von wegen Rente mit 70: 18,4 Prozent der Neurentner des Jahres 2014 bezogen eine Erwerbsminderungsrente. Das geht aus der Antwort der Deutschen Rentenversicherung (Bund) auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervor. Dabei wurden zuletzt 42,1 Prozent aller Anträge auf Erwerbsminderungsrente abgelehnt. Bei voller Erwerbsminderung betrugen die Einkünfte der Betroffenen 2014 im Schnitt 628 Euro, bei teilweiser Erwerbsminderung 368 Euro. Beginnt die Zahlung wegen Erwerbsminderung vor dem gesetzlich festgelegten Rentenalter, müssen Betroffene Abschläge in Kauf nehmen, pro Monat des »zu frühen« Bezugs sind das 0,3 Prozent, insgesamt jedoch höchstens 10,8 Prozent. Zimmermann forderte die Abschaffung der Abschläge. (dpa/jW) wird herausgegeben von 1.832 Genossinnen und Genossen (Stand 29.4.2016) n www.jungewelt.de/lpg
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