GVO oder nicht GVO? Das ist hier die Frage.

Life Sciences-Magazin I 21. Jahrgang
Interview
5/2015
ISSN 1435-5272 | A 49017
Die MaxSynBio-Koordinatoren
Petra Schwille und Kai Sundmacher erklären, wie
sie eine künstliche Zelle
bauen wollen.
Technischer Durchbruch
GVO oder nicht GVO?
Das ist hier die Frage.
E
B
O
R
P
LESE
Österreich:
Branchenerhebungen:
SPEZIAL:
111 Mio. Euro-Rekordfinanzierung
ermöglicht Nabriva Phase III-Studie
für ihren Antibiotikakandidaten.
Deutschland und die Schweiz
melden gestiegene Umsätze,
neue Firmen und mehr Mitarbeiter.
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©2013 Amgen Inc. Alle Rechte vorbehalten. AMG-DEU-AMG-021-2014-January-P (1/2014)
Intro
Editorial
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Herkömmliche Revolutionen gehen üblicherweise mit
Schusswaffengebrauch unterschiedlicher Kaliber einher,
moderne Revolutionen kommen geräuschlos aus dem Labor.
Jetzt ist es einmal wieder soweit. Erst vor knapp drei Jahren
wurde die erste eukaryotische Zelle mit CRISPR-Cas9 editiert,
jetzt wird klar, dass die neuen gentechnischen Präzisionsscheren der molekularen Biologie den nächsten großen Wachstumsschub ermöglichen. Die leichte Handhabbarkeit und
die universellen Einsatzmöglichkeiten sorgen für ein wahrlich
revolutionäres Tempo in der Anwendung. Biopolitikern und
-ethikern schwant nun, dass die neue Technik den in den vergangenen 30 Jahren mühsam zusammengezimmerten Rechtsrahmen sprengen wird. Schon warnen führende WissenschaftAndreas Mietzsch
ler in Science und nature vor dem Einsatz in der Keimbahn, der
hierzulande verboten ist. Doch was passiert, wenn irgendwo in
Herausgeber
der Welt ein erster „editierter“ Mensch geboren wird? Brisant
ist schon jetzt die Frage, ob eine editierte Pflanze noch ein GVO im Sinne des Gentechnikgesetzes ist oder nicht. Die neuen Verfahren sind so dicht an der konventionellen Züchtung
(nur eben viel schneller und genauer), dass die technischen Veränderungen sich nicht mehr
von natürlichen Mutationen unterscheiden. Das Einfügen von Fremd-DNA erscheint da eine
Methode von vorgestern zu sein. Lesen Sie mehr dazu in unserer spannenden Titelgeschichte auf Seite 8 ff.
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Und wie hat sich die Biotechnik-Branche im vergangenen Jahr geschlagen? Während
Ernst & Young, pardon EY, in seinem Deutschland-Report in Molltönen schwelgt („Umsatzrückgang, Verlustzunahme, Abnahme der Firmenzahl“), kommt biotechnologie.de im
Auftrag des BMBF zu ganz anderen Ergebnissen: Rekordumsatz über 3 Mrd. Euro, mehr
Mitarbeiter, mehr Firmen, gestiegene F&E-Investitionen. Offenbar lohnt es sich doch, die
gesamte Branche nach den Kriterien der OECD zu durchleuchten und nicht nur einen selbstdefinierten Kernbereich. Mehr dazu auf Seite 20.
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Leserbriefe bekommen wir ja leider viel zu selten. Doch nach dem April-Heft war das
anders. Es gab Lob und im Newsletter von BioM freundlich verpackten Tadel. Dort hieß
es: „Hochzeiten sind auch etwas, das in der Biotechnologie-Branche sehr üblich geworden
ist, wo sich gerade in letzter Zeit häufiger zwei Partner nach längerem oder kürzerem Kennenlernen vermählen. Dies wirft wie bei jeder Vermählung die Frage auf, ob nicht eine andere
Partnerschaft viel geeigneter erscheinen würde, oder auch das Single-Leben nicht doch viel
bevorzugenswerter ist, und ob also diese ganze ‚Mergerei‘ eigentlich so der richtige Trend
ist? ... Und so darf man wohl auch die Eingangsworte des längstgedienten Branchenkenners
in der aktuellen Ausgabe unseres Lieblingsfachmagazins transkript verstehen, der ein echtes Klagelied über den vermeintlichen Ausverkauf der deutschen Ideenschmiede anstimmt.
Wenn man alles gesehen und erlebt hat, was diese Branche in den letzten Jahrzehnten zu
bieten hatte, darf es durchaus einmal schwerfallen, in reine optimistische Gesänge zu verfallen bei aktuellen Nachrichten von CureVac oder Suppremol. Emotionslos betrachtet sind
dies aber nun einfach einmal ‚tolle‘ Nachrichten!“ Zu dem Newsletter wiederum erreichte
uns ein galliger Leserkommentar: „Lustig. Gerade was die Wahl der Beispiele anbelangt.
Es ist doch gerade der Unterschied zwischen Suppremol und CureVac, dass letztere die
Gates-Millionen nutzen, um eine Produktionsanlage zu bauen, Chapeau! Da muss man kein
studierter Volkswirt sein, um den Unterschied zu verstehen, es würden zwei Minuten Nachdenken reichen.“ Der volkswirtschaftliche Blick auf die Werkbank Biotechnologie polarisiert
also durchaus. Die FrankFurter allgemeine machte kurz darauf sogar die Biotech-Risikoscheu
der hiesigen Pharmakonzerne für deren Niedergang (im Weltmaßstab) verantwortlich. Mich
ollen Preußen wundert noch etwas anderes: Das Aufkaufen kleiner Biotech-Firmen durch
Pharmakonzerne wird bei der BioM als „Merger“ (Fusion) bezeichnet und mit einer traditionellen (bayerischen?) Hochzeit bzw. Vermählung verglichen ... J
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Itranskript I Nr. 5 I 21. Jahrgang 2015
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Wirtschaft
Inhaltsverzeichnis
GVO oder nicht GVO?
Aktuelles in Kürze . . . . . . . . . . . . . 6
Wirtschaft
Patentkommentar; Zuse-Gemeinschaft
als gemeinsame Stimme der Industrieforschungsinstitute gegründet . . . . . . 13
Börse aktuell . . . . . . . . . . . . . . 15-17
8
Neue biotechnische Verfahren kommen
ohne das Einschleusen von Genen ins
Erbgut aus. Sie liefern Pflanzen, die
konventionellen Züchtungen gleichen.
Im März hat das zuständige Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) entschieden, dass
die Biotech-Gewächse nicht unter das
Gentechnikrecht fallen. Eine derart hergestellte Rapssorte des US-Unternehmens
Cibus darf demzufolge ab sofort ohne
weitere Formalitäten in Deutschland
angebaut werden. Für Kritiker zählen
indes auch die neuen Methoden zur Gentechnik – auch nach der derzeit gültigen
Definition. Sie fordern für derartige Sorten
Freisetzungsverbot, Sicherheitsüberprüfung, Zulassung und Kennzeichnung.
111 Mio. Euro für
Wiener Nabriva
12
Die Rekordfinanzierung über 111 Mio. Euro
ermöglicht dem Wiener Unternehmen Nabriva den Start einer Phase III-Studie für ihren
wichtigsten Antibiotikakandidaten. Es ist die
bisher größte Finanzierungsrunde einer österreichischen Biotech-Firma. Die Nabriva
Therapeutics AG profitiert dabei vom Trend
zu großen Finanzierungsrunden, der in den
USA derzeit vorherrscht. Mit einer ersten Abschlagszahlung über 46 Mio. Euro (50 Mio.
US-Dollar) wird eine Phase III-Studie mit Nabrivas Leitprodukt Lefamulin (BC-3781) finanziert. Außerdem werden Mittel dieser Serie
B-Finanzierung in ein präklinisches Entwicklungsprogramm gesteckt, in dem das Unternehmen nach ähnlichen Antibiotika sucht, die
ein erweitertes Wirkspektrum haben.
I4
LESEPROBE
Down-Syndrom-Nachweis mit fetaler DNA
vorteilhaft; Nachwuchsforscher profitieren
von MPG-Reform; Neuer Yersinien-Hemmstoff entdeckt . . . . . . . . . . . . . . 32
Acib-Forscher stellen neue Methode zur
Proteinaufreinigung vor . . . . . . . . . 33
Politik
Minister ergreift Initiative gegen
Antibiotika-Resistenz. . . . . . . . . . . 34
Morphosys und Celgene gehen
getrennte Wege . . . . . . . . . . . . . 18
BPI rückt Kinderarzneien in den Fokus . 35
Kapitalerhöhungen für Nanorepro und
Wilex; Rigontec verlängert Serie A; . . . 19
Genome editing für
Keimbahnänderungen tabu . . . . . . . 36
Evotecs strategische Partnerschaft
mit Sanofi unter Dach und Fach . . . . . 20
Pro & Kontra: Kassenerstattung für
Bluttest auf Down-Syndrom? . . . . . . 37
Schweizer Biotech-Branche zieht
positive Jahresbilanz . . . . . . . . . . . 21
Regionales
Mensch und Unternehmen:
Barbara Mayer, Spherotec GmbH . . . . 22
Biogasproduktion besser ohne Enzymzusatz;
Streit um Neonicotinoid-Insektizide; Biomasse bei Neuinvestitionen abgeschlagen 24
Gastbeitrag: China stärkt Patentrecht . 25
China-Fonds von TVM startet; AMP Biosimilars sichert Kapitalmarktzugang . . 26
Ticker: Klinische Studien . . . . . . . . 27
Mixer: |transkript persönlich,
Kapital-O-Meter . . . . . . . . . . . . . 28
Wissenschaft
Blaulichttherapie gegen Erektionsstörungen;
Medigene präsentiert Technologieplattform;
Sirtuin-Hemmstoff gefunden . . . . . . . 29
Biogasproduktion ohne Enzyme?
DGKL eröffnet Geschäftsstelle in Berlin;
Henkel und RWTH kooperieren;
Fraunhofer IZI aktiv in Kanada . . . . . . 38
Biobasierte Werkstoffe: Köln Bühne für
Start-ups der industriellen Biotechnologie 39
Europaweiter Gesundheitssektor formiert
sich; Technologietransfer: Ausgründungen
liegen im Trend . . . . . . . . . . . . . . 40
Informationsüberfluss Problem für
Proteomforscher . . . . . . . . . . . . . 41
Verbände . . . . . . . . . . . . . 42-45
Service
Personalia .
Termine . .
Index . . . .
Produkte . .
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24
Itranskript I Nr. 5 I 21. Jahrgang 2015
Abb.: Cibus (links); Uschi Dreiucker/pixelio.de (rechts)
TITEL
Abb.: alphaspirit / fotolia.com (oben); Max-Planck-Gesellschaft, Peter Hergersberg (Mitte); Katja Kraemer / fotolia.com; Ninami / fotolia.com (unten)
Mehr Umsatz,
23
Firmen, Mitarbeiter
Zwei zeitgleich veröffentlichte Erhebungen zur
Lage der deutschen Biotechnologie-Industrie
zeichnen wegen unterschiedlicher Herangehensweisen gegensätzliche Bilder zur Lage
des Sektors. Die deutlich optimistischere Variante stammt von den Experten von biotechnologie.de, die die Daten im Auftrag des BMBF
erheben. Umsatz, Mitarbeiter und Finanzierung – in der deutschen Biotech-Branche stehen die Signale demnach auf Wachstum. 2014
war daher zweifelsohne ein Erfolgsjahr. So hat
der Umsatz der dedizierten, also hauptsächlich mit Biotechnologie beschäftigten Unternehmen erstmals die Marke von 3 Mrd. Euro
durchbrochen (+5,8%). Zum ersten Mal seit
2008 sind auch die Ausgaben für Forschung
und Entwicklung (F&E) gestiegen.
Mitte April wurde in Berlin das 25 Mio. Euro
schwere Projekt MaxSynBio zur synthetischen Biologie vorgestellt. Eine Aufgabe von
MaxSynBio – einem Netzwerk von neun MaxPlanck-Instituten – ist es, die nächste Generation biotechnologischer Produktionsverfahren
zu etablieren. Im Kern geht es um die Vision,
aus exakt quantitativ beschreibbaren biologischen Funktionsmodulen eine Minimalzelle
zu erzeugen. Die Koordinatoren Petra Schwille (MPI für Biochemie, Martinsried) und Kai
Sundmacher (MPI für die Dynamik komplexer
technischer Systeme, Magdeburg) erläutern
im Gespräch mit |transkript, was MaxSynBio
von ähnlichen Vorhaben der US-Kollegen
Craig Venter oder Jay Keasling unterscheidet
und ob sich schon Anwendungspotentiale
abzeichnen.
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SPEZIAL
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Biotechnologische Verfahren haben sich
auch in der Chemieindustrie einen festen
Platz erobert. Dementsprechend gibt es bei
der ACHEMA 2015, die vom 15.6. bis 19.6.
in Frankfurt am Main stattfinden wird, viele
Aussteller und etliche Veranstaltungen zum
Thema. Das aktuelle |transkript-Spezial zur
ACHEMA präsentiert – diesmal in englischer Sprache – die zu erwartenden Höhepunkte der Veranstaltung:
Algen-basierte Produktion
Aufschwung bei Bioreaktoren
Fortschritte der Elektrobiotechnologie
Automation in der Weißen Biotechnologie
Außerdem helfen sieben nach Themen aufgeschlüsselte Pfade bei der Orientierung
auf dem Ausstellungsgelände.
Itranskript I Nr. 5 I 21. Jahrgang 2015
© Fotolia.de
Künstliche Zellen
30
für die Biotechnologie
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Wirtschaft
Erneuerbare Energien Wind
und Solar schlagen Biomasse
bei neuen Investitionen
|
Vom weltweiten Ausbau der erneuerbaren
Energien profitieren vor allem Wind- und
Solaranlagen. Projekte zur Nutzung von Biomasse oder zur Herstellung von Biokraftstoffen stehen bei Geldgebern hingegen nicht
mehr so hoch im Kurs. Das zeigt eine neue
Studie der Frankfurt School of Finance in Zusammenarbeit mit dem Umweltprogramm der
Vereinten Nationen UNEP. Demnach wurde
2014 weltweit mit 249 Mrd. Euro rund 17%
mehr Geld in regenerative Energien gesteckt
als im Jahr zuvor. Angetrieben wurde das
Wachstum vor allem durch Solaranlagen in
China und Japan sowie Rekordinvestitionen
in europäische Offshore-Windprojekte. Der
Ausbau von Solar- und Windanlagen machte
nicht zuletzt deshalb mit 92% den weitaus
größten Teil der gesamten Investitionen aus.
Bei den Biomassekraftwerken ging die Investitionssumme hingegen um 10% auf 8,4 Mrd.
US-Dollar zurück. Die Ausgaben im Bereich
Biokraftstoffe fielen mit 5,1 Mrd. US-Dollar
(-8%) sogar auf ein 10-Jahres-Tief.
Deutschland verzeichnete nach Darstellung
der Studie im vergangenen Jahr nur einen
geringen Anstieg der Ausgaben, konnte mit
einem Investitionsvolumen von umgerechnet
10,5 Mrd. Euro allerdings seinen fünften Platz
im Länderranking behaupten. Spitzenreiter
blieb China, wo die Ausgaben für den Ausbau regenerativer Energien um fast 40% auf
umgerechnet 77 Mrd. Euro anstiegen – fast
ein Drittel der globalen Investitionen.
Wind
270,2 280
256,4
Solar
260
Biosprit
237,2
240
Biomasse/
Waste-to
220
Energy
200
Sonstiges 181,8
140
120
60
40
20
2004
2006
2008
2010
2012
2014
Summe der weltweiten Investitionen in
erneuerbare Energien (in Mrd. US-$).
I 24
LESEPROBE
Quelle: FS-UNEP Collaborating Centre
100
45,1
spiel Maissilage oder Hühnertrockenkot. Das
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) förderte das Vorhaben mit
rund 1,8 Mio. Euro. Vor allem Enzymzugaben
direkt in einen mesophil betriebenen Fermenter sehen die Forscher kritisch: Positive
Effekte auf den Abbaugrad und die Abbaugeschwindigkeit wurden nicht beobachtet. Auch
die im Labormaßstab erzielten positiven Ergebnisse, etwa ein höherer Gasertrag, ließen
sich in den späteren Praxisversuchen nur
ansatzweise bestätigen. „Aus ökonomischer
Sicht stehen den positiven Effekten durch
eine höhere Gasproduktion und verringerte
Substrat- und Betriebskosten die relativ hohen Kosten für den Enzymeinsatz entgegen“,
folgert der Projektträger, die Fachagentur für
nachwachsende Rohstoffe.
Eine Ende März veröffentlichte Studie macht
Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der
Neonicotinoide für das weltweite Bienensterben mitverantwortlich. Es gebe starke
Hinweise auf deren negative Auswirkungen,
teilte das EU-Wissenschaftsnetzwerk European Academies Science Advisory Council
(Easac) mit. Nicht nur Honigbienen, auch
Motten und Schmetterlinge, die ebenfalls
Pflanzen bestäuben, würden durch die Mittel beeinträchtigt – ebenso wie insektenfressende Vögel. Die Wissenschaftler warnen, es
drohe ein „Bestäubungsdefizit“ – da immer
mehr Nutzpflanzen angebaut werden, die
auf die Bestäubung angewiesen sind, wäh-
rend die Zahl der Insekten rückläufig sei. Die
EU-Kommission hatte in den vergangenen
Jahren den Einsatz der Neonicotinoide durch
Verbote eingeschränkt. Sie betreffen auch die
Wirkstoffe Clothianidin und Imidacloprid von
Bayer sowie Thiamethoxam von Syngenta.
Bei der Vorlage der Bilanzzahlen für 2014
sagte Helmut Schramm, der Geschäftsführer
von Bayer Crop Science, das Anwendungsverbot sei eine „Fehlentscheidung“. Das Ziel,
die Bienen zu schützen, würde verfehlt. Bayer
habe daher „weitere unterstützende Maßnahmen zur Verteidigung dieser für die Landwirtschaft bedeutsamen Wirkstoffgruppe ergriffen“.
Itranskript I Nr. 5 I 21. Jahrgang 2015
Abb.: Uschi Dreiucker/pixelio.de
160
80
Fast vier Jahre lang haben Forscher im Verbundvorhaben BiogasEnzyme die Wirksamkeit von Enzymen im Biogasprozess untersucht. Ihr kritisches Urteil: Die weitverbreitete
Praxis, kommerziellen Anlagen Enzyme zuzusetzen, führt nicht zu ökonomischen Vorteilen.
Koordiniert wurden die Arbeiten vom LeibnizInstitut für Agrartechnik Potsdam-Bornim. Zu
den weiteren Projektpartnern gehörten die
Firmen Archea Service GmbH, ASA Spezialenzyme GmbH, Biogas Nord Anlagenbau
GmbH und ebenso das Deutsche Biomasseforschungszentrum gGmbH sowie das Prüfund Forschungsinstitut Pirmasens.
Im Projekt testeten die Forscher im Labor-,
Technikums- und Praxismaßstab verschiedene Enzympräparate in Verbindung mit unterschiedlichen Einsatzstoffen, wie zum Bei-
Pflanzenschutz Weiter Streit um
Neonicotinoid-Insektizide
180
112,1
Biogas Enzymzusätze bewähren
sich im Praxistest nicht
Politik
Prävention Die Einführung einer Zuckersteuer für „vermeintlich ungesunde“ Lebensmittel hat Ende März Erhard Siegel,
der Chef der Deutschen Gesellschaft für
Diabetes, gefordert. Er zeigte sich darüber
verwundert, dass das Bundesernährungsministerium entgegen Empfehlungen der
Weltgesundheitsorganisation eine entsprechende Steuer ablehne.
Forschung Das Fraunhofer-Institut UMSICHT hat Mitte März Unternehmen zur
Teilnahme an einer Studie aufgerufen, die
Eintragsquellen von Mikroplastik in Gewässer untersucht. Bereits im Vormonat
hatte das Bundesforschungsministerium
eine Förderintiative gestartet, die das gleiche Ziel verfolgt (vgl. |transkript 4/2015).
Leopoldina Die Kriterien dafür, welcher
Patient angesichts der Knappheit an Spenderorganen ein Organ erhalten soll, lassen
sich nicht rein medizinisch festlegen. Die
Entscheidung über die Organverteilung
soll deshalb nach Ansicht der Nationalen
Wissenschaftsakademie Leopoldina nicht
länger von der Bundesärztekammer, sondern von einem demokratisch legitimierten
Gremium getroffen werden.
Petition Der Petitionsausschuss des
Deutschen Bundestages unterstützt die
Forderung nach einem Anti-Doping-Gesetz. Angesichts zahlreicher verstreuter
Verbotsnormen sei ein einheitliches Gesetz
wünschenswert, hieß es Ende März.
BfR Nachdem die Internationale Agentur
für Krebsforschung das Herbizid Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend für
den Menschen“ eingestuft hat, fordert die
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen ein sofortiges Verbot. Eine Sprecherin
des Bundesinstituts für Risikobewertung
sagte |transkript, dass das BfR frühestens
Ende des Jahres Stellung zu den Risiken
nehmen wird, wenn die EU-Neubewertung
des Herbizids abgeschlossen ist.
Bioethik Abgeordnete aller Bundestagsfraktionen haben Ende März die Einsetzung des Hightech Forums begrüßt. Das
Gremium unter Vorsitz von Andreas Barner
(Boehringer Ingelheim) berät die Bundesregierung bei der Umsetzung der HightechStrategie.
I 36
LESEPROBE
Gentherapie Genome editing nicht
für Keimbahnänderungen einsetzen
Gentherapien, die erbliche Bluterkrankungen
wie die Beta-Thalassämie zu heilen versprechen, sind längst in klinischer Entwicklung.
Die US-Firma Sangamo Biosciences und ihr
Partner Biogen haben erst im Februar grünes
Licht für eine klinische Studie von der USZulassungsbehörde FDA erhalten, bei der
das Ablesen der krankheitsverursachenden,
defekten Kopie des Beta-Globin-Gens in
blutbildenden Stammzellen von Kindern unterdrückt wird. Durch gezieltes Ausschalten
des BCL11A-Gens, das in früher Kindheit die
Genexpression von fetalem auf das adulte
Globin umschaltet, verstetigen die US-Bioingenieure die Expression des intakten fetalen gamma-Globins – und heilen damit aller
Voraussicht nach die Erbkrankheit. Zum Ausschalten des BCLA11-Gens nutzt Sangamo
die Technik des Genome editings: Eine ZinkFinger-Nukclease führt in der Zellkulturschale einen gezielten Schnitt im BCL-11A-Gen
von Blutstammzellen aus. Bei der anschließenden DNA-Reparatur treten oft Fehler auf
– das Gen wird inaktiviert. Entsprechende
patienteneigene Blutstammzellen werden den
jungen Patienten reinfundiert. Sie müssen weder den Ausbruch der Krankheit noch Abstoßungsreaktionen durch fremde Spenderzellen
fürchten, so die Theorie. Ähnliche Therapien
entwickelt Sangamo für Mukoviszidose und
die Bluterkrankheit (Partner: Shire) oder die
Sichelzellanämie (Biogen).
Doch was mit Körperzellen funktioniert,
soll in Keimbahnzellen tabu bleiben. „Die
Auswirkungen von Eingriffen in die Keimbahn
können derzeit nicht abgeschätzt werden“,
schreibt Sangamo-CEO Edward Lanphier,
Chef der 200 Firmen starken Alliance for Regenerative Medicine, Mitte März in N ature
(doi:10.1038/519410a). Angesichts bereits
laufender Keimbahneingriffe, zum Beispiel am
BRAC1-Gen in Eizellen, schlägt er ein freiwilliges Moratorium vor, um „Schäden für die Entwicklung von Genome editing-Technologien
in somatischen Zellen“ abzuwenden. Sechs
Tage später schließen sich ihm Forscher um
George Church, Paul Berg und Jennifer Doudna mit einer in ScieNce (doi: 10.1126/science.
aab1028) veröffentlichten Selbstverpflichtung
an. Sie empfehlen, insbesondere die moderne,
für jeden Forscher technisch einfach durchzuführende CRISPR/Cas9-Genome EditingTechnologie vom Einsatz an Keimzellen auszunehmen – zumindest so lange, bis deren
Sicherheit erwiesen und ein gesellschaftlicher Konsens über den ethischen Einsatz der
Technologie bei Keimbahneingriffen erzielt
wurde. Auch die Internationale Gesellschaft
für Stammzellforschung (ISSCR) plädiert für
den freiwilligen Verzicht. „Wir wollen keine
neue humane Spezies erschaffen“, bringt es
Lanphier auf den Punkt.
Stammzellforscher Rudolph Jaenisch, der
die Vision von Eingriffen in die Keimbahn für
verfrüht hält, denkt bereits weiter: „Bevor es
Forscher versuchen, brauchen wir eine prinzipielle Übereinkunft darüber, ob wir Menschen verbessern wollen oder nicht.“ Das
US-JointVenture OvaXon arbeitet bereits an
„Anwendungen um die Weitergabe von Erbkrankheiten durch die Genkorrektur an Eivorläuferzellen zu verhindern“. Weltweit haben
bisher erst 15 Nationen Eingriffe in die Keimbahn rechtsverbindlich verboten.
Schema des CRISPR/Cas9-Systems zum Genome Editing: Eine crRNA (rot) bindet an
die Zielsequenz (blau), eine doppelsträngige, stromabwärts davon gelegene RNAHaarnadelschleife (rot) dirigiert zugleich die Nuklease Cas9 an die Schnittstelle, vier
Basen stromaufwärts von der sogenannten PAM-Sequenz (gelb).
Itranskript I Nr. 5 I 21. Jahrgang 2015
Abb.: Feng Zhang
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IMPRESSUM
Das Life Sciences-Magazin |transkript
erscheint monatlich (mit zwei Doppelausgaben pro Jahr) im Verlag der
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Dipl.-Biol. Andreas Mietzsch
Redaktion:
Dipl.-Biol. Thomas Gabrielczyk
Dr. Bernd Kaltwaßer (V.i.S.d.P.)
Maren Kühr
Dr. Martin Laqua
Anzeigen:
Oliver Schnell, Christian Böhm,
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H. Heenemann GmbH & Co. KG
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21. Jahrgang 2015
Hervorgegangen aus BioTechnologie
Das Nachrichten-Magazin (1986 – 88)
und BioEngineering (1988 – 94)
ISSN 1435-5272
Postvertriebsstück A 49017
|transkript ist nur im Abonnement
beim BIOCOM-Verlag erhältlich. Der
Jahres-bezugspreis beträgt für Firmen und Institutionen 186 €, für Privatpersonen 94 € und für Studenten
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Ablauf gekündigt wird. Bei Nichtlieferung aus Gründen, die nicht vom Verlag zu vertreten sind, besteht kein
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Zahlungsort ist Berlin.
Mitglieder der BIO Deutschland, der
Deutschen Gesellschaft für Proteomforschung DGPF, der Fachabteilung
Life -Science Research im VDGH sowie
der -Biotechnologischen Studenteninitiative btS erhalten die Zeitschrift im
Rahmen ihrer Mitgliedschaft.
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Titelbild: CIBUS
Interview: MPG/Amac Garbe
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I 48
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Butalco GmbH
39
CANDOR Bioscience GmbH
49
Celgene Corp
18
Cellectis Plant Sciences
10
Cellex GmbH
27
Celltrion
26
CEM GmbH
27, 40, 49
Cevec Pharmaceuticals GmbH
46
Cibus
8, 10
Coramaze
40
CRISPR Therapeutics
19, 46
Cytos Biotechnology AG
16
Dechema Forschungsinst
S5, S14
Deutsche Bank AG
15
Deutsche Messe AG
3
DIA Europe/DIA Home
11
Dievini Hopp Biotech Holding
19
DIREVO Biotech AG
20
DZ Bank AG
15
Ecotechnilin Ltd
39
Epigenomics AG
15
EQUI TS GmbH
15
Equity Research
15
Europ Biotechnology Network SU3
Evotec AG
15, 20
EY
21, 23
f-star GmbH
12
Filtrox AG
S12, S19
Finesse Solutions
S13, S14
Forbion Capital Partners
19
Formycon AG
16
GE Healthcare
S16
GEA Wiegand GmbH
S13
Genomatica
32
Getinsight Research GmbH
15
46
GlaxoSmithKline
Global Bioenergies SA
20
GLSV
12
GPC Biotech AG
26, 46
greenovation Biotech GmbH
19
Grünecker Kinkeldey Stockmair &
Schwanhäusser
14
haspa GmbH
S15
HBM BioVentures AG
12
Heidelberg Pharma AG
19
Heinrich Frings GmbH
S13, S21
Henkel AG & Co KGaA
38
Herco Kühltechnik
SU2, S12
HIB Trim Part Solutions GmbH
39
High-Tech Gründerfonds
6
HMW Innovations AG
U4
Hookipa Biotech AG
12
Hospira
26
Humabs Biomed SA
27
Hydra Biosciences
20
I3 Membrane GmbH
40
infoteam Sofware AG
S17
Innovacell Biotechnologie GmbH 12
Ithings4u GmbH
19
J R Simplon Company
10
Keygene N V
10
KFW-Bankengruppe
6
Kimble Chase/Scherf-Präzision S16
Lesaffre
39
LifeCodexx AG
37
Lummy Pharmaceutical Co Ltd
26
Lunaphore Technologies AG
46
M+W Group GmbH
S13
Magforce Nanotechnologies AG 20
MDxHealth SA
46
MedacSchering Onkologie GmbH 46
Medigene AG
27, 29
Medimmune Ltd
27
Merck KGaA
16
Mestrelab Research SL
20
Metabolomic Discoveries GmbH 19
Mologen AG
28
MorphoSys AG
18
MT Filter co , Ltd
S15
MyCartis NV
46
Nabriva Therapeutics GmbH
12
Neuhaus Neotec
S12
NewLink Genetics Corp
27
Newron Pharmaceuticals S p A
21
Novartis AG
21, 26
Novartis Venture Fund
12
Novo Nordisk A/S
15
Oddo Seydler Bank AG
15
Okaganan Specialty Fruits Inc
10
Omeicos Therapeutics
6, 28, 40
Onepharm R&D GmbH
12
Orbimed Advisors
12
Oriental Manufacturers
S12, S15
origenis GmbH
20
36
OvaXon
Paion AG
27
Pall GmbH
S13
Phase4 Partners
12
Pierre Guérin SAS
S13
Polyphor Ltd
46
Qiagen NV
15
Raucell Oy
S12
Rentschler Biotechnologie GmbH 20
Rhein Biotech
46
Rigi Healthcare AG
20
Rigi Orphan Inc
20
Rigontec GmbH
19, 28
Roche AG
27
Sandoz AG
15, 26
Sangamo Biosciences Inc
36
SanguiBio Tech GmbH
20
Sanofi SA
20
Santhera Pharmaceuticals
21, 27
Sartorius AG
15
SENTEK Ltd
S17
Silica Verfahrenstechnik
S13
Sofinnova Partners
39
Sonormed GmbH
19
20
SpheroTec GmbH
Stratec Biomedical Systems AG 15
Sunstone Capital
19
Synthon BV
46
TaiGen Biotechnology
27
Taylor Wessing
25
TRACE Analytics GmbH
19
Tuttnauer
S7, S14
TVM Capital
26, 46
uniQure BV
6
Vacuubrand GmbH + Co KG S15, S17
Valneva Austria GmbH
12
Vesalius Biocapital Partners
6
Vita 34 AG
16
Vivo Capital
12
Vogelbusch Biocommodities
S13
Wellcome Trust
12
Werksitz GmbH
S17
Wilex AG
19, 28
Wölbern Invest AG
6
Wyatt Technology Europe
S17
Xutemp Temptech
S17
Yanpai Filtration Technology Co S14
Zeus Industrial Products
S12
Zwahlen & Mayr SA
S15
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finden sich im ACHEMA-Spezial )
Itranskript I Nr. 5 I 21. Jahrgang 2015
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23. Juni 2015, 18 Uhr, Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
Das Ziel der Bioökonomie klingt verheißungsvoll: die Etablierung einer auf nachhaltigen Rohstoffen
basierenden und gleichzeitig hochinnovativen Wirtschaft. Kurz, die Biologisierung der Industrie. Ist das ein
Irrweg oder hat diese industrielle Revolution bereits begonnen? Eine kontroverse Diskussion mit
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Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (Keynote)*
Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Autor des Buches “Irrweg Bioökonomie”
Dr. Holger Zinke, Vorstandsvorsitzender der BRAIN AG, Zwingenberg
Dr. Martina Fleckenstein, WWF, Leiterin EU-Politik, Landwirtschaft und Biomasse
Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung*
Andreas Mietzsch, Herausgeber der Zeitschrift “transkript” (Moderation)
Bei Interesse an einer Teilnahme registrieren Sie sich bitte unter www.biocom.de/events/kas oder
schreiben Sie eine eMail an [email protected]. Beschränkte Teilnehmerzahl.
Mitveranstalter:
Media Partner:
Industrieverbund
Weiße Biotechnologie e.V.
Organisation: BIOCOM AG | Lützowstraße 33–36 | 10785 Berlin
www.biocom.de | [email protected] | Tel. +49 (0)30 264921-53 | Fax +49 (0)30 264921-66
*angefragt
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