DIE PRESSE MAPPE FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET FREUNDSCHAFT DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET 18. April bis 1. November 2015 Eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums, Dresden Kurator: Dr. Daniel Tyradellis, Berlin Ausstellungsgestaltung: Andreas Pinkow, Focus + Echo, Berlin INHALTSVERZEICHNIS • Allgemeine Presseinformation • Die Ausstellungsabteilungen • Personalisierte Ausstellungstexte • Textspur für Kinder • Daten & Fakten • Katalog • Begleitprogramm • Vermittlungsangebote • Pressefotos Stand: 16.4.2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET ALLGEMEINE PRESSEINFORMATION Freundschaft ist der vielleicht alltäglichste, auf jeden Fall aber einer der schillerndsten Begriffe des sozialen Miteinanders. Nicht nur in der Antike galt sie als die erstrebenswerteste Form des Sozialen, und erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde sie in den westlichen Gesellschaften von dem Ideal der Liebesbeziehung abgelöst. Heute zeichnet sich jedoch ein erneuter Wandel ab: Angesichts ökonomischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge, in denen dauerhafte Bindungen objektiv immer schwerer einzugehen und oftmals subjektiv auch gar nicht mehr gewünscht sind, kommt dem Konzept der Freundschaft eine neue Aktualität zu. Attraktiv an der Freundschaft scheint ihr Versprechen, ein Netz der Solidarität jenseits von Liebe, Verwandtschaft oder Wohlfahrtsstaat knüpfen zu können. So vermag sie vor Einsamkeit im Alter zu schützen oder hilft dabei, Lebenskrisen zu bewältigen - das Scheitern von Partnerschaften ebenso wie den Verlust des Arbeitsplatzes. Freundschaft könnte also für das zukünftige Zusammenleben ein Modell abgeben, das jedoch nicht zwangsläufig mit den politischen Utopien verbunden sein müsste, die lange Zeit mit ihr in Verbindung gebracht wurden. Gleichzeitig wird gegenwärtig aber auch der gedankenlose Gebrauch des Wortes Freundschaft und ihre Kommerzialisierung beklagt. Die Generation Facebook suggeriert, man könne über die sozialen Netzwerke binnen weniger Tage mit Hunderten Menschen „befreundet“ sein, ohne sie wirklich kennengelernt zu haben. Dies provoziert die Frage, wie Freundschaft heute zu definieren ist und auf welchen Bedingungen sie fußt: Ist der Freund derjenige, der einen ohne Wenn und Aber unterstützt, oder ist er derjenige, der einen in Frage stellt? Sind Freunde nützlich - oder zeichnen sich Freundschaften gerade dadurch aus, dass sie sich nicht auf Nützlichkeitserwägungen reduzieren lassen? Ist Freundschaft wie Liebe – nur ohne Sex? Sind Offenheit und Ehrlichkeit wichtig für eine echte Freundschaft - und was hieße hier: „echt“? Wie viele wirkliche Freunde kann man haben? Und nicht zuletzt: Lassen sich diese Fragen überhaupt allgemeingültig und überzeitlich beantworten - oder ist Freundschaft nicht in jeder Epoche und Kultur, in bestimmten Gesellschaftsschichten oder auch für Männer und Frauen etwas völlig unterschiedliches? In fünf Abteilungen beleuchtet die Ausstellung das Phänomen Freundschaft in all seiner Widersprüchlichkeit. Nicht zufällig umkreist sie dabei zentrale Begriffe des Miteinanders: Vertrauen und Verrat, Echtheit und Authentizität, Geschenk und Gabe, Geheimnis und Lüge. Mit ihnen fragt die Ausstellung historisch wie systematisch nach dem, was man als das soziale Band bezeichnen könnte. Die zentrale These der Ausstellung ist es, dass Freundschaft die Sehnsucht nach einer Beziehungsform darstellt, die stabil genug ist, Vertrauen, Sicherheit und Nähe zu bieten, und gleichzeitig so dehnbar, dass sie den Wunsch nach individueller Freiheit zulässt. Bewusst argumentiert die Ausstellung dabei inhaltlich wie inszenatorisch mit dem Motiv der Fülle und Überfülle. Sie wird weit mehr Exponate zeigen, als bei einem einzigen Ausstellungsbesuch zu bewältigen sind. Um sich in diesem Überangebot nicht zu verlieren, kann jeder Besucher zu Beginn ein eigenes Interessenprofil erstellen. Auf dessen Grundlage erhält er bei seinem Gang durch die Ausstellung individuell auf ihn abgestimmte Vorschläge zur Auswahl und Wahrnehmung der einzelnen Exponate – ganz so wie es, vielleicht, ein Freund machen würde. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET DIE AUSSTELLUNGSABTEILUNGEN In fünf Abteilungen werden die Möglichkeiten verschiedener Typen von Ausstellungen ausgespielt – vom Schaudepot über die klassische Objektausstellung und die Literatur- und Kunstpräsentation bis hin zu begehbaren Erlebniswelten. Als eine Besonderheit des Projekts kann sich jeder Besucher mit individuell auf ihn zugeschnittenen, digitalen Beschriftungen über die Exponate informieren und je nach Interessensgebiet leiten lassen. Durch den Ausstellungs-Parcours führt auch eine Spur speziell für Kinder bestehend aus einem Orientierungsflyer, Aquarellen des Kinderbuchautors und Illustrators Helme Heine und kindgerechten digitalen Objekttexten. Einführungstext zur Ausstellung Freundschaften sind schön. Mitunter können sie auch anstrengend und kompliziert sein. Was eine Freundschaft im Einzelnen ausmacht, wie sie entsteht, wie man sie pflegt und warum sie zerbricht, lässt sich nicht leicht beantworten. Vielleicht definiert sich Freundschaft sogar dadurch, dass sie sich nicht auf allgemeine Aussagen oder Gründe reduzieren lässt. Es ist ganz und gar Sache der Freunde herauszufinden, was es für sie heißt, miteinander zu sein. Denn Freundschaft ist eine soziale Beziehung eigener Art. Sie kann ebenso verbindend wie ausgrenzend sein, sie kann ebenso Vielfalt bewirken wie zur Normierung der Vorstellungen beitragen. Sie kann eine Flucht vor den Realitäten sein oder eine Utopie gesellschaftlicher Veränderung. In jedem Fall stellt sie eine einzigartige Verbindung von Nähe und Distanz dar. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Die Ausstellung lädt dazu ein, unterschiedliche Formen kennenzulernen, Freundschaft zu erleben, darzustellen und zu nutzen. Jede der fünf Abteilungen bildet eine eigene Ausstellung, die sich der Freundschaft aus einer anderen Perspektive annimmt. Und wer möchte, erhält durch die Beantwortung einiger Fragen an den Eingabeterminals im Vorraum eigens auf das eigene Interessenprofil abgestimmte Texte zu ausgewählten Objekten der Ausstellung. Sie helfen dabei, sich inmitten der Fülle an Exponaten und Informationen zu orientieren. 1. BEFREUNDETE STAATEN - EINE AUSSTELLUNG ANLÄSSLICH DES 66. JUBILÄUMS DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND Wie in einem Schaudepot sind hier Geschenke und Gegengeschenke versammelt, die Deutschland über die Jahre mit zehn mehr oder weniger befreundeten Staaten quer über den Globus ausgetauscht hat. Deutlich wird: Staatsgeschenke sind nicht nur diplomatische Gesten der Höflichkeiten, sondern erzählen auch etwas über die politische Lage, in der sie ausgewählt wurden. Ausstellungstext der Abteilung Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Dass das sogar für Staaten gelten kann, versteht sich nicht von selbst. Im Unterschied zu privaten Begegnungen scheinen zwischenstaatliche Beziehungen bereits durch Verträge geregelt zu sein. Doch so einfach ist es nicht. Denn „Freundschaft“ ist auch ein Name für eine Intensivierung von Beziehungen: Sie bringt eine größere Nähe und Verbundenheit mit sich, als sich über Verträge je herstellen ließe. Ob es sich dabei um Kalkül oder ehrliches Bemühen handelt, ist nicht immer zu entscheiden. Die bei Staatsakten protokollarisch vorgesehenen Geschenke sind symbolische Verkörperungen der Freundschaft und haben eine lange Tradition in der Diplomatie. Sie müssen die Waage halten zwischen bloßem Ritual und individueller Note – ohne dass sich der Schenkende damit über den Beschenkten erheben und ihn beschämen oder sich selbst unterwürfig oder gedankenlos zeigen würde. So erzählt jedes Geschenk auch etwas über die politische Lage und die historischen und aktuellen Bedingungen, unter denen das Treffen von Staatsvertretern stattfand. Wie bei privaten Freundschaften ist es eine stete Herausforderung, das für den jeweiligen Anlass passende Geschenk zu finden. Beispiel: Frankreich – Der gesuchte Freund Über Jahrhunderte hinweg galten Frankreich und Deutschland als Erbfeinde. Nach dem Zweiten Weltkrieg war ein gutes Verhältnis zwischen den unmittelbaren Nachbarn jedoch eine unerlässliche Bedingung für die angestrebte Westorientierung Deutschlands. Zu diesem Zweck schlossen die beiden Länder 1963 den deutsch-französischen „Freundschaftsvertrag“, der den wirtschaftlichen und auch kulturellen Austausch befördern sollte. Die Beziehung zwischen den beiden Ländern gilt heute vielen Beobachtern als „Motor“ der Entwicklung der Europäischen Union, bei der traditionell Frankreich eine größere Unabhängigkeit von den USA anstrebt, während Deutschland sich den Amerikanern eng verbunden fühlt. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Croix de Guerre eines französischen Soldaten 1951, Papier, Stoff, Metall Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Bad Honnef – Röhndorf Aussöhnung mit Frankreich war für Konrad Adenauer ein vorrangiges außenpolitisches Ziel. Anlass seiner ersten offiziellen Auslandsreise war die Unterzeichnung der Montanunion – der erste übernationale Vertrag überhaupt und ein Vorläufer der EU. Wirtschaftskritiker hielten den Vertrag für zu einseitig vorteilhaft für Frankreich, doch Adenauer ging es um die politischen Beziehungen. Auf der Reise erhielt er von einer französischen Studentin das Kriegskreuz ihres gefallenen Vaters. Adenauer war sehr beeindruckt von dieser Geste: „Dieses ‚Croix de Guerre’ war während meiner ganzen Kanzlerjahre für mich Symbol des echten Willens des französischen Volkes, mit dem deutschen Volk Freundschaft zu schließen.“ Rose aus dem Garten Adenauers Übergeben 2007, Nacktwurzel, Ankauf Bei ihrem letzten Geschenk an den scheidenden französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel Vorsicht walten und übergab ihm eine Rose aus dem Garten Konrad Adenauers – als Anspielung auf die von Adenauer und de Gaulle seinerzeit begründete deutsch-französische Freundschaft, in der Rosen eine symbolische Rolle gespielt hatten. Wenige Monate zuvor hatte Merkel Chirac ein Geschenk überreicht, das einen mittleren diplomatischen Sturm auslöste: ein Bierkrug, auf den ein Schlachtensieg Napoleons über die Türken eingraviert war. Die Türkei wertete dies als unfreundlichen Akt. Schlaf-gut-Bär Übergeben 2011, Plüsch, Garn, STEIFF Retail GmbH, Giengen/ Brenz Innerhalb der EU wird heute meist der Verzicht auf Geschenke vereinbart, nur bei besonderen Anlässen macht man gelegentlich eine Ausnahme, so auch hier: Anlässlich der Geburt seiner Tochter, bei der er wegen politischer Gespräche mit der deutschen Kanzlerin nicht hatte dabei sein konnte, schenkte Angela Merkel dem französischen Staatspräsidenten Nicholas Sarkozy ganz offiziell einen Teddy. Das persönliche Geschenk war durchaus riskant. So wurde es zwar in der deutschen Presse positiv bedacht, die französischen Medien deuteten es – mit Blick auf die wirtschaftliche Lage – als Zeichen deutscher Übermacht. Beide trafen sich beim EU-Gipfel zur Schuldenkrise. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET 2. VERBRIEFTE FREUNDSCHAFT - EINE AUSSTELLUNG ÜBER DIE GRÜNDE UND ABGRÜNDE DER FREUNDSCHAFT Diese Abteilung ist geprägt von einer großen Fülle an schriftlichen Dokumenten, Briefauszügen und Postkarten; die Präsentation erinnert an die eines Literaturmuseums. Ausstellungstext der Abteilung Jede Freundschaft hat ihre eigene Form des Ausdrucks. Meist basiert der Austausch auf gängigen Kommunikationsmedien, unterscheidet sich aber von diesen durch einen privateren Charakter, durch spezielle Regeln und Stile. Auch ohne sich regelmäßig zu sehen, können sich Freunde so gegenseitig in ihren Ideen und Visionen bestärken, ihren Interessen nachgehen und Ziele verfolgen, die Außenstehenden skurril, unrealistisch oder gefährlich erscheinen mögen. Dabei werden Fragen wichtig, die in jeder Freundschaft eine Rolle spielen: Ist Offenheit und Ehrlichkeit eine Bedingung für Freundschaft – oder nur eine Option? Wie stellt man die Einheit einer Freundesgruppe sicher, wie schützt man sich vor Lüge und Verrat? Der Wunsch nach Einheit gerät dabei oft in Konflikt mit unterschiedlichen politischen und moralischen Überzeugungen der Beteiligten oder auch den Erwartungen gegenüber dem anderen. Ausgewählte Exponatgruppen: Tempel der Freundschaft Freundschaftsnetzwerke sind mindestens so alt wie der Briefverkehr. Als Begründer des literarischen Genres des Freundschaftsbriefes gilt der Jurist und Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim (17191803). Mit ihm als Zentrum wurden über die Jahre hinweg Tausende von Briefen zwischen Dichtern und anderen Künstlern ausgetauscht. Die Briefe, die sich um eine eigene Ausdrucksform für die Freundschaft bemühen, wirken heute meist kitschig und eher wie Liebesgeständnisse. Damals wie heute hatten die Netzwerke die Funktion, sich gegenseitig zu bestärken, einander zu kommentieren und zu kritisieren, Empfehlungen zu schreiben oder auch – wie im Falle von Gleim – den anderen finanziell zu unterstützen. Nicht zuletzt half der rege Briefverkehr auch, sich die Langeweile zu vertreiben und Anteil am Leben der anderen zu nehmen. Briefe der Gläsernen Kette Getragen von der Überzeugung, dass sich Ideen am besten in freundschaftlicher Atmosphäre entwickeln und erproben lassen, gründete Bruno Taut eine geheime Kettenbrieffreundschaft zwischen 15 „imaginären Architekten“: die sogenannte Gläserne Kette. Auf Durchschlagpapier und unter der Verwendung von Decknamen sollten in regelmäßigen Abständen Entwürfe und Gedanken an alle Mitglieder versendet werden. Gegenstand der Briefe war die gemeinsame Suche nach einer neuen Form kollektiven Denkens, Entwerfens und Bauens. Taut verpflichtete seine „Freunde im FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Werk“ zu absoluter Geheimhaltung – ein Gebot, das er jedoch selbst missachtete, indem er sehr bald die Mitstreiter dazu überredete, das vertrauliche Material in Ausstellungen und Publikationen öffentlich zu präsentieren. Hans Magnus Enzensberger und Uwe Johnson – eine Schriftstellerfreundschaft Auslöser der Brieffreundschaft war ein Artikel, den Enzensberger im SPIEGEL veröffentlicht hatte, für den sich Johnson sehr interessierte und ihn deshalb 1959 kontaktierte. Daraus entstand eine über acht Jahre währende Korrespondenz der weit voneinander entfernt Lebenden. Ihre Beziehung umfasste von vorsichtiger Annäherung über große Vertraulichkeit bis hin zu Enttäuschung und Scheitern das gesamte Spektrum einer Freundschaft. Insbesondere Johnson zeigte sich zunehmend irritiert über politische Haltungen von „Mang“ (= Enzensberger), dessen Verschweigen des Scheiterns seiner Ehe und das – aus seiner Sicht – Verletzen von Regeln der Gastfreundschaft. Ein Streit um Geld führt schließlich zum Bruch. Geldgeschenke Beim Geld hört der Redensart nach die Freundschaft auf. Denn Geld ist der Inbegriff abstrakten Handels, bei dem sich alles genau bewerten und vergleichen lässt. So kann die Freundschaft den Eindruck einer reinen Tausch- und Nützlichkeitsbeziehung erwecken und verliert dadurch ihren persönlichen Charakter. Es sei denn, man wertet das geschenkte oder geliehene Geld durch zusätzliche Maßnahmen auf. Kunstvolles Falten etwa fügt den Geldnoten etwas Individuelles hinzu – um den Preis, dass der Beschenkte es dann womöglich nicht mehr übers Herz bringt, den Schein zu entfalten und auszugeben. 3. ECHT ODER UNECHT? EINE AUSSTELLUNG ÜBER DIE FREUNDSCHAFT IM BILD Dicht gehängt bis unter die Decke präsentiert diese Abteilung Werke der Malerei aus fünf Jahrhunderten. Wie kann man der Besonderheit einer Freundschaft im Bild Ausdruck verleihen? Lassen sich das wechselseitige Vertrauen und die Intensität einer Beziehung sichtbar machen? Oder umgekehrt: Wie zeigt man berechnende Seilschaften oder zerbrechende Freundschaften? Wie unterscheidet man bei Freundschaft echte von unechten? Letzteres ist in dieser Gemäldegalerie ganz einfach – die Kunstwerke sind (fast) ausschließlich Reproduktionen! FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Ausstellungstext der Abteilung Freundschaft ist eine ganz besondere soziale Beziehung. Über die Jahrhunderte hinweg haben Maler versucht, einen passenden Ausdruck für ihre verschiedenen Formen zu finden. Wie stellt man echte oder falsche Freunde dar und die Authentizität einer Beziehung? Eine besondere Herausforderung ist dabei zum einen die Abgrenzung von der Liebe, zum anderen die Schwierigkeit, die der Freundschaft eigene Spannung von großer Nähe und respektvoller Distanz sichbar zu machen. Während symbolische Darstellungen oft abstrakt bleiben, wird Intimität mindestens seit dem 19. Jahrhundert fast unmittelbar als sexualisiertes Verhältnis wahrgenommen. Auch für die Freundschaft könnte also gelten: Du sollst dir kein Bildnis machen – es sei denn, die Kunst findet Wege, die unvermeidliche Widersprüchlichkeit ihrer Darstellung sichtbar werden zu lassen. Ob das dann echte Kunst ist, liegt im Auge des Betrachters. Die Abteilung zeigt Reproduktionen von Werken von Benjamin West, Albrecht Dürer, Jacopo da Pontormo, Peter Paul Rubens, Raffael, Samuel Theodor Gericke, Francisco de Goya, Adriaen Brouwer, Pierre-Paul Prud’hon, Giovanni Serodine, Friedrich Overbeck, Marie Bashkirtseff, Winslow Homer, Pierre-Auguste Renoir, Pablo Picasso, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Georg Baselitz, Sigmar Polke, Francis Bacon, Charles Rosenthal, Philipp O. Runge, Max Ernst oder Carl Ph. Fohr und ein Original von Rinus Van de Velde. Ausgewählte Exponate: Selbstbildnis im Kreise der Mantuaner Freunde Peter Paul Rubens (1577–1640) um 1602–1605, Öl auf Leinwand, 77,5 x 101 cm Wallraf-Richartz-Museum, Köln / © Rheinisches Bildarchiv Köln Das Bild zeigt eine Zusammenkunft von Rubens mit seinen Freunden. Der Maler selbst hat seinen Blick zum Bildbetrachter gerichtet. Die Blicke der anderen sind in unterschiedliche Richtungen gewendet und kreuzen sich an keiner Stelle, so als wären sie an unterschiedlichen Orten und dennoch beieinander – ein Versuch, das Unfassbare der Freundschaft darzustellen? Tatsächlich hat das Treffen so nie stattgefunden. Es handelt sich vielmehr um eine fiktive Konstellation von Personen, die Rubens unabhängig voneinander in Mantua begleitet hatten. Das verbindende Element aller Freunde ist er selbst. Freundinnen Sigmar Polke (1941–2010) 1965, Öl auf Leinwand, 150 x 190 cm, Sammlung Froehlich, Stuttgart / © The Estate of Sigmar Polke, Cologne | VG Bild-Kunst, Bonn 2015 Freundschaft und Kunst treffen sich darin, möglichst echt sein zu sollen: einmalig, unverwechselbar, authentisch. Polke fragt nicht zuletzt danach, woran man Echtheit im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit erkennt. So wie die beiden dargestellten jungen Frauen ein modernes Klischee von Freundschaft inszenieren, so ist das Motiv selbst abgemalt von einem Zeitungsbild. Doch indem FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET der Maler jeden einzelnen der gerasterten Punkte von Hand malt, wird aus dem Bild tatsächlich wieder ein Original, dessen Unverwechselbarkeit man ihm aber unter Umständen gar nicht ansieht. Echtheit bleibt eine flüchtige Angelegenheit, die auf eine Form angewiesen ist, sich aber nie in ihr erschöpft. An die Gemäldegalerie schließt sich ein Raum an, der an den White Cube eines modernen Kunstmuseum erinnert und der dem Künstler Marcel Duchamp gewidemt ist: Schachfigurenset Nach Man Ray (1890-1976) Klein & More AG + Co. KG 2014, 32 Figuren Marcel Duchamp war ein ausgezeichneter Schachspieler, der es sogar bis in die Olympiamannschaft Frankreichs schaffte. Regelmäßig spielte er mit Künstlerkollegen wie Man Ray, obwohl er sagte: „Das Milieu der Schachspieler ist mir wesentlich sympathischer als das der Künstler, das sind so richtig umnebelte blinde Leute, Leute mit Scheuklappen, Verrückte mit Bedeutung, so wie Künstler eigentlich sein sollten, es aber nur selten sind.“ Der deutsche Künstler Joseph Beuys fand, dass Duchamps Abwendung von der Kunst zugunsten des Schachspiels zu Unrecht so große Aufmerksamkeit gezollt werde. Er widmete ihm 1964 eine Aktion mit dem Titel: „Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet“. Marcel Duchamp: Das Schweigen der Freunde Andy Warhol (1928–1987) 1966, 16-mm-Film, 4:40 Min. Marcel Duchamp (1887-1968) gehört zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er erkannte, dass die musealen Vorstellungen von Echtheit und Aura die Wahrnehmung von Kunst zunehmend einschränkten und ihre Zukunft in einem Überschreiten solcher Festlegungen bestehen müsse. Denn er hasste Wiederholungen – in seiner Arbeit wie im Privaten. So waren ihm zwar Freundschaften wichtig, aber gleichzeitig enttäuschte und nervte ihn das Miteinander oft. Das gemeinsame Schachspielen gab ihm einen idealen Rahmen für die Begegnungen: „Schach ist eine Schule des Schweigens“. In dieser Situation besteht Freundschaft in der Gleichzeitigkeit von Nähe und Distanz, von größter Vertrautheit und völliger Fremdheit. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET 4. ERLEBNISWELT FREUNDSCHAFT - DAS SOZIALE BAND Bis heute prägen historisch überlieferte Muster unsere Vorstellungen davon, was eine Freundschaft ausmacht. Zehn stilisierte Denkmäler, die real existierenden Kunstwerken, Skulpturen oder Kultgegenständen nachgebildet sind, werden in diesem atmosphärisch dichten Ausstellungssal von assoziativen Audio-Texten kommentiert. Eine raumgreifende Info-Station vermittelt aktuelle Forschungsergebnisse aus der Freundschaftssoziologie. Ausstellungstext der Abteilung Freundschaft ist eine Bindung eigener Art. Sie ist zerbrechlich, weil sie sich nicht auf unumstößliche Regeln festlegen lässt. Zugleich erweist sie sich gerade deshalb als besonders stabil, weil sie ein hohes Maß an Individualität und Flexibilität aufweist. Letzteres ist ein Grund dafür, warum Freundschaft heute als Modell des Zusammenseins so attraktiv erscheint. Unserer Gesellschaft sind fast alle Formen der Unterordnung unter ein gemeinsames Ideal verdächtig, weil diese als Einschränkung der eigenen Persönlichkeit wahrgenommen wird. Dennoch gibt es eine Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Gemeinschaftserfahrungen. Die Ambivalenz von bindungsloser Freiheit und einer Freiheit anderer Art, die nur in der stabilen Beziehung mit anderen erfahrbar wird, ist der Kern vieler sozialer Aktivitäten. Beispiele: Den Genossen Karl Marx und Friedrich Engels Yefim Marshak Bialystok (??), Petrosawodsk (RU), 1960, Replik 2015 Anders als im Kapitalismus steht im Sozialismus der Mensch als kollektives Wesen im Mittelpunkt des Interesses. Die Freundschaft als Bedürfnis, sich mit anderen Menschen über konkrete Ziele und Zwecke hinaus zu verbinden und eine soziale Wärme zu erzeugen, wurde deshalb als politische Kraft FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET ernst genommen. So war neben dem Genossen auch die Rede vom Freund weit verbreitet. Beides geriet aber schnell zur bloßen Floskel und verpflichtete zu kritikloser Zustimmung. Dieses Schicksal teilt die Freundschaft auch in anderen politischen Systemen, nicht umsonst lautet die Steigerungsformel: "Freund, Feind, Parteifreund". Audio-Text: Auszüge aus Politikerreden Dem Feinde The Whaleman Statue Bela Lyon Pratt (1867–1917), 1912, Replik 2015 „Der Feind ist die eigene Frage als Gestalt“, heißt es in einem Vers des Dichters Theodor Däubler. Tatsächlich ist es oft einfacher, einen benennbaren Feind zu haben, um zu wissen, wer man selber ist – und so manche Freundschaft hat ihre Grundlage darin, sich den gleichen Feind zu teilen. Für den Staatstheoretiker Carl Schmitt ist die klare Unterscheidung von Freund und Feind sogar eine Grundbedingung allen politischen Denkens. So wurde der Walfisch, den Käpt’n Ahab in dem berühmten Buch Moby Dick verfolgt, oft als Metapher für den verschlingenden Staat gelesen, dem sich der Einzelne entgegenstellt. Doch wenn der Feind eine so große Rolle im Leben spielt – wäre er dann nicht schon fast wieder als Freund zu begreifen? Audio-Text: Carl Schmitt, der „Theoretiker der Feindschaft“ im Gespräch mit Joachim Schickel Den Kameraden The Cobbers („Die Kameraden“) Peter Corlett (*1944), 1998, Replik 2015 Einer gängigen Definition nach ist Kameradschaft die „Freundschaft zum Tode“. Die gleiche Ausbildung, das gemeinsame Erleben von Ausnahmesituationen und das Wissen, im Ernstfall aufeinander angewiesen zu sein, erzeugen eine Nähe, die Basis für Freundschaften sein kann – aber nicht muss, da der Kameradschaft die Freiwilligkeit fehlt, die Freundschaften auszeichnet. Die zu hörende Radioaufzeichnung ist die erste UKW-Ringschaltung überhaupt. Von allen Frontteilen der Deutschen Wehrmacht sollte zu Weihnachten 1942 gemeinsam gesungen werden, um das Gefühl der Verbundenheit zu verstärken und die Bereitschaft, für das Vaterland sein Leben zu geben. Audio-Text: Weihnachtsringsendung, Großdeutscher Rundfunk, 24. Dezember 1942 Weitere Denkmäler: Dem Team: Linker Schuh von Helmut Rahn, 1954 Den Kollegen: The Conversation, William McElcheran (1927-1999), 1981 Der Bruderschaft: Giganten aus Stahl (Biker-Skulptur), 2013 Dem Freund des Menschen: Greyfriars Bobby (Hunderasse), William Brodie (1741–1788), 1872 Den ungleichen Freunden: Gilgamesch u. Enkidu im Kampf mit dem Himmelsstier; 18./17. Jh. v. Chr. Dem abwesenden Freund: Mein Freund Harvey, Film von Henry Koster, USA, 1950 Dem Gast: Gartenzwerge, Replik 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Aktuelle Daten zur Freundschaft Wie und wann Freundschaften heute entstehen und vergehen, veranschaulicht der „Liebeskeil“ an der Längswand des Raums mit einer überdimensionalen Grafik, in der statistische Erhebungen zur Freundschaft zusammenfließen. Zäsuren des Lebens haben augenscheinlich Einfluss auf den Freundeskreis: Zum Ende von Studium oder Berufsausbildung hat man die meisten Freunde, mit Ehe und Familiengründung nimmt ihre Zahl deutlich ab, und nach Krisen wie Trennung und Scheidung steigt die Zahl wieder an. Erstaunlich ist, dass man im Leben – statistisch gesehen – kaum mehr als zwei bis drei enge Freunde hat. Darin unterscheiden sich Freundschaften zwischen Frauen und Freundschaften zwischen Männern nicht, auch wenn Freundinnen statistisch gesehen im Leben deutlich mehr Zeit miteinander verbringen als Männer. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET 5. FRIENDSHIP - DO IT YOURSELF Wohin werden sich unsere Freundschaftsbeziehungen entwickeln? Bleiben sie eine private Angelegenheit oder bestimmen freundschaftsartig organisierte Netzwerke künftig über gesellschaftlichen Erfolg, ökonomische Wettbewerbsfähigkeit und kulturelle Innovationen? Ausgehend von Aristotels´ Unterscheidung von Lust-, Nutzen- und Tugendfreundschaften beschäftigt sich die letzte Abteilung mit Phänomenen unserer Gegenwart, die schon heute mit dem zukunftsoffenen Potenzial von Freundschaft operieren: mit Facebook, Crowdfunding und Real Life Super Heroes oder dem Tier als einem denkbaren Freund fürs Leben. Ausstellungstext der Abteilung Freunde zu haben ist gut, nützlich – und macht Spaß. Freundschaft scheint deshalb so attraktiv, weil sie ein Mehr an Leben und Intensität verspricht. Ohne sich einer Institution oder einer vorab feststehenden Norm unterwerfen zu müssen, finden sich Freunde wie von selbst und legen gemeinsam fest, was ihnen wichtig ist. Soziale Medien unterstützen und nutzen diesen Prozess für ihre Interessen. Umso mehr stellt sich heute die Frage, welchen Zweck Freundschaft erfüllen kann oder soll: Dient sie vorrangig als privates Netz zum Schutz vor Einsamkeit und sozialer Not, erlaubt sie die Realisierung von Zielen, die ein einzelner alleine nicht verfolgen könnte, oder ist sie die bleibende Utopie einer einzigartigen Begegnung mit einem Menschen, der das beunruhigende Potenzial hat, das eigene Leben von Grund auf in Frage zu stellen? UNTERABTEILUNGEN „Sie haben 626 Freunde“ Are you really my friend; Fotoarbeit von Tanja Hollander, 2011–2014 Kann man mit Menschen befreundet sein, die man persönlich nie getroffen hat? Viele verneinen das – aber ist das so eindeutig? Soziale Netzwerke können dabei helfen, die Angst vor der ersten Kontaktaufnahme zu mindern. Die Banalität eines Knopfdrucks mag der Anfang einer intensiven Freundschaft sein, selbst wenn man sich nie persönlich trifft. Der nie versiegende Strom möglicher neuer „Freunde“ kann jedoch auch dazu führen, sich für keine Freundschaft mehr richtig zu engagieren und sich bei ersten Konflikten und Enttäuschungen der nächsten zuzuwenden. Crowdfunding-Projekte Freunde können dabei helfen, ungewöhnliche Ideen zu realisieren – oder es zumindest zu versuchen. Gerade bei Dingen, von denen man nicht weiß, ob sie sich je verwirklich lassen oder die Außenstehenden von vornherein als zweifelhaft erscheinen, ist eine Unterstützung oft unentbehrlich, die nicht nach Sinn und Nutzen fragt. Dank Crowdfunding (dt. etwa: Schwarmfinanzierung) lässt sich dieser klassische Freundschaftsdienst auch professionalisieren: Über Websites wie kickstarter.com FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET oder startnext.de können Einzelne mit kleinen Summen dazu beitragen, Ideen in die Wirklichkeit zu übersetzen. Als Gegenleistung oder Dankeschön erhalten sie meist eins der daraus entstandenen Produkte oder ein anderes Geschenk. Real Life Super Heroes Pierre-Elie de Pibrac, 2011/12, Fotoserie © Pierre-Elie de Pibrac Gemeinsam sind wir noch stärker: Verkleidet als Superhelden in selbst erdachten Fantasiekostümen engagieren sich Privatpersonen in den USA für die Belange von Bettlern, Obdachlosen und anderen Hilfsbedürftigen. Die zunächst unabhängig operierenden Heroes haben sich inzwischen lose organisiert, um sich über Erfahrungen und Prinzipien ihres Engagements auszutauschen. Die Kostümierung verleiht ihnen einerseits größere Aufmerksamkeit, andererseits erlaubt sie ihnen, anonym zu bleiben. Vom Staat wird diese Art privat organisierter Hilfe zwiespältig gesehen, da sie auch Züge von Selbstjustiz tragen kann und nur schwer zu kontrollieren ist. Ausgestopfte Haushunde Samojede, Mischling, Hofhund, ChowChow, Hovawart, Hovawart, Foxhound, Heidewachtel, Foxhound, Spitzmischling, Collie, Terrier, Pekinese Es ist nicht zuletzt seine unbedingte Treue, die den Hund zum besten Freund des Menschen macht. In der heutigen Realität, in der Liebesbeziehungen und familiäre Bindungen oft nicht mehr so dauerhaft sind wie zu früheren Zeiten und geselliges Leben insgesamt an Selbstverständlichkeit verliert, kommt dieser Treue eine wichtige gesellschaftliche Funktion zu. Wenn die Menschen statistisch gesehen immer älter werden und immer öfter alleine leben, kann es sein, dass die Beziehung zu Tieren als eigene Form von Freundschaft an Bedeutung gewinnen wird. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET PERSONALISIERTE AUSSTELLUNGSTEXTE Eine Besonderheit der Ausstellung besteht darin, dass die Besucher neben den konventionellen Objektbeschriftungen zu ausgewählten Exponaten auch eigene, auf ihr zuvor ermitteltes Persönlichkeitsprofil zugeschnittene Informationen erhalten. Hierzu beantworten sie eingangs der Ausstellung an einem Terminal abstrakte Fragen. Aus den Antworten ergibt sich ein individuelles Profil. An digitalen Objektschildern in der Ausstellung können anschließend durch ein Armband personalisierte Ausstellungstexte abgerufen werden, die dem zuvor erstellten Profil entsprechen. Hierbei erfolgt keine eindeutige Zuordnung zu einem fest stehenden Typus. Es wird je nach Exponat und gegebenen Antworten in jedem Einzelfall entschieden, welchen der vorformulierten Texte der Besucher zu lesen erhält. Je nach Exponat bzw. Exponatgruppe variiert die Zahl der Texte, aus denen das System auswählt. Die Texte unterscheiden sich entsprechend nicht nur in ihrem Stil, sondern auch in Art und Umfang der vermittelten Informationen. Manche Informationen werden exklusiv nur in einem der vorhandenen Texte vermittelt, sodass andere sie nicht abrufen können; dies gilt für alle Profile. Hierbei gibt es keine Hierarchisierung zwischen den verschiedenen Optionen, also etwa eine Vereinfachung der Inhalte. Eine Ausnahme sind die Texte der Kinderspur. Beispieltexte aus den Abteilungen 1, 2 und 3: USA – der übergroße Freund Standardtext: Aus dem Kriegsgegner USA wurde schnell wieder ein Freund. Kurz nach 1945 begann die wirtschaftliche Unterstützung, für die es unterschiedliche Gründe gab: das Interesse an einem kapitalistischen Absatzmarkt, die Zurückdrängung des Kommunismus und an die Vorkriegszeit anknüpfende kulturelle und verwandtschaftliche Beziehungen. West-Deutschland wiederum sah in den USA den wichtigsten Partner Deutschlands für die „Politik der Stärke“ Konrad Adenauers, die erst 1955 mit der völkerrechtlichen Souveränität gegeben war. Kritiker sehen eine zu große Abhängigkeit Deutschlands von den USA. Konflikte wie jüngst die NSA-Affäre erinnern an die Verschiedenheit mancher Interessen der beiden befreundeten Staaten. Variante 1: Wer wäre nicht gerne dabei gewesen, als J. F. Kennedy von dem Balkon des Rathauses Schöneberg hinunter rief: „Isch binn ain Bärlinner!“ Tatsächlich war aus dem Gegner USA schon unmittelbar nach dem Krieg wieder ein Freund und Helfer geworden. Klar, das war nicht uneigennützig: Deutschland sollte kein sozialistisches Land werden, sondern ein politischer und wirtschaftlicher Partner. Kritische Geister meinen, Deutschland sei zu abhängig von den USA. Konflikte wie die NSA-Affäre zeigen aber doch, wie verschieden die beiden befreundeten Staaten ticken. Gerhard Schröder griff sogar mal zur Motorsäge. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Variante 2: Seit dem 19. Jahrhundert und bis heute stellen Deutsche die größte Einwanderergruppe in den USA, und nicht wenige davon pflegen diese Wurzeln. So nimmt es nicht wunder, dass bereits unmittelbar nach Kriegsende 1945 die USA wieder vom Feind zum Freund wurden. Dass dies nicht nur uneigennützig motiviert war, versteht sich von selbst. Es ging auch um die Zurückdrängung des Kommunismus, Deutschland als Absatzmarkt und Werbung für den „American Way of Life“. Kritiker sehen eine zu große Abhängigkeit Deutschlands von den USA. Konflikte wie die unterschiedlichen Ansichten über den zweiten Irak-Krieg oder jüngst die NSA-Affäre erinnern daran, dass beide Staaten durchaus unterschiedliche Interessen verfolgen. Variante 3: Dass die USA bereits unmittelbar nach Kriegsende dem ehemaligen Feind Deutschland beim Wiederaufbau halfen, war nicht unbedingt der alten Freundschaft geschuldet. Das im Herzen Europas liegende Land war für die USA auch strategisch bedeutsam, sowohl was die Abwehr des Kommunismus anging, als auch zur Erschließung eines Absatzmarktes für die Güter des American Way of Life. Tatsächlich war für Westdeutschland die Integration in die von den USA dominierte Weltordnung zentral. Auch nach der Wiedervereinigung sollte sich daran nichts ändern, im Gegenteil: Alternative Modelle gesellschaftlicher Ordnung scheinen im Prozess kapitalorientierter Globalisierung chancenlos. Variante 4: Die deutsch-amerikanische Freundschaft war in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung für das Nachkriegsdeutschland. Ohne die Unterstützung der USA hätte Westdeutschland niemals so schnell wieder an Wohlstand gewinnen können. Kritiker sehen jedoch eine zu große Abhängigkeit vom US-amerikanischen Wirtschaftsmodell und den damit verbundenen politischen Folgen globalen Ausmaßes. In jüngerer Zeit hat das Verhältnis durch die NSA-Affäre Schaden genommen. Aufgrund der angespannten Weltlage und verschiedener Krisenherde überwiegt jedoch das Vertrauen in das erprobte Bündnis mit den USA, die zugleich Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner außerhalb der Europäischen Union sind. Variante 5: Freundschaft heißt, sich auch mal streiten zu können. – Der amerikanische Präsident George W. Bush und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder haben sich (fast) immer gut verstanden. Obwohl sie nicht immer einer Meinung waren. Zum Beispiel stritten sie darüber, ob Deutschland sich am Irakkrieg beteiligt. Schröder wollte nicht, worüber sich Bush sehr ärgerte. Zwei Jahre später schenkte Schröder Bush eine Motorsäge. Das hätte man auch missverstehen können, aber Bush freute sich sehr. Denn der amerikanische Präsident zerlegte in seiner Freizeit gerne Bäume auf seiner Ranch. Wenn du wissen willst, was die deutschen und amerikanischen Politiker sich sonst so geschenkt haben, schau dich in diesem Regal um. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Hut von Friedrich Gottlieb Klopstock 1801, Filz, Gleim-Haus, Halberstadt Standardtext: Freundschaften können jede Distanz überwinden. Doch auch wenn man dank der Kommunikationsmedien in ständigem Kontakt stehen kann, ist eine direkte Begegnung etwas anderes. Um seinen Freunden möglichst nah zu sein, hatte sich J.W.L Gleim in Halberstadt einen „Freundschaftstempel“ eingerichtet, bestehend aus 120 Porträts und einigen persönlichen Dingen seiner (Brief-) Freunde. Der hier zu sehende Hut Klopstock war ein Prunkstück der Sammlung und ihm auf seinen Wunsch hin kurz vor dem Tod des Dichters geschenkt worden: „Wenn ich einst tod bin, Freund, so besinge mich“, hieß es bereits 1747 in Klopstocks Gedicht „Auf meine Freunde“. Variante 1: Man hätte vor 250 Jahren leben sollen, da waren die Menschen noch viel romantischer. Gerade weil man sich so selten sah, war die Post, die man sich schrieb, besonders herzlich. Der Dichter J.W.L Gleim hatte sich sogar einen „Freundschaftstempel“ eingerichtet. Er bestand aus über hundert Porträts und einigen persönlichen Dingen seiner (Brief-)Freunde. Der hier zu sehende Hut war ein Prunkstück der Sammlung. Gleim hatte ihn auf Wunsch von seinem Freund Klopstock kurz vor dessen Tod geschenkt bekommen. Anders als Gleim war Klopstock gern an der frischen Luft und trug dabei stets seinen Hut. Er war so etwas wie sein Markenzeichen. Variante 2: „Sie stand auf ihren Ellenbogen gestützt, ihr Blick durchdrang die Gegend, sie sah gen Himmel und auf mich, ich sah ihr Auge tränenvoll, sie legte ihre Hand auf die meinige und sagte: – ‚Klopstock!’“ – Wer erinnert sich nicht an diese Zeilen aus Goethes Werther? Doch Klopstock war nicht nur ein Dichter der Liebe, sondern auch der Freundschaft. Und er war ein enger Freund von J.W.L. Gleim. Kurz vor seinem Tod schenkte Klopstock ihm seinen Hut. Und als wenn er geahnt hätte, das er einst früher sterben würde, hatte er schon 1747 in seinem Gedicht Auf meine Freunde geschrieben: „Wenn ich einst tod bin, Freund, so besinge mich“. Variante 3: Häufig wird an sozialen Netzwerken kritisiert, dass die in ihnen geknüpften Freundschaften nur oberflächlich seien. Das mag einerseits zutreffen; andererseits muss man sich klar machen, dass mindestens seit Erfindung des Brief- und Postwesens das Gefühl von Nähe oftmals geradezu an die Erfahrung von räumlicher Distanz gebunden war, dass das Sehnen nach dem Freund die Intensität der direkten Begegnung bei weitem übertreffen konnte. Irgendetwas dazwischen sind die persönlichen Dinge, die man Freunden schenkte, so wie dieser Hut, den Klopstock wenige Jahre vor seinem Tod dem alten Freund Gleim auf dessen Wunsch hin schenkte. Variante 4: Zunehmende Mobilität in unserer Gesellschaft befördert die Fernkommunikation, im Beruflichen wie im Privaten. Früher waren es Briefe, heute sind es E-Mails oder Chat-Nachrichten, die den Kontakt mit entfernten Freunden erleichtern. Jede Zeit findet mit Hilfe der technischen Gegebenheiten Mittel und Wege, ein eigenes Verhältnis von Nähe und Distanz der Beziehung herzustellen. Dabei sterben ältere Kommunikationsformen meist nicht aus, sondern haben ein zwar unpraktische, aber nostalgische Form: So auch bei diesem Hut des Dichters Klopstock, den dieser seinem Freund J. W. L. Gleim für seine private Sammlung schenkte. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Marie Bashkirtseff (1858–1884): Ein Meeting 1884, Öl auf Leinwand, Musée d'Orsay, Paris Standardtext: Eine Gruppe von Jungen beratschlagt über eine Angelegenheit, die nur sie etwas angeht. Geteilte Geheimnisse sind oft ein Merkmal von Freundesgruppen, ebenso der Ausschluss anderer, worauf das aus dem Bild hinausgehende Mädchen hinweist. Tatsächlich herrschte lange Zeit die Meinung, dass es echte Freundschaft nur zwischen Männern geben könne. Marie Bashkirtseff, die auch als Vorkämpfern des Feminismus gilt, wollte damit vielleicht auf den Umstand aufmerksam machen, dass die Dominanz von ausschließlich männlichen Freundesgruppen die Möglichkeiten von Frauen an gesellschaftlicher Teilhabe massiv einschränkte. Variante 1: Eine Gruppe von Jungen beratschlagt über eine Angelegenheit, die nur sie etwas angeht, während das einzige Mädchen im Bild förmlich aus dem Rahmen gedrängt wird. Marie Bashkirtseff, die auch als Vorkämpfern des Feminismus gilt, führt hier eindrücklich vor Augen, dass die Ausgrenzung von Frauen an gesellschaftlicher Teilhabe bereits im Kindesalter mit der homosozialen Struktur von Freundesgruppen anfängt. Auch im Kunstbetrieb bekam Bashkirtseff dies zu spüren: Zwar hatte sie die Möglichkeit, in der Académie Julian in Paris zu studieren, aber an der École des Beaux-Artes waren Frauen noch nicht zugelassen. Variante 2: Eine Gruppe von Jungen beratschlagt über eine Angelegenheit, die nur sie etwas angeht. Das Geschäftsmäßige ihrer Zusammenkunft wird durch den Bildtitel noch einmal unterstrichen. Eine Szene, die mit der idyllischen Vorstellung aufräumt, es ginge bei Freundschaften unter Kindern allein um Spiel, Spaß und Freude. Tatsächlich werden bereits im Kindesalter innerhalb von Freundesgruppen soziale Schlüsselkompetenzen erworben und Netzwerke geflochten, die später im Berufsleben von Bedeutung sein können. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET EINE SPUR FÜR KINDER An 11 Objekten können junge Besucher über die digitalen Objektschilder mit ihrem Beacon kindgerechte Texte abrufen, die allerdings nicht personalsiert sind. Neben ihrem Armband zum Abrufen der Texte erhalten Kinder auch einen Ausstellungsplan, der sie zu ausgewählten Objekten führt und zur Beschäftigung mit den Exponaten anregt. Weitere Elemente dieser Kinderspur sind die Aquarelle des Kinderbuchautors und Illustrators Helme Heine, die sich in jeder Ausstellungsabteilung finden Textbeispiele: 29 Miniaturelefanten Vor 1998, verschiedene Materialien Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin Standardtext : Über die Geschichte der Diplomatie hinweg waren – zum Teil sogar lebendige – Elefanten beliebte Geschenke. Neben der beeindruckenden Gestalt ist es auchdas sprichwörtliche Erinnerungsvermögen, das den Elefanten als symbolisches Geschenk so wertvoll macht: Gemeinsame Erfahrungen sind oft die Basis für Freundschaften – auch zwischen Staaten. Dass sich im Vorzimmer von Bundeskanzler Helmut Kohl über die Jahre hinweg mehrere hundert Elefanten ansammelten, von denen 29 hier zu sehen sind, mag allerdings mehr mit Statur und Kleidung Kohls zu tun haben. Offiziell waren sie ein Mitbringsel an seine Büroleiterin Juliane Weber. Kinderspur: Freundschaft heißt, treu zu sein. Elefanten haben ein hervorragendes Gedächtnis. Wenn jemand besonders nett war, vergessen sie das nie mehr. Deshalb sind Elefanten auch sehr treue Tiere. Aber genauso wenig vergessen sie es, wenn jemand besonders böse zu ihnen war. Was ist wichtiger für eine Freundschaft: sich an die vielen schönen gemeinsamen Momente zu erinnern, oder die weniger schönen Erlebnisse vergessen und verzeihen zu können? Die hier zu sehenden Elefanten waren übrigens kleine Geschenke für die Büroleiterin des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Findest du in der Horde den kleinen weißen Porzellan-Elefanten, der seinen Rüssel nach vorne streckt? Er wird dich durch die Ausstellung begleiten. Motorsäge für George W. Bush Modell: STIHL MS 210 C Übergeben 2004, Metall, Kunststoff (Muster), Andreas Stihl AG & Co KG, Waiblingen Standardtext: „Wir haben natürlich Meinungsverschiedenheiten gehabt“, sagte Präsident Bush beim Treffen mit Gerhard Schröder. Nach den Differenzen über den Irak-Krieg war es seit zwei Jahren der erste Empfang des Bundeskanzlers im Weißen Haus. Schröder überreichte dem amerikanischen FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Präsidenten zu diesem Anlass eine Motorsäge für die Arbeit auf seiner Farm in Texas. Dieses anspielungsreiche Geschenk wurde als „Geste unter Männern“ interpretiert. Die sehr persönliche Note machte das Geschenk zum Risiko, bot aber auch die Möglichkeit, die Beziehungen positiv zu beeinflussen. Kinderspur: Freundschaft heißt, sich auch mal streiten zu können. Der amerikanische Präsident George W. Bush und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder haben sich (fast) immer gut verstanden. Obwohl sie nicht immer einer Meinung waren. Zum Beispiel stritten sie darüber, ob Deutschland sich am Irakkrieg beteiligt. Schröder wollte nicht, worüber sich Bush sehr ärgerte. Zwei Jahre später schenkte Schröder Bush eine Motorsäge. Das hätte man auch missverstehen können, aber Bush freute sich sehr. Denn der amerikanische Präsident zerlegte in seiner Freizeit gerne Bäume auf seiner Ranch. Wenn du wissen willst, was die deutschen und amerikanischen Politiker sich sonst so geschenkt haben, schau dich in diesem Regal um. Marie Bashkirtseff (1858–1884): Ein Meeting 1884, Öl auf Leinwand, Musée d'Orsay, Paris Standardtext: Eine Gruppe von Jungen beratschlagt über eine Angelegenheit, die nur sie etwas angeht. Geteilte Geheimnisse sind oft ein Merkmal von Freundesgruppen, ebenso der Ausschluss anderer, worauf das aus dem Bild hinausgehende Mädchen hinweist. Tatsächlich herrschte lange Zeit die Meinung, dass es echte Freundschaft nur zwischen Männern geben könne. Marie Bashkirtseff, die auch als Vorkämpfern des Feminismus gilt, wollte damit vielleicht auf den Umstand aufmerksam machen, dass die Dominanz von ausschließlich männlichen Freundesgruppen die Möglichkeiten von Frauen an gesellschaftlicher Teilhabe massiv einschränkte. Kinderspur: Freundschaft heißt, zusammen Pläne zu schmieden. – Die in dem Bild zu sehenden Jungen haben etwas zu besprechen. Die Malerin wollte damit wahrscheinlich sagen, dass es zur Freundschaft dazu gehört, zusammen Pläne auszuhecken. Dass dabei nicht alle mitmachen dürfen, zeigt sie durch das Mädchen, das rechts aus dem Bild geht. Gehört sie nicht dazu, weil sie ein Mädchen ist und die Gruppe nur aus Jungen besteht – oder ist das Zufall? Was könnten die Jungen planen? Denk dir eine Situation aus und fülle die Sprechblasen auf deinem Faltplan. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET DATEN UND FAKTEN Kurator und Projektleiter: Dr. Daniel Tyradellis, tyradellis. Ausstellungsbüro, Berlin Assistenz und Projektkoordination Berlin: Sophie Plagemann Wissenschaftliche Mitarbeit: Johanna Stapelfeldt Projektkoordination Dresden: Juliane Rahmel Technische Entwicklung/ Digitale Objekttexte: Matthias Wächter, Nico Fischbach Schwerpunktrecherchen: Jana Wittenzellner Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Marina Münkler, Technische Universität Dresden Ausstellungsgestaltung, -planung: Andreas Pinkow, FOCUS + ECHO Ausführungsplanung: BCO Architekten, Berlin Produktionsleitung: Rainer Kaufmann, Berlin Ausstellungsgrafik: Dina Fluck, kommunikationsdesign Ausstellungsfläche: rund 800 qm Exponate und Exponatgruppen: ca. 300 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET KATALOG Freundschaft. Das Buch Herausgegeben von Daniel Tyradellis für das Deutsche Hygiene-Museum Mathes & Seitz Berlin, 2015 272 Seiten, zahlreiche Abbildungen, broschierte »Zauberbindung« Verkaufspreis: 24,90 € im Museums-Shop, im Buchhandel 29,90 € ISBN 978-3-95757-108-3 Mit 14 Originalbeiträgen von Heinz Bude, Werner Busch, Heidrun Friese, Hans Ulrich Gumbrecht, Helme Heine, Isabel Kranz, Rudolf Kreis, Thomas Mießgang, Marina Münkler, Sophie Plagemann, Jean Louis Schefer, Johanna Stapelfeldt, Peter Trawny, Daniel Tyradellis und Paul Widmer sowie einem Reprint der Erzählung „Die Freunde der Freunde“ von Henry James FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET BEGLEITPROGRAMM 10 VERSUCHE ÜBER DIE FREUNDSCHAFT Ringvorlesung in Kooperation mit dem DFG-Projekt „Das Ethos der Freundschaft. Diskurse und Narrationen von Gemeinsinn in der mittelalterlichen Literatur“ an der Technischen Universität Dresden Eintritt: 3 Euro/ Ermäßigungsberechtigte, Schüler, Studenten und Jahreskarteninhaber: Eintritt frei 22. April, Mittwoch, 19 Uhr Love, Friendship and Capital Prof. Dr. Eva Illouz, Rose Isaac Chair of Sociology & Center for the Study of Rationality, Hebrew University of Jerusalem 29. April, Mittwoch, 19 Uhr Was ist Freundschaft? Eine Einführung Prof. Dr. Marina Münkler, Professorin für ältere und frühneuzeitliche Literatur und Kultur und Leiterin des DFG-Projektes „Das Ethos der Freundschaft. Diskurse und Narrationen von Gemeinsinn in der mittelalterlichen Literatur“ an der Technischen Universität Dresden 6. Mai, Mittwoch, 19 Uhr Männerfreundschaften Tobias Rüther, Buchautor und Journalist im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung 20. Mai, Mittwoch, 19 Uhr Mit Freunden telefonieren. Alexander Kluges „Netzwerke“ Prof. Dr. Georg Stanitzek, Professor für Neuere deutsche und allgemeine Literaturwissenschaft, Universität Siegen 3. Juni, Mittwoch, 19 Uhr Freie Verpflichtung. Über das Versprechen der Freundschaft Prof. Dr. Heinz Bude, Professor für Makrosoziologie, Universität Kassel und Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung 10. Juni, Mittwoch, 19 Uhr „Und setzet ihr nicht das Leben ein…“ Kameradschaft als Freundschaft zum Tode Prof. Dr. Herfried Münkler, Professor für Theorie der Politik, Humboldt-Universität zu Berlin 17. Juni, Mittwoch, 19 Uhr Haustiere und Tierfreunde. Über Nähe und Ferne von Mensch und Tier Prof. Dr. Iris Därmann, Professorin für Kulturwissenschaftliche Ästhetik, Humboldt-Universität zu Berlin 24. Juni, Mittwoch, 19 Uhr Zwischen Kooperation und Konkurrenz. Zur Soziologie von Künstlerfreundschaften FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Professor für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie, Technischen Universität Dresden 1. Juli, Mittwoch, 19 Uhr Frauenfreundschaften PD Dr. Christine Künzel, Institut für Germanistik, Universität Hamburg 8. Juli, Mittwoch, 19 Uhr Alte Seilschaften und gute Connections. Zur Politik der Freundschaft Prof. Dr. Hans Vorländer, Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Dresden WAHLVERWANDT BEFREUNDETE AUTOREN IM GESPRÄCH Eintritt: 7 Euro/ Ermäßigungsberechtigte 3 Euro / Jahreskarteninhaber frei 21. April, Dienstag, 20 Uhr Rüdiger Safranksi und Cees Noteboom Wie betrachten zwei große Autoren ihre langjährige Schriftsteller-Freundschaft? Was macht das Besondere einer solchen Geistesverwandtschaft aus? Und wie blicken sie auf Goethe und Schiller, das wohl berühmteste Freundespaar der deutschen Literaturgeschichte, von dem Rüdiger Safranski schrieb, dass die beiden Geistesgrößen ihre Freundschaft „als ein rares, wunderliches Gewächs angesehen haben, als ein Glück, als ein Geschenk“? Nooteboom beschrieb seine Freundschaft mit Safranski als „eine endlose Gesprächsrunde, ein sich über Jahre erstreckendes Symposium bei Hefeweizen, Trester, Saumagen, Silvaner, sauren Kutteln, Käsespätzle“. Ihre Begegnung geht auf die Zeit zurück, die Nooteboom nach 1989 in Berlin verbrachte und in der die Grundlagen seiner berühmten „Berliner Notizen“ und seines Romans „Allerseelen“ gelegt wurden. Moderation: Adam Soboczynski, Ressortleiter Feuilleton/Literatur bei Die ZEIT 12. Mai, Dienstag, 20 Uhr Marcel Beyer und Peter Geimer Der Schriftsteller Marcel Beyer und der Kunsthistoriker und Autor Peter Geimer sind seit über zehn Jahren miteinander befreundet. Im Deutschen Hygiene-Museum, wo sie sich zuerst begegnet sind, sprechen sie jetzt über das, was sie als die "Freundschaft der Dinge" bezeichnen. Am zweiten Abend der Reihe Wahlverwandt können die Zuhörer erfahren, was ein Schirmständer, verschiedene Briefkästen und andere Alltagsgegenstände mit der Freundschaft der beiden Autoren zu tun haben. Anlässlich der Sonderausstellung Freundschaft reflektieren Beyer und Geimer bei einer Lesung ihrer Texte und im Gespräch miteinander, wie sie sich in ihren wissenschaftlichen bzw. literarischen Arbeiten gegenseitig austauschen und anregen. Woher kommt ihre Faszination für die Dinge, die in Beyers jüngstem Gedichtband „Graphit“ eine so große Rolle spielt? Gibt es in diesem FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET Zusammenhang eine unterschiedliche Erkenntnisperspektive des Schriftstellers auf der einen und des Wissenschaftlers auf der anderen Seite? Moderation: Verena Auffermann, Literaturkritikerin, Berlin 24. April, Freitag „UND WENN DIE GANZE WELT ZUSAMMENFÄLLT“ FREUNDSCHAFT BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN Kurztagung in Kooperation mit dem Studienbereich Jugend der Evangelischen Akademie Meißen Die Tagung wird gefördert von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und ist eine Veranstaltung im Rahmen der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung. Die Tagung wird auch aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Mit freundlicher Unterstützung von ASKI - Arbeitskreis selbstständiger Kulturinstitute e.V. Tagungsgebühr: 30 Euro/Ermäßigungsberechtigte und Jahreskarteninhaber 15 Euro Die Kurztagung nimmt wichtige sozial- und entwicklungspsychologische Funktionen von Freundschaften im Kindes- und Jugendalter genauer in den Blick. Das Entstehen von Vertrauen wird dabei ebenso Thema sein wie die Erwartungen, die Jugendliche selbst in Freundschaften setzen. In einer einleitenden Reflexion soll überlegt werden, was Freundschaften lebenslang für den Einzelnen und die Gemeinschaft leisten: Wie belastbar ist das Band der Verbindlichkeiten, das jeder Mensch mit Freundschaften eingeht? Darf Freundschaft auch „nützlich“ sein? Ist unsere Gesellschaft im Begriff, Fürsorgeleistungen in Freundschaftsnetzwerke auszulagern, die andernfalls nur professionelle Pflegekräfte oder enge Familienangehörige erfüllen können? Inhaltliche Schwerpunkte des Tagungsprogramms sind die unterschiedlichen Einflüsse, die von Freundeskreisen ausgehen können, sowie der Zusammenhang von Medien und Freundschaften: Wie verändert die Zunahme sozialer Online-Beziehungen das Verständnis und das Erleben von Freundschaft? Welchen Einfluss haben Filme und Fernsehserien auf die Ansprüche an und Auffassungen von Freundschaft? 24. April, Freitag, 19:30 Uhr DAS DIGITALE WIR WIE DIE DIGITALE WELT UNSER ZUSAMMENLEBEN VERÄNDERT Interaktive Wissensshow im Rahmen der Tagung „Und wenn die ganze Welt zusammenfällt“ Ein Projekt der Helmholtz Gemeinschaft im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2014 Eintritt: 3 Euro/Tagungsteilnehmer, Jahreskarteninhaber und Ermäßigungsberechtigte frei Die Digitalisierung verändert unser Zusammenleben und unsere Kommunikation radikal. Soziale Netzwerke und die Interaktion mit smarter Technologie definieren soziale Strukturen neu. Die Verdatung der Welt und unserer selbst öffnet unbegrenzter Überwachung Tür und Tor, verspricht FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET aber zugleich neue Formen der Selbst- und Welterkenntnis. Die Politik muss sich neuen Möglichkeit der Teilhabe stellen, Öffentlichkeit, Privatsphäre und Identität werden durch das Internet neu definiert. Während der Wissens-Show entscheiden die Zuhörer per Laserpointer-Abstimmung selbst darüber, wie die Diskussion verläuft und wer als nächstes zu Wort kommt: Das Publikum mit seinen Fragen oder die vorbereiteten Film-Einspieler mit Statements der Politikerin Marina Weisband, des Science Fiction-Autors Bruce Sterling, des Netzaktivisten Markus Beckedahl, des Journalisten Dirk von Gehlen und der Soziologin Sabina Misoch – oder aber die beiden Live-Experten, die sich im Saal bereithalten: Jana Fischer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaften, Technische Universität Dresden; sie beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit „Freundschaften auf Distanz“ und fragt sich, welchen Einfluss Kommunikationsmedien auf die Qualität der Freundschaft haben. Prof. Dr. Joachim Scharloth, Professor für Angewandte Linguistik, Technische Universität Dresden; er beschäftigt sich u. a. mit den sprachlichen Mustern, mit denen Menschen in sozialen Netzwerken ihre Persönlichkeit darstellen, aber auch damit, wie Geheimdienste durch Sprachanalysen Terroristen zu finden glauben. KONZERTE: „AN DIE FREUNDE…“ Konzertereihe von KlangNetz Dresden in Kooperation mit dem Deutschen Hygiene-Museum Wie klingt eigentlich Freundschaft? Korrespondierend zur Ausstellung schafft KlangNetz Dresden mit der Konzertreihe »An die Freunde« und einem integrativen Vermittlungsprogramm kreative Begegnungsmöglichkeiten und gibt dem vielleicht alltäglichsten Begriff des sozialen Miteinanders einen musikalischen Resonanzboden. Verschiedenste Facetten zwischenmenschlicher oder auch interkultureller Beziehungen kommen so in ungewohnten Kontexten zum Klingen. 15 Euro/ Ermäßigungsberechtigte und Jahreskarteninhaber: 10 Euro 21. Mai, Donnerstag, 19:30 Uhr/ 18 Uhr: Tangokurs für Anfänger Ensemble El Perro Andaluz Liebschaften – Film I Konzert I Milonga Ricardo Nillni, Eric Egan, Vito Žuraj (UA) Zum Auftakt öffnet El Perro Andaluz einen Abend lang verschiedene Schubladen vom Film über die Neue Musik bis zum Tango und vermischt deren Inhalte, um die Aura Argentiniens sowie den Geist des Surrealismus heraufzubeschwören. Das Ergebnis ist weder Konzert, noch Kinoabend oder bloße Tanzveranstaltung, sondern eine Mischung all dessen mit offenem Ausgang. 18. Juni, Donnerstag, 19:30 Uhr courage – Dresdner Ensemble für zeitgenössische Musik Vom Bekannten zum Fremden – Eine Annäherung Isang Yun, Toshio Hosokawa, Lin Yang (UA) FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET 2. Juli, Donnerstag, 19:30 Uhr elole-Klaviertrio Echt oder unecht? – Im Geheimen Ian Wilson (UA) 22. Oktober, Donnerstag, 19:30 Uhr Sinfonietta Dresden Proximitate și distanță – Nähe und Ferne Doina Rotaru (UA), Violeta Dinescu (UA), George Enescu 10. Dezember, Donnertag, 19:30 Uhr AUDITIVVOKAL DRESDEN Beziehungen im Spannungsfeld Richard Röbel (UA) u.a. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET VERMITTLUNGSANGEBOTE FÜHRUNGEN FÜR ERWACHSENE Eine unverbindliche Bindung, die hält? Öffentliche Führung, samstags, 16 Uhr, ohne Anmeldung, mit Eintrittskarte kostenlos (30. Mai und 19. September mit Gebärdensprachdolmetscher) Unter Freunden Übersichtsführung Informationen und Buchungen über den Besucherservice 0351 -4846 – 400, [email protected] Montag bis Freitag 8 – 16 Uhr FÜHRUNGEN FÜR FAMILIEN Freundschaft ist …Zehn Ausstellungsstücke, die es wissen müssen Öffentliche Familienführung, mit Eintrittskarte kostenlos sonntags, 15 Uhr (28. Juni und 25. Oktober mit Gebärdensprachdolmetscher) Weitere Angebote für Kinder in der Ausstellung Der bekannte Kinderbuch-Illustrator Helme Heine hat zu jedem der fünf Ausstellungsbereiche ein Bild geschaffen, das ohne Worte für Kinder verständlich macht, worum es in der Ausstellung thematisch geht. Viele Objekte, die insbesondere Kinder ansprechen, werden über digitale Texte für Kinder erläutert. Ein Ausstellungsplan für Kinder bietet Orientierung sowie Raum für eigene Ideen und Gedanken zum Thema. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET ANGEBOTE FÜR SCHULEN Informationen und Buchungen über den Besucherservice 0351 -4846 – 400, [email protected] Montag bis Freitag 8 – 16 Uhr Führungen und Projekte Durch dick & dünn Ausstellungserkundung für Klasse 1 bis 4, Grund- und Förderschulen, Dauer ca. 60 Min. Die Erkundung der Ausstellung lädt die Kinder ein, miteinander über ihre eigenen Erfahrungen zu sprechen und neue Einsichten in den Wert von Freundschaften zu gewinnen. Es können u. a. folgende Themen angesprochen werden: Wie wichtig sind Freundschaftsgeschenke? Wie werden Freunde in Bildern dargestellt? Welche Medien erlauben es, eine Freundschaft auch über Entfernungen hinweg zu pflegen? Ihre Gedanken, Eindrücke, Erfahrungen können die Kinder in ihrem Ausstellungsplan festhalten. Freunde für‘s Leben? Ausstellungserkundung ab Klasse 5 aller Schultypen, Dauer ca. 60 Min. In der Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Beispielen aus Literatur, Kunst und Film diskutieren die Schüler_innen, was Freundschaft heute eigentlich für sie bedeutet. Sie lernen unterschiedliche Vorstellungen von Freundschaft kennen und beschäftigen sich damit, wie sich diese in Abhängigkeit von gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen verändern. Die inhaltlichen Schwerpunkte können je nach Klassenstufe variiert werden. Freundschaft 2.0. Offline geht gar nicht! Projekt ab Klasse 5 aller Schultypen, Dauer ca. 180 min. Eine Erkundung der Ausstellung lädt dazu ein, über die Frage ins Gespräch zu kommen, was Freundschaft heute für junge Menschen bedeutet. Im anschließenden medienpädagogischen Workshop befassen sich die Schüler_innen in kleinen Gruppen kreativ mit ihren eigenen sozialen Netzwerken und der Nutzung von Communities und Messenger-Apps. Das Projekt vermittelt Grundinformationen zu Datenschutz und Persönlichkeitsrechten im Internet und macht bewusst, wie die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation uns und unsere Freundschaften verändern Lehrerfortbildung 22. April, Mittwoch, 15 bis 17 Uhr Einführung für Pädagogen Führung durch die Ausstellung mit dem Kurator Dr. Daniel Tyradellis und Vorstellung der Bildungsangebote. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung im Besucherservice wird gebeten. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET PRESSEFOTOS Aus urheberrechtlichen Gründen können die Pressefotos zur Sonderausstellung Freundschaft. Die Ausstellung über das, was uns verbindet nicht öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Auf unserer Website finden Sie zur Ansicht alle Pressefotos im Miniaturformat. Gern lassen wir Ihnen auf Nachfrage einen Link mit Benutzernamen und Passwort zum Download unseres Bildmaterials zukommen. Bitte senden Sie uns hierzu eine kurze E-Mail unter Angabe des Mediums und des Beitrags/Formats, in denen die Bilder erscheinen sollen an [email protected] Bitte beachten Sie, dass die Bilder ausschließlich in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Sonderausstellung verwendet werden dürfen. TITELMOTIV DER AUSSTELLUNG 0_Drei Freunde Foto: © Günther_Littwinski_Telle ABTEILUNG 1: BEFREUNDETE STAATEN 1.1_Tischzier mit Flugzeugwrackteil um 1970, Geschenk der Arbeiterjugend Nord-Vietnams an den Zentralrat der FDJ, Foto: Arne Psille © Deutsches Historisches Museum Die Freundschaft zwischen der DDR und Nordvietnam fußte nicht zuletzt auf dem gemeinsamen kapitalistischen Feind. Das Geschenk der Arbeiterjugend Nord-Vietnams an den Zentralrat der FDJ stellt nach dem Vorbild eines Pressefotos eine junge vietnamesische Kämpferin mit einem gefangenen US-Piloten dar; vermutlich wurde ein Teil des abgeschossenen amerikanischen Flugzeugs verarbeitet. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET 1.2_Schlaf-gut-Bär 2014, Foto: © Margarete Steiff GmbH Zur Geburt seiner Tochter schenkte Bundeskanzlerin Merkel dem französischen Staatspräsidenten Nicholas Sarkozy einen Teddy. Beide trafen sich beim EU-Gipfel zur Schuldenkrise. Das persönliche Geschenk war durchaus riskant. So wurde es zwar in der deutschen Presse positiv bedacht, die französischen Medien deuteten es – mit Blick auf die harten Verhandlungen – als Zeichen deutscher Übermacht. ABTEILUNG 2: VERBRIEFTE FREUNDSCHAFT 2.1.1/2.1.2_Geldgeschenke (1989/1991) Leihgeber: Privatbesitz; Fotos: Johanna Stapelfeldt Der Redensart nach hört die Freundschaft beim Geld auf, manch einer ist aber auch bereit, dem Freund sein letztes Hemd zu geben. Die kunstvoll gefalteten Noten stellen einerseits die Rückgabe und damit den Ausgleich eines Tauschs dar; andererseits eröffnen sie durch die Mühe, die sich der Zurückgebende gemacht hat, die Möglichkeit eines Jenseits der Ökonomie, indem das Geld durch seine Individualisierung dem ökonomischen Kreislauf entzogen wird. 2.2.1/2.2.2_Hans Magnus Enzensberger und Uwe Johnson in jungen Jahren Fotos: © Suhrkamp Verlag Der Rest war Schweigen: Wie aus Freunden Fremde werden können, dokumentiert der Briefwechsel zweier „Klassiker der deutschen Nachkriegsliteratur“ (FAZ). Als Einzelgänger vereint, geht die Freundschaft von Johnson und Enzensberger nach 161 Briefen aus persönlichen und politischen Gründen zu Bruch. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET ABTEILUNG 3: ECHT ODER UNECHT? 3.1_Das Dreikönigstreffen Samuel Theodor Gericke, 1709 Foto: Das Dreikönigstreffen / SPSG / Fotograf: Roland Handrick, Rechteinhaber: Schloss Caputh Nach Vorbild der drei Grazien ließen sich der preußische König Friedrich I., Kurfürst August der Starke von Sachsen und König Friedrich IV. von Dänemark porträtieren, als sie sich auf dem Schloss Caputh trafen, um einen Freundschafts- und Neutralitätsvertrag zu schließen. Ihre Pose signalisiert, dass alle drei Herrscher gleichgestellt sind. 3.2_Ein Meeting Marie Bashkirtseff, 1884 Foto: bpk / RMN - Grand Palais / Jean Schormans Rechteinhaber: bpk; Musée d’Orsay, Paris Mit ernster Miene beratschlagen sich sechs Schuljungen, ohne dass für Außenstehende zu erkennen ist, worum es dabei geht. Geteilte Geheimnisse sind oft ein Merkmal jugendlicher Freundesgruppen, wie auch die bewusste Exklusion anderer, worauf womöglich das aus dem Bild hinausgehende Mädchen hinweist. 3.3_Freundinnen Sigmar Polke,1965 Foto: © The Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst, Bonn, Rechteinhaber: Sammlung Froehlich, Stuttgart; The Estate of Sigmar Polke, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn In massenmedial verbreiteten Bildern wie dem Zeitungsfoto, das hier als Vorlage gedient hat, werden Freunde als Objekte des Begehrens inszeniert und ausgestellt. Polkes Bild fragt nicht zuletzt danach, woran man Echtheit im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit erkennt. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET ABTEILUNG 4: ERLEBNISWELT FREUNDSCHAFT 4.1_Freundschaftsbändchen von Wolfgang Petry Foto: Gritt Dörre, 2015 „Jeder Freund ist auch ein Mann“, lautete 1976 der Titel seiner ersten Single. Petrys Markenzeichen wurden die von männlichen wie weiblichen Fans geschenkten Freundschaftsbänder, die er in großer Zahl jahrelang an seinem linken Arm trug. Seine Entscheidung, die Bänder für einen guten Zweck zu versteigern, löste bei den Fans unterschiedlichste Reaktionen aus. 4.2_Marx und Engels Foto: shutterstock/Nikita Maykov 4.3_Atlas der Freundschaft Grafik: Dina Fluck Dass Freundschaft keine bloße Privatangelegenheit ist, merkt man nicht zuletzt daran, welche Formen des Zusammenlebens eine Gesellschaft bevorzugt behandelt. Als normal gilt weiterhin die Kernfamilie, und als sicherstes Unterscheidungsmerkmal zwischen Liebe und Freundschaft wird meist der Sex genannt. Doch es mehren sich die Zeichen, dass dies an Selbstverständlichkeit verliert – was das Leben nicht einfacher macht. 4.4_Freunde Helme Heine, Aquarell, 2014 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015 FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS, WAS UNS VERBINDET ABTEILUNG 5: FRIENDSHIP. DO IT YOURSELF 5.1_Flashmob Video-Still, 2010 Anlässlich des Eurovision Song Contest 2010 fand europaweit ein sogenannter Flashmob statt. Gemeinsam einer Regel und vorgeschriebenen Bewegungen zu folgen, kann zu einem ungeheuren Gefühl von Zugehörigkeit führen – dies allerdings um den Preis, bestehende Konflikte auszublenden. Die, die nicht mittanzen können, wollen oder dürfen, treten nicht in Erscheinung. So etwas kann man auch Kitsch nennen. 5.2.1 – 5.2.4_Are you really my friend Tanja Hollander, 2011–2014 Fotos: Tanja Hollander Über drei Jahre besuchte die US-amerikanische Fotografin alle ihre 626 Facebook-Freunde in aller Welt und fotografierte sie dort in ihrem Zuhause. Wenn echte Freundschaft heißt, dass man sich wenigstens einmal begegnet ist, kann man sich so viele Freunde nur leisten, wenn man das Freundin-Sein zum Beruf erklärt. FREUNDSCHAFT. DIE AUSSTELLUNG _ 18. April bis 1. November 2015
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