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Freie Presse
Mittwoch, 6. Mai 2015
LESEROBMANN
Es gilt:
Nur Mut
REINHARD OLDEWEME
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TELEFAX: 0371 656-17041
E-MAIL: [email protected]
T
ut mir leid, es wird jetzt etwas technisch: „Wo lebst Du
denn, steht in Deinem Büro
noch eine Schreibmaschine?“, fragte
mich eine Freundin, die ich nach
langer Zeit wieder getroffen hatte,
nachdem ich ihr zuvor gesagt hatte:
„Ich schreibe Dir dann eine Simse,
ob es bei dem Termin bleibt.“ (Simse
ist eine SMS, und das steht für eine
per Handy verschickte Kurznachricht.) Weil ich kein Smartphone
(mobiles Telefon mit Internet) habe
und auch nicht über „WhatsApp“
(Verschicken von Textnachrichten
über das Internet) mit anderen Menschen mich austausche, hat sie sich
über mich lustig gemacht.
Darauf möchte ich hinaus: Ich
weiß, was ich tue, es ist meine freie
Entscheidung, viele meiner Kollegen teilen sie nicht, für sie ist dieser
Dienst unverzichtbar. Mir kann passieren, dass ich ein Treffen oder eine
Feier verpasse, deren Datum und
Uhrzeit über „WhatsApp“ an alle
Freunde verschickt wurden, nur
weil ich mich gegen das Nutzen des
Kurznachrichtendienstes entschieden habe. Ich weiß das, ich akzeptiere das, ich werde es ertragen müssen.
Für viele Leser ist das Nutzen des
Internes auch eine Grundsatzfrage.
Bei den meisten der mehr als 30 Leser, die mich wegen einer Frage zu
einem der Beiträge innerhalb der
Reihe „Anders heilen“ angerufen
hatten, habe ich das Gespräch auf
diese Frage gebracht: „Sie nutzen
demnach kein Internet – verzichten
Sie bewusst darauf und würden Sie
mir den Grund verraten?“ Wenn
sich die Anrufer gewundert haben,
fügte ich hinzu: „Ich habe nur wenige Sekunden gebraucht, um mit Hilfe der Suchmaschine die von Ihnen
gewünschte Kontaktadresse oder
Telefonnummer zu finden.“
Diese Gründe höre ich: Brauche
ich nicht, will ich nicht, ich bin zu
alt dafür. Zuerst habe ich gesagt, dass
ich das akzeptiere, bevor ich dann
von meiner Entscheidung wegen
„WhatsApp“ erzählt und erwähnt
habe: „Der Nachteil ist da, dessen
sollte man sich bewusst sein.“
„Mir fehlt der Mut, ich habe noch
nie etwas mit Computern zu tun gehabt“, erwiderte eine Leserin, während ein Anrufer meinte: „Ich traue
es mir nicht mehr zu in meinem Alter.“ – „Ich habe doch meine Enkelkinder“, sagte eine Leserin. Zwei Einwände als Hinweise zum Überdenken der eigenen Haltung habe ich
genannt. Erstens: Es gibt stationäre
und tragbare Computer (Tablet-PC),
deren Bedienung beim Nutzen des
Internets einfacher ist als bei der
Fernbedienung eines Fernsehgeräts.
Zweitens: Ich habe mit Lesern,
die mir nur ihre Meinung zu einem
Artikel in der Reihe „Anders heilen“
sagen wollten, und mit Kollegen
und Bekannten über die Naturheilkunde gesprochen und auch diskutiert. Fast alles, was ich gehört habe,
war mir so wichtig, dass ich mehr
darüber erfahren wollte; also habe
ich im Internet gesucht. Wer sich bewusst gegen das Netz entscheidet,
verzichtet auch auf diese Möglichkeit, sich tiefer mit Fragen zu medizinischen Themen zu beschäftigen.
Und dieses Argument zählt nicht:
„Zur Not kann ich doch immer den
Leserobmann anrufen“, meinte eine
Leserin. Also es gilt: Nur Mut.
HINWEIS
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinnwahrend zu bearbeiten.
Leserbriefe geben stets die Meinung
ihres Verfassers und nicht die der Redaktion wieder. E-Mails müssen die
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grundsätzlich nicht veröffentlicht.
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Freie Presse, Ressort Chef vom Dienst
Postfach 261
09002 Chemnitz.
Fax: 0371/656-17041
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Seite B1
Viel Kritik am Rentenbeschluss
Nach 15 Jahren im Parlament sollen die sächsischen Landtagsabgeordneten mit 63 Jahren ohne
Abschläge in Rente gehen
können. Dazu haben uns
diese Leserbriefe erreicht.
Zum Bericht „Reiten im Wald:
Sachsen bleibt bei seinen strengen Regeln“:
In Bezug auf den sanften Tourismus
wurde eine große Chance vertan.
Vor Jahren kamen Reittouristen aus
ganz Deutschland zu uns, um das
Erzgebirge vom Pferderücken aus zu
erkunden. Aufgrund der schlechten
Bedingungen blieben immer mehr
aus. Wir Freizeitreiter werden nun
bei jedem Ausritt zu Kriminellen.
Da die wenigen Reitwege untereinander kaum verbunden oder durch
schweres Forstgerät total zerstört
sind, waren wir schon immer gezwungen, verbotene Wege zu nutzen. Das Argument des Interessenkonflikts ist nicht nachvollziehbar,
sind doch alle Reitwege in der Region gleichzeitig als Wander- und Radwege, teilweise als Mountainbikestrecke ausgeschildert. So kommt es
zwangsläufig zu vielen Begegnungen. Schlechte Erfahrungen habe
ich dabei noch nie gemacht. Man
grüßt einander, es entstehen Gespräche, viele möchten die Pferde streicheln. Mit etwas Rücksichtnahme
funktioniert das wunderbar.
Mandy Winkler, Stollberg
Überhaupt kein Verständnis
Dass die Grundentschädigung für
Abgeordnete der Einkommens- und
Wirtschaftsentwicklung angepasst
wird, ist nachvollziehbar. Dass die
Aufwandsentschädigung ohne Verwendungsnachweis gezahlt wird, ist
schon zu hinterfragen. Aber: Die
von ihnen selbst beschlossene Regelung, dass Abgeordnete im Alter von
63 Jahren nach 15 Jahren mit Mandat im Sächsischen Landtag in Rente
gehen können, wird von den meisten Wählern mit verbalem Widerstand und Kopfschütteln zur Kenntnis genommen und übersteigt jegliches Verständnis. Vor allem, weil die
„normale“ Rentenregelung völlig
andere Randbedingungen hat.
Volker Meyer, Chemnitz
Protest gegen Ungerechtigkeit
Es ist eine Ungeheuerlichkeit, was
die Koalition für die Abgeordneten
und deren Wohlergehen beschlossen hat. Diese Rentenvergünstigungen stehen im deutlichen Gegensatz
zu den Leistungen für die Bürger des
Landes. Der Souverän, das Volk, darf
erst mit 67 Jahren oder mit 63 Jahren
bei 45 Arbeitsjahren abschlagsfrei in
Rente gehen. Der durch die Koalition in selbstherrlicher Art selbst verschuldeten Ungerechtigkeit ist Protest entgegenzusetzen. Gerecht wäre, wenn die Abgeordneten wie der
„gemeine“ Bürger auf alle Bezüge
Steuern zahlen und in die Rentenkasse einzahlen müssten. Das wäre
einen Antrag im Landtag wert.
Raimon Brete, Chemnitz
Kein Aushängeschild
Mir kamen die Tränen bei der Erklärung von Frank Kupfer, als er die Änderung zum Renteneintritt bekannt
gab. Wieso kann man sich erdreisten (als Normalbürger), gegen die
Wünsche und Forderungen unserer
Abgeordneten zu votieren? Und das
bei den fast übermenschlichen Anstrengungen der Volksvertreter, die
Tag und Nacht nur für unser Land
im Einsatz sind. Komisch ist nur,
dass die Opposition mit ihren momentanen Bezügen zufrieden ist.
Oder arbeiten die nicht für den
Landtag? Auf jeden Fall war Kupfers
wutverzerrtes Auftreten kein Aushängeschild für unser Sachsen.
Bernd Werner, Chemnitz
Nach 15 Jahren im Landtag sollen die Abgeordneten mit 63 Jahren in Rente gehen können.
Mehr Geld nach Lust und Laune
Wenn Kupfer von der hohen Verantwortung spricht, die ein Abgeordneter hat, dann frage ich mich, was
müsste dann ein Altenpfleger oder
eine Krankenschwester verdienen?
Denn sie tragen eine große Verantwortung in ihrem Beruf, weil sie am
Menschen arbeiten und sich auf jeden Patienten einstellen müssen.
Die Abgeordneten denken, sie befinden sich im Selbstbedienungsladen
und können sich die Taschen nach
Lust und Laune füllen. Sie haben
vergessen, dass sie von den Bürgern
gewählt werden und deren Interessen vertreten sollen, denn wenn sie
keiner wählen würde, säßen sie
nicht im Landtag. Ich finde es unerhört, was sie sich herausnehmen.
Karola Becher, Schneeberg
Unverfroren und dreist
Mit Verblüffung hört man von Rentenplänen und steuerfreien Einkommen. Leider betrifft das nicht
den wählenden Bürger, sondern die,
die er gewählt hat und die ihn regieren. Die Verblüffung über die Selbstbedienungsmentalität weicht einer
größeren wegen der Unverfrorenheit, mit der diese Mentalität begründet wird, bzw. der Dreistigkeit,
die an den Tag gelegt wird, um die
Tortenstücke, die man sich herausschneidet, zu begründen. Da ist von
FOTO: MATTHIAS HIEKEL/DPA
„Verantwortung für das Land“ die
Rede, von der Verantwortung, über
einen Haushalt von Milliarden entscheiden zu müssen, und von der
Tatsache, dass man sich für diese
Verantwortung auch ordentlich bezahlen müsse. Ob der Politiker, der
dies verzapft hat, mal über die Tausenden Handwerker und Mittelständler nachgedacht hat, die auch
Verantwortung tragen? Für ihre und
die Familien ihrer Mitarbeiter?
Thomas Kühn, Limbach-Oberfrohna
verständlich und mit einem Lächeln
durch den CDU-Abgeordneten Kupfer verkündet. Die getroffene Entscheidung im Parlament ist weder
als christlich noch sozial zu bezeichnen. Für die berechtigten Forderungen der Kita-Erzieherinnen und -Erzieher, die auch eine große Verantwortung für die Bildung und Erziehung der jungen Generation tragen ,
gibt es keine Mittel. Welch ein Widerspruch, welch Doppelmoral.
Claudia Schwander, Chemnitz
Jeder kann sich wählen lassen
Der Autor des Artikels „Generation
Gerechtigkeit“ ist wohl der Meinung, dass die Abgeordneten vorher
nicht gearbeitet haben. Diese Politiker haben auch einen Beruf, in dem
sie tätig waren. Zusammen kommen sie auch auf ca. 40 Arbeitsjahre.
Ich würde jedem, der sich darüber
beschwert, was unsere Landtagsabgeordneten verdienen, mal fragen,
wie viele Stunden sie für diese Tätigkeit im Monat zubringen. Jeder hat
das Recht, sich wählen zu lassen.
Lothar Gebhardt, Schneeberg
Hohn gegenüber Berufstätigen
Auf einmal soll es die Rente mit 60
Jahren doch nicht geben, sondern
erst mit 63 Jahren, aber dafür nur 15
Jahre Zugehörigkeit im Landtag. Das
ist doch ein Hohn gegenüber der berufstätigen Bevölkerung. Man denke an die Kräfte in Krankenhäusern
sowie in Alten- und Pflegeheimen.
Die Pfleger haben Schwerstarbeit zu
leisten und erhalten nicht mal eine
ordentliche Entlohnung. Wenn ich
dann noch von Frank Kupfer zu hören bekomme, dass er eine verantwortungsvolle und gute Arbeit leiste und dafür ordentlich Geld haben
will, dann geht mir der Hut hoch.
Von der berufstätigen Bevölkerung
wird vorausgesetzt, dass sie eine ordentliche und gute Arbeit liefert,
sonst steht man auf der Straße.
Renate Scherer, Hohenstein-Ernstthal
Welch eine Doppelmoral
Die Dreistigkeit von Abgeordneten
der Großen Koalition kennt keine
Grenzen mehr. Ohne Scham wird
uns die Diätenerhöhung sowie Absenkung des Rentenalters als selbst-
Landwirte grundlos heftig kritisiert
Zu den beiden Leseransichten unter der
Überschrift „Warum
darf Raubbau ungebremst
weitergehen“ haben uns
diese Briefe mit einer
anderen Meinung erreicht.
Verbraucher sind in der Pflicht
Mich stört, dass ein Leser die Landwirte grundlos beschimpft. Sind es
nicht wir Verbraucher, die die Landwirte regelrecht dazu zwingen, billige Lebensmittel zu erzeugen? Gehen wir nicht am liebsten in den Supermarkt, wo wir das in Großanlagen und unter widrigen Umständen
erzeugte Fleisch doch so schön billig
haben können? Die Bauern sind
nicht diejenigen, die mit ihrer Arbeit reich werden können. Im Gegenteil, deren Arbeit wird häufig unter den Erzeugungspreisen von den
Reiter nicht
noch weiter
kriminalisieren
Handelsketten eingekauft. Und auf
Dauer kann sich das keine Firma
leisten. Wir als Verbraucher sind in
der Pflicht, um wieder eine gesunde
Landwirtschaft und Umwelt zu
schaffen.
Heidemarie Glöckner, Brand-Erbisdorf
Dünger sind keine Gifte
Die Leserbriefe zeigen auf erschreckende Weise, welche Spuren das
Bauernmobbing bereits in den Köpfen von Teilen der Bevölkerung hinterlassen hat. So wird der Eindruck
erweckt, Landwirte entsorgen Gülle
und Gifte ohne Sinn und Verstand
auf ihren Äckern und vergiften damit die Äcker und das Grundwasser.
Organische und mineralische Dünger sind keine Gifte, sondern notwendige Nahrung für die Pflanzen
auf den Wiesen und Feldern. Wie jedes andere Lebewesen brauchen
auch Pflanzen Nährstoffe. Darüber
hinaus erhalten und verbessern organische Dünger den Humusgehalt
im Boden. Landwirte setzen Dünge-
Leser hatten zuvor das Düngen der
Felder kritisiert.
FOTO: JENS WOLF/DPA
mittel bedarfsgerecht ein. Auch sind
sie verpflichtet, eine Nährstoffbilanz für ihren Betrieb zu erstellen.
Darin werden die den Böden in
Form von organischen und minera-
lischen Düngern zugeführten Nährstoffe dem Nährstoffverbrauch der
angebauten Kulturen gegenübergestellt. Die Salden für Stickstoff und
Phosphor sind zu dokumentieren
und dürfen Grenzwerte nicht überschreiten. Das wird durch die Behörden kontrolliert. Unsere Kulturlandschaft wurde erst durch Landwirte
erschaffen. Seit Jahrhunderten pflegen und erhalten sie diese. Sie haben
ein ureigenes Interesse daran, ihre
Böden gesund und ertragsfähig zu
erhalten, denn sie sind ihre wichtigste Produktionsgrundlage. Nur
mit gesunden Böden sind sie in der
Lage, die Bevölkerung zuverlässig
mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Noch nie
waren Lebensmittel so gesund, sicher und preiswert wie heute. Dass
es in Europa seit Jahrzehnten keine
Hungersnöte mehr gibt, ist der Verdienst der so oft kritisierten modernen Landwirtschaft und der vielen
fleißigen Landwirte.
Peter Köhler, Limbach-Oberfrohna
Pflicht würde gegen
Verfassung verstoßen
Zum Bericht „Impfpflicht an
sächsischen Kitas geplant“.
Die Diskussion über Zwangsimpfungen ist ein typisches Beispiel für
die unnötige Gängelung der Bürger
durch den Staat. In der Verfassung
ist das Erziehungsrecht der Eltern
gegenüber ihren Kindern Grundrecht, und dazu gehört die Gesundheitssorge. Der Staat darf nur bei absoluter Notwendigkeit eingreifen.
Solche ist bei einer in Deutschland
jährlich im einstelligen Bereich liegenden Todesrate bei Masern nicht
gegeben. Gesetzliche Regelungen
wären verfassungswidrig. Die Sozialministerin ergeht sich in Populismus, statt das Problem wirklich vermeidbarer Massentoter anzugehen.
In Deutschland sterben jährlich ca.
20.000 Menschen, darunter eine unbekannte Zahl von Kindern, aufgrund von Krankenhauskeimen, die
durch die Einhaltung weltweit geltender Hygienestandards vermieden werden könnten. Aber die meisten Krankenhäuser sind in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft, und
man will in den eigenen Reihen
wohl nicht aufräumen.
Andreas Vogt, Boden
Ausbeutung der Frau
geht immer weiter
Zum Beitrag „Sachsen hübscht
seine ‚Herdprämie‘ auf“:
Schon die Überschrift ist eine Beleidigung für Eltern, die ihre Kinder bis
zum dritten Lebensjahr nicht in eine
Kita geben wollen. Warum können
wir dies nicht ertragen, was ist denn
schlimm daran, wenn Eltern ihre
Kinder zu Hause erziehen möchten?
Wer sie in die Kita geben möchte
oder muss, kann das tun. Eine Betreuung dort subventioniert der
Staat pro Kind und Monat mit mehr
als 1000 Euro. Für ein Kind, das zu
Hause betreut wird, sind 150 Euro
anscheinend noch zu viel. Man
scheint die Ausbeutung der Frau immer mehr auf die Spitze treiben zu
wollen. Es geht nicht darum, dass es
den Kindern besser geht, sondern
die Frauen sollen so schnell wie
möglich wieder in den Arbeitsprozess, das nützt der Wirtschaft.
Schön, dass die Landesregierung das
Betreuungsgeld erhöhen will.
Michael Paul, Burkhardtsdorf