LESERFORUM Freie Presse Mittwoch, 20. Mai 2015 LESEROBMANN Andere Seiten REINHARD OLDEWEME TELEFON: 0371 656-65666 (10-12 Uhr) TELEFAX: 0371 656-17041 E-MAIL: [email protected] S o passiert: Zwei Freundinnen sitzen in einem Café, als die eine flüstert: „Du, ich habe deinen Mann gesehen, im Park, mit einer Dunkelhaarigen, sehr vertraut, die Gesichter ganz nah, seine Hand lag auf ihrer Schulter, also wenn du mich fragst ...“ Die Angesprochene erwidert: „Niemals, das glaube ich nicht, das würde er nie tun.“ Die Freundin tippt in ihrem Smartphone und sagt: „Hier, schau selbst, ich habe es fotografiert.“ Die Ehefrau zuckt zusammen, sie wird bleich und meint: „Das wird er mir büßen.“ Sie fährt unverzüglich nach Hause, packt ihre Sachen und zieht zu ihrer Mutter; keine Kinder, der Schritt fällt ihr nicht schwer, Untreue ist für sie ein Vergehen, das sie nicht verzeihen will. Liebe Leser, bitte stellen Sie sich diese Frage: Hat die Ehefrau richtig gehandelt? Spontane Entscheidungen, bei denen man seinem Bauchgefühl vertraut, können nicht wirklich falsch sein? Merken Sie sich die Antwort, es geht weiter: „Meine Frau will mich verlassen“, sagt der Mann seinem besten Freund. „Warum denn, seid ihr nicht immer ein Herz und eine Seele gewesen?“, fragt der Kumpel und erfährt den Grund: „Sie hat mir als Erklärung nur ein Foto geschickt. Es zeigt mich mit einer Kollegin, die sich bei mir ausgeweint und mich um Rat gefragt hat, weil sie sich vom Chef gemobbt fühlt. Wir hatten uns in der Mittagspause im Park getroffen.“ Also: Alles nur ein Missverständnis, die Ehe kann gerettet werden, die Frau hätte nur ihren Mann fragen müssen, wer die Frau auf dem Bild ist. Alles ist gut. Nun, liebe Leser, meine Frage: Was aber wäre gewesen, wenn es tatsächlich seine heimliche Geliebte gewesen wäre und das Foto einen Scheidungs- und Rosenkrieg nach sich gezogen hätte? Die Freundin mit ihrem Handy hat etwas aufgedeckt, sie fühlte sich in der Pflicht, das nicht zu verheimlichen. Darum geht es mir: Im Schnitt jeden zweiten Tag erreichen mich Anrufe oder Briefe von Lesern, die sich von Behörden, Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen sowie Firmen betrogen, schikaniert, hintergangen oder schlecht behandelt fühlen. Sie haben nur ein Ziel: Dieses schlimme Verhalten gehört ans Licht der Öffentlichkeit. Ihr Anliegen ist eindeutig: Die Zeitung soll darüber berichten. „Geht in Ordnung, ich gebe es an die Kollegen weiter mit der Bitte, der Sache nachzugehen, wenn es ein öffentliches Interesse daran gibt.“ Immer sage ich diesen Satz, die Reaktion ist oft diese: Nicht recherchieren soll die Redaktion, sondern schreiben, am besten das, was die Leser dazu zu Papier gebracht haben. Beweise? Kann ich haben: Jede zweite Mail hat einen Anhang mit kopierten Schriftstücken, die mir diese Ungeheuerlichkeiten belegen sollen. Und dann stoße ich häufig auf wenig Verständnis, weil ich von der journalistischen Sorgfaltspflicht spreche und sage: „ Das ist so, die andere Seite wird immer angehört, bevor berichtet wird.“ Und wenn die Leser am Telefon das nicht nachvollziehen können (oder wollen), erzähle ich manchmal von der Frau, die ihren Mann verlassen wollte. HINWEIS Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinnwahrend zu bearbeiten. Leserbriefe geben stets die Meinung ihres Verfassers und nicht die der Redaktion wieder. E-Mails müssen die vollständige Adresse enthalten. Anonyme Zuschriften werden grundsätzlich nicht veröffentlicht. Briefkasten Freie Presse, Ressort Chef vom Dienst Postfach 261 09002 Chemnitz. Fax: 0371/656-17041 E-Mail: [email protected] Seite B1 Gedenken heißt nicht vergessen Zu Artikeln und Kommentaren aus Anlass des 8. Mai und des Endes des Zweiten Weltkrieges haben viele Leser auch teilweise sehr ausführliche Briefe geschrieben. Dies sind Auszüge aus einer ersten Auswahl dieser Erinnerungen und Meinungen. Nur fröhliche Menschen Ich war am 9. Mai dort und habe erlebt, wie würdig die Moskauer und ihre Gäste diesen Tag begehen, wie sie der Opfer dieses grausamen Krieges gedenken. Ich habe nur fröhliche, herzliche und aufgeschlossene Menschen gesehen – und ich habe eines verstanden: Diese Menschen lieben ihre Heimat, ihr Patriotismus ist in ihren Seelen verankert. Es ist nicht dumpfer Nationalismus, wie man uns weismachen will, sondern die Liebe zu ihrem Land und der unbedingte Wille, dieses Land zu verteidigen, gewachsen aus dem Stolz auf die vorangegangenen Generationen, der sie eint. Sie identifizieren sich über ihre Geschichte. Ihr Patriotismus schließt die Achtung vor anderen Völkern ein, sie erheben sich nicht über sie, wie einst und jetzt die Deutschen. Die allermeisten Russen lieben Deutschland. Trotz dieser entsetzlichen Verbrechen, die durch Deutsche geschehen sind, hegen sie keinen Hass. Ich habe Veteranen getroffen und eine tiefe Achtung vor ihnen empfunden. Michail Schischkin (siehe Bericht „Gewonnen oder verloren?“) aber hat für seine Landsleute nur Worte der Scham und Verachtung übrig. Er scheint auch nicht in der Lage zu sein, die momentane politische Situation richtig zu verstehen oder einschätzen zu können. Erika Zeun, Sehmatal Antrag zum Glück abgelehnt Für mich und und die meisten Menschen aus Mittel- und Ostsachsen, die den 8. Mai 1945 hautnah miterlebt haben, ist es eine Genugtuung, dass der Antrag der Linken, ihren „Tag der Befreiung“ wieder zurückhaben zu wollen, im Landtag abgeschmettert worden ist. Dieses Datum ist auch bei mir fest im Gedächtnis verankert. Am 7. Mai 1945 durchquerten die Kampfeinheiten der Roten Armee unser Dorf, und am nächsten Tag begann das Grauen Zum Leserbrief „Pflicht würde gegen Verfassung verstoßen“ hat uns eine gegenteilige Meinung erreicht. Gemeinsames Erinnern: Wladimir Putin und Angela Merkel am 10. Mai nach der Kranzniederlegung. FOTO: S. CHIRIKOV/DPA über uns hereinzubrechen. Noch heute gellen mir die markerschütternden Schreie der beiden im Erdgeschoss wohnenden jungen Mädchen und das dröhnende Wummern der Fäuste des Vaters, den man in der Küche eingesperrt hatte, in den Ohren. Ein Trupp Rotarmisten war eingedrungen und vergewaltigte die beiden Mädchen. Voller Angst hockte ich in einer Ecke unserer Wohnung und betete zu Gott, dass er den Trupp daran hindern möge, auch noch über meine Mutter herzufallen. Den 8. Mai als Gedenktag im Sinne eines guten Tages begehen zu wollen, ist eine schlimme Missachtung des Leidens und Sterbens der unzähligen Opfer dieser Nachkriegstage. Menschen, die diese Zeit nicht miterlebten mussten und ihr Wissen darüber lediglich aus „politisch korrekten“ Schulkenntnissen speisen, sollten sich besser nicht in die Sache einmischen. Klaus Rümmler, Brand-Erbisdorf Für viele doch eine Niederlage An die Rede von Richard von Weizsäcker wurde jetzt erneut erinnert. Allerdings wurde sie oft verkürzt darauf, dass er das Kriegsende erstmals als Befreiung bezeichnet habe; es sei nur an Helmut Kohl, den man nur nicht so gerne reden hörte, erinnert. Er hatte damals 17 Tage zuvor in der Gedenkstätte Bergen-Belsen gesagt: „Der Zusammenbruch der NS-Diktatur am 8. Mai 1945 wurde für die Deutschen ein Tag der Befreiung.“ Doch zuvörderst sei auf ein anderes Problem hingewiesen: Wenn man erlebt, wie in anderen europäischen Ländern, die von den Deutschen besetzt wurden, das Kriegsende als Befreiungstag gefeiert wird, wie beispielsweise in Pilsen, wo man erst seit dem Ende der Sowjetmacht daran erinnern darf, dass die Amerikaner, nicht die Russen, diese Stadt befreit haben, und die Tschechen „VE Day“, für „Victory in Europe“, also als Sieg über den Faschismus feiern, sollte man sich fragen, ob wir Deutschen uns da anschließen dürfen. Haben wir es verdient, dabei in einer Reihe mit diesen Völkern zu stehen? Gewiss wurde ein Teil der Deutschen vom Hitlerfaschismus befreit. Doch die meisten haben mehr oder weniger freiwillig mitgemacht, mussten also nicht wie andere Europäer von Zwang und Knechtschaft befreit werden. Wer die Rede Weizsäckers auf den „neuen“ Aspekt der Befreiung reduziert, der ermöglicht es, dass die Frage nach der eigenen Schuld und Verantwortung jedenfalls der Eltern und Großeltern dabei ausgeklammert wird. Insoweit ist es ehrlicher, wenn man anerkennt, dass es auch und für viele Deutsche eine Niederlage war. Thomas Walther, Plauen Sind das „westliche Werte“? Man fühlt sich an die dunkelste Zeit des restriktiven Grenzregimes der ehemaligen DDR zurückversetzt. Da fahren Biker aus sieben europäischen Ländern zum Gedenken des Kriegsendes durch einige Länder Europas (siehe Bericht „Auf den Spuren der ‚Nachtwölfe‘“), die besonders unter der Besatzung gelitten haben, und was machen die Nachkommen derer, die den Krieg vom Zaun gebrochen haben? Sie begrüßen sie am Eingang zu Deutschland in einem extra eingerichteten Polizeiterminal, halten sie stundenlang fest, verhören sie und verweigern einem Mazedonier unbegründet die Weiterfahrt. Wer denkt sich so etwas aus? Sind das die sogenannten „westlichen Werte“, die unsere Politiker ständig vorgeben verteidigen zu müssen? Michael Sieber, Limbach-Oberfrohna Eigentlich sollte man darüber lachen nutzt, aber dass diese Frau offensichtlich Straftaten begeht und auch noch dafür gewürdigt wird, finden wir empörend. Manfred Kreher, Pockau Drei Artikel innerhalb weniger Tage sind zu diesem Thema erschienen: „Ein Radweg, zwei Bagger, eine Backpfeife“, „Der große Bagger-Irrtum am Elberadweg“ und „Dresdens meistgehasste Frau“. Zerstört: Radler mussten ihr Gefährt eine kurze Zeit lang tragen. Investoren brauchen Sicherheit So etwas musste einmal kommen. Was der Investor braucht, ist in erster Linie Rechtssicherheit. Es kann nicht sein, dass Bebauungspläne willkürlich geändert werden. Das Problem in Deutschland ist die weitverbreitete Neidkultur. Gewisse Kreise sind gegen vermeintliche Luxusbauten, und eine erfolgreiche Unternehmerin ist ein rotes Tuch für diese Leute. Aber Geldverdienen ist nicht unmoralisch, im Großen wie im Kleinen, Unternehmergeist und Fleiß bringen am Ende allen Nutzen. Niels Engler, Gornau Pflicht zum Impfen hat viele Vorteile Stadt sollte Grenzen aufzeigen Eine Architektin kann die Grenzen eines Grundstücks nicht korrekt in eine Flurkarte eintragen. Peinlich, peinlich. Auch die Notwendigkeit, eine Baustelle abzusperren, hatte sie übersehen. Völlig falsch wäre es aber, der Dame Defizite in der Intelligenz anzulasten, denn beispielsweise rechnen kann sie vorzüglich. Temperamentvoll stellte sie vor laufender Kamera die Millionenbeträge vor, welche sie von der Stadt Dresden für entgangene Gewinne plus Zinsen berechnen werde. Sie rechnet sicher damit, dass ihr auf der Sei- FOTO: IMAGO te der Stadt nur Dumme gegenüberstehen, welche diesen Forderungen widerspruchslos entsprechen. Ich hoffe, dass die Dame auch hier irrt und dass ihr die Stadtoberen deutliche Grenzen aufzeigen. Rudolf Müller, Aue Nicht auch noch würdigen Ist es diese Frau wert, dass man ihr eine ganze Seite in der Zeitung widmet? Es ist traurig, dass die Stadt Dresden im Überflutungsgebiet Grundstücke an Spekulanten verkauft. Wir waren oft in Dresden und haben auch den Elberadweg be- Ins Parteiengezänk geraten Die Überschrift „Dresdens meistgehasste Frau“ ist sicherlich eine Lüge und grenzt an Vorverurteilung. Für diesen Titel gibt es geeignetere Kandidaten in Dresden. Eigentlich lacht man eher darüber, billigt aber die Radweg-Zerstörung nicht. Viele Bürger aber, die mit Behörden und Ämtern zu tun haben oder hatten, wissen, was da mitunter abläuft. Nun ist Töberichs Projekt noch in das Parteiengezänk geraten. Da kann ich mir gut vorstellen, dass sich die zuständigen Bearbeiter tot stellen, um nicht in diese Mühlen zu geraten und zermahlen zu werden. Wenn sie zu diesen drastischen und strafrelevanten Maßnahmen greift und dies tragischerweise noch am falschen Ort, muss sich in ihr einiges aufgestaut haben. Eines hat sie erreicht: In den Ämtern wurde der Tiefschlaf unterbrochen. Wolf-Dieter Langer, Chemnitz Beim Lesen des Briefs im Leserforum zur Impfpflicht fand ich es eine Ungeheuerlichkeit, dass der Leser der Meinung ist, dass es eine Gängelei des Staates ist, eine Impfpflicht einzuführen. So wird sich auf das Erziehungsrecht der Eltern als Grundrecht berufen und dazu gehöre die Gesundheitssorge. Geht es aber hier um die Gesundheitssorge nur für das eigene Kind? Denn einige wollen ja auch von dem Grundrecht Gebrauch machen. Wenn dann vielleicht das eigene Kind mit Masern angesteckt wird und, was nicht zu hoffen wäre, stirbt – ob die Eltern dann sagen würden: Na ja, das macht nicht viel, da gehört es eben zu dem „einstelligen Bereich der Todesfälle“? Ich glaube nicht, dass die Eltern sich mit dem Tod des Kindes abfinden könnten. Wir sind früher alle in den Kindergärten und Schulen geimpft worden, Impfverweigerer gab es nur wenige. Ein weiterer Vorteil war, dass notwendige Impftermine nicht selbst überwacht werden mussten, sondern die Impftermine registriert waren. Gerlinde Siegert, Mülsen Sonderweg der Kirche abschaffen Zum Artikel „Katholische Kirche ändert Arbeitsrecht“: Von einer „deutlichen“ Entschärfung des kirchlichen Sonderweges im Arbeitsrecht kann beim besten Willen keine Rede sein, denn der kirchliche Arbeitgeber kann weiterhin nach Gutdünken entscheiden, ob einem Mitarbeiter auf Grund einer Wiederverheiratung bzw. einer eingetragenen Lebenspartnerschaft gekündigt wird oder nicht, es besteht keine Rechtssicherheit. Das Streikverbot bleibt bestehen und Konfessionslose/Andersgläubige bleiben nach wie vor Beschäftigte zweiter Wahl – und das, obwohl deren Zahl steigt und die kirchlichen Sozialkonzerne größtenteils von der Allgemeinheit finanziert werden. Der kirchliche Sonderweg ist durch nichts mehr zu rechtfertigen und ganz abzuschaffen. Jutta Behne, Rossau KURZ UND KNAPP Zum Artikel „Sachsen soll Beteiligung des Fußballs an Polizeikosten prüfen“: Ich weiß nicht, was es da lange zu diskutieren gibt. Die DFL soll sich ab sofort an den Kosten für die Polizeieinsätze beteiligen, und zwar mindestens mit der Hälfte. Man könnte auch die Preise für die Eintrittskarten erhöhen und mit diesen Geldern den Polizeiaufwand zum Teil finanzieren. Viele Tierheime beispielsweise können wegen finanzieller Probleme kaum überleben. An vielen Schulen und Kindergärten fehlt hinten und vorne Geld. Sollen die Bundesländer diese doch mit dem eingesparten Geld unterstützen. Pia Sbresny, Chemnitz Zu Berichten über die Etatdebatten im Sächsischen Landtag: Nachdem der Ministerpräsident den Doppelhaushalt vorgelegt hatte, signalisierte der Beschluss einen Nutzen für die Bildung. So werden die Direktoren an den Schulen mit den ihnen anvertrauten Eleven durch ein hohes Engagement dann auch entsprechende Leistungen zeigen. Die angestrebte „Bildungsrepublik“ kann künftig einem internationalen Anspruch standhalten. Reiner Spörl, Chemnitz
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