MONTAG 3. NOVEMBER 2014 3 Lokales Einwohnerzahl wird für einen Abend glatt verdoppelt Hüttenbuscher Erntewagen-Abschlussparty lockt 2000 bis 3000 Gäste auf den Platz vor dem Schützenhof das echte Vorbild geladen, das beeindruckende Flammen aus seinen beiden Worpswede-Hüttenbusch. Wikinger ver- Schornsteinen spuckte. trugen sich gut mit Zombies, die aussahen, Am Schützenplatz ging der Zug am früals hätten sie zwei Tage durchgefeiert, eine hen Abend los, fuhr über den MühlenKuh besah die Szenerie mit freundlich-stoi- damm zur Hüttenbuscher Straße, die Schulschem Blick, und die Hüttenbuscher Bevöl- straße, Fünfhausen, den Kniependamm, kerung war auch sehr einverstanden da- die Schulstraße, die Bahnhofstraße und den Jungfernstieg zurück zum Schützenmit, dass in ihrem Dorf einen Abend lang Ausnahmezustand herrschte: Die Interes- platz, wo der erste der 70 Wagen nach etwa zwei Stunden wieder ankam. Dort sengemeinschaft Erntewagen Worpswede (IGEW) feierte mit der Erntewagen-Ab- herrschte inzwischen fröhliches Jahrmarktschlussparty (EWAP) das Saisonende. Da- treiben mit allen Buden, die so dazugehömit wurde die Bevölkerungszahl in Hütten- ren, und die ersten Gäste kauften auch busch für einen Abend glatt verdoppelt. schon die Eintrittsbänder für das Zelt neben dem Schützenhof, in dem am späte„Besser Korn im Bauch als Stroh im Kopf“, wurde auf einem der 70 Wagen be- ren Abend die Party mit der KomboO und hauptet – einige Teilnehmer schienen dies drei DJs steigen sollte. auch sehr gründlich beherzigt zu haben, es Wie man das macht, weiß natürlich nieblieb aber für eine derart große Veranstal- mand so gut wie der „Partytruck Sankt Jürtung erstaunlich friedlich auf dem Platz vor gen“, das sagt ja schon der Name. „Alle dem Schützenhof und auf dem Mühlen- Mann in die Hocke!“, befahl der DJ, der damm, wo die 70 Treckergespanne ihre Be- sich nur mit Mühe gegen seine eigene Musatzung nach einer Runde durch den Ort ab- sik durchsetzen konnte. Der Befehl wurde luden. Die Wagen waren fantasievoll ge- etwas zögerlich befolgt, wahrscheinlich schmückt, besonders angesagt sind in die- schwankte der Anhänger so schon genug. „Entweder ihr rastet jetzt aus, oder ihr fahrt sem Jahr bunte Leuchtdiodenketten, die nach Hause!“, drohte der DJ. Das wirkte, sich zu allerlei Motiven formen lassen – ein nach Hause wollte so schnell noch nieWagen zeigte gar die leuchtenden Umrisse eines Wikingerschiffes, der vom „Nord- mand. Da hätte er auch was verpasst. deutschen Trecker-Treck“ stellte einen „Das wird hier jedes Jahr größer“, sagt Dragster-Traktor dar, hatte aber auch noch Dennis Holz von der IGEW. Die Zahl der Wagen sei zwar aus Sicherheitsgründen begrenzt, aber es kämen immer mehr Zuschauer – die Hüttenbuscher sowieso, die vor ihren Häusern standen und den Zug vorbeidefilieren ließen. 2000 bis 3000 zahlende Gäste würden es wohl werden, wurde an der Kasse vermutet. Maik Bellmann, der Vorsitzende der IGEW, erinnert sich noch an die Anfänge: Die IGEW gründete sich 2002, um einen ErnteDie Besatzung des Wagens einer Licht- und Tontechnikfirma aus Don- wagen zu bauen, mit nern war sehr farbenfroh. FOTO: JOHANNES KESSELS dem sie pro Jahr an V ON JOH A NNES K ES S EL S etwa 14 Festen teilnimmt und auch schon mal den ersten Platz beim Freimarktsumzug belegt. „Und das ist jedes Jahr ein anderer Wagen“, sagt Bellmann. Zum Saisonabschluss wurde im Schützenhof eine Party veranstaltet, damals reichte noch der Saal. Inzwischen kommen Erntewagen aus halb Norddeutschland von Verden bis Cuxhaven, die Startplätze werden bei Ebay versteigert. „Wir könnten auch 100 bis 120 Wagen kriegen“, sagt Bellmann, aber mehr als 70 sei unmöglich. Nun ja, es waren diesmal 71 Wagen, aber der 71. war der der Hüttenbuscher Feuerwehr, und auf dem ging es recht ruhig zu. Hartmut Otten aus Westertimke stand am Straßenrand. Er kennt auch die Zevener Erntewagenparade. „Verglichen damit kann man sagen: Das hier ist eine Parade,“ lobt er die Hüttenbuscher Veranstaltung. „Und die Hüttenbuscher können gutes Wetter machen.“
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